Der Autor
Fritz Runzheimer, Jahrgang 1940, verheiratet, wohnhaft in Dautphetal-Holzhausen am Hünstein, entdeckte schon in jungen Jahren seine besondere Liebe zur Heimat und zu seinem Dorf. In seinem Ruhestand hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, die jüngere Geschichte seines Dorfes aufzuarbeiten und darüber eine zweibändige, reichlich bebilderte Dokumentation zu erstellen. Im Blickpunkt der beiden Bände steht die lange Tradition der Dorfverschönerung, beginnend mit der „Auszeichnung“ als Gaumusterdorf 1936, bis zum Erreichen einer Goldmedaille im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ 1975. Der zweite Band dokumentiert die zeitgleiche Entwicklung des Fremdenverkehrs.
Text übernommen aus der Urkunde über die Verleihung der Ehrentafel der Gemeinde Dautphetal, im Dezember 1989:
„Nach der Gebietsreform 1974, übernahm Fritz Runzheimer ehrenamtliche Tätigkeiten für die neue gegründete Großgemeinde Dautphetal. In den Jahren 1975 bis 1989 war er ehrenamtlicher Beauftragter für den Fremdenverkehr. Darüber hinaus hat er sich im Bereich der Dorfverschönerung besondere Verdienste erworben.
Neben seiner tatkräftigen Mitwirkung haben seine Ideen motorisch auf die Entwicklung gewirkt, die 1974 als Landessieger und 1975 ihren Höhepunkt mit dem Bundessieger im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ fand. Sein Engagement für die Dorfverschönerung und den Fremdenverkehr hat über weite Strecken hinweg den Grad einer ehrenamtlichen Tätigkeit überschritten.
Auf Grund seiner hohen Sachkompetenz wurde sein Rat auch über Gemeindegrenzen hinweg gern in Anspruch genommen. Im Vorstand des Fremdenverkehrsverbandes Marburg-Biedenkopf hat er nachhaltig zur Entwicklung des Fremdenverkehrs beigetragen.“
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Impressum
1. Auflage 2014, Fritz Runzheimer, Autor
Herstellung und Verlag: BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt.
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Fotos, Layout und Umschlaggestaltung: Fritz Runzheimer
ISBN 978-3-7386-7570-2
Fritz Runzheimer
Das Buch erhebt nicht den Anspruch die Entwicklung des Fremdenverkehrs in der Region umfassend darzustellen; vielmehr, soll in zeitlichen und geschichtlichen Schritten, die das Dorf Holzhausen am Hünstein betreffende spezielle Entwicklung des Fremdenverkehrs herausgestellt werden.
Andere Dörfer, Gemeinden und Städte waren in diesem Betrachtungszeitraum gleichermaßen an den sehr komplexen Herausforderungen der Fremdenverkehrsentwicklung beteiligt. Viele Persönlichkeiten aus dem Kreisgebiet haben daran unterstützend mitgewirkt, die aus den genannten Gründen nicht die verdiente Beachtung in diesem Buch erhalten können.
Alle in unserem Gebiet vorhandenen Formen des Fremdenverkehrs, sowie auch die Bedürfnisstrukturen der Erholungssuchenden, stehen nicht im Vordergrund der im Buch beschriebenen Thematik. Darüber wurden, insbesondere vom Fremdenverkehrsverband Marburg-Biedenkopf e.V., zahlreiche Broschüren verfasst, in denen dies nachzulesen ist.
Die Entwicklung des Fremdenverkehrs Im Dautphetaler Ortsteil Holzhausen am Hünstein, hebt sich in besonderer Weise von dem sonst üblichen Werdegang eines Dorfes ab. Hier trugen die Einwohner durch Eigeninitiative maßgeblich zur angestrebten Entwicklung bei, wobei am Beginn die Verschönerung des Dorfes stand und daraus in Folge das Angebot an den Gast entwickelt wurde.
Vieles ist ohne Kontinuität in der Entwicklung versäumt, und vielfach sind Entwicklungschancen einfach verpasst worden, die eine wesentlich größere Bedeutung des Wirtschaftszweiges Fremdenverkehr ermöglicht hätten. Die Voraussetzungen waren, wie in keinem anderen Ort in der Region, vorhanden.
Nun, nach fast einem Jahrhundert, wurde der Fremdenverkehrsentwicklung ein jähes Ende gesetzt. Das Öffnen der Ostgrenzen war der Anfang vom Ende des Fremdenverkehrs in Holzhausen am Hünstein. Pensionen und Ferienhäuser wurden mit Asylanten und Übersiedlern belegt. Bei hundert Prozent Auslastung der Bettenkapazität - ohne Werbung, eine einmalige Gelegenheit, die von fast allen Beherbergungsbetrieben genutzt wurde, führte zu einem Abriss aller bisherigen Gästekontakte. Nach einigen Jahren der geänderten Nutzung war gutes Geld verdient, aber die Besitzer der Betriebe waren nicht mehr bereit, in die heruntergewirtschafteten Häuser und Wohnungen zu investieren, um sie wieder fremdenverkehrstauglich zu machen. Was dann nicht an Immobilien verkauft werden konnte, war dem Verfall ausgeliefert, oder wurde zu Wohnzwecken genutzt. Auch wurden Pensionen nicht mehr weitergeführt, weil keine Nachfolgebetreiber vorhanden waren.
Das Waldhotel am Schwimmbad, viele Jahre Aushängeschild des Fremdenverkehrs in Holzhausen am Hünstein, wurde 1991 an die evangelische Kirche, Dekanat Gladenbach, verkauft und wird seitdem als Freizeit- und Bildungsstätte genutzt. Damit stand auch die letzte Bastion des Fremdenverkehrs nicht mehr zur Verfügung.
Der Abstieg des Fremdenverkehrs in die Bedeutungslosigkeit wurde damit in Holzhausen am Hünstein eingeleitet. Die Vision einer Zukunft mit Fremdenverkehr als Wirtschaftszweig, sollte aber niemals aufgegeben werden, denn viele Persönlichkeiten unseres Dorfes haben in der Vergangenheit mit großem Einsatz für dieses Ziel gekämpft.
Das Festhalten an gesteckten Zielen, auch wenn einmal ein Tal durchschritten werden muss, ist in der Regel die richtige Entscheidung.
Dorfgeschichte in Kurzform
Der Dautphetaler Ortsteil Holzhausen am Hünstein liegt abseits von Industrieansiedlungen und Hauptverkehrsstraßen in einem Seitental der oberen Lahn.
Das Dorf liegt in einer vielgestaltigen und reizvollen Landschaft. Steilhängige Höhenzüge und muldenförmigen Täler, kennzeichnen das Landschaftsbild, in das sich das Dorf in harmonischer Weise anpasst.
Schmucke Fachwerkhäuser mit ihrem originellen Kratzputz säumen die sauberen Dorfstraßen und geben dem Ortsbild sein besonderes Gepräge. Der Kratzputz ist eine Besonderheit, die als ortsgebundene Volkskunst in Hessen in dieser Form und Vielgestaltigkeit ohne Beispiel ist.
Im Jahre 1251, im Zusammenhang eines Kompetenzstreites zwischen der Kanturei Marburg und des Deutschen Ritterordens und Heinrich von Damshausen, wurde erstmals Holzhausen am Hünstein urkundlich erwähnt, um dessen Güter sich die Ordensritter stritten.
Es darf jedoch als sicher angenommen zu werden, dass die Gemarkung sehr früh schon von Menschen bewohnt war.
Rund um die Berge „Hünstein“ nach dem Holzhausen seinen Beinamen erhalten hat, „Daubhaus“ und Allberg“ sind heute noch Erd- und Steinwälle deutlich sichtbar, die auf eine frühere germanische Ansiedlung hinweisen. Auf dem Höhenzug verlief eine der wichtigsten Höhenstraßen der damaligen Zeit, „Urhessenstraße“ oder „Herzogsweg“ genannt. Urnenfunde, sowie die Distriktnamen „die Hause“ und „Daubhaus“ sind sichere Anzeichen dafür, dass hier eine germanische Ansiedlung mit dem Hünstein als Dorfburg bestanden hat.
In früheren Jahrhunderten war Holzhausen am Hünstein ein reines Bauerndorf. Ackerbau, Viehzucht und Waldwirtschaft bildeten die Haupterwerbszweige. Den ersten wirtschaftlichen Aufschwung brachten viele kleine Bergwerke, die rund um das Dorf im 16., 17. und 18. Jahrhundert entstanden, jedoch wegen Unrentabilität bald wieder geschlossen wurden.
Große Waldbestände gaben die Grundlage für eine Holzindustrie, die noch heute in mehreren Betrieben, im Dorf und der näheren Umgebung, ihren Ausdruck findet.
Charakteristisch für das Holzhäuser Becken ist die Steinindustrie. An mehreren Stellen wurde Diabas gebrochen, der als Grab-, Bau-, oder Pflasterstein und auch als Straßenschotter Verwendung fand.
Schon früh blühte in Holzhausen ein Gewerbe, das der wirtschaftlichen Not früherer Jahrhunderte entsprang, der Wollwaren- und Textilhandel. Aus bescheidenen Anfängen heraus entwickelte sich eine Industrie, die noch heute im wirtschaftlichen Bild des Dorfes vertreten ist, Neben weit verbreiteter Heimarbeit entstanden drei Strickereien, deren Erzeugnisse von zahlreichen Wollwarenhändlern vorwiegend in Süddeutschland abgesetzt wurden.
Im Laufe der Entwicklung ist aus dem früheren Bauern-, dem späteren Handwerker- und Händlerdorf eine Arbeiterwohngemeinde geworden.
Von den zahlreichen kleinbäuerlichen Betriebe der vergangenen Jahrzehnte, werden heute nur noch wenige als Nebenerwerb genutzt. Der größte Teil der landwirtschaftlichen Flächen wird von wenigen Vollerwerbstellen, insbesondere aus benachbarten Dörfern, mit bewirtschaftet, so, dass kaum brachliegende Flächen vorhanden sind.
Schon früh wurde Holzhausen am Hünstein zum Anziehungspunkt vieler Menschen, die den Lärm der Großstadt meiden und sich in der staubfreien, gesunden Luft der reich bewaldeten Berge erholen wollten. Die ersten Gäste kamen schon Mitte der dreißiger Jahre nach Holzhausen und damit begann die Entwicklung des Fremdenverkehrs, die durch den zweiten Weltkrieg unterbrochen, danach verstärkt und zielstrebig weitergeführt wurde.
Seit der Gebietsreform 1974 gibt es den Ortsnamen Holzhausen am Hünstein nur noch hinter dem Bindestrich als Anhängsel von Dautphetal, dem neu „erfundenen“ Namen der Großgemeinde. Zwölf zusammengeschlossene Dörfer bilden nun eine Großgemeinde mit ca. 12.000 Einwohnern.
Dorfgeschichtliche Höhepunkte der jüngsten Zeit, waren die mit der Teilnahme am Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“, erzielten Erfolge:
1973 Silberplakette im Bundeswettbewerb
1974 Landessieger in Hessen
1975 Bundessieger und Goldplakette
Mit Hilfe dieses Wettbewerbes konnten Grünanlagen und Freizeiteinrichtungen geschaffen, eine intakte Landschaft erhalten und somit eine wesentliche Steigerung des Wohnwertes erreicht werden. Damit wurden Voraussetzungen geschaffen, die im Jahre 1974 die Verleihung des Prädikates „staatlich anerkannter Luftkurort“ möglich machten.
Die Bemühungen im Rahmen des Europäischen Denkmalschutzjahres 1975, um die Erhaltung und Pflege des traditionellen Ortsbildes mit Fachwerkhäusern und Kratzputz wurden durch Auszeichnungen honoriert.
Holzhausen erhielt einen Sonderpreis aus der „Töpfer-Stiftung zu Hamburg“. In einem Hausbesitzerwettbewerb, vom „Hessischen Heimatbund“ durchgeführt, erhielten fünf Hausbesitzer eine Auszeichnung.
Mit der Verleihung der Ehrentafel des Landkreises Marburg-Biedenkopf am 2. Juli 1984, fand die vom Gemeinschaftssinn geprägte Leistung der Bevölkerung den würdigen Abschluss einer erfolgreichen Epoche.
Der Wettbewerb
„Unser Dorf soll schöner werden“
1955 war es der Lahn-Dill-Kreis, der erstmals einen Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ durchführte. Der erste Landeswettbewerb in Hessen wurde 1958 durchgeführt. Erst 1961 verabschiedete die „Grüne Charta von der Insel Mainau“, die Ausschreibung für einen bundesweiten Wettbewerb.
Der Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ ist die größte und friedlichste Bürgerinitiative in Deutschland geworden und eine der wirkungsvollsten Initiativen gegen den hemmungslosen Landschaftsverbrauch und für eine bessere Lebensqualität auf dem Lande.
Ursprünglich trug der Wettbewerb den Untertitel: „Unser Dorf in Grün und Blumen“. Damit wurde dem Harmoniebedürfnis der Nachkriegsjahre Rechnung getragen. Der Charakter und die Zielrichtung veränderten sich im Laufe der Wettbewerbsjahre.
Heute liegt sein Schwerpunkt darauf, die gesellschaftliche und strukturelle Orientierung des ländlichen Raumes zu unterstützen. In der Dorfgemeinschaft soll unter Berücksichtigung der historischen Entwicklung der landschaftlichen Gegebenheiten gestaltet und vor allem gepflegt werden. So weckt der Wettbewerb neu das Interesse der Bürger am Dorf und den Vorzügen auf dem Land zu leben, das teilweise in den letzten Jahrzehnten vernachlässigt wurde.
„Das Dorf hat wieder Zukunft!“ So lautet nun der Untertitel des Bundeswettbewerbs.
Auf der Insel Mainau wurde 1991 ein großes Fest gefeiert mit dem Motto: 30 Jahre Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden.“
Auch die heimische Presse war dabei und berichtete auf Sonderseiten über das Fest der Golddörfer auf der Insel Mainau, am 15. und 16.Juni 1991.
Die Erfolge im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“, verbunden mit den Ereignissen in der jüngeren Vergangenheit, waren dorfgeschichtliche Höhepunkte für Holzhausen am Hünstein. Sie haben das Dorf über die Grenzen hinaus bekannt gemacht. In vielen Publikationen wurde über das schöne Kratzputzdorf berichtet und manche Autoren und Journalisten waren sich einig, dass Holzhausen am Hünstein seit nunmehr 50 Jahren zu den schönsten und gepflegtesten Dörfern unseres Landes gehört. Die Bevölkerung hatte durch die umfangreichen Gemeinschaftsleistungen Geschichte geschrieben, auf die spätere Generationen noch stolz sein können. Mit Hilfe der Eigenleistung sind Einrichtungen entstanden, die von der Kommune niemals finanzierbar gewesen wären. Darüber hinaus hatten die Erfolge im Wettbewerb einen unbezahlbaren Werbewert für den Fremdenverkehr. Durch den Fremdenverkehr konnte die Wirtschaftkraft des ländlichen Raumes gesteigert und die Lebensqualität der Menschen verbessert werden. Durch viele Einzelmaßnahmen ist die Landschaft intakt geblieben und das Bewusstsein der Bürger, sorgsam mit der Umwelt umzugehen, gewachsen.
4966 Dörfer beteiligten sich 1975 am achten Bundes-Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden.“
In der abschließenden Betrachtung der Bundesjury heißt es:
Die vom Gemeinschaftssinn der Bewohner geprägte Entwicklung dieses aktiven lebendigen Dorfes ist gekennzeichnet durch die Umstrukturierung von der ländlich-bäuerlichen Gemeinde zur Fremdenverkehrsgemeinde.
Dabei ist besonders bemerkenswert:
Die Goldmedaille
erhalten im Bundeswettbewerb 1975
„Unser Dorf soll schöner werden“
1967 | Dorfverschönerung | 8.016,97 DM | |
Fremdenverkehr | 852,94 DM | ||
1968 | Dorfverschönerung | 2.040,36 DM | |
Fremdenverkehr | 5.634,10 DM | ||
1969 | Dorfverschönerung | 807,13 DM | |
Fremdenverkehr | 7.042,71 DM | ||
1970 | Dorfverschönerung | 770,05 DM | |
Fremdenverkehr | 8.716,19 DM | ||
1971 | Dorfverschönerung | 606,04 DM | |
Fremdenverkehr | 5.461,47 DM | ||
51.370,35 DM | |||
1972 | Dorfverschönerung | 2.134,06 DM | |
Fremdenverkehr | 4.568,96 DM | ||
22.520,74 DM | |||
Dorfverschönerung insgesamt: | 14.374,61 DM | ||
Fremdenverkehr insgesamt: | 106.167,46 DM |
Gesamtausgaben für die Dorfverschönerung und zur Förderung des Fremdenverkehrs 120.542,07 DM
Beihilfen und Spenden:
Dorfverschönerung | Beihilfe des Landes | 900,00 DM |
Beihilfe des Kreises | 575,00 DM | |
Spenden | 549,45 DM | |
insgesamt: | 2.024,45 DM | |
Fremdenverkehr | Beihilfe des Landes | 33.000,00 DM |
Spenden der Vereine | 1.250,00 DM | |
insgesamt: | 34.250,00 DM |
Gesamtbeihilfen für die Dorfverschönerung und zur Förderung des Fremdenverkehrs 36.274,45 DM
Die Mittel wurden im Wesentlichen für folgende Maßnahmen ausgegeben:
Die Erfolgsgeschichte der Dorfverschönerung von Holzhausen am Hünstein in Kurzform
Eine fast hundertjährige Geschichte im Umgang mit der Verschönerung des Dorfes, nahm in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts seinen Anfang und erlebte
1936 | seinen ersten Höhepunkt durch die Ernennung zum Gaumusterdorf. |
1939 | Mit einem großen Dorffest fand die Verleihung des Titels Gaumusterdorf seinen Abschluss. |
Anmerkung:
Nicht durch einen Wettbewerb, sondern „ausgesucht und herausgestellt“ durch die Naziobrigkeit nach dem Motto des Amtes „Schönheit der Arbeit“ in der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“: 47.000 Dörfer müssen schöner werden.
Teilnahmen am Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“
1967 | 1. Bezirkssieger |
3. Platz im Gebietsentscheid | |
1968 | 2. Platz im Bezirksentscheid damit aus dem Wettbewerb ausgeschieden |
1973 | 1. Bezirkssieger |
1. Gebietssieger | |
3. Platz im Landesentscheid | |
Silbermedaille im Bundeswettbewerb 1973 | |
1973 30.09.73 |
Landessiegerfest in Hilders Ehrung für 3. Platz im Landes- Entscheid und Silbermedaille im Bundesentscheid 1973 |
1974 01.02.74 |
Berlin - Kongresshalle Verleihung der Silbermedaille im Bundeswettbewerb 1973 |
1974 | Ein glatter Durchmarsch im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“: 1. Bezirkssieger 1. Gebietssieger 1. Landessieger in Hessen |
1974 06.10.74 |
Landessiegerfest in Holzhausen am Hünstein
Holzhausen am Hünstein erhält eine Bronzetafel für beispielhafte Leistungen im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ |
1974 06.08.74 |
Holzhausen am Hünstein wird „staatlich anerkannter Luftkurort“ |
1975 | Goldmedaille im Bundeswettbewerb (der Wettbewerb findet nur alle 2 Jahre statt) |
1975 05.10.75 |
Landessiegerfest in Oberschönmattenwag, Ehrung für Goldmedaille im Bundesentscheid 1975 |
1976 30.01.76 |
Berlin – Kongresshalle
Verleihung der Goldmedaille im Bundeswettbewerb 1975 |
1976 Mai |
Teilnahme am Hausbesitzerwettbewerb des Hessischen Heimatbund
5 Hausbesitzer erhalten Plakette des Hessischen Heimatbund für beispielhafte Renovierung historischer Altbausubstanz |
1984 02.07.84 |
Verleihung der Ehrenmedaille des Landkreises Marburg-Biedenkopf für hervorragende Leistungen im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ |
1991 16. - 17. Juni |
Großes Fest der Golddörfer auf der Insel Mainau 30 Jahre Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ |
2001 16. - 25. Juni |
75o Jahre Holzhausen am Hünstein Festwoche und Festzug |
So ist es in vielen Publikationen der vergangenen Jahrzehnte nachzulesen. Die Entwicklung des Fremdenverkehrs in Holzhausen am Hünstein begann mit einem Paukenschlag: Wie aus heiterem Himmel tauchten plötzlich 200 Gäste in Holzhausen auf! Die Verfasser dieser Veröffentlichungen über den Beginn des Fremdenverkehrs, sind die Erklärung immer schuldig geblieben; wo ausgerechnet, in einer Zeit von hoher Arbeitslosigkeit und verbreiteter großer Armut in der Bevölkerung, kommen plötzlich „scharenweise“ die Gäste her? Wer hat sie angeworben?
Geld für große Werbeaktionen, mit den dafür erforderlichen Werbemitteln, war nicht vorhanden. Ein Werbeprospekt aus dieser Zeit ist nirgendwo aufgetaucht.
200 Gäste sind kein Pappenstiel - und rein zufällig, sind sie mit größter Wahrscheinlichkeit auch nicht nach Holzhausen gekommen.
Das berechtigt zu Vermutungen: Wollte man es nicht an die große Glocke hängen, wer und was den Gästeansturm auslöste? Die Erklärung des „Gästeansturmes“ ist bei Kenntnis der politischen Ereignisse dieser Zeit, in die Holzhausen in besonderer Weise verwickelt war, leicht nachzuvollziehen.
Die Nationalsozialisten waren inzwischen an die Macht gekommen und der Größenwahnsinn hatte seinen Lauf genommen. Die ersten „vorbildlichen deutschen Dörfer“ waren ausgesucht und Holzhausen war dabei.
Die ersten sieben Gaumusterdörfer in Deutschland:
Die Amtlichen Bekanntmachungen, im Zusammenhang mit der Ernennung zum Gaumusterdorf wurden im Parteiorgan, „Der Fremdenverkehr“, am 18. Juli 1936, im ganzen Deutschen Reich verbreitet.
Der Größenwahn der Nazis macht auch vor dem kleinsten Dorf nicht halt.
„Die deutschen Dörfer, die schönsten der Welt“. Mit dieser grenzenlosen Überheblichkeit sollten die ausländischen Gäste als Besucher der Olympiade 1936 beeindruckt und von der neu erweckten Schaffenskraft des deutschen Volkes überzeugt werden, so wollte es die Propaganda der Nationalsozialisten. Das Amt „Schönheit der Arbeit“ in der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“, wurde kurzerhand beauftragt, über alle Dienststellen des Staates zur „Verschönerung des Deutschen Dorfes“ auf zu rufen.
Aufgabe erkannt - und rücksichtslos in Angriff genommen!
Unter diesem Motto wurde die Dorfverschönerung der Nazis den Dörfern und der Bevölkerung befohlen.
Holzhausen, im Gau Hessen-Nassau, wird eines der sieben ersten Musterdörfer in Deutschland.
Von der Naziobrigkeit als Vorzeigedorf für die Olympiagäste 1936 in Berlin und Garmisch-Partenkirchen auserwählt.
Nicht durch einen Wettbewerb, sondern „ausgesucht und herausgestellt“ durch Naziobrigkeit. Ein schönes sauberes Dorf sollte es sein, dem Idealbild des deutschen Dorfes soweit es irgend geht entsprechend. Holzhausen war ein solches Dorf, das sich durch seine Lage, abseits von Hauptverkehrsstraßen und einem schönem, sauberen Ortsbild, geprägt durch die Fachwerkhäuser mit Kratzputz, von anderen Dörfern im weiten Umfeld deutlich absetzte. Das neu erbaute Waldschwimmbad war ein besonderes Kleinod und lockte viele Gäste aus der Umgebung an.
In einer Zeit, von wirtschaftlicher Not und hoher Arbeitslosigkeit geprägt, war die Dorfverschönerung einzige Perspektive mit Hoffnung auf Arbeit und Brot. Den nationalistischen Hintergrund dieser unfreiwilligen Dorfverschönerung hat die Bevölkerung nicht davon abgehalten, mit großem Einsatz für ihr Dorf zu arbeiten. Davon war selbst Gauleiter Sprenger so beeindruckt, dass er in seiner Festrede 1939, im Rahmen der Feierlichkeiten anlässlich der Verleihung des Titels „Gaumusterdorf“, den besonders ausgeprägten Gemeinschaftsgeist der Bevölkerung herausstellte. Von überall hagelte es Lob und Anerkennung für die geleistete Arbeit und das tat der geschundenen Seele gut. Die Bürger waren voller Stolz auf ihr verschönertes Dorf und die Sorgen des Alltags konnten für kurze Zeit verdrängt werden.
Bei realistischer Betrachtung, es gab bis zu diesem Zeitpunkt keine kontinuierliche Fremdenverkehrswerbung von Betrieben oder wie ein paar Jahrzehnte später, Werbung durch einen Verein. Wer konnte sich schon Werbung leisten, mit der auch erst nach Jahren kleine Erfolge zu erzielen waren. Die Fremdenverkehrswerbung für Holzhausen bestand vorwiegend aus der Mund zu Mund Propaganda, die aber erfahrungsgemäß nur Erfolge in kleinen Schritten ermöglichte.
Es ist mit großer Sicherheit davon auszugehen, dass viele Besucher im Zusammenhang mit der Ernennung zum Gaumusterdorf, aus dienstlicher Verpflichtung, nach Holzhausen kamen.
Die Nationalsozialisten waren von außergewöhnlicher Gründlichkeit und überließen nichts dem Zufall. Nachdem in jedem Gau ein Musterdorf „herausgestellt“ wurde, übernahm das Presseamt des Reichsfremdenverkehrsverbandes die Verbreitungspropaganda. Es wurden keine branchenüblichen Erwartungen formuliert, sondern klar und deutlich in der obligatorischen Überheblichkeit, die Feststellung getroffen:
„…Diese Verschönerung des Deutschen Dorfes gewinnt im Olympia-Jahr insofern Bedeutung, als dafür gesorgt worden ist, möglichst vielen ausländischen Gästen diese vorbildlichen deutschen Dörfer zu zeigen.“
Weiter heißt es im Text der „Amtlichen Bekanntmachungen“:
„Wie jetzt mitgeteilt wird, hat auch die Organisationsleitung des Weltkongresses für Freizeit und Erholung den Entschluss gefasst, den ausländischen Teilnehmern des Kongresses Fahrten zu den deutschen Musterdörfern zu ermöglichen.“
(siehe Ausschnittvergrößerung Zeitung „DER FREMDENVERKEHR“)
200 Gäste, die wahrscheinlich mehrere Tage in Holzhausen blieben, brachten der Bevölkerung zusätzliche Einnahmen. Es blieb nicht bei den 200 Gästen pro Jahr. Die Gästezahl stieg kontinuierlich und erreichte den höchsten Stand vor dem 2. Weltkrieg 1939, mit 628 Gästen. Im „Krönungsjahr“ zum Gaumusterdorf hatte sich die Zahl der Gäste bereits verdreifacht. Die Feierlichkeiten waren ein Großereignis in dieser Zeit, das viele Gäste aus nah und fern anlockte.
In dieser, von der Arbeitslosigkeit geprägten Zeit, wurde der Fremdenverkehr zum Hoffnungsträger der vorhandenen dörflichen Gastronomie. Die Unterbringung der Gäste eröffnete eine zusätzliche Erwerbsmöglichkeit, nicht nur für die Gasthöfe, sondern auch die privaten Hausbesitzer. Mit dem Gästezimmer ließen sich leicht „über Nacht“, ein paar Mark hinzuverdienen.
Schon damals sehr bekannt, war das Hotel Schmidt in der Teichstrasse. Mit eigener Metzgerei und einem Gasthof hatte es einen guten Ruf, und mancher Reisende scheute keinen Umweg um dort einzukehren. Es kamen immer mehr Gäste, die in dem schönen Dorf mit seiner bürgerlichen Gastronomie, den aufgeschlossenen Leuten und der waldreichen Mittelgebirgslandschaft, Erholung suchten. Es war ein beispielhafter Start in einen neuen Wirtschaftszweig, der vielen Bürgern ein zusätzliches Einkommen ermöglichte.
Auszüge aus dem Parteiorgan
„ Der Fremdenverkehr“ Nr.12, 1936
„Das Dritte Reich sieht im wachsenden Fremdenverkehr einen Faktor von allergrößter Bedeutung“
Der Magnet Deutschland
„Nun ist jenseits aller Politik nicht zu leugnen, dass Deutschland noch immer ein magnetisches Reiseland geblieben ist,
Ja, es ist dies heute noch mehr als früher; denn das dritte Reich steht nun einmal im Mittelpunkt des internationalen Interesses.
…niemand wird leugnen können, dass hier Dinge vor sich gehen, die eine Studienreise verlohnen und über die man auf Grund der Zeitungsartikel nicht ausschließlich urteilen kann.“
Die Werbung der Nationalsozialisten:
Von den zahlreichen Sonderschriften erschienen für die Olympischen Spiele:
Oberstes Organ für alle amtlichen Nachrichten, Anordnungen, Werbung und wirtschaftliche Organisation des Fremdenverkehrs, war der Reichsfremdenverkehrsverband dessen Präsident war von Heilingbrunner.
Dieser Präsident verbot erst einmal jegliche Werbung die nicht vom Reichsfremdenverkehrsverband genehmigt war. Für bereits vorhandene und im Umlauf befindliche Werbung wurde eine Ausgabesperre verhängt.
In Kurzeitschriften durften keine Anzeigen aufgenommen werden, die aber zur Finanzierung benötigt wurden.
Anmerkung: (Diese Finanzierung verstößt gegen die 10. Bekanntmachung des Werberates der deutschen Wirtschaft)
Und die wurde von den NS zur Durchsetzung ihrer Interessen eigens verfasst! Siehe Zeitungsausschnitt - Anordnung Nr.: 14
Umso erstaunlicher war es, dass 1936 in großem Umfang in allen größeren Städten Westdeutschlands, vor allem aber, in den Reisebüros des Ruhrgebietes, mit einer bebilderten Werbeschrift des „schönen Luftkur- und Bergwaldortes“ Holzhausen geworben wurde.
Es war die Nazipropaganda die dafür sorgte, dass die auserwählten deutschen Dörfer ihre verdienten Besucher bekamen. Niemand konnte sich dieser Werbung entziehen. Ob im Reisebüro, Kino, oder als Fahrgast im Zug, auf Schiffen, die Werbung für die Olympiade war allgegenwärtig. Die ganze Welt sollte sehen, wozu Nazi-Deutschland fähig war. Irgendwo, am Rande dieser Präsentationen für Olympia, spielten die Gaumusterdörfer eine beachtliche Nebenrolle.
Mit der ersten öffentlichen Erwähnung der ausgesuchten Gaumusterdörfer im amtlichen Parteiorgan „Der Fremdenverkehr“, wurden die Bürgermeister der sieben Dörfer aufgefordert Werbematerial an das Presseamt des Reichsfremdenverkehrsverbandes zu schicken.
Der Originaltext lautete:
Das Presseamt des Reichsfremdenverkehrsverbandes hat die Bürgermeister der sieben zu Musterdörfern erklärten Gemeinden um Bildmaterial zu diesem Aufsatz gebeten, damit gezeigt werden kann, in welcher Weise sich selbst kleinste Gemeinwesen der Verschönerung ihres Ortes annehmen.
Dieses angeforderte Bildmaterial wurde benötigt, um die Werbeschriften zu fertigen, die dann in Reisebüros der Städte ausgelegt werden mussten. Es ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass die Texte in den Werbeschriften von dem Presseamt des Reichsfremdenverkehrsverbandes gefertigt wurden und mit der üblichen Propaganda durchsetzt waren. Auffällig war, dass die Bürgermeister nicht aufgefordert waren Beschreibungen zu liefern.
Nachdem Holzhausen als Musterdorf erkoren war, wurde Bürgermeister Damm aufgefordert Vorschläge zur Ortsbildverbesserung einzubringen, die bei dem Amt „Schönheit der Arbeit“ in der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ Akzeptanz finden mussten. Bürgermeister Damm fertigte eine Aufstellung über alle Häuser und Betriebe des Dorfes mit Verschönerungsvorschlägen, die auch den Blumenschmuck und die Bepflanzung des Grundstückes mit beinhalteten. Die Vorschläge von Bürgermeister Damm waren sehr fachmännisch und hätten auch in der späteren Dorfverschönerung der Sechziger- und Siebziger-Jahre ohne Einschränkung Anwendung finden können.
(Die säuberlich geführte Aufstellung, grün eingebunden, wurde beim Abriss des alten Rathauses, auf dem Speicher gefunden)
Bei einigen Haus- und Grundstücksbesitzern, musste der Bürgermeister sehr deutlich werden, damit seine Verschönerungsaufforderung Gehör fand. Besonders ärgerlich war er über die Unordnung auf einem Zimmerplatz am Ortseingang. Er kommentierte diesen Zustand im Bericht: „Der erste Eindruck wenn man in ein Dorf kommt ist besonders wichtig“ und fügte ärgerlich hinzu: „Die Unordnung ist eine Schande für das ganze Dorf.“ An anderer Stelle verlieh er seiner Aufforderung zur Verschönerung Nachdruck mit dem Hinweis: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ Bürgermeister Damm war in jeder Beziehung ein vorbildliches Gemeindeoberhaupt -handwerklich ein Fachmann, zielstrebig und klug und mit entsprechendem Durchsetzungsvermögen ausgestattet - der richtige Mann in einer schweren notvollen Zeit.
Hat das Dorf am Ende profitiert von den Ereignissen in Nazideutschland? Was ist hängen geblieben und Jahrzehnte danach noch als positive Erfahrung zu verbuchen? Ist es nur die Erfahrung im Umgang mit Wettbewerben, auch wenn sie nicht auf freiwilliger Basis erfolgten? Das gute Erbe sind das Erscheinungsbild des Dorfes, das noch aus dieser Zeit positiv geprägt ist und der alles überragende Gemeinschaftsgeist der Bevölkerung.
Das Erbe der Nazis für unser Dorf ist gar nicht so negativ einzuordnen, könnte man meinen, wenn da nicht noch die andere Seite der Medaille wäre. Die Wahnsinnsvorstellung der Nazis ging noch einen Schritt weiter, das schöne Dorf war ihnen nicht genug: „Musterdorf in jeder Beziehung“ - mit „germanisch-deutschen Menschen, dessen wesentliche Charaktermerkmale Schönheitsbedürfnis und Schönheitsempfinden sind; sie bedeuten für ihn Lebensfreude, Lebenswillen und Lebenskraft.“
Ein Musterdorf durchbilden, lautete die feine Umschreibung der Aufgabe für die nächsten Jahre nach 1936. Ist Holzhausen davon verschont geblieben? Kein „Durchbilden“ mit oder auch ohne Druck für die Bürger?
…mit einer unglaublich langen Amtszeit: von 1924 bis 1945 und dann nach dem zweiten Weltkrieg von 1949 bis 1956, hatte in dieser schweren Zeit Verantwortung für die Bürger und das Dorf zu tragen. Als gewählter parteiloser Bürgermeister war er kein fanatischer Anhänger der Nationalsozialisten, wurde aber von diesen als Amtsträger geduldet.
Früher als andere Bürgermeister hatte Damm erkannt, dass für verkehrsferne Gemeinden der Fremdenverkehr eine gute Nebeneinnahmequelle werden könnte, wenn die Gemeinde den Anforderungen der Reisenden gerecht würde.
Aus diesem Gedanken heraus entwickelte Damm den Plan, das Dorf gezielt zu verschönern. Die Bevölkerung war zunächst noch im Zweifel, sah aber rasch den Erfolg der Bemühungen und machte dann freudig bei der Umsetzung des Verschönerungsprogrammes mit. In seiner ersten Amtszeit nach der Wahl 1924, wurden nach dem Verlegen der Wasserleitung und dem Einbau der Kanalisation, die meisten Dorfstraßen, die bis dahin Feldwegen ähnelten, ausgebaut.
Später erfolgte der Ausbau der Straße nach Obereisenhausen. Um das Kriegerdenkmal wurde eine Anlage gestaltet und schließlich folgte der Bau des Waldschwimmbades - das erfolgreichste Unternehmen für die Entwicklung der Gemeinde zum Kurort. Die ersten stabilisierenden Auswirkungen dieser Entwicklung wurden bald spürbar. Die Sauberkeit und das stilvoll verschönerte Ortsbild mit seinen Fachwerkhäusern, viele davon mit Kratzputz in den Gefachen, fielen besonders den Fremden auf.
Der Weitblick von Bürgermeister Damm hatte dann fast zehn Jahre später dazu geführt, dass die damalige Obrigkeit Holzhausen für die Wahl zum Gaumusterdorf geeignet sah.
Die Nationalsozialisten hatten auf ihre Weise, geprägt von Größenwahn, („die deutschen Dörfer - die schönsten der Welt“) zu dieser Entwicklung von Holzhausen beigetragen und ebenso unrühmlich den Niedergang des Fremdenverkehrs herbeigeführt, in dem sie den zweiten Weltkrieg vom Zaun brachen.
Von nur kurzer Dauer war die Hoffnung der Menschen auf ein besseres Leben.
Ohne Worte!
Die von den Nationalsozialisten genehmigte Werbung - eine Verspottung der Menschheit!
Anmerkungen:
Der Krieg gegen die Polen hatte bereits begonnen, und die Massenermordung von Frauen und Kinder nahm seinen schrecklichen Verlauf! Die von den Nationalsozialisten genehmigte Werbung - eine Verspottung der Menschheit! Große Firmen wie Bayer Leverkusen konnten sich diesem Missbrauch nicht verschließen. Ihre Erzeugnisse dienten nicht nur dem Schutz des „kommenden Geschlechts“, sie dienten auch der Vernichtung von „unwürdigen Leben“.
Nach Ende des Krieges standen erst einmal andere Probleme für die Menschen im Vordergrund: Arbeit und Brot.
Nach der Währungsreform war die Finanzkraft der Bürger auf ein Minimum gesunken. Zuverdienen war nun angesagt, um gesteckte Ziele verwirklichen zu können. Man begann in Heimarbeit zu stricken und wiederum andere verkauften die Strickwaren. Dies bot sich vor allem den saisonbedingten Arbeitslosen im Bauhandwerk als Nebenverdienst im Winterhalbjahr an. Nicht alle konnten in dieser Branche ihr zusätzlich notwendiges Geld verdienen. Nicht lange nach dem Krieg, schon Ende der Vierziger-Jahre besann man sich wieder auf den Fremdenverkehr als Nebenverdienst. Nur, wer konnte in dieser Zeit schon Urlaub machen? Hin und wieder kamen ein paar Gäste. Der Fremdenverkehr, schwächlich und ohne Organisation, erreichte nicht einmal Vorkriegsniveau.
- pünktlich zur 700-Jahrefeier -
das offizielle Wappen von Holzhausen am Hünstein
Auch der Zusatz zum Ortsnamen:
„am Hünstein“ wurde 1954 vom Hessischen Innenminister amtlich verliehen.
Vizebürgermeister
von Holzhausen am Hünstein
Der Ortslandwirt und Bauernverbandsvorsitzende, mit guten Beziehungen zu allen Dienst- und Behördenstellen, war als guter Organisator bekannt und wurde zum Geschäftsführer des Festausschusses zur Vorbereitung der 700-Jahrfeier 1951 gewählt.
Aus der Presse 1951
Jakob Fischbach, der Hecht im Karpfenteich
Er war die rechte Hand von Bürgermeister Damm und Allroundspieler in der Dorfgemeinschaft von Holzhausen. Dafür sei im Lob und Anerkennung gezollt, zumal er gesundheitlich allen Grund hätte, sich zurückzuziehen.
Erstaunlich – das muss einmal gesagt werden – ist das vielseitige Wissen dieses Mannes, der stets bestrebt ist, seine großen Kenntnisse im Umgang mit den Gesetzen und Verordnungen zu bereichern. Wie unerschrocken und zäh Jakob Fischbach ist, geht aus einer amüsanten Begebenheit hervor, die sich im Jahre 1932 in Berlin abspielte, als eine Hinterländer Kommission wegen der Auflösung des Kreises Biedenkopf ihr Veto einlegte. Damals wollte man die Vertreter des Hinterlandes nicht beim zuständigen Minister vorlassen. Da setzte sich der Holzhäuser Bauernvertreter breit und wuchtig auf den Polstersessel, zeigte seine schwieligen Fäuste und hob mit gewaltiger Stimme zu schimpfen an, dass dem Ministerialdirektor das Blut in den Adern gefror. Die Folge davon war, dass sich die Türen sofort öffneten.
Ein ebenfalls der Kommission angehöriger Hinterländer meinte, als man wieder in Biedenkopf angelangt war: „Aich doicht, de Fischbach laatscht em eene!“
…das Dorf wurde 700 Jahre alt.
Die Oberhessische Presse schrieb in ihrem Bericht über die 700-Jahresfeier: „Unter großer Beteiligung der Hinterländer Bevölkerung aus nah und fern, verlief das Fest in glänzender Harmonie.“ Am Schluss des Artikels hieß es: „Immer neue Gäste und Besucher strömten auf den großräumigen Festplatz und in die Riesenzelte, die nicht alle Menschen aufnehmen konnten. Alles in allem: Frohsinn und ungeteilte Freude über den großartigen Verlauf des schönen Hinterländer Heimatfestes wollte kein Ende nehmen.“ Das Fest war eine gute Werbung für Holzhausen, und die Aufmerksamkeit auf das schöne, herausgeputzte Dorf bescherte einen kleinen Aufschwung in der Gästestatistik.
In kleinen Schritten stiegen die Übernachtungszahlen, ohne dass der Fremdenverkehr eine bedeutsame Wirtschaftskraft wurde.
begann der wirtschaftliche Aufschwung in Deutschland. Neue Häuser wurden gebaut, alte verschönert und auch die Gärten veränderten langsam ihr Erscheinungsbild. Wurden noch in den Jahren nach dem Krieg alle Flächen genutzt um Gemüse, Beeren und Obst anzubauen, um die Versorgung der Familie sicher zu stellen, so wurden jetzt wieder Vorgärten mit Blumenrabatten angelegt und die Nutzgärten wurden immer mehr hinter die Häuser verdrängt. Es gab nun alles zu kaufen; in den Geschäften waren die Regale gefüllt und die ersten Versandhauskataloge flatterten in die Häuser. Die Zeit der Entbehrung war nun endgültig vorbei.
Die meisten Menschen mussten nach dem Krieg sehr hart arbeiten, um ihre Existenz zu sichern und um vom beginnenden Wohlstand ein Stückchen abzubekommen. Arbeit gab es in Hülle und Fülle und jeder der arbeiten wollte, bekam auch eine Arbeitsstelle.
In den Fünfziger-Jahren wurde Deutschland wieder aufgebaut, die Kriegsschäden verschwanden immer mehr aus den Städtebildern.
Immer mehr Bürger fuhren in der Ferienzeit in Urlaub an die See oder in die Berge. Viele entdeckten auch wieder die schöne Mittelgebirgslandschaft als Reiseziel, die sich hervorragend zum Wandern und Erholen eignete. Auch in Holzhausen wollten wieder mehr Gäste ihren Urlaub verbringen.
In all den Jahren nach dem 2.Weltkrieg blieben die Gästezahlen, im Vergleich mit den Jahren 1936 bis 1939, immer unter Vorkriegsniveau. Für diese wenigen Gäste sorgten die Vermieter der Gästezimmer mehr oder weniger unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Das änderte sich nun schlagartig durch vermehrte Nachfrage und vor allem dadurch, dass in den Gemeindeparlamenten bis hinauf zur Landesregierung, Fremdenverkehrsförderung ein aktuelles Thema wurde.
Auszüge aus dem Inhalt des Fremdenverkehrsförderungsplanes des Landes Hessen:
Der Fremdenverkehr im Lande Hessen ist zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig geworden. Für den regionalen Strukturausgleich kommt im wachsende Bedeutung zu. Zu seiner Weiterentwicklung beschließt das Kabinett einen Fremdenverkehrsförderungsplan. Dieser Plan umfasst einen Zeitraum von 12 Jahren. Für die Durchführung des Planes wird ein Betrag von 55.800.000 DM in Aussicht gestellt.
Prognose
Die Lage des Landes Hessen im Schnittpunkt der großen kontinentaleuropäischen Verkehrsströme wird sich auch weiterhin günstig auf den Fremdenverkehr auswirken.
Wesentliche Fernstraßen und Bahnverbindungen, darunter die Vogelfluglinie und die Alpen - Ostsee - Ferienstrasse kreuzen das Land. Ein ständig verbessertes Netz von Landes- und Kreisstrassen wird bisher verkehrsferne Gebiete mehr und mehr erschließen.