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© 2020 Daniel Orb
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7519-6421-0
Sehr geehrte interessierte Leserinnen und Leser, mit dem vorliegenden Buch ist dem Autor Daniel Orb gelungen, erstmals in der Geschichte einer Freiwilligen Feuerwehr in Baden-Württemberg, eine umfassende Beschreibung der Funk- und Alarmtechnik aufzuarbeiten und damit ein Zeugnis über die stetige Entwicklung in diesem Bereich aufzuzeigen.
Dieses Werk steht zudem beispielhaft für die technische Entwicklung in den Feuerwehren um damit Informationen und Alarmierungswege zu optimieren. Letztendlich dient dies wiederrum, schnelle und zielgerichtete Einheiten zu Bürgerinnen und Bürgern in Not zu entsenden.
Somit darf ich mich beim Autor recht herzlich bedanken, der sehr viel Zeit und Mühe investiert hat, diesen Bereich der Feuerwehr Biberach an der Riß aufzuarbeiten und wünsche allen viel Spaß beim Lesen dieses Buches.
März 2020
Florian Retsch
Feuerwehrkommandant
Stadt Biberach an der Riß
Unser Feuerwehrkamerad Daniel Orb, aktives Mitglied der Stützpunktfeuerwehr Biberach und zugleich Leiter des Spielmannzuges, hat in einer umfangreichen Dokumentation die Alarmierungsmittel und Methoden der Feuerwehr Biberach und des Stadt- und Landkreises zusammengetragen.
Nach vielen Gesprächen und Untersuchungen mit Feuerwehrangehörigen, Leitstellenmitarbeitern und ehemaligen Mitarbeitern von Fremdfirmen und Archiven ist in der Zeit vom Feuerwehrhorn, „stürmen“ vom Gigelturm bis zur modernen Digitalen Alarmierung viel erstaunliches zu Tage getreten. Daneben werden wichtige Einsätze und technische Beschaffungen erwähnt, die für das Tätigwerden der Feuerwehr bedeutsam waren.
Schon immer hat die Organisation der Feuerwehr mit den Verantwortlichen im Stadt- und Landkreis Biberach intensive Vorsorge zur Verbesserung der Alarmierungsmittel getätigt. Uns ist gut bekannt, daß sich Wohl und Wehe einer schnellen und effektiven Menschen- und Tierrettung sowie der Brandbekämpfung bei Gebäudebränden in den ersten zehn (!) Minuten nach Erkennen der Gefahr entscheidet. Alles darüber hinaus verläuft für die Feuerwehr und aller Beteiligten kontraproduktiv.
So ist vor allem neben dem Erkennen einer Gefährdung die unverzügliche und sichere Alarmierung der zuständigen Feuerwehr von großer Bedeutung! Daneben kommen die Führungsmittel der Feuerwehr und der Leitstelle zur Anwendung wie Funk, Telefon und EDV, die eine erfolgreiche Abarbeitung der Einsätze erst garantieren. Die auch für den Laien gut lesbaren Erläuterungen tragen zum Gewinn dieser Veröffentlichung bei, trotz der teilweisen komplexen Technik.
Zwischen den Zeilen kommt immer wieder die hohe Einsatzbereitschaft und der Mut unserer Freiwilligen Feuerwehrangehörigen zum Vorschein, auch in den Zeiten, wo das ehrenamtliche Engagement nicht immer an erster Stelle stand.
Umso mehr ist die Recherche von Daniel Orb anzuerkennen und zu loben, die auch die Bereitschaft des Dienstes am Nächsten anerkennt und dies fasst zum Nulltarif.
Trotzdem ist technisch gesehen heute wie früher ein hoher technischer Aufwand bei der Feuerwehr notwendig und gerechtfertigt, auch in finanzieller Hinsicht, um sachgerecht und zügig helfen zu können.
Daniel Orb sei Dank auszusprechen für seine umfangreiche Fleißarbeit
Dem Leser dieser Schrift wünschen wir viel Vergnügen und die Einsicht, dass er auf seine Feuerwehr stolz sein kann für die geleisteten Tätigkeiten, zu deren Voraussetzung u. a. auch eine zeitgemäße Alarmierung gehört.
März 2020
Bernhard Jennen
Kreisbrandmeister a. D.
Landkreis Biberach
Die Menschen lernten in der Steinzeit das Feuer zu nutzen um sich zu wärmen, zu kochen (vor ca. 400.000 Jahren), Werkstoffe wie Steine zu härten (seit ca. 70.000 Jahren) oder Metalle zu gewinnen und zu bearbeiten (seit ca. 6.000 Jahren).
Mit Erfindung und Verbreitung der Dampfmaschine vor ca. 200 Jahren konnten Maschinen und Fahrzeuge angetrieben werden. Die Dampfmaschine wurde dann vor ca. 150 Jahren durch den Verbrennungsmotor abgelöst. Ebenso setzte vor ca. 150 Jahren die Elektrifizierung ein und erste Stromnetze versorgten die Menschen mit Energie aus der Steckdose.
Durch Unfälle, Unwetter oder mutwillige, kriminelle oder kriegerische Handlungen können sich aber Schadenfeuer – Brände – entwickeln, die die Menschen mit Ihrem Hab und Gut oder auch ganze Städte mit Ihrer Bevölkerung gefährden. Schon früh organisierten sich die Menschen daher um diese Brände zu erkennen, sich davor zu warnen und sie zu bekämpfen. Im 19. Jahrhundert wurden daraus konkrete Einheiten zur Brandbekämpfung sowie zur Hilfeleistung eingeteilt und dafür ausgerüstet. Speziell im deutschsprachigen Raum setze sich ein System mit Freiwilligen Feuerwehren, bei denen sich die Bürger ehrenamtlich für Ihre Mitmenschen einsetzen, durch. Noch heute bilden Sie mit über 1 Million Feuerwehrmännern und - frauen (ca. 9%) das Rückgrat des Brandschutzes in Deutschland. Berufsfeuerwehren existieren meist nur in den rund 100 Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern.
Brandeinsätze selbst treten aber inzwischen in den Hintergrund. Technische Hilfeleistungen nehmen den Schwerpunkt der Einsätze ein.
Man schrie „Feurio“, läutete, hupte und trommelte um die Bevölkerung und Löschmannschaft bei einem Brand zu warnen und zu dessen Bekämpfung herbeizuführen. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts mit einsetzender Industrialisierung und damit Motorisierung der Feuerwehren und der Pumpen konnten Brände effektiver bekämpft werden. Es war nicht mehr notwendig die ganze Bevölkerung zu alarmieren und zum Löschen einzusetzen und auch nicht gewünscht, Sie als Schaulustige zur Einsatzstelle zu locken. So wurde eine erste Einrichtung zur stillen Alarmierung der Feuerwehr geplant und in Betrieb genommen: Die Weckerlinie.
Wie die Alarmierung in der Stadt Biberach an der Riß geregelt war und wie sie sich organisatorisch und technisch vor, bis und nach der 1920 eingeführten Weckerlinie entwickelte soll hier beschrieben und aufgezeigt werden. Ebenso behandelt wird die 1969 bei der Feuerwehr Biberach eingeführte Funktechnik, die den Grundstein für die ab 1973 eingesetzte Funkalarmierung bildet, um die Mitglieder der Feuerwehr „überall“ erreichen und alarmieren zu können. Zusätzlich erhielten die Einsatzkräfte damit auch bereits beim Alarm Informationen zur Einsatzart und zum Einsatzort. Darüber hinaus ist die Funktechnik das wichtigste Kommunikations- und Führungsmittel der Feuerwehr.
Vorweggenommen lässt sich die Entwicklung der Alarmierung in vier Schritten darstellen:
Um diese Entwicklung zeitlich besser einordnen zu können werden wichtige Ereignisse in der Geschichte der Stadt Biberach an der Riß, Erfindungen auf dem Gebiet der Elektro- und Funk- bzw. Telekommunikationstechnik sowie besondere Einsätze oder vereinzelt die Indienststellung von Fahrzeugen und Geräten der Feuerwehr Biberach erwähnt.
Die Aufführung von Einsatzzahlen und Mannschaftsstärken der Feuerwehr Biberach sollen den Bedarf an Alarmierungs- und Funktechnik relativieren.
1 Aus dem italienischen „All´arme!“: „Zu den Waffen!“
Biberach wird erstmals urkundlich erwähnt.
Im Jahr 1484 wurde durch den Rat (der Stadt Biberach) festgelegt, daß die Scharwächter auf dem Kirchturm und den vier Stadttoren „alle Stund schreien müssen“. Daneben haben sie die Aufgabe, auf etwa anziehende Kriegsvölker zu achten und insbesondere in- und außerhalb der Stadt etwa aufgehende Feuer rechtzeitig kund zu tun.2
Ein großer Brand zerstört 106 Häuser im südlichen Bereich der Stadt Biberach
Eine der größten Katastrophen in der Geschichte Biberachs war der große Stadtbrand vom 4. August 1516, bei dem 106 Häuser und Stadel, der Überlieferung nach bis hin zur heutigen Bäckerei Eisinger [Viehmarktstraße 26], in Flammen aufgingen; ebenso verbrannten das Salmannsweilerhof-Tor, das Grabentor (Waldseer Tor) und der Einlaß (neben dem Haus Viehmarktstraße 12) mitsamt ihren Stadtmauern. Glücklicherweise forderte der Brand keine Menschenleben. Entstanden war das Feuer zwischen 2 und 3 Uhr nachmittags im Pfleghof des Klosters Salmannsweiler [Salem], der an der Stelle der heutigen Braithschule [Schulstraße 15] stand; im Erdgeschoß eines neuerbauten Hauses gerieten Garben und Stroh in Brand. Ein starker Westwind trieb die Flammen in die Stadt hinein.
So brannte nach dem in der Spitalordnung von 1491 überlieferten Bericht „ain Hus nach dem andern herab bis in das Spitel. Da half gar kain Wasser noch leschen; mengklicher gnug zu schaffen hette, daß er sein Armut [Habe] ains Tails ussbrecht, als vil er dann kund und mocht etc.“
Das Spital erreichte das Feuer zwischen fünf und sechs Uhr abends; es erlosch erst nach Mitternacht. „Und das selbig Spitel ist aus und ab verbrunen bis auf den Grund, an dem garnutz uffrecht beliben, allain etlich Mür [Mauern] und Gibel, sonder gar kain Holzwerk belieben“. Gerettet werden konnten neben den Bewohnern des Spitals – Arme, Kranke und Waisenkinder – nur ihr „Bettgewand“ und das Geld, das Archiv und das Schriftgut der Spitalverwaltung, „daran das Meiste gelegen ist.“3
2 Dieter Riehlein, Biberacher Feuerwehr-Chronik von Fritz Riehlein, 1995, Seite 21
3 Dr. Kurt Diemer, Der Brand der Südstadt, https://biberach-riss.de/output/download.php?fid=2940.3808.1.PDF, abgerufen am 05.03.2020
1578 wurde eine Verordnung erlassen, um Signale für Feindes- und Feuersnot zu unterscheiden: „So die Not es erfordert, daß nicht allein der Gigelmann sondern auch der Wachtmeister und die Seinigen, wie nicht weniger die Wacht auf dem Wendelstein4, als die Nachtwächter, so es Feuer ist, Sturm schlagen und nicht dreinblasen, sondern herabschreien solle, wo das Feuer sei, und so es sein mag, allweg jemand zum Bürgermeister schicken, damit derselbe je nach Gestalt der Sachen in solchen auch wisse zu handeln. So es aber Feindesnot ist, soll man im Anschlagen der Sturmglocke drein blasen, damit durch solch ein Merkzeichen Feuer und Feindesnot unterschieden werde. …“5
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