Norbert Wrobel, in Berlin lebend, studierte Medizin und approbierte sich 1984 als Arzt. In einer breit angelegten universitären Grundausbildung an der FU Berlin spezialisierte er sich nachfolgend in den Bereichen Innere Medizin und Intensiv- und Notfallmedizin, später noch in der Altersmedizin, und ist seitdem in der stationären Krankenversorgung aktiv. Wegen des gesellschaftlichen Wandels, der immer mehr ältere Menschen hervorbringt, werden Mediziner konsekutiv mit neuen, unbekannten und komplexen Problemkonstellationen konfrontiert. Diese unterliegen allerdings bis heute einer veralteten mechanistischphysikalischen Denkweise, die sich vor mehr als hundert Jahren entwickelt hat. Norbert Wrobel hat sich deshalb vorgenommen, sich von dieser Denkweise zu lösen, um zu erforschen, was tatsächlich "die Welt in ihrem Innersten zusammenhält".
Der Diplom-Mathematiker Klaus-Dieter Sedlacek, Jahrgang 1948, lebt seit seiner Kindheit in Süddeutschland. Er studierte neben Mathematik und Informatik auch Physik. Nach dem Studienabschluss im Jahr 1975 und einigen Jahren Berufspraxis gründete er eine eigene Firma, die sich mit der Entwicklung von Anwendungssoftware beschäftigte. Diese führte er mehr als fünfundzwanzig Jahre lang. In seiner zweiten Lebenshälfte widmet er sich nun seinem privaten Forschungsvorhaben. Er hat sich die Aufgabe gestellt, die Physik von Information, Bedeutung und Bewusstsein näher zu erforschen und einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Im Jahr 2008 veröffentlichte er ein aufsehenerregendes Sachbuch mit dem Titel »Unsterbliches Bewusstsein – Raumzeit-Phänomene, Beweise und Visionen«.
Bibliographische Information Der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Originalausgabe
© 2014 Klaus-Dieter Sedlacek, Norbert Wrobel
Internet: www.klaus-sedlacek.de
Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 978-3-7357-4740-2
Obwohl die Quantenphysik vor mehr als hundert Jahren Gestalt angenommen hatte, setzte sich im Menschenbild eine mechanistische Vorstellung durch. So entwickelte der Mediziner Fritz Kahn ein Konzept in Anlehnung an die damals vorherherrschende Vorstellung der Physik, wonach ein Mensch nach rein mechanistischen Prinzipien funktioniert: "Der Mensch als Industriepalast"1 . Die neue Physik konnte sich zunächst im medizinischen Denken nicht durchsetzen. Mechanistische Vorstellungen in der Funktionsweise eines Menschen halten bis zum heutigen Tag an. Pioniere der Quantenphysik wie Planck, Einstein, Schrödinger wie auch später Feynman zeigten sich der neuen Physik gegenüber wenig aufgeschlossen und behinderten damit ihre Weiterentwicklung. Auch Mitte des letzten Jahrhunderts hatten Vordenker, wie Carl Friedrich von Weizsäcker, mit Ihren Ideen praktisch keine Chance, gehört zu werden. Das radikal Neue, nämlich „Information“ könnte etwas Elementares sein, überforderte bei weitem die Vorstellungskraft der Menschen. Nur sehr langsam vollzog sich schließlich ein Wandel im medizinischen Denken, wie es die Erklärungsversuche zu den Placebo-bzw. Nocebo-Effekten oder der Wechselwirkung von Spiegelneuronen gezeigt haben.
Aufgrund des gesellschaftlichen Wandels, der immer mehr ältere Menschen hervorbringt (Demografischer Wandel), werden die medizinischen Einrichtungen mit neuen, unbekannten und komplexen Problemkonstellationen konfrontiert, etwa: Was ist eine Vielfacherkrankung (Multimorbidität), gibt es besondere Behandlungsgrundsätze, wenn viele Medikamente (Multimedikation) gleichzeitig eingesetzt werden, oder hat der psychosoziale und biografische Hintergrund eine besondere Relevanz für Therapieentscheidungen? Bei dem Versuch, Probleme zu lösen, entstehen ganz automatisch neue Fragen, etwa: Stellt die „Alterung“ nicht eine Verbindung mit der Zeit als eine physikalische Dimension her? Oder wie konnte sich ein Mensch mit Bewusstsein entwickeln und autark in einem problematischen Umfeld überleben? Völlig überraschend war die Erkenntnis in physikalischer Hinsicht, wonach Leben überhaupt nur fern des thermodynamischen Gleichgewichts möglich ist, allerdings anders als gedacht: Es entwickelt sich keineswegs deterministisch, sondern organisiert sich selbst und ist chaotisch. Und inmitten des Chaos kann sich immer wieder stabile Ordnung einstellen. Immer mehr stellte sich heraus, Leben funktioniert nicht nach reduktionistischen und deterministischen Prinzipien, sondern relational und zufällig. Und weiter: Ist Materie tatsächlich das, wofür wir sie halten? Gibt es etwas noch Kleineres als Elementarteilchen? Die gewonnenen Erkenntnisse lassen nur einen Schluss zu: Die physikalisch-mechanistische Denkweise hat ausgedient und die neue, die Quanten-Physik ist besser geeignet, die Lebensrealität begreifbar zu machen. Der Physiker Boltzmann hat mit seinen Untersuchungen zur Entropie in Zusammenhang mit physikalischen Phänomenen den richtigen Weg aufgezeigt: Das „Neue“ für ihn war Information, die er nicht wissen konnte. Die Theorie, die Quanteninformations-Theorie, die sich nachfolgend entwickelte, stellte alles bisher Bekannte auf den Kopf: Ein Elementarteilchen kann tatsächlich aus „Nichts“ entstehen oder Informationsübertragung kann schneller als Lichtgeschwindigkeit sein.
Als Mediziner habe ich mir deshalb vorgenommen, mich von der alten mechanistischen Denkweise zu lösen, um herauszufinden, was tatsächlich "die Welt in ihrem Innersten zusammenhält". Ich bin davon überzeugt, dass der „Mensch von heute" als ein sich selbstorganisierendes, dissipatives Nichtgleichgewichtssystem aufgefasst werden kann und nach den gleichen Prinzipien funktioniert, wie die 4-dimensionale Welt erzeugt wird, in der wir leben: durch elementare Information und reinem Zufall.
Berlin im Sommer 2014
Norbert Wrobel
1http://vimeo.com/6505158
Ich war überrascht, als ich eine Anfrage von einem Mediziner erhielt, mit ihm einen interdisziplinären Dialog zu führen. Was Medizin mit meinem Forschungsgebiet (Information, Bewusstsein, Quanten u.a.) gemein haben sollte, konnte ich mir zunächst nicht vorstellen. Doch je länger ich darüber nachdachte, desto mehr gefiel mir der Gedanke, denn ich bin der Meinung, dass die 4-dimensionale Quantenwelt und ihre Bausteine die elementare Information und der reine Zufall im Nichts nicht nur etwas für die Naturwissenschaft im Elfenbeinturm ist, sondern auch für die Medizin, für das Menschenbild an sich und für uns alle.
Die zweite Überraschung war die Flut an Fragen, mit der mich Norbert Wrobel überfiel. Was ist Krankheit, insbesondere vor dem Hintergrund der elementaren Grundgröße Information? Sind Photonen, die unser Universum erzeugen, grundsätzlich verschränkt? Wie muss man sich das Kondensieren von Quanten aus einem Quanteninformationsfeld vorstellen? Ist die DNA der Rezeptor für einfallende Photonen? Was gibt beim Menschen der einfallenden Information Sinn und Bedeutung? Entschleunigt beim Menschen das zentrale Nervensystem instantan ankommende Information auf maximal Lichtgeschwindigkeit? Warum gibt es Bewusstsein? Kann es auch körperloses Bewusstsein geben? Warum hat sich Bewusstsein gerade so wie es ist entwickelt?
Ich Laufe des Dialogs, den wir per Email führten, kamen immer mehr Fragen hinzu, so dass nur ein Teil davon ausführlich behandelt werden konnte. Doch glaube ich, dass wir wenigstens für die ursprünglichen Fragen gute Antworten gefunden haben. Auf den folgenden Seiten habe ich den kompletten Dialog bis auf wenige private Äußerungen wiedergegeben, einschließlich Norbert Wrobels imponierender Zusammenfassung des Ergebnisses.
Spanien im Sommer 2014
Klaus-Dieter Sedlacek
@KDS:
Sehr geehrter Herr Sedlacek, habe mit größtem Interesse Ihre Ausführungen (Bücher/Streams) zum Thema Information wahrgenommen. Demzufolge ist Information eine elementare Grundgröße und ist äquivalent zu Materie und Energie. Beschäftige mich als Mediziner vor genau diesem Hintergrund mit der Frage "Was ist Krankheit?".
Die Bedeutung des Photons2 als Informations-, Energie- und Materie - Übermittler/Träger/Generator (Alles-in-Einem) ist fantastisch und passt ausgesprochen gut zur Beschreibung von Vorgängen in der realen Welt: Bei Einfall von Photonen in einen lebendigen Körper kann individuell entschieden werden, ob diese als Information i.S. eines Sinneseindrucks, zum Aufbau von Körpermaterie, etwa beim Heranwachsen, oder zur Aufrechterhaltung des Lebens, i.S. einer externen Energiezufuhr zur Aufrechterhaltung einer Ordnung fern des thermodynamischen Gleichgewichts, "genutzt" werden.
Wenn ich es richtig verstanden habe, hat Steven Hawking den Strahlungsprozess aus einem schwarzen Loch so erklärt, dass der eine Teil eines Diphotons in das schwarze Loch "fällt", während das andere als Strahlung entweicht. Konsequenterweise muss dann das, was entweicht, mit dem, was im schwarzen Loch verbleibt, verschränkt3 sein, richtig? Ist der Schluss dann gerechtfertigt, dass die Photonen, die unser Universum konstant erzeugen, grundsätzlich verschränkt sind?
Abb. 1: Die Entstehung des Universums aus Nichts im „schwarzen Hintergrundfeld“. Bild: NASA
Gesetzten Fall, das schwarze Hintergrundfeld ist Wiege unseres Universums, wäre dann das, was als schwache kosmische Hintergrundstrahlung im Mikrowellenbereich gemessen werden kann, das, was aus einem Quanteninformationsfeld kondensiert und dann in unserer klassischen Welt faktisch geworden ist? In diesem Sinne wäre die kosmische Hintergrundstrahlung dann Generator für die Weiterentwicklung unseres Universums, richtig? Wie muss man sich das "Kondensieren" vorstellen? Nach einem Zufallsprinzip (spontane Fluktuationen4) oder i.S. einer spezifischen Wechselwirkung5? Wenn beides nicht zutrifft, was wäre dann die Motivation des Nichts, zu kondensieren?
Schrödinger6 hat m.E. vor Entdeckung der DNA7 als Grundlage biologischer Prozesse eine wie auch immer geartete Codierung angenommen, die eine Verbindung mit einem Informationsprozess herstellen soll. Ist es gerechtfertigt anzunehmen, dass die DNA den Rezeptor für einfallende Photonen repräsentiert? Aufgrund der universellen Eigenschaften der Photonen könnte in der DNA zeitgleich Informationen decodiert, Materie aufgebaut und Energie für die Aufrechterhaltung des Lebens bereitgestellt werden. Genial und einfach zugleich.
Wenn Photonen tatsächlich als Übermittler der Wirklichkeit dienen, dann wären sie nach dem bisher Gesagten grundsätzlich verschränkt und die Abbildung der Wirklichkeit geschähe dann instantan. Stelle mir die Frage, wo und wie muss man sich dieses im Falle des Menschen vorstellen? Würden die übertragenen Informationen als Sinneseindrücke in jedem Moment bewusst werden, würde man bestimmt verrückt werden. Folglich muss es etwas geben, was a) eine Informationsverarbeitung, i.S. von "der Information Sinn und Bedeutung geben", aber was noch viel wichtiger ist, was b) eine Entschleunigung von "instantan" auf höchstens Lichtgeschwindigkeit initialisiert. Das genau müsste das ZNS8 sein, wo solche Prozesse tatsächlich über relativ langsame Nervenleitungen oder Rezeptoren deutlich, weit unter Lichtgeschwindigkeit, abgebremst werden. In diesem Kontext könnte leichter verstanden werden, warum es ein Unterbewusstsein geben muss: es steht dem instantanen Informationsprozess nahe ("Informationsempfänger"), leitet den Prozess des Deutens (Sinn und Bedeutung) ein und entschleunigt bis deutlich unterhalb der Lichtgeschwindigkeit, bevor etwas bewusst wird.
Bleibt an dieser Stelle die Frage, warum es Bewusstsein überhaupt gibt?
M.E. ist Bewusstsein in einem evolutionären Sinn Mittel zum Zweck oder anders ausgedrückt, "der Weg ist das Ziel", wobei Ausgangspunkt das "Nichts" ist. Demnach könnte es irgendwann auch körperloses Bewusstsein geben und die "lästige, disponible Hülle (= Körper)" entfiele. Eine Motivation, sich überhaupt so zu entwickeln, also die grundsätzliche Frage nach dem "warum und gerade so" zu stellen, kann im Moment nicht beantwortet werden. Jedenfalls bleibt als Trost die Religion oder neutraler, die Spiritualität.
Auf dieser Basis will ich, die von mir aufgeworfene Frage "Was ist Krankheit?" weiterentwickeln. Es hat m.E. vor allem zu tun mit Informationsentstehung, -vermittlung und -verarbeitung, mit der DNA, mit Kommunikation, mit quantenphysikalischen Phänomenen und mit denen aus der klassischen Physik.
Ein Beispiel für das Aufrechterhalten von lebenserhaltenden Prozessen könnte das Hämoglobin des Menschen in Analogie zum Chlorophyll der Pflanze sein. Bei Letzterem wissen wir explizit, dass dazu Licht notwendig ist.
Würde mich sehr über Ihre/n Kommentar/Ideen freuen.
P.S. ... ist es denkbar, dass es ein Bose-Einstein-Kondensat9 auch bei normaler Temperatur gibt?
@@@
@NW:
Sehr geehrter Herr Wrobel, gerne trete ich mit Ihnen in einen Dialog über die von Ihnen aufgeworfenen Fragen ein.
Sicher könnte die Diskussion jeder Frage den Raum eines ganzen Buches einnehmen. Doch versuche ich, mich kurz zu halten. Dennoch muss ich ein wenig ausholen, damit meine Gedanken nicht unverständlich bleiben. Zudem werde ich die Begriffe „Sinn“, „Bedeutung“ und „Bewusstsein“ definieren müssen. Gerade bei diesen Begriffen gibt es alltägliche Vorstellungen, die nicht mit jenem mathematisch-physikalischen Weltbild kompatibel sind, dem ich anhänge.
Außerdem muss ich mich wohl bei der einen oder anderen Ausführung auf ein von mir geschriebenes Buch beziehen, um den begrenzten Rahmen des Dialogs nicht zu sprengen. Vorbemerken möchte ich, dass Medizin nicht mein Fachgebiet ist und ich hier nur pauschal etwas beitragen kann. Andererseits sind die meisten meiner Ausführungen naturwissenschaftlich belegt. Einige Schlussfolgerungen stellen eher mein persönliches Weltbild dar, sind aber sehr wahrscheinlich richtig, da ich dazu neige, alles, was mir mathematisch-physikalisch unwahrscheinlich erscheint, zu verwerfen.
Hier mein erster Beitrag, der zu unserem Dialog passt:
Der amerikanische Philosoph Thomas Nagel bläst in seinem neuen Buch mit dem Titel „Geist und Kosmos“ (ISBN 978-3518586013) zum Generalangriff auf die etablierte naturwissenschaftliche Weltsicht. Ihr Problem, so seine These, ist grundsätzlicher Natur: Das, was den menschlichen Geist auszeichnet – Bewusstsein, Denken und Werte –, lässt sich nicht reduzieren, schon gar nicht auf überzeitliche physikalische Gesetze.
Hat Thomas Nagel recht oder passt seine eigene Weltsicht nicht zur Realität?
Zur Beantwortung der Frage möchte ich mein eigenes Weltbild als Naturwissenschaftler kurz skizzieren. Mein Weg zur Erklärung von Information, Bewusstsein, Sinn, Bedeutung, aber auch Dingen wie Krankheit oder die Phänomene der Quantenphysik, basiert auf einer strikten Trennung der abstrakten geistigen von der physikalischen Welt, da jede Vermischung beider Welten zu Ergebnissen führt, die weder real sind noch zur Naturwissenschaft gehören, sondern allein in der abstrakten geistigen Welt angesiedelt sind.
Beispielsweise gehören mathematische Formeln, exakte geometrische Formen, Gottheiten oder „unmögliche Dinge” wie eckige Kreise und eierlegende Wollmilchsäue zur abstrakten geistigen Welt. Ein Großteil der Objekte der Philosophie gehört dorthin. In der geistigen Welt existiert alles, was man nur denken kann.
Zum Bereich der realen physikalischen Welt gehört alles, was sich prinzipiell messen oder beobachten lässt, d. h. Wechselwirkungen mit anderen Objekten eingeht. Das Kriterium “Wechselwirkungen” hilft uns zu unterscheiden, was in die eine, was in die andere Welt gehört. Beispielsweise können eierlegende Wollmilchsäue in der freien Natur nicht fotografiert werden, d.h., sie können keine Photonen aussenden, die zu Wechselwirkungen mit dem Foto-Chip führen. Würde jemand mit einem Fotoapparat losziehen, um Bilder von der Wollmilchsau-Spezies zu schießen, würde man ihn zu Recht für dumm oder verrückt erklären, weil er die Realität nicht von der geistigen Welt zu unterscheiden vermag. Wenn es allerdings um die Anbetung von Gottheiten geht, dann ist die Gemeinschaft der Gläubigen geneigt, die Entitäten ihres eigenen Glaubens für real zu halten, die der Andersgläubigen aber für irreal.
Wie Schrödingers Katze10 die abstrakte mit der realen Welt vermischt:
Die Vermischung von realer und geistiger Welt findet man nicht nur im geisteswissenschaftlichen oder theologischen Bereich, sondern genauso bei jenen Quantenphysikern, die Schrödingers Wellenfunktion als eine Beschreibung der Wirklichkeit ansehen. Zur Erinnerung: Schrödingers Wellenfunktion ist eine mathematische Formel zur Beschreibung des Zustands von Quanten vor ihrer Messung. Wäre die Wellenfunktion eine Beschreibung der Wirklichkeit, dann wäre Schrödingers Katze, die in einem Gedankenexperiment zusammen mit einem Mordinstrument in eine Kiste eingesperrt ist, vor dem Öffnen der Kiste gleichzeitig tot und lebendig.
Schrödingers Katze ist ein gutes Beispiel für die Vermischung der abstrakten Welt mit der realen physikalischen (siehe auch: „Der Widerhall des Urknalls", S. 113). Die Wellenfunktion gehört als mathematische Formel zur abstrakten geistigen Welt, die Katze in der Kiste zur realen physikalischen. Die Vermischung der beiden Welten in einer physikalischen Theorie führt zu etwas, was in der realen Welt völliger Unsinn, in der abstrakten geistigen Welt ein erlaubtes gedankliches Konstrukt ist. Man muss sich nur im Klaren darüber sein, dass die Ergebnisse der Theorien, die beide Welten miteinander vermischen, nicht zur realen Welt gehören. Um es noch mal ganz deutlich zu sagen: Die gleichzeitig tote und lebendige Katze von Schrödingers Gedankenexperiment gehört nicht der realen Welt an.
Wie abstrakte und reale Welt miteinander verbunden sind:
Zwischen der abstrakten und der physikalischen Welt gibt es nur eine Verbindung: Das sind die Prozesse. Dabei definiere ich einen Prozess in Übereinstimmung mit der DIN IEC 60050-351 als die „Gesamtheit von aufeinander einwirkenden Vorgängen in einem System, durch die Materie, Energie oder Information umgeformt, transportiert oder gespeichert wird.“ Beispielsweise sind Computerprogramme Prozesse. Der Programmcode gehört zur abstrakten geistigen Welt. Die Ausführung des Programmcodes gehört zur physikalischen Welt, weil jede Durchführung eines Programmschritts eine Wechselwirkung darstellt.
Thomas Nagel ist sich wohl nicht darüber bewusst, dass Prozesse die Verbindung zwischen der abstrakten geistigen und der realen Welt darstellen. Es mag völlig richtig sein, dass “Werte” nicht zur naturwissenschaftlichen Welt gehören, doch wenn Werte (= Ziele) in Prozesse (= Programme) eingebaut werden, dann verbinden sie die abstrakte Welt mit der physikalischen. Das Gleiche gilt für “Denken”. Denken formt Information um oder speichert sie. Denken kann deshalb als ein Prozess angesehen werden und der Denkprozess verbindet die abstrakte mit der realen Welt, indem etwas ausgeführt wird. Abstrakte Information wird umgeformt und physikalisch gespeichert.
Was ist aber mit dem