Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek
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Die ursprüngliche Ausgabe des Buches „Mein Verständnis
vom Islam“ ist im Jahr 2014, im Verlag Books on Demand GmbH,
Norderstedt, unter ISBN 978-3-7386-7335-7 erschienen.
© 2021, Überarbeitete Auflage: Max Bräutigam
Satz, Umschlaggestaltung, Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7543-7581-5
Allah ist der arabische Name Gottes, zusammengesetzt aus dem arabischen Artikel al- und ilah = Gott. Wobei der Koran die Überzeugung vertritt, dass alle Gesandten und Propheten ein und den gleichen Gott verkünden. Allah ist identisch mit dem Gott der Thora und des Evangeliums und sagt: Wir glauben an das, was als Offenbarung zu uns und was zu euch herab gesandt worden ist. Unser und euer Gott (ilah) ist einer. Ihm sind wir ergeben (muslim).
Geboren noch vor dem Zweiten Weltkrieg, als Kind aufgewachsen im Schutt der Stadt München, als jugendlicher Abenteurer die Natur erlebt, Handwerkerlehre, zweiter Bildungsweg, Maschinenbaustudium, interessante und entbehrungsreiche Reisen als Einzelgänger nach Norden und in den Süden. Anschließend beruflich im Apparate- und Anlagenbau für die Forschung und Petro-Industrie, mehrere Jahrzehnte in verantwortlicher Stellung in vielen Ländern der Welt unterwegs. Pensionierung mit 65 Jahren und seither in Technik- und Wirtschaftsverbänden noch am Puls der Zeit. Gleichzeitig im Garten, beim Malen, Zeichnen und Schreiben zu den aktuellen Eindrücken beschäftigt.
Der Autor reiste in die islamische Region, in die einzelnen Länder von Marokko über Algerien, Libyen, Ägypten, Jordanien, Syrien, Irak, die Emirate, Iran und Türkei. Er sammelte Erfahrungen und lernte Land und Leute, deren Arbeitswelt, Lebensgewohnheiten, Glauben, Staatsformen und deren politische Parteienlandschaft kennen. Als mittelloser einzelner Landstreicher in jungen Jahren über viele Monate wurden ihm sonst sehr schwer zugängliche Einblicke gewährt. Mit Abstand den größten Anteil bei der Sammlung von Erfahrungen in der islamischen Welt brachten die vielen geschäftlichen Aufenthalte und Begegnungen (1994–2004) im Irak, im Emirat Katar, in Libyen und Algerien, jeweils im Zusammenhang mit großen Projekten im Erdöl- und Erdgassektor, den wesentlichen Wirtschaftsbereichen dieser Länder.
Die Revolutionen in Paris und anderswo, anlässlich der Mohammed-Karikaturen im Journal „Charly“, und die Mentalität der Menschen im islamischen Kulturkreis, wie ich sie erfahren durfte, haben mich in meiner Bewertung zu dieser Thematik gestärkt und veranlasst diese Zeilen zu verfassen. Dabei waren aber bereits drei Aufsätze zu diesen Themen von mir vorliegend. Meine Kenntnisse über den Islam, die muslimische Lebensart, sind eine Sammlung über viele Jahrzehnte von Erlebnissen in den unterschiedlichsten Situationen. Gelebte Szenen, eine gesellschaftliche Veränderung auf der Welt, in Europa und in unserer Nachbarschaft wurden seit dem Jahr 1960 vom Verfasser aufmerksam verfolgt. Sicher etwas beschränkt, wie alles Wissen, aber sie wurden mit großer Neugierde wahrgenommen. Der Verfasser war in keiner Koranschule, aber seit 1960 im Besitz eines Korans, aus dem immer wieder einzelne Suren gelesen werden.
Seine Kenntnisse und Erfahrungen basieren zum einen auf seinen Wegen als jugendlicher Einzelgänger quer durch einige muslimische Länder und zum anderen auf über mehreren Jahrzehnten in leitender Position in der Projektbearbeitung für Petro-Chemische Anlagen in Arabien. Nicht als Tourist, sondern als verantwortlicher Kollege lernte er Land und Leute kennen, deren Rahmenbedingen, Arbeitsverträge, Rechtsschutz, Qualifikation, Glaubwürdigkeit zu deren Aussagekraft und Zuverlässigkeit, sowie die Wirtschaftskraft im Land .
Jede Reise vom Headquader gesichert aber dennoch ein Abenteuer, verbunden mit Staunen und Faszination. Eine mehrfach praktizierte Variante der Anreise nach Bagdad. Mit dem Flugzeug in der Nobel-Klasse nach Amman, dann von einem vertrauenswürdigen Chauffeur, eine Waffe unterm Sitz griffbereit, ca. 600 Km durch die Wüste nach Bagdad, vorbei an Fallutscha, von den Nachrichten bekannt. Etwa auf halber Strecke eine Art Campingplatz der primitivsten Bauweise als Grenzstation. Die Schilderung von diesem Punkt würde ein Buch füllen. Ein kleiner Generator erzeugte Strom für ein paar Glühlampen in der Baracke. Die pausenlos ungeplanten Erlebnisse in einer großen Bandbreite und dabei ständig im Vergleich der eigenen Herkunft, im Großen und im Kleinen ergeben die vielen Szenenwechsel in der Beschreibung.
Weltoffen, aber mit festen Wurzeln – kein Prediger einer Glaubensrichtung, aber ein Demokrat, der den Dialog sucht und dabei lernfähig geblieben ist, parteifrei und dennoch über verschiedene Verbände in technischen, wirtschaftlichen Bereichen am Puls der Zeit lebt.
Der Inhalt dieses Buches ist nicht wie gewohnt klar gegliedert, ähnlich einem Lehrbuch, vielmehr sind es viele spontane Bilder, die in großer Bandbreite immer wieder aufleuchten, dann aber doch einen gesamten Eindruck prägen – ähnlich einer Reise, die ein großes Ziel hat, aber doch rückwirkend betrachtet eine Reihung einzelner Eindrücke birgt.
Ich möchte das Gemeinsame und das Gegensätzliche – kulturell, gesellschaftlich, religiös, sozial – in meiner erlebten Welt darstellen. Ich stellte fest, dass diese auch in allen Punkten im Weltspiegel zu finden sind und mit der Einhaltung der kulturell gewachsenen Regeln die Zukunft berechenbar wird.
Die Wiedergabe ist bunt und vielfach geteilt, wie ein Mosaik, wie ein geknüpfter Teppich, wie Pixel bei einer elektronischen Bildübertragung. In all diesen Darstellungen benötigt man einen minimalen Abstand, um daraus ein Bild zu erkennen. So der wiederholte Versuch einer Gesamtdarstellung in Jetzt, Hier und Heute zu diesem Thema.
„Der Globus quietscht und eiert, der Rost sitzt überall, bald ist er ausgeleiert, der alte Erdenball“. Ein Lied aus meiner Jugendzeit. Es werden die großen Probleme auf unserer Erde angesprochen, die sich in der Zukunft noch verstärken werden – und bei der jeder Einzelne etwas beitragen kann, um diese Entwicklung etwas zu dämpfen.
Die Niederschrift eine ungewöhnliche Schöpfungsgeschichte, abseits der üblichen Lehren und Religionsschriften. Das Staunen und nachfolgend die Neugierde sind die treibenden Kräfte. Die großen und kleinen Ergänzungen und Veränderungen im Weltall und auf unserer Erde, in der Sprache der Bürgerlichen, sind der Inhalt. Die Sinne zu öffnen und Weiteres zu hinterfragen, ist der Vorsatz.
Ein möglicher Weg aus dieser verwirkten Situation der Staatengemeinschaft ist mit dem Vorschlag zur Gründung einer mohammedanischen demokratischen Partei zur Diskussion gestellt.
Gleichzeitig wird dabei ein Modell einer neuen Weltordnung auf der Basis einer freien, liberalen und ökologischen Werten vorgestellt.
Zum Studium des geschichtlichen und gegenwärtigen Islam und auch des Christentums werden die großen Bibliotheken empfohlen. Darüber hinaus sind viele Gottesgelehrte, Philosophen, Historiker, Politologen usw. unter uns, die auch nicht alles, aber deutlich mehr wissen als der Autor. Ich schrieb meine Beobachtungen, Bewertungen, Erlebnisse aus unterschiedlichen Situationen in Stichwörtern und Halbsätzen nieder, um auch so weitere interessierte Bürger in diese Thematik einzubinden. In dieser Abhandlung geht es um die Zivilisation.
Eigentlich werden nur Themen genannt – und jedes Thema würde Bücher füllen. Ich will nicht die Bücher in den Bibliotheken abschreiben, sonst sind wir wieder am Anfang. Es sind nur Gedanken, etwas abseits vom üblichen Journalismus und Tourismus – ein kurzer Beitrag zum besseren Verständnis der täglichen Nachrichten.
Mohammed hatte eine Offenbarung durch den Engel Gabriel empfangen. Es ist meine Vermutung, dass es der gleiche Engel Gabriel war, der auch bei den Christen 500 Jahre früher die Offenbarung, die Botschaft für den richtigen Glauben übermittelte. Dieser Engel Gabriel war schon weit vor der christlichen Zeitrechnung in Erscheinung getreten. Ein Engel altert nicht. Der Engel des Herrn brachte die Botschaft. Zusammen mit dem Propheten Abraham hat er den Meteoriten, den Kern der Kaaba zu Mekka, weit vor der Zeit in Saudi-Arabien in den Sand gesetzt. War die neuerliche Erscheinung des Engels Gabriel bei Mohammed nun ein Verrat an den Christen?
In dieser Zeit spaltete sich die Christenheit zum ersten Mal. Im Konzil von Nicäa 325 n. Chr. war die Frage zur Arisierung zu entscheiden. Ist Christus mit Gott wesensgleich oder ist Christus ein Prophet?
Um diese Zeit war das Christentum schon relativ weit verbreitet und das Gebiet entlang der levantinischen Küste ist christlich gewesen. Wie später im Islam, gab es bei den Christen Fanatiker und Parteigänger, die die christliche Lehre noch christlicher, noch dramatischer machen wollten. Es wurde ein höherwertiges Glaubensbekenntnis formuliert. Jesus ist nicht nur Prophet, nein, er als Sohn Gottes war die neue Vorgabe. Die Bevölkerungsgruppe mit dieser neuen Lehre formierte und ein Streit entwickelte sich. Kaiser Konstantin, damals noch ein Verfechter der römischen Götterwelt, wurde zur Schlichtung gerufen. Er entschied für Jesus als Gottes Sohn. Es ist anzunehmen, dass die Verlierer, die Jesus als Propheten gesehen haben, noch vor der Zeit Mohammeds geistig dem Islam beigetreten sind.
Die Christen mit dem neuen Glaubensbekenntnis fühlten sich Gott näher und so auch überlegener. Wir, die neuen Christen, sind alle Kinder Gottes. Ein neues Management war erforderlich. Veränderungen dieser Art bieten immer auch Aufstiegschancen und Karrieren. Diese neuen Gottesmänner zeigten sich würdevoll, waren überheblich und machtgierig. Das Spiel mit der Angst wurde entdeckt, der Teufel erfunden, das Fegefeuer angesteckt, die Inquisition eingeführt.
Die Selbstherrlichkeit der Stellvertreter Christi, besonders im Zentrum Europas, war und ist immer noch sehr erdenhaft. Sie stellten sich den Fürsten und Kaisern gleich. Es entwickelte sich auch ein neuer Stand, die der Fürstbischöfe. Wie der Name zum Ausdruck bringt, sind es Fürsten und Bischöfe in einer Person, deren Prunksucht bis heute von Touristen bestaunt wird.
Bis zur Zeit der Erfindung des Buchdrucks und lange danach konnten viele Menschen in der europäischen Kultur nicht lesen und schreiben. Vielleicht war die Situation in dieser Zeit in der arabischen Bevölkerung besser? Der Inhalt der Lehre wurde im Christentum gezeichnet, sehr ausdrucksstark, besonders in barocken Kirchen. Obwohl später alle Bürger in Europa im christlichen Kulturkreis lesen und schreiben können, werden diese Bilder noch immer aufgesucht. Ich muss zugeben, sie haben ihren Reiz – manchmal überkommt einen auch ein Schmunzeln. Die Macht der Bilder, so die Werbefachleute, sie war auch im Mittelalter bekannt. Ganz anders im Islam, die Macht wurde dem Wort gegeben. Eine Religion ohne Bilder ist faszinierend. Keine Ablenkung auf der Suche nach Gott – großartig.
Bei den Gläubigen der untersten Bevölkerungsschicht, die nicht in den Krallen der Kleriker, den Gottesmännern, gehalten wurden, blieb alles beim Alten – sie blieben nur Gott ergeben – sie blieben „muslim“.
Wie unterscheiden sich die monotheistischen Religionen, im Besonderen der Islam und das Christentum, in den beiden Begriffen „Segen“ und „Fluch“? Bei den Christen wird alles gesegnet – Brautpaare, Pferde, Waffen. Der Segen erwirkt, dass mit den Gesegneten mit Ehrfurcht umgegangen wird. Gleichzeitig wird beim geringsten Anlass, einem Ereignis, das nicht nach der eigenen Vorstellung abläuft, geflucht, und dabei werden alle Register der diesbezüglichen Wortwahl und der Lautstärke gezogen. Ich habe den Eindruck, dass im Islam kein Segen gesprochen wird. Wer sollte dies auch vornehmen? Bei der Verbreitung des Glaubens (nicht der Verkündigung) wird aber umso mehr der Fluch in den Kampfparolen zum Ausdruck gebracht.
Noch ein weiterer wesentlicher Unterschied der Christen zu den anderen monotheistischen Religionen ist das Thema „Schuld und Sühne“ – die Vergebung der Sünde. Eigentlich ist dies ein sehr persönliches Thema – kann ich jemandem verzeihen oder bringe ich mein Gegenüber in eine Abhängigkeit und zeige meine Überlegenheit? In der christlichen Kirche werden die Sünden vergeben. Die Beichte ist ein besonderes Ritual. Heute wird die Beichte von Psychologen abgenommen – gegen Krankenschein. Wohin gehen die Schiiten und Sunniten zum Beichten für ihre gegenseitigen Bösartigkeiten? Zwischenzeitlich, aber durchaus in einer längeren Periode, wurde von den Klerikern die Sünden ihrer Gläubigen auch gegen Bares vergeben.
Schade, dass der Streit um die Person Jesu von Kaiser Konstantin für Jesu als Gott entschieden wurde. Wäre er in der Bewertung weiterhin als Prophet geehrt worden, wären den Menschen viele Kriege und viel Elend erspart geblieben. Muslime, Christen, Juden, alle auf selber Augenhöhe. Sie würden den gleichen Gott und Schöpfer verehren. Später wurde die Distanz der Christen zu den Muslimen noch größer. Die Christen erfanden und konstruierten die Dreifaltigkeit – Gottvater, Gottessohn, und der Heilige Geist. Mit dieser Maßnahme haben sich die Christen aus der Sicht der Muslime und der Juden von den Monotheisten verabschiedet. Mohammed, der weitgereiste Kaufmann, kannte die damalige Welt, den Orient. Er kannte das Christentum und das Judentum und die von deren Priestern veränderte Lehre zur Stärkung von deren Machtverhältnissen. Ihm ging es wie Jesus im jüdischen Tempel und vorher Moses am Berg Sinai. Aufräumen in den Inhalten der Lehre und in der Priesterschaft war angesagt!
Mohammed begann mit dieser überständigen Korrektur. Er lebte zunächst auch im Hinblick auf die Offenbarung, nach deren Grundsätzen, die im Ursprung jüdisch und christlich waren. Als er an die Macht kam, war er nicht mehr wiederzuerkennen, auch die Wurzeln zu Moses und zu Jesus vertrockneten.
Mohammed lebte von 570–632 n. Chr. zunächst mit den Eltern und der Familie in Mekka. Diese Stadt war damals nicht monotheistisch, sie war henotheistisch, d.h. sie akzeptierten auch andere Götter. In dieser Region empfing er auch auf einem Berg in der Wüste Arabiens vom Engel Gabriel die „Offenbarung“. Als er sich in Mekka als Prophet zu erkennen gab, mussten er und sein familiärer Kreis die Stadt verlassen. Sie siedelten in einer Oase, die später Medina genannt wurde.
In Medina lebten damals viele Juden. Dort begann er in der Öffentlichkeit zu wirken und zu predigen und verfasste den Koran. Man darf annehmen, dass es eine aktualisierte Ausgabe des Neuen Testaments der Christen und der Thora der Juden wurde. Dieser Koran war neutral bewertet, den vorigen heiligen Schriften ähnlich.
Bald fand Mohammed weitere Anhänger und setzte dann auch militärische Mittel ein, um seine Lehre zu verbreiten. Gleichzeitig änderte er auch seine familiären Verhältnisse. Er führte ein ausschweifendes Leben, hatte mehr als vier Frauen, mehr als der Koran, den er selbst verfasste, erlaubt, und er hatte Konkubinen und Sklavinnen, darunter auch eine Christin.
Im Jahr 632 n. Chr. starb Mohammed in Medina. Zu diesem Zeitpunkt gab es jedoch keinen männlichen Nachfolger. Die Nachfolge des Propheten war von ihm nicht geregelt. Die einzig erwachsene Überlebende war seine Tochter Fatima mit ihren zwei Söhnen Hassan und Hussein.
Ein Imam (Führer), ein Kalif (Nachfolger), weitgehend der gleiche Begriff musste gefunden werden. Die ersten Imame wurden in Medina aus dem engsten Kreis gewählt – nach Verwandtschaftsgrad, gesellschaftlicher Stellung und staatsmännischen Fähigkeiten.
Zwei Jahre nach dem Tod Mohammeds zogen seine Heere aus und besetzten im Namen Allahs Ägypten und das christliche byzantinische Syrien, so wie anschließend das gesamte Sassanidenreich, das Gebiet des heutigen Iran (das Land der Arier, so die Übersetzung des Namens) wie auch Teile des Irak.
Das Vorgehen der neuen Glaubensmissionare unter Mohammed und der ersten Imame war schon sehr aggressiv, aber noch nicht so wie später mit Feuer und Schwert.