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© 2017 Esam Aljaber Abou-Fakher
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 9783746086651
Betreuende Gutachterin: | PD. Dr. Beate Störtkuhl |
Betreuender Gutachter: | Prof. Dr. Mamoun Fansa |
Disputation: | 17. Juni 2016 |
Für alle,
die sich mit Syrien in Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit
verbunden fühlen.
Abgesehen von ihrer nüchternen Funktion z. B. als Zahlungsmittel wird der Münze durch ihre Prägung in Form von Aufschriften und Bildern ein besonderer Wert beigemessen. So werden darauf bedeutende Persönlichkeiten, historische Ereignisse, berühmte Bauten oder Tier- und Pflanzenbilder abgebildet. Die Münze transportiert hierdurch Informationen politischer, historischer und religiöser Art und wird so zu einem Zeugnis der Identität einer Gesellschaft, einer Kultur und eines Staates. Als ein durch Vervielfältigung ‚lebendes‘ Objekt gilt die Münze außerdem als das ‚älteste‘ Massenmedium überhaupt,1 was ihren Wert als Informationsträger unterstreicht. Vor diesem Hintergrund gewinnt sie neben ihrer eigentlichen Funktion noch weitere hinzu, die zur Entstehung der wissenschaftlichen Disziplin der Numismatik führten. Entsprechend beschreibt Maria R.-Alföldi diese Entwicklung in der Einleitung zu ihrem numismatischen Sammelband: „Wo beginnt ... das abstrakte Interesse an der antiken Münze und damit ihre wissenschaftliche Erforschung? Wohl dort, wo das primäre, funktionsbedingte Interesse nicht mehr im Vordergrund steht.“2
Die Numismatik beschäftigt sich mit verschiedenen Aspekten der Münze (Gestaltung, Münzsystem, Material etc.) und richtet damit keinen besonderen Fokus auf ihr Bild. Die Auseinandersetzung mit dem Münzbild findet eher im Bereich der Kunst- und Bildwissenschaft statt. Allerdings wird hier – im Gegensatz zum autonomen Kunstwerk – die ausgiebige Betrachtung dieses Bildes durch die vordergründige Münzfunktion (Zahlungsmittel) verhindert, denn diese hat die rein künstlerische Existenz der Münze in den Hintergrund gedrängt. So erkennt der Philosoph und Numismatiker Gottfried Gabriel zwar in seinem Buch „Ästhetik und Rhetorik des Geldes“ aus dem Jahr 2002 die Münze als Kunst(-objekt) an, weist jedoch auf die negative Rolle ihrer Funktion in Hinblick auf den künstlerischen Wert hin: „Zu reinen Kunstwerken werden Münzen auch nach ihrer Entwertung nicht, weil ihnen ihre Vergangenheit, ein Zahlungsmittel gewesen zu sein, weiterhin anhaftet. Münzsammlungen sind also keine Kunstsammlungen. Dennoch scheint mir der Vorschlag, Geld als Kunst zu sehen, weniger abwegig zu sein als dessen Verkehrung, nämlich Kunst als Geldanlage aufzufassen.“3
Wird die Münze als Kunstwerk durch ihre Gebrauchsfunktion beeinträchtigt, so kann ihr Wert an sich nicht allein daran bestimmt werden. Vielmehr sind hier nämlich ihre spezifischen und mit der Funktion einhergehenden Gegebenheiten zu berücksichtigen, die auf ‚andere‘ Gebrauchsgegenstände nicht zutreffen: Die Münzen eines Landes sind Zahlungsmittel und Repräsentationsobjekte zugleich, die nur vom Staat produziert werden. So werden sie von ihm kontrolliert und – über ihre wirtschaftliche Rolle hinaus – auch durch ihre Bilder in seinen Dienst gestellt. Unterliegt die Gestaltung eines herkömmlichen funktionellen Kunstobjekts (z. B. Keramikgefäß) der Hand des Handwerkers, unterwirft sich die Münzgestaltung daher einem weitaus größeren Kreis von Akteuren und erfolgt damit auf höherer Entscheidungsebene. Münzen erlauben zudem – u. a. aufgrund ihres durch die Massenproduktion bedingten Aufwandes – keine abwechselnde bzw. kurzfristige Prägung, denn ihre Gestaltung ist – auch bedingt durch die notwendige schnelle Erkennbarkeit – eher durch Statik und Langfristigkeit gekennzeichnet. Diese Merkmale lassen im Kontext der Kunstgeschichte ihre Zusammenhänge erkennen, indem die Münzgestaltung mit den revolutionären und kreativen Bewegungen wenig in Berührung kommt. Entsprechend merkt Wilhelm Jesse folgendes an: „Die durch die rechtlichen und wirtschaftlichen Eigenschaften der Münze gegebenen Bindungen können so stark sein, dass eben zu gewissen Zeiten den höchsten Schöpfungen der Kunst auf dem Gebiete der Malerei, Plastik oder Baukunst völlig kunstarme Münzgepräge gegenüberstehen.“4
Die kunst-problematische Stellung der Münze treibt die Frage nach sich selbst an und verleiht ihr eine entsprechend forschungsattraktive Dimension. Der Ausgangspunkt ist hierfür die vorgenannte Spezifik bzw. ‚staatliche‘ Präsenz, in die das Münzbild, im Gegensatz zu anderen Kunstobjekten, mündet bzw. münden soll: Das Herrscher-Porträt ist beispielsweise seit den römischen Münzen ein markantes und verbreitetes Motiv „politischer Machtsymbolik“.5 Seine Elimination auf den französischen Münzen nach der Französischen Revolution spiegelt nicht nur eine neue künstlerische Tat wider, sondern die gesamte damalige Wandlung der Gesellschaft, des Staatssystems und nicht zuletzt der Herrscher-Stellung. Bei den islamischen Münzen wird – aufgrund der religiösen Bilderproblematik bzw. -verbote – das Thema Herrscherbild sehr reduziert; dagegen dominiert das Wort Gottes als bedeutendes Element. Hier trägt dieses Element die Grundsätze der Religion, die ihrerseits das Hauptsystem der Gesellschaft darstellt. Lassen sich diese Phänomene visuell und künstlerisch betrachten, sind sie jedoch Zeichen für u. a. schwerwiegende (kollektive) politischen Ereignisse und Entwicklungen und damit auch Objekte der Politikwissenschaft. So deutet Hans-Otto Mühleisen in seinem Beitrag „Kunst und Macht“ die Kunst (und hier unausgesprochen die Münze als eines ihrer Objekte) als Hilfsmittel einer fachübergreifenden wissenschaftlichen Methode an: „Zunehmend hat ... die Politikwissenschaft seit den neunziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts die Kunst als Weg auch zum Verständnis von Politik in früheren und zeitgenössischen politischen Systemen entdeckt.“6 Vor diesem Hintergrund wird bei der Frage nach Münze und Münzkunst – wohl im umgekehrten Weg zu Mühleisens Aussage – sofort das Thema ‚Politik und Macht‘ berührt und es erweisen sich die Politik und die politische Entwicklung als Hauptdynamo der Münzgestaltung. Die vorliegende Arbeit setzt sich vor allem mit dieser (politischen) Konnektion des Münzbildes auseinander und zwar im Hinblick auf die syrischen Münzen von 1918 bis 2010.
Bedingt durch den Rückzug der kolonialen osmanischen Herrschaft infolge des Ersten Weltkrieges und der Etablierung einer politischen Autonomie in ‚Syrien‘ (Syrisches Königreich) wurde 1920 das erste monetäre System gegründet und – mit der Golddinar-Münze – der erste Versuch einer eigenen ‚syrischen‘ Währung unternommen. Diese war jedoch nicht von Dauer, denn die Aufteilung des Nahen Ostens zwischen den europäischen Mächten wurde im selben Jahr aufgezwungen und das Land sowie die Währung wurden unter die Kontrolle des französischen Mandats gestellt. Erst nach der Unabhängigkeit Syriens im Jahr 1946 konnte eine unabhängige, dauerhafte syrische Währung und anschließend eine nationale Zentralbank gegründet werden. Wird die Münzhoheit als exklusives Staatsrecht berücksichtigt, erfuhren die syrischen Münzen – ihrem historischen Hintergrund entsprechend – erhebliche Umwälzungen, die sich schließlich in ihrer Gestaltung spiegelten. In der vorliegenden Arbeit werden diese Sachverhalte aufgegriffen und auf dieser Grundlage die Münzbilder untersucht. Es werden also die Bedingungen und Überlegungen der Münzgestaltung (Staatstendenzen, kulturelle Traditionen, religiöse Angelegenheiten etc.) aufgedeckt, die mit der spezifischen Stellung der Münze als ‚staatsrepräsentatives‘ Objekt zusammenhängen und ihre Einflüsse auf sie bzw. ihre Aussage ausüben.
Im genannten Untersuchungszeitraum war Syrien im Wesentlichen von Gedanken der Unabhängigkeit und des Übergangs zu einem Nationalstaat geprägt. Daraufhin (re)konstituierte es das Staatsgebilde samt seiner repräsentativen Darstellung, wodurch seine neue Existenz untermauert werden sollte. Dieser Vorgang lässt sich – aufgrund des vorgenannten Zusammenhangs von Münzen und Staat – in der Arbeit stringent verfolgen. Durch die Kontextualisierung und fundierte Untersuchung der Bildelemente und deren inhaltliche Aussagen wird auf die allgemeine visuellen Kultur Syriens und vor allem die Staatskunst eingegangen,7 wodurch die Münzen als ein Fragment des gesamten Instrumentariums des staatsrepräsentativen Bildes herausgestellt werden. Insoweit beschäftigt sich die Arbeit – über ihren numismatischen Inhalt hinaus – mit der allgemeinen politischen Ikonografie Syriens.
Abschließend muss auch auf die Bedeutung der Arbeit hinsichtlich ihres Untersuchungszeitraums hingewiesen werden, der mit der syrischen Revolution vom März 2011 kollidierte bzw. durch sie begrenzt wurde. Dieses Ereignis signalisiert einen Wendepunkt in der Geschichte Syriens (und wohl auch dessen Münzgestaltung) und misst der Arbeit – vielleicht gerade wegen seiner nachteiligen Konsequenzen auf sie8 – einen weiteren Gesichtspunkt hinzu.
1 Vgl. Göbl: 1978, Band 1, S. 29
2 R.-Alföldi: 1989, S. 1
3 Gabriel: 2002, S. 9
4 Jesse: 1950, S. 212
5 Vgl. Wohlfeil: 2011, S. 400
6 Mühleisen: 2005, S. 1 f.
7 Als Folge daraus und wegen des Fehlens einschlägiger Forschung, wird eine gründliche Untersuchung für Elemente vorgenommen, die über die Münzmotive hinaus gehen und eher eigenständige Themen abbilden. Dies ist z. B. der Fall bei der Behandlung des Staatswappens.
8 Siehe Kapitel „Forschungsfragen und Methodik“
Gegenstand meiner Untersuchung sind die syrischen Münzen ab dem Zeitpunkt, als die syrische Staatlichkeit zum ersten Mal auf einer Münze dokumentiert wurde, bis in die jüngste Vergangenheit (2010). Aus Gründen der Übersichtlichkeit und zur besseren Untersuchung des Forschungsgegenstandes wurde dieser systematisch erfasst bzw. katalogisiert. Der Katalog enthält – einschließlich der Gold- und Silbermedaillen der Zentralbank Syriens, die nicht als Kurs- bzw. Umlaufmünzen gelten9 – insgesamt 73 Münzen. Darüber hinaus untersuche ich die Münzen im Kontext der Kultur- und Kunstgeschichte und berücksichtige dabei folgende Fragestellungen:
Die Untersuchung der syrischen Münzen schließt verschiedene Fachwissenschaften mit ein und ist daher interdisziplinär angelegt. Das Zusammentragen der Münzen war der erste Schritt der Arbeit. In der Hoffnung, Informationen zu Münzen bzw. Münzsammlungen zu erhalten, wandte ich mich zunächst an öffentliche Einrichtungen (Museen, Bibliotheken und vor allem die Zentralbank Syriens). Allerdings haben sich diese in Ermangelung von Archiven bzw. anderer Bestände nicht als befriedigend erwiesen, was die Recherche nach Alternativen nötig machte.10 Aufwendiger als die Sammlung der Objekte und ihrer Prägungsangaben (Gewicht, Größe, Metallart, etc.) war die Beschaffung ihrer historischen Hintergründe zu Entwicklung, Entwurf und Herstellungsprozess, was für die ikonografische bzw. ikonologische Analyse unabdingbar war. Die Schwierigkeiten hierbei ergaben sich aus zwei Hauptgründen: Zum einen weil die Münzen aus verschiedenen historischen Epochen (u. a. vor Gründung der Zentralbank Syriens) stammen und ihre Dokumente unter verschiedenen Institutionen verstreut sind. Zum anderen weil sie – auch bis in die heutige Zeit – aufgrund des Fehlens einer nationalen syrischen Münzstätte in verschiedenen ausländischen Münzstätten gefertigt wurden.11 Dementsprechend war der Zugang zu Quellenmaterial (Primärliteratur) sehr aufwendig und das Resultat sehr bescheiden. Darüber hinaus spielte diesbezüglich die Ausnahmesituation in Syrien der letzten sechs Jahre eine wesentliche negative Rolle, wobei mich die einschlägigen Münzstätten – aufgrund ihrer Verpflichtung zum Datenschutz – so gut wie nicht unterstützt haben.12 So wurden neben der
Literaturrecherche, die im Prinzip auf einer großen Bandbreite von Büchern, Berichten der Münzstätten und Münzkatalogen basierte, auch Interviews durchgeführt, mündliche Auskünfte (u. a. über Institutionen in Syrien) eingeholt und die Münzen selbständig vermessen. Unter diesen Bedingungen – in erster Linie jedoch wegen des Fehlens von Primärliteratur – blieb die Arbeit in sehr geringem Umfange eher hypothetisch.
Die vertiefende Studie orientiert sich weitgehend an der kunstanalytischen Methode von Erwin Panofsky, die das Bild in drei Ebenen untersucht: Vorikonografische, ikonografische und ikonologische Ebene.13 Der vorikonografische Schritt ergibt sich im Kontext des Katalogs, wo die einzelnen Motive bzw. Motivkomplexe identifiziert und für die weitere Behandlung extrahiert werden. Die beiden anderen Schritte stellen die wesentliche Leistung und den Hauptteil der Arbeit dar: Bei der ikonografischen Behandlung werden die Motive, vor allem anhand von sekundärer fachübergreifender Literatur (Kunst, Geschichte, Mythologie etc.), untersucht und hinsichtlich allgemeiner bzw. globaler Konnektionen beleuchtet. Anschließend – und darauf basierend – geht die ikonologische Behandlung ihrem spezifischen Bezug auf die syrischen Münzen nach, indem Verknüpfungen zu verschiedenen Sachverhalten des Staates (historischer Kontext, politische Tendenzen, gesellschaftliche und religiöse Normen etc.) hergestellt werden. Es werden dadurch der Ursprung und die
Entwicklung der Motive in der syrisch-politischen Ikonografie unter Berücksichtigung der jeweiligen vorherrschenden Bedingungen aufgedeckt. Dies geschieht grundsätzlich durch das Zurückverfolgen der Motive in der visuellen Kultur Syriens (Kunstwerke, Münzen und allgemeine Gegenstände). Die Betrachtung stützt sich hier vor allem auf die Briefmarken als – ähnlich wie die Münzen – Objekte der staatlichen Repräsentation.14 Insoweit wurde in dieser Arbeit die vergleichende Methode angewendet. Aufgrund der Ähnlichkeit bzw. Wiederholung einiger Motive auf mehreren Münzen werden diese nicht einzeln, sondern gruppenweise behandelt. Die Gruppierung erfolgt hierbei in Abhängigkeit zur Münzart (Kursmünzen, Sondermünzen etc.) und zum Münzmotiv (Arabeske, sozialistische Motive etc.). Dennoch wird die chronologische Reihenfolge (nach politischen Phasen) weitgehend beibehalten.
9 Diese Medaillen dienen vor allem als Geldanlage – sind also nur im weitesten Sinn als Zahlungsmittel zu betrachten. Sie stammen jedoch, ebenso wie die als gesetzliche Zahlungsmittel geprägten Münzen, von der Zentralbank Syriens und werden daher in die vorliegende Studie integriert.
10 Beim Besuch der Münzabteilung des syrischen Nationalmuseums in Damaskus, das wohl das bedeutendste in Syrien ist, habe ich im August 2007 keine syrischen Münzen des 20. u. 21. Jhs. vorgefunden. Der Bestand umfasste ältere Münzen, wie griechische, islamische etc. In der Zentralbank Syriens fand ich im Oktober 2008 ebenfalls kein Münzkabinett oder formelle Archive moderner syrischer Münzen. Eine Sammlung ‚aller syrischen Münzen‘ habe ich im September 2009 in der Al-Assad-Bibliothek in Damaskus entdeckt. Allerdings war die Anzahl der vorgefundenen Münzen geringer als die in meiner persönlichen Sammlung und damit keinesfalls vollständig. Bei Anfragen an ausländische Museen, die sich speziell mit Münzen beschäftigen, insbesondere „The Bank of Canada’s Currency Museum“, wurde mir berichtet, dass diese keine zeitgenössischen Stoffe oder Dokumente zu den syrischen Münzen aufbewahren.
In den vergangenen Jahren habe ich auch unabhängig von den genannten Institutionen recherchiert und private Münzsammler befragt, wonach ich dann die Objekte endgültig bestimmt habe. Meine Sammlung ist also das Ergebnis meiner persönlichen Recherche. Allerdings sind zwei neue Weltmünzkataloge für Münzen des 20. u. 21. Jhs., mit denen ich meine eigene Sammlung verglichen habe, zu erwähnen:
Bei Angaben zu den Eigenschaften der Münzen wie Legierung, Durchmesser etc. sowie zu einigen Darstellungen der Objekte, bediene ich mich, neben meinen eigenen Vermessungen, den Informationen aus den Katalogen.
11 Ausgenommen sind hier sehr wenige Münzen, die in Syrien geprägt wurden: also die beiden Münzen des Zweiten Weltkriegs, 1- und 2½-Piaster-Münzen (Münzen Nr. 11 u. 12), und die erste syrische Münze, der Golddinar (Münze Nr. 1).
12 Der Aufstand in Syrien 2011 und die damit ergriffenen Sicherheitsmaßnahmen haben in den letzten sechs Jahren den Zugang zu den zuständigen staatlichen Institutionen (Finanzministerium und Zentralbank) und den dort verwahrten Dokumenten stark eingeschränkt bzw. völlig unterbunden. Die Bank lehnte also ab, relevante Informationen für Forschungszwecke zur Verfügung zu stellen. Ein anderer Versuch an mögliche Dokumente zu gelangen, war der Kontakt zu den Münzstätten, die für Syrien Münzen angefertigt haben: Von „The Canadian Royal Mint“ bekam ich beispielsweise die Rückmeldung, dass meine angeforderten Informationen als vertraulich eingestuft sind und die Münzstätte nicht berechtigt sei, sie weiterzugeben. Andere Münzstätten leisteten etwas mehr Unterstützung, was im späteren Verlauf der Arbeit erkennbar wird.
13 Vgl. Panofsky: 2006, S. 33–59
14 Briefmarken zeichnen sich im Gegensatz zu den Münzen durch häufigere Ausgaben aus, die einen detaillierteren Überblick über die syrische Geschichte und/oder bedeutende Ereignisse ermöglichen.
Mit Untersuchungen landesspezifischer und hier speziell syrischer Münzen habe ich mich auf Neuland begeben. Numismatische Studien richten ihr Augenmerk mehrheitlich auf historische (antike) Münzen. Darüber hinaus lassen sich die Münzstudien vor allem nach zwei Arten charakterisieren: Einerseits Kataloge, die sich mit primären Angaben zu Münzen (Größe, Gewicht, Prägedatum etc.) begnügen. Anderseits Studien, die zwar den kulturhistorischen bzw. künstlerischen Aspekt der Münze erforschen, hierbei jedoch die Quantität statt der Qualität der Objekte in den Vordergrund stellen. Im Folgenden gebe ich einen Überblick über die Literatur, die einen Bezug zu meiner Arbeit hat bzw. als Basis dafür dient.
Das Buch „Die Geschichte des Geldes und der Banken in Syrien 1880–1980“ von Abd Al-Rahman Attar (1988) ist eher im Bereich der Volkswirtschaftslehre angesiedelt. Es gibt einen Überblick über das moderne Banken- und Finanzsystem Syriens und seine Entwicklung von 1880 bis 1980. Damit werden beispielsweise Informationen über den damaligen Kurs der Währung, den Lebensstandard und die wirtschaftlichen Sektoren des Landes vermittelt, d. h. es handelt sich hierbei in erster Linie um finanzwirtschaftliche und viel weniger um numismatische Sachverhalte. Bezüglich der Münzen geht der Autor auf gesetzliche Regelungen zur Währung ein, wobei er lediglich simple Angaben, wie z. B. Gewicht, Durchmesser, Feingehalt des Metalls und Motiv der Münzseite, macht – ähnlich wie es in einfachen Katalogen der Fall ist. Die Erwähnung bzw. Darstellung über die Anfertigung oder die künstlerischen Elemente von Geldstücken bleibt jedoch offen. Das Werk beschreibt darüber hinaus die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Zusammenhänge jener Zeiten. Diese Informationen sind insbesondere für den historischen Kontext der Münzausgaben unabdingbar.
Das Buch „Die Entwicklung der Schriften und Gravuren auf arabischem Geld von al-Dschāhiliyya15 bis in die Neuzeit“ von Ilias Bitar (1997) steht im engsten Zusammenhang mit meiner Untersuchung. Bitar untersucht das Geld der arabischen Welt seit Beginn des Zahlungsverkehrs bis in die Gegenwart und nimmt dabei vor allem die Motive in den Blick. So berichtet er neben den antiken (u. a. griechischen) Münzen auch von der Entstehung der rein arabischen Münzen in der Zeit des umayyadischen Kalifen Abd Al-Malik bin Marwan (reg. 684–705) und ihrer Verbreitung durch die arabische Eroberung. Darüber hinaus geht er den vielfältigen Münzmotiven (Bilder und Schriften) und den individuellen Gestaltungsstilen verschiedener Epochen nach. Hierbei verweist Bitar auch auf die künstlerischen Einflüsse von früheren oder zeitgenössischen Kulturen (griechisch, byzantinisch etc.). Bei der Untersuchung des modernen syrischen Geldes (von der Zeit des Syrischen Königreiches an) richtet der Autor seinen Blick insbesondere auf das Papiergeld. Somit enthält das Werk zwar detaillierte Münzforschungen, die sich jedoch im Wesentlichen auf die historischen Münzen beziehen und daher nur teilweise in meiner Arbeit verwertet werden können. Aufbauend darauf gilt es in meiner Arbeit zu prüfen, inwieweit die historischen Münzen als Vorbilder für die modernen dienen. Bitar betont außerdem – besonders im letzten Kapitel des Buches – die mediale Funktion des Geldes, welche in der Vermittlung von beispielsweise staatlichen, politischen oder religiösen Botschaften liegt. Diese wird in meiner Arbeit weiter verfolgt und auf die modernen Münzen projiziert.
In der gleichen Art und Weise wie Bitar stellt Qutaiba Al-Schihabi sein Werk „Das Geld von Al-Scham. Eine geschichtliche Studie zu den Währungen, die in Al-Scham im Umlauf waren“ (2000) auf. Der Begriff „Al-Scham“ stellt hierbezüglich eine arabische Bezeichnung für das heutige Syrien, Jordanien, Palästina, Libanon und einen Teil der Türkei dar. Das Buch umfasst Al-Scham's Geld von seinen Anfängen bis in die Gegenwart. Bei den modernen syrischen Münzen (und Geldscheinen) des europäischen Mandates und nach der Unabhängigkeit präsentiert Al-Schihabi nur einige Geldstücke und macht lediglich primäre und katalogmäßige Angaben dazu (Größe, Legierung und Name des Motivs). Somit handelt es sich um eine exemplarische, nicht systematische Darstellung der Münzen. Insoweit umfasst dieses Werk – wie auch das von Bitar – einen Zeitraum, der vor meinem Untersuchungszeitraum liegt und ihn entsprechend wenig in den Blick nimmt.
Das Werk „Syrian Money. Early 20th Century to the Present Day“ von Adnan Djaroueh (2013) – eine erweiterte Ausgabe des Buches „Encyclopedia of Syrian Paper Money“ (2005) – kann eng mit meiner Arbeit verbunden werden. Djaroueh legt hiermit einen Katalog zur syrischen Währung von ihrem Anfang bis 2013 vor. Neben primären Eigenschaften der Geldstücke (Gewicht, Größe, Metallart etc.) beleuchtet er auch einige ihrer Motive (vor allem beim Papiergeld) und macht allgemeine Angaben zur Geldgestaltung. Darüber hinaus geht Djaroueh auf einige technische Aspekte der Geldherstellung ein. Er unternimmt allerdings keine systematische ikonografische bzw. ikonologische Untersuchung der Geld-Bilder und ihrer Symbolik. Von Bedeutung aber sind seine Ausführungen im Bereich Staatsausgaben für Geld, welche – wie beim Werk Attars – für den historischen Kontext meiner Arbeit dienlich sind.
Die oben behandelten Werke legen ihr Augenmerk auf monetäre, numismatische und kulturhistorische Fragestellungen. Dieser letzte Aspekt, der bei meiner Arbeit im Mittelpunkt steht, wird jedoch – besonders aufgrund des breiten Forschungszeitraums bzw. der Quantität der Münzen – nicht ausreichend behandelt. Sonstige Forschungsarbeiten zur arabischen Numismatik widmen sich zumeist den Münzen älterer Hochkulturen, wie der griechischen, der römischen oder der islamischen, die damals in den heute arabischen Ländern im Umlauf waren. Inhaltlich weisen diese Parallelen zu den bereits erwähnten Arbeiten auf. Sie werden bei Bedarf für diese Arbeit verwendet.
Einen guten Überblick zur Münzkunde liefert das Buch „Praktische Münzkunde“ von Nicolaus Heutger (1979). Der Autor erforscht Münzen aus aller Welt und behandelt sie nach verschiedenen Gesichtspunkten (Geschichte, Technik, Motive etc.). Diese Informationen sind allgemein und eher für den Münzsammler, jedoch nicht für meine Arbeit von großem Wert.
Die pflanzlichen Motive im Kontext der Numismatik legt Wolfram Richter seinem Buch „Botanik als gestaltende Kunst auf Münzgeld“ (2007) zugrunde. Richter zählt verschiedene moderne Münzen (des 20. und 21. Jhs.) auf, die pflanzliche Elemente aufweisen. Er klassifiziert die einzelnen Pflanzen nach verschiedenen Gesichtspunkten: nationalsymbolisch, landestypisch und nach Nutz- und Zierpflanzen. Ebenso zeigt er Münzmotive, auf denen Pflanzen im Zusammenhang mit Menschen, Tieren, Landschaften und anderen Pflanzenarten stehen. Das Buch bietet primäre Informationen zu Pflanzenarten bzw. zu den Pflanzen, die als Münzmotive in meiner Forschung behandelt werden.
Auf andere Weise nähert sich Gottfried Gabriel in seinem Buch „Ästhetik und Rhetorik des Geldes“ (2002) den Münzen: Er untersucht die deutschen Münzmotive ausführlich und deckt damit Aspekte der politischen Ikonografie auf. So stellt er beispielsweise Überlegungen zur Eiche und ihrer Etablierung als Nationalsymbol Deutschlands an. Diese vertiefende Untersuchung der Motive und ihrer Symbolik dient als Vorbild für meine eigene Untersuchung und wird in dieser erweitert. So wird beispielsweise die Bedeutung der Eiche bzw. ihre Symbolik in anderen – speziell der syrischen – Kulturen beleuchtet.
Paul D. van Wie behandelt in seinem Werk „Image, history, and politics. The Coinage of Modern Europe“ (1999) die Münzmotive einiger europäischer Länder und ihren Zusammenhang mit den zeitgenössischen politischen Systemen. Für meine Arbeit waren seine Betrachtungen speziell zu den französischen Münzen von Bedeutung, da diese aufgrund der Mandatszeit in Verbindung zu den syrischen Münzen stehen. Bei diesen demonstriert der Autor die Gestaltungswende, die infolge der Französischen Revolution zustande kam. Hier wurden nämlich die Motive, die in der absoluten Monarchie Verwendung fanden, aufgegeben und neue Motive bzw. eine neue Münzgestaltung entwickelt, die die neuen Ideologien und Einstellungen des Staates widerspiegelten. Vor allem kennzeichnete sich diese Wende durch das Verschwinden der Königspräsenz (Königsbildnis) und die Hervorhebung der nationalen Merkmale eines demokratischen Staates. Van Wie verdeutlicht die verschiedenen Epochen und ihre jeweiligen Münzmotive. Er erwähnt beispielweise die Motto-Aufschrift „Nation, Gesetz, König“ der konstitutionellen Monarchie und die Frauenbüste (Symbol der Freiheit) der Republik und führt seine Betrachtung bis zur heutigen Münzgestaltung Frankreichs fort. Angesichts der Tatsache, dass die syrischen Münzen – zur Zeit des französischen Mandates – von Frankreich geprägt wurden, wird bei meiner Arbeit die französische Tradition der Münzgestaltung mit der der syrischen Münzen zusammengebracht. Darauf aufbauend wird untersucht, ob und inwieweit sich diese Tradition in den syrischen Münzen widerspiegelt.
Da die Briefmarken ein grundsätzliches Hilfsmittel dieser Arbeit darstellen, ist es unabdingbar, die einschlägige Literatur dazu heranzuziehen: So legt auch Abd Al-Latif Salman in seinem Beitrag „Die Briefmarken“ (2005) die Geschichte der syrischen Briefmarken zugrunde. Er weist darauf hin, dass die syrische Regierung – auch während der französischen Mandatszeit – das Recht zur Herstellung der Briefmarken behielt. In diesem Zusammenhang nimmt der Autor Bezug auf ihre Gestaltung und die an ihrem Entwurf beteiligten Künstler. Die ikonografischen Studien bzw. Beleuchtungen der politischen oder kulturellen Hintergründe der Motive bleiben bei Salman allerdings außen vor – er trägt allerdings mit seinem Beitrag zur allgemeinen Darstellung einiger Briefmarken bei, die mit dem Schwerpunkt meiner Arbeit nur am Rande in Berührung kommt. Interessanterweise weist Salman jedoch auf die Prozesse der Briefmarkenherstellung hin, zu deren Entwicklung, u. a. wegen bürokratischer Hemmnisse, in nur geringem Umfange Fachleute bzw. Künstler konsultiert wurden, so dass die Objekte häufig eine gewisse Staatsrepräsentation vermissen lassen. Dies haben die syrischen Briefmarken hinsichtlich des Gestaltungsprozesses mit den Münzen gemein.16
Des Weiteren wurden die syrischen Briefmarken im Beitrag „The Symbolism of Postage Stamps: A Source for the Historian“ von Donald M. Reid (1984) erforscht. Reid behandelt die syrischen Briefmarken aller politischen Epochen seit dem Ersten Weltkrieg.
Er geht ihrer politischen Symbolik nach und verdeutlicht Hintergründe und Zusammenhänge mit den jeweiligen Staatstendenzen (Mandatsherrschaft, Sozialismus, Nationalismus etc.). So diskutiert er beispielhaft Briefmarken aus der Mandatszeit, die nicht nur die syrische Kultur, sondern auch die Präsenz des französischen Mandates zum Ausdruck bringen. Ferner kommt er auf die Unabhängigkeit Syriens zu sprechen und verweist hierbei u. a. auf die dominanten säkularen und nationalen Tendenzen, die auf den Briefmarken durch entsprechende Motive (sozialistische Symbole) und gleichzeitiger Ignoranz gegenüber religiösen Themen sichtbar werden. Viele Aspekte, die Reid bei der Briefmarken-Ikonografie behandelt, werden hinsichtlich der Münzen in der vorliegenden Arbeit studiert.
Zur tiefgründigen Behandlung der Münzmotive wird darüber hinaus spezifische Literatur in bestimmten Einzelfällen herangezogen. So bietet der Beitrag „Adler und Schlange“ von Rudolf Wittkower (1996 [1938/39]) z. B. ausführliche Informationen zur Kulturgeschichte und Symbolik des Motives „Kampf Adler vs. Schlange“ und präsentiert in einer chronologischen Reihenfolge die Hintergründe bzw. Beispiele dazu. Er versucht dem Ursprung des Motivs anhand von archäologischen Funden nachzugehen und durch Analysen von Form und Ikonografie ‚Wanderungsfaktoren‘ aufzudecken. In Bezug auf die ägyptische Geschichte weist der Autor auf den göttlichen Falken (Horus) hin, „der nach dem Tode des Pharaos zum Himmel fliegt.“ Dieser ähnelt dem kaiserlichen Adler in der römischen Apotheose und besitzt all seine Eigenschaften. Laut Wittkower könnte der Falke aufgrund dessen in späteren ägyptischen Texten durch den Adler ersetzt worden sein.17 Somit geht Wittkower auf das Phänomen der Verwechslung der Vogelarten ein, die auch bezüglich des syrischen Adlerwappens in dieser Arbeit zu prüfen ist.
In dem Buch „Markus Lüpertz und die Ähre. Das Bild der Ähre in Kulturgeschichte und Kunst“ von Oliver Seifert (2008) geht der Autor auf den Künstler Lüpertz ein, auf dessen Bildern oft die Ähre als markantes Element auftaucht. Im ersten Teil des Buches präsentiert er jedoch allgemeine und ikonografische Informationen über das Ährenbild und seine Erscheinung in verschiedenen Kulturen und Kunstwerken. So zeigt er Ährenabbildungen, die aus der Zeit vom 6. bis zum 5. Jahrtausend v. Chr. stammen. In einem weiteren Schritt geht er Ährendarstellungen in verschiedenen Kulturen nach und beleuchtet ihre Symbolik. Dieser Darstellung widmet der Autor in Bezug auf die Numismatik ein eigenständiges Kapitel. Angesichts der Tatsache, dass die Ähre eines der am häufigsten erscheinenden Motive auf syrischen Münzen darstellt, ist das Werk von Seifert für meine Belange nutzbar, wobei die ‚syrische‘ Ährensymbolik besonders herausgearbeitet wird.
Die arabische Kalligrafie zählt zu den Hauptelementen der syrischen Münzmotive, die in dieser Arbeit diskutiert wird. Muhammad Ghannoum behandelt diese in seinem Beitrag „Die arabische Kalligrafie“ (2011) hinsichtlich ihrer Gestaltung und gliedert sie in verschiedene Gruppen bzw. Schriftarten. Hier beleuchtet er die Schriftarten auf ihre Entstehungszeit und ihre gestalterischen Merkmale hin und geht dabei auch auf ihre Verwendung und Symbolik ein. In meiner Arbeit werden die in Ghannoums Studie behandelten Schriftarten-Variationen hinsichtlich der syrischen Münzen identifiziert und anhand ihrer Eigenschaften ihr Einfluss auf das Münzbild aufgezeigt.
15 Die vorislamische Zeit, die chronologisch direkt vor dem Islam liegt. Manchmal begnügt man sich – besonders im europäischen Sprachgebrauch – lediglich mit dem Begriff „vorislamisch“. Das Wort „spätvorislamisch“ ist im Vergleich zu dem Wort „vorislamisch“ ein angemesseneres Synonym für „al-Dschāhiliyya“, da Bitar zunächst antike Münzen und Münzen von altarabischen Kulturen, also vorislamischen Münzen, präsentiert, bevor er mit der Zeit „al-Dschāhiliyya“ beginnt.
16 Vergleiche die Beschreibung des stellvertretenden Gouverneurs der Zentralbank Syriens für die Münzgestaltung nach der Unabhängigkeit, im einschlägigen Kapitel bzw. Unterkapitel „Münzen der Unabhängigkeitszeit“.
17 Wittkower: 1996, S. 27 f.
Zu Beginn der Arbeit wird ein historischer Überblick über Syrien und sein monetäres System gegeben. Das zweite Kapitel umfasst den Münzkatalog, der den Kern der Arbeit bildet und sämtliche syrische Münzen nach chronologischer Ordnung erfasst. In diesem Katalog werden die Münzen detailliert beschrieben und dabei sowohl ihre physikalischen (Prägedatum, Größe, Metall etc.) als auch ihre gestalterischen Eigenschaften dargestellt. Vor dem Einstieg in die ikonografische und ikonologische Analyse werden im dritten Kapitel alle relevanten Informationen zur islamischen Kunst- und Münztradition zusammengeführt. Im vierten Kapitel erfolgt unter Berücksichtigung historischer und politischer Sachverhalte Syriens die Generierung von Zusammenhängen zwischen Münzmotiven und den jeweiligen Rahmenbedingungen. Diese Betrachtung soll alle gedanklichen Einflüsse und Zusammenhänge der Prägebilder herausarbeiten und damit das Treffen präziser Aussagen zum Münzmotiv ermöglichen. Erst auf dieser Analyse aufbauend kann im fünften Kapitel die Stellung der Münze zwischen Staat und Volk aufgegriffen und die damit einhergehende Problematik abrundend untersucht werden. Das sechste und letzte Kapitel dieser Arbeit bildet die Schlussbetrachtung, die neben einer Ergebniszusammenfassung auch einen Ausblick umfasst.
Für ein besseres Verständnis der Arbeit bzw. der darin behandelten Münzobjekte ist es unumgänglich, den historischen Kontext und die jeweils herrschenden (politischen) Bedingungen zu schildern. So gebe ich im Folgenden einen kurzen Überblick über die Geschichte Syriens und seines monetären Systems während des von mir untersuchten Zeitraumes.
Zur Zeit des Ersten Weltkrieges gehörte Syrien bereits seit 1516 zum Osmanischen Reich. Die aus dem Krieg resultierende Wirtschaftskrise und die verwerflichen osmanischen Kriegsmaßnahmen (Zerstörung der Häuser zugunsten militärischer Anlagen, Zwang zum Militärdienst etc.) sowie die Zunahme der nationalen Bestrebung für einen unabhängigen arabischen Staat, führten 1916 zur „Großen Arabischen Revolte“ gegen die osmanische Herrschaft. Infolge dessen befreite sich Syrien von den Osmanen und erlebte seit 1918 eine Autonomie, die am 8. März 1920 mit der Ausrufung des Königreichs (Das Syrische Königreich [arab.: und der Krönung von Faisal Bin-Al-Husayn bzw. Faisal I. ihren Höhepunkt fand. Schon 1916 (vor der vorgenannten Revolution) unterschrieben allerdings Großbritannien und Frankreich das heimliche „Sykes-Picot-Abkommen“, in dem sie sich über ihr koloniales Interesse am Nahen Osten einigten und die Territorien für die jeweilige Partei festlegten. Im April 1920 und als Folge der Verkündung des Syrischen Königreiches beschlossen die Alliierten auf der „Konferenz von San Remo“, Frankreich das Mandat für Syrien und Libanon zu übertragen. Die Idee für das Mandat entstand unter den dramatischen Umständen nach Ende des Ersten Weltkriegs und dem Verlust der Kolonien des Osmanischen Reiches und Deutschlands (u. a. in Asien und Afrika). Gegenüber den Völkern dieser Gebiete wurde eine gewisse Rückständigkeit angenommen, die sie unfähig machte, „sich unter den besonders schwierigen Bedingungen der heutigen Welt selbst zu leiten.“181920