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Texte, Fotos, Illustrationen, Grafiken, Satz und Layout: Konrad Algermissen

Mitteilungen sind jederzeit willkommen an E-Mail: konradalgermissen@alice-dsl.net Aktuelle Angebote und Informationen gibt es auch unter: www.schlepperbuch.de www.algermissen-illustration.de

2. Auflage - © 2017 (Erstauflage - 2014)

Herstellung und Verlag:

BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 978-3-7357-5434-9

Für die Unterstützung meiner Arbeit danke ich besonders:

Herrn Meyer, Herrn Becker, Alex, Jens Münzer, Herrn Hempel, Horst Tramborg, Herrn Harmstorf, Frau Pohl, Sebastian Kisser, Herrn Schröder, Herrn Fischer, Herrn Wust, Heiko Ahrens, Marco Pajonk, Burkhard Lüke, Herrn Mainzer, Herrn Heinecke, Frau Herrmann, Herrn Körbelin, Herrn Magnussen, Herrn Peukert, Herrn Dreschler, Lutz Richter, Herrn Berg, Frau Kohlsaat, Herrn Kovacevic, Kurt, Niels Mohrenz, Herrn Hasanagic, Herrn Küchler, Herrn Schütt, Herrn Oestmann, Herrn Ladwig, Herrn Mendur, Herrn Krekel, Herrn Paulsen und Herrn Lindenau

Bezugsquellen:

Informationen der Reedereien sowie eigene, langjährige Beobachtungen.

Es wurde versucht, Fehler oder unvollständige Angaben nach Möglichkeit zu vermeiden. Irrtümer behalte ich mir vor.

Hamburg liegt nicht zufällig an der Elbe

Für die meisten Menschen im Alltag stellt ein Fluss ein Verkehrshindernis dar, das auf einer Brücke überwunden, in einem Tunnel unterfahren oder mit einer Fähre umständlich durchkreuzt werden muss. Dennoch wurde die Stadt Hamburg ausgerechnet an einem Fluss gegründet und konnte sich hier über Jahrhunderte hervorragend entwickeln. Vor über tausend Jahren gab es natürlich weder Autos noch Züge oder gar Flugzeuge. Es gab jedoch bereits eine gut entwickelte Schifffahrt. Der Fluss Elbe stellte einen natürlichen Transport- und Verkehrsweg dar, über den sowohl das offene Meer, als auch das Binnenland gut zu erreichen ist. Diese natürlichen Gegebenheiten haben sich bis heute nicht verändert. Allerdings wurde die Elbe innerhalb des Stadtgebietes mehr und mehr zu einer umfangreichen Hafenanlage ausgebaut.

Heute werden hier Güter, die über den Seeweg aus aller Welt und in sehr großen Mengen nach Hamburg gelangen, auf andere Verkehrsträger umgeschlagen oder auch gleich an Ort und Stelle weiterverarbeitet, wie zum Beispiel in Aluminium-, Stahl- oder Kupferwerken, in Raffinerien oder Kaffeeröstereien.

Der Hamburger Hafen ist ein offener Seehafen. Der Wasserstand wird also nicht durch Schleusen reguliert. Somit ist das Hafenwasser durch die direkte Verbindung zur Nordsee auch dem Gezeitenzyklus des Meeres unterworfen. Zwischen Ebbe und Flut erfährt der Wasserstand in Hamburg einen Höhenunterschied von etwa 3,5 m. Zu dem Quellstrom der Elbe addiert sich also bei ab- oder auflaufendem Wasser die Gezeitenströmung. Die Strömung erreicht in der Flussmitte eine Geschwindigkeit von etwa 3 kn. Dabei kommt es an einigen Ecken des Hafens zu Turbulenzen. Oft gibt es auch stürmischen Wind aus westlichen Richtungen.

Große Seeschiffe sind bei Manövern in engen Hafenbecken auf die Hilfe von Schleppern und Festmachern angewiesen. Die Schlepper und deren Besatzungen bewegen, drehen und stoppen gewaltige Ozeanriesen. Sie assistieren beim An- und Ablegen zu jeder Tages- und Jahreszeit. Bei Eisgang, Nebel oder brütender Sommerhitze verrichten die Besatzugen der Schlepper ihren Job.

Ihre Fahrzeuge sind weder klein noch alt. Es sind hochmoderne, leistungsstarke Seeschiffsassistenzschlepper!

Inhalt

Der Hamburger Hafen

Bei den dunkleren Wasserflächen beträgt die Wassertiefe mehr als 10 Meter.

Schlepper auf Standby-Position an der Schlepperbrücke, am Hauptstrom der Elbe vor Neumühlen/Altona. - In der Karte auf dieser Seite oben rechts -

Bugsier-, Reederei- und Bergungsgesellschaft

BUGSIER 2

Gestern kam die “2” von einem Job aus der Nordsee zurück.

Eigentlich waren es mehrere Jobs. Innerhalb eines Ölfeldes vor der Niederländischen Küste und etwas weiter nördlich, vor Dänemark, in Höhe Esbjerg, wurden Bohrplattformen verholt. Bohrinseln schleppen, auch dafür ist BUGSIER 2 ausgerüstet.

Für die Bugsier-Reederei ist Hamburg sowohl Arbeitsgebiet für die Hafenassistenz, als auch Offshore-Basis für die Arbeiten auf See.

Daher wurde auch Bugsier 2 sowohl für die Seeschiffsassistenz im Hafen, als auch für Seeverschleppungen entworfen, konstruiert und entsprechend ausgestattet.

Die Nordsee liegt, von Hamburg aus gesehen, fast vor der Haustür.

Dieses Meer ist berüchtigt für starken Wind und eine kurze Dühnung.

Ein Schlepper von gut 30m Länge gerät hier bei mittlerem Seegang leicht in Stampfbewegungen. Dem Fahrzeug selbst macht das nichts aus. Für die Menschen an Bord ist es jedoch schwierig, die Bewegungen des Schiffes auszugleichen. Geht es gerade “abwärts” in ein Wellental, so lässt sich ein Niedergang praktisch von selbst ersteigen. Geht es, wie im Expresslift, plötzlich nach oben, geben die Knie nach und das obere Deck muss noch eine Weile auf sich warten.

Schlepper BUGSIER 2 mit einer Halbtaucher Plattform in der Nordsee

Hinzu kommt die Ungewissheit über den zeitlichen Ablauf der Arbeiten.

Von den Auftraggebern aus der Ölindustrie, wird der Schlepper oft in die Nähe der Förderanlagen bestellt.

Stets auf "Standby", werden Schleppgeschirr und Winden bereitgehalten. Für die Besatzung ist dann ein geordneter Schichtbetrieb gar nicht möglich.

Neben dem Fachwissen und der körperlichen Leistungsfähigkeit, ist die psychische Belastung recht hoch. Daher ist ein rücksichtsvoller Umgang an Bord besonders wichtig und selbstverständlich.

Ohne dem wäre eine reibungslose Zusammenarbeit gar nicht möglich.

In technischer Hinsicht ist dieses Fahrzeug bestens ausgerüstet.

Mit etwa 5600 PS und einem Pfahlzug von 63 t, kann der Schlepper praktisch jedes Objekt auf See, bei moderaten Verhältnissen bewegen.

Die Unterkünfte auf BUGSIER 2 sind recht gut bemessen und ausgestattet.

Die Qualität der Verpflegung hängt nicht zuletzt vom Organisationstalent und den Kochkünsten der einzelnen Seeleute ab. Einen fest angestellten Koch gibt es auf einem Schlepper normalerweise nicht. Schlepperfahrer sind Nautiker, Techniker, Handwerker, Aufräumer und Saubermacher, Wartungs- und Reparaturarbeiter, Ersthelfer und Krankenpfleger, Verwalter, Unterhalter... -und eben auch Koch.

Allrounder auf einem Arbeitschiff!

Auf BUGSIER 2 hatte die Besatzung gerade gewechselt und blieb als neue “Schicht” für die nächsten Tage an Bord.

Es gab Bratwürste mit Kartoffelpüree und Sauerkraut.

Als Reporter war ich automatisch Gast und bekam einen gut gefüllten Teller mit herzhaftem Essen serviert.

Alex war “Springer” und kannte sich auf allen Schleppern der Bugsier-Reederei aus. Sein Spezialgebiet sind die Maschinenanlagen. Er war bereits bei der Marine auf Tendern und Schnellbooten der “Chief. Wortreich und engagiert zeigte er mir mit vielen Erläuterungen das Schiff.

Der Kartentisch ist mit allen Hilfsmitteln zur korrekten Navigation ausgestattet.

Die Komandobrücke ist besonders geräumig und mit allen Steuer-, Navigations- und Kommunikationsanlagen, entsprechend den neuesten Standards ausgestattet.

Immerhin ist der Schlepper erst sechs Jahre alt. (Wir schreiben das Jahr 2012)

Der vordere Steuerstand mit Blick auf das Vorschiff

Im Maschinenraum liefern die beiden Antriebs-motoren vom Typ Deutz MWM 9 M 628 bei Bedarf eine Leistung von jeweils 2788 PS. Auch im Bereitschaftdienst werden die Maschinen ständig auf Betriebstemperatur gehalten.

Jedes Ruderpropellersystem vom Typ Rolls Royce-Aquamaster US 305 bildet eine Einheit aus Antriebsschraube, Kort-Düse, Ruderschaft, Lager, Dichtungen, Getriebe und hydraulisch betriebenen Steuerantrieben. Hier ist das obere Getriebegehäuse zu sehen.

Der Werkstattbereich (hier nur ein Ausschnitt) ist gut ausgerüstet.

Das Wort “Maschinenraum” trifft hier weniger zu. Mit 150 Quadratmetern ist dies eine Halle! Antriebsanlagen, Generatorsätze, Pumpen, Schaltanlagen, Trinkwasserversorgung, Abwasseraufbereitung... stehen übersichtich angeordnet und bestens gepflegt zur Verfügung.

Auf dem Vorderdeck, zwischen Wellenbrecher und Bugverschanzung, ist eine kombinierte Anker-und Verholwinde aufgebaut.

Neben den beiden Heberädern für die Ankerketten, verfügt die Winde über zwei Trommeln, auf denen schwere Trossen gefahren werden.

Damit lassen sich auf See auch Großpontons oder ähnliche Objekte “auf die Seite” nehmen.

Die Verholspills an den Enden, werden bei Bedarf zum Durchsetzen schwerer Leinen zur Hilfe genommen.

Die Zugkraft der Winde beträgt 10 t, die Haltekraft der Bandbremsen 32 t.

Die Augen der Festmachertrossen (Squareleinen) werden bei Nichtgebrauch auf Spillköpfen belegt und auf Zug gehalten.

Die große Schleppwinde trägt zwei Trommeln, die versetzt übereinander angeordnet sind. Daher auch der Name “Wasserfallwinde”. Ebenfalls zur Ausrüstung gehören eine seitlich angebrachte Hilfswinde (Tugger-Winde), ein Schlepphaken und ein hydraulischer Ladekran.

Die Schlepp-Reedereien sind in einer Arbeitsgemeinschaft organisiert und die Fahrzeuge werden aus einer gemeinsam betriebenen Zentrale den jeweiligen Jobs zugeteilt.

Diese kleine “Funkbude”, aus der die Aufträge kommen, steht direkt auf dem Pontonanleger, zwischen den Fahrzeugen und kommt, zusammen mit dem Ponton, schon mal ganz schön ins Schaukeln! Natürlich kommen die großen Schiffe nicht in gleichmäßigen Abständen und warten auch nicht solange, bis die Schlepperfahrer zu Ende geruht und gefrühstückt haben. Die Jobs müssen je nach Bedarf erledigt werden.

Das gehört zum Bordleben dazu.

Das Achterdeck ist mit Holzbohlen belegt und gewährt einen guten Stand. Der Reserve-Schleppdraht befindet sich unter Deck. Durch eine Öffnung (siehe Pfeil) kann dieser aufgespult werden.

Der hintere Steuerstand verfügt über ein großes Fenster mit guter Sicht auf das Achterdeck.

Nun wurde BUGSIER 2 wieder als Hafenschlepper (Seeschiffsassistenz) in Hamburg eingesetzt. Bereitschaft, rund um die Uhr, war angesagt.

Große Schiffe, die von See kamen, mussten im engen Hafenrevier zu den Kaianlagen gebracht, oder von dort wieder in das Hauptfahrwasser geschleppt werden, damit sie ihre nächste Reise antreten können.

BUGSIER 2 schleppt das Containerschiff RIO BLANCO (73899 BRZ/5905 TEU) bei leichtem Eisgang auf der Norderelbe stromaufwärts.

BUGSIER 2 liegt einsatzbereit auf Station an der Schlepperbrücke vor Neumühlen

Datenübersicht - BUGSIER 2

Baujahr: 2006

Bauwerft: K. Damen - Niederlande

Auftraggeber:

Bugsier-, Reederei und Bergungsgesellschaft

Schwesterschiff: BUGSIER 3

Vermessung   430 BRZ

Länge              32,80 m

Breite              11,70 m

Tiefgang           6,70 m

Klasse: Germanischer Lloyd

+ 100 A5 M E1 Schlepper

Antrieb: 2 x Ruderpropeller

Aquamaster US 305 in Kort-Düsen

Hauptmaschinen: 2 x Deutz MWM 9 M 628

Gesamtleistung: 5576 PS

Treibstoffvorrat  150 t

Geschwindigkeit  12 kn

Pfahlzug                63 t

Anmerkung:

BUGSIER 2 wird von zwei nebeneinander liegenden Ruderpropellern unter dem Vorschiff angetrieben und gesteuert. Ein Fahrzeug mit dieser Anordnung wird auch Traktor-Schlepper genannt.

Nachteilig dabei ist der besonders große Tiefgang. Die starre Heckflosse dient der Kursstabilisierung.

Vor den Antrieben befindet sich eine stabile Stützkonstruktion.

Diese schützt die Ruderpropeller in flachen Gewässern bei eventuellen Grundberührungen.

Bei Dockaufenthalten wird der Schlepper direkt auf dieser Stütze und der Heckflosse abgestellt. Der Rumpf erhält sei Profil durch Knickspanten.

Schlepp- und Ankerziehwinde

(hydraulisch angetrieben)

2 Trommeln - übereinander angeordnet (Wasserfallwinde)

Kapazität: 1 x 800 m Schleppdraht

1 x 150 m Schleppdraht

(Durchmesser jeweils 52 mm)

Zugkraft: 80 t, Bremskraft: 180 t

Reservetrommel mit 800 m/52 mm

Schleppdraht (unter Deck)

Tugger-Winde, Schlepphaken,

Koffeynägel (hydraulisch ausfahrbar),

Heckpforte zum Ankerziehen,

hydraulischer Kran,

Anker- und Verholwinde auf dem Vorderdeck,

Bergungspumpen, Werkstattausrüstung,

Klimaanlage

Umfangreiche Funk- und Navigationsanlagen,

2 Radaranlagen, Satellitencompass,

Kreiselkompass, Autopilot, Echolot,

Suchscheinwerfer 2 x 1000 W

Ansicht im Maßstab 1 : 250

Bugsier-, Reederei- und Bergungsgesellschaft

BUGSIER 5

BUGSIER 5 wurde im Jahr 2008 auf der ASL Schiffswerft in Singapur gebaut.

Geografisch gesehen befindet sich der Staat Singapur auf einer Insel, die wiederum die Südspitze der Halbinsel Malakka bildet. Also mitten in einer Wasserwelt, zwischen Malaysia und Indonesien, fast genau auf dem Äquator.

Hier wird Seefahrt seit Jahrtausenden gelebt. Für die großen Handelsschiffe liegt dieser Ort an der direkten und wichtigsten Durchfahrt zwischen dem Südchinesischen Meer und dem Indischen Ozean.

Dieser “Durchfahrtsort” Singapur bildet den wichtigsten Handels- und Industriestandort für die gesamte Region.

Hier gibt es gewaltige Hafenanlagen und große Werftbetriebe.

Natürlich hätte unser Schlepper auch an einem anderen Ort gebaut werden können. Nur so, wie etwa die Wirtschaft global stattfindet, kann ein Schiff nicht auch “global” gebaut werden. So viel die Entscheidung auf eine Werft in Singapur. Heraus kam dabei ein faszinierendes und beeindruckendes Fahrzeug!

Bei Hochwasser (18 m Wassertiefe) dreht BUGSIER 5 das Containerschiff CMA CGM CASSIOPEIA (Länge 363 m, Breite 45,6 m, Vermessung 135.000 BRZ, Ladekapazität 11.400 TEU/Standartcontainer) auf der Elbe vor dem Athabaskahöft.

BUGSIER 5 an einem Containerriesen der neuesten Generation: Die CHRISTOPHE COLOMB ist mit 153.022 BRZ vermessen und fasst 13.830 Standardcontainer.

Rechts im Bild ist auch das Lotsenboot zu sehen.

Der nächste Job folgt. Vor dem Bug der BELLINI wird die Schleppverbindung hergestellt.

Dieses Bild ist nur ein kleiner Ausschnitt des ursprünglichen Fotos. Bei genauem Hinschauen ist eine Person an der vorderen Bugverschanzung auf dem Containerschiff zu sehen. Auf dem Schlepper ist die komplette Besatzung zu sehen, zwei Mann auf dem Achterdeck und ein Mann auf der Brücke.

Die MARY kommt!

und BUGSIER 5

ist mit dabei!

Auch die QUEEN MARY 2 gehört zur Kundschaft. Eigentlich bräuchte sie keine Schlepper. Mit Potantrieben und diversen Querstrahlrudern kann dieser Liner jedes Manöver selbst fahren. Aber man war wohl in Sorge wegen plötzlicher Windböen.

Tags zuvor, wir haben Mai 2013, gab es Sturm auf der Nordsee. Die “MARY” kam aus Norwegen, hatte den Sturm aber erst vorbeiziehen lassen und fuhr dann einen Tag später nach Hamburg.

Für die Schleppverbindung gibt es eine separate Klüse, die sich etwa auf mittlerer Höhe im Bugsteven des Riesen befindet.

Auf den Außendecks standen viele Leute. Einige davon sahen Hamburg vielleicht zum ersten Mal. Sie winkten mir zu und waren vielleicht genau so beeindruckt wie ich.

Dieser Kasten ist wirklich verdammt groß. In diesem Moment der Begegnung war mein Alltag weggewischt.

Ich winkte zurück.

BUGSIER 5 wurde als Assistenzschlepper vor den Bug des Ozeanliners gespannt.

1972

Im Juli 1972, damals war ich zehn, kam die QUEEN ELISABETH 2, ebenfalls ein Passagierschiff der Cunard-Line, das erste Mal nach Hamburg.

Sie wirkte eleganter und ihr Typhoon brachte das Ufer, auf dem ich stand, zum Beben.

Am Heck der “MARY” hatte FAIRPLYX festgemacht und assistierte beim Stoppen und Drehen vor dem Kreuzfahrtterminal, am Südufer der neuen Hafen-City.

Als ich für meine Recherchen an Bord der BUGSIER 5 kam, hatte die Besatzung gerade eine Ruhepause einlegen müssen.

Zuvor war das Containerschiff CSCL MERCURY, dass nachts in Hamburg eingetroffen war, gedreht und an die zugewiesene Kaianlage geschleppt worden. Ein Schiff der neuesten Generation, 2011 gebaut, 366 m lang, 52 m breit, mit 155.374 BRZ (Brutoraumzahl) vermessen, mit einer Ladekapazität für 14.074 Standartcontainer...

Da gibt es Größenvergleiche mit Kirchtürmen, Fußballfeldern und Güterzügen, die von der Erde bis zum Mond reichen... Ich kann mir solche Zahlen und Werte jedenfalls nicht mehr vorstellen.

Kapitän Hempel ist bereits seit Jahrzehnten für die Bugsier-Reederei tätig, fuhr früher jedoch auch auf den sogenannten “Werderschleppern”. Die Schiffsnamen endeten immer mit “-werder”, also zum Beispiel “Altenwerder” oder “Finkenwerder”. Bei einem Job fuhr der Heckschlepper stets vorwärts, seitlich an das Heck des Seeschiffes heran, übergab den Schleppdraht und ließ sich vom großen Schiff mit dem Heck voran herumreißen, um in Vorausfahrt aufstoppen zu können. Dabei wurde der Schleppdraht per Beistopperwinde ans Heck des Schleppers geholt, damit das relativ kleine Schiff nicht querschlagen und auf die Seite gelegt werden konnte. Das waren immer gefahrvolle Manöver. Ein wenig später wurden die Schlepper BUGSIER 28, -29, -30 und -31 in Betrieb genommen. Diese Schiffe waren rundlich gebaut, ausgesprochen wendig und verfügten bereits über eine Radaranlage.

Auch auf Hochseeschleppern war Kapitän Hempel unterwegs gewesen. Einmal empfing er ein Notsignal im Pazific. Ein Schiff hatte technische Probleme, konnte aber seine genaue Position nicht auf Anhieb bestimmen und mitteilen. So gelang es erst nach sieben Tagen intensiver Suche, den Havaristen zu finden.

Das manövrierunfähige Schiff wurde nach Hawai geschleppt. Als US-Bundesstaat erhebt auch Hawai strenge Einfuhrkontrollen und auf dem Havaristen befand sich noch eine größere Menge verdorbener Lebensmittel. Diese mussten also noch auf hoher See entsorgt werden. Auch das machte viel Arbeit und die Geruchsbelästigung war enorm.

1984

BUGSIER 30 war äußerst wendig und wurde jahrzehnte lang in Hamburg eingesetzt. Auf dieser Aufnahme von 1984 ist das Schleppgeschirr und die Beistopperwinde gut zu sehen.

Auch die Kombüse auf BUGSIER 5 ist hochmodern und vollständig ausgerüstet.

Am Esstisch in der kleinen Messe hätten auch sechs Personen platz.

Das wäre die Besatzungsstärke im Seebetrieb.