Hinweis:
Wir haben uns bemüht, mit unserer Übersetzung sehr nah am russischen Originaltext zu bleiben, der an einigen Stellen jedoch eigenwillige Neologismen und eine recht bilderreiche Terminologie beinhaltet. Wir haben uns bemüht, dieser in der Übersetzung Rechnung zu tragen und sie in angemessener Weise im Deutschen wiederzugeben. Wenn Sie daher bei Ihrer Lektüre haüfiger auf Wortneubildungen stoßen, so hoffen wir, damit in Ihrem Interesse gehandelt zu haben, indem wir die Übersetzung so wortgetreu wie möglich gehalten haben.
Titel der Originalausgabe Вершитель реальности
Copyright © der Originalausgabe 2009 VES Publishing Group, St. Petersburg
Alle Rechte vorbehalten.
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ISBN 978-3-89845-445-2 (Print)
ISBN 978-3-89845-886-3 (E-Book)
1. Auflage 2019
Übersetzung: Helmut Kunkel
Gestaltung & Satz: XPresentation, Güllesheim
Silberschnur Verlag • Steinstraße 1 • D-56593 Güllesheim
www.silberschnur.de • E-Mail: info@silberschnur.de
INHALT
EINLEITUNG
DIE REALITÄT DES DUALEN SPIEGELS
DER TOD DES PROGRAMMIERERS
DIE SPIEGELGALERIE
DAS GEHEMMTE PENDEL
DIE FREMDE ABSICHT
TRANSSURFING PUR
DIE SONNE EINHOLEN
PARADOXE SITUATIONEN
GESCHENKE UND KOMPLIMENTE
DIE VITALKÜCHE
DER TROLLEYBUS DER BEOBACHTER
HERR DES BIERES
DER MORD AN DEN TIEREN
DER TRIUMPH DES ABSURDEN
DIE SCHLACHT DER PENDEL
DER VARIANTENRAUM
DER MUT DER GÖTTER
DIE ZAGHAFTIGKEIT DER ZAUBERER
DAS KORRIGIEREN DER REALITÄT
DIE STILLE DER EWIGKEIT
DIE KRAFT DER TRÄUME
DIE KOORDINIERUNG DES OPTIMISMUS
EIN IMPFSTOFF GEGEN DEN ABERGLAUBEN
DIE GESETZMÄSSIGKEIT DES KONTRASTS
ZIEL UND RECHT
DAS KARUSSELL DES AUFSEHERS
GLOSSAR
EINLEITUNG
Liebe Leserinnen und Leser!
Dieses Buch hat rein gar nichts mit dem Reich der Fantasie zu tun. Die Alltagswelt präsentiert sich hier in einem neuen, ungewohnten Gewand, das sie seltsamer erscheinen lässt als jede Magie. Überzeugen Sie sich davon, dass unsere Umwelt ganz anders ist, als wir sie zu sehen gewohnt sind.
Bei all ihrer Vielfalt verfügt die Realität über eine klar ausgeprägte Spiegelsymmetrie. Das duale Wesen unserer Welt zeigt sich überall: links und rechts, oben und unten, Seele und Verstand, lebendig und tot, schwarz und weiß, handfest und illusorisch. Dieser Dualismus ist die Grundlage eines uralten Gegensatzes, nämlich der Weltanschauung des Idealismus und der des Materialismus.
Was ist unsere Welt nun eigentlich: ein mechanistisches System oder eine virtuelle Illusion? Wenn wir nur in einer Richtung nach Antworten suchen, stoßen wir auf viele Widersprüche und Paradoxe. Eine sogenannte goldene Mitte gibt es auch nicht – das wäre ein allzu verschwommenes Wirrwarr. Wo aber ist die Wahrheit zu finden?
Auf der Suche nach einer Lösung wollen wir einen etwas ungewöhnlichen Weg einschlagen. Als Antwort auf die Frage »Was ist die Realität – dies oder jenes?« werden wir uns an ein nicht alltägliches Postulat halten: »Sowohl dies als auch jenes.« Die Wahrheit liegt nicht in der Mitte, sondern vielmehr in sich überschneidenden Grenzbereichen der multidimensionalen Realität. Parallel zum materiellen Universum existiert eine Spiegelreflexion – nicht greifbar und unsichtbar, aber ebenfalls eine reale Welt, deren Präsenz in unerklärlichen Phänomenen zum Ausdruck kommt. Am Berührungspunkt dieser zwei Welten wird die Realität nicht nur verständlich, sondern seltsamerweise auch lenkbar.
Es ist ja eine Eigenart des Menschen, in Extreme zu verfallen, und daher versucht er, je nach seiner Weltanschauung, eine Lösung seiner Probleme entweder in der materiellen Wirklichkeit oder auf dem Gebiet der Metaphysik zu finden. Doch in keinem der beiden Bereiche wird er in befriedigendem Maße fündig. Der Mensch untersteht der Macht der Umstände – sein Leben läuft ab wie ein Traum, auf den er keinen Einfluss hat. Und doch gibt es eine grundlegend andere Art, mit der Welt umzugehen – das sogenannte Transsurfing, von dem dieses Buch handelt. Das Wesen dieser Methode besteht darin, beide Seiten der dualen Welt im Auge zu behalten und bestimmte Regeln zu befolgen, um so einen Zugriff auf die Steuerung des Laufs der Dinge zu bekommen. Die Realität hört dann auf, sich wie etwas Äußerliches, von uns Unabhängiges zu verhalten, und wir erlangen die Fähigkeit, sie unserem Willen unterzuordnen.
Wahrscheinlich haben Sie schon davon gehört, dass die Energie der Gedanken nicht spurlos verloren geht – sie hat zweifellos einen Einfluss auf die Umwelt. Doch wie können wir uns diese Energie zunutze machen? Warum gehen unsere Wünsche nicht in Erfüllung, wohingegen unsere schlimmsten Erwartungen wahr werden? Wie kommt es, dass die bekannten Methoden der Wunschvisualisierung mal funktionieren, mal aber auch nicht?
Der springende Punkt ist ein fehlendes Glied, ohne das jede esoterische Praxis vergebliche Mühe bleibt. Dabei ist das Ganze mittlerweile ein offenes Geheimnis, und es ist so unglaublich einfach, dass es schwerfällt, daran zu glauben. In diesem Buch finden Sie die Antwort darauf, was jenes fehlende Glied ist. Mit dem Schlüssel zur steuerbaren Realität in der Hand wird sich Ihnen eine Welt eröffnen, in der das Unmögliche möglich wird.
Dieses Buch ist auf der Grundlage von Leserbriefen entstanden. Leute, die Transsurfing ausprobiert haben, haben mir geschrieben. Sie alle haben mir voller Staunen von den unglaublichen Veränderungen berichtet, die in ihrem Leben stattgefunden hatten: Lästige Probleme lösten sich in Wohlgefallen auf, Türen, die zuvor hoffnungslos geschlossen schienen, öffneten sich auf einmal. Die Mitmenschen bringen einem aus unerkenntlichen Gründen plötzlich mehr Wohlwollen entgegen. Die Realität wechselt buchstäblich vor unseren eigenen Augen ihre Gestalt. Unsere Gedanken nehmen auf völlig unbegreifliche Weise reale Formen an.
Falls Sie mit diesem Buch zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem Transsurfing machen, so können Sie hinten im Glossar Fachbegriffe nachschlagen. Eine ausführliche Darlegung der Prinzipien der Realitätssteuerung finden Sie in den Büchern Transsurfing. Die Realität ist steuerbar und Transsurfing 5. Die Realität auf den Kopf gestellt. Vieles von dem, was Sie lesen werden, mag Ihnen sehr ungewöhnlich vorkommen, doch halten Sie sich stets vor Augen: Hier ist nichts erfunden, alles ist wahr und echt.
DIE REALITÄT DES DUALEN SPIEGELS
Eines der gewöhnlichsten und zugleich rätselhaftesten Phänomene im Leben des Menschen ist der Traum. Wir verbringen ein Drittel unseres Lebens im Schlaf. Alles, was in diesem Grenzzustand geschieht, ist bislang von Geheimnissen umwoben. Die wissenschaftliche Forschung erklärt zu diesem Gebiet kaum etwas. Philosophen, die dieses Phänomen deuten, neigen zu extremen Ansichten. Einige sagen, Träume seien Illusionen, andere behaupten, sogar unser Leben selbst sei nichts weiter als ein Traum. Wer hat recht?
Als esoterische Lehre geht das Transsurfing diese Frage von einer anderen Seite an. Stellt sich unser Verstand die Träume tatsächlich einfach vor? Einerseits sind Ereignisse, die sich im Traum abspielen, virtuell, doch andererseits wirken sie so real, dass der Träumende sie stets für Wirklichkeit hält. Bekanntlich kann man im Traum Bilder sehen, die nicht von unserer Welt zu sein scheinen. Dabei ist ganz klar, dass man solche Dinge im normalen Leben unmöglich sehen kann. Wenn Träume Nachbildungen der Realität sind, hergestellt von unserem Gehirn, woher kommen dann diese unvorstellbaren Bilder?
Eine Hypothese besagt, dass das Gehirn die Träume fabriziert und während des Schlafes jene Bilder so wahrnimmt wie im Wachzustand. Das ist aber tatsächlich nicht mehr als eine Hypothese. Bisher konnte niemand beweisen, dass dies der Fall ist. Im Modell des Transsurfings gibt es eine ganz andere Deutung: Das Unterbewusstsein selbst stellt sich nichts vor, sondern schließt sich direkt an den Variantenraum an, wo die Information enthalten ist. Der Variantenraum ist ein Informationsfeld, in dem die Drehbücher aller möglichen Ereignisse gespeichert sind. Die Menge der Varianten ist unendlich groß, so groß wie die Menge möglicher Punkte in einem Diagramm. Im Variantenraum ist alles aufgezeichnet, was war, was ist und was sein wird.
Ziehen Sie jetzt bitte keine voreiligen skeptischen Schlüsse. Betrachten Sie aufmerksam irgendeinen Gegenstand, dann schließen Sie die Augen und versuchen Sie, ihn sich vorzustellen. Selbst wenn Sie ein Meister der Visualisierung sind, werden Sie den Gegenstand mit geschlossenen Augen nicht so »sehen« können wie mit offenen Augen. Die Form, die Ihr Gehirn sich eingeprägt hat, ist nur ein Foto von sehr schlechter Qualität. Wir wollen einmal annehmen, das Gehirn speichert ein solches Foto als Anordnung einer Neuronengruppe. Um dann aber alle im Gedächtnis gespeicherten Fotos wiederzugeben, gäbe es gar nicht genügend Neuronen, auch wenn es sie in riesiger Anzahl gibt.
Wenn unsere Erinnerungen und Träume eine Wiedergabe dessen sind, was in den Neuronen aufgezeichnet ist, wie viele von ihnen müssten dann in unserem Gehirn sein? Im Transsurfing wird der Widerspruch damit erklärt, dass Neuronen keine Informationsträger sind wie die Bits im Computer. Das Gehirn speichert nicht Informationen, sondern eine gewisse Ähnlichkeit von Informationsadressen im Variantenraum.
Möglicherweise hat das Gehirn die Fähigkeit, eine begrenzte Menge an Informationen zu speichern. Doch selbst als vollkommenes biologisches System kann es nicht alles behalten, was wir aus unserem Gedächtnis wiedergeben können. Insbesondere kann es keine vollkommene virtuelle Realität wie einen Traum kreieren. Dabei sollte man sich nicht von dem schwachen Argument einlullen lassen, das Gehirn erwerbe im abgeschalteten Zustand angeblich die Fähigkeit, vorgestellte Bilder deutlich wahrzunehmen.
Wir wollen einmal alles Bewusste in der Psyche des Menschen dem Verstand zuordnen und alles Unterbewusste der Seele. Dann könnte man sagen, dass ein Traum eine Reise der Seele durch den Variantenraum ist. Die Seele hat direkten Zugriff auf das Informationsfeld, in dem alle Drehbücher und Bühnenbilder stationär gespeichert sind, so wie einzelne Bilder auf einem Film. Der Verstand stellt sich seine Träume nicht vor – er sieht sie wirklich. Wir haben es also ganz und gar nicht mit Illusionen zu tun, sondern mit einem realen Filmstreifen davon, was in der Vergangenheit oder in der Zukunft geschehen könnte.
In unseren Träumen sehen wir alle möglichen Ereignisse, aber da es eine unendliche Vielfalt potenzieller Varianten gibt, ist es nicht garantiert, dass unser Traum eine Beziehung zur Wirklichkeit hat. Jedes Geschehnis, das in unserer realen Welt stattfindet, stellt die materielle Realisierung einer Menge von Varianten dar. Die materielle Welt vermischt sich mit dem unendlichen Variantenraum, so wie das Einzelbild eines Filmes mit dem laufenden Film. Das Resultat ist das Phänomen der Bewegung der Materie innerhalb der Zeit.
Es mag schwierig erscheinen, hieran zu glauben. Wo soll dieser Variantenraum sein? Und wie soll das alles überhaupt möglich sein? Von unserer dreidimensionalen Warte aus betrachtet, befindet sich der Variantenraum gleichzeitig überall und nirgends. Er mag jenseits des Universums sein oder in Ihrer Kaffeetasse. Auf jeden Fall nicht in der dritten Dimension. Dennoch ist der Zugriff auf dieses Informationsfeld prinzipiell möglich, denn genau von dort kommen intuitives Wissen und Hellsichtigkeit. Der Verstand ist nicht in der Lage, etwas wirklich Neues zu erschaffen. Er kann lediglich aus alten Ziegelsteinen ein neues Haus erbauen. Der Verstand bezieht alle wissenschaftlichen Erkenntnisse und die Meisterwerke der Kunst mithilfe der Seele aus dem Variantenraum.
Gibt es aber so etwas wie eine Brücke zwischen Traum und Realität? Solange wir schlafen, kommt es uns nicht in den Sinn, das Geschehen kritisch zu betrachten. Im Traum nimmt die Realität auffallend natürlich Form an. Obwohl dort die wunderlichsten Dinge geschehen, nehmen wir dies als ganz normal wahr. Im Traum befindet sich der Mensch vollständig in der Macht der Umstände. Der Traum überkommt ihn, und er kann nichts daran ändern.
Im unbewussten Traum übt der Verstand keine Kontrolle über die Seele aus – er sieht zu wie in einem Kinofilm. Gleichzeitig erlebt er das Gesehene, und diese Erlebnisse werden an die Seele übertragen, die sich sogleich auf den bestimmten Sektor des Variantenraumes einstellt. Auf diese Weise ändert sich das Drehbuch im Lauf der Geschehnisse dynamisch. Die Bühnenbilder und die handelnden Personen werden augenblicklich dem geänderten Drehbuch angepasst. Das Vorstellungsvermögen nimmt also am Traum teil, aber nur als Ideengenerator.
Manchmal jedoch, wenn wir Glück haben, wird uns irgendwann einmal bewusst, dass wir träumen. In diesem Fall wird aus dem unbewussten Traum ein bewusster Traum. Der Mensch nimmt wie in einem virtuellen Spiel an dem bewussten Traum teil und erkennt, dass es nur ein Traum ist. Sollte Ihnen das noch nie passiert sein und Sie hören das erste Mal davon, dann sollten Sie nicht daran zweifeln – das ist keine Fantasievorstellung. Über bewusste Träume sind viele Bücher geschrieben worden, und es gibt viele Leute, die sich mit Begeisterung und intensiv mit diesem Thema beschäftigen.
Sobald man erkennt, dass man nur träumt, eröffnen sich einem seltsame Fähigkeiten. Im bewussten Traum gibt es nichts Unerfüllbares. Man kann den Lauf der Dinge steuern und Unglaubliches tun – zum Beispiel fliegen. Doch selbst im Traum ist nicht allein der Wunsch, sich in die Lüfte zu erheben, ausreichend. Was realisiert wird, ist nicht der Wunsch, sondern die Ausrichtung auf ein Ziel. Nicht die Gedanken spinnen den Wunsch, sondern etwas anderes – etwas, was mit Worten schwer zu beschreiben ist. Diese Kraft steht hinter den Kulissen der Bühne, auf der das Spiel der Gedanken abläuft. Und dennoch steckt darin das entscheidende Momentum. Sie haben wahrscheinlich schon erraten, dass es um die Absicht geht. Die Absicht lässt sich in etwa definieren als die Entschlossenheit, zu haben und zu handeln.
Der Wunsch allein führt zu nichts. Doch je stärker der Wunsch, desto größer die Aussichten auf Erfolg. Wenn Sie sich im Traum wünschen zu fliegen und dann darüber nachdenken, ob das möglich ist oder nicht, werden Sie nichts erreichen. Um zu fliegen, müssen Sie sich einfach kraft Ihrer Absicht in die Luft erheben. Die Wahl eines beliebigen Drehbuchs im Traum wird nicht durch den Wunsch realisiert, sondern durch die feste Ausrichtung auf die Erlangung des Ziels. Denken und wünschen Sie nicht, sondern seien Sie entschlossen, zu haben und zu handeln.
Die Absicht ist jene Triebkraft, die im bewussten Traum das Drehbuch gestaltet. Doch es fragt sich: Warum werden auch unsere Befürchtungen Wirklichkeit? Kann man von ihnen etwa als einer Absicht sprechen? Nicht nur in unseren Träumen, sondern auch im richtigen Leben werden wir stets von Drehbüchern unserer Befürchtungen und Sorgen sowie auch unseres Neides und unseres Hasses verfolgt. Wenn ich etwas nicht will, plane ich dann etwa, es zu haben? Dennoch bekommen wir genau das, was wir mit aller Kraft zu vermeiden suchen. Bedeutet das, dass die Ausrichtung unseres Wunsches keine Bedeutung hat? Die Lösung dieses Rätsels steckt in einer noch mysteriöseren und mächtigeren Kraft, genannt die äußere Absicht.
Die Absicht, mit aller Kraft etwas zu erreichen, ist bekannt – das ist die innere Absicht. Es ist viel schwieriger, kraft des eigenen Willens seine Handlungen auf die äußere Welt zu übertragen. Der Begriff der äußeren Absicht ist untrennbar mit dem Variantenraum verbunden. Normalerweise werden alle Manipulationen von Zeit, Raum und Materie, die sich nicht logisch erklären lassen, als Magie oder paranormale Erscheinungen erachtet. Die Absicht wird deshalb äußere Absicht genannt, weil sie sich außerhalb des Menschen befindet und sich folglich seinem Verstand nicht beugt. Allerdings kann der Mensch in bestimmten Bewusstseinszuständen dennoch Gebrauch von ihr machen. Wem es gelingt, diese mächtige Kraft seinem Willen unterzuordnen, der kann unglaubliche Dinge zustande bringen. Mithilfe dieser Kraft errichteten die Magier der Antike die ägyptischen Pyramiden und schufen weitere ähnliche Wunderwerke.
Wenn Sie versuchen, mit Gedankenkraft einen Bleistift zu bewegen, wird sich nichts tun. Haben Sie aber die feste Absicht, sich vorzustellen, dass er sich bewegt, dann werden Sie möglicherweise etwas erreichen. Angenommen, Sie schaffen es tatsächlich, den Bleistift zu bewegen (Extrasensorikern gelingt ja bisweilen so etwas). Mag sein, dass es recht meschugge klingt, was ich jetzt sage, aber: Der Bleistift bewegt sich in Wirklichkeit gar nicht! Gleichzeitig ist es aber auch nicht so, dass Sie sich einfach nur täuschen. Im ersten Fall versuchen Sie, den Bleistift mit gedanklicher Energie zu bewegen. Diese Energie reicht nicht aus, um den Gegenstand zu verschieben. Im zweiten Fall gleiten Sie zu Sektoren des Variantenraums, wo der Bleistift andere Positionen einnimmt. Verstehen Sie den Unterschied?
Der Bleistift liegt auf dem Tisch. Kraft Ihrer Absicht stellen Sie sich vor, dass er beginnt, sich zu bewegen. Ihre Absicht tastet die Raumsektoren ab, in denen der Bleistift immer neue Positionen innehat. Wenn Ihre gedankliche Ausstrahlung stark genug ist, wird der Bleistift sich nacheinander an neuen Positionen des realen Raumes materialisieren. Dabei bewegt sich die individuelle »Schicht des Bleistifts«, während die übrigen Schichten, einschließlich der des Beobachters, unbeweglich bleiben. Was sich bewegt, ist nicht der Gegenstand, sondern dessen Realisierung im Variantenraum. Auf diesem Prinzip beruht die Bewegung der sogenannten unidentifizierten Flugobjekte, für die die Gesetze der Physik (insbesondere das der Massenträgheit) nicht zu existieren scheinen.
Es ist nicht verwunderlich, wenn Sie mit Telekinese nichts erreichen. Bei fast allen Menschen sind derartige Fähigkeiten nur sehr schwach ausgebildet. Das hat nichts damit zu tun, dass Sie über eine mangelhafte Energetik verfügen, sondern vielmehr damit, dass es sehr schwer ist, an eine solche Möglichkeit zu glauben und demzufolge in sich selbst eine reine äußere Absicht hervorzurufen. Menschen mit telekinetischen Fähigkeiten bewegen dabei eigentlich keine Gegenstände. Sie haben die einzigartige Fähigkeit, mit der Kraft der Absicht ihre Energie auf die Mutation der materiellen Realisierung im Variantenraum zu richten.
Alles, was mit der äußeren Absicht verbunden ist, wird normalerweise als Mystik, Magie oder bestenfalls als unerklärliche Phänomene eingestuft, deren Belege und Zeugenaussagen am Ende auf staubigen Regalen landen. Die gängige Weltanschauung lehnt solche Dinge rundweg ab. Irrationales ruft immer eine Art Angst hervor. Eine ähnliche Angst und Starrheit erfahren Menschen, die UFOs beobachten. Solche unerklärlichen Erscheinungen sind der gewohnten Wirklichkeit so fern, dass man an sie nicht glauben will. Gleichzeitig jedoch erdreisten sie sich, so erschütternd real zu sein, dass sie Schrecken hervorrufen.
Die äußere Absicht betrifft Fälle im Sinne des islamischen Spruchs: »Und geht zum Berg nicht der Prophet, dann geht der Berg zu Mohammed.« Das Wirken der äußeren Absicht wird längst nicht immer von paranormalen Erscheinungen begleitet. Im täglichen Leben werden wir ständig mit der Wirkungsweise der äußeren Absicht konfrontiert. Insbesondere unsere Befürchtungen und unsere schlimmsten Erwartungen werden von der äußeren Absicht realisiert. Da sie in diesem Fall aber unabhängig von unserem Willen tätig ist, wird uns nicht bewusst, auf welche Weise dies geschieht.
Die Fähigkeit zur Steuerung des Traums ist eine Folge der Erkenntnis der Traumrealität in Bezug zur wahren Realität. Auf dieser Stufe der Erkenntnis haben wir einen Stützpunkt – die Realität, in die wir nach dem Erwachen zurückkehren können. Diese Realität ist ihrerseits dem unbewussten Traum ähnlich: Wir befinden uns dann unter der Macht der Umstände und »werden gelebt«. Und weil wir uns nicht an unsere Vorleben erinnern, haben wir keinen Stützpunkt, um auf eine höhere Bewusstseinsstufe aufsteigen zu können.
Dennoch ist unsere Lage nicht hoffnungslos. Im Transsurfing gibt es indirekte Methoden, mit deren Hilfe wir die äußere Absicht dennoch zwingen können, für uns zu arbeiten. Die geistige Energie des Menschen ist unter bestimmten Bedingungen in der Lage, diesen oder jenen Sektor des Variantenraumes zu materialisieren. Mit anderen Worten, wir können unsere eigene Realität gestalten. Dafür sind jedoch bestimmte Regeln zu beachten.
Die Realität hat zwei Formen: eine physische, die wir mit unseren Händen berühren können, und eine metaphysische, die jenseits unserer Wahrnehmung liegt, die aber dennoch genauso objektiv real ist. Die Welt ist gewissermaßen ein grenzenloser dualer Spiegel, auf dessen einer Seite sich das materielle Universum befindet, während sich gegenüber der metaphysische Variantenraum erstreckt. Eine potenzielle Möglichkeit verwirklicht sich in der Realität als eine Reflexion im Spiegel der Varianten. Im Alltagsbewusstsein versuchen wir erfolglos, auf die Reflexion einzuwirken, während wir eigentlich die Form selbst, das Urbild, ändern müssen.
Von was für einer »Form« ist hier die Rede? Und wie können wir sie ändern? Wie sollen wir mit diesem seltsamen Spiegel umgehen? Das Transsurfing gibt Antworten auf all diese Fragen. Transsurfing ist eine sehr mächtige Methode zur Realitätssteuerung. Dabei ist es nicht so, dass wir unser Ziel durch eigene Anstrengung erreichen, sondern es wird quasi von selbst erreicht. Aus gängiger Sicht klingt das unglaublich. Indem wir die Stereotype überwinden, öffnen wir Türen zu jener Welt, wo die Möglichkeiten nur durch die Absicht beschränkt sind und wo vermeintlich unerfüllbare Träume Wirklichkeit werden.
DER TOD DES PROGRAMMIERERS
Auf ein Buch wie »Transsurfing. Die Realität ist steuerbar« habe ich seit langem gewartet. Die Methode funktioniert, so viel steht für mich fest. Doch wie mir scheint, ist es mir bislang nicht recht gelungen, bis zur Seele vorzudringen. Wahrscheinlich mache ich nicht alles richtig. Was ich als Erstes gelernt habe, ist, keine Energie zu vergeuden, auch wenn ich ab und zu auf Abwege gerate. Ich habe mich beinahe daran gewöhnt, mir zu sagen: »Ich mag etwas nicht wissen, aber die Welt weiß es.« Und: »Meine Absicht verwirklicht sich; alle Weichen sind gestellt, und alles läuft in den richtigen Bahnen.«
Transsurfing funktioniert tatsächlich, aber etwas Ungutes scheint mich zu verfolgen. Mein Privatleben will einfach keine rechte Form annehmen. Wahrscheinlich messe ich ihm zu viel Bedeutung bei, und ich muss lernen, es loszulassen. Ich gebe mir Mühe, mich nicht mit anderen zu vergleichen: »Schau nur, die da haben Erfolg, nur ich nicht.« Sobald ich Zweifel bekomme, nehme ich wieder Ihr Buch zur Hand. Das hilft zwar, aber manchmal kann ich nicht recht unterscheiden, wo ein Wunsch wirkt und wo ich mich selbst zu wichtig nehme oder mir nur visuelle Vorstellungen von dem mache, was ich will. Das hat mich etwas verwirrt.
Zum Beispiel habe ich den Wunsch – oder die Absicht –, in England zu leben und zu arbeiten. Zufällig fand ich eine Organisation, die Arbeitsstellen in England vermittelt, aber ich wurde betrogen. Trotzdem halte ich an meinen Plänen fest und mache Schritte in diese Richtung. Ich stelle mir mein Ziel optisch vor, aber ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich »meine Tür« ist.
Als Antwort möchte ich Ihnen die Geschichte eines nahen Freundes erzählen. Wir wollen ihn »den Programmierer« nennen, denn das war sein Beruf. Auch er wollte seine Heimat verlassen, weil sie ihm mühsam und unliebsam erschien. In Russland rangierte der hochqualifizierte Programmierer oft als Laufbursche, manchmal jedoch auch als Prügelknabe. Im Westen hingegen wurden Leute wie er auf Händen getragen. Als er dann von den sagenhaften Gehältern, den Luxusautos und den Einfamilienhäusern mit Swimmingpool hörte, gab es für ihn kein Halten mehr. In seiner Brust entbrannte ein Fieber – das goldene Fieber, wenn man so will.
Als würde er sich nach den Prinzipien des Transsurfings richten, fragte sich mein Freund: »Welches Ziel auf der Landkarte soll ich anstreben?« Und ohne jedes Zögern antwortete ihm die Seele: »Nach Österreich natürlich, wohin sonst?« Aus irgendeinem Grunde hatte er einen Narren an diesem Land gefressen: die Alpen, die Skipisten, die einzigartige Schönheit der Natur. Und vor allem schien es eines der heimeligsten Länder der Welt zu sein.
Mit glänzenden Augen erzählte er mir von seiner Idee und deutete sogar an, dass wir gemeinsam dorthin ziehen könnten. Allem Anschein nach hatte er seine Seele und seinen Verstand auf einen Nenner gebracht. Damals hatten wir aber von Transsurfing noch nichts gewusst, und so nahm der Verstand des Programmierers dessen Schicksal in die Hand.
Eines Tages jedoch teilte mir mein Freund ernüchtert mit, dass seine Pläne nicht realisierbar seien. Die österreichische Gesetzgebung für Immigranten erwies sich als nahezu undurchdringliche Wand. Der Verstand des Programmierers, daran gewöhnt, mit tatsächlich erreichbaren Zielen umzugehen, hatte die Oberhand gewonnen. Das war der erste Fehler des Programmierers.
Somit begrub mein Freund schon bald seine Träume, und seine Seele wurde traurig. Doch schon bald fand sein unternehmungslustiger Verstand einen akzeptablen Ersatz: Kanada! Diese Idee beflügelte ihn aufs Neue. Dort herrschte ein großer Mangel an Spezialisten, und es war wesentlich leichter, an ein Arbeitsvisum heranzukommen.
Die neue Idee war tatsächlich realisierbar. Er schilderte mir ausgiebig die Vorteile seines Planes. Doch der einstige Glanz in seinen Augen hatte sich schon verflüchtigt. Er urteilte als kühler Analytiker, der alles Für und Wider sorgfältig abwägt und im Voraus einen ganzen Algorithmus des Erfolgs errechnet. Soweit ich verstand, bestand sein Ziel darin, einen hochbezahlten Job zu bekommen. Schließlich hatte er eine Familie zu ernähren. Nicht nur das – er hatte es satt, mit seiner Qualifikation in der Armut herumzukrebsen! Und ein hochklassiger Programmierer war er tatsächlich.
Mein Freund galt als Workaholic, und für ihn stand eindeutig fest, dass man sich nur durch harte Arbeit ein Leben im Wohlstand verdienen kann. Er ging mit vollem Eifer an die Sache heran. Er büffelte Englisch, lernte neue Computertechnologien, verfasste ein Bewerbungsschreiben und sandte es an die passenden Adressen. Insofern hatte er eigentlich alles richtig gemacht.
Ein halbes Jahr verstrich – nichts, einfach nur eisiges Schweigen. Das Bewerbungsschreiben war bis ins Feinste ausgefeilt, eine bessere Qualifikation als die seine war fast nicht vorstellbar und Englisch beherrschte er inzwischen recht passabel. Und gemessen an der Anzahl der Adressen, an die er das Schreiben versandt hatte, musste ihn wahrscheinlich schon halb Kanada kennen. Woran mangelte es? Wahrscheinlich musste er noch bessere Qualifikationen erwerben! Also arbeitete er umso besessener, ohne sich zu schonen. Aber in seiner Seele nistete sich die Angst ein, und der unerträgliche Wunsch, um jeden Preis sein Ziel zu erreichen, quälte ihn. War er etwa schlechter als andere?
Einerseits gab es tatsächlich einen großen Mangel an Spezialisten. Doch gleichzeitig konnte man immer wieder hören, dass kanadische Arbeitgeber Ausländern gegenüber sehr skeptisch sind. Wieder einmal erwies sich das logische Denken als unzureichend.
In dieser Situation kam der Verstand des Programmierers zu dem weisen Schluss, sich besser nicht allein auf Kanada zu fixieren. Er konnte es ja auch einmal mit den USA probieren. Unsere Denkkraft soll dort ja hochgeschätzt sein. So fiel das vorige Ziel auf Platz zwei, und mein Freund startete eine neue Kampagne in Richtung USA.
Mittlerweile hatte der Programmierer mit diesen Dingen schon Erfahrung. Er hatte alles in diesem Zusammenhang gründlich erforscht und wusste genau, was zu tun war. Strategie und Taktik waren bis ins Detail durchdacht. Alles befand sich auf höchstem Niveau – sein Wissen, seine praktische Erfahrung und auch seine Präsentation. Er wurde ein regelrechter Profi auf dem Gebiet der Arbeitssuche.
Man sollte meinen, die stolze Präsentationsmappe sollte die amerikanischen Arbeitgeber glatt vom Hocker gehauen haben. Doch wieder verging die Zeit, und niemand zeigte Interesse an unserem Spezialisten. Der Verstand des Programmierers versuchte fieberhaft, den Grund für den seltsamen Lauf der Dinge zu ergründen. Alles war doch tadellos – wieso also ließ das Ergebnis auf sich warten? Wo waren die »Kopfjäger« der Branche abgeblieben? Gab es nicht Hunderte oder gar Tausende von Storys, wie Computerspezialisten in den USA eine glänzende Karriere hingelegt hatten?
Schließlich fand sich eine Erklärung. Die Spitzentechnologien entwickelten sich in rasendem Tempo, und auf dem Arbeitsmarkt herrschte eine besondere Nachfrage nach Fachrichtungen, die unser Bewerber nicht in seinem Portfolio hatte. Zwar gab es auch eine Nachfrage für Leute mit seinen Kenntnissen, doch der Programmierer machte sich mit seinem ihm eigenen Eifer daran, neue Technologien zu erlernen. Er wollte der Beste sein, koste es, was es wolle! Doch all seine Bemühungen waren umsonst. Amerika zeigte ihm weiterhin die kalte Schulter. So verging ein Jahr.
Hin und wieder besuchte mich mein Freund und klagte mir sein Leid. Wohin nur hatte sich jene Begeisterung verflüchtigt, mit der er einst von seinen Österreich-Plänen gesprochen hatte? Er war jetzt kein enthusiastischer Sucher mehr, sondern ein müder, sorgengeplagter Spieler, der in der Hoffnung auf einen Hauptgewinn Tag für Tag erwartungsvoll seine Post durchsuchte. Wer noch nie in einer solchen Lage war, wird schwerlich verstehen, was es bedeutet, ständig zwischen Hoffnung und Verzweiflung zu balancieren.
Eines Tages dann erhielt er schließlich ein Angebot – ja sogar drei auf einmal. Was für eine verschlagene und hämische Grazie ist doch der Erfolg! Er stellte sich genau in dem Moment ein, als der Programmierer jede Hoffnung verloren und sich von seinen Plänen bereits verabschiedet hatte.
Als Ort für das Bewerbungsgespräch wurde Moskau ausgewählt. Natürlich ist er voller Erwartung sofort dorthin gereist. Das erste Treffen fand in einem Luxuscafe statt. Der Programmierer wurde geradezu zuvorkommend behandelt, und zu seiner Verwunderung verlief das Gespräch glatt und erfolgreich. Die nette Amerikanerin lud ihn zu Kaffee und Kuchen ein. Als sie dann allerdings nonchalant zahlte, wäre er vor Verlegenheit beinahe im Boden versunken – er hätte sich einen so hohen Preis nie vorstellen können. Allerdings war es ja an der Zeit, sich an das neue Leben zu gewöhnen, in dem er sich noch viel mehr würde leisten können.
Das zweite Gespräch mit den Vertretern einer anderen Firma war das genaue Gegenteil des ersten. Der überhebliche Portier gab sich lange den Anschein, als würde er nicht verstehen, wovon jener erbärmliche Provinzler spreche, und wollte ihn nicht in das Hotel einlassen, in dem das Treffen stattfinden sollte. Zwei nicht gerade freundliche US-Amerikaner nahmen den Programmierer dann ins Kreuzverhör, offenbar um seine Standfestigkeit in Stresssituationen zu testen. Das Ergebnis teilten sie ihm nicht mit, aber nach ihren zufriedenen Gesichtern zu urteilen, war er auch mit dieser Aufgabe gut zurechtgekommen.
In seinem Erfolgsrausch hat der Programmierer auf das dritte Gespräch – das Angebot einer finnischen Firma – verzichtet. Was war schon Finnland – verglichen mit den USA?! Wieder zu Hause, verfasste er, wie es der Etikette entspricht, zwei Briefe, in denen er sich für die Gespräche bedankte. Von beiden Firmen erhielt er eine Zusage!
Jawohl! Schließlich konnte der Programmierer für all sein Bangen den wohlverdienten Lohn einstreichen. Dem Fleiß und der Beharrlichkeit sei Dank! Jetzt hatte er alles hinter sich. Er musste nur noch eine von zwei Firmen auswählen. Die erste, mit deren Vertreterin er sich im Moskauer Cafe so nett unterhalten hatte, war in Arizona, die zweite in Kalifornien. Wie doch das Schicksal alles geändert hatte! Jetzt hatte er die Wahl ...
Der allwissende Verstand des Programmierers hatte, wie üblich, auch hier das Sagen: Was hatte er in der gottverlassenen Kaktuswüste von Arizona verloren? Die Arbeit in Kalifornien schien da wesentlich spannender zu werden. Der Weg in diese Firma war zwar von Anfang an recht steinig gewesen, aber als Workaholic wollte er keine leichten Wege. Und so wählte er die zweite Variante.
Er musste nun etwas für ihn völlig Ungewohntes tun, nämlich das Angebot der entgegenkommenden Firma in Arizona höflich ablehnen. Aber sei’s drum – sein ganzes Leben war jetzt mit frohen Vorbereitungen erfüllt, und das war die Hauptsache. Schon bald kam die Einladung, und der Programmierer hatte problemlos das langersehnte Arbeitsvisum in der Hand, die gesamte Familie mit eingeschlossen!
Allerdings musste er zuerst noch seine preiswerte Wohnung verkaufen, in der er mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter gelebt hatte, und seine Eltern besuchen. Denn woher sollte er als armer russischer Programmierer die 1500 Dollar für das Dreipersonen-Visum hernehmen? Aber das war schon gar nicht mehr wichtig. Alles lief in die richtige Richtung, und es erwartete sie ein gesichertes, komfortables Leben im sonnigen Kalifornien.
Nachdem der Programmierer alles geregelt hatte, teilte er seiner künftigen Firma die frohe Nachricht mit, dass er zur Abreise bereit sei. Das war im Frühling 2001. In den USA wartete man ungeduldig auf den Programmierer. Sie sollten für ihn die Flugtickets buchen, und nichts schien den Lauf der Dinge noch stören zu können.
Aber aus irgendeinem Grunde stieß er jetzt wieder auf jenes eisige Schweigen. Der Programmierer konnte die Antwort nicht abwarten und schickte einen Brief nach dem anderen. Was war denn geschehen? In seiner Brust erwachte erneut das völlig vergessene Gefühl panischer Angst.
In letzter Zeit hatte er in diesem Wirrwarr irgendwie aufgehört, die Nachrichten über Entwicklungen in Übersee zu verfolgen. Doch als er eines Tages über die wirtschaftliche Lage in den USA zu lesen begann, eröffnete sich ihm ein Bild des Grauens. In den »neuen Technologien« braute sich im Eiltempo eine Krise ungekannten Ausmaßes zusammen. Zehntausende, ja Hunderttausende Spezialisten verloren ihren Job. Unternehmen, die mit Computern und Telekommunikation zu tun hatten, erlitten riesige Schäden. Und wie sich zeigte, gehörte die Firma des Programmierers zu jenen, die völlig untergegangen waren.
Damit hatte er überhaupt nicht gerechnet. Jetzt blickten die amerikanischen Arbeitgeber nicht nur ausländische Spezialisten scheel an, sondern auch ihre eigenen. Sein Visum war nun ungültig, da es auf einem konkreten Arbeitsplatz beruhte. Und eine Wohnung hatte er jetzt auch nicht mehr. Kurzum ... er war pleite.
Was alles noch schlimmer machte, war die Ironie des Schicksals, dass die Firma aus Arizona sich irgendwie über Wasser gehalten hatte und jetzt wieder zum Alltagsgeschäft zurückgekehrt war. Der Programmierer machte einen verzweifelten Versuch, sich ein zweites Mal dort zu bewerben. Doch es war für die Katz. Niemand machte sich auch nur die Mühe, ihm zu antworten.
Dieser Misserfolg hatte meinen Freund am Boden zerstört, doch seinem Leben ein Ende zu setzen, dazu konnte er sich nicht durchringen, wie Sie vielleicht gedacht hatten. Er suchte mit dem gleichen Eifer einen hochbezahlten Job, aber nicht mehr im Ausland, sondern in Russland. Er glaubte, dass man durch hartnäckiges Bestreben alles erreichen kann. Und tatsächlich – als hätte das Schicksal sich seiner erbarmt – bekam er auch bald ein günstiges Angebot in einem kleinen Ort unweit der Stadt, in der er mit seiner Familie wohnte.
Ihm wurde ein sehr hohes Gehalt angeboten, doch der Programmierer wollte seine Karriere nicht an einem unbedeutenden Ort fortsetzen. Er hatte die Latte seiner Ambitionen deutlich höher gesetzt. Er hatte ja beinahe Kalifornien im Sturm genommen! Und seither hatte er sich angewöhnt, bei seinen Bestrebungen Vollgas zu geben.
In der Tat wurde der Programmierer ein so hochqualifizierter Spezialist, wie man ihn selten findet. Und nachdem er den Sommer des gleichen Jahres hindurch alle Stufen einer extrem harten Bewerbung durchlaufen hatte, bekam er schließlich doch eine Anstellung in einer amerikanischen Firma, die eine Zweigstelle in Moskau hatte.
Sein Gehalt war, selbst für Moskauer Maßstäbe, so gediegen, dass es für eine Wohnung und auch alles Übrige locker reichte. Jetzt, so dachte er, sollte doch alles in Ordnung sein. Die Firma war stabil, die Krise war überstanden, die Gewinne stiegen.
Der Programmierer zog nach Moskau und begann mit seiner Arbeit, die ihm eine eindrucksvolle Karriere versprach. Sehr wahrscheinlich würde man ihn im Laufe der Zeit nach Amerika versetzen. Und vielleicht war das auch besser so. Dass es beim ersten Mal nicht geklappt hatte, mochte ja bedeuten, dass ihn das Schicksal vor etwas Schlimmerem bewahrt hatte.
Doch seine Freude sollte sich als verfrüht herausstellen. Es kam nämlich der 11. September – jener denkwürdige Tag, als in New York aufgrund eines Terroranschlags die Gebäude des World Trade Centers zerstört wurden, mit Tausenden von Todesopfern. Die Zentrale der Firma des Programmierers befand sich in einem jener Wolkenkratzer, und als Folge davon löste sich die Firma auf.
Offenbar hatte ihm das Schicksal auch diesmal übel mitgespielt. Es hatte den Anschein, als ob irgendwelche dunklen Kräfte sich in der Welt des Programmierers einzunisten trachteten. Je mehr er sich bemühte, desto schlimmer war das Ergebnis. Das war nun wirklich der Anfang vom Ende. Ihm blieb nichts mehr übrig, als nach Hause zurückzukehren.
Mein Freund hat daraufhin alle Hoffnungen begraben. Er verkaufte seinen Computer und beschloss, sich nie mehr mit dieser verdrießlichen Sache zu beschäftigen. Der Programmierer ist in der Tat gestorben. Überlebt hat ein zerbrochener, verängstigter und schwermütiger Mann.
Er nahm eine Stelle bei einer Fabrik an, wo er sich mit primitiver Handarbeit einen Hungerlohn erarbeitete. So hoch sein professioneller Aufstieg, so tief sein Fall. So hatte der Verstand des Programmierers beschlossen, sich für seine Nutzlosigkeit zu bestrafen.
Ob man ihm wohl in dieser traurigen Geschichte seine Handlungsweise vorwerfen kann? Aus der Perspektive der gängigen Weltanschauung hat er alles richtig gemacht. Viele Menschen handeln auf ähnliche Weise. Der eine hat Glück damit, mein Freund jedoch nicht. Und doch könnte alles ganz anders gekommen sein. Wir wollen jetzt die Fehler des Programmierers aus der Sicht des Transsurfings betrachten.
Der erste Fehler war der Verzicht auf das eigene Ziel, da es zu schwer zu erreichen schien. Das ursprüngliche Ziel des Programmierers – Österreich – war richtig gewählt, da es in der Einheit von Seele und Verstand gewählt wurde. Wer beim Gedanken an sein Ziel vor Glück buchstäblich auf Flügeln getragen wird, der hat jene Einheit erreicht. In diesem Zustand singt die Seele, und der Verstand reibt sich zufrieden die Hände. Zu beachten ist hierbei: Das ist erst das Stadium der Bestimmung des Ziels.
Nun stellt sich jedoch die Frage nach den Mitteln und der Art und Weise, wie das Ziel zu erreichen ist. Wird der Traum als unerfüllbar betrachtet, so wird der Verstand, aus Furcht, sich in ein Wolkenschloss zu versteigen, die Idee zurückweisen, um etwas Realeres zu finden. Eigentlich jedoch schwebt der Verstand weder in den Wolken noch steht er auf festem Boden, sondern er kriecht in der beklagenswerten Grube seiner Unwissenheit umher.
Der angeblich vernünftige Verstand, der auf alltäglichen Stereotypen aufbaut, ist nicht in der Lage, einen Weg zu finden, der tatsächlich zu einem schwer zugänglichen Ziel führt. Der Weg zum Erfolg ist immer ganz individuell, wie uns das Leben lehrt.
Echte Weisheit, die auf der Erfahrung vieler Generationen fußt, besagt, dass die Formel des Erfolgs sehr wechselhaft ist. Ihre einzige Beständigkeit liegt darin, dass die Ausnahme eigentlich immer die Regel ist. Der Verstand – jener »Vater aller schwerwiegenden Fehler« – hält sich blind an den allgemeingültigen Stereotypen fest, die keinen wirklichen Wert haben. So wird alles auf den Kopf gestellt. Ich empfehle Ihnen, diesen Absatz in aller Ruhe durchzulesen.
Das Einzige, was vom Verstand auf der Stufe der Bestimmung des Ziels gefordert wird, ist, festzustellen, ob das Ziel prinzipiell erreichbar ist. Damit ist die Mission jenes »Schlaubergers« beendet. »Aber wie zum Teufel soll das gehen?!«, wird der vernünftige Verstand ausrufen. Das ist aber schon nicht mehr seine Aufgabe. Er hat ja oft genug gezeigt, was er kann, dieser Nachtwächter.
Es werden sich von selbst Mittel und Wege zum Erreichen des Ziels finden, von denen der Verstand nicht einmal den Hauch einer Vorstellung hatte. Er weiß nichts davon und kann es auch gar nicht wissen. Wenn wir ständig ans Ziel denken, als wäre es schon erreicht, dann wird die äußere Absicht – jene unbegreifliche Kraft – uns im Laufe der Zeit die nötigen Türen öffnen. Die Aufgabe des Verstandes besteht darin, den Gedankenfluss in die richtige Richtung zu lenken und so den Mechanismus der äußeren Absicht in Gang zu setzen.