Danke Silke Maillard, für die gemeinsamen Experimente
Danke, Daniel Trinter, für die Hinweise zum Montagepunkt

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für Britta Ranglack, weil du bist, wer du bist

Inhaltsverzeichnis:

I Die Entstehung der Lebenskraftkörper-Meditation

Die konkrete Form der in diesem Buch beschriebenen Strukturen des Lebenskraftkörpers und der auf ihnen beruhenden Meditation habe ich durch jahrelanges Suchen gefunden. Den letzten Anstoß zu dieser Entdeckung gaben die Forschungen über die praktischen Anwendungsmöglichkeiten des kabbalistischen Lebensbaumes für mein Buch „Blüten des Lebensbaumes“, in dem beschrieben wird, wie man mithilfe der ca. 40-teiligen Lebensbaum-Graphik die Logik der Analogie zu einem genauso präzisen Werkzeug entwickeln kann wie die heute fast ausschließlich benutzte Logik der Kausalität. Die Analogie, die zu der Entdeckung der in diesem Buch beschriebenen Meditation geführt hat, ist die präzise und detailreiche Analogie zwischen der Entstehung eines Sternes bzw. einer Galaxie und den Chakren bzw. dem gesamten Lebenskraftkörper.

Die dabei gefundene Struktur des Lebenskraftkörpers enthält die Chakren, die Dynamik der Kundalini, aber auch solche Phänomene wie den Heiligenschein, die Hülle der Aura, die Silberschnur und unbekanntere Erscheinungen wie z.B. die Weise, in der innere Bilder eine äußere Wirkung hervorrufen oder die Funktionsweise des von Carlos Castaneda beschriebenen Montagepunktes.

Die Richtigkeit dieser Anatomie des Lebenskraftkörpers ließ sich dann auf vielfältige Weise bestätigen:

1. durch Hinweise und Beschreibungen in den verschiedensten spirituellen Schriften,

2. durch Zusammenhänge zwischen der Struktur des Lebenskraftkörpers und dem materiellen Körper sowie

3. durch die Wirkung der von dieser Struktur des Lebenskraftkörpers abgeleiteten Meditation.

Durch diese drei Punkte ergeben sich drei wesentliche Qualitäten dieser Meditation:

1. sie ist zum einen in sich schlüssig und logisch,

2. sie ist innerhalb aller Religionen anwendbar, zumal alle Religionen mehrere Teile dieser Strukturelemente des Lebenskraftkörpers in ihren Riten und Übungen benutzen, und

3. sie verbindet sowohl durch direkte Zusammenhänge als auch durch Analogien Religion und Wissenschaft miteinander.

Der Bereich, den diese Meditation behandelt, ist, wie sich aus dem Gesagten bereits ergibt, der Bereich der Lebenskraft, der an seinem „unteren Ende“ an den materiellen Körper anschließt und der an seinem „oberen Ende“ an die Seele anschließt, also an das, was sich in dem derzeitigen Körper inkarniert hat. Daher ist diese Meditation besonders dafür geeignet, die Verbindung vom Wachbewußtsein im materiellen Körper zu der eigenen Seele wiederher-zustellen.

Diese Meditation ist, da sie auf den Strukturen des Lebenskraftkörpers beruht und diese wie ein Mandala benutzt, die naheliegenste Methode, die Strukturen des Lebenskraftkörpers zu beschreiben.

Die in dieser Meditation beschriebenen „anatomischen“ Strukturen eine Landkarte der Formen und Bewegungen in der Lebenskraft des Menschen darstellen, sind sie auch ganz allgemein beim Meditieren, bei Traumreisen, bei Heilungen u.ä. sehr nützlich.

Diese Meditation macht nun keineswegs alle anderen magischen und spirituellen Methoden überflüssig. Sie ist eher eine Mandala-Meditation, in der die verschiedenen bereits bekannten Meditationen und Rituale an ihrem Platz in der Gesamtstruktur des Gefüges der vielfältigen Strukturen in der Lebenskraft des Menschen stehen und dadurch in ihrer Funktion und Wirkungsweise verständlicher werden. Daneben werden allerdings durch diese Gesamtstruktur auch verschiedene neue Meditationsmethoden und Zusammenhänge zwischen verschiedenen Phänomenen deutlich, durch die sich dann neue Handlungsmöglichkeiten ergeben.

Diese auf den Strukturen des Lebenskraftkörpers beruhende Mandala-Meditation, also die Imagination aller Strukturen des eigenen Lebenskraftkörpers, hat schon nach kurzer Zeit eine sehr wohltuende Wirkung und ist, wenn man sie mit genügender Intensität für sich oder für einen anderen Menschen durchführt, durchaus einem Segen vergleichbar.

Dieses Buch ist vor allem eine Beschreibung der Lebenskraftstrukturen und der von ihr abgeleiteten Meditation:

- Die Abschnitte „A“ in den folgenden Kapiteln beschreiben die konkrete Meditation.

- In den Abschnitten „B“ folgen dann ergänzende Beschreibungen zu den einzelnen Teilen der Meditation, die vor allem ihre Durchführung erläutern.

- In den Abschnitten „C“ folgt dann die Darstellung verschiedener Weisheiten, Analogien usw., die die Meditation dann weiter veranschaulichen.

Alle drei Abschnitte eines Kapitels haben eine übereinstimmende innere Gliederung. So wird z.B. in dem Abschnitt „V A 4.“ die Sushumna, also der zentrale Lebenskraftkanal im menschlichen Körper beschrieben, im Abschnitt „V B 4.“ die Übungen, mit denen die Sushumna aktiviert werden kann, und in dem Abschnitt „V C 4.“ unter anderem der Weltenbaum als die mythologische Analogie zu der Sushumna.

Einige Kapitel bestehen auch nur aus einem zusätzlichen Vergleich, sodaß sie nur den Teil „C“ enthalten.

Die Gesamtstruktur dieser Meditation ist zwar meines Wissens neu, aber ihre einzelnen Bestandteile sind fast alle bereits bekannt gewesen – d.h. daß dieses Buch zu einem großen Teil dem Zusammensetzen eines Puzzles vergleichbar ist.

Auch der Aufbau dieses Buches folgt einem bereits bekannten Muster. Er entspricht der Struktur der tibetisch-buddhistischen Mandala-Meditationen. Diese Meditationen haben zwei grundlegende Phasen, die mehrere Aspekte haben:

1. die aufbauende Phase:

a) eine Grundstruktur wie z.B. das Kreuz im Kreis, das die Mitte/Quintessenz und die sie umgebenden vier Elemente darstellt, wird betrachtet, durchdacht, immer weiter differenziert und imaginiert;

b) diese Struktur wird dann mit allem, was sich in der Welt befindet, gefüllt, sodaß diese Struktur schließlich für den Betrachter des Mandalas in allem sichtbar wird;

2. die auflösende Phase:

a) die Grundstruktur wird weiter betrachtet, sodaß die einzelnen ihrer Qualitäten immer deutlicher faßbar werden;

b) diese Qualitäten werden in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit betrachtet, sodaß sie zunächst als Phasen eines Qualitätskontinuums und schließlich als eine einzige Qualität erscheinen.

Durch diese Meditationsstruktur wird schließlich die Einheit (Gott) hinter der Vielheit (Welt) sichtbar, begreifbar und vor allem erlebbar. Dieser Zustand wird dann Nirvana, Samadhi, Satori, Erleuchtung usw. genannt. Solche Mandala-Meditationen beginnen also bei dem „Chaos des Hier und Jetzt“, betrachten und ordnen es, verbinden den Betrachter mit dem Betrachteten und lösen schließlich die Unterschiede zwischen den einzelnen Bestandteilen des Betrachteten und zwischen dem Betrachter und dem Betrachteten auf, sodaß der Meditierende schließlich „den einen Geschmack“ in allen Dingen findet.

Diese Entwicklungsdynamik ist auch aus jedem Handwerk bekannt: Am Anfang kennt man nur wenige Methoden und Möglichkeiten – die Schlichtheit des Lehrlings; dann lernt man immer mehr Details und Möglichkeiten dazu – die Komplexität des Gesellen; und schließlich entsteht aus der tiefen Sachkenntnis heraus die Einsicht in die gerade sinnvolle Vorgehensweise und den gerade sinnvollen Entwurf – die Schlichtheit des Meisters.

Entsprechend sind die folgenden Kapitel zunächst einmal recht schlicht, werden dann immer komplexer mit immer reicheren Verästelungen, die sich dann in den späteren Kapiteln immer mehr integrieren und schließlich am Ende wieder ganz schlicht und einfach werden.

Das vorliegende Buch ist in gewisser Weise die Essenz meines vorigen Buches „Blüten des Lebensbaumes“, in dem sehr viele Details dieser Meditation ausführlich beschrieben werden und in dem auch die logischen Zusammenhänge, in denen sie stehen, erläutert werden. Die in diesem Buch beschriebene Meditation ist eine Methode, die sich durch die Forschungen in dem vorigen, ca. 1.500 Seiten umfassenden Buch „Blüten des Lebensbaumes“ ergeben hat. Das vorige Buch ist sozusagen der Baum und die hier beschriebene Meditation die wichtigste Frucht dieses Baumes.

Das vorliegende Buch läßt sich ohne weiteres als Gebrauchsanleitung benutzen. Wenn man jedoch wissen will, warum etwas gerade so und nicht anders empfohlen wird oder wie eine der beschriebenen Analogien zustandekommt, ist das Studium von „Blüten des Lebensbaumes“ zu empfehlen.

Der Bereich der Lebenskraft ist sehr vielfältig. Daher wird eine kleine Übersicht hilfreich sein, aus der die Bedeutung des Puzzelteilchens, das das Buch „Der Lebenskraftkörper“ darstellt, deutlicher erkennbar wird.

Mit der Wahrnehmung der Lebenskraft befassen sich sehr viele verschiedene Bücher wie z.-B. die von Leadbeater und Besant und es finden sich auch viele Hinweise in der Mythologie.

Mit der Wirkung der Lebenskraft auf die Materie haben sich viele Geistheiler beschäftigt und sie in ihren Büchern beschrieben. Ein moderner Ansatz ist z.B. die Theorie der morphogenetischen Felder von Rupert Sheldrake.

Die differenziertesten Anleitungen zur Beeinflussung der Lebenskraft im eigenen Körper findet sich im Yoga, insbesondere im Hatha-Yoga und im Kundalini-Yoga. Da Hatha-Yoga lenkt die Lebenskraft im eigenen Körper durch Asanas (Körperhaltungen), Mudras (Handhaltungen) und Pranayama (Atemtechniken), die wirklich sehr ausgefeilt sind und in denen es für die verschiedensten Situationen Anleitungen gibt. Im Kundalini-Yoga wird die Gesamtbewegung der Lebenskraft im eigenen Körper wieder in ihren natürlichen Fluß gebracht.

In China wurde eine komplexe medizinische Behandlungsmethode entwickelt, die auf den zwölf Meridianen, also den Linien des Lebenskraftflusses im Körper, sowie auf den Punkten auf diesen Meridianen beruht, die alle in Resonanz mit bestimmten Teilen und Funktionen des Körpers stehen. Das Shiatsu ist eine auf den Meridianen beruhende Massagetechnik. Die Akupunktur und die Akupressur beruhen ebenfalls auf der Behandlung der Meridiane und der Akupunkturpunkte auf ihnen.

Auch die östlichen Kampfsporttechniken wie Aikido, Karate, Kung-Fu u.ä. Enthalten viele Anleitungen zum Umgang mit der Lebenskraft.

Unter den bekannteren Psychologen hat sich vor allem Wilhelm Reich mit der Lebenskraft und einem der wichtigsten Phänomen der Lebenskraft, dem Orgasmus, beschäftigt.

Auch einige Bereiche, denen man es nicht sofort anmerkt, beschäftigen sich mit der Lebenskraft wie z.B. die Homöopathie. Bei anderen Bereichen wie z.B. dem Schamanismus ist es hingegen offensichtlich, daß sie sich mit der Lebenskraft befassen.

Diese Vielfalt von Anwendungsmöglichkeiten werden in dem vorliegenden Buch nur am Rande beschrieben. Das wesentliche Element dieses Buches ist die Erstellung einer Landkarte des Lebenskraftkörpers und die Meditation über diese Strukturen des Lebenskraftkörpers. Für spezielle Anwendungen benötigt man dann weiterhin z.B. eine Ausbildung im Kung-Fu oder im Shiatsu, aber die in diesem Buch beschriebene Landkarte kann bei der Orientierung und dem größeren Überblick helfen.

Wie bei allen Anleitung, Erläuterungen und sonstigen Erkenntnissen in Buchform sollte man immer bedenken, daß sich der Autor in der Regel redlich Mühe gegeben haben wird, aber daß er das eine oder andere übersehen oder falsch interpretiert haben könnte, daß seine Überlegungen und vor allem seine Erfahrungen noch unvollständig sein könnten – und daß er mit sehr großer Wahrscheinlichkeit noch nicht erleuchtet ist. Daher sollte man alle Anleitungen als Anregungen für eigenen Erfahrungen ansehen, sozusagen als Hinweisschilder, die zeigen, daß in der betreffenden Richtung etwas Interessantes zu entdecken sein könnte.

... alles Wachsende verändert seine Gestalt und seine Struktur, weshalb kaum etwas jemals wirklich völlig fertig sein wird: kein Zustand, kein Mensch und auch kein Buch.

II Der Samen der Meditation

Die Grundhaltung der Meditation über das „Mandala des Lebenskraftkörpers“ ist sozusagen der „Same des Mandalas“. Diese Grundhaltung bestimmt den gesamten Charakter des Mandalas und prägt alle seine Teile. Daher ist es sehr wichtig, daß dieser „Same“ mit Sorgfalt gewählt wird. In den tibetisch-buddhistischen Mandalas wie z.B. dem Kalachakra-Mandala, dessen Zeremonie vom Dalai Lama bei den meisten seiner Einweihungen benutzt wird, ist dieser Same Buddha. Bei den Sandmandalas der Hopis ist dieser Same der „Idealzustand des Lebens“, der in der Regel mit „Schönheit“ (Navaho: „Hozong“) übersetzt wird. In anderen Religionen ist der Same meistens die zentrale Gottheit; im Christentum ist dies z.B. Christus, im Islam Allah usw.

Dieser Same prägt auch den Weg, den man bei dieser Mandala-Meditation geht und auch die Qualität, die man am Ende nach der Auflösung des Mandalas in allen Dingen erlebt. Letztlich kann man natürlich nichts falsch machen, da sich bei gründlicher Betrachtung am Ende immer die Einheit hinter der Vielheit der Erscheinungen zeigen wird... „Allah il Allah“ - Gott ist Gott - und Gott ist in allen Dingen. Ein schönes Beispiel ist hierfür der Räuber, der den Yogi Naropa vor ca. 1.000 Jahren im Urwald überfiel und von diesem als Belohnung dafür, daß der Räuber den Yogi leben ließ, eine Meditation erhielt, in der der Räuber über seinen Hunger nach Macht und Reichtum meditieren ließ – mit dem Ergebnis, daß der Räuber schließlich Macht und Reichtum als eine Qualität erkannte, die in allen Dingen ist... woraufhin es für den Räuber nichts mehr anzustreben gab und sich all seine Machtgier auflöste und er erleuchtet wurde.

II A Meditation: Selbstliebe

Die Qualität, die letzten Endes angestrebt wird, ist die eigene Heilung, die eigene Authentizität, die Integration aller Bestandteile der eigenen Psyche, die Echtheit, die Wahrheit, die Lebendigkeit, die Freude... und wenn man sich alle diese Qualitäten einmal eine Weile auf der Zunge zergehen läßt, wird man entdecken, daß es sich bei allen diesen Qualitäten letztlich um die Selbstliebe handelt.

Diese Selbstliebe, die die Psyche heilt und sie für das Licht der Seele durchlässig macht, sodaß das Licht der Seele in allen Handlungen der betreffenden Person leuchtet, ist daher der Same für die im folgenden beschriebene Meditation.

Die Meditation besteht hier in dieser ersten Stufe „ganz einfach“ daraus, sich selber zu lieben.

Wenn man diese Meditation einige Male durchgeführt hat, kann man sie durch ein Mantra ergänzen: Beim Einatmen spricht man dabei innerlich den eigenen Namen und beim Ausatmen spricht man innerlich „Liebe“. Dieses Mantra kann man auch außerhalb der eigentlichen Meditation innerlich sprechen, wenn man gerade nichts sinnvolles tun kann oder nichts kreatives zu denken hat – z.B. wenn man auf die U-Bahn wartet oder beim Geschirrspülen.

II B Erläuterungen: Selbstliebe

Eine sehr einfache und effektive Hilfe für das Wachstum dieses „Samens des Mandalas“ ist es, in den Spiegel zu schauen, sich eine Weile anzuschauen und dann in sich nachzuspüren, ob man „Ich liebe mich.“ sagen kann. Falls man dies noch nicht von Herzen sagen kann, sollte man sich ansehen, was die Hinderungsgründe sind: „Ich bin zu dick, zu jähzornig, zu klein, zu arm, meine Nase ist schief, ich bin zu alt...“... oder was auch immer. Diesen Teil von sich, z.B. den eigenen Jähzorn, sollte man dann in dem eigenen Leben als einen Teil von sich willkommen heißen so wie eine Mutter all ihre Kinder willkommen heißt und keines von ihnen missen will und für alle alles tut, damit sie wachsen und gedeihen können.

Das Akzeptieren, daß etwas Störendes da ist, ist der erste Schritt; das Willkommenheißen dieses Störenden ist der zweite Schritt – wodurch das Störende dann schon gar nicht mehr stört; und in einem dritten Schritt beginnt sich dann das ehemals Störende von selber zu verwandeln, denn alles Störende ist etwas ehemals Lebendiges und Unentstelltes, das lange Zeit eingespert war – und was wird aus dem friedlichsten Hund, wenn man ihn monatelang in einen engen Käfig einsperrt?

II C Vergleiche: Selbstliebe

Die Liebe (und somit auch die Selbstliebe als ein Sonderfall der Liebe) findet sich in allen Religionen als ein zentrales Element des Strebens nach Gott dargestellt, was unter anderem auch zeigt, daß die Selbstliebe ein sinnvoller „Samen des Mandalas“ ist.

Im Yoga gibt es den Bakthi-Yoga, dessen Essenz die Verehrung, die Hingabe und die Liebe zu einer Gottheit ist. Da diese Gottheit als ein Aspekt des einen Gottes letztlich in allem ist, ist diese Liebe auch eine Liebe zu sich selber.

Buddha zufolge hat ein Erleuchteter vier Merkmale. Das erste Merkmal ist die grenzenlose Bejahung aller Dinge (Gleichmut), wodurch der Erleuchtete letztlich ganz einfach die Dinge so sieht und akzeptiert, wie sie sind, also die Realität unverzerrt wahrnimmt. Das zweite Merkmal ist die grenzenlose Freundlichkeit, die in dem Erleuchteten dadurch entsteht, daß er alle Dinge und sich selbst als nicht voneinander getrennte Teile einer Wirklichkeit erkennt - seine Freundlichkeit allen Dingen gegenüber ist nichts anderes als seine Freundlichkeit sich selbst gegenüber. Das dritte Merkmal ist die grenzenlose Liebe, die aus der Freundlichkeit entsteht, wenn sich die Wahrnehmung der Einheit hinter den Dingen nun auch auf das Handeln erstreckt. Das vierte Merkmal ist die grenzenlose Freude, die dadurch entsteht, daß der Erleuchtete durch seine Bejahung und seine Freundlichkeit und seine Liebe mit allem im Einklang steht und alles, was sich ereignet, als ein großes Ganzes erlebt, in dem alles mit allem mitschwingt – was letztlich das Wesen der Freude ist. Die Bejahung läßt die Dinge so sein, wie sind; die Freundlichkeit heißt sie in dem eigenen Leben willkommen; die Liebe läßt ein Handeln entstehen, in dem mit allen Dinge wie mit einem Teil des eigenen Ichs umgegangen wird; und die Freude ergibt sich dann aus dieser Handlungsweise. Diese Entfaltung der Liebe, wie man den buddhistischen Weg auch nennen könnte, beginnt damit, daß man sich selber zu lieben beginnt.

Auch Moses hat in den zehn Geboten den Israeliten das Gebot der Liebe gebracht: „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst.“ Aber was hätte der Nächste davon, wenn man ihn liebt wie sich selber, wenn man sich selber gar nicht liebt?

Als einer der Schriftgelehrten Christus fragte, was das wichtigste Gebot sei, antwortete Christus, daß die Liebe zu Gott das wichtigste Gebot sei, aber daß die Liebe zu allen Menschen diesem Gebot gleichwertig sei. Und „alle Menschen“ schließt sicherlich den mit ein, der derjenige ist, der Gott und die Menschen liebt.

In der Kabbala, also der jüdischen Mystik, wird der Bereich der Seele, der auf dem Lebensbaum, dem wichtigsten Symbol der Kabbalka, die Sephiroth Chesed („Herrlichkeit“), Geburah („Kraft“) und Tiphareth („Schönheit“) umfaßt, als der Bereich der Liebe angesehen – die wesentliche Qualität der Seele ist die Liebe und das Erkennen der eigenen Liebe bedeutet auch immer das Erwachen der Liebe zu sich selber, zu Gott und zu seiner Schöpfung.

Auch die Sufis, die Mystiker des Islams, sehen die Liebe zu Gott als ein sehr wichtiges Hilfsmittel auf dem Weg zu Gott an. Diese Liebe umfaßt auch Gottes Schöpfung und somit auch den Liebenden selber.

Diese Liebe zu Gott und den Menschen und zu sich selber ist die Qualität des Herzchakras, dessen Erweckung in fast allen spirituellen Traditionen ein zentrales Hilfsmittel ist.

III Die Grunddynamik der Meditation

Wenn man nun die Struktur der Lebenskraft betrachten will, hat man es zunächst einmal mit vier verschiedenen Bereichen zu tun:

1. die Lebenskraft an sich, die überall ist,

2. die Lebenskraft in dem eigenen Körper,

3. schließlich den eigenen materiellen Körper, der durch diese Lebenskraft geprägt wird, und

4. die eigene Seele als der Quelle, dem Künstler des Kunstwerkes des eigenen Lebenskraftkörpers und des eigenen materiellen Körpers.

Der interessanteste Punkt für die Betrachtung in diesem Buch ist dabei zunächst einmal die Lebenskraft im eigenen Körper, die dann in den folgenden Kapiteln auch immer detaillierter betrachtet wird, während die Lebenskraft an sich, der materielle Körper und die Seele sozusagen den Rahmen dieser Betrachtungen bilden.

Es ist sinnvoll, sich die Meditationsanleitungen zunächst einmal durchzulesen und sie dann anschließend zu visualisieren, sie sich also möglichst lebendig vorzustellen. Dabei ist es ganz der eigenen Vorliebe überlassen, wie intensiv man sich mit den Erläuterungen und Vergleichen beschäftigt. Es ist wie immer förderlich, diese Visualisationen über längere Zeit täglich durchzuführen, aber auch eine gelegentliche Meditation kann durchaus klärend und stärkend wirken.

Letztlich muß immer wieder jeder selber schauen, was ihn am meisten wachsen läßt, denn keine zwei Menschen sind gleich, weshalb es eben auch nur Landkarten und eine Vielzahl von Erfahrungsberichten, aber nicht das eine Patentrezept für alle gibt. Eine der besten Motivationen ist nach wie vor die Neugierde und der Wunsch, die Buntheit der Welt kennenzulernen.

III A Meditation: die leuchtende Kugel

III A 1. die Lebenskraft

Stelle dir ein Meer von milchigweißem Licht mit einem leichten bläulichen Schimmer vor, das sich nach allen Seiten und auch nach oben und unten hin ausdehnt und das sich in langsamen, komplexen Wirbeln dreht.

Bei der gesamten Meditation ist es förderlöich, wieder beim Ein- und ausatmen das Selbstliebe-Mantra „ eigener Name – Liebe“ zu sprechen.

III A 2. die leuchtende Kugel

In diesem Meer der Lebenskraft befindet sich um einen selber herum eine Kugel aus diesem milchigem Licht, in das man vollständig eingehüllt ist. Diese eigene Lebenskraftkugel ist, wenn man sitzt, kugelförmig und reicht nach allen Seiten etwas weiter als die Fingerspitzen, wenn man seinen Arm und seine Hände ausstreckt. Im Stehen dehnt sich diese Kugel zu einer eiförmigen Gestalt aus.

III A 3. der materielle Körper

In der Mitte dieser Kugel befindet sich der eigene materielle Körper, der vollständig von dieser Lichtkugel eingehüllt wird. Nach der Imagination der leuchtenden Lebenskraftkugel sollte man nun dem eigenen Körper und seinen Empfindungen aufmerksam nachspüren: Wie fühlt er sich an? Ist er warm, fließt irgendwo Lebenskraft? Stockt sie? Schmerzt der Körper? Ist irgendwo in dem Körper Angst oder vielleicht ein Lachen? Fühlt er sich größer an als sonst? Tauchen Bilder auf oder Impulse?

In diesem dreiteiligen Bild ruht man dann und genießt es und betrachtet es und erforscht es.

III B Erläuterungen: Die Grunddynamik der Meditation

III B 1. Erläuterungen: die Lebenskraft

Das „Meer der Lebenskraft“ ist die Lebenskraft, die in allen Dingen in kleinerem oder größeren Maße fließt. Man kann sie durch Hellsehen wahrnehmen, durch Telepathie nutzen und mittels Telekinese in ihr handeln. Fast die gesamten spirituellen und magischen Methoden hängen mit der Lebenskraft zusammen: Weihungen, Aufladen von Talismanen, energetisches Feng-Shui, Geistheilungen, Reiki, Chakrenerweckungen, Atemübungen (Pranayana), Mesmerismus, Traumreisen, Astralreisen...

Die Lebenskraft selber wird dabei als in der Regel als „fließende Hitze“ erlebt und als milchigweißes Leuchten mit einem leichten Blauschimmer gesehen. Dabei ist diese Lebenskraft fast immer durch Gegenstände und Vorstellungen geprägt, deren Form sie annimmt, sodaß man diese Prägungen der verschiedenen „Einheiten von Lebenskraft“ innerlich z.B. während einer Traumreise als Bilder wahrnehmen kann, die zeigen, in welchem Zustand sich die betreffende Einheit von Lebenskraft befindet und woran sie gekoppelt ist.

Eine auch nur halbwegs vollständige Erläuterung zu allen diesen Methoden würde ein dickes Buch füllen – und die meisten dieser Erläuterungen befinden sich bereits in „Blüten des Lebensbaumes“. Als Beispiel für Telepathie und Telekinese folgen nun zwei einfache Versuche:

Wenn man mit mehreren Personen zusammen ist, die alle Lust auf einen Telepathieversuch haben, kann entweder eine Person mehrere Bilder, z.B. Postkarten oder vererschiedene kleine Gegenstände in jeweils eine neutrale, weiße Tüte, woraufhin man dann eine auswählt (wobei unbekannt sein muß, welches Bild bzw. welcher Gegenstand sich in der Tüte befindet) und in die Mitte der Runde legt. Dann schaut jede der Personen innerlich, d.h. in seiner Vorstellung in die Tüte und notiert sich dann alle Wahrnehmungen auf einen Zettel (dies ist sinnvoll, um anschließend die Darstellung der eigenen Wahrnehmungen nicht unbewußt den Aussagen der anderen ein wenig anzupassen). Dann lesen alle ihre Wahrnehmungen vor und vergleichen und kombinieren sie, wobei natürlich die häufigsten Wahrnehmungen (z.B. rot als vorherrschende Farbe) die wesentlichsten Bestandteile des zunächst einmal gemeinsam konstruierten Bildes von dem sind, was vermutlich in dem Umschlag bzw. der Tüte verborgen ist. Das Ergebnis der Kombination der Wahrnehmungen könnte dann z.B. „länglicher, roter Gegenstand mit weißen Fasern, an dem noch etwas buntes ist“ lauten. Möglichwerweise befindet sich in der Tüte dann eine rote, bunt bedruckte Zahnbürste...

Dieses „Spiel“ sollte man ruhig mehrfach wiederholen – und je mehr man dabei Spaß hat und ins Lachen gerät, umso besser, denn umso effektiver werden die Wahrnehmungen werden.

Das Telekinese-Experiment sieht folgendermaßen aus: Zunächst einmal muß man sich einen „Telekinese-Heimtrainer“ bauen, der aber zum Glück ganz ohne Hightec auskommt. Man steckt durch ein etwa briefmarkengroßes Stück Pappe eine Stecknadel und legt das Ganze dann so vor sich auf den Tisch, daß die Stecknadel mit ihrer Spitze nach oben ragt. Dann faltet man ein 5cm·5cm großes Stück Papier zu einem Vierspitz und legt diesen dann so auf die Stecknadelspitze, daß man ein Papierkarussell erhält, das sich fast ganz ohne Reibung dreht.

Der Vierspitz wird wie folgt gefaltet: Zwei nebeneinander liegende Ecken auf die gegenüberliegenden Ecken legen und den Falz in der Mitte fest andrücken; dann dasselbe in der anderen Richtung durchführen; nun eine Spitze auf die gegenüberliegende Spitze legen und den Falz in der Diagonalen andrücken; dann dasselbe in der anderen Richtung durchführen; nun hat man ein vier gefalzte Linien auf dem Papier, die sich in der Mitte kreuzen; nun drückt man einen der Diagonalfalze zusammen und dann anschließend den anderen Diagonalfalz, sodaß nun vier spitzen sternförmignach außen ragen – die Enden der Diagonalfalze bilden dann die Spitzen. Der Vierspitz wird nur soweit gefalzt, daß das Papierstück auf der Nadel liegenbleibt und sich nun fast ganz ohne Reibung drehen kann. Das Ganze ähnelt dann einem kleinen Regenschirm.

Nun legt man seine Hand mit der leicht gekrümmten Handinnenflächen neben das Papierkarussel und eine Person, die einem gegenüber sitzt, ebenso. Nach einer Weile wird sich das Papierkarussel dann mit ca. einer Umdrehung pro Sekunde in die Richtung der Fingerspitzen zu drehen beginnen.

Man kann dieses Experiment auch alleine mit nur einer Hand durchführen oder auch mit beiden Händen, wobei man dann aber darauf achten sollte, daß die Fingerspitzen der einen Hand vom Körper weg weisen und die Fingerspitzen der anderen Hand auf der anderen Seite des „Papierkarussels“ auf den eigenen Körper hinweisen, da sich sonst die Wirkungen der beiden Hände aufheben, weil die Lebenskraft das „Papierkarussel“ immer in Richtung Fingerspitzen anschiebt.

III B 2. Erläuterungen: die leuchtende Kugel

Am leichtesten ist die Lebenskraft des menschlichen Körpers zu sehen, wenn man sich in der späteren Abenddämme-rung zu zweit gegenübersetzt und den Kopf des jeweils anderen mit unscharfem Blick ansieht, also so, als ob man durch den anderen hindurch die Ferne blicken würde. Die sinnvolle Haltung ist dabei die entspannte Konzentration, die etwas Spielerisches an sich hat. Nach einer Weile kann man dann möglicherweise ein schwaches Leuchten um den Kopf seines Gegenübers sehen.

Dasselbe Phänomen tritt auch bisweilen über frischen Gräbern auf, wenn man am späten Abend über den Friedhof geht. Dieses Leuchten ist auch der Ursprung für die Vorstellung von Gespenster als neblig-leuchtenden Gestalten in langen, weißen Nachthemden – es handelt sich dabei einfach um die Lebenskraft des Verstorbenen, die noch in etwa ihre ehemalige menschliche Gestalt bewahrt hat.

Man kann bei der Übung des „Kopfleuchtens“ zu zweit das Leuchten dadurch fördern, daß sich der, dessen Kopf gerade betrachtet wird, mit Lebenskraft auflädt. Dazu sind z.B. die meisten Runenmagie-Übungen geeignet. Eine andere Möglichkeit stammt aus dem Kundalini-Yoga und besteht in einer bestimmten Atemmethode: Beim Einatmen schlürft man den Atem deutlich hörbar wie durch einen Strohhalm ein, spannt die Muskeln des Perinäums an, an dem das Wurzelchakra liegt (zwischen Genitalien und After) und stellt sich vor, wie die Lebenskraft in der Mitte des Körpers emporströmt; beim Ausatmen entspannt man sich, läßt den Atem hinausfließen, läßt das Perinäum wieder locker und stellt sich vor, wie die Lebenskraft um den Körper herum wieder nach unten fließt.

Eine andere Methode, durch die man bisweilen seine eigene Lebenskraftkugel zu spüren beginnen kann, ist das Singen. Damit ist in diesem Fall das Singen eines Vokals auf einer beliebigen Tonhöhe gemeint. Bei diesem Singen spielt man mit den Tönen, ihren Obertönen, ihrer Lautstärke und ihrem Vibrato. Machmal fühlt man sich dann einfach entspannter, erfüllter und runder und manchmal beginnt man dabei auch seine eigene Lebenskraftkugel zu spüren – auf jeden Fall ist diese Art zu singen sehr heilsam für die eigene Lebenskraftkugel.

III B 3. Erläuterungen: der materielle Körper

Das aufmerksame und freundliche Achten auf alle Regungen des Körpers ist ein wichtiges Mittel bei der eigenen spirituellen Entwicklung, da sich letztlich all Handlungen und Erlebnisse in Körperempfindungen niederschlagen. Daher ist das freundliche Annehmen eines jeden Körperimpulses und jeder Wahrnehmung des eigenen Körpers eine Bejahung dessen, was man ist. Dadurch, daß man den Schmerz im rechten Knie willkommen heißt und ihn zunächst einmal wie ein Kind, das sich gestoßen hat, freundlich „in den Arm nimmt“ und den Schmerz fragt: „Hallo, wer bist du denn? Was ist denn geschehen, daß Du da bist? Magst Du Dich mir zeigen?“ beginnt der Schmerz „weicher“ zu werden und die eigentliche Ursache dieses Schmerzes kann dann bewußt werden. Daraufhin kann man diese Ursache willkommen heißen und sie freundlich in die Arme nehmen.

Diese Methode ist letztlich nichts anderes als die praktische Anwendung der vier Merkmale eines Erleuchteten, wie Buddha sie dargestellt hat: das Bejahen aller Dinge, die Freundlichkeit zu allen Dingen und schließlich die Liebe zu allen Dingen, woraus dann die Freude über alle Dinge entsteht.

III C Vergleiche

III C 1. Vergleiche: die Lebenskraft

Die Lebenskraft wird in allen Religionen beschrieben und erscheint dort recht einheitlich entweder aufgrund der optischen Wahrnehmung als milchigweißes Licht oder aufgrund des Körpergefühles als Feuer. Im Christentum z.B. erscheint sie als weißes Licht in der Gestalt des heiligen Geistes, wobei sie meistens als weiße Taube erscheint; und als Feuer erscheint sie im Christentum in der Gestalt des heiligen Geistes als Flammenzungen (Pfingsten).

In vielen Naturreligionen oder sehr alten Religionen gibt es Tiergötter, die als weiße Tiere wie z.B. die Weiße Büffelfrau der Dakotas (Pte-san-win) oder die Weiße Wölfin in Sibirien erscheinen. Diese Tiergottheiten sind die Urmütter der betreffenden Tierart - die Muttergöttin dieser Tierart. Insbesondere in den indianischen Kulturen Nordamerikas wird die Reise zur Tiermutter des eigenen Krafttieres für wichtig angesehen, um den Kontakt mit dem eigenen Krafttier solide zu gründen. Die weiße Farbe diese Tiermütter rührt daher, daß diese Tiermütter keinen materiellen Körper haben (bzw. die ganze Tierart kollektiv als Körper haben) und sie daher nur in Visionen als Lebenskraftform erscheinen und deshalb eben milchigweiß, durchscheinend und etwas größer als die normalen Tiere sind - daher die Bezeichnung „Große Weiße Wölfin“ usw.

Die Lebenskraft ist die Substanz, mit der das geistige Heilen geschieht, die beim Reiki ausgesandt wird, die bei der Lichtnahrung aufgenommen wird, durch die Telekinese und Telepathie bewirkt werden, deren Fließen als das Aufsteigen der Kundalini erlebt wird, deren Rotieren und Pulsieren in den Chakren erlebt werden kann und deren Bilder sich zu immer komplexeren Organisationsformen zusammenschließen: eine einzelne Erinnerung - ein Thema in der Psyche – eine ganze Psyche – eine Familientradition (wie z.B. in Familienaufstellungen sichtbar wird) – das kollektive Unterbewußtsein eines Volkes – das kollektive Unterbewußtsein der Menschen – das kollelktive Unterbewußtsein aller Lebewesen auf der Erde – das kollektive Unterbewußtsein der Erde („Gaia“)...

III C 2. Vergleiche: die leuchtende Kugel

Die leuchtende Kugel aus Lebenskraft wird des öfteren beschrieben, aber man muß schon aufmerksam die verschiedenen Schriften studieren, um sie zu bemerken.

Am bekanntesten sind sie möglicherweise durch die Bücher von Carlos Castaneda geworden, der immer wieder diese leuchtenden Kokons, in deren Mitte sich der materielle Körper befindet, beschreibt.

Ebenfalls recht bekannt ist die Darstellung von Shiva als Shiva Naradja, also als Shiva der Tänzer in einem aufrechten Ring, der mit Flammen besetzt ist. Dieser FlammenRing ist sozusagen die Darstellung der Lichtkugel, wie sie aussähe, wenn man sie in der Mitte durchschneiden würde und von ihr nur die Schnittfläche darstellen würde.

Im Buddhismus werden die verschiedenen Buddhas und Heiligen des öfteren in einem „Ganzkörper-Heiligenschein“ dargestellt, der ebenfalls diese leuchtende Kugel darstellt.

Im Christentum findet sie sich vor allem in romanischer Zeit als Aureole um Christus oder als Mandorla um Maria. Der Heiligenschein ist sozusagen eine partielle Darstellung dieser Kugel aus leuchtender Lebenskraft, was naheliegend ist, da man diese Lebenskraft am leichtesten im Bereich des Kopf sehen kann, da sie dort am hellsten scheint.

Im Islam wird Mohammed in seiner Verzückung, in der er durch den Erzengel Gabriel die Suren des Koran empfangen hat, meistens in lodernde Flammen eingehüllt dargestellt, was ebenfalls diese leuchtende Lebenskraftkugel darstellt – nur hier in ihrem Körpergefühlaspekt als fließende Hitze.

Wie man an diesen Darstellungen schon erkennen kann, leuchtet diese Lebenskraftkugel bei Erleuchteten besonders hell – was einer der Gründe für das Bezeichnuug „Erleuchtung“ ist.

III C 3. Vergleiche: der materielle Körper

Zum materiellen Körper gibt es hier nichts neues Ergänzendes zu sagen.

IV Die erste Differenzierung der Meditation

In dem nächsten Schritt wird nun die Lebenskraftkugel in drei verschiedene Aspekte differenziert, die dann in dem Kapitel V jeweils noch ein zweites Mal in drei Unteraspekte geteilt werden, sodaß zunächst drei und dann neun verschiedene Aspekte des Lebenskraftkörpers sichtbar werden.

Zunächst ergeben sich hier erst einmal fünf Teile der Meditation:

1. die Lebenskraft

- die leuchtende Kugel, die aus drei Elementen besteht:

2. die abgrenzungslose Struktur

3. die abgegrenzte Struktur

4. die interne Struktur

5. der materielle Körper

IV A Meditation

IV A 1. Meditation: die Lebenskraft

Stelle dir ein Meer von milchigweißem Licht mit einem leichten bläulichen Schimmer vor, das sich nach allen Seiten und auch nach oben und unten hin ausdehnt und das sich in langsamen, komplexen Wirbeln dreht.

Bei der gesamten Meditation spricht man wieder beim Ein- und Ausatmen das Mantra „ eigener Name - Liebe“.

IV A 2. Meditation: die abgrenzungslose Struktur

Das Meer der Lebenskraft besteht überall aus dergleichen Lebenskraft – daher ist sie überall gleich, ist sie ein Kontinuum, ist sie eins.

Das Meer der Lebenskraft wird überall von verschiedenen Bildern geprägt, nimmt überall verschiedene Formen an, ist an jeder Stelle anders strukturiert – daher ist sie überall anders, ist sie differenziert, ist sie eine bunte Vielfalt.

In dem Meer der Lebenskraft gibt es viele sich selbst organisierende Muster. Sie haben keine Außengrenze, aber sie haben eine klare Qualität und erhalten dadurch ihre Identität. Die „Lebenskraft-Fäden“, aus denen sich diese Muster weben, sind endlos lang und verlaufen durch den gesamten „Teppich der Lebenskraft“ - daher ist die Substanz in diesen Mustern nicht anders als außerhalb dieser Muster, aber das Muster unterscheidet sich von allen anderen Mustern: Identität ohne Abgrenzung - Identität durch Bewußtheit der eigenen Qualität.

Stelle Dir vor, solch ein Muster in dem abgrenzungslosen Meer der Lebenskraft zu sein – leuchtende Lebenskraft mit einer bestimmten Qualität, die sich selber erhält. Diese Qualität entsteht aus der Absicht der Seele für dieses Leben.

IV A 3. Meditation: die abgegrenzte Struktur

Das Meer der Lebenskraft ist überall Lebenskraft, aber das Meer der Lebenskraft besteht aus vielen Tropfen, die sich abgrenzen und zwischen innen und außen trennen.

Stelle Dir vor, eine leuchtende Kugel aus Lebenskraft zu sein, deren Innen von dem Außen durch eine elastische Hülle getrennt ist, die in differenzierter Weise Lebenskraft aus der Kugel hinaus nach außen fließen läßt und Lebenskraft von außen nach innen fließen läßt und die sich auch für den Fluß von unerwünschter Lebenskraft verschließen kann.

Die Qualität im Inneren eines solchen Tropfens ist vollkommen durch die Absicht der Seele für dieses Lebens geprägt.

Das Bild der eigenen Lebenskraft hat nun zwei Schichten: das sich selbst erhaltende Muster im abgrenzungslosen Meer der Lebenskraft, das sich schließlich als abgegrenzter Tropfen von dem übrigen Meer unterscheidet.

IV A 4. Meditation: die interne Struktur

Das Meer der Lebenskraft ist überall Lebenskraft, aber die Lebenskraft im Inneren eines der Tropfen aus Lebenskraft ist wie ein eigenständiger See mit seinen eigenen Regeln, Dynamiken und Strukturen.

Stelle Dir vor, ein solcher Tropfen zu sein.

Das Bild der eigenen Lebenskraft hat nun drei Schichten: das sich selbst erhaltende Muster im abgrenzungslosen Meer der Lebenskraft, das sich schließlich als abgegrenzter Tropfen von dem übrigen Meer unterscheidet und der eine eigene innere Dynamik hat.

IV A 5. Meditation: der materielle Körper

In der Mitte dieser Kugel befindet sich der eigene materielle Körper, der vollständig von dieser Lichtkugel eingehüllt wird. Dabei sollte man dem Körper und seinen Empfindungen aufmerksam nachspüren: Wie fühlt er sich an? Ist er warm, fließt irgendwo Lebenskraft? Stockt sie? Schmerzt der Körper? Ist irgendwo in dem Körper Angst oder vielleicht ein Lachen? Fühlt er sich größer an als sonst? Tauchen Bilder auf oder Impulse?

In diesem fünfteiligen Bild ruht man dann und genießt es und betrachtet es und erforscht es.

IV B Erläuterung

Diese Gliederung entspricht einer Meditation, die sich von dem kabbalistischen Lebensbaum aus der jüdischen Mystik ableitet. Diese Meditation nennt sich „Meditation der Mittleren Säule“. In ihr stell man sich die eben bei der Meditation beschriebenen fünf Bereiche wie eine Säule vor, an der sich übereinander fünf verschiedenfarbige Kugeln befinden, die jeweils einem dieser Bereiche entsprechen. Vor und nach dieser Meditation, die dadurch, daß man sie stehend durchführt und daß sie viele Gesten enthält, ein Mittelding zwischen Meditation und Ritual ist, wird das kabbalistische Kreuz durchgeführt, das sowohl ein Symbol für Anfang und Ende als auch eine Schutzgeste ist.

Diese Meditation besteht also aus drei Teilen:

1) kabbalistisches Kreuz,

2) Imagination der fünfteiligen Mittleren Säule, und

3) kabbalistisches Kreuz.

Der Zweck dieser Meditation ist vor allem das Zentrieren in sich selber, wobei man sich gleichzeitig mit Gott (oberste, weiße Kugel) und der Welt (unterste, braune Kugel) verbindet. Die in dieser Meditation verwendete Sprache ist aufgrund ihrer Herkunft Hebräisch. Hinter den hebräischen Worten steht in Klammern steht jeweils die deutsche Übersetzung.

Diese Meditation führt man wie folgt durch:

a) kabbalistisches Kreuz

"Ateh..." ("Dein ist...) die linke Hand kommt von oben herab und berührt mit den Fingerspitzen die Stirn
"... Malkuth..." (... das Reich...) die Hand zieht die Linie, die über dem Kopf begann, weiter hinab, bis die Hand zu einem Punkt unter den Füßen weist und somit den senkrechten Balken kennzeichnet
"... ve-Geburah..." (... und die Kraft...) die Fingerspitzen berühren die rechte Schulter
"... ve-Gedulah..." (... und die Herrlichkeit...) die Fingerspitzen gehen hinüber zur linken Schulter und berühren sie und ziehen dadurch den Querbalken des Kreuzes
"... le Olam, Amen." (... in Ewigkeit, Amen.) beide Hände werden vor der Brust gefaltet und dadurch symbolisch beide Balken miteinander verbunden, wobei man an dem Kreuzungspunkt eine rote Rose imaginieren kann

b) Mittlere Säule

1. Einige Handbreit über dem Kopf wird Kether als gleißend weiße Kugel imaginiert und dabei der Gottesname von Kether intoniert, also auf einem gleichbleibenden Ton möglichst vollklingend und im Idealfall mit Obertönen und dem natürlichen Vibrato der Stimme gesungen: "Eheieh". Dieses Singen hat Ähnlichkeit mit der Gregorianik und mit der indischen und tibetischen Art, Mantren zu singen. Diese Art der Intonation von "Heiligen Worten" findet sich bei fast allen Völkern - so priesen z.B. die altägytischen Magier ihre Texte in den Papyri als "gut singbare Zaubersprüche" an und in den germanischen Mythen und Sagen wird immer wieder erwähnt, daß Dinge geweiht, also mit magischer Kraft aufgeladen werden, indem man in sie hineinsingt ("Er sang Runen in das Schwert."; "Er sang Runen in den Vordersteven des Drachenbootes.") Es genügt aber für den Anfang durchaus, die Gottesnamen einfach möglichst klangvoll zu "vibrieren".

2. Auf dem Scheitel, also am Sitz des Kronenchakras, wird Daath als in den Farben des Regenbogens strahlende Kugel imaginiert und dabei der Gottesname Daaths intoniert: "Yod-He-Vau-He".

3. In der Mitte der Brust, also am Sitz des Herzchakras, wird Tiphareth als goldgelb leuchtende Kugel imaginiert und der Gottesname Tiphareths intoniert: "Yod-He-Vau-He eloha va-Daath".

4. Um die Genitalien herum, also am Sitz des Wurzelchakras und somit der Kundalinischlange, wird Yesod als violett glühende Kugel imaginiert und dabei der Gottesname Yesods intoniert: "Schaddai el-Chai".

5. Unter den Füßen, also in der Erde, wird Malkuth als braune (oder schwarze oder vierfarbige: zitronengelb/olivgrün/rotbraun/schwarz) Kugel imaginiert und der Gottesname Malkuths intoniert: "Adonai ha-Aretz".

c) kabbalistisches Kreuz (wie a)

Die Lebenskraft, die drei Bereiche der Lebenskraftkugel und der materielle Körper entsprechen den fünf Kugeln der Mittleren Säule wie folgt:

Lebenskraftkugel Sephirah Farbe Ort Gottesname
Lebenskraft Kether weiß Himmel Eheieh
abgrenzungsloser Bereich Daath regenbogenfarben Scheitelchakra Yod-He-Vau-He
abgegrenzter Bereich Tiphareth golden Herzchakra Yod-He-Vau-He eloh va-Daath
interner Bereich Yesod violett Wurzelchakra Schaddai el-Chai
materieller Körper Malkuth braun Erde Adonai ha-Aretz

Wenn man diese Meditation lange Zeit durchführt, verwandelt sie sich allmählich und dehnt sich auch deutlich über die Beschreibung des Lebenskraftkörpers hinaus aus, da sie nicht nur die verschiedenen Aspekte des Lebenskraftkör-pers beschreibt, sondern letztlich vor allem das Verhältnis zwischen Mensch und Gott. Zunächst einmal besteht diese Meditation einfach aus der Imagination der fünf Kugeln und ihrer Qualitäten. Mit der Zeit werden diese Qualitäten immer deutlicher und greifbarer und man erlebt im Zusammenhang mit dieser Meditation und mit anderen Meditationen und spirituellen Erlebnissen immer mehr konkrete Aspekte dieser fünf Kugeln. Dadurch werden diese fünf Kugeln schließlich zu fünf Phasen in einem einzigem Ganzen: Der materielle Körper (Malkuth) wird als konkretisierte Form der Bilder und Qualitäten in der Lebenskraft (Yesod) erlebt, deren Form sich ihrerseits wieder aus der Seele (Tiphareth) ergibt, die sich in ihrer derzeitigen Inkarnation ausdrückt. Diese sich immer wieder inkarnierende Seele ist wie die anderen mit ihr verwandten Seelen ein abgekapselter Tropfen von der Qualität einer Gottheit (Daath). Diese Gottheit ist mit anderen Gottheiten verwandt, die alle verschiedenen Bilder für eine bestimmte Grundqualität sind, so wie z.B. Christus, Krishna, Buddha, Odin, Baldur Osiris, Tammuz usw. Gestalten der Herzchakra-Qualität sind. Diese verschiedenen Gottheiten-Qualitäten sind schließlich verschiedene Aspekte des einen Gottes (Kether).

Bildlich gesprochen fächert sich das gleißendweiße Licht des einen Gottes (Kether) wie an einem Prisma in die verschiedenen Farben (Daath) auf, die jeweils einer Gottheiten-Qualität entsprechen. Dieses abgrenzungslose Licht, das wie alle andere „Farben“ auch in allen Dingen ist, kondensiert dann zu verschiedenen Seelen, die sich immer wieder inkarnieren. Die jetzt gerade erschaffene Inkarnation erschafft ihrerseits einen Lebenskraftkörper, der dann seinerseits einen materiellen Körper erschafft. Das Licht Gottes/Kethers strahlt also direkt über verschiedene Konkretisierungen, Abgrenzungen und Festlegungen bis in den materiellen Körper, der also letzten Endes aus der Ursubstanz Gottes/Kethers besteht.

Diese Meditation ist eine der grundlegensten spirituellen Übungen und es gibt sie in verschiedenen Abwandlungen in vielen Religionen.

IV B 1. Erläuterung: die Lebenskraft

Die Lebenskraft an sich, die in der Mittleren Säule der obersten, weißen Kugel mit dem Namen Kether („Krone“) entspricht, stellt immer das Ganze dar, die unstrukturierte Grundsubstanz. Sie ist daher in Bezug auf das Lebenskraftmandala die Lebenskraft selber. Man kann sie auch als das gesamte kollektive Unterbewußtsein auffassen, wobei es sich dabei dann nicht nur um das gesamte Unterbewußtsein der Menschen handelt, sondern um das allumfassende Unterbewußtsein der Menschen, der Tiere, der Pflanzen, der Mineralien, der Erde und aller Sterne. Man kann dieses allumfassende kollektive Unterbewußtsein etwas lyrischer und anschaulicher auch das „Gedächtnis der Welt“ oder „Gottes Traum“ nennen.

Das Primäre ist dabei die Lebenskraft selber, die in allen Dingen ist, also die Substanz der Lebenskraft; und das Sekundäre ist der Umstand, daß diese Lebenskraft überall von Bildern geprägt ist, wodurch die innere Bilderwelt entsteht, dessen eigenen individuellen Anteil man in Träumen, Traumreisen, Meditationen und Visionen erleben kann.

Bei der Imagination der weißen Kugel kann man sich diese also als das Symbol für das (fast) grenzenlose Meer der Lebenskraft vorstellen, die in allen Dingen dieselbe Lebenskraft ist, auch wenn sie überall durch verschiedene Dinge wie Menschen, Tiere, Pflanzen, Steine, Bäche usw. geprägt wird und daher, wenn man sie von innen her z.B. in einer Traumreise wahrnimmt, als eine Vielfalt von Bildern erscheint.

Die direkteste Wahrnehmung der Lebenskraft ist das milchigweiße Leuchten mit einem leichten Blauschimmer, das man oft sieht, wenn man übt, die Lebenskraft wahrzunehmen.

Die Lebenskraft an sich ist überall, aber symbolisch befindet sich sich oben oberhalb des Kopfes - sie ist der Himmel.

IV B 2. Erläuterung: die abgrenzungslose Struktur

Die Lebenskraft, die in Bezug auf diese abgrenzungslose Struktur in der Mittleren Säule der regenbogenfarbenen Kugel mit dem Namen Daath („Wissen“) entspricht, ist eben dadurch gekennzeichnet, daß sie hier abgrenzungslos ist. Bei der Betrachtung der Welt als Ganzes, also nicht nur der Lebenskraft wie hier bei diesem kugelförmigen Mandala, entspricht diese zweitoberste Kugel der Mittleren Säule den Gottheiten, deren Wesen zwar durch ihre Qualität fest definiert ist, die aber keine Abgrenzung haben – so wie die Energiequanten zwar eine bestimmte, festgelegte Qualität haben, aber keine feste Grenze haben, oder so, wie Kräfte zwar eine Ausgangspunkt, aber eine unendliche Reichweite haben.