Corvus, Robert Grünes Gold

PIPER

PIPER

ISBN 978-3-492-97627-5

August 2017

© Piper Verlag GmbH, München 2017

Covergestaltung und -motiv: www.buerosued.de

Illustrationen: Timo Kümmel

Datenkonvertierung: abavo GmbH, Buchloe

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1. Rauch

Gonter sah sich selbst über die Straße aus glühendem Eisen schreiten. Zumindest nahm er an, dass er eine der dunklen Gestalten war, die dort unten marschierten. Die Kolonne erstreckte sich sowohl vor als auch hinter ihm, bis sich der gelbrot leuchtende Weg in der Dunkelheit verlor. Das war keine ungeordnete Menge, sondern eine feste Formation. Rotten zu fünfundzwanzig Kämpfern, Banner zu vier Rotten und Kampfgruppen, die sich aus mehreren Bannern zusammensetzten, mit kleinen Lücken zwischen den Verbänden. Knapp viertausend Helme stark verlegte der Klingenrausch an den Einsatzort seines nächsten Kontrakts, geleitet von Silber, Abenteuerlust und Dämoneneid.

Der Marschtritt hallte in die Finsternis hinaus, die sich rings um den Glutpfad erstreckte. Die Legion marschierte in gleichmäßigem Tempo, ohne Rast. Es gab weder Hunger noch Durst noch Erschöpfung oder Schmerz, wenn man von dem qualvollen Sehnen absah, endlich ein Ziel zu erreichen, gegen das man die Waffen schwingen konnte. Die Lust der Dämonen, die den Glutpfad geöffnet hatten, durchdrang die Krieger.

Gonter wusste, dass am Ziel keine klare Erinnerung mehr an den Marsch über die rot glühende Straße bliebe. Man wusste nur noch, wie man in das steinerne Dämonenmaul getreten war, man hatte eine nebulöse Ahnung vom endlos scheinenden Weg, und das Nächste, was die Erinnerung greifen konnte, war die Ankunft. Aber er fragte sich, ob nicht doch etwas von dieser Erfahrung, von diesem finsteren, alles Leben verachtenden Drängen in den Kriegern zurückblieb.

Die vordersten Rotten schritten in eine sich rasch verdichtende Wolke aus Qualm, immer mehr der dunklen Gestalten verschwanden vom Glutpfad, während die übrigen unbeirrt weitermarschierten.

Etwa ein Drittel der Legion war bereits fort, Rauch trübte Gonters Sicht, als er plötzlich das Gefühl hatte, aus großer Höhe zu fallen. Vier Herzschläge lang schien sein Magen unsicher, ob er an seinem Platz bleiben oder in den Brustkorb rutschen sollte.

Dann fiel er auf sein linkes Knie, sein Oberkörper sackte vornüber und schlug auf den rechten Oberschenkel. Das Kettenhemd rasselte, der Schild zog an seinem linken Arm, die Faust schloss sich fest um die Haltestange, der eisenverstärkte Rand drückte sich in weichen Boden. Gonters Lunge war vollständig geleert, wider besseres Wissen tat er einen tiefen Atemzug.

Er roch den Holzrauch, der in seiner Kehle kratzte und ihn zum Husten reizte. Er war nicht der Einzige, dem es so erging. Ringsum husteten die Krieger, Hunderte, Tausende von ihnen. Die Maultiere, von denen auf dem Glutpfad nichts zu sehen gewesen war, schrien verängstigt.

Der Glutpfad … die Erinnerung an diesen Weg durch dämonische Gefilde verblasste bereits. Da war ein langes, gerades, gelbrotes Etwas, wie eine Eisenstange, die man in einer unbeleuchteten Schmiede bearbeitete. Dunkle Punkte waren darauf, wie Schlacke oder Asche, aber gleichmäßiger, und alles flimmerte … Oder war dieses Bild nur eine Täuschung?

Das spielte keine Rolle. Die Weibel brüllten schon, damit die Söldner Aufstellung nahmen. Flüche schollen durch den Rauch, Stahl klirrte, unartikulierte Schreie zeugten davon, dass wohl nicht alle so glücklich angekommen waren wie Gonter. Aber das brauchte ihn nicht zu interessieren. Er musste jetzt seine Rotte sammeln.

Er atmete nun flacher, um den Husten zu beruhigen. Der Rauch biss in seine Augen und ließ sie tränen. Gonter tastete nach der Laterne, löste sie vom Haken an seinem Gürtel, stellte sie ab und legte den Hebel um, der das Windglas hochschob. Er blinzelte, damit er genug sah, um den Feuerstein richtig zu handhaben, den er zusammen mit dem Stahlplättchen aus dem Täschchen fingerte. Den Docht hatte er schon vor dem Abmarsch vorsorglich mit Zunder eingerieben.

Der Lärm ringsum wurde lauter. Immer mehr Krieger beendeten den Marsch. Gonter hustete kräftig, um gleich ebenso entschlossen rufen zu können wie die anderen Offiziere.

»… Schildreihe bilden!«, schrie jemand zur Linken. »Doppelte Höhe!«

Stirnrunzelnd schlug Gonter Funken aus dem Stahl. Dieser Befehl war seltsam. Er bedeutete, dass die Krieger ihre Schilde mit ihren Nebenleuten überlappen sollten. Die erste Reihe hockte sich ab, die zweite lehnte sich über sie und legte die eigenen Schilde obenauf, sodass sich zwei Reihen übereinander ergaben. Eine sehr defensive, unbewegliche Aufstellung, völlig ungeeignet, um die Truppe zu inspizieren.

Knisternd stieg ein Flämmchen aus dem Docht. Gonter schloss das Glas der Laterne, bevor er Feuerstein und Stahl verstaute.

Er kam nicht dazu, das Täschchen zu verschließen. Etwas kreischte von links heran und prallte gegen seinen Schild. Halb fiel, halb sprang es über seinen gebeugten Rücken. Etwas scharrte metallisch über das Kettenhemd.

Instinktiv riss Gonter den rechten Arm hoch.

Er erhielt einen Schlag darauf. Im Qualm erkannten seine tränenden Augen nur einen Schattenriss mit grob menschlichen Formen, aber einem Kopf mit spitzen Ohren, der halslos in die Schultern überging.

War das ein Kamerad, den der Marsch den Verstand gekostet hatte?

Jedenfalls holte der Schatten nochmals aus, und er war bewaffnet! Er schwang etwas Längliches in der Rechten, das in einer Verdickung endete, vielleicht eine Keule oder einen Streitkolben.

Gonter wich vor ihm zurück, so weit es seine hockende Position erlaubte, und duckte sich gerade rechtzeitig hinter den Schild, um den dumpf dröhnenden Schlag damit abzufangen.

Nun ergaben die Schreie, das Klirren und die Befehle um ihn herum einen völlig neuen Sinn: Der Klingenrausch wurde direkt bei seiner Ankunft in der Baronie Klataal angegriffen! Noch bevor sich der Rauch verzog, stürzte sich der Gegner auf die Söldner.

Statt zu versuchen, in der Hocke das Langschwert zu ziehen, griff Gonter das Fußgelenk des Angreifers. Nirto hatte ihm eingeschärft, dass die Rituale des Fechtbodens etwas für Narren waren, wenn es um Leben und Tod ging. Mit einem entschlossenen Ruck riss Gonter den Mann von den Beinen.

Er schlug der Länge nach hin.

Gonter zog sich über ihn und drückte ihn mit dem Schild nieder, auf den er sich mit vollem Gewicht legte. Der Gegner ächzte darunter und trat um sich. Er schlug auch mit seiner Waffe, einer Keule, die in einem wie eine Pranke geformten Korpus mit kupfernen Krallen auslief. Seine Schulter war jedoch zwischen Schild und Boden eingeklemmt, sodass der Hieb harmlos über Gonters Helm kratzte.

Gonter zog seinen Dolch und stieß dreimal am Schild vorbei auf den darunter liegenden Gegner ein. Er fühlte, dass die Waffe eindrang, hörte Schreien und Gurgeln.

Die Tritte erlahmten, die Keule entfiel der zitternden Hand.

Gonter steckte den Dolch zurück, drückte sich hoch und löste sich vom Gegner. Im Stehen zog er sofort das Schwert, das Eivora ihm bei seiner Ernennung zum Rottmeister überreicht hatte. Die Klinge war lang und dünn, aber kurz vor dem Griff weitete sie sich zu geschliffenen Zacken. Auch die mit einem Dämonenhaupt verzierte Parierstange bog sich in mehreren Spitzen nach vorn. Ein guter Fechter wie Gonter vermochte mit einer solchen Waffe eine gegnerische Klinge zu fangen und den Kontrahenten durch eine entschlossene Drehung zu entwaffnen.

Gegen den Mann, der sich vor Gonter auf dem Boden wand und Blut hervorwürgte, brauchte man keinen Schutz mehr. Er würde nie wieder aufstehen. Der Dolch war in den ungeschützten Brustkorb gedrungen, der violett bemalte Oberkörper war nackt. Auch sein Gesicht war mit dieser Farbe bedeckt, die vorquellenden Augen leuchteten darin wie helle Kiesel auf dunklem Sand. Er trug eine Kappe aus Wolfspelz, die Ohren des Tiers standen über seinem Kopf auf, Fellstreifen fielen bis über seine Brust und ein breiteres Stück auf seinen Rücken. Ein Gürtel mit einer grünen Schnalle hielt eine Hose aus schwarzem Leder.

Die Kampfgeräusche schwollen zu einem Tosen an. Befehle wurden gebrüllt, das Klirren von Stahl trieb durch den Rauch, in dem Gonter riesige Säulen ausmachte, der Form nach die Stämme von Baumriesen. Dazwischen bewegten sich Krieger. Auch diese wurden schon nach wenigen Schritt zu Schatten im Qualm. Einige bildeten geschlossene Einheiten, was sie zu vielköpfigen Monstrositäten machte, aus deren Leib Piken und Schwerter drohten. Manche standen im Kampf mit Gegnern wie jenem, der sich auf Gonter gestürzt hatte. Andere taumelten noch desorientiert nach dem Marsch über den Glutpfad.

Gonter war jetzt ein Rottmeister, er musste Ordnung in die Reihen seiner Krieger bringen! Er wischte über die vom Qualm tränenden Augen und bückte sich, um die Laterne aufzuheben.

Sein Gegner war noch immer nicht tot. Er drückte beide Hände auf die Dolchwunden und hustete Blut, wobei er sich zur verletzten Seite krümmte.

Ob er große Schmerzen litt? Wünschte er sich Erlösung von seinen Qualen?

Gonter sah auf sein Schwert, dann wieder in das violette Gesicht des Sterbenden. Die Augen starrten in den Qualm, den Kampf um sich herum schien der Mann nicht mehr wahrzunehmen.

Gonter trat seine Keule weg und ließ ihn liegen. Sollte er seinen letzten Handel mit den Göttern oder den Dämonen schließen, zu denen sich seine Seele auf den Weg machte.

»Hierher!« Gonter hob die Laterne, deren Bügel er mit derselben Hand hielt wie den Schwertgriff. »Dritte Rotte Sturmbanner – zu mir!«

Hustend näherte sich Bol, der kräftigste Krieger unter seinem Kommando. Gonter brauchte ihn nicht über die Lage aufzuklären, ein Streifen dunklen Bluts zog sich bereits über seinen Eisenharnisch. Er hatte auch schon einige Söldner gesammelt, Bol war einer der vier Weibel in Gonters Einheit.

»Dritte Rotte!« Gonter schwenkte die Laterne.

Itena, der die kantig geschnittene Augenklappe ein verwegenes Aussehen verlieh, brachte ihre Leute heran. Dazu gehörten seit dem Iljuga-Feldzug auch Eilan und Iskon, zwei Kämpfer aus den Salzzacken, die weit gebogene Sicheln als Waffen führten. Die Nackentücher ihrer Helme lagen normalerweise auf den Schultern, aber wenn ein Sandsturm kam, ließen sie sich auch über Mund und Nase ziehen. Hier im Qualm leisteten sie gute Dienste.

»Gruppe vollständig«, meldete Itena.

»Mir fehlt noch einer«, sagte Bol.

Auch Mehols Gruppe traf ein.

Gonters Rotte war auf Sollstärke gemustert, jeder der Weibel befehligte fünf Krieger. Gemeinsam mit Gonter als Rottmeister kam man damit auf fünfundzwanzig, was angesichts der Kampferfahrung der Söldner ausgereicht hätte, die Garde einer Kleinstadt zu überwältigen.

Aber hier standen sie keinen geordneten Reihen gegenüber. Der Rauch machte die Lage unübersichtlich und der Körper war jetzt, da der Geist in ihn zurückgekehrt war, erschöpft vom Marsch über den Glutpfad, als hätte er einen ganzen Tag lang volles Gepäck geschleppt. Gonter brauchte vier Herzschläge, um zu begreifen, dass der Lärm, der sich von links näherte, seiner Rotte galt.

»Schilde hoch!«, brüllte er, ließ die Laterne fallen und befolgte seinen eigenen Befehl.

Wie in zahllosen Übungen durchgespielt, bildeten die Söldner blitzschnell Kampfgruppen. Jeder fand einen Kameraden, der ihn deckte. Wer einen Schild trug, stellte sich in die erste Reihe.

Die Gegner waren eine kreischende Masse, die mit wilder Wucht gegen den Schutz prallte. Der Schaft eines Speers schlug auf Gonters Helm, sein Schädel dröhnte, die Sicht wurde kurzzeitig dunkel.

Gonter wusste, dass vor ihm keine Kameraden stehen konnten. Blind stieß er das Schwert neben dem Schild nach vorn.

Er traf jemanden, ein helles Jaulen kündete von Schmerz, aber das hielt die kopflose Masse nicht auf. Ein Gewitter von Schlägen donnerte gegen die Schilde.

Gonters Sicht klärte sich. »Halten!«, befahl er und richtete sich auf, um kraftvolle Hiebe über den Schild zu führen.

Er wählte keinen speziellen Gegner. Solange er nur kräftig genug zuschlug, erzielte er immer Wirkung. Die Angreifer standen eng. Sie alle waren violett bemalt, viele trugen grünen Schmuck in Lippen und Nasenflügeln. Echte Rüstungen hatten nur wenige angelegt, Felle waren häufig, auch einen Umhang aus bunten Federn machte er aus.

Gonter zerbrach einen Speer, hackte in einen Arm, trennte ein Ohr ab und knackte einen Schädel. Neben ihm schrie Itena unartikuliert. Eigentlich kämpfte sie ungern mit einem Schild, sie verließ sich lieber auf ihre Beweglichkeit, aber in dieser Lage kam sie nicht ohne den Schutz aus. Mit ihrem Degen stach sie tief, unter der Deckung hindurch, und traf Knie, Waden und Füße. Bol dagegen nutzte seine Kraft immer wieder, um eine Lücke in die anbrandenden Gegner zu drücken, sie zurückzuschleudern und seinen Speer in die Gestolperten zu bohren. Insgesamt wanderte die Stellung von Gonters Rotte mal ein wenig vor, dann wieder zurück, aber sie hielt.

Posaunen schollen über das Gefechtsfeld und forderten die Legion auf, sich beim Feldzeichen zu sammeln. Aber wo sollte das sein? Gonter spähte in den Rauch, der sich immerhin so weit hob, dass die ausladenden Baumkronen zu sehen waren. Das niedrige Gesträuch war abgebrannt, doch den Riesen des Waldes hatte das Feuer nicht mehr angetan, als ihre Rinde anzusengen.

Gonter sah eine Standarte, aber sie zeigte die drei Blitze des Zauberbanners. Wo war die Faust, die einen Turm zerschlug? Oder noch besser der Schmiedehammer im Flammenmeer?

Er entdeckte sie nicht. Also vertraute er darauf, dass sich das Zauberbanner in die richtige Richtung bewegte, und zeigte mit dem Schwert dorthin. »Vorrücken!«

Bol brüllte und warf sich nach vorn, die anderen versuchten, Schritt zu halten.

Die Gegner hatten jedoch so viel Respekt vor dem Hünen gelernt, dass sie eine Gasse bildeten, die sich gleich hinter ihm wieder schloss. Jetzt war Bol umringt.

»Eilan!«, rief Gonter. »Hol ihn raus!«

Aber der Sichelkämpfer hackte auf die Gegner ein, die seinen Kameraden Iskon bedrängten. Die Kampflinie zerfaserte, die Söldner boten mehrere Angriffspunkte.

»Eilan! Zu Bol!«

Der Gerufene trennte eine Hand ab und bohrte die Spitze seiner Sichel gleich darauf in einen Oberschenkel. Ob er den Befehl gehört hatte, war nicht zu entscheiden.

Mehol tat, was nötig war. Der aschblonde Weibel hatte seinen Helm verloren, was ihn jedoch nicht hinderte, seine Gruppe zu einem Keil zu formieren und damit zu Bol durchzudringen. Der Hüne blutete an der Wange, aber es schien nur ein Kratzer zu sein.

Itena klopfte auf Gonters Schulter, um ihn auf etwas aufmerksam zu machen. »Xerohn scheint eine Verteidigungsstellung zu errichten!«

In der Tat standen mehrere Hundert Hellebardiere drei Reihen tief zwischen den Baumriesen. Sie wandten Gonters Rotte den Rücken zu, aber er erkannte, wie die Stangenwaffen mit den Axtblättern immer wieder vorstießen.

Er sah dem Zauberbanner hinterher, das fünfzig Schritt entfernt im Rauch tanzte, kaum noch auszumachen.

»Dritte Rotte!«, rief er. »Zu den Hellebardieren!«

In dieser Richtung trafen sie nicht auf Widerstand, und ihre bisherigen Gegner schienen keine Lust auf eine Verfolgung zu verspüren. Sie waren noch immer ein wilder Haufen von wenigstens fünf Dutzend Kämpfern, die meisten Männer, aber sie sprangen nun durcheinander, schleuderten verkohltes Holz und fauchten zu den Söldnern herüber.

Xerohns Hellebardiere brachten den Gegner zum Stehen, ihr Wall aus wirbelnden Klingen wich keinen Fußbreit, und niemand von ihnen ließ sich hinreißen, einen angeschlagenen Angreifer zu verfolgen. Gonter führte seine Rotte zu einem unförmigen Felsbrocken, der doppelt mannshoch aufragte. Auf diesem unebenen Grund konnten die Hellebardiere ihre Formation nur schlecht zur Geltung bringen.

»Das ist kein Fels«, erkannte er im Näherkommen überrascht.

Es war eine gigantische Wurzel, die sich hier auf zehn Schritt Länge aus dem Boden drückte. Sie gehörte zu einem so riesigen Baum, wie Gonter ihn noch nie gesehen hatte. Seine komplette Rotte hätte sich an den Händen fassen müssen, um ihn zu umspannen. Der Stamm verlor sich im Rauch, die Krone war nur als dunkler Schatten auszumachen.

Nichtsdestotrotz behinderte die Wurzel die Formation der Hellebardiere. Die Krieger des Sturmbanners, die gewohnt waren, in lockerer Aufstellung zu kämpfen, kamen in einem solchen Geländeabschnitt wesentlich besser zurecht.

Die Weibel nutzten die Kampfpause, in der sich keine Gegner in unmittelbarer Nähe zeigten, um die Verletzten zu versorgen. Niemand war so schwer verwundet, dass er nicht mehr hätte kämpfen können, aber fünf Söldner fehlten noch. Gonter hoffte, dass sie im Chaos bei der Ankunft ihre Einheit noch nicht gefunden und sich vorübergehend einem anderen Verband angeschlossen hatten.

Er überlegte, ob er Eilan zurechtweisen sollte, weil er den Befehl ignoriert hatte, Bol herauszuhauen. Der Mann, mit dem er sich vor der Festung Sirsche in den Salzzacken duelliert und dessen Leben er geschont hatte, führte einen Schleifstein entlang der Sichelklinge. Sowohl der Innen- als auch der Außenbogen waren scharf, was einerseits jeden Hieb gefährlich machte, aber andererseits schnell zu Scharten im dünnen Metall führte.

Gonter schüttelte den Kopf. Zwar hatte Eivora ihm eingeschärft, dass Disziplin, Befehl und Gehorsam für jedes Heer unverzichtbar waren, aber das musste bis nach der Schlacht warten. Möglich, dass der nächste Angriff diese Überlegungen überflüssig machte.

Er war nicht der Einzige, den der Riesenbaum beeindruckte. Mehol versuchte mit furchtsamem Blick, den Verlauf der Äste nachzuvollziehen. Im Rauch waren sie nur zu erahnen, aber das reichte, um zu erkennen, dass sie dicker waren als die Stämme der hundertjährigen Bäume, die im Garten vor dem Palast von Gonters Mutter standen.

Die Attacke kam schnell, und diesmal wurde sie nicht nur von schlecht gerüsteten Wilden vorgetragen. Hunde oder Wölfe, so genau ließ sich das nicht bestimmen, begleiteten die Violetthäutigen. Klaffende Schnitte zeugten davon, dass sowohl die Menschen als auch die Tiere bereits im Gefecht gewesen waren, vielleicht an einer anderen Stelle des Sperrgürtels, den die Hellebardiere hielten. Wohl wegen der schlechten Erfahrungen mit drei Reihen hackender und stoßender Klingen schickten sie sich nun an, die Wurzel zu stürmen.

»Achtung!«, rief Gonter, obwohl seine Leute selbst wussten, was zu tun war. Sie griffen ihre Waffen und suchten sich einen festen Stand in Einkerbungen und halbwegs ebenen Bereichen des Untergrunds, wobei sie sich so stellten, dass sie sich gegenseitig nicht behinderten, aber unterstützen konnten.

Die Biester waren schneller als ihre Herren. Ihre Krallen fanden genug Halt, um sich hochzureißen. Geifer flog aus den Fängen, das Nackenfell – lang wie eine Mähne, aber borstig – sträubte sich.

Gonter war versucht, dem ersten Wolf das Schwert tief ins kläffende Maul zu stoßen, entschloss sich dann aber doch für einen waagerechten Hieb, damit die Klinge nicht stecken blieb.

Jaulend kratzte das Tier über die Borke, während es zu Boden stürzte.

Sofort sprang ein anderes an seinen Platz.

Gonter schmetterte ihm den Schild entgegen, er spürte die Wucht, mit der der Schädel dagegenprallte. Ein Stich unter dem Schutz hindurch drang in den weichen Bauch der Bestie. Der Druck ließ nach.

Ein Stein aus einer Schleuder traf Gonters Bein. Der Knochen vibrierte. Gonter biss die Zähne zusammen, er durfte nicht wanken.

Ein Speer schlug in seinen Schild, die Spitze drang zwei Zoll weit durch. Sie konnte ihn nicht ritzen, aber das Gewicht der langen Waffe zog nun seinen Schutz herunter.

»Zurück!«, rief Itena neben ihm.

Er folgte ihrem Rat und machte auf dem unebenen Holz zwei tastende Schritte rückwärts. Dadurch konnte die Kameradin den Speerschaft fassen, ohne ihre eigene Stellung aufzugeben. Sie ruckte zweimal, dann war die Waffe frei. Erst jetzt sah Gonter, dass die Spitze nicht aus Eisen bestand, sondern aus einem gelben Material. Itena schleuderte den Speer auf die Angreifer, die die Wurzel heraufkletterten, und durchbohrte eine Schulter.

Gonter sah, dass einigen Gegnern Schaum vor dem Mund stand. Ihre Wunden schienen sie nicht zu spüren. Ein Mann mit einem dunkelbraunen Wolfsschädel auf dem Kopf blutete heftig aus der Seite, und doch stürzte er sich brüllend auf die Söldner.

In dieser Lage war der Rang ohne Bedeutung, sie alle waren Kameraden in einer Kampflinie. Mit Äxten, Schwertern und Speeren hackten, schlugen und stachen sie auf die Gegner ein. Oft reichte ein Treffer in Wade oder Fuß, um den Angreifer straucheln und zu Boden stürzen zu lassen.

Immer wieder drangen auch die Wölfe vor. Einer von ihnen wühlte sich durch die Lücke zwischen zwei Schilden, seine Fänge schlossen sich um Mehols eiserne Armschiene. Die Zähne kamen nicht durch, aber er rüttelte so heftig, dass er dem Kameraden die Schulter auskugelte.

Gonter verhinderte Schlimmeres, indem er sein spitzes Schwert in die Gurgel der Bestie stieß.

Das tiefe Dröhnen der Hörner tönte durch die Luft, die inzwischen eher feucht als rußig war, obwohl es nicht regnete. Der Rauch sammelte sich in den Baumkronen. Ringsum ragten Stämme auf, und nicht nur der Riesenbaum wies einen erstaunlichen Wuchs auf. Mehrere Bäume waren so gewaltig, dass zehn Söldner eine Kette hätten bilden müssen, um sie zu umschließen. Von den kleineren Gewächsen dagegen waren bestenfalls verschmorte Reste übrig. Die Asche lag dick auf dem Boden, wirbelte bei jedem Schritt der Angreifer auf und klebte auf ihrer violetten Haut. Gonter roch Schweiß und Blut.

Plötzlich zogen sich die Gegner zurück. Die Leichen von Menschen und Wölfen ließen sie liegen, den Schwerverwundeten, die ihnen nicht zu folgen vermochten, gaben sie den Gnadenstoß. Auch ein verletzter Hellebardier, der aus der Kampflinie gerissen worden war und bis jetzt das Glück gehabt hatte, im Getümmel unbeachtet zu bleiben, starb unter dem Hieb einer Krallenkeule, die sein Gesicht zerschlug.

Obwohl die Sicht deutlich besser war als bei ihrer Ankunft, setzten das Dämmerlicht zwischen den Bäumen und die aufwirbelnde Asche ihr Grenzen. Die Wilden waren bald nicht mehr auszumachen.

Itena grinste Gonter heftig atmend an. Ihr verbliebenes Auge blitzte wie ein Saphir, in dem sich das Spiegelbild einer Flamme brach. Ihr Pferdeschwanz hatte sich geöffnet, das schwarze Haar fiel in verklebten Strähnen auf ihre Lederrüstung. »Die haben fürs Erste genug, Prinz.« Sie tippte die Zungenspitze in das Blut an ihrer Degenklinge.

Gonter wusste nicht, wer mit der Marotte begonnen hatte, ihn ›Prinz‹ zu nennen. Die Söldner kokettierten mit seiner Abstammung, obwohl Adel in ihren Reihen nichts zählte.

Der Frieden war trügerisch. »Dritte Rotte – Wunden versorgen!«, befahl Gonter. »Waffen überprüfen!«

Auch die Hellebardiere ordneten ihre Aufstellung neu. Befehle und Meldungen wurden die lange Linie entlang von Weibel zu Weibel gerufen. Während die Kämpfer von Gonters Rotte ihrer Erregung durch Flüche und begeisterte Erzählungen des Geschehenen Luft machten, wechselten die Krieger mit den Stangenwaffen kein überflüssiges Wort. Ein Blick in ihre Gesichter zeigte Stolz und Konzentration.

»Kameraden!«, rief ein Hellebardier herauf, dessen Klinge die Ziselierung einer dornigen Blume zierte. »Wir verlegen zu einer besseren Kampflinie.« Er deutete in die Richtung, die bislang in ihrem Rücken gelegen hatte. Seine Gefährten machten sich bereits auf den Weg.

»In Ordnung!«, bestätigte Gonter. »Wir kommen mit.« Es wäre ohnehin Wahnsinn gewesen, allein die Stellung halten zu wollen. Zudem mussten sie ihre Einheit finden.

Erfreulicherweise gab es noch immer keine ernsthaften Verwundungen in der Rotte. Sie zogen mit den Hellebardieren zu einem lang gestreckten Abhang. Er war nicht tief, kaum mehr als drei Schritt, aber recht steil. Gonter erkannte sofort den Vorteil dieser Geländeformation für die Hellebardiere. Für gewöhnlich stellten sie die Stangen auf und ließen die geschliffenen Blätter ihrer Waffen schräg nach vorn und oben zeigen. Ein Gegner, der sich den Hang herab näherte, lief damit genau in den Wirkungsbereich der Hellebarden.

»Habt ihr das Sturmbanner gesehen?«, fragte Gonter die Kameraden. »Unser Feldzeichen?«

Eine Söldnerin mit einem breiten Bronzering im Ohr bestätigte und zeigte weiter in die Richtung, in die sie verlegt hatten.

Dort standen die Bäume weniger dicht, der Himmel war heller.

Gonter führte seine Rotte dorthin, und tatsächlich sammelten sich die Einheiten des Klingenrauschs auf einem freien Feld. Die Pikeniere standen in großen Pulks, die mit etwas Vorstellungskraft riesigen Igeln ähnelten. Ein Reiter hielt das Feldzeichen der Legion, einen Hammer inmitten von Flammen. Über dieser Standarte hockte Garallo, eine Eisenfigur, die einen spitzzahnig grinsenden Dämon darstellte. Knapp dahinter entdeckte Gonter auch die Abbildung des Turms, in den eine Faust schlug – Grün auf Schwarz.

Hinter ihnen erschollen wieder die Kriegshörner der Wilden. Aber das war jetzt die Aufgabe der Hellebardiere, Gonters Rotte begab sich zum Sturmbanner, um ihre Befehle abzuholen. Dort fanden sie auch drei Söldner aus ihren Reihen, die im Chaos den Weg zu ihnen nicht gefunden und sich stattdessen bei der übergeordneten Einheit eingefunden hatten.

Nirtos Rotte führte das Feldzeichen. Der grauäugige Mann, der Gonter in den vergangenen Wochen die schmutzigen Tricks eines Kampfs jenseits ehrenhafter Vereinbarungen beigebracht hatte, schaute ihm grimmig entgegen. Das war sein üblicher Gesichtsausdruck, er war immer wütend auf die Welt.

»Schön, dich zu sehen«, sagte Gonter trotzdem.

Nirto spie aus. »Kann ja nicht so schlimm sein dort vorne, wenn sogar du ohne eine Schramme davonkommst.«

»Wie ich sehe, ist die Schneide deiner Axt noch trocken«, gab Gonter zurück. »Heute keinen Durst auf Blut?«

Ein schiefes Grinsen brachte Bewegung in die Bartstoppeln auf Nirtos Wangen. »Zum Eingewöhnen schicken wir unseren Gegnern immer zuerst die Anfänger. Wir wollen sie nicht sofort mit echten Kämpfern erschrecken.«

»Verstehe.« Es tat gut, den Schild abzustreifen und auf den Boden zu stellen. »Wo ist Eivora?«

Nirto wandte den Kopf und nickte schräg hinter sich.

Die Kampfherrin des Sturmbanners war eine kleine Frau, aber davon ließ man sich besser nicht täuschen. Obwohl sie mit ihren fünfundzwanzig Jahren jünger als Gonter war, hatte sie ihr halbes Leben auf dem Marsch und auf Schlachtfeldern verbracht. Die zierliche Gestalt setzte der Durchschlagskraft ihrer Hiebe Grenzen, doch mit der kleinen Armbrust, die sie um den linken Unterarm geschnallt trug, schoss sie aus der Drehung heraus auf eine Entfernung von zwanzig Schritt einen Apfel vom Baum.

Gonter ging zu ihr. Er salutierte, indem er die Faust gegen die Brust schlug.

Sie erwiderte den Gruß mit einem Lächeln, in dem grimmige Zufriedenheit lag. Das leichte Kettenhemd klirrte. Ihr schwarzes Haar war so glatt, dass es an einen Helm erinnerte, die nach vorne abstehenden Spitzen ähnelten sogar einem Wangenschutz.

»Dritte Rotte vollzählig bis auf zwei Krieger«, meldete er. »Ich schätze, sie suchen uns noch.«

Eivora nickte knapp. »Verletzte?«

»Nur Kratzer. Wir sind voll einsatzfähig.«

»Gut. Wenn dieser Empfang ein Vorgeschmack auf das ist, was uns in Klataal erwartet, werden wir reichlich zu tun bekommen.«

Vor ihrem Abmarsch hatte man den Kontrakt anders eingeschätzt. Garnisonsdienst galt als ruhige Beschäftigung, auch wenn man eine Grenze zu einer Wildnis voller Kannibalen hin sichern sollte. Die Entlohnung war allerdings auffällig hoch. Sie wurde bei jedem Neumond fällig, und Expeditionen in den Wald bezahlte ihr Dienstherr zusätzlich.

Befehle wurden gerufen, Bewegung kam in die Pikeniere.

»Sucht euch einen Platz hundert Schritt weiter im Hinterland«, befahl Eivora. »Kommt wieder zu Kräften und haltet euch bereit.«

Bestätigend schlug er gegen die Brust.

Sie presste die Zähne aufeinander, als sie ihren Helm aufsetzte. Aglix, ihr Feuersalamander, huschte in den Kragen der Lederrüstung, die sie unter dem Kettengeflecht trug. Sie schloss die obersten Haken.

Aus dem Wald klangen Schreie und das Klirren von Stahl herüber.

Eivoras blaue Augen glänzten wie gebrochenes Eis. Gonter sah ihr an, dass sie sich inmitten der Kampfvorbereitungen wohlfühlte. Er konnte das Zucken ihrer Mundwinkel ebenso deuten wie das leichte Beben ihrer Nasenflügel. Immerhin war er vor ein paar Wochen noch ihr Liebhaber gewesen. Er wusste, dass sie alles, was sie tat, voller Energie anging. Sie hielt nie etwas zurück.

Gonter führte seine Rotte zwischen den Bogenschützen hindurch, die hinter den Pikenieren Aufstellung nahmen. Er überlegte, wo er seine Krieger am besten lagern ließ, um den Fernkämpfern zur Hilfe kommen zu können, sollten die Pikeniere geworfen werden.

Die Hellebardiere zogen sich so geordnet zurück, wie wohl nur Kampfherr Xerohn es seinen Leuten einschleifen konnte. Wenn sich die ersten beiden Reihen nach hinten bewegten, hielten die dritte und vierte stand und ließen Lücken, die gerade groß genug waren, um die Kameraden durchzulassen. Diese bezogen zehn Schritt weiter erneut Stellung, sodass immer abwechselnd verteidigt und bewegt wurde.

Auf diese Weise erreichten die Krieger langsam, aber ohne Blöße die Pikeniere, die ihnen auf den letzten zwanzig Schritt entgegenkamen. Sie drangen jedoch nicht weiter gegen die Wilden vor, die einer brodelnden Masse gleich aus dem Wald drängten.

Den Grund dafür erkannte Gonter, als Kampfherrin Jakena ihre sechshundert Bogenschützen Salven schießen ließ. In einem dichten Schwarm stiegen die Pfeile auf, erreichten den Scheitelpunkt ihrer Kurve über den eigenen Nahkämpfern und hagelten dann auf die Gegner herab. Die Schreie der Verwundeten und Sterbenden gellten noch, als die nächste Salve bereits loszischte.

Die Violetthäutigen flohen Hals über Kopf zurück in den Wald.

An der rechten Flanke lösten sich einige Hundertschaften Pikeniere und nahmen im Laufschritt mit nach vorn gesenkten Spitzen die Verfolgung auf.

Gonter sah sich um, aber die anderen Einheiten des Klingenrauschs hielten ihre Position. Die Bogenschützen verlagerten ihren Beschuss in die Mitte und nach links, um die eigenen Kameraden nicht zu treffen, aber sie fanden ohnehin kaum noch Ziele.

Das Feldzeichen mit Faust und Turm schwenkte in einer kreisförmigen Bewegung. Die Rotten des Sturmbanners sollten sich sammeln.

Als Eivora den Helm abnahm, sah Gonter die Zornesfalten auf ihrer Stirn. »Was ist los?«, raunte er ihr zu. »Wir haben doch mit geringen Verlusten gesiegt?«

»Ja«, knirschte sie. »Und unsere Verluste würden auch unerheblich bleiben, wenn sich Razonn besser beherrschen würde. Ich hoffe, seine Pikeniere rennen nicht in eine Falle.«

Verstehend nickte Gonter. Die zehn Kampfherren des Klingenrauschs waren gleichrangig, seit dem Tod des legendären Kester gab es keinen Flammenbringer, der alle befehligt hätte. Für gewöhnlich sprachen sie sich ab, doch letztlich traf jeder seine eigenen Entscheidungen.

Eivora räusperte sich, bevor sie sich an ihr Banner wandte. »Wir rücken langsam vor! Zuerst sichern wir unsere Verwundeten, dann erst plündern wir die Leichen unserer Gegner. Unsere eigenen Gefallenen nehmen wir auf dem Rückweg mit.«

Gemeinsam mit den drei anderen Rottmeistern bestätigte Gonter den Befehl.

»Und trödelt nicht!«, rief Eivora. »Wir haben höchstens noch zwei Stunden Tageslicht.«

Erst jetzt fiel Gonter auf, dass es auch hier, außerhalb des Waldes, nicht hell war. Ein grauer Nebel lag über dem Land, und er roch nicht nach dem Qualm des Feuers, das den Klingenrausch gerufen hatte.

Mit einem scharfen Knall schlug Atirions Rechte gegen seinen metallenen Harnisch. Söldner grüßten einander mit der Faust auf der Brust, aber der Kampfherr, der die Stabseinheit des Klingenrauschs befehligte, besaß keine rechte Hand mehr. Stattdessen ragte eine scharf geschliffene Stoßklinge aus dem Unterarm.

Eivora trat hinter ihm in das Turmzimmer. Ihre Waden waren vom langen Aufstieg verhärtet. In diesem Land schätzte man offensichtlich hohe Bauten, überall in Faarinar standen Gerüste, auf denen Steinmetze arbeiteten. Die Stadt selbst erhob sich auf einem Hügel über der nebelgefüllten Ebene.

Auch Eivora schlug die Faust an die Brust. Dabei lächelte sie, Aglix’ Füße kitzelten an ihrem Hals, und der Schwanz des Feuersalamanders strich über die Härchen an ihrem Nacken.

Brono erhob sich von einer Steinbank, die zwischen zwei hohen Fenstern aus der Wand hervorkam, und erwiderte den Gruß. Der beleibte, aber dennoch erstaunlich agile Krieger diente als Rottmeister im Sturmbanner. Eivora hatte ihm das Vorauskommando anvertraut, das die Avatar und das Feldzeichen in die Baronie ihres neuen Auftraggebers gebracht hatte. Eine Reise von über zwei Monden, in Rorgator lag Schnee auf dem Ascheland, wenn der Wind nicht gerade die schmelzende Hitze der Vulkane hinübertrug. Der Klingenrausch hatte die Zeit genutzt, um seine Reihen zu füllen und die Ausrüstung zu ergänzen. Nach der Zahl der Helme war die Legion so kampfstark wie selten zuvor.

Allerdings sind viele dabei, die noch nie unter unserem Feldzeichen marschiert sind, warnte sich Eivora vor überzogener Zuversicht. Grüne Rekruten waren trotzdem die wenigsten. Eine Eliteeinheit wie der Klingenrausch akzeptierte beinahe nur solche Bewerber, die bereits andernorts Kampferfahrung gesammelt hatten.

Bronos Äußeres konnte nicht nur wegen der Leibesfülle täuschen. Er pflegte sein Haar mit einer Hingabe, die man sonst nur bei den Betreibern von Etablissements fand, vor denen rote Lampen hingen. Es lag in sorgfältigen Locken, und Wachs gab dem Bart die Form eines Keils. Wer jedoch in seine grauen Augen sah, erkannte sofort, dass er die Ruhe von jemandem besaß, der in vielen Kämpfen gestanden und dem Tod oft begegnet war. »Willkommen in Faarinar.«

Zu seiner dunklen Stimme hätte ein hallendes Gewölbe gepasst, aber dieses Turmzimmer vermittelte den Eindruck von Leichtigkeit. Es war eine hohe, runde Kuppel. Die einzigen Sitzgelegenheiten waren die Steinbänke zwischen den sieben Fenstern, auf jeder davon mochten drei Ungerüstete Platz finden. Neben Brono hätte nur noch eine zierliche Frau wie Eivora sitzen können.

Aglix gluckste an ihrem Ohr.

Sie schmunzelte. Für einen Feuersalamander wäre natürlich auch noch Platz.

Ihre Schritte klackten auf dem Mosaikboden. Tausende Steinchen formten Bilder von Lauten, Flöten, Harfen und Leiern. Die Musikinstrumente schwebten in einem blauen Himmel mit vereinzelten Schäfchenwolken, und zwischen ihnen schlängelten sich bunte Stoffbänder.

»Hier ist es angenehm kühl«, stellte Eivora fest.

Aglix verschwand im Kragen der Lederrüstung, die sie unter dem leichten Kettenhemd trug.

»In dieser Baronie gilt: je höher, desto besser«, bestätigte Brono ihre Vermutung. Sein Kampfhammer, eine mächtige Waffe mit einem schwarz schimmernden Eisenkopf, lehnte an der ockerfarbenen Wand. An zwei Stellen des Schafts gaben Rillen den Händen Halt am roten Eschenholz. Bronos wuchtige Hiebe zertrümmerten so manche Rückenpanzerung, wenn er seinen Gegner mit einer schnellen Bewegung überraschte und hinter ihn kam.

Eivora hörte zu, während Atirion Brono über die Beschaffenheit des Landes befragte, über die Marschtauglichkeit des Geländes und die Witterung. Offenbar regnete es hier jeden Tag, manchmal sogar zweimal, aber niemals länger als eine Stunde. Der Niederschlag tat der Wärme keinen Abbruch. Das würde den Söldnern nichts ausmachen, sie waren die Hitze aus Rorgator gewohnt.

Die sieben Fenster des Turmzimmers zogen sich beinahe bis zur Spitze, sodass sie sich dort fast berührten. Mehr noch als ihre Höhe von über zehn Schritt beeindruckte Eivora die Wölbung. Oben bogen sie sich nach innen, um die Kuppelform nachzuvollziehen. In der Metropole der Söldner arbeiteten die Handwerker auf den Baustellen bevorzugt mit Stein und Metall. So zerbrechliches Werk zu schaffen, es auf diese Höhe zu transportieren und passgenau einzusetzen, bewies eine hohe Meisterschaft. Jede der unterschiedlich getönten Scheiben war aus einem Stück gefertigt. Nachträglich hatte man Öffnungen hineingeschnitten, mit Bleirahmen verstärkt und kleinere Fenster eingesetzt, die sich öffnen ließen. Durch sie drang der Lärm der in dieser Stadt allgegenwärtigen Bautätigkeit herein. Die Hammerschläge, das Knarren der Flaschenzüge und das Gebrüll der Vorarbeiter hätten mühelos ein Gefecht unten in den Gassen übertönt. Aber natürlich war das eine unbegründete Sorge, ein Angriff hätte alle friedlichen Arbeiten sofort zum Erliegen gebracht.

Eivora betastete die grünliche Glasscheibe, hinter der die Morgensonne über dem Nebel stand. Das Material war kühl, und auch wenn es im Innern ein paar Lufteinschlüsse gab, bot es ihren gleitenden Fingerkuppen keinen Widerstand.

»Faarinar war ein unbedeutender Fürstensitz, bis Horold den Thron von Klataal bestieg«, erklärte Brono gerade. »Danach wurde es wichtiger, weil sich der neue Baron für den Jade interessiert, den sie aus dem Urwald von Arzulan holen.« Er zeigte auf den einzigen Einrichtungsgegenstand des Turmzimmers.

In der Mitte, wo in einem ebenerdigen Raum vielleicht ein Springbrunnen gesprudelt hätte, erhob sich ein Kunstwerk, das ebenfalls den Eindruck vermittelte, es spiele mit der Schwerkraft. Feine Stangen und Drähte hielten viele Hundert grüne Steine. Manche waren so klein wie Kiesel, die in einen Schuh rutschten, andere glichen Münzen oder waren als Tropfen geformt. Der leichte Windzug bewegte die Bestandteile des unregelmäßigen Gebildes, das Atirion um Haupteslänge überragte, wobei der Jade so leise klackte, dass das Geräusch dem Knistern von Regen auf einem Strohdach ähnelte.

»Dieser Palast hier«, fuhr Brono fort, »ist eines der wenigen Gebäude, das schon ein paar Jahrzehnte steht. Eigentlich ist Faarinar eine Kleinstadt am Rande der Baronie, ein trotziges Zeichen, dass man auch jenseits des Bontan Territorium beansprucht.«

»Und wir sind hier, weil sich dieser Anspruch nun ausdehnt«, stellte Eivora fest.

Ihr Interesse wanderte von den Fenstern zum Kunstwerk in der Raummitte. Zwar konnte sie nicht erkennen, was es darstellen sollte – es ähnelte grob einer Tanne, war dafür jedoch zu unregelmäßig geformt –, aber sie sah die Stäbe im Innern funkeln. Bestanden sie etwa aus Silber? Ihr Glänzen glich dem der Münzen, die sie im Keller ihres Turms hortete.

»Die Hauptstadt ist noch immer Klaaholt«, setzte Brono seinen Bericht fort, »aber da sich Baron Horold seit einem halben Jahr hier aufhält, zieht es die Höflinge ebenfalls nach Faarinar.«

»Und jeder von denen will seinen eigenen Palast«, vermutete Atirion.

»Mit einem möglichst hohen Turm.« Brono grinste, wodurch die Spitze seines Kinnbarts wippte.

»Das wird den Stadtfürsten doch sicher freuen«, meinte Eivora.

»Er ist verschwunden.« Das schwarze Leder seiner Rüstung knirschte, als Brono die Arme auf dem Rücken verschränkte. Vor der Brust verstärkte eine ovale Eisenplatte die Panzerung. Die in jedem Windzug schwebende Weste aus luftiger weißer Seide bildete einen gewagten Gegensatz dazu, aber niemand erdreistete sich, den gewichtigen Rottmeister bei der Auswahl seiner Kleidung zu beraten. »Zu gierig geworden, wenn ihr mich fragt«, meinte er. »Er ist in den Urwald aufgebrochen, um sich eine ertragreiche Jademine zu sichern, die es dort angeblich gibt. Aber er kam nicht mehr zurück.«

»Er hätte eben auf uns warten sollen«, versetzte Atirion.

»Gut möglich, dass sein Verschwinden Baron Horold veranlasst hat, fähige Klingen anzuheuern«, meinte Brono.

»Waren die beiden befreundet?« Eivora glaubte nun wirklich, dass die Stangen aus Silber bestanden. Sie suchte nach einer Stelle, an der sie die Jadescheibchen auseinanderschieben könnte, um das Metall zu berühren.

Brono zuckte mit den Achseln, wodurch die Schulterstücke seines Harnischs klapperten. »Das kann ich nicht sagen. Horold scheint mit sehr vielen Leuten befreundet zu sein und zugleich mit niemandem.«

»Der Preis der Macht.« Eivora wusste, wovon sie sprach. In dieser Hinsicht lagen Welten zwischen ihrem früheren Leben und ihrem jetzigen, in dem sie eine Kampfherrin war.

Schritte auf der Treppe kündigten ihren Auftraggeber an.

Baron Horold war ein dünner Mann, der besonders hager wirkte, weil er so groß war. Sein weit geschnittenes, kleidartiges Gewand umschlackerte ihn wie ein loses Segel einen Mast. Es bestand aus rotem glänzendem Stoff, in dem Splitter von Edelsteinen funkelten. Die gezackte Krone auf seinem länglichen Kopf war so dünn aus Jade geschnitten, dass Licht durch den Stein drang und die Äderung betonte.

Eivora schätzte, dass Horold noch keine drei Jahrzehnte gesehen hatte. Es hätte sie überrascht, wenn er fünf Jahre älter als sie gewesen wäre. Die Augen lagen so tief in den Höhlen, dass sie ihre Farbe nicht sofort erkannte. Mehrere Muttermale sprenkelten die mit einer Vielzahl von Ringen geschmückten Hände und die freien Stellen des Gesichts. Das blonde Haupthaar des Barons war ebenso schütter wie der Bart. Sein breites, aber dennoch unsicheres Lächeln brachte die Wangen in Bewegung wie einen abgewetzten Teppich, auf dem jemand ausrutschte.

»Der Überfall auf Eure Truppen stimmt mich untröstlich!« Horolds Stimme war überraschend tief, beinahe wie die von Brono. Er breitete die Arme aus, die Ringe funkelten.

Hinter ihm betraten drei Krieger den Raum. Ihre Rüstungen setzten auf Beweglichkeit, hart gepanzert waren nur Rumpf und Schultern. Die Harnische waren offensichtlich auf zeremoniellen Gebrauch ausgelegt, die Umrisse der Metallplatten drückten sich durch den roten Stoff. Jadeschmuck an der Brust mochte auf Verdienste oder einen Rang hinweisen. Ärmel und Hosen waren schwarz, ebenso wie die Stiefel.

Unwillkürlich versuchte Eivora, die Kämpfer einzuschätzen. Als zwei von ihnen neben der Tür Posten bezogen, ließen sie die Knie leicht gebeugt und stellten die Füße hüftbreit auseinander. Eine neutrale Position, die Bewegungen in jede Richtung erlaubte. Die Gesichter waren aufmerksam, aber nicht nervös. Seltsam erschienen die Waffen, beide hielten jeweils drei Stäbe in der rechten Hand, zwei davon aus Holz, einer aus Eisen. Eivora entdeckte keine Schneiden oder Spitzen an den schrittlangen Stangen.

Der dritte Krieger hatte ebenfalls drei Stäbe dabei, trug sie aber in einem kleinen Bündel, das über seine rechte Schulter ragte, ähnlich, wie ein Bogenschütze Pfeile in einem Köcher mit sich führte. In den Händen hielt er einen kopfgroßen Beutel aus grünem Samt.

Baron Horold blieb mit ausgebreiteten Armen stehen. Ob er erwartete, dass sich jemand an seine dürre Brust warf?

Der Gedanke erschien Eivora dermaßen absurd, dass sie ein aufsteigendes Lachen in einem Räuspern verbarg.

»Ich bin ratlos«, er klatschte in die Hände, »wie es den Wilden gelingen konnte, Eure Legion direkt bei ihrem Auftauchen anzugreifen.«

»Das fragen wir uns auch«, entgegnete Atirion trocken.

Horold betrachtete die Klinge, die aus dem Arm des Kampfherrn ragte, und wrang die Hände. Die Ringe an seinen Fingern klackten.

»Wir haben ein Sicherungskommando in den Wald geschickt«, berichtete der Baron. »Fünfhundert Mann. Für unsere Verhältnisse ist das recht viel. Sie wurden an zwei Stellen aufgerieben, und der Feind schlüpfte durch.«

Eivora lüpfte eine Braue. »Haben sie alle Krieger getötet, die Feindkontakt hatten?«

»Nein.« Horold schüttelte den Kopf. »Aber ich werde die Überlebenden selbstverständlich hinrichten lassen. Meine Leoparden werden sie zerfleischen, zur Abschreckung für alle, die glauben, ihren Auftrag nicht ausführen zu müssen.«

»Exempel sind wichtig, um die Disziplin aufrechtzuerhalten«, gestand Eivora zu. »Aber es wäre mir sehr recht, wenn wir die Überlebenden verhören könnten.«

Horolds Augen verengten sich. »Aus welchem Grund?«

»Unsere Gegner haben niemanden auf dem Schlachtfeld zurückgelassen. Wir haben keine Gefangenen. Es ist jedoch wichtig, dass wir möglichst schnell lernen, mit wem wir es an der Grenze zu tun bekommen.«

Der Baron überlegte kurz. Dann schwappte wieder das Lächeln über sein Gesicht. »Wenn ich Euch eine Freude damit mache und es unserer Sache dient, will ich Euch gern ein paar von ihnen überlassen.«

»Gibt es hier Räumlichkeiten, die sich dafür eignen?«

»Ihr meint Kerkerzellen?«

»Die wären uns sehr recht«, stimmte Eivora zu.

»Ich fürchte, dem Stadtfürsten verdarb das Geschrei der Gefangenen den Appetit. Dieser Palast hat kein Verlies.«

»Aber in Faarinar muss es eine Möglichkeit geben, jemanden festzuhalten.«

»Gewiss.« Horold kratzte durch seinen Bart. »Den Schuldturm.«

»Vielleicht könnte mein Rottmeister«, sie deutete auf Brono, »ihn inspizieren?«

»Natürlich, wir …« Horold drehte sich dem Soldaten mit dem Beutel zu, der ihm seine Last übergab. »Mein guter Feilas wird Eurem Mann gern alles zeigen.«

Der Krieger, in dessen Haar sich das erste Grau mischte, nickte Brono zu. Eivora sah jetzt, dass die Stäbe, die er auf dem Rücken trug, durch kurze Ketten miteinander verbunden waren. Sie bildeten eine Gliederwaffe mit drei Segmenten. Das mittlere bestand aus Eisen und eignete sich somit, eine Klinge zu blocken. Die äußeren waren aus Holz, womit man Gewicht sparte und Schnelligkeit gewann. Sie war neugierig darauf, diese Waffe im Einsatz zu sehen.

Ein stummer Blick in Bronos Augen, während er seinen Kampfhammer an sich nahm, genügte, um ihn zu ermahnen, die Räumlichkeiten nicht nur daraufhin zu prüfen, ob man dort jemanden nachdrücklich befragen konnte. Die Möglichkeiten, die die Legion dafür besaß, erforderten lediglich ein paar Fackeln zur Unterstützung der Argumente. Aber ein Kerker war naturgemäß eine gut geschützte Anlage, und sie brauchten einen solchen Ort, um den Blitzstein zu lagern. Neben dem Schwertfeuer war dieses Artefakt der wertvollste Besitz der Legion. Zuletzt war es in Ygôda zum Einsatz gekommen, wo es die titanische Stadtmauer zertrümmert hatte.

Während Feilas und Brono sie verließen, setzte sich Horold auf das Mosaik und stellte den Beutel vor sich ab. Mit einem Zug löste er die Kordel, die ihn verschloss.

»Es würde mich schmerzen, wenn ein Groll aus diesem unglücklichen Beginn zurückbliebe.« Er hob einige Jadescheiben aus dem Beutel und ließ sie klappernd zurückfallen. »Ich hoffe, dieses Geschenk wird Euch versöhnen.«

Das Geräusch weckte Aglix’ Neugier, vielleicht erinnerte es den Lurch an die Silbermünzen, aus denen Eivora Hügel und kleine Burgen für ihn baute. Er huschte aus dem Kragen und auf ihre Schulter.

»Was Ihr den erschlagenen Feinden abgenommen habt, dürft Ihr selbstverständlich auch behalten.«

Eivora versicherte sich mit einem Blick zu Atirion, dass dieser zustimmte, bevor sie nickte. »Das ist sehr freundlich von Euch.« Jedenfalls, was den Jade betrifft, den Ihr mitgebracht habt. Dass uns die Beute aus allen Kämpfen zusteht, ist bereits im Kontrakt niedergelegt. Vielleicht sollte sie das von seinen Unterhändlern gesiegelte Dokument in allen Einzelheiten mit ihm durchgehen. Aber im Moment gab es Dringlicheres.

Es schien unpassend zu stehen, wenn der Auftraggeber auf dem Boden saß. Die beiden Kampfherren ließen sich ihm gegenüber nieder.

»Wenn es Euch recht ist«, begann Atirion, »wäre uns daran gelegen, möglichst bald die Versorgung der Truppe zu klären.«

»Was ist dabei unklar?«, fragte Horold.

»Unsere Vorräte reichen für eine Woche«, erläuterte der Kampfherr der Stabseinheit. »Danach müssen wir viertausend Krieger aus dem versorgen, was Eure Baronie hergibt.«

»Dann wird es geschehen.«