Disclaimer: Alle Geschichten beruhen auf wahre Begebenheiten, außer die die mit einem * gekennzeichnet wurden.

Personen und Orte wurden aus rechtlichen Gründen geändert.

Impressum

Uwe Sarfeld

Rellinghauser Str. 273

45136 Essen

E-Mail: einbruch-legal@t-online.de

www.einbruch-legal.de

USt-IdNr.: DE231592217

Tel.: 0201 275290

Bilder: Fa. Shotshop GmbH, Hasenheide 12, in 10967 Berlin, sowie auch aus Eigenproduktion.

© 2020 Uwe Sarfeld

Herstellung und Verlag: BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-7504-8509-9

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort
  2. Über mich
  3. Ein Buch das beinahe nicht zustande gekommen wäre
  4. Eine alte Leiche
  5. Die Schlafwandlerin
  6. Alt, dement und unbelehrbar
  7. Sturz vom Dach
  8. Stoßdämpfertest
  9. Der Geist im Haus
  10. Fast verhaftet
  11. Nächtliche Öffnung einer Trinkhalle
  12. Ich möchte naturell bezahlt werden
  13. Pfui
  14. Kokosmatten
  15. Der Spiegel
  16. Ausgetrickst
  17. Der Psychopath
  18. Alte Liebe rostet nicht
  19. Sportlich
  20. *Ein ehrenwertes Haus
  21. Abgelehnter Auftrag
  22. Das Phänomen
  23. Mal wieder eine Leiche
  24. *Eine Nacht im Knast
  25. Gut versteckt
  26. Personal als Gesindel
  27. Gott in Weiß
  28. *Todesursache unbekannt
  29. Der Tod kommt unverhofft
  30. Mit der Kripo unterwegs
  31. Eine fast zerstörte Reputation

Die mit einem * gekennzeichneten Geschichten sind frei erfunden.

Über mich

Uwe Sarfeld, geboren 1955 in Essen.

Ich beginne, als ich gerade 15 Jahre alt geworden bin, da durfte ich in die Lehre. Ich habe extra geschrieben „durfte“, denn ich war ehrlich gesagt froh, als ich das Kapitel Schule hinter mir lassen konnte. Ich habe eine Lehre als Kraftfahrzeugmechaniker begonnen und natürlich auch abgeschlossen. Bis zur Bundeswehrzeit, die ich leider auch absolvieren musste, arbeitete ich als Geselle in einer Kraftfahrzeugwerkstatt. Nach dem Wehrdienst war ich in einer internen Werkstatt für Tiefbau als Kfz-Mechaniker tätig. So früh wie möglich meldete ich mich bei der Handwerkskammer Düsseldorf für die Meisterschule an. Die Wartezeit war kürzer als gedacht. Mit 24 Jahren war es dann soweit und ich durfte 9 Monate die Meisterschule besuchen. Mit 25 Jahren konnte ich mich nun Kraftfahrzeugmechanikermeister nennen, was mich natürlich mächtig stolz machte.

Ich hatte Glück und bekam eine verantwortungsvolle Meisterstelle bei einem großen Konzern, wo ich die betriebseigene Werkstatt leitete. Während dieser Zeit studierte ich noch auf der Abendschule zweieinhalb Jahre BWL. Dann bekam ich die Möglichkeit, eine Markentankstelle zu übernehmen. Die gab ich aber nach zwei Jahren wieder auf, mit der Erkenntnis: Wenn ich mich nochmals selbstständig mache, egal in welcher Branche, werde ich mich niemals wieder an irgendeinen Konzern binden. Da ist man nur ein besserer Angestellter, der den Kopf für alles hinhalten muss, und wenn was schiefläuft, ist man sowieso selbst der Dumme. Der Konzern lässt einen dann ganz schnell wie eine heiße Kartoffel fallen und Sie stehen dann alleine da, eventuell sogar mit einem Berg von Schulden.

Um die Sache ein wenig abzukürzen, lasse ich ein paar Zwischenstationen meiner beruflichen Laufbahn aus und wende mich dem für Sie interessanteren Teil zu. Kurz nach dem Jahrtausendwechsel absolvierte ich einen kurzen Lehrgang zum Schlüsselnotdiensttechniker. Hört sich toll an, ist aber keine geschützte Berufsbezeichnung und schon gar kein Lehrberuf. Hier bekam ich die Grundkenntnisse vermittelt, die man benötigt, um als Schlüsseldiensttechniker arbeiten zu können. Schnell bemerkte ich, dass mir das neue Berufsfeld wahnsinnigen Spaß machte und ich ging in der neuen Aufgabe voll auf und fand hier meine Erfüllung. Ich merkte schnell, ich bin für diesen Job geboren, ich habe dafür einfach die richtige Hand. Manchmal denke ich, dass ich eine Tür nur anzuschauen brauche und sie öffnet sich von selbst.

Trotzdem musste auch ich meine Erfahrungen sammeln. Um anfangs überhaupt an Aufträge zu gelangen, bewarb ich mich, unwissend, wo ich mich bewarb, bei den sogenannten schwarzen Schafen. Da diese Unternehmen immer Bedarf an Mitarbeitern haben, nahmen die mich auch sofort und schlossen einen Subunternehmervertrag mit mir ab. So arbeitete ich dann als selbstständiger Unternehmer für verschiedene Schlüsselnotdienstzentralen. Ich denke, schnell hatte ich einen guten Ruf bei denen erlangt. Einen guten Ruf insofern, dass man mir meistens die komplizierten Arbeiten vermittelte, die ich auch zur vollsten Zufriedenheit meisterte. Allerdings nahm ich den Kunden entgegen den Anweisungen meiner Auftraggeber immer zu wenig Geld ab. Schnell hatte ich meinen eigenen Kopf durchgesetzt und bekam trotz meiner Empathie dem Kunden gegenüber weiterhin Aufträge von den sogenannten schwarzen Schafen. Natürlich war man über meine Preispolitik nicht begeistert und so versuchte man, mich unter Druck zu setzen. Irgendwann wurde der Druck größer und ich habe mich von den unseriösen Auftraggebern getrennt. Es lief auch so gut für mich, ohne abhängig von den Vermittlungszentralen zu sein.

Nachdem ich von meinem neuen Beruf, in dem ich nun auch schon ein paar Jahre arbeitete, immer noch begeistert war, war es fast unumgänglich, dass ich ergänzend zu meiner Werkzeugausstattung meine eigenen Werkzeuge konstruierte. Da diese in der Praxis gut funktionierten, hatte ich auch schon bald mein erstes Gebrauchsmuster beim Deutschen Patentamt angemeldet. Kurz darauf folgte auch schon meine zweite Entwicklung.

Nur mal so am Rande erwähnt. Eine Gebrauchsmusteranmeldung kostete mich inklusive Recherche und Patentanwalt etwa 4.500,00 €.

Glücklicherweise, oder war es eine Fügung, lernte ich einen sehr bekannten Mann aus der Branche kennen, der mir die Gelegenheit gab, meine selbstentwickelten Werkzeuge dem Fachpublikum (Schlüsseldienstfirmen, Polizei und Feuerwehren) vorzustellen. Trotz der hohen Kosten der Gebrauchsmusteranmeldung hatte ich recht schnell meine Entwicklungskosten wieder raus. Außerdem hatte ich durch meine öffentlichen Auftritte mir schnell einen guten Namen gemacht und wurde zusehends bekannt in der Branche. Nun ging es Schlag auf Schlag weiter. Ich gab Schulungen und unterrichtete nun selbstständig angehende Schlüsseldienstleister. Da ich mittlerweile ein echter Türöffnungsprofi und Sicherheitstechniker geworden war, meldete ich mich bei einer Sachverständigenschule an, die ich auch mit Bravour absolvierte. Nun war ich auch noch zertifizierter Sachverständiger und Gutachter. Vielleicht habe ich vergessen zu erwähnen, dass ich bis jetzt meine Tätigkeiten von zuhause aus ausführte. Dann kam, was irgendwann kommen musste, ich bekam die Gelegenheit, das ehemalige Ladenlokal eines Schlüsseldienstes zu mieten. Schnell hatte ich den Laden wieder ansehnlich aufgebaut und kurze Zeit später auch mitsamt dem Haus gekauft. Als Gutachter und Sachverständiger bekam ich nun auch Aufträge von Gerichten, Versicherungen und Rechtsanwälten. Weiterhin öffnete ich Türen, verbaute Fenster- und Türsicherungen, bildete mittlerweile Feuerwehren, Polizeibeamte, Hausmeisterservice und andere, die mit Türöffnungstechniken zu tun haben, aus. Also, ich gab Seminare und gebe sie auch heute noch. Die Schulungen sind ein fester Bestandteil meines Umsatzes geworden.

Was ich ganz vergaß zu erwähnen, ich bekam auf einmal regelmäßige Anfragen von verschiedenen Fernsehsendern, ob ich Interesse daran hätte, Handwerker mit versteckter Kamera als Fachmann zu beurteilen. Logischerweise habe ich fast immer zugestimmt, das war ja auch für mein Image nicht schlecht. So nahm ich sogar für Kabel 1 an dem bis jetzt größten Handwerkertest teil, der jemals in Deutschland durchgeführt wurde. Außerdem wurden schon mehrmals meine Seminare für Türöffnungstechniken vom Fernsehen begleitet. Einmal ließ sich ein Reporter von mir mit Begleitung eines Kamerateams zum Schlüsselnotdiensttechniker ausbilden. Ausgestrahlt wurde es beim Frühstücksfernsehen von SAT 1. Die anschließenden Anfragen nach meinen Seminaren waren bombastisch.

2019 habe ich dann mein erstes Buch veröffentlicht mit dem Titel: Achtung-Handwerker! ISBN 978-3-8301-9661-7

Nun ich Ihnen viel Vergnügen beim Lesen.

Ein Buch, das beinahe nie geschrieben wurde

Wie die Überschrift schon verheißt, wäre dieses Buch fast nie zustande gekommen, und Sie, liebe Leserinnen und Leser, würden jetzt wahrscheinlich irgendein anderes Buch in der Hand halten. Warum? Lesen Sie dazu einfach diese kurze Geschichte als Einleitung und erfahren darin, wie es dazu kam, dass dieses Buch doch noch zu Ihnen gefunden hat.

Mit neun Jahren hätte mein Leben schon bald ein jähes Ende gefunden. Da legte ich mich zum ersten Mal mit einem VW-Bus an.

Es war Herbst, fünf dicke Kastanienbäume zierten unseren Schulhof. Ihre Kastanien hatten sie weit über den Hof gestreut. Im Kunstunterricht brachte man uns Kleinen bei, dass man mit Kastanien so Einiges basteln kann. Mit einem Nagelbohrer wurden Löcher in eine dicke Kastanie, die einen Körper simulieren sollte, gebohrt. Ein Zahnstocher aus Holz wurde in das Loch getrieben und eine kleine Kastanie als Kopf obendrauf gesetzt. Füße und Hände folgten auf gleiche Weise. Der Phantasie von uns Kindern war keine Grenzen gesetzt.

Jedenfalls war Schulschluss und wir durften endlich nach Hause. Wir waren noch keine Helikopterkinder, denen man heute nicht einmal zutraut, einen Kilometer weit allein zu laufen. Nein, wir durften uns noch bewegen und es gab auch nicht so viele übergewichtige Kinder wie heute. Aber das ist ein anderes Thema.

Erfreut über die vielen Kastanien, die verstreut auf dem Schulhof lagen, fingen zwei Freunde und ich an, sie aufzusammeln. Nach einer gefühlten halben Stunde hatten wir unsere Taschen voll. Dann schoss mir durch den Kopf: „Oh, Mama wartet mit dem Essen auf mich.“ Den Ranzen über die Schulter geworfen, stürmte ich aus dem Schultor, und, ohne auf den Verkehr zu achten, direkt in einen vorbeifahrenden VW-Bus. Der Außenspiegel des Busses brach ab und die Spiegelbefestigung rammte sich zwei Millimeter über meinem linken Auge in meinen Schädel.

Ob Sie es glauben oder nicht, ich habe gerade das Gefühl, ich erlebe diesen Moment noch einmal, obwohl das Szenario nun schon etwa 54 Jahre her ist. Diesen dumpfen dröhnenden Knall werde ich nie vergessen. Dann sackte ich zu Boden. Ich spürte, wie eine warme Flüssigkeit über mein Gesicht strömte - mein Blut. Die Umgebung konnte ich nur noch wie durch einen gelben Schleier schemenhaft erkennen. Ich wusste instinktiv, dass es Blut war und wunderte mich, dass ich alles in einem gelblichen Ton sah. Dann hörte ich meine Kollegen und auch andere Stimmen, die in Panik nach dem Hausmeister riefen, er möge mit Verbandszeug kommen. Danach habe ich wohl das Bewusstsein verloren und wachte erst im Krankenhaus wieder auf. Ich bin immer noch verwundert darüber, dass ich diesen Zusammenprall mit relativ kleinen Blessuren überlebt habe.

Etwa sieben Jahre später sollte ich mich nochmals mit einem VW-Bus anlegen.

Im Vorwort >Über mich< haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, ja wahrscheinlich schon entnommen, dass ich in den 1970er-Jahren eine Lehre zum Kfz-Mechaniker absolviert habe

Mittlerweile war ich 16 Jahre alt geworden und befand mich schon im zweiten Lehrjahr, als ich einen VW-Bus zur Bremsenreparatur auf der Hebebühne hatte. Es war eine Hebebühne mit Auffahrrampen, sodass man das Fahrzeug auf den Rädern stehend in die Höhe heben konnte. Es lag eine Reparatur an der Vorderbremse an. So demontierte ich die beiden vorderen Räder komplett mit Bremstrommeln. Dazu musste ich das Fahrzeug an der Vorderachse über einen speziellen Wagenheber anheben. Da der VW-Bus einen Heckantrieb besaß, befanden sich die Antriebsräder zwangsläufig an der Hinterachse, die immer noch im intakten Zustand auf der Auffahrrampe der Hebebühne stand. Die Vorderräder legte ich vor die Hebebühne, die ich auf etwa eineinhalb Meter in die Höhe gehoben hatte und begann daran zu arbeiten.

Zur gleichen Zeit war Hermann, einer unserer Gesellen, mit einem Kundenfahrzeug zur TÜV-Abnahme unterwegs.

Nach zwanzig Minuten kam Hermann völlig atemlos zu Fuß zurück.

„Was ist los?“, fragte ihn der Chef.

„Ich bin auf dem Weg zum TÜV mit dem Fahrzeug liegengeblieben. So wie es aussieht, hat das Fahrzeug keinen Kraftstoff mehr.“

Wir hatten ja keine Tankstelle, sondern eine Kfz-Werkstatt und somit kein Benzin zur Hand. Aber Hermann, nicht dumm, wollte dem VW-Bus, an dem ich arbeitete, etwas Benzin entnehmen und zog den Benzinschlauch am Vergaser ab. Er hielt ihn in eine Flasche und bat Klaus, unseren anderen Monteur, den Bus zu starten. Da der VW-Bus ja in halber Höhe auf der Hebebühne stand, hatte Klaus keine Lust, sich in das Fahrzeug zu setzen, sondern stellte sich auf die Zehenspitzen, reckte sich in das Fahrzeug, bis er an den Zündschlüssel gelangte und drehte diesen auf Startposition. Leider hatte er vergessen, sich zu vergewissern, dass kein Gang eingelegt war. Der Bus machte einen Satz nach vorne und sprang vom Wagenheber. Eigentlich hätte ich ja genügend Zeit gehabt, mit einem beherzten Satz aus dem Gefahrenbereich zu sprinten, aber nein, ich schaute wie gelähmt auf das Fahrzeug, das nun wie in Zeitlupe auf mich zukam und dann vornüber kippte, direkt auf mich drauf.

Ich verspürte einen dumpfen Druck auf meinem Kopf und hörte die anderen Mitarbeiter und meinen Chef wie aus weiter Ferne schreien.

„Schnell! Brechstangen her, wir müssen den Uwe befreien!“

Stellen Sie sich vor, wie sich so etwas anfühlt, wenn einem ein VW-Bus mit seinem gesamten Gewicht den Kopf und Schultern gegen die Wand drückt. Es fühlte sich an, als wenn ich meinen Kopf in einen Schraubstock gespannt hätte. Es schossen mir in dem Moment viele Gedanken durch den Kopf. Wie, das hast du bestimmt nicht überlebt, wenn die dich gleich hier herausziehen, wird mein Kopf auseinanderfallen. Ja, ich sah sogar in Gedanken meine Eltern schon an meinem Grab stehen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit verschaffte man mit den Brechstangen etwas Platz und zwar so viel, dass man mich aus der tödlichen Lage befreien konnte. Zeitgleich kam nun auch der Rettungswagen, der mich ins Krankenhaus brachte. Ich konnte es gar nicht fassen, dass ich alles mitbekam. Meine Gedanken glitten ab und ich fragte mich, warum ich nicht tot war.

Am Ende stellte sich heraus, dass meine Schultern enorme Prellungen aufwiesen und mein linkes Ohr um mehr als das Doppelte von seinem ursprünglichen Volumen angeschwollen war. Trotzdem hatte ich noch Glück im Unglück, denn ich brauchte nicht einmal stationär im Krankenhaus zu verbleiben, sondern konnte mich nach ausführlicher ambulanter Behandlung wieder nach Hause fahren lassen. Allerdings war für die nächsten zwei Wochen nicht mehr an Arbeiten zu denken.

Als ich dann nach meiner Genesung wieder zur Arbeit durfte, sah ich mir alles noch einmal ausführlich an und rekonstruierte, warum ich überhaupt überlebt hatte. Da, wo mich der VW-Bus gegen die Wand gequetscht hatte, befand sich ein kleiner Mauervorsprung, so dass dort eine kleine Nische vorhanden war. In dieser Nische hatte irgendwann jemand ein paar Bretter zu einem Regal zusammengenagelt und ein altes Röhrenradio daraufgestellt, das den ganzen Tag für leise Musik in der Werkstatt sorgte. Dieses Regal mit dem Radio darauf hatte mir garantiert das Leben gerettet.

Das war noch nicht alles. Nein, jemand wollte mich wohl mit aller Gewalt von der Erde fegen, aber da muss noch eine andere Macht im Spiel gewesen sein, die es immer wieder geschafft hat, das zu verhindern.

Jahre später, etwa Mitte der 1980er, hatte ich eine qualifizierte Meisterstelle als Fuhrparkleiter bei einem großen Konzern bekommen. Als Fuhrparkleiter musste ich mich um alles kümmern und bin auch persönlich auf Montage gewesen, wo ich die Fahrzeuge vor Ort repariert habe. So auch an diesem besagten Tag.

Es war Sommer, ich kam von einer Reparatur an einem unserer Fahrzeuge aus Süddeutschland zurück und befand mich mit meinem Privatfahrzeug auf der Autobahn. Gerne benutzte ich meinen Privatwagen für diese Zwecke, da ich das zusätzlich vergütet bekam. An diesem Tag hatte ich sogar meinen Vater dabei, der mich als Frührentner, wenn eben möglich, begleitete. Wir verstanden uns immer sehr gut und die Fahrten waren dadurch nicht so eintönig. Aufgrund der großen Hitze hatten wir beide, obwohl ja nicht erlaubt, die Gurte abgeschnallt. Dann passierte es. – Mit 140 Sachen rauschte ich gemütlich dahin, wenig Verkehr, langgezogene Kurve und plötzlich, wie aus dem Nichts, stand ein Fahrzeug vor mir. Zum Überlegen blieb mir keine Zeit. Jetzt hieß es handeln. Handeln heißt bremsen. Also voll aufs Pedal. Ein Antiblockiersystem besaß mein Fahrzeug nicht, so sah ich, wie an allen vier Seiten des Fahrzeugs blaugrauer Rauch aufstieg, entstanden durch den Gummiabrieb der blockierten Reifen. Gleichzeitig schaute ich aus dem Augenwinkel zur linken Seite, weil ich mein Fahrzeug da vorbeimanövrieren wollte, bekam aber mit, dass ich gerade von einem anderen Fahrzeug überholt wurde. So rutschte ich unweigerlich auf meinen Vordermann zu. Durch die Verzögerung meiner abrupten Bremsung hatte ich wahrgenommen, dass mich das linksseitige Fahrzeug schon überholt hatte. Also ließ ich das Bremspedal los. Das vor mir stehende Fahrzeug befand sich in diesem Moment nur noch geschätzte eineinhalb Meter von mir entfernt, ich riss das Lenkrad nach links, mein Fahrzeug neigte sich in dieselbe Richtung und drohte zu kippen. Weitere ruckartige instinktiv ausgeführte Lenkbewegungen stabilisierten meinen Wagen wieder und ich war vorbei. Ohne anzuhalten gab ich in meinem Schockzustand einfach Gas und fuhr weiter, riskierte aber doch einen Blick in den Rückspiegel und sah, wie mit voller Wucht ein weiteres Fahrzeug auf das stehende Fahrzeug prallte. Die Haube des aufprallenden Fahrzeugs flog hoch, riss wohl ab und schoss quer über die Fahrbahn. Weiterhin konnte ich nun sehen, dass auch alle folgenden Fahrzeuge stehenblieben, wohl um Ersthilfe zu leisten.

Ich sagte nur zu meinem Vater: „Mein Gott, da wären wir genau zwischengekommen und wären jetzt eingequetscht oder sogar tot.“

Was ich nicht mitbekommen hatte, dafür aber mein Vater, war, warum das Fahrzeug überhaupt mitten auf der Autobahn stand.

„Hast du nicht gesehen, dass vor dem Fahrzeug Tiere über die Autobahn liefen?“

„Was für Tiere?“, fragte ich.

„Eine Igel- oder Entenfamilie. Genau sehen konnte ich es auch nicht“, sagte er.

Noch Jahre später hat mein Vater immer wieder erzählt, dass ich durch meine gute Reaktion uns beiden wahrscheinlich das Leben gerettet hatte.

Auch wenn es dieses Mal kein VW-Bus war, vor dem mich das Schicksal retten musste, stand es aber wieder auf Messers Schneide, und Sie hätten dieses Buch unter Umständen nicht zu lesen bekommen.

Nun noch eine letzte, auch wie die vorigen natürlich wahre und nicht übertriebene Story, die mich auch wieder fast das Leben gekostet hätte.

Originalfoto

„ELA“, sagt Ihnen das was? Ich denke vielen von Ihnen wird dieser Begriff auf Anhieb nicht mehr präsent sein. NRW wurde am 9. Juni 2014, dem Pfingstsonntag, von einer Tiefdruck-Gewitterfront mit katastrophalen Ausmaßen überzogen.

Es war etwa 21:30 Uhr, gerade hatte ich einem Kunden im Rahmen meines Schlüsselnotdienstes eine zugefallene Tür wieder geöffnet. Die Werkzeugtasche über die Schulter gehängt schritt ich langsam und zufrieden zu meinem Fahrzeug. Es war bis jetzt noch hell und trocken. Doch kaum saß ich in meinem Wagen, als sich der Himmel so schnell, wie ich es noch nie erlebt hatte, zuzog und auch schon die ersten dicken Regentropfen freigab. Erstaunt über den schnellen Wetterwandel startete ich mein Auto und machte mich auf den Weg nach Hause.

Die Gesamtstrecke, die ich zu fahren hatte, betrug nur acht Kilometer, aber die sollte ich nicht mehr vollenden. Es wurde wirklich innerhalb von ein paar Minuten Nacht. Dicke harte Regentropfen knallten jetzt aufs Fahrzeugblech. Windböen drückten meinen Wagen von links nach rechts, sodass ich kräftig gegenlenken musste. Dann wurde meine Fahrt unvermittelt durch einen dicken auf der Fahrbahn liegenden Ast blockiert. Über die Gegenfahrbahn konnte ich auch nicht ausweichen, weil diese ähnlich wie eine Autobahn durch einen hohen Mittelbordstein getrennt war. So stand ich vor dem dicken Ast und suchte nach einer Lösung. Sollte ich rückwärtsfahren oder doch riskieren, über den Mittelbordstein auszuweichen? Meine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als ich nun schemenhaft sah, wie sich von dem Baum, von dem auch der erste Ast stammte, ein weiterer dicker Ast löste und auf das Dach meines Fahrzeugs stürzte.

Ich saß da und wusste, dass ich nichts machen konnte. Hilflos der Natur ausgeliefert riss ich die Arme nach oben, um wenigstens mein Haupt zu schützen. Dann krachte es auch schon und das Dach gab nach. Die Frontscheibe sowie auch einige Seitenscheiben splitterten.