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© 2020; 4., überarbeitete Auflage
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
Ketschau, A.
Das kleine Buch vom Samojeden
ISBN 9783751911788
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Bildmaterial + Texte: A. Ketschau
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Schlittenhunde
Die Schlittenhunde, von denen 4 von der FCI (Fédération Cynoloquiqe Internationale, Weltdachverband der Hundezucht) anerkannt sind – Samojede, Siberian Husky, Alaskan Malamute, Grönlandhund – stammen aus dem Hohen Norden: Kanada, Sibirien, Alaska, Grönland. Sie haben einen unbändigen Bewegungsdrang, eine hohe Bereitschaft, jede Form von Zugarbeit zu leisten und meistens einen ausgeprägten Jagdtrieb. Die beliebten Schlittenhunderennen haben nicht nur in den Nordischen Ländern einen hohen Bekanntheitsgrad. Auch in den wärmeren Gefilden gibt es im Frühjahr, Herbst und Winter Schlittenhunderennen. Der in den 1970er bis 1990er Jahren einsetzende Schlittenhundeboom ist inzwischen allerdings wieder stark rückläufig. Der Alaskan Malamute ist mit mindestens 58 cm Widerristhöhe (kann auch über 70 cm betragen) der durchschnittlich größte klassische Schlittenhund. Bei ihm sind alle Farben zugelassen mit weißen Abzeichen, auch reinweiß, meist ist er schwarz-weiß, grau-weiß oder silber (weiß mit schwarzen Haarspitzen). Er ist benannt nach dem Eskimostamm der Malamuten oder Malhemuits. Der Grönlandhund ist als einziger FCI-anerkannter Eskimohund der ursprünglichste und ungeschliffenste der klassischen Schlittenhunde. Bei uns ist er selten. Es gibt nur wenige Züchter, die gelegentlich einen Wurf machen. Der mindestens 55 cm hohe Grönlandhund ist Helfer bei der Eisbär- und Robbenjagd und meistens – im Gegensatz zu den anderen FCI-anerkannten Schlittenhunden – kein besonders guter Familien- und Haushund. Alle Farben. Grönlandhunde begleiteten Roald Amundsens Südpolexpedition. Der Siberian Husky ist bei uns der beliebteste FCI-anerkannte Schlittenhund und auch als Begleit- und Familienhund geschätzt. Obwohl Amerika die Verantwortung für den Siberian Husky übernommen hat, stammt er aus Sibirien. Ein russischer Pelzhändler brachte Huskies nach Alaska, wo es schon Schlittenhunderennen gab. Auf den Rennen zunächst als Sibirische Ratten verspottet (da sie durchschnittlich ein wenig zierlicher und kleiner sind als Alaskan Malamuten), fanden die Huskies aufgrund ihrer Schnelligkeit und Ausdauer bald ihre Liebhaber. Eine Husky-Stafette rettete 1925 die Stadt Nome in Alaska vor einer Diphterie-Epidemie. Seit 1973 erinnert das Iditarod, das härteste Schlittenhunderennen der Welt, das diesem Stafettenlauf nachempfunden ist und über 1.100 Meilen von Ancorage nach Nome führt, an diese großartige Leistung, an der 11 Musher-Hund-Teams beteiligt waren und in fünfeinhalb Tagen über 1.100 Meilen zurück gelegt und geholfen hatten, eine Diphterie-Epidemie zu verhindern, indem sie mit ihren Hunden das lebensnotwendige Serum dorthin transportiert hatten. Der Siberian Husky ist etwa 50-60 cm groß, wiegt 16-27 kg und ist in allen Farben mit weißen Abzeichen einschließlich reinweiß zugelassen. Wie alle Schlittenhunde hat er ein freundliches Wesen. Neben den FCI-anerkannten Schlittenhunderassen gibt es noch andere Rassen, die nicht von der FCI anerkannt sind, wie den Canadian Eskimo Dog, der dem Grönlandhund ähnlich ist, oder Schlittenhundkreuzlinge wie Alaskan Huskies und Scandinavian Hounds die nicht nach Standard gezüchtet werden, sondern nur auf Schnelligkeit und Leistung.
Der große, weiße Samojedenspitz mit dem lächelnden Gesicht, den dunklen Augen und dem kräftigen Körper ist benannt nach dem Volksstamm der Nenzen oder Samoyeden. Diese waren im Gebiet vom weißen Meer bis zum Lauf des Jenissei verbreitet. Die Geschichte einer Hunderasse ist in diesem Fall auch die Geschichte einer Völkergruppe. Die Vorfahren des Samojeden sollen in grauer Urzeit in südlicheren Gefilden gelebt haben. Mit der Ausbreitung des Menschen benötigten diese mehr Grasland für ihre Herden. Die schwächeren Völker wurden verdrängt und so zogen auch die Samojeden nach Norden. Sie besiedelten die riesige Ebene zwischen Ural und Jenissei. Die Samojeden werden als Bindeglied zwischen den Mongolen und den Finnen betrachtet. Zu ihnen gehören auch noch einige Stämme westlich des Urals. Dies sind Uraken, Dolghanen, Ostjaken und Tungusen. Kilburn-Scott, ein Engländer, nahm seine ersten Hunde aus Archangelsk westlich des Urals mit. Die Samojeden waren Nomaden, betrieben Rentierwirtschaft, waren Fischer und Jäger, die sich keine festen Wohnstätten bauten. Sie lebten in Zelten aus Tierhäuten, die sie mit ihren Hunden teilten. Ihr Lebensraum war Eis und Schnee. Diesen harten Daseinskampf ums Überleben teilten sie mit ihren Hunden. Die Hunde hüteten und schützten die kostbaren Rentierherden. Neben den Rentieren waren die Hunde der wertvollste Besitz. Die Hunde hüteten aber nicht nur Rentiere. Sie wurden auch zum Jagen gebraucht und zogen auch Schlitten mit Jagdbeute nach Hause. Die Hündinnen durften in den Zelten werfen. Während der Nacht durften die Hunde oft mit in die Zelte, sicher als Wärmequelle. Damit war der Grundstein für das enge Verhältnis zwischen Mensch und Hund gelegt. Der Samojede war damals schon für seine Freundlichkeit bekannt. In den USA wird Santa Claus oft auf einem Schlitten dargestellt, der von einem Samojedengespann gezogen wird.
Schon 1698 wurden die dickfelligen Hunde in Nordrussland in Reiseberichten erwähnt, doch erst 1889 wurde man auf diese schönen Hunde richtig aufmerksam. Der Engländer Kilburn-Scott kaufte in Archangelsk den weiß-bisquitfarbenen Welpen Sabarka. Den Namen hatte der Hund in Anlehnung an die russische Rassebezeichnung „Samoiedskaia Sabaka“ erhalten. Zu diesen Erstimporten gehörten auch Whitey Petschora und Musti. Schließlich wurden auch von Jackson weitere Samojeden (Janny, Gladys, Flo und Kvik) importiert. Diese Tiere bildeten den Grundstock für die Samojedenzucht in England. Die cremefarbene Whitey Petschora und ihre Linie stellen bis 1955 Champions. In England wurden die ursprünglichen Schlitten- und Hütehunde zu beliebten Begleithunden. Sie wurden auch bei verschiedenen Expeditionen eingesetzt. Amundsen, Shakelton, Nasen, Scott und weitere verließen sich auf ihre Samojeden. Die um 1890 nach England importierten Hunde waren noch recht uneinheitlich im Typ. Samojeden gab es damals nicht nur in weiß, weiß-bisquit und cremefarben, sondern auch in schwarz, schwarz-weiß, wolfsgrau und weiteren Farben. Der Rüde Peter the Great, ein reinschwarzer Samojede, wurde 1897 als erster schwarzer Samojede präsentiert. Seit langem sind aber nur noch weiße, weiß-bisquitfarbene und cremefarbene Samojeden zugelassen. Aufgrund der rezessiven Vererbung der weißen Farbe war das auch leicht möglich. Die Scotts registrierten sämtliche 1896 verfügbaren Zuchthunde. Die Rasse wurde bald offiziell anerkannt. Im Typ unterschieden sich die Hunde kaum von den heutigen. Die Scotts bemühten sich um weiteres gutes Zuchtmaterial. Im Zoo von Sydney entdeckten sie Antarctic Buck und importierten ihn nach England. In England wurde er ein gefragter Deckrüde. Die Samojeden werden heute nur noch selten als Hütehunde eingesetzt. Als Schlittenhunde haben sie eine lange Tradition, aber auch auf Schlittenhunderennen sieht man sie bei uns relativ selten. Als Familien- und Begleithunde sind sie beliebt, sofern man ihren Arbeitseifer befriedigen kann. Neben Zugarbeit sind auch Agility, Nasenarbeit u.a. geeignet. Wanderungen mit Packtaschentragen, Reitbegleithund und anderes machen Samojeden gerne mit. Sogar als Rettungshunde oder Therapiebegleithunde sieht man hin und wieder Samojeden. Für bestimmte Ausbildungen wie Polizeidiensthund, Schutzhund, Wachhund im „klassischen“ Sinn u.ä. sind Samojeden allerdings in der Regel völlig ungeeignet.
Bei uns gehören die Samojeden zu den beliebten und bekannten Rassen, allerdings sind sie bei uns dennoch nicht allzu häufig zu sehen. Im DCNH werden meines Wissens jährlich zwischen 50 und 80 Welpen registriert. Es gibt aber noch weitere Vereine, die sich mit der Samojedenzucht beschäftigen. Da die Vereinslandschaft für Außenstehende recht unübersichtlich ist, habe ich mich entschieden, im Vereinskapitel nur auf den Deutschen Club für Nordische Hunde, den Österreichischen Club für Nordische Hunde und Schlittenhundesport, den Schweizerischen Klub für Nordische Hunde sowie die Samojeden-Nothilfe einzugehen. Die Vereinslandschaft ist ein komplexes Thema, und es wird Vereine geben, deren Existenz mir unbekannt ist.
Der Samojede wird auch in Australien, Dänemark, Finnland, den Niederlanden, Irland, Italien, Neuseeland, Schweden, Norwegen und Spanien gezüchtet, seit einiger Zeit sogar in kleinem Rahmen in Simbabwe. Die Samojeden haben sich allen klimatischen Gegebenheiten gut angepasst. Aber auch im hohen Norden sind ja kurze, heiße Sommer keine Seltenheit. Natürlich muss man dem Samojeden im Sommer immer ausreichend Wasser sowie einen kühlen, schattigen Platz zur Verfügung stellen und auf Leistungssport verzichten. Spaziergänge und sonstige Aktivitäten sind in die kühleren Morgen- und Abendstunden zu verlegen. Ursprünglich sind Samojeden reine, harte Arbeitshunde. Bei guter Auslastung (ausreichende, lange Spaziergänge, sowie weitere Anregungen, auf die ich später noch eingehe) sind sie gute Familien- und Begleithunde. Natürlich muss man stets ihren Arbeitseifer befriedigen können. Auf Schlittenhunderennen sieht man sie hin und wieder. Sie sind nicht so schnell wie Siberian Huskies und nicht so stark wie Alaskan Malamuten, dafür aber sehr ausdauernd. Wird der Samojede nicht als Zughund eingesetzt, braucht er unbedingt eine adäquate Ersatzbeschäftigung. Andernfalls sucht er sich schon Abwechslung, allerdings nicht unbedingt zur Freude seiner Besitzer. Da wird schonmal der Teppich angeknabbert, die schöne Büchersammlung zerlegt, der Garten umgegraben oder das ganze Haus zusammen geheult, was sicher nicht nur den Nachbarn bald auf die Nerven gehen wird. Ein unterforderter Samojede geht auf Wanderschaft – innerhalb und außerhalb des Hauses – und schaut, was er anstellen kann, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet. Gut erzogen und ausgelastet, ist der Samojede ein guter, liebevoller und freundlicher Begleiter. Man sollte aber keinen Kadavergehorsam erwarten. Ein Dobermann oder Schäferhund, der pariert, wenn sein geliebter Mensch es verlangt, ist der Samojede normalerweise nicht! Was nicht heißt, dass der Samojede seinen Menschen nicht treu ergeben ist oder dass man einen Samojeden nicht erziehen kann. Der Samojedenhalter sollte sich aber eventuell auf gewisse Abstriche gefasst machen. Der Samojede gehört zwar wie alle Nordischen zu den spitzartigen Rassen, hat aber ein ganz anderes Wesen als z.B. der Deutsche Spitz. Der Deutsche Spitz ist ein guter Familien- und Begleithund, ein excellenter Wach- und (manchmal) Schutzhund und zu Fremden oft misstrauisch und zurückhaltend. Der Samojede dagegen eignet sich normalerweise nicht als Schutzhund, ist auch kein klassischer Wachhund (obwohl er Fremde schon mal meldet), das widerspricht seinem Naturell, und er findet zudem fast jeden Fremden liebenswert. Samojeden sind normalerweise freundlich zu jedermann. Es gibt immer wieder Samojeden, die Begleithundeprüfungen ablegen, als Rettungsder Therapiebegleithunde o.ä. eingesetzt werden. Man sollte aber nicht enttäuscht sein, wenn der Sammy dafür zu eigenwillig ist. Neben seinem wunderschönen Aussehen und seinem liebenswerten Wesen macht ja auch seine Ursprünglichkeit einen gewissen Reiz aus. Meiner Meinung nach ist es für keinen Hund gut, in einem Zwinger gehalten zu werden, wobei mir schon bewusst ist, dass viele (Schlitten-) Hundefreunde dazu eine andere Meinung haben. Der Samojede gehört zu seinen Menschen ins Haus / in die Wohnung. Zeitweisen Aufenthalt von mehreren Hunden in Gehegen halte ich aber für einen Kompromiss, wenn die Hunde genug Menschenanschluss haben, ausreichend Beschäftigung bekommen und auch ins Haus dürfen. Eine Stadtwohnung ist zur Samojedenhaltung nicht ideal. Es kann aber funktionieren, wenn man den Hund artgerecht in der Natur auslasten kann und der Hund in der Wohnung einen kühlen Rückzugsort hat. Ein Häuschen mit Garten auf dem Land oder am Waldrand wäre natürlich besser. Es kommt dem Naturell des Samojeden besser entgegen. Ein erwachsener Samojede sollte täglich rund 5-6 Stunden alleine bleiben können (bei ausreichender Gewöhnung und Auslastung, Welpen anfangs noch nicht ganz so lange). Muss der Hund täglich länger alleine bleiben, sollte man sich nach einer Alternative für den Hund umsehen, wie einen privatem Hundesitter, der zwischendurch mit dem Samojeden einen ausgedehnten Spaziergang macht, oder den Aufenthalt in einer Hundetagesstätte. Der Hund sollte ausgelastet und gut erzogen sein, auch ein Kauleckerli (z.B. einen Büffelhautknochen) sollte er bekommen, dann ist er beim Alleinsein etwas beschäftigt und kommt weniger auf die Idee, Dummheiten zu machen. Man kann ihn auch an eine Hundebox gewöhnen, in die er sich einige Stunden zurück ziehen kann. Sie ist sein Rückzugsort und keine Strafe! Sie eignet sich auch zur Sauberkeitserziehung bei Welpen, da diese nicht freiwillig ihr Nest beschmutzen. In die Box kommt eine Decke/ Liegekissen, ein Wassernapf und ein Kauleckerli. Der Samojede soll sie positiv verknüpfen und einige Stunden ruhig darin verbringen. Der Hund soll darin aufrecht stehen und sich umdrehen können. Ist die Box voll vergittert, kann man sie nach ein oder zwei Seiten mit einer Decke verhängen, sodass der Samojede sich geborgen fühlt, keinen Rundumblick hat (was zu nervigem Kontrollverhalten und Gejaule führen kann) und er dort seine Ruhe hat. Die Box ist aber immer nur ein zeitweiliger Aufenthaltsort. Der Samojede kann dort die Nacht verbringen, auch einige Stunden am Tag, und sie hilft bei der Sauberkeitserziehung, wie schon erwähnt. Die durchschnittliche Lebenserwartung des Samojeden liegt übrigens bei etwa 12-15 Jahren, hier und da werden Samojeden auch älter.
Der Samojede ist ein schöner und eleganter Hund vom arktischen Spitztyp. Sein Fell ist reinweiß, weiß-bisquit (weiß mit lohfarbenen Flecken) oder creme (eine Aufhellung von rot). Die Augen der Samojeden sollen braun sein. Hier und da kommen auch blauäuige Samojeden vor, die jedoch von der weiteren Zucht ausgeschlossen werden. Der Samojede ist aufmerksam, lebhaft und intelligent. Durch seine nach oben gezogenen Lefzenwinkel wirkt er, als würde er lächeln. Samojeden werden in unterschiedlichen Typen gezüchtet. Manche Züchter legen mehr Wert auf die Renneigenschaften, solche Hunde sind echte Arbeitshunde, etwas größer, langbeiniger, schlanker und nicht ganz so üppig behaart. Andere Züchter haben sich auf den Showtyp spezialisiert. Diese Hunde sind allgemein etwas kleiner, kompakter und dichter bepelzt. Dazwischen sind die Typen breit gefächert, und das eine schließt das andere nicht aus. Manche Hunde erinnern etwas an kleine Eisbären, andere sehen ein wenig den arktischen Wölfen ähnlich. Der FCI-Standard beschreibt den idealen Samojeden. Natürlich gibt es Hunde, die davon mehr oder minder abweichen. Der Samojede hat einen kräftigen, keilförmigen Kopf. Der Schädel ist nur wenig gewölbt und breit zwischen den Ohren. Die zwischen den Augen liegende Furche ist nur wenig erkennbar. Der Samojede hat kleine, dicht behaarte und dreieckige Stehohren. Die Spitzen sind leicht abgerundet. Die Ohren sollen hoch angesetzt sein. Die Augen sollen dunkelbraun sein, gut in den Höhlen liegen und recht weit voneinander abstehen. Die Augen sind mandelförmig und wirken freundlich, intelligent und verleihen dem Hund einen aufmerksamen Ausdruck. Blauäugige Samojeden oder solche mit gemischtfarbigen Augen werden von der weiteren Zucht ausgeschlossen. Der Fang ist tief, kräftig, etwa so lang wie der Oberkopf, sich zur Nase hin leicht verjüngend. Der Fang soll nicht schwach, grob oder quadratisch wirken und auch nicht wirklich spitz sein. Der Nasenrücken ist gerade. Der Samojede soll schwarzes Hautpigment aufweisen. Im Winter bekommen manche Samojeden eine Wechsel- oder Schneenase. D.h., während der kälteren Jahreszeit kann die Nase aufhellen und ganz rosa werden, die Ränder sollten aber stets dunkel bleiben. Im Sommer wird die Nase wieder schwarz. Die Lidränder sollen durchgängig schwarz sein. Auch die Haut am Körper sollte dunkel sein oder zumindest blaue Flecken aufweisen. Die Ballen sind möglichst dunkel. Der Hals ist kräftig, mittellang und wird mit Stolz getragen. Der Körper ist wenig länger als hoch. Der Samojede ist kompakt gebaut. Der Rücken ist mittellang, gerade und gut bemuskelt. Hündinnen dürfen etwas länger gebaut sein als Rüden, da sie den Nachwuchs austragen und Platz für das Gesäuge benötigen. Die Kruppe ist kräftig, muskulös und nach hinten sanft abfallend. Die Brust ist breit, tief und lang. Sie soll bis zu den Ellbogen reichen. Die Rippen sind gut gewölbt und geben dem Körper eine schöne Linienführung. Das Gangwerk des Samojeden ist kraftvoll. Der Samojede läuft mühelos und frei. Die Schritte sind raumgreifend. Die Vorderhand weist einen guten Raumgriff auf, die Hinterhand verleiht große Schubkraft. Die Vorderläufe sind muskulös und gerade mit kräftigen Knochen. Die Schultern sind gerade, schräg und fest anliegend. Die Oberarme sind schräg und dicht am Körper anliegend. Der Oberarm weist eine ähnliche Länge wie das Schulterblatt auf. Die Ellbogen liegen dicht am Körper, das Karpalgelenk ist flexibel und kräftig. Der Vordermittelfuß ist leicht schräg gestellt, die Pfoten oval. Sie stehen gerade nach vorn, leicht gewölbt und die Ballen sind elastisch. Die Hinterläufe stehen von hinten betrachtet parallel zueinander und sind stark bemuskelt. Die Oberschenkel sind mittellang, stark bemuskelt und relativ breit. Der Samojede hat gut gewinkelte, belastbare Knie. Das Sprunggelenk der Hinterhand steht tief und ist gut gewinkelt. Der Hintermittelfuß ist kräftig und parallel zueinander gestellt. Die Hinterpfoten sollen den Vorderpfoten gleichen. An den Hinterläufen gelegentlich vorkommende After- oder Wolfskrallen (diese sind an Vorderpfoten normal) werden oft schon bei Welpen entfernt, da sie zum Ein- und Abreißen neigen, was zu starken Schmerzen und Blutungen führen kann. Der Knochenbau des Samojeden ist kräftig, die Rute hoch angesetzt und wird über den Rücken oder zur Seite getragen, in Ruhestellung kann sie herabhängen und reicht dann bis zu den Sprunggelenken. Das Fell des Samojeden ist dicht und üppig. Es hat langes Deckhaar mit dichter, etwas kürzerer Unterwolle. Es schützt ausgezeichnet vor arktischen Temperaturen. Am Kopf kann das Deckhaar einen Kragen bilden. Besonders üppig sind Kragen meist bei Rüden ausgebildet. Im Gesicht, an den Pfoten und an der Vorderseite der Läufe ist das Fell kürzer und eher glatt. Auf den Außenseiten der Ohren ebenfalls. Innen sind die kleinen Stehohren gut behaart, um gegen arktische Kälte, Wind und Feuchtigkeit zu schützen. An den Rückseiten der Oberschenkel bilden sich „Hosen“. Zwischen den Zehen haben die Samojeden ebenfalls längeres, dichtes Haar, das vor Eiseskälte schützt. Die Rute ist gut behaart. Bei Rüden kann das Körperhaar etwas länger als bei Hündinnen sein, was hormonell bedingt ist. Das Fell soll einen schönen Glanz aufweisen. Es soll weiß, weiß-bisquit oder cremefarben sein, wobei eine weiße Grundfarbe anzustreben ist. Das Gewicht soll bei rund 20-30 kg liegen, die Widerristhöhe zwischen 50 und 60 cm, wobei Rüden oft (nicht grundsätzlich) etwas kräftiger und größer als Hündinnen sind. Ist der Samojede artgerecht ausgelastet, kann man ihn auch gut als Familien- und Begleithund halten. Neben seinem hübschen Aussehen besticht er durch seinen liebevollen Charakter. Der Samojede wurde in der Geschichte vielseitig eingesetzt, als Jagd- und Hütehund, Gesellschafter und Bettwärmer, hier und da auch als Lastenzieher. Auch heute noch kann man ihn vielseitig einsetzen. Gut sozialisiert und aus guter Zucht stammend, sind Samojeden sehr verträglich gegenüber Artgenossen. Sie lieben ihre Menschen, freuen sich aber auch sehr über Hundekontakt. Wenn man ihn gut daran gewöhnt, lässt er die eigene Katze in Ruhe, Kleintiere vielleicht auch, aber es kann passieren, dass er die Nachbarskatzen auf den nächsten Baum scheucht. Er ist lieb zu Kindern, wenn er gut aufgezogen wurde. Der Standard beschreibt den Jagdtrieb des Samojeden als gering. Aber ein über den Weg huschendes Rättchen oder Kaninchen könnten die Ausnahme sein. Näheres dazu auch im Erziehungsteil. Samojeden sind äußerst menschenbezogen. Sie lieben ihre Familie und sind auch freundlich zu fremden Menschen. Samojeden haben ein sanftes Wesen und sind auch lieb zu Kindern. Der Samojede braucht die Nähe zu seinen Menschen und sollte nicht in einem Zwinger, womöglich noch als Einzelzwingerhund, gehalten werden. Stundenweiser Aufenthalt im Freien ist sicher nicht verkehrt, wenn der Samojede ansonsten mit ins Haus darf, vollwertiges Familienmitglied ist und genügend Auslastung bekommt (dann aber am besten mit Hundekontakt). Am besten ist es, wenn der Samojede die meiste Zeit bei seinen Menschen verbringt. Der liebevolle, anhängliche Hund mag es nicht, alleine irgendwo hingesperrt zu werden. Am liebsten hat der das ganze Rudel – Vier- wie Zweibeiner – um sich. Keinesfalls sollte man den Samojeden als Zwingerhund halten. Er würde verkümmern und keine enge Bindung zu seinem „Rudel“ aufbauen. Samojeden brauchen die enge Bindung für ein harmonisches Zusammenleben. Zeitweise Gehegehaltung in Rudeln, wenn die Samojeden genug Auslastung und Menschenkontakt haben und auch mit ins Haus dürfen, halte ich aber für einen Kompromiss, den man eingehen kann. Auch für die Erziehung ist der enge Kontakt wichtig. Samojeden sind anhänglich und durchaus verschmust! Täglich sollte der Hund etwa 5-6 Stunden alleine bleiben können, wenn man arbeiten muss, natürlich bei ausreichender Gewöhnung und Auslastung. Müsste er länger alleine bleiben, sollte man sich nach einer Alternative wie einer guten Hundetagesstätte oder einem privaten Hundesitter umsehen. Der neugierige und interessierte Samojede möchte gerne an allem teilhaben, was um ihn herum geschieht.
Samojeden gehen gerne spazieren, erkunden ihre Umwelt, möchten gerne schmusen – brauchen aber unbedingt rassegerechte Auslastung. Auf einige Möglichkeiten – auch außerhalb des Schlittenhundesports – wird später noch eingegangen. Der erwachsene Samojede sollte täglich mindestens 2-3 Stunden spazieren gehen, zusätzlich benötigt er noch andere Anregungen. Für den Welpen reichen anfangs etwa 30-60 Minuten (auf mehrere kleine Spaziergänge über den Tag verteilt und nicht am Stück!). Hier und da sollte man variieren. Man kann bei der Nasenarbeit variieren, aber auch mal verschiedene Wege und Regionen zum Spazierengehen auswählen. Dann bleibt es für den Samojeden immer spannend. Ein unterforderter Samojede kommt schnell auf dumme Ideen und ist dabei sehr erfinderisch. Da wird schon mal die schöne Büchersammlung zerlegt, gejault, was das Zeug hält, der Garten umgegraben oder das Sofa angeknabbert. Der Samojede ist ein Hund für Menschen, die das Ursprüngliche lieben, einen anhänglichen Gefährten suchen, sich gerne mit dem Hund bei jedem Wetter täglich einige Stunden draußen bewegen wollen und den Hund nehmen wie er ist und ihn nicht verbiegen wollen.
FCI-Standard-Nr. 212 / 09.01.1999 / D
Samojede (Samoiedskaia Sabaka)
Ursprung: Russland
Patronat: Nordische Länder/N.K.U.
Datum der Publikation des gültigen Originalstandardes:
22.07.1997
Verwendung: Schlitten- und Begleithund
Klassifikation FCI:
Gruppe 5, Spitze und Hunde vom Urtyp
Sektion 1, Schlittenhunde
ohne Arbeitsprüfung.
Kurzer geschichtlicher Abriss: Die Rassebezeichnung "Samojede" ist von den Samojeden-Stämmen abgeleitet, die in Nordrussland und in Sibirien beheimatet waren. Die in den südlichen Teilen der genannten Regionen lebenden Stämme verwendeten weiße, schwarze und braune gefleckte Hunde zum Hüten ihrer Rentierherden; in den nördlichen Teilen waren die Hunde reinweiß und sanftmütig und wurden als Jagd- und Schlittenhunde eingesetzt. Die Hunde der Samojeden lebten in enger Beziehung zu ihren Eigentümern; sie schliefen sogar in deren Zelten und wärmten sie. Der britische Zoologe Ernest Kilbourne Scott verbrachte 3 Monate des Jahres 1889 bei den Samojeden-Stämmen. Bei seiner Rückkehr nach England brachte er einen braunen Rüdenwelpen mit Namen "Sabarka" mit. Später importierte er von der Westseite des Urals die cremefarbene Hündin "Whitey Pechora" und aus Sibirien den schneeweißen Rüden "Musti". Diese wenigen Hunde bildeten zusammen mit den Hunden, die von anderen Forschern mitgebracht wurden, den Ursprung des Samojeden der westlichen Welt. Der erste Standard für die Rasse wurde im Jahre 1909 in England erstellt.
Allgemeines Erscheinungsbild: Ein mittelgroßer, eleganter, weißer arktischer Spitz, der den Eindruck von Kraft, Ausdauer, Geschmeidigkeit, Würde und Selbstvertrauen gepaart mit Charme vermittelt. Sein charakteristischer Ausdruck, das sogenannte "Lächeln" des Samojeden, wird erzeugt durch die Kombination der Augenform und -stellung mit den in sanfter Kurve nach oben gerichteten Lefzenwinkeln. Der jeweilige Geschlechtstyp sollte deutlich erkennbar sein.
Wichtige Proportionen: Die Körperlänge übertrifft die Widerristhöhe um annähernd 5 % während die Tiefe des Körpers etwas geringer als die halbe Widerristhöhe ist. Die Länge des Vorgesichts entspricht in etwa der des Oberkopfes.
Verhalten / Charakter (Wesen): Freundlich, aufgeschlossen, munter und lebhaft mit sehr gering ausgeprägtem Jagdinstinkt. Keinesfalls scheu oder aggressiv. Sehr gesellig; als Wachhund ungeeignet.
Kopf: Kräftig und keilförmig.
Oberkopf:
Schädel: Von vorn und von der Seite gesehen nur wenig gewölbt, am breitesten zwischen den Ohren. Die Furche zwischen den Augen ist wenig sichtbar.
Stop: Deutlich erkennbar, jedoch nicht zu ausgeprägt.
Gesichtsschädel:
Nasenschwamm: Gut entwickelt, vorzugsweise schwarz. Zu bestimmten Zeiten des Jahres kann das Nasenpigment verblassen bis hin zur sogenannten "Winternase"; die Nasenränder müssen jedoch stets dunkel sein.
Fang: Kräftig und tief, ungefähr von gleicher Länge wie der Oberkopf, zur Nase hin allmählich schmaler werdend. Weder spitz und schwach noch schwer und quadratisch. Der Nasenrücken ist gerade.
Lefzen: Straff anliegend, schwarz und ziemlich fleischig. Die Lefzenwinkel verlaufen in einer sanften Kurve nach oben und erzeugen so das typische "Samojeden-Lächelns".
Kiefer/Zähne: Regelmäßiges, vollständiges Scherengebiss gemäß der Zahnformel mit kräftigen Kiefern und Zähnen.
Augen: Dunkelbraun, gut in den Augenhöhlen eingebettet; ziemlich weit auseinander, etwas schräg eingesetzt; mandelförmig. Der Ausdruck ist "lächelnd", freundlich, aufmerksam und intelligent.
Ohren: Aufrecht, ziemlich klein, dick, dreieckig mit leicht abgerundeten Spitzen. Sie sollten beweglich sein und hoch und -infolge des breiten Schädels - gut voneinander entfernt angesetzt sein.
Hals: Kräftig und mittellang; stolz getragen.
Körper: Etwas länger als hoch; tief und kompakt, dabei jedoch geschmeidig.
Widerrist: Deutlich betont.
Rücken: Mittellang, muskulös und gerade; bei Hündinnen etwas länger als bei Rüden.
Lenden: Kurz, sehr kräftig und klar abgegrenzt.
Kruppe: Voll, kräftig, muskulös, leicht abfallend.
Brust: Breit, tief und lang, fast bis hinunter zu den Ellenbogen reichend, Rippen gut gewölbt.
Untere Profillinie und Bauch: Mäßig aufgezogen.
Rute: Ziemlich hoch angesetzt. In der Bewegung oder in aufmerksamer Haltung wird die Rute vom Ansatz an über den Rücken oder zur Seite gebogen getragen, darf aber in Ruhestellung herabhängen und reicht dann bis zu den Sprunggelenken.
Gliedmaßen:
Vorderhand:
Allgemeines: