© 2017 Herausgeber Dr. Ralf Kühl, Hannover
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BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt“
ISBN 9783744841375
Bild Cover: fotolia | Karl-Heinz Spremberg
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
Innerhalb des Investitionsmarktes bei Immobilien nimmt die Pflegeimmobilie noch immer eine gewisse Sonderstellung ein. Insbesondere für private Kapitalanleger repräsentiert eine derartige Anlageklasse in Teilen eine Investitionssituation in die eigene, letzte Lebensphase hinein.
Aber weit gefehlt. Die bereits innerhalb der Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland fortschreitende demografische (Über) Alterung impliziert eine hohe, stabile Nachfrage hinsichtlich Pflegeheimimmobilien bereits im Hier und Jetzt.
Ergänzend um deutliche Tendenzen hinsichtlich steigender Lebenserwartungen bei Frauen und Männern – bedingt durch zunehmend gesunde Lebensführung sowie eine beachtlich hohe Anzahl an medizinischen Heilungs- und Präventionsmaßnahmen in Kombination mit hochspezialisierter Medizintechnik – werden lebensumstandssituative Wohnmöglichkeiten für eine alternde Bevölkerung unabdingbar sein.
Dabei ist der Staat in sozialer Verantwortung aktiv und unterstützt dabei privatwirtschaftliche Engagements zur Schaffung des unverzichtbaren Wohnraumes für das Alter.
Dieses ermöglicht wichtige Rahmenbedingungen zur konkreten Ansiedlung in definierten Infrastrukturen einzelner Bundesländer und sorgt zudem für eine gesetzgebungsorientierte Grundlagenfinanzierung auf Basis des Sozialen Gesetzbuches (SGB). Dabei erscheint die Pflegeimmobilie in einem vielseitigen Fokus. Nicht erst unmittelbar vor einer sich abzeichnenden Pflegebedürftigkeit oder bewusst gewählten betreuten Wohnumgebung werden Pflegeimmobilien als Investitionsgegenstand für Kapitalanleger ausgewählt.
Die Pflegeimmobilie – insbesondere in Form des privaten Teileigentums innerhalb einer Pflegeeinrichtung – genießt hohe Akzeptanz und gibt neben einer monetären Sicherheit in substantielle Sachwerte zudem auch persönliche Beruhigung im Alter, wenn über ein bevorzugtes Belegungsrecht dem Wunsch nach individueller Lebensform entsprochen wird.
Über eine kompakte Marktsituationsdarstellung zu Pflegeheimimmobilien in Deutschland erfolgen im Verlauf dieses Fachbeitrages argumentative Ansätze zur demografischen Entwicklung, individueller Haushaltsstruktur sowie individueller Bedürfnislage auf Seiten der Pflegenden.
Auf der Anbieterseite folgen Erläuterungen zum gegenwärtigen Bestandsmarkt der Pflegeimmobilien, der Gestaltungsformen sowie vorsichtige Prognosen zur Entwicklung des Pflegeimmobilienmarktes in Deutschland.
Als Fazit kann bereits an dieser Stelle vorweggenommen werden: das Thema ‚Pflege‘ und die damit verbundenen Rahmenbedingungen sind bereits hier und heute von hoher gesellschaftlicher sowie individueller Bedeutung.
Es stellt somit kein Luxusproblem dar oder gehört in die Kategorie unliebsamer Lebensfragestellungen, sondern erfordert seitens jedes Einzelnen innerhalb der Gesellschaft einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Thema.
Dieser Fachbeitrag soll helfen, über Pflegeimmobilien und deren Gestaltungsformen eine Form individueller Sicherheit aufzuzeigen.
Wenn der gedankliche und argumentative Ansatz hierzu verständlich in Richtung Leser transportiert wird, dann ist die Arbeit für diesen Fachartikel gelungen.
Eine Kernthese zur demografischen Entwicklung in Deutschland lautet, dass ein kontinuierlich hoher Bedarf an verlässlichen Versorgungssystemen für alternde und pflegebedürftige Menschen innerhalb des Gesundheits-/Pflegewesens in Deutschland Etablierung zu finden hat.
Erste, stabile Prognosen weisen über eine Zeitstrecke von rund 20 Jahren einen Anteilszuwachs der Hochaltrigen an der Älterenbevölkerung von 14 Prozentpunkten im Jahr 2050. Somit nimmt schätzungsweise der Anteil an hochaltrigen Personen innerhalb des Betrachtungszeitraumes vom Jahr 2030 bis zum Jahr 2050 von 26% auf 40% zu.
Folglich steht dem Pflegewesen die zu lösende Herausforderung bevor, für diese Bevölkerungsgruppen eine adäquate Altersvorsorge – eben auch in dauerhaft stationärer Unterbringung – zu sichern.
Dabei handelt es sich bei der fachlich orientierten Diskussion um das Thema ‚Pflege‘ seit geraumer Zeit nicht mehr exklusiv um reine Expertenmaterie.
Ein stark zunehmendes öffentliches Interesse – ausgelöst durch direkte Betroffenheit innerhalb der Familie oder aus perspektivischer Vorbereitung auf den verantwortungsvollen Umgang mit Themenfacetten der Pflegewirtschaft – trifft auf medial verteilte sozial- und gesundheitspolitische Rahmendiskussionen.
Einflussnehmende Kriterien wie beispielsweise Regelungen zu Pflegestufen, Rentenalter, Altersteilzeitmodelle für Arbeitnehmer, Pflichtbeiträge zur Pflegeversicherung, freiwillige Absicherungen sowie stetige Innovationen in Branchenmärkten der Pharmazie sowie Medizintechnik lassen interessierte, verantwortungsvoll agierende Bevölkerungsschichten intensiver in die Themendiskussion und individuelle Lösungsfindung eintreten.
Zudem wirkt das gesellschaftliche Phänomen gestiegener Lebensansprüche in breiten Teilen der Bevölkerung ein. Insbesondere bei berufstätigen Menschen mit erhöhtem Ausbildungsgrad werden in frühen Lebensjahren Niveaustufen einer gehobenen, zufriedenstellenden Lebensführung gelegt und diese aufrechterhalten.
Dieser Gewöhnungsprozess wird konsequent aufrechterhalten und soll auch im Moment des Eintrittes in eine neue Lebensphase [Beispiel: Austritt aus dem Erwerbsleben], aber auch bei ungeplanter, kurzfristig eintretenden Lebensänderung [Beispiel: Unfall, Krankheit oder plötzliche Pflegesituation der Eltern bzw. Großeltern] fortbestehen können.
Diese Anspruchslage ist auf Anbieterseite über stabile Versorgungsstrukturen und Wohnraumangebote zu bedienen, auch wenn gegenwärtig noch ein erheblicher Teil an Pflege, Betreuung und Versorgung privat organisiert und familiär erbracht wird.
Aufgrund nachhaltiger Veränderungsprozesse innerhalb der Gesellschaft [höhere Individualisierung; erhöhtes Renteneintrittsalter; Jobnomaden Status; multiple Formen von Lebensgemeinschaften] bleibt zu erwarten, dass die familiär orientierte Pflegeunterstützung abnimmt und alternativ eine vielseitig anpassungsfähige Pflegeinfrastruktur zum Tragen kommt.
Hierzu gehört zweifelsfrei mit an erste Stelle die zentrale Frage nach dem ‚Wohnsitzprinzip‘.
Klassische Pflege- und Seniorenheime werden dabei häufig nur als letzte Option einer altersgerechten Versorgung angesehen. Tatsächlich spielen aber zunehmend alternative Wohnformen für Senioren und Seniorinnen eine größere Rolle am Markt.
Da ältere Menschen durchaus dazu neigen, einen erhöhten Zeitanteil im eigenen Wohnumfeld zu verbringen, benötigen sie eine Art ‚Handlungs- und Erlebensbereich‘ im eigenen häuslichen Umfeld mit vertrauten Tagesabläufen und zuverlässigen Serviceleistungen.
Alternative Wohnformen können dabei einen Lösungsansatz darstellen, wobei neben dem Gesundheitswesen auch Pflege- und Betreuungseinrichtungen im größeren Stil gefordert sind, sich diesen Wohnansprüchen der alternden Gesellschaft zu stellen und dabei für belastbare Rahmenbedingungen zur Bedürfniserfüllung der Nachfrager zu sorgen.
Vor nahezu 25 Jahren fand das Thema des „Demografischen Wandels“ in Deutschland erstmals Einzug in Podiumsdiskussionen des Deutschen Bundestages. Die sogenannte Enquête Kommission erarbeitete im Jahr 1992 Thesen und Verlaufsszenarien hinsichtlich des voraussichtlichen demografischen Wandels in Deutschland.
Im Kern der Ergebnisdarstellung repräsentiert sich, dass elementare Veränderungen innerhalb der Altersstruktur, Sterberaten, Geburtsraten sowie in stetigen Aus- und Abwanderungsbewegungen festzustellen sind. Diese Kernaussagen sind der nachstehenden Abbildung zu entnehmen.
Koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung für Deutschland
Abbildung 1: Koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung für Deutschland
Quelle: http://www.demographie-netzwerk.de/fakten/, Abruf 14.10.2016
Dabei schatten derartige Phänomene innerhalb der deutschen Gesellschaft in vielfältiger Weise auf die volkswirtschaftliche Lage.
Neben konkreten Auswirkungen auf lokale und überregionale Arbeitsmärkte gestalten Anbieter innerhalb des Versicherungswesen, des Gesundheitswesens sowie auch der Öffentlichen Hand soziodemografische Strukturen und Maßnahmenpakete, um der zu erwartenden Bevölkerungsstrukturänderung angemessen zu begegnen. Zudem bedeutet dieser Veränderungstrend für die Immobilienwirtschaft weit reichende Konsequenzen: neue Wohnnutzungskonzepte für einen ausgewählten Teil der Bevölkerung müssen entstehen, hohe Anforderungen an Wohnkomfort und Ergonomie erfüllen, eine belastbare Begleitinfrastruktur mit sich bringen, nicht nur Großstädte versorgen und zu guter Letzt auch bezahlbar in der Anschaffung und Nutzung bleiben.
Rückblickend auf das Jahr 2014 betrug die Gesamtbevölkerung in Deutschland rund 81 Millionen Menschen. Bezogen auf Veränderungsbewegungen im Mehrjahresvergleich liegt trotz einer sehr leichten positiven Wachstumsrate seit dem Jahr 2010 (+0,2%) grundsätzlich eine rückläufige Tendenz seit Beginn der Nachkriegszeit im Jahr 1945 vor.
Dabei ist im Jahr 2012 mit rund 82,5 Millionen in Deutschland lebenden Menschen der vorläufige Höchststand verzeichnet.