Über die Autorin:

Beatrice Sonntag wurde 1979 im Saarland geboren und hat bereits über 110 Länder bereist. Sie hat sechs Bücher mit Reiseerzählungen veröffentlicht und betreibt einen Reiseblog sowie eine Informationsseite über Bhutan im Internet. Sie fährt weiterhin begeistert durch die Welt und war vor allem von Bhutan gleich beim ersten Besuch fasziniert. Wenn sie nicht auf Reisen ist, dann arbeitet sie als Projektmanagerin in der Baubranche in Luxemburg.

Ihr erster Reiseführer über Bhutan ist im Jahr 2014 erschienen. Nun war es etwas mehr als drei Jahre später Zeit für eine Neuauflage, denn ein paar Dinge haben sich geändert in dem schönen kleinen Königreich im Himalaya.

Impressum:

ISBN: 9783735752468

Beatrice Sonntag: Bhutan entdecken – Reiseführer durch das Land des Glücks

Verlag: Dagmar Schirra, Siercker Str 12, 66706 Perl

Fotos: Dagmar Schirra

Printed in Germany by Books on Demand GmbH, Norderstedt

Alle Rechte verbleiben beim Autor. 2. Auflage November 2017

Inhalt:

Allgemeine Informationen über Bhutan

Zahlen und Fakten

Bhutan ist mit 38.394 Quadratkilometern etwa so groß wie die Schweiz, hat aber nur 740.000 Einwohner. Auf einem Quadratkilometer leben nur durchschnittlich 20 Personen. Das Land ist in 20 Verwaltungsdistrikte, sogenannte Dzongkhas unterteilt. Die überwiegende Mehrheit der Bewohner lebt von der Landwirtschaft in den Dörfern auf dem Land. Etwas mehr als 10 Prozent der Bevölkerung leben in der Hauptstadt Thimphu, Tendenz steigend. 75 Prozent der Bewohner sind Buddhisten und fast 25 Prozent Hindus. Auf alle anderen Religionen entfallen nur geringe Minderheiten.

Im 7. Jahrhundert hält der Buddhismus in Bhutan Einzug und bestimmt seither die Geschicke des Landes. Im 17. Jahrhundert wird aus mehreren kleinen Fürstentümern ein geeintes Land, das nach einigen Streitigkeiten schließlich seit 1907 von der Dynastie der Wangchuck Könige regiert wird.

Die Bhutaner verehren Guru Rinpoche, die erste Reinkarnation von Siddharta Gautama, dem Buddha. Guru Rinpoche wird auch als der zweite Buddha bezeichnet. Eine weitere wichtige Persönlichkeit ist Shabdrung Ngawang Nyamgel, der im 17. Jahrhundert das Land einte. Desweiteren taucht häufig der Name eines berühmten Schatzjägers auf. Terton Perma Lingpa war einer der bekanntesten Schatzjäger. Diese sind hohe Lamas oder religiöse Meister, die nach religiösen Reliquien oder heiligen Texten suchten und diese auch fanden. Die Bhutaner glauben daran, dass auch in Zukunft zahlreiche Schätze gefunden werden, wenn die Zeit dafür reif ist. Je nachdem, um welche Schätze oder Schriften es sich handelt, kann sich mit ihnen die Welt zum besseren ändern.

Die Könige Bhutans werden neben den Göttern, Heiligen und hohen Lamas sehr verehrt. Der König trägt den Titel Druk Gyalpo. Der aktuelle Druk Gyalpo heißt Jigme Keshar Namgyel Wangchuck und ist der fünfte König dieser Dynastie.

Tourismus gibt es in Bhutan erst seit den 60er Jahren. Damals war es noch ein wahres Abenteuer, das nur einige Dutzend Menschen im Jahr wagten. Heute wird oft behauptet, dass die Regierung den Tourismus beschränkt, um das Land vor den negativen Einflüssen zu bewahren, die er erwiesenermaßen mit sich bringt. Tatsächlich wird der Tourismus aber eher durch die Anzahl an Unterkünften und Flügen beschränkt. Die Regierung legt nur Wert darauf, den Ökotourismus zu fördern und verlangt von jedem Besucher, dass er mit 200 bis 250 US-Dollar am Tag einen Beitrag zur Entwicklung des verträglichen Tourismus leistet. In letzter Zeit findet man auch teils günstigere Angebote.

Bhutan wird in der Landessprache Druk Yul genannt, das Land des Donnerdrachen. Auf der Flagge befindet sich ein Drache, der für Religion, Königshaus und Fortschritt steht.

Geografie

Bhutan liegt in Asien, im Himalaya. Es grenzt an Tibet (China) und an Indien. Eine Grenze mit Nepal hat das Land nicht, trotzdem gibt es gute Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Vor allem im Süden Bhutans leben viele nepalesisch-stämmige Menschen, was zu Verknüpfungen führt.

Bhutan liegt zu 90 Prozent auf über 1000 Höhenmetern. Die höchsten Berge haben mehr als 7000 Meter und die tiefste Stelle befindet sich auf nur 200 Höhenmetern. Die schmale Tiefebene im Süden entlang der indischen Grenze, hat tropisches Klima.

Bhutan (Quelle:© les contributeurs d’OpenStreetMap)

Wegen der sehr unterschiedlichen Höhen und Klimaverhältnisse haben sich sehr verschiedene Biosphären und Vegetationszonen entwickelt. Bhutan ist eines der Länder mit der höchsten Biodiversität in der Welt und achtet sehr stark auf den Umweltschutz.

Die Bevölkerung lebt weitestgehend in den Tälern, da die Hochgebirge recht unwirtlich sein können. Nomadische Völker nutzen jedoch auch die Höhenlagen als Weiden für ihr gut an die Temperaturen angepassten Viehherden.

Landwirtschaft spiele eine wichtige Rolle. Bodenschätze werden kaum abgebaut, weil dies den Zielen des Umweltschutzes widerspricht. Ebenso sind die Jagd und das Bergsteigen verboten. Das Hauptexportgut ist Energie, die durch Wasserkraft gewonnen wird. Es gibt zwar nur wenige Seen, aber viele Bergbäche- und Flüsse, die Energie liefern.

Bevölkerung

In Bhutan leben drei große Bevölkerungsgruppen: die Tshanglas, die Ngalops und die Lhotshampas. Dazu kommen einige Minderheiten wie zum Beispiel die Bumthaps und Khengpas, Kurtoeps, Brokpas, Bramis und Sakteng. Sie alle identifizieren sich mit dem Land Bhutan und es gibt kaum ethnische Konflikte. Die Eigenheiten liegen in feinen Unterschieden der Sprache, der Tänze und Gesänge, Trachten und Kochkunst. Für den Besucher aus Europa sind die Unterschiede kaum wahrnehmbar, aber wer sich die Zeit nimmt, auf Kleinigkeiten zu achten, der findet die verschiedenen Stämme Bhutans.

Das Volk der Tshanglas wird auch Sharchops genannt. Sie sind die Ureinwohner Bhutans und leben im Osten des Landes. Die Legende besagt, dass dieses Volk vom Hindugott Brahma abstammt. Die Tshanglas leben hauptsächlich von der Landwirtschaft und bauen Mais, Reis, Weizen und Gemüse an. Außerdem halten sie Tiere. Ihre Kunst des Webens von Seide und Rohseide ist in ganz Bhutan bekannt.

Die Ngalops bevölkern hauptsächlich die Gebiete im Westen von Bhutan und stammen ursprünglich von den Tibetern ab. Ihre Sprache heißt Ngalopkha und ist eine verfeinerte Version des Dzongkha, der Amtssprache von Bhutan. Auch die Ngalops leben weitestgehend von der Landwirtschaft. Sie sind vor allem für ihre einzigartigen traditionellen Tänze bekannt.

Das Volk der Lhotshampas lebt im Süden von Bhutan am Fuße des Gebirges. Sie sind zum Großteil zu Anfang des 19. Jahrhunderts aus Nepal in die bhutanische Tiefebene eingewandert, weil die Bautätigkeit in Bhutan Arbeitskräfte anzog. Sie sprechen nepalesisch und sind Hindus. Da in der Tiefebene ein subtropisches bis tropisches Klima herrscht, haben sie ganz andere Möglichkeiten in der Landwirtschaft und bauen Zitrusfrüchte, Ingwer und Kardamom an und treiben Handel damit.

Die Bumthaps, Khengpas und Mangdeps leben im Zentrum von Bhutan und kultivieren ihre jeweilige Sprache bis zum heutigen Tag. Im Osten des Landes gibt es den Volksstamm der Kurtoeps. Ebenfalls im Osten finden sich die Brokpas und Bramis, die noch heute einen halbnomadischen Lebensstil haben. Da sich diese Hochgebirgsregionen ohnehin nicht für Landwirtschaft eignen, sind Yaks und Schafe die Lebensgrundlage der Brokpas und Bramis. Ihr Dialekt unterscheidet sich wiederum stark von der Sprache im Westen Bhutans. Die Bergvölker sind bekannt für ihre Bambus-\Kunstwerke.

Im höchsten Norden Bhutans leben die Layaps, die Layapkha sprechen und ebenfalls ein halbnomadisches Leben führen. Sie halten Yaks und Schafe und verkaufen die tierischen Produkte wie Felle, Leder, Wolle und Fleisch, um Reis und Salz von den Völkern der tiefer gelegenen Täler zu kaufen.

Der Stamm der Doyas ist im südlichen Bhutan anzutreffen. Sie sind die Ureinwohner von West- und Zentralbhutan und sie pflegen ihre Traditionen wie zum Beispiel eine eigene Sprache und eine besondere Art sich zu kleiden.

In der Umgebung von Rukha lebt ein Volksstamm, der Mompas genannt wird. Sie zählen ebenfalls zu den Ureinwohnern des Landes und waren schon vor zwei Jahrtausenden in dieser Gegend anzutreffen. Die Mompas sprechen noch zum Teil einen alten Dialekt, der jedoch langsam ausstirbt, weil die jungen Menschen sich mehr und mehr des Dzongkas bedienen und zudem Hindi und Englisch lernen.

Die bhutanische Gesellschaft kennt keine Klassen oder Kasten. Die Sklaverei wurde von König Jigme Dorji Wangchuck Anfang der 50er Jahre abgeschafft. Traditionsgemäß herrscht in Bhutan eine relative Gleichberechtigung der Frau, allerdings haben die hiesigen Organisationen zur Stärkung der Stellung der Frau in den nächsten Jahren noch etwas zu tun.

Wer in der Gesellschaft Bhutans leben möchte, der muss sich an bestimmte Verhaltensregeln halten. Die traditionelle Etikette heißt Driglam Namzha und besteht aus einer Reihe an Regeln, die das Zusammenleben bestimmen. Unter anderem wird darin bestimmt, wann und wie die Menschen den Kabney (traditioneller Schal für Männer) oder den Ranchu (traditioneller Schal für Frauen) zu tragen haben. Bei Mahlzeiten gehört es zum guten Ton, ältere Personen und Mönche zuerst zu bedienen. Generell werden Mönche und alte Menschen mit Respekt behandelt und zum Beispiel mit besonders höflichen Worten begrüßt.

Höflichkeit spielt allgemein eine große Rolle. So begrüßen sich zum Beispiel gleichgestellte Personen wie zum Beispiel Klassenkameraden, Arbeitskollegen oder Freunde mit der Formel „Kuzuzangpo“, was Guten Tag oder Hallo bedeutet. Wer einen älteren Mensch oder eine Respektperson anspricht, der sagt „Kuzuzangpo la“. Das Suffix ‚La‘ ist eine Höflichkeitsform und kann auch an andere Worte und Sätze angehängt werden. Manchmal kommt Verwirrung auf, wenn die Bhutaner die Silbe ‚La‘ auch an englische Worte anhängen. Berührungen sind traditionell eher unüblich zwischen Personen, die sich nicht sehr gut kennen. Erst in den letzten Jahren ist das Händeschütteln zur Begrüßung durch den westlichen Einfluss auch salonfähig geworden.

Die meisten gesellschaftlichen Ereignisse sind heiterer Natur. Zu fast allen Festlichkeiten gehören Tänze, Gesänge, freundschaftliche sportliche Wettkämpfe und neuerdings auch Fußball- und Basketballturniere. Hochzeiten und religiöse Feiertage werden ausgiebig begangen und die Familie spielt hierbei eine wichtige Rolle.

Geschichte

Historiker gehen davon aus, dass das Gebiet des heutigen Bhutans bereits 2000 vor Christus bewohnt war. Funde von steinernen Artefakten untermauern diese These. In der Vergangenheit war Bhutan unter verschiedenen Namen bekannt, unter anderem Lho Jong, Lho Mon Kha Shi, Lho Mon Men Jong und Lho Mon Tsenden Jong. Das Wort Mon kommt dabei von dem Begriff, den die Tibeter für die mongolenähnlichen aber nicht buddhistischen Völker benutzten. Im 17. Jahrhundert, als der Buddhismus längst in Bhutan Fuß gefasst hatte, entstand der Name Druk Yul, der noch heute der offizielle Landesname ist. Druk Yul bedeutet: Land des Donnerdrachens. Manchmal wurde auch der Name „Land der Drukpa“ gebraucht, was einen Bezug zur buddhistischen Sekte der Drukpa hat. Die Drukpa-Richtung ist seit dem 17. Jahrhundert die vorherrschende Religion in Bhutan.

Bis zum 7. Jahrhundert bestimmte eine Art Animismus das Leben der Menschen auf dem Gebiet des heutigen Bhutan. Der Buddhismus kam aus Tibet in Form von verschiedenen Lamas und Mönchen. Der König Songtsen Gampo verlieh dem Buddhismus Aufwind im Land und Guru Rinpoche, der heute als der zweite Buddha bekannt ist, leistete zusätzlich starke Überzeugungsarbeit für den Buddhismus.

Das 17. Jahrhundert stellt eine Art Wendepunkt in der bhutanischen Geschichte dar, weil zu dieser Zeit Shabdrung Ngawang Namgyel die kleinen Fürstentümer zu einem Land zusammenführte und damit dem heutigen Bhutan den Weg ebnete. Shabdrung, der bis heute eine wichtige Figur in der Religion und Geschichte Bhutans ist, kam aus Tibet, vereinte die Bhutaner unter seiner Macht und schlug danach mehrere tibetische Eroberungsversuche zurück. Er soll schon im 17. Jahrhundert ein modernes und humanes Regime etabliert haben, ganz wie es der Buddhismus lehrt. Leider stürzte das Land nach seinem Tod in bürgerkriegsähnliche Zustände, weil die verschiedenen Fürsten sich untereinander bekämpften.

Auch das 19. Jahrhundert war von Machkämpfen und Unruhen bestimmt. 1864 und 1865 fand der bhutanisch-britische Krieg statt, der Bhutan einen Teil seines Territoriums kostete. Das Land konnte jedoch seine Souveränität erhalten.

Erst 1907 entstand ein stabiler Staat unter der Führung von Ugyen Wangchuck, der heute als der erste Druk Gyalpo, der Drachenkönig oder der erste König von Bhutan bekannt ist. Er begründete die Wangchuck Dynastie, die bis heute den König stellt.

Ihm folgte 1926 sein Sohn Jigme Wangchuck auf den Thron. Der dritte König, Jigme Dorje Wangchuck, bestieg 1952 den Thron und er wird noch heute als der Wegbereiter der Modernisierung verehrt. Tatsächlich ebnete er den Weg für Reformen, baute viele Schulen und rief das erste Parlament ins Leben. 1971 trat Bhutan unter seiner Führung der UN bei.

Der vierte König aus der Wangchuck Dynastie wurde 1972 im Alter von nur 17 Jahren gekrönt, nachdem sein Vater unerwartet früh verstorben war. Jigme Singye Wangchuck trieb die wirtschaftliche Entwicklung, den Bau von Bildungseinrichtungen, Infrastruktur und Krankenhäuser und die Demokratisierung voran. 1974 begann ein langsamer Prozess der Öffnung für den Tourismus.

1983 nahm die bhutanische Fluggesellschaft den Betrieb auf. Erst 1990 wurde Bhutan an das internationale Telefonnetz angeschlossen. Seit 1998 ist Bhutan ein demokratischer Staat, in dem heute die Nationalversammlung als Vertretung des Volkes die gesamte Macht innehat.

2006 trat der vierte König zurück und überließ seinen Platz an der Spitze des Staates seinem Sohn Jigme Khesar Namgyel Wangchuck. 2008 fand die offizielle Krönungsfeier statt. Ebenfalls 2008 unterschrieb der amtierende König die aktuelle Verfassung, durch die Bhutan endgültig eine konstitutionelle Monarchie und damit ein demokratischer Staat ist.

Die Hochzeit des amtierenden Königs Jigme Khesar Namgyel Wangchuck und seiner Frau Jetsun Pema war ein landesweites Ereignis. Sie fand am 13. Okrober 2011 statt. Am 5. Februar 2016 bekam das junge Paar Nachwuchs, einen Jungen. Am 16. April 2016 wurde sein Name bekannt gegeben: der Thronfolger heißt Jigme Namgyel Wangchuck.

Politik heute

Das politische System von Bhutan ist langsam im Rahmen der Kultur und der Traditionen gewachsen. Aus einem bunten Haufen kleiner Fürstentümer und verschiedener Stämme und Clans ist schließlich ein geeintes Land geworden, welches heute demokratischen Richtlinien folgt. Die 1953 gegründete Volksversammlung stellt heute das wichtigste Regierungsorgan dar. In den Gewogs – so werden die Regierungseinheiten in Bhutan genannt – wird je ein Mitglied für das Parlament gewählt und nach Thimphu entsandt. Der Premierminister steht dem Parlament vor und leitet die Regierungsgeschäfte, während der König weiterhin Staatsoberhaupt ist.

Dem Parlament steht der 1963 ins Leben gerufene königliche Beraterstab zur Seite. Dieses Beratungsgremium stellt die Verbindung zwischen König und Parlament her und unterstützt beide in ihrer Entscheidungsfindung. Der König besitzt als Staatsoberhaupt noch immer das Recht, bei Entscheidungen des Parlamentes ein Veto einzulegen. Dies ist aber bisher noch nicht vorgekommen.

Im Bemühen, eine Dezentralisierung einzuleiten wurde 1981 eine Versammlung der Vertreter der Distrikte und 1991 eine Landesentwicklungsversammlung gegründet. Von 2001 bis 2008 wurde von einem Komitee rund um den Obersten Richter die neue Verfassung erarbeitet. 2008 fanden auch die ersten freien landesweiten Wahlen statt. 45 Parlamentsmitglieder wurden bestimmt. Alle bis auf zwei gehören der Demokratischen Volkspartei an. Der Ministerpräsident heißt Tshering Tobgay (seit 2013).

Das Bruttonationalglück als Regierungsziel

Das Prinzip des Bruttonationalglücks wurde vom vierten König Bhutans formuliert und stellt das oberste Staatsziel dar. Der Herrscher schockierte die westliche Welt mit der Behauptung, das Bruttonationalglück sei für sein Land wichtiger als das Bruttonationalprodukt, nach dem alle anderen Regierungen streben. Die bhutanische Regierung misst ihre Fortschritte also an der Zufriedenheit ihrer Bürger und nicht an deren Einkommen.

Die vier Pfeiler des Bruttonationalglücks sind in den Augen der bhutanischen Regierung

  1. Eine gerechte Regierung
  2. Umweltschutz
  3. Die Bewahrung der Traditionen und
  4. Ein ausgewogenes und sozialverträgliches Wirtschaftswachstum.

Alle diese Prinzipien sollen in Bhutan jeden Bürger, auch die in den entlegenen Regionen und Dörfern erreichen. Dazu zählt auch, dass sich der Tourismus nur langsam und kontrolliert entwickeln soll. In vielen Ländern hatte der sich rasant entwickelnde Tourismus negative Auswirkungen auf die Umwelt und auf die Kultur des Landes. Dies soll in Bhutan vermieden werden. Trotzdem sind Touristen sehr willkommen.

Wirtschaft

In den vergangenen Jahren hat sich die Wirtschaft von Bhutan schnell entwickelt. Ein großer Teil der Bevölkerung lebt noch heute in ländlichen Regionen und etwa ein Fünftel der Bewohner hat ein Einkommen unterhalb der Armutsgrenze. Trotzdem haben fast alle Bhutaner ein Dach über dem Kopf und etwas zu Essen. Die überwiegende Mehrheit gibt an, mit ihrem Leben zufrieden zu sein.

Vor allem in den Städten hat die Modernisierung Einzug gehalten. Handys, Internet, Fernsehen und moderne Produktionsmethoden sind in Thimphu und Paro längst Alltag. In den entlegenen Bergregionen werden nach und nach Straßen, Schulen, Krankenhäuser und Stromleitungen gebaut. Mittlerweile gibt es in nahezu jedem kleinen Bergdorf einen Telefonanschluss und Elektrizität.

Die traditionellen Bauernmärkte gehören noch überall zum Alltagsleben der Menschen. Jeder verkauft seine landwirtschaftlichen Produkte oder Tierprodukte, um sich mit allem Nötigen zu versorgen. Landwirtschaft und Viehzucht sind die wichtigsten Wirtschaftszweige. Handwerk und Kunsthandwerk sind überall verbreitet und die einzelnen Regionen haben ihre Spezialisierungen. Heute sind Touristen wichtige Abnehmer für Kunsthandwerk.

Erst seit 1974 spielt der Tourismus überhaupt eine Rolle in Bhutan. Das Ziel ist es, einen hochwertigen Tourismus mit möglichst geringem Einfluss auf die Umwelt zu etablieren.

Wasserkraft ist die wichtigste Energiequelle in Bhutan. Die Wasserkraftwerke erzeugen so viel Strom, dass Bhutan einen Großteil der Energie ins benachbarte Indien verkaufen kann.

Kultur und Kunst

Die Kultur Bhutans ist eng mit der Religion verflochten. Die meisten Traditionen haben ihren Ursprung im Buddhismus, einige auch in der animistischen Religion, die vor dem 7. Jahrhundert verbreitet war und noch immer ein wenig in den Köpfen und Herzen der Menschen weiterlebt. Die Architektur, Kunst, Musik und auch Kleidung gehören zu diesen Traditionen, die von der Regierung als eine der Säulen des Bruttonationalglücks eingestuft wurden und daher bewahrt werden sollen.

Traditionen

Zu den schönsten Traditionen gehören die Festivals, bei denen eindrucksvolle Maskentänze von den Mönchen aufgeführt werden. Ein solches Festival zu erleben ist für jeden Besucher Bhutans ein unvergessliches Erlebnis. Die Festivals sind gleichzeitig soziale Ereignisse wie auch religiöse Höhepunkte des Jahres.

Den meisten Bhutanern ist ihre Tradition sehr wichtig und zahlreiche Kampagnen des Königshauses oder der Regierung zielen darauf ab, das Bewusstsein für die Traditionen wach zu halten.

Die traditionellen Werte der Gesellschaft sollen einerseits gewahrt werden und gleichzeitig immer neu überdacht und diskutiert werden. War es noch vor zwanzig Jahren für eine junge Frau ein Drama, ungewollt