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© 2014 Sven Jungclaus

Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 978-3-7357-1089-5

Alle Rechte vorbehalten. Ohne vorherige, schriftliche Genehmigung des Rechteinhabers ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus in irgendeiner Form, sowohl für den privaten Gebrauch, als auch für Unterrichtszwecke zu speichern, zu kopieren oder anderweitig zu vervielfältigen.

Inhaltsverzeichnis

Ein paar Worte vorweg ...

Das Mittelalter fasziniert. Diese kontrastreiche Epoche mit all ihrer Lebendigkeit und Opulenz, Verspieltheit und Einfachheit erfreut sich wachsender Beliebtheit. Nach zahlreichen Anfragen hat der international erfahrene Gewandmeister Sven Jungclaus sein Fachwissen gebündelt und die historischen Kleidungsstücke für Frauen und Männer in moderne Schnitt-Technik übertragen.

Sowohl Fachleute werden von der Sammlung profitieren, als auch interessierte Laien, die sich für ein Fest oder einfach aus purer Lust an historischen Gewändern stilgerecht einkleiden möchten. Schritt-für-Schritt-Anleitungen in Textform führen auch wenig Geübte sicher bis zum fertigen Mittelalter-Gewand. Selbst wer mit der Schneiderei nicht viel am Hut hat, kann sich an den folgenden Seiten erfreuen: Den kunstvollen Bildern mit ihren fachlich fundierten und gleichzeitig historisch korrekten Darstellungen von Michael Ross sei Dank ...

Schlicht und einfach

Das Besondere an der Kleidung des Mittelalters ist ihre Einfachheit. Wir erleben das Gegenteil britischer Schneiderkunst – es fehlen die präzise Anfertigung und Hilfsmittel wie Knöpfe oder Reißverschlüsse.

Im Mittelalter wurde gerafft, gefaltet und manchmal einfach kreisrund zugeschnitten. Es galt, im Rahmen der Möglichkeiten eine gewünschte Wirkung zu erzielen – der Weg dorthin musste funktional sein. Vielleicht liegt gerade in der notgedrungenen Schlichtheit der besondere Reiz dieser frühen Gewänder.

Zeigen wer man ist

Damals wie heute hatte Kleidung eine Signalwirkung: Sie vermittelt nonverbal eine Zugehörigkeit. Was dieser Tage eher den eigenen Geschmack oder die Verbundenheit zu einer Stilrichtung zeigen soll, war im Mittelalter streng geregelt. Nicht jeder durfte tragen was er wollte.

Im christlichen Europa spiegelte die Ständeordnung den Platz der jeweiligen Person in der Gesellschaft wider. Um den Unterscheidungsstatus aufrechtzuerhalten und den Aufwand der Kleidung zu begrenzen, wurden immer wieder „Kleiderordnungen“ verfasst. Sie regelten, wer was in welcher Qualität tragen und auch, was ein Kleidungsstück kosten durfte.

Diese Bestimmungen sollten verhindern, dass sich die Bürger aufgrund zu aufwendiger Kleidung verschuldeten. Verstieß ein Bürger gegen die Kleiderordnung, wurde nicht nur der Träger bestraft, sondern auch der Schneider, der das Gewand genäht hatte.

Von Do-it-yourself zum Beruf

Die einfachen unveredelten Textilien für die niedrigen Stände wurden meist in Heimarbeit hergestellt. Bis ins 13. Jahrhundert wurden zum Verspinnen der Fasern noch Handspindeln verwendet, erst danach gab es die ersten einfachen Spinnräder.

Historisch betrachtet entwickelte sich das Handwerk des Schneiders im 13. Jahrhundert. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde die Kleidung für die Familie von der Familie gefertigt - entweder von den Frauen oder auf großen Fronhöfen von den Leibeigenen oder Sklaven. Auf Höfen und Schlössern reicher Adeliger entstanden schließlich die ersten richtigen Schneidereien.

Das verwendete Material und die Verzierungen sprachen eine eindeutige Sprache: Niedere Stände verarbeiteten günstige Stoffe aus Leinen, Hanf, Schafwolle oder Nessel.

Höhere Stände nützten auch teuer importierte Gewebe aus Seide oder anderes edles Tuch. Mit dem Entstehen der Städte begann auch ein Wandel in der Bekleidung: Man zeigte, was man hatte, und die Kleidung wurde zum Statussymbol.

Farbe nach Lust und Laune?

Kleiderfarben spielten im Mittelalter eine bedeutende Rolle, unterlagen einer gewissen Symbolik und kennzeichneten auch ganze Berufsgruppen. Die wohl deutlichste Unterscheidung zwischen den Ständen wurde durch Farben markiert.

Nicht jeder konnte sich das Färben leisten. Darum waren die naturfarbenen Stoffe den einfacheren Bevölkerungsschichten vorbehalten. Gefärbt wurde mit pflanzlichen Stoffen wie zum Beispiel aus Birke, Gilbkraut, Schlehdorn oder Flechten.

Tierische Farben aus der Kermeslaus oder der Purpurschnecke sorgten für die luxuriöse Rottönung – sie war jedoch dem Hochadel und dem Klerus vorbehalten.

Blau erhielt man mit der Färbepflanze Färberwaid oder mit teuer importiertem Indigo.

Das aus dem Färberwaid gewonnene blassere Blau und auch das weniger intensive Rot aus der Krapppflanze durften auch die Festgewänder von Bauern schmücken. Goldgelb wurde mithilfe von teurem Safran erzielt, sodass diese Farbe der Oberschicht vorbehalten war.

Schwarz erzeugte man durch Beizen des Materials in Eichenlohe.

In den überlieferten Darstellungen wurde vorrangig die höfische Gesellschaft beschrieben, daher ist uns heutzutage besonders die „Mode“ der höheren Stände bekannt.

Die Kleidung des Mittelalters war keineswegs einheitlich. Je nach Jahrhundert und Region gab es große Unterschiede, wie sich auf den folgenden Seiten erkennen lässt...

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Das Maßnehmen

Körpergröße

Wird am besten ohne Schuhe gemessen, ansonsten Absatzhöhe abziehen. Vom Scheitel bis zur Fußsohle.

Oberweite

Beim Messen der Oberweite das Maßband horizontal über den stärksten Brustpunkt und die Schulterblätter führen. Sänger oder Blasmusiker einatmen lassen, um ein zweites Maß zu erhalten.

Taillenweite

Wird genau in der Taille, an der schmalsten Stelle gemessen. Hier ist es von Vorteil, ein Taillen-Maßband zu fixieren, um später noch andere Maße nehmen zu können. Bei beleibten Kunden wird über den Hüftknochen gemessen. Dazu kann man langsam an der vermuteten Stelle eindrücken, um diesen Punkt zu finden.

Gesäß- / Hüftweite

Um die Gesäßweite zu messen, lässt man das Modell alle umfangreichen, auftragenden Gegenstände aus den Hosentaschen nehmen.

Das Maß wird in horizontaler Richtung über der stärksten Stelle des Gesäßes und um den Leib genommen.

Rückenlänge bis Taille

Gemessen vom 7. Halswirbel (der Wirbel, der hinten am Hals etwas hervorsteht) bis zum in der Taille fixierten Maßband.

Ärmellänge

Vom Ende des Oberarmknochens an der Schulter über einen leicht gebeugten Ellenbogen bis ca. 1,5 cm über dem ersten Daumengelenk.

Seitenlänge

Die Seitenlänge wird vom Taillen-Punkt bis zum Boden gemessen. (Wenn das Modell Schuhe trägt, bis zur oberen Absatzkante).

Schrittlänge

Lassen Sie das Modell die Hose in den Schritt hoch ziehen. Gemessen wird die innere Beinlänge bis zum Boden. (Wenn das Modell Schuhe trägt, bis zur oberen Absatzkante).

Kopfweite

Die Kopfweite wird um die markantesten Stellen der Stirn und des Hinterkopfes gemessen.

Halsweite

Beim Messen der Halsweite muss darauf geachtet werden, dass das Maßband nicht zu hoch angesetzt wird. Es hilft, zwei Finger zwischen Maßband und Hals zu lassen, um nicht zu eng zu messen.

Referenzmaße für die folgenden Schnitte

Maße Dame

1/2 1/4 1/8 1/16
KgrKörpergröße170– 85 –42,5 – 21,3–10,2
OwOberweite92–46 –23,0 –11,5
TwTaillenweite78– 39 –19,5
HwHüftweite94–47 –23,5
HswHalsweite38
RhRückenhöhe1/16 Kgr + 1/8 Ow
RLRückenlänge1/4 Kgr
HtHüfttiefe1/8 Kgr
SpHalsspiegel1/6 Hsw + 0,5
ÄlgÄrmellänge62

Maße Herr

1/2 1/4 1/8 1/16
KgrKörpergröße178– 89 –44,5 – 22,3–11,1
OwOberweite98–49 –24,5 –12,3
TwTaillenweite84–42 – 21
HwHüftweite100– 50 – 25
HswHalsweite42
RhRückenhöhe1/16 Kgr + 1/8 Ow
RLRückenlänge1/4 Kgr
HtHüfttiefe1/8 Kgr
SpHalsspiegel1/6 Hsw + 0,5
ÄlgÄrmellänge66
StlgSeitenlänge104
SchrSchrittlänge80

weitere Abkürzungen

WLWinkellinie
WpWirbelpunkt
ZpZirkelpunkt
LgLänge (Saum)
VMvordere Mitte
HMhintere Mitte
mmessen
üübertragen
HdwHandweite
LbhLeibhöhe

weitere Erklärungen

Halsausschnitt

vordere Länge

Untertunika 1066 (Herr)

Anfang

Winkellinie WL zeichnen

Halsausschnitt

Rückenhöhe

Oberweite

Halsausschnitt Schlitz

Rückenlänge

Länge

Seitennaht

Ärmel

Zuschnitt

Vorderteil 1 x im Bruch zuschneiden

Rückenteil 1 x im Bruch zuschneiden

Ärmel separat 2 x im Bruch zuschneiden

Saumweite evtl. separat als Keil zuschneiden

Gürtel 1066 (Herr)

Anfang

Winkellinie WL zeichnen

Zuschnitt

1 x zuschneiden

Obertunika 1066 (Herr)

zu Bild auf Seite →

Anfang

Winkellinie WL zeichnen

Halsausschnitt