Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© 2014 Frank Stocker

Umschlaggestaltung, Satz und Layout: Frank Stocker

Das Buch basiert auf der Serie „Schein-Welt“ in der „Welt am Sonntag“. Die Genehmigung zur Veröffentlichung im Rahmen dieses Buches wurde von Axel Springer SE erteilt.

Das Bildmaterial besteht aus eigenen Scans bzw. Scans, die dem Autor von Ömer Yalcinkaya für dieses Buch überlassen wurden. Spezieller Dank an ihn.

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 978-3-7357-5591-9

Informationen zu allen Büchern, die zu der Serie erschienen sind, unter www.schein-welt.info

Inhalt

Vorwort

Amerika fühlen wir uns besonders verbunden. Schließlich wurde die Neue Welt einst von unseresgleichen besiedelt. Schließlich basiert die Kultur dort auf der europäischen. Schließlich verbindet uns eine jahrhundertelange enge Geschichte.

Doch so richtig das klingt, so falsch ist es in vielerlei Hinsicht. Denn diese Sicht unterschlägt beispielsweise, dass natürlich schon vor der Ankunft der Europäer in Amerika Menschen und Kulturen existierten. Und sie übersieht, dass sich im Laufe der Jahrhunderte manches sehr weit auseinander entwickelt hat.

Sehr leicht lässt sich das auf den Banknoten des Kontinents nachvollziehen. Dort begegnen uns historische Persönlichkeiten, von denen die wenigsten bei uns gehört haben, die aber für die Nationen oft identitätsstiftende Funktion haben. Über die Darstellungen können wir auch eintauchen in die dramatische und oft tragische Geschichte der Staaten, die bei uns kaum präsent ist. Wer weiß schon, dass Bolivien lange Zeit einen Zugang zum Meer hatte und das entsprechende Gebiet im so genannten Salpeterkrieg verlor? Wer hat schon vom Fußballkrieg zwischen Honduras und El Salvador gehört?

Erfahren Sie mehr darüber in dem vorliegenden Buch, das sie mitnimmt auf eine spannende und abenteuerliche Reise durch die Welt der amerikanischen Banknoten. Sie werden dabei viel von Geschichte und Kultur lernen, die bunte und vielfältige Natur des Kontinents erahnen und vielleicht sogar etwas über Inseln und Staaten erfahren, von denen Sie zuvor noch nie gehört haben. Oder können Sie auf Anhieb sagen, wo St. Vincent und die Grenadinen liegen?

Alle Geschichten dieses Buches basieren auf der Artikel-Serie „Schein-Welt“, die bereits seit September 2010 jede Woche in der „Welt am Sonntag“ erscheint. Die Artikel wurden komplett überarbeitet und ergänzt. Zudem wurden sie mit einer Vielzahl von Abbildungen der beschriebenen Banknoten illustriert. Weitere Bücher sind auch zu den Banknoten Europas, Asiens und Ozeaniens sowie Afrikas erschienen. Zudem gibt es natürlich auch einen Band mit Artikeln zu allen aktuellen Währungen der Welt.

Mit den Büchern komme ich dem Wunsch vieler Leser der Serie in der „Welt am Sonntag“ nach, die immer wieder gefragt hatten, ob es diese auch in Buchform gebe. Leider hat es recht lange gedauert, bis das Projekt realisiert werden konnte.

Denn der naheliegende Weg über einen Verlag funktionierte nicht. Zwar fanden diverse Verlage die Idee hochinteressant. Letztlich lehnten sie dann aber stets ab, da ihnen die Kosten zu hoch erschienen. Denn natürlich müssen die Bilder der Banknoten im Buch im Vierfarbendruck gedruckt werden. Das erhöht jedoch die Kosten, und dies ließ die Verlage zurückschrecken.

Daher habe ich dieses und auch die anderen Bücher nun im Eigenverlag herausgegeben. das senkte die Kosten. Dennoch ist ein Vierfarbdruck nach wie vor relativ teuer. Genau aus diesem Grund habe ich mehrere Bücher herausgegeben, die die verschiedenen Erdteile abdecken. So ist jedes dieser Bücher relativ günstig, und wer erst einmal in die Welt der Banknoten hineinschnuppern möchte, kann dies auf diesem Wege tun. Wer dann mehr wissen möchte und die komplette Reise um die Welt absolvieren will, der kann die Gesamtausgabe erwerben. Hinweise zu allen erschienenen Büchern gibt es auf einer eigenen Internetseite unter www.schein-welt.info.

Nun soll aber keine Zeit mehr verloren werden. Los geht’s mit der Reise durch Nord-, Mittel- und Südamerika. Lassen Sie sich von der Neuen Welt und ihren Banknoten faszinieren.

Viel Spaß beim Lesen wünscht

Argentinien

Die knappe Erinnerung an bessere Zeiten

Dass Menschen das Geld ausgeht, ist nichts, was auf eine Region der Welt beschränkt wäre. In dieser Lage war wohl jeder schon einmal. Doch die Argentinier leiden darunter auf ganz besondere Weise: Mancher besitzt zwar genug Geld, ihm fehlt aber das Zahlungsmittel. Denn das Land wurde in den vergangenen Jahren immer wieder mal von einer Knappheit an 100-Peso-Scheinen geplagt.

Fläche: 2.780.400 km2

Einwohner: 40,1 Mio.

Amtssprache: Spanisch

1 Argentinischer Peso = 100 Centavos

Scheine in Umlauf:

2, 5, 10, 20, 50, 100 Pesos

1 Euro = 10,95 Pesos

Und das ist fatal. Denn die Banknote ist zwar kaum zehn Euro wert, Scheine mit höherem Wert gibt es aber nicht. Daher sind die Menschen für fast alle Bezahlvorgänge auf die Hunderter angewiesen, zumal der bargeldlose Zahlungsverkehr noch sehr unterentwickelt ist. Da die Nationalbank aber mit dem Drucken neuer Scheine nicht nachkommt, funktionierten 2010 und 2011 Geldautomaten oft nicht, Löhne konnten nicht ausbezahlt, Rechnungen nicht beglichen werden. 2010 kam es daher sogar zu Protesten in der Hauptstadt.

Dabei wäre das Problem recht leicht zu lösen, indem einfach Scheine mit höherem Wert eingeführt würden. Damit würde die Regierung aber zugeben, dass Argentinien ein Inflationsproblem hat. In den vergangenen Jahren hat sie jedoch bereits alles getan, um dies abzustreiten, selbst die Berechnung der Inflationsrate wurde so verändert, dass sie offiziell bei rund zehn Prozent liegt. Unabhängige Institute schätzen sie jedoch auf etwa 25 Prozent.

Die Inflation ist indes eine permanente Plage. Seit den 40er-Jahren wertet der Peso mit riesigen Sprüngen ab. Den traurigen Rekord stellten die Jahre 1989/90 auf, als das Geld innerhalb von zwölf Monaten 99 Prozent des Wertes verlor. Es folgte eine Dekade relativer Stabilität, bevor es dann mit der Argentinien-Krise Ende 2001 wieder bergab ging.

Bei all dem Ungemach der letzten Jahrzehnte verwundert es nicht, dass auf den Scheinen nur Persönlichkeiten aus besseren Zeiten, namentlich aus dem 19. Jahrhundert, abgebildet sind. Einer der „Jüngsten“ ist Julio Argentino Roca, der den 100-Peso-Schein ziert. Er war Präsident von 1880 bis 1886 sowie von 1898 bis 1904. Seine Heldentaten werden auf der Rückseite in aller Ausführlichkeit beschrieben. Über neun Zeilen erstreckt sich der Text, bebildert ist er mit einer Szene aus der so genannten „Eroberung der Wüste“, womit die endgültige Unterwerfung der Indios gemeint ist.

Auch auf den anderen Scheinen wird jeweils genau beschrieben, was die dargestellten Nationalhelden geleistet haben. So ist auf dem 20-er Schein vorne Juan Manuel de Rosas zu sehen, der die Argentinische Föderation am 20. November 1845 in eine Seeschlacht gegen englische und französische Handelsschiffe schickte. Auf der Rückseite ist diese so genannte Schlacht von Vuelta de Obligado dargestellt, deren Datum heute als Nationalfeiertag in Argentinien begangen wird.

Frauen jedoch fehlen nach wie vor auf den Scheinen. 2008 gab es zwar den Vorschlag, Evita Perón auf dem 2-Peso-Schein zu verewigen. Dies wurde aber ebenso verworfen wie die Idee, Scheine mit höherem Wert zu drucken.

Stattdessen wurde 2012 eine 100-Peso-Gedenknote mit Evitas Porträt aufgelegt. Und außerdem wurden in den vergangenen Jahren Druckereien im Ausland mit dem Druck weiterer 100-Peso-Scheine beauftragt, die dann tonnenweise per Flugzeug nach Argentinien eingeflogen wurden. So wurde ein Problem erst einmal wieder gelöst. Scheinbar.

Aruba

Von Florin und Fauna der niederländischen Antillen

Der Name des Landes dürfte nicht jedem geläufig sein. Der Name der Währung gibt aber immerhin einen Hinweis, mit welchem anderen Land es eng verbunden sein könnte. Die Rede ist von Aruba und dessen Währung, dem Florin.

Florin ist ein anderes Wort für Gulden – daher wurde der holländische Gulden auch stets mit „hfl“ abgekürzt, woran sich mancher vielleicht erinnert. Florin leitet sich dabei vom „Fiorino d'Oro“ ab, einer Goldmünze, die im Mittelalter in Florenz geprägt wurde. Sie war Vorbild für viele andere Goldmünzen und Währungen, in Ungarn beispielsweise für den Forint. Im deutschen Sprachraum wurde sie jedoch als Gulden bezeichnet, was natürlich auf das Material der Münzen zurückgeht. Gulden und Florin blieben aber austauschbare Bezeichnungen.

Fläche: 179 km2

Einwohner: 101.000

Amtssprachen:

Niederländisch, Papiamento

1 Florin = 100 Cent

Scheine in Umlauf:

10, 25, 50, 100, 500 Florin

1 Euro = 2,50 Florin

Mit der Einführung des Euro wurde der Gulden in den Niederlanden abgeschafft. Nicht jedoch auf den niederländischen Antillen, dort galt auch danach noch der Antillen-Gulden. Allerdings neuerdings doch auch wieder nicht auf allen Inseln. Denn Bonaire, Saba und Sint Eustatius haben Anfang 2011 den US-Dollar eingeführt. Und Aruba wiederum hat bereits seit 1986 eine umfassende Autonomie innerhalb des niederländischen Königreichs erhalten. Dazu gehört auch eine eigene Währung.

Dabei blieb die Insel dem Gulden zwar einerseits treu, setzte andererseits aber eine eigene Duftmarke. Denn die Währung heißt Florin. So wurde und wird der Gulden im Papiamento genannt – einer Kreolsprache, die auf dem Spanischen basiert und auf Aruba gesprochen wird. Sie ist dort neben dem Niederländischen Amtssprache.

Die allerersten Geldscheine, die Aruba herausgab, waren auch teilweise in Papiamento beschriftet die Zentralbank wurde darauf als „Banco Central di Aruba“ bezeichnet, was Romanisten wie eine Mischung aus Spanisch und Italienisch vorkommen mag. Heute jedoch heißt sie „Centrale Bank van Aruba“ – Holländisch ist nun die einzige Sprache auf den Noten.

Und noch eine Eigenart des holländischen Gulden wurde für den Florin übernommen. Denn es gibt einen 25-Florin-Schein, ebenso wie es auch einen 25-Gulden-Schein gab. Scheine in solcher Stückelung sind höchst selten, üblicherweise gibt es Banknoten im Wert von 10, 20, 50 und 100 Einheiten.