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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet die

Publikation im Internet unter: www.dnb.de

Horst Reiner Menzel

Dieselstraße 8

71546 Aspach

doremenzel@gmx.de

Website: http://www.reiner-menzel-aspach.jimdo.com

Überarbeitete Auflage 21.05.2021

Herstellung BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN- 9783753400921

Alle Rechte und © Copyright beim Autor

Inhaltsverzeichnis

Vorwort der 1. und 2. Auflage

Die Entstehung einer Branche von den Anfängen und dem Neustart nach dem Zweiten Weltkrieg, einhergehend mit dem ungeheuren Bauboom der 60-80ziger Jahre, als wir damals anfingen mit Hammer, Zange, Schraubenzieher und einem klobigen Richteisen

Drähte an den Hauswänden herunterzunageln. Wir hatten außer ein paar schlechten Leitern nichts, außer unserem Mut an Wänden und auf Dächern herumzuklettern, jederzeit konnten wir abstürzen. Blitzschutz, war und ist trotz vieler Verbesserungen heute immer noch Freeclimbing. Das Gefährlichste daran war, dass wir das klettern nirgends gelernt hatten, wir mussten es uns selber beibringen.

Die Normen-Katastrophe der Branche, verursacht durch naive Normenausschüsse, die meinen, alle Probleme des natürlichen Blitzgeschehens durch Normung und Vorschriften in den Griff zu bekommen, in Wirklichkeit aber den Blitzschutz-Kunden und vor allem der gesamten Branche einen Riesenschaden zufügen, indem sie den Gebäudeblitzschutz so verteuern, dass ihn sich der Normalbürger nicht mehr leisten kann. In meiner Geschichte soll niemand beleidigt werden, aber ich bin nicht bereit, diesen desaströsen Weg unwidersprochen hinzunehmen. Die Nennung von Personen und Firmennamen geschieht zwangsläufig, sonst würde diese Geschichte niemand verstehen, es ist auch keine Geschäftsschädigung beabsichtigt, sie soll indessen zum Nachdenken und zur Umkehr mahnen, denn noch ist es nicht zu spät diese Norm ehrlicher zu machen. Was ich damit meine ist, dass jeder Blitzschutzfachmann weiß, dass diese Normen nicht zu 100 % eingehalten werden können, weil die technische Ausstattung von Gebäuden so komplex und unübersichtlich geworden ist, und sich auf Grund ständiger Neuerungen und Erweiterungen jeden Tag ändern kann. Das heißt, dass mit jedem Eingriff Dritter in das technische System eines Gebäudes, auch ein Eingriff in das System des Blitzschutzes, an diesem Gebäude einhergeht. Hinzu kommt, dass auf Grund des Sparzwangs von Planern immer mehr technische Gebäude-Einrichtungen auf die Dächer platziert werden. Den Blitzschutzerrichtern wird dann zugemutet aus diesem unentwirrbaren Technik-Salat eine wirkungsvolle Blitzschutzanlage zu errichten. Natürlich kann niemand garantieren, dass bei einem Direkt-einschlag kein Schaden entsteht. Sollte das der Fall sein, geht der Expertenstreit los und die Errichter-Firma hat da meistens schlechte Karten, ist in der Haftung, weil sie die Normen nicht eingehalten hat, ja überhaupt nicht einhalten konnte.

Die Annahme, dass auf diesem Technik-Monster-Dach alle Näherungen berücksichtigt wurden, ist Wunder-Glaube. Um die Trennungsabstände einhalten zu können, wurden die Leitungen aufgeständert, bzw. HVI Leitungen eingebaut.

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass nicht nur bei der Planung eines Gebäudes, sondern vor jeder Veränderung, jeweils auch der Blitzschutzfachmann konsultiert werden muss, eine völlig unrealistische Traumvorstellung. Wohl wissend, dass alle Beteiligten versuchten ihr Bestes bei der Normenarbeit zu leisten, muss ich feststellen, dass man mit dem Schutz-Bedürfnis zu weit gegangen ist. Viele wissenschaftliche Werke wurden zum und über den Blitzschutz geschrieben, es ist die Grundlage, die es uns heute ermöglicht den optimalen Schutz für Menschen und Gebäude zu leisten. Aber Wissenschaftler neigen nun einmal dazu alles zu ergründen, wie man ein technisches Problem löst, lassen aber in der Regel die dabei entstehenden Kosten völlig außen vor. Nicht umsonst sagt ein alter Spruch: >Die Menschen sollen die Götter nicht versuchen<, soll heißen, angepasst an den heutigen Stand der Technik, ist vieles machbar, aber leider auch sehr teuer, man sollte deshalb bei der Normung einen Weg zwischen wirtschaftlicher Machbarkeit und Schutzbedürfnis finden. Deshalb sollten sich die Normenausschüsse endlich ehrlich machen, diese Situation anerkennen und zugeben, dass sie dafür verantwortlich sind, dass eine ganze Branche in der der Klemme ist. Man kann keine unrealistischen Normen aufstellen und dann von den Blitzschutz-Errichtern erwarten, dass sie Wunder vollbringen. Deshalb sollten in einer Präambel diese Zusammenhänge erklärt werden, damit Errichter, Fachleute, Prüfer, Gutachter, Richter und Staatsanwälte die Probleme richtig einordnen können. In dem ganzen Normenwerk findet man kein einziges Wort darüber, dass wir es beim Blitzgeschehen mit einem Naturphänomen zu tun haben, dass wir inzwischen wohl besser zu verstehen gelernt haben, dass wir aber keinesfalls beherrschen. Eine Norm, die diese Wahrheiten verleugnet und so tut, als ob man eine absolut sichere Anlage errichten kann, die mit jedem Blitzeinschlag fertig wird, wenn man nur die Normen einhält, ist gefährlich und zutiefst unmoralisch, weil sie Menschen, die nur in ihren erlernten Berufen arbeiten und dabei anderen helfen wollen, sich und ihre Habe vor dem Blitz zu schützen, ins Gefängnis bringen kann.

Was die Ereignisse in den genannten Firmen betrifft, gilt das oben gesagte, es soll niemand beleidigt oder geschädigt werden, außerdem liegen viele Ereignisse mehr als 30 Jahre zurück, die meisten der handelnden Personen sind inzwischen schon verstorben.

Der Autor

Nachbetrachtung zur 3. und 4. Auflage des Buches

Inzwischen sind 20 Jahre, seit Einführung der neuen Blitzschutznorm VDE 0185-305 vergangen. Eine Nachschau oder Nachjustierung hat nicht stattgefunden, auch keine Anpassung an die Realitäten, sie werden ignoriert. An meiner Einschätzung der gesamten Sachlage in der Branche hat sich also nichts geändert.

Man geht davon aus, dass die Normen auf den Naturgesetzen basieren und die könne man nicht ändern. Selbstverständlich kann man sie nicht ändern, aber man könnte die Normen so gestalten, dass man Blitzschutz auch ohne ein schlechtes Gewissen bauen kann. Leider ist das nicht mehr der Fall. Alle Blitzschutzbeteiligten, die Normenausschüsse, die Materialhersteller und die Blitzschutz-Errichter machen sich etwas vor. Alle drei Gruppen haben sehr unterschiedliche Interessenlagen, die ich hier kurz aufzeigen möchte.

Die Wissenschaftler wollen nicht zugeben, dass es keine absolut sicheren Mittel gegen Naturgewalten und Gewitter gibt, stopfen die Normen mit wissenschaftlichen Meisterleistungen voll, die für den Praktiker schwer verständlich sind und vergessen völlig, dass sie gerade für diese Gruppe das Handbuch sein sollte, mit dem man Blitzschutzanlagen bauen kann, so war es jedenfalls zu ABB Zeiten. Der VDB musste in monatelanger Kleinarbeit, erst einmal aus der Norm ein Handbuch für die Praxis entwickeln. Dafür gebührt ihm höchstes Lob und Anerkennung, vor allem Dank an die Herren, die an diesem Werk mitgearbeitet haben. (Das VDB Montage-Handbuch) Sie haben sozusagen die Branche wieder auf Kurs gebracht. Dank auch an die Materialhersteller, die bis heute in vielen kostenlosen Kursen den Technikern und den Monteuren, die neuen Normen nahebringen.

Die Material-Hersteller wollen nur eines, Geld verdienen und überfrachten die Branche mit komplizierten, technischen Konstruktionen, die hauptsächlich nur dazu dienen, um die unerfüllbaren Forderungen der Norm, mit einem riesigen Material und Kostenaufwand, doch noch zu schaffen. Weitere Einlassungen zu diesem Thema, finden sie innerhalb des Buches. Ein starkes Indiz dafür, dass auch sie wissen, dass dieses zu hoch gesteckte Ziel nicht zu erreichen ist, erkennt man daran, dass sie mit eigenen Fachingenieuren kostenlose Blitzschutz-Planungen für ihre Kunden anbieten. Der Grund, dafür, warum sie diese sehr aufwendigen und kostenintensiven Arbeiten nicht in Rechnung stellen, wird klar, wenn man weiß warum das so ist. Die Fachleute der Material-Hersteller sind sich selbst nicht sicher, ob sie mit ihren Empfehlungen die Norm einhalten können. Deshalb bieten sie ihre Leistungen nur als Beratungsdienst an. Wenn sie Geld dafür nehmen würden, wären sie in der Mitverantwortung, falls später ein Sachschaden oder viel schlimmer, ein Personenschaden auftreten sollte und der Staatsanwalt auf der Matte steht. Letztendlich heißt ja die VDE 01815-305 z. B. nicht Anleitung zum Errichten von Blitzschutzanlagen, sondern VDE Bestimmungen - und Bestimmungen sind so gut wie Gesetze. Hält sich jemand nicht daran, macht er sich strafbar. Das scheint aber viele Blitzschutzbauer wenig zu interessieren oder sie sind sich über die Folgen nicht so genau im Klaren.

Die Blitzschutz-Errichter wollen natürlich auch Geld verdienen, das gelingt ihnen zunehmend schlechter, weil durch den massiven Eingriff der neuen Normen, - Blitzschutz auf privaten oder alten, vorhandenen Gebäuden nicht mehr möglich ist. Um die von der öffentlichen Hand bezahlten, oder die von den Sachversicherern geforderten Blitzschutzanlagen, balgen sich mit europaweiten Ausschreibungen die paar überlebenden Blitzschutz- Errichter-Betriebe. Sie verdienen nicht mehr genug Geld, um gutes Personal auszubilden oder halten zu können, darunter leidet die Qualität. Der Frust greift um sich, die unmöglich zu erfüllenden Auflagen der Berufsgenossenschaften tun ein Übriges und die Inhaber schließen dann mit dem Eintritt ins Rentenalter ihre Geschäfte, denn Nachfolger können sie meistens auch keine finden.

Nicht berücksichtigt wurde auch, die kolossale Veränderung unserer Arbeitswelten. Wer möchte sich denn heutzutage noch anstrengen. Wenn man doch mit einem Laptop nur 2,5 kg zu tragen hat und damit dreimal so viel Geld verdienen kann, als wenn man mit zwei 10 – 15 kg schweren Montageeimern Blitzschutzmaterial und Werkzeuge auf die Dächer hochschleppen muss. Das tut sich niemand mehr an. Blitzschutzbau ist Schwerathletik, der Monteur muss seine ganze Körperkraft einsetzten um meistens in gebückter oder knieender Haltung seine Arbeit zu verrichten. Blitzschutzbau ist einer der gefährlichsten und anstrengendsten Berufe, die es gibt.

Der Blitzableiter-Setzer kriecht dann auf Dachböden herum, um Näherungen mit HVI-Leitungen zu „umfahren“. Er darf nur bis drei Meter Höhe mit Leitern arbeiten, danach kommt entweder die Hubarbeitsbühne oder man muss gemäß den Berufsgenossenschafts- Vorschriften ein teures Gerüst aufstellen oder stellen lassen. Dabei läuft der Monteur die ganze Zeit mit schwerem Arbeitsanzug und Helm, mitunter im Regen herum. Bauarbeiter werfen um 11 h den Hammer weg, wenn es regnet, schneit oder gar Glatteis hat. Aber diese „kleine unbedeutende Branche“ wird leider nicht in die Schlechtwetterkasse der Baubranche aufgenommen. Welch ein Hohn und kaum zu glauben was sich der Gesetzgeber und die Gesellschaft hier leistet.

Ist er dann mit den Dacharbeiten fertig, muss er die Erdungsanlage errichten. Erdleitungen werden 50 cm tief in den Boden eingebracht, das geschieht oft in Handarbeit, weil man mit Baggern zu viel Schaden anrichten würde. Teilweise muss er in dunklen Kellern mit zugestellten Regalen und anderen Hausrat vollgepfropften Gängen Potentialausgleichs-Leitungen durch die Spinnennetze verlegen. Kellerwände durchbohren und selbst dort unten noch Tiefenerder einbringen. Oder man schneidet in Dreckwolken gehüllt mit Schlitzfräsen, sich rund um die Gebäude herum, um Erdungen einbringen zu können. Natürlich muss er die Gräben wieder verfüllen und verdichten, die Schlitze vergießen, das Pflaster einbringen und den Makadam abrütteln.

Ja, und dann sollte er auch noch Bergsteiger sein, so richtig mit Seil und Haken umgehen können, wenn er auf den Dächern herumläuft oder besser gesagt kriecht. Aber der Blitzschutzbau geht nicht nur in die Höhe, sondern auch in die Breite und da bleibt er dann an vielen kleinen Hindernissen mit seiner Sicherheitsleine hängen. Viele Kollegen schicken ihre Leute in einen Kurs, wo sie dann zu Industriekletterern ausgebildet werden. Wie man hört, sind diese Spezialisten dann nicht einmal versichert, weil sie keine Versicherung aufnimmt. So ganz nebenbei, muss der Kollege Blitzschutzbauer auch noch Dachdecker, Elektriker, Elektroniker, Maurer, Maler, Zimmermann, Blechner, Schlosser, Baggerfahrer, Straßenbauer und Kraftfahrer sein. Er muss einen Laptop bedienen können, denn ohne diese Hilfsmittel, kann man an der Baustelle keine Berechnungen der Trennungsabstände, der Blitzkugeldurchhänge und die Höhen der Auffangstangen durchführen. Dessen ungeachtet, muss er sich auch noch mit allen Gewerken im Bauwesen auskennen, damit er beim Einbau einer Anlage keine Fehler macht. Wenn Sie mitgerechnet haben, werden Sie bemerken, dass auf die Tätigkeit, „Blitzschutzdrähte verlegen“, nur noch 20 % des gesamten Zeitaufwandes entfällt.

Ein Großteil der Arbeiten muss im unsichtbaren Teil der Gebäude eingebaut werden. Dass sind bei Neubauten die Fundamenterder und die Ableitungen. Ständig ist der Blitzschutzmann auf dem Sprung, wenn die Baufirma anruft, (wenn sie überhaupt anruft) wenn die Fundamenterder oder die im Beton einzulegenden Ableitungen eingebaut werden müssen. Ständig ist er in Sorge, wenn der Architekt nicht rechtzeitig anruft und das so wichtige Gerüst abreißen lässt (Blitzableiter-Setzer können natürlich fliegen) und natürlich den Blitzableiter vergisst, weil das Gerüst jeden Tag Geld kostet. Der Bauherr dem Generalunternehmer mit Vertragsstrafen droht und einziehen möchte, was ist denn da schon der Blitzschutzbau, na so ein Quatsch, der soll doch sehen wie er klarkommt. Er muss in erster Hilfe ausgebildet sein, jeden Tag noch viele Kilometer durch unzählige Staus von oder zur Baustelle fahren. Liegt die Baustelle weit weg, darf er auch noch auswärts übernachten, oft sogar im Auto essen und schlafen und das alles zum Minimallohn.

Die Blitzschutz-Branche ist kein Ausbildungsberuf, sie stellt andere Handwerker oder Ungelernte z. B. Bäcker oder Maler ein und muss sie in fünf langen Jahren, zu einem Blitzableiter-Setzer selber ausbilden. Dazwischen liegen viele Lehrgänge bei Materialherstellern und am Ende eine Prüfung zum anerkannten Blitzableiter-Setzer in einer Landes-Gewerbeanstalt. Wenn man dann so einen Fachmann fertig ausgebildet hat, wechselt er vielleicht die Branche oder geht zur Konkurrenz. Mit 55 Jahren endet dann sein Blitzerleben und er wird Invalide. Da erhebt sich die Frage, wer tut sich das noch an? Daher ist der Blitzschutzbau eine sterbende Branche. Dabei habe ich noch nicht einmal das ganze Angebots- und Vertragsunwesen erwähnt. Generalunternehmer, Bauherren, Bauämter und private Bauherren versuchen mit Knebelverträgen dieses geplagten Nebengewerk fertig zu machen. Da steckt eine ganze Anwaltsmaffia dahinter, der kleine Blitzschutzbau hat keine Chance, er wird gnadenlos untergebuttert.

Die Normenausschüsse waren damals hauptsächlich mit Wissenschaftlern und den Lobbyisten der Material-Hersteller besetzt, Fachleute und Praktiker aus Blitzschutzfachfirmen fehlten fast gänzlich und die Herren vom VDB (Verband Deutscher Blitzschutzfirmen), waren zu wissenschafts- und technikgläubig, konnten oder wollten die berechtigten Interessen der Branche nicht vertreten, obwohl dies ihre Aufgabe gewesen wäre. Statt auf die Barrikaden zu gehen und den Widerstand der Branche zu mobilisieren, ließ man die Normengestaltung in den Händen von Theoretikern. Kritiker, die es zuhauf gab, wurden nicht angehört oder einfach ignoriert. So ist ein Normenwerk entstanden, dass den Gebäudeblitzschutz erheblich verbessert, aber den Errichter-Firmen die Verantwortung zuschiebt, die Normen irgendwie einzuhalten. Sie müssen heute mit dieser Norm leben und kommen mit mehr oder weniger Bauchschmerzen damit zurecht, - man hat sich arrangiert. Wie es ihnen wirklich geht verschweigen die meisten, man hat auch etwas Angst, sich zu outen, (öffentlich zu bekennen) das könnte am Image kratzen. Der Tiefenerder wird weiterhin, auch ohne die geforderte Verbindung mit dem Potentialausgleich, dort eingesetzt, wo umfangreiche Grabarbeiten und Straßenaufbruch nicht möglich oder zu teuer sind. Vorhandenen Stahlarmierungen werden weiterhin als Haupterdungen genutzt. Die Firmen versuchen die Trennungsabstände einzuhalten, indes, es gelingt ihnen nicht, also baut man oberflächlich betrachtet normgerechte Anlagen, indem man die Trennungs-Abstände von sichtbaren Elektroleitungen einhält. Wenn man aber unter die Oberfläche der Gebäude schaut, muss man erschreckendes an Mängeln feststellen, mit denen diese Anlagen behaftet sind. Jedenfalls, wenn man die VDE 0185-305 zugrunde legt. Dem Wunsch der Normenmacher, einen besseren Schutz der elektrischen und elektronischen Einrichtungen der Gebäude zu erreichen, ist man mit dem überhöhten Äußeren-Blitzschutz-Aufwand nähergekommen, das muss auch in diesem normenkritischen Buch gesagt werden. Der Stangenwalt auf den Dächern wird immer verrückter, teilweise, weil die Monteure auf den Baustellen oft nicht in der Lage sind, die richtigen Stangenhöhen und Trennungsabstände zu errechnen. Teils liegt es auch daran, dass die in den Ausschreibungen meistens zu langen Auffangstangen einfach verbaut werden, weil das Geld bringt und niemand beanstandet diese Missstände. Man handelt nach dem Prinzip:

>Lieber eine zu lange Auffang-Stange und ein paar Stangen mehr <, da machen wir nichts falsch, das wird dann schon passen. Fundamenterder müssen inzwischen von Elektrofachfirmen und Blitzschutzfirmen verlegt werden, oder die Arbeiten von solchen Fachfirmen überwacht werden und das ist gut so. Das Problem ist aber, dass Elektrofachbetriebe überhaupt nicht willens und bereit sind Fundamenterder zu verlegen, gelernte Elektrofachleute, denken nicht daran in den Baugruben herumzuklettern. Hinzu kommt, dass sie vom Blitzschutzbau wenig Ahnung haben. Das soll nicht abwerten, es ist nur eine Feststellung und - man kann schließlich nicht auf allen Hochzeiten tanzen.

Leider ist es immer noch so, dass fast keine Koordination der Beteiligten stattfindet. Verlegt z. B. eine Baufirma, die einen Elektromeister beschäftigt den Fundamenterder, wird der Blitzschutz, für den eine erweiterte Erdungsanlage erforderlich ist, völlig vernachlässigt. Wenn Ing. Büros die Fundamenterdung planen und seitens der Behörden, keine Auflage zur Errichtung von Blitzschutzanlagen vorliegt, wird sie auch nicht für den späteren Einbau einer Blitzschutzanlage vorbereitet. Je nach Sicherheitseinstufung der Sachversicherer, haben diese auch noch ein Wörtchen mitzureden, ob eine Blitzschutzanlage erforderlich ist. Manchmal überlegt es sich der Bauherr, später doch noch eine Blitzschutzanlage einzubauen, dann ist dies nur noch mit einem erheblichen Mehrkostenaufwand möglich. Leider ist auch das Ingenieurswissen in den Planungsbüros nicht auf sehr hohem Stand, weil die Hochschulen das Nebengewerk Blitzschutz, bei der Ausbildung nur streifen. Wie könnte das auch sein, eine Ausbildung kann nur in Verbindung mit der Praxis erfolgen und die findet nicht statt. So holt man sich dann eine Blitzschutzfachfirma, welche die Planungen unterstützt und begleitet. Seit Jahrzehnten ist das in der Branche so üblich. Als Äquivalent für diese Leistungen, hat die Blitzschutzfirma dann bessere Projekt-Informationen, um an den Auftrag zu kommen. Das hat dazu geführt, dass heutzutage Aufträge für Blitzschutzarbeiten nur noch über Ausschreibungen zu bekommen sind. Das liegt daran, dass Blitzschutz so komplex ist, dass individuelle Angebote nicht erstellt werden können, weil der Zeit- und Kostenaufwand für individuelle Angebote zu hoch ist und die Kunden nicht bereit sind, den erheblichen Planungsaufwand zu bezahlen, denn jede Blitzschutzanlag ist ein Unikat, das Gebäude muss sorgfältig besichtigt, die Anlage geplant, die erforderlichen Berechnungen durchgeführt werden, bevor man dann in die Kostenkalkulation eintritt.

Erfreulicherweise hat die Firma Dehn mit ihrem Dehn->Support Blitzschutz< Planungsprogramm ein umfangreiches Hilfsmittel geschaffen, dass laufend verbessert wird. Doch wie heißt es so schön, „Grau ist alle Theorie“, das Programm kann fast alles, nur keine Blitzschutzanlagen bauen, das müssen die Monteure vor Ort bewältigen. Natürlich kann man damit umfangreiche Planungen durchführen, doch auf den Baustellen braucht sich nur eine Kleinigkeit ändern, dann heißt es, „Alles auf Anfang“, der Montageleiter fängt dann vor Ort an, mit seinem Laptop die gesamte Anlage umzuplanen.

Seitens der Normenausschüsse, wurden meines Wissens nach, keine Umfragen über die gesammelten Erfahrungen mit den neuen Normen bei den Errichter-Firmen, also den Hauptbeteiligten durchgeführt, ich frage mich, wie soll ein gedeihliches Miteinander funktionieren, wenn man die Macher, die diese Branche geschaffen haben und sie mitsamt den Material-Herstellern unterhalten, einfach aus dem Geschehen ausblendet, - ja, überhaupt nicht anhört? Es ist genauso gekommen, wie die alten Blitzer es befürchtet hatten, man ist nicht mehr der Herr im eigenen Haus. Man muss sich von EU-Europa vorschreiben lassen, wie der Blitzschutz zu bauen ist, obwohl doch eindeutig klar ist, dass im EU-Europa sehr wenige Anlagen, in der BRD aber die meisten Blitzschutzanlagen gebaut werden. In vielen anderen EU-Ländern gibt es nicht einmal eine Blitzschutzbranche, wenn sie mir nicht glauben wollen, dann schauen sie sich mal im Urlaub etwas um, wenn sie Glück haben, werden sie eventuell mal eine Uraltanlage auf öffentlichen Gebäuden entdecken, oder einen völlig unzureichenden Drahtverhau, der die Bezeichnung Blitzschutzanlage nicht verdient. Das ist auch der Grund, weshalb fast alle EU-Länder „unsere VDE“ beinahe unverändert übernommen haben.

Meines Erachtens nach, hat die Dominanz der Wissenschaftler, der Materialhersteller und auch der Sachversicherer dazu geführt, dass die Norm den Bedürfnissen des Elektronikschutzes innerhalb der Gebäude, Vorrang vor dem Schutz der Gebäude substanz bekam. Natürlich wurde die eigentliche Aufgabe des Blitzschutzes auch erheblich verbessert, aber das Ganze dabei herausgekommene Paket, verteuert den Gebäudeblitzschutz, auf das Fünf- bis Zehnfache Kostenvolumen. Klar ist auch, dass die technischen Gebäudeausstattungen nun besser geschützt sind, doch zu welchem Preis. Würde man alle Kosten der Elektronikschäden an den Gebäuden mit dem neuen Normen-Blitzschutz, - den Schäden an Gebäuden ohne Blitzschutzanlagen gegenüberstellen, müsste man wohl erkennen, dass sich der enorme Aufwand nicht lohnt. Ja, man könnte auch so argumentieren: Als privater Bauherr, spare ich mir den Blitzschutz und schließe eine gute Elektronikversicherung ab, die mir eventuelle die Schäden ersetzt, das ist wesentlich billiger. Die Lobbyisten der Überspannungsschutzindustrie, haben ganze Arbeit geleistet, sie haben es geschafft, dass der Gebäudeblitzschutz so aufgerüstet wurde, dass er die Basis bildet, die den Anforderungen des Überspannung-Schutzes gerecht wird, oder anders gesagt, die Vorrausetzungen dafür schafft, das Überspannungs-Schutz überhaupt funktioniert.

Die Pläne für die HVI Leitungen, lagen bestimmt schon in den Schubladen, als die VDE 0185-305 in einem über zehnjährigen Europäischen Ringen entstand. Jetzt ist man dabei, damit viel Geld zu verdienen. Indessen gehen immer mehr Errichter-Firmen am Stock, verdienen schlecht, finden keine Monteure, die bei diesem Lohnniveau bereit sind die lebensgefährliche, schwere Arbeit zu leisten, die körperlich, athletische Voraussetzungen erfordert und für die meisten Akteure mit 50 Jahren endet. Inzwischen hat auch noch die Elektrobranche einen großen Brocken, nämlich per VDE-Bestimmungen, den Überspannungsschutz an sich gerissen. (Inzwischen müssen alle Elektro-Installationen mit Überspannungseinrichtungen ausgerüstet werden, egal ob ein Blitzschutz vorhanden - oder geplant ist)

So ist dieses Zubrot, wo die Errichterfirmen noch ein wenig Geld verdienen konnten, auch noch weggebrochen. Diese Entscheidung, die an sich ja richtig war, hat man ebenfalls nicht zu Ende gedacht. Der Blitzschutzbau muss auch hier wieder den Reparaturbetrieb machen, weil die Elektrobranche gern diese Geräte einbaut, damit verdient man ja schönes Geld, in der Regel haben aber Elektrofachfirmen vom Blitzschutz keine Ahnung. Die Folge ist, der Blitzschutzbau, findet dann meistens einen falschen, oder unvollständigen Einbau, des gestaffelten Überspannungsschutzes vor und muss in mühevoller Kleinarbeit, den angerichteten Schaden reparieren. Oft treffen die Blitzschutzmänner auch hier auf taube Ohren und können sich bei Architekten, Ing. Büros und Bauherren nicht durchsetzen, wenn sie die „Vorarbeiten“ der Elektriker beanstanden. Als einzigen Weg bleibt ihnen ein Vermerk im Prüfbericht, dass der Überspannungsschutz unvollständig ist. Der Vermerk wird dann sehr übelgenommen und obwohl sie recht haben, bekommen diese Firmen nie mehr einen Auftrag. Und das alles, weil die in der VDE 0185-305 geforderte Koordination nicht möglich war oder ist und dadurch ein unvollständiger, nicht richtig angepasster oder unvollständiger Überspannungs-Schutz eingebaut wurde.

Im Moment besteht ja noch ein Bestandsschutz für Altanlagen. TÜV, Dekra und andere Prüfingenieure neigen jedoch dazu, diese Anlagen aufzurüsten. Richtig so, jedoch die Probleme, die damit einhergehen beachtet niemand. Da werden alte Blitzschutzanlagen, meistens nur auf den Dächern umgerüstet, mehr Ableitungen, bessere Erdungsanlagen und zusätzliche Potentialausgleichsysteme werden nicht nachgerüstet, weil das richtige Geld kosten. Dadurch entsteht eine Vermischung der Bestandsanlagen mit den neuen Normen, Ende offen. Nach ein paar Prüfzyklen und der X-ten Beanstandung, werden auch diese Anlagen komplett den neuen Normen entsprechen müssen, wenn sie bei den Prüfern durchgehen sollen. Letztlich weiß auch keiner mehr, wann diese Altanlagen errichtet wurden. Der Trend dazu ist schon in vollem Gange, Jahr für Jahr wird immer mehr beanstandet, die Errichter-Firmen freuen sich über die vielen schönen Aufträge, aber die Besitzer wundern- und ärgern sich kaputt, hatten sie doch schon einmal eine mängelfrei abgenommene Blitzschutzanlage auf dem Dach, was ist denn da passiert? Wieder wird es den Errichter-Firmen überlassen den Besitzern die Sachlage zu vermitteln. Ich kann nur an alle Prüfer von Blitzschutz-Einrichtungen appellieren, schon in ihren Berichten diese Zusammenhänge zu erläutern und darauf hinzuweisen, dass es sich nicht um Beanstandungen, sondern um Empfehlungen handelt, die zwar richtig und gutgemeint sind, die Funktions-Fähigkeit verbessern, aber bei Nichtausführung, keinerlei Folgen seitens der Behörden nach sich ziehen. Dem Normenausschuss empfehle ich, einmal kräftig darüber nachzudenken, wann man dieses Wischi-Waschi, mit einer klaren Terminsetzung zu beenden gedenkt und alle Altanlagen auf den neuesten Stand gebracht werden müssen.

Mit diesem Ausblick beende ich hiermit meine kritischen Normen und Blitzschutz-Betrachtungen. Meine Hoffnung ist, dass man einmal gründlich über meine in langen Jahren erworbenen Blitzschutzerfahrungen, die ich in diesem Büchlein festgehalten habe, nachdenkt, denn ich bin mit meinen 82 Jahren, einer der letzten alten noch lebenden Blitzschutzmänner, denen man mal zuhören sollte, sie haben die meiste Lebens- und Berufserfahrung. Ich wünsche allen Beteiligten viel Glück, vor allem mehr Blitzschutz-Verstand und überlasse es der Nachwelt das Beste daraus zu machen.

Der Autor im Oktober 2021

Blitzschutz

Der kecke, freche Blitz,

Hat in den Wolken seinen Sitz,

Von dort versucht er‘ s immerzu,

Und lässt uns Menschen keine Ruh.

Volksmund meint, der Blitzableiter,

Hilft bestimmt da auch nicht weiter,

Denn Blitze schlagen immer ein,

Davor rettet uns kein Schwein.

Deshalb bringt man eben dann,

Überhaupt kein‘ Blitzschutz an,

Man bittet den Sankt Florian:

Verschon mein Haus, zünd andere an.

Doch der moderne Blitzableiter,

Leitet Blitze in die Erde weiter,

Es gibt leider keine Blitz-Abweiser,

Aber fachgerechte Blitzableiter.

Rei©Men

Die Anfänge und Geschichtliches

Mein Onkel Herr Gerhard Lösch, 1917 – 2003, einer der Nachkriegsväter des Blitzschutzes, war vor dem Krieg in den Reichsarbeitsdienst und im Anschluss daran zur Deutschen Wehrmacht eingezogen worden, nach Ende des Krieges stand er wie so viele ohne Beruf da, und hielt sich mit kleinen „Handelsgeschäften “ über Wasser, gründete in Halle an der Saale eine kleine Batterie- Produktion und wurde von der russischen Besatzungsmacht mit der Fahrbereitschaft der neu eingesetzten Landesregierung Sachsen-Anhalt betraut. Kurz nach dem Krieg war natürlich alles knapp, und besonders Fahrzeuge und Treibstoffe waren streng rationiert. Diesen Komplex zu organisieren war natürlich eine Sisyphusarbeit, weil man dazu natürlich eine "freie Hand" benötigte, die er aber wegen der gängelnden Überwachungsarbeit des russischen Geheimdienstes nie bekam. Inzwischen hatte er sich mit seiner Frau in Halle eine Wohnung eingerichtet, aber seine Tätigkeit in der Fahrbereitschaft ging nicht lange gut, weil er mit den Russen nicht klarkam.

Sein Vater Alfred Lösch, war schon in den neunziger Jahren des ausgehenden 19. Jahrhunderts in den Deutschen Gewerkschaftsbund und in die Sozialdemokratische Partei eingetreten, auch er selbst hatte mit der „Faust “, auf der Straße gegen die Nazis „demonstriert “. Die Geschäfte, durch die in der schweren Zeit damals viele überlebten, nannte man >Schwarzmarkt<, doch, man hatte den Krieg überlebt und musste nun auch irgendwie am Leben bleiben. Und so schleppte er dann mit einem Freund, Heringseimer aus Blech, von Hamburg aus über die „Demarkationslinie“ in die „Ostzone “, so hieß die später berühmt, berüchtigte innerdeutsche Grenze und die DDR damals noch. Der Weg führte meistens über Berlin, dort, und in seiner