Zum Buch
Angelique hat keine Ahnung, was als Nächstes passieren wird. Gerade erst hat sie ihren lukrativen Job in einer großen Marketingfirma verloren und daraufhin beschlossen, zumindest vorübergehend eine Pause einzulegen. Als ihre beste Freundin Laura versucht, ihr die Stelle als Empfangsdame bei der Holzhausfirma von Patrick Sternbach schmackhaft zu machen, lehnt Angelique erst einmal rigoros ab. Für diesen nervigen und hinterwäldlerischen Kerl soll sie arbeiten? Auf keinen Fall würde das funktionieren. Doch als Angelique das Chaos sieht, das bei Patrick herrscht, ist ihr Ehrgeiz geweckt – das ist eine Herausforderung nach ihrem Geschmack. Außerdem reizen sie die kleinen Streitereien mit ihrem neuen Chef, denn sie spürt: Das Knistern zwischen ihnen hat vielleicht doch noch einen anderen Grund als nur unterschiedliche Wellenlängen …
Zum Autor
Seit Petra Schier 2003 ihr Fernstudium in Geschichte und Literatur abschloss, arbeitet sie als freie Autorin. Neben ihren zauberhaften Weihnachtsromanen schreibt sie auch historische Romane. Sie lebt heute mit ihrem Mann und einem Deutschen Schäferhund in einem kleinen Ort in der Eifel.
MIRA® TASCHENBUCH
Copyright © 2019 by MIRA Taschenbuch
in der HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Umschlaggestaltung: zero-media.net, München
Umschlagabbildung: Dora Zett / Adobe Stock, FinePic®, München
Lektorat: Susann Harring
Satz: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN E-Book 9783745750386
www.harpercollins.de
Werden Sie Fan von MIRA Taschenbuch auf Facebook!
»Santa, bist du hier drin? Wo bleibst du denn? Wir wollten doch einen Ausflug mit den Rentieren machen.«
»Hm … was?« Santa Claus, auch als Weihnachtsmann bekannt, hob irritiert den Blick von dem Brief, den er soeben aus dem Stapel Wunschzettel gezogen hatte, die Elfe-Sieben am Morgen in das Ablagefach auf seinem Schreibtisch gelegt hatte.
Santas Frau trat lächelnd durch die Tür in sein Büro. »Hab ich’s mir doch gedacht. Kaum ist es Oktober, schon lenken dich die ersten Wunschzettel so sehr ab, dass du alles um dich herum vergisst.«
»Entschuldige bitte, mein Schatz, aber dieser Brief hier …« Santa Claus zupfte sich am weißen Rauschebart.
»Was ist denn damit?« Neugierig trat seine Frau näher.
Nachdenklich betrachtete Santa Claus erneut das auf Vorder- und Rückseite dicht beschriebene Blatt Papier, dann reichte er es ihr. »Lies selbst.«
Seine Frau nahm den Brief entgegen und studierte ihn aufmerksam. Dabei wurden ihre Augen immer größer.
Lieber Weihnachtsmann,
es ist zwar schon fast ein Jahr her, aber danke, dass Du mir meinen Wunsch vom letzten Weihnachten erfüllt hast. Dabei hatte ich Dir gar keinen Wunschzettel geschrieben, weil Mama so schlimm krank war und dann ja auch gestorben ist. Wir, also meine Schwester Jessica und ich, waren deswegen schrecklich traurig, auch wenn Jessica das nicht gerne zugibt, weil sie immer so tut, als wäre sie total tough und so. Wahrscheinlich würde sie auch sagen, dass ich bescheuert bin, weil ich einen Brief an den Weihnachtsmann schreibe, weil man mit zehn schon zu alt ist, um an Dich zu glauben. Das ist mir aber egal, weil ich weiß, dass Jessica immer nur so tut, als wäre sie obercool, und weil mein Wunsch vom letzten Jahr auch in Erfüllung gegangen ist. Und da dachte ich, vielleicht klappt das jetzt auch wieder. Deshalb schreibe ich Dir dieses Jahr einen richtigen Wunschzettel – und auch schon ganz früh, damit Du genug Zeit hast, um alle Wünsche zu erfüllen. Dieses Jahr habe ich nämlich nicht nur einen, wie letztes Jahr, als ich mir gewünscht habe, meinen Papa kennenzulernen. Und jetzt leben wir sogar bei ihm! Am Anfang war das total komisch, weil wir hier niemanden gekannt haben, und Jessica war sogar richtig wütend, obwohl sie auch aus dem blöden Internat wegwollte, in das uns Großmama und Großpapa geschickt haben, als Mama immer kränker geworden ist.
Jetzt wohnen wir aber schon fast ein ganzes Jahr bei Papa, den wir am Anfang noch Patrick genannt haben, aber inzwischen sagen wir immer nur noch »Papa«. Er ist nämlich echt lieb zu uns, auch wenn er anders ist, als ich mir einen Vater immer vorgestellt habe. Ich kannte ja bloß Großpapa, und der ist wirklich total anders als Papa, und die Väter von unseren Klassenkameraden sind auch nicht so wie er. Ich weiß auch nicht, wie ich das beschreiben soll. Laura, das ist die Frau von Papas älterem Bruder Justus, hat mal gesagt, dass unser Papa sich erst daran gewöhnen muss, ein Vater zu sein, weil er ja überhaupt nicht wusste, dass es uns gab, bis Mama so schlimm krank wurde und dann gestorben ist. Großmama und Großpapa wollten übrigens nicht, dass wir zu ihm ziehen, und sie sind immer noch böse auf ihn, weil er das durchgedrückt hat. Sie haben uns erzählt, dass er böse ist und ein schlechter Mensch, weil er aus ganz schlechtem Hause kommt. Damit meinen sie, dass er als Kind mit seiner Zwillingsschwester Ricarda auf der Straße gelebt hat. Ja, genau, Du liest richtig. Papa hat auch eine Zwillingsschwester, genauso wie ich eine habe. Sie wurden erst adoptiert, als sie zwölf waren. Aber er war, glaube ich, ein bisschen so wie Jessica, nur krasser. Also immer auf Krawall gebürstet, so hat Oma Margit das mal genannt. Er hat viele schlimme Sachen angestellt und wurde sogar schon mal verhaftet. Und deshalb wollen Großpapa und Großmama nicht, dass er für uns sorgt. Dabei habe ich noch nie gemerkt, dass er böse ist oder so was. Überhaupt nicht. Er hat sein Haus extra für uns umgebaut, damit wir jeder ein eigenes Zimmer haben, und er macht echt viel für uns. Na ja, aber er arbeitet auch total viel, weil er nämlich eine eigene Firma hat und Holzhäuser baut, und das scheint echt anstrengend zu sein. Und weil er so viel zu tun hat, sehen wir ihn manchmal nur ganz kurz morgens und abends, und zu Hause ist es meistens total chaotisch, und so richtige Regeln wie zum Beispiel bei Großmama und Großpapa gibt es bei ihm auch nicht. Da ist es bei Oma Margit und Opa Hans, das sind Papas Eltern, die ihn damals adoptiert haben, schon ein bisschen anders. Ich mag sie total gerne, aber Oma Margit kann schon mal richtig streng werden, wenn ihr etwas nicht passt. Sie sagt, das muss so sein, weil sie nämlich vier Kinder großgezogen hat, und wenn sie da nicht streng gewesen wäre, hätten die vier sie ins Irrenhaus gebracht. Ich muss immer lachen, wenn sie das sagt, weil ich mir gar nicht vorstellen kann, dass Oma Margit mal wegen irgendwas verrückt wird.
Jessica und ich sind oft bei Oma und Opa, wenn Papa viel arbeiten muss, aber die beiden haben auch immer viel zu tun, weil sie nämlich zwei Hotels haben.
Jetzt habe ich total viel erzählt, aber eigentlich wollte ich Dir ja nur meinen Wunschzettel aufschreiben. Also, hier kommt er:
1. Ich wünsche mir einen Hund. Egal was für einen. Jessica will auch einen, das weiß ich, aber sie schreibt ja keine Wunschzettel.
2. Ich möchte, dass Papa ein bisschen mehr Zeit für uns hat und nicht immer so schlimm gestresst ist. Ich meine, ich weiß, dass er das alles auch für uns tut, aber er geht echt auf dem Zahnfleisch, das hat unsere Tante Viola neulich gesagt. Vielleicht, wenn er eine Frau kennenlernen würde, in die er sich verliebt und die er dann irgendwann heiraten könnte, dann hätten wir auch eine neue Mutter, und die ganze Arbeit und der Stress würden nicht mehr nur an ihm hängen bleiben. Ich weiß nicht, ob Du solche Wünsche auch erfüllen kannst, weil verlieben kann man sich ja nicht einfach so. Da muss ja erst mal die richtige Frau da sein, und im Moment fällt mir überhaupt keine ein, die zu Papa passen würde. Absolut keine.
3. Ich möchte, dass Großpapa und Großmama aufhören, gemein zu Papa zu sein. Echt, sie sind richtig eklig zu ihm und versuchen, uns wieder von ihm wegzuholen. Aber ich will hier nicht mehr weg – und Jessica auch nicht. Wir haben hier jetzt eine richtige Familie und auch neue Freunde und müssen nicht mehr ins Internat, wo es total blöd war und wo wir immer Heimweh hatten.
4. Ich hätte gerne einen Schlitten. So einen richtigen Lenkbob in Orange, weil das eine von meinen Lieblingsfarben ist und weil es nicht weit von hier so einen tollen Schlittenhügel gibt. Opa Hans hat uns letzten Winter den alten Schlitten von Papa und Justus gegeben, aber mit einem Bob geht es bestimmt mit der Abfahrt noch tausendmal besser.
5. Ein paar neue Spiele für unsere Playstation wären auch toll.
6. Für Jessica, weil sie sich ja doch nichts selbst von Dir wünscht, ein paar von diesen schnulzigen Weihnachtsfilmen auf DVD oder Blu-Ray. Die findet sie total toll, aber ich weiß nicht, wie die ganzen Filme heißen. Bestimmt weißt Du, welche ich meine.
7. Langlaufskier für mich und vielleicht auch für Jessica, obwohl ich nicht weiß, ob sie auch welche haben möchte. Es gibt hier nämlich ein paar Loipen, die hat Opa Hans uns letztes Jahr auch schon gezeigt, und ich würde gerne Skifahren lernen.
So, eigentlich hätte ich noch mehr Wünsche, aber ich traue mich nicht, die alle aufzuschreiben, sonst wird der Wunschzettel viel zu lang, und am Ende vergisst Du noch die Hälfte, oder es ist einfach zu viel. Am wichtigsten ist auf jeden Fall der Hund und das mit Großpapa und Großmama – und dass Papa nicht mehr so gestresst ist und wieder mehr lächelt und vielleicht sogar richtig glücklich wird. Also, ich weiß, dass er uns mag und gernhat und so, aber so richtig rund läuft es trotzdem noch nicht. Aber ich fände das einfach so schön, wenn wir eine richtige Familie wären mit Mutter und Vater, und vielleicht bekommen wir noch mehr Geschwister. Unsere richtige Mama kriegen wir ja nie wieder, und ich vermisse sie und alles, aber jetzt sind wir bei Papa, und der soll einfach auch glücklich sein. Er hat Mama ja auch nur unseretwegen geheiratet. So eine Familie wie Papas, als er von Oma Margit und Opa Hans adoptiert worden ist, wäre toll.
Mit freundlichen Grüßen
Joel Sternbach
Santas Frau ließ den Brief langsam wieder sinken. »Du meine Güte, das ist aber ein langer Brief. Und noch dazu ein sehr berührender. Dieser Joel scheint ja ein äußerst sensibler Junge zu sein.«
»Den Eindruck hatte ich bereits, als ich ihn vergangenes Jahr zum ersten Mal gesehen habe.« Wieder zupfte der Weihnachtsmann an seinem Bart herum. »Und was er da schreibt, kann ich sehr gut nachvollziehen.«
»Hast du schon einen Videofeed eingerichtet, um Näheres zu erfahren?«
Santa Claus schüttelte den Kopf. »Nein, wann denn? Ich habe den Brief doch gerade erst erhalten.«
»Dann lass mal sehen.« Santas Frau ging zu der Wand mit den unzähligen Videobildschirmen und schaltete einen in der Mitte ein, dann suchte sie nach der richtigen Frequenz. Kurz darauf erschien ein Livefeed aus dem großen modernen Blockhaus, in dem Patrick Sternbach mit seinen beiden Kindern wohnte. »Oje, da sieht es ja wirklich chaotisch aus.« Sie schlug sich eine Hand vor den Mund, konnte ihr Lachen damit jedoch nicht unterdrücken, als sie die Geschirrtürme in der Küche und die überquellenden Wäschekörbe sah. Auch Jessicas Zimmer sah reichlich durcheinander aus, während das von Joel zumindest betretbar war, ohne dass man über Kleidungsstücke oder Spielzeug stolperte. Im Augenblick waren jedoch weder die Kinder noch ihr Vater zu Hause.
»Bestimmt sind die Zwillinge noch in der Schule.« Santa Claus war neben seine Frau getreten und sah sich die Bilder ebenfalls an. Er betätigte den Frequenzregler, und im nächsten Moment erschien ein Klassenzimmer auf dem Bildschirm. »Siehst du?«
»Und Patrick Sternbach?« Diesmal stellte Santas Frau die Frequenz neu ein und pfiff gleich darauf überrascht durch die Zähne. »Also, wenn das mal kein Anblick ist!«
»Schatz!« Überrascht starrte Santa Claus seine Frau an. »Was soll ich denn davon jetzt halten?«
Sie kicherte. »Na, du musst doch wohl zugeben, dass man solch ein Exemplar von Mann nicht so oft zu sehen bekommt.« Sie deutete auf den Bildschirm, auf dem Patrick Sternbach gerade eine schwere Holzbohle anhob und einem anderen Arbeiter anreichte, der auf einem Gerüst stand. Patrick trug derbe Arbeitshosen und trotz des eher kühlen Wetters nur ein graues T-Shirt, das sich über seinen breiten Schultern und den muskulösen Armen spannte. Unter den Armen und am Rücken zeichneten sich Schweißflecken ab, die davon zeugten, dass die Arbeit, die er verrichtete, hochanstrengend war.
»Ich wusste ja noch gar nicht, dass du«, der Weihnachtsmann räusperte sich, »auf so etwas stehst.«
Seine Frau riss sich von dem Anblick los und prustete im nächsten Moment laut. »Also bitte, mein Lieber, bist du jetzt etwa eifersüchtig?«
Ihr herzliches Lachen brachte den Weihnachtsmann zum Schmunzeln. »Er ist immerhin ein junger, gut aussehender Kerl.«
»Allerdings.« Grinsend richtete sie ihren Blick wieder auf den Bildschirm, wurde dann aber gleich wieder ernst und stellte die Frequenz neu ein, sodass das Geschäftsgebäude von Patricks Bauunternehmen in Sicht kam und kurz darauf auch der Empfangsbereich und sein Büro. »Schau mal, da herrscht ja genauso ein Chaos wie bei ihm zu Hause. Und warum hat er denn niemanden am Empfang oder eine Sekretärin?«
»Vielleicht kann er sich nicht so viel Personal leisten, oder die Sekretärin ist gerade im Urlaub?« Interessiert sah sich der Weihnachtsmann alles genau an. »Kein Wunder, dass Joel darüber klagt, dass sein Vater immer nur arbeitet. Wenn ich mir das so anschaue, dann scheint er insgesamt zu wenige Mitarbeiter zu haben.«
»Aber er hat doch so eine große Familie. Warum hilft denn von denen niemand aus, wenigstens zeitweise?« Ratlos stellte Santas Frau die Frequenz mehrmals neu ein, um auch Blicke auf die anderen Mitglieder der Sternbach-Familie zu werfen. »Wie seltsam. Ob sie vielleicht gar nicht wissen, in welchen Schwierigkeiten er steckt?«
Der Weihnachtsmann verschränkte die Arme und runzelte nachdenklich die Stirn. »Das sieht mir fast so aus, denn die Sternbachs halten normalerweise fest zusammen. Du erinnerst dich doch bestimmt noch an Lauras Geschichte vom vergangenen Jahr, nicht wahr? Da waren sie immer füreinander da. Ich glaube, das hier wird mein erstes Wunscherfüllungsprojekt des Jahres.«
»Selbstverständlich wird es das.« Seine Frau nickte mit Nachdruck. »Joels Wunschzettel kannst du ja auch gar nicht ignorieren. Nur …«
»Was?« Santa Claus lockerte seine Arme wieder und sah seine Frau fragend an.
»Ich frage mich gerade, wie du all diese Wünsche erfüllen willst. Die kleineren sind wohl kaum ein Problem, aber wie willst du Patrick aus diesem Chaos heraushelfen und Joel dazu noch zu einer vollständigen Familie verhelfen? Dazu müsste Patrick doch erst einmal eine Frau finden – und für mich sieht es nicht so aus, als ob er dazu die Zeit oder auch nur den Nerv hätte. Und ein Hund … Sosehr ich Joel verstehen kann, aber ein Haustier macht jede Menge Arbeit und würde das Chaos doch nur noch verschlimmern.«
»Mhm, ganz unrecht hast du damit nicht.« Mit gekräuselten Lippen ging Santa Claus zurück zu seinem Schreibtisch und setzte sich. »Ich will Patricks Leben nicht noch anstrengender machen, als es jetzt schon ist. Andererseits …« Seine Miene begann sich ganz langsam aufzuhellen. »Mir kommt da gerade eine Idee.«
»Oh, oh.« Alarmiert musterte seine Frau ihn. »Diesen Gesichtsausdruck kenne ich, der ist gefährlich. Was ist das für eine Idee?«
»Ach, lass mich nur machen.« Betont lässig winkte der Weihnachtsmann ab, konnte sich ein Grinsen jedoch nicht verkneifen. »Ich muss erst ein paar Erkundigungen einziehen, aber ich glaube, ich habe bereits einen Weg gefunden, zumindest einen Teil von Joels Wünschen zu erfüllen. Ich werde jetzt gleich mal …«
»Santa? Hallo?« In der Tür erschien Elfe-Sieben, die kleine Assistentin des Weihnachtsmanns. »Ach, hier seid ihr beide! Wir warten schon so lange auf euch. Blitz und Donner scharren mit den Hufen, und Rudolph ist so aufgeregt, dass seine Nase ganz rot leuchtet. Wir wollten doch alle zusammen einen Ausflug machen.«
»Huch, stimmt ja.« Santas Frau schlug sich lachend gegen die Stirn. »Jetzt hätte ich das auch fast vergessen, weil mich dieser Wunschzettel so in seinen Bann gezogen hat.«
»Was denn für ein Wunschzettel?« Sofort hellhörig, trat die kleine Elfe näher.
»Ach, weißt du was, vergiss es einfach für den Moment.« Die Frau des Weihnachtsmannes legte Joels Brief rasch zurück in die Ablage und ergriff stattdessen die Hand ihres Mannes. »Das hat auch noch Zeit bis morgen. Komm, mein Lieber, die Elfen und die Rentiere warten auf uns.«
»Aber meine Idee …«, protestierte Santa Claus, als sie ihn von seinem Stuhl hochzog.
»Ich rate dir, erst eine Nacht darüber zu schlafen.« Seine Frau zog ihn rigoros mit sich zur Tür hinaus. »Wie ich deine Blitzideen nämlich kenne, richten sie doch nur wieder ein riesiges Durcheinander an. Lass dir lieber erst mal alles genau durch den Kopf gehen, bevor du irgendetwas in die Wege leitest.«
»Wenn du meinst …« Nicht vollkommen überzeugt warf Santa Claus einen letzten Blick über die Schulter in sein Büro. Doch als ihn wenig später vor dem Haus seine Elfenbrigade und die aufgeregten Rentiere begrüßten, vergaß er seine neuen Pläne für eine Weile.
»Heilige Scheiße, was ist denn hier explodiert?« Entsetzt starrte Patrick auf den Wust an Papieren, die über alle Oberflächen und den Fußboden seines Büros verteilt lagen, dicht bedeckt mit zu Konfetti verarbeitetem Toilettenpapier.
Inmitten des Durcheinanders saß der wuschelige hellbeigefarbene Mischlingshund, den er vor drei Wochen mit seinen Kindern aus dem Tierheim geholt hatte, und blickte mit Unschuldsmiene zu ihm auf.
Hübsch, nicht wahr? So gefällt mir die Bude gleich viel besser. Und es ist überall schön weich gepolstert. Ich find’s klasse. Du etwa nicht?
Stöhnend griff Patrick sich mit beiden Händen an den Kopf. »Du verdammter …« Er unterbrach sich und atmete mehrmals tief durch, bevor sein Temperament mit ihm durchgehen konnte. Der Hund konnte nichts dafür, dass er nicht erzogen war, und auch nicht dafür, dass Patrick bisher keine Zeit gehabt hatte, mit ihm in eine Hundeschule zu gehen. »Was hast du denn jetzt schon wieder angestellt, Oskar?« Mit einigermaßen ruhiger Stimme sprach er das Tier an, während er das Büro betrat und die Tür hinter sich schloss, damit der Hund nicht auch noch ausbüxte. »Das Klopapier hatte ich für zu Hause eingekauft, nicht damit du es hier zu Schnipselschnee verarbeitest.«
Ach so? Woher sollte ich das wissen? Mir war langweilig, und hier drinnen gibt es ja sonst nichts zum Spielen. Dauernd nur schlafen kann ich auch nicht, also blieb mir doch gar nichts anderes übrig, als ein bisschen umzudekorieren. Aber wenn es dir nicht passt, darfst du auch gerne mal die Tür aufmachen und mich rauslassen. Dann kann ich endlich das Weite suchen, so wie ich es eigentlich vorhatte, als ihr mich aus dem Tierheim rausgeholt habt. Ich bin nämlich ein waschechter Streuner, jawohl. Und das, seit ich vor zwei Jahren auf die Welt gekommen bin. Dass die vom Tierheim mich eingefangen haben, war bloß ein Missgeschick und deine beiden Kinder für mich die einfachste Option, da wieder herauszukommen. Ein bisschen lieb gucken und Hände abschlecken – und schon war ich aus dem Gefängnis wieder raus. Blöd nur, dass ihr mich so gut bewacht und immer alle Türen zumacht. Wie man die aufkriegt, habe ich leider noch nicht ganz heraus. Aber vielleicht vergesst ihr ja mal, sie zuzumachen, wenn ich euch mit meinen Streichen ablenke.
Kopfschüttelnd musterte Patrick den lammfromm dreinblickenden Hund mit den hübschen dunkelbraunen Augen, der den Kopf schräg gelegt hatte und jetzt sogar ein wenig hechelte, sodass es aussah, als lächle er ihn an. »Als hätte ich nicht schon genug zu tun … Jetzt kann ich auch noch hier aufräumen. Dabei müsste ich dringend die Zeichnungen für die drei neuen großen Blockhäuser im Ferienpark durchgehen, ganz zu schweigen von der Abschlussabnahme von Justus’ Haus. Immerhin will er im November einziehen. Ich war schon seit zwei Wochen nicht mehr auf der Baustelle und habe keine Ahnung, ob wir noch im Zeitplan liegen.« Er seufzte leise. »Aber was rede ich ausgerechnet mit dir? Du hast keine Ahnung von meinen Problemen, und ich nehme an, dass sie dich auch nicht die Bohne interessieren.«
Stimmt auffallend. Ich habe keinerlei Interesse an was auch immer ihr Menschen so treibt. Gut, deine Kinder sind eigentlich ganz lieb und nett, aber wie gesagt, ich bin ein Streuner und muss mich allmählich wieder aus dem Staub machen. So gehört sich das nämlich für Vagabunden.
Vor sich hin brummelnd bückte Patrick sich, um die Toilettenpapierfetzen aufzuraffen, als irgendwo ein Telefon klingelte. Er zuckte zusammen und blickte sich suchend um, bis er das Telefon unter einer Schicht Papiere entdeckte. »Sternbach?«, meldete er sich, ohne vorher auf die Anzeige auf dem Display zu blicken. Mit der freien Hand sammelte er weiter das Toilettenpapier auf und stopfte es in den Papierkorb.
»Patrick, hier ist Ursula.«
»Ah, gut, dass du anrufst.« Er atmete auf, als er die Stimme seiner Empfangsdame erkannte. »Geht es dir besser? Kannst du am Montag wieder arbeiten? Ich brauche dich hier ganz dringend, weil …«
»Äh, nein.«
Er stockte. »Nein?«
»Nein.« Ursula räusperte sich, und er sah die Dreißigjährige sofort vor sich: ein wenig mollig, rot gefärbter Kurzhaarschnitt und immer lange bunte Schals, ganz gleich, welches Outfit sie trug. Er hatte sie vor einem halben Jahr eingestellt, nachdem seine vorherige Empfangsdame, die zugleich seine Sekretärin gewesen war, sich wegen Überlastung einen anderen Job gesucht hatte. Ursula war nicht eben seine allererste Wahl gewesen und hatte ihn mit ihrer laschen Arbeitsmoral und fehlenden Ordnungsliebe oft geärgert, aber ohne sie versank er erst recht in einem heillosen Durcheinander und hatte überhaupt keinen Überblick mehr über seine Aufträge und Termine. Jetzt seufzte sie leise. »Patrick, ich kündige. Ich habe dir schon was Schriftliches per Post geschickt, das du am Montag auf dem Schreibtisch haben wirst. Ich habe jemanden kennengelernt, weißt du, und er wohnt in Bochum, und ich kann zu ihm ziehen und habe dort auch schon eine neue Stelle gefunden und … Kurz und gut, ich komme nicht mehr zur Arbeit. Immerhin habe ich noch ein paar Urlaubstage, und laut meinem Arbeitsvertrag ist die Kündigungsfrist ja sehr kurz, also reicht es, wenn ich dir jetzt Bescheid gebe. Daher – tut mir leid, aber mach’s gut, ja? Du findest schon jemand anderen für den Posten.«
»Aber …« Vollkommen perplex starrte Patrick auf das Telefon in seiner Hand. Ursula hatte einfach aufgelegt. Kraftlos ließ er sich auf die Kante seines Schreibtischs sinken und legte den Kopf in den Nacken. »Verdammt noch mal!«
Ohne eine tüchtige Schreibkraft – und tüchtig war Ursula nicht mal gewesen – und jemanden, der sich des ganzen organisatorischen Krams annahm, war er aufgeschmissen. Und das gerade jetzt, wo ihm die Arbeit geradezu über den Kopf wuchs. Erst vergangenen Monat hatte er einen Mitarbeiter verloren, der ebenfalls in eine andere Stadt gezogen war, und immer noch keinen Ersatz für ihn gefunden. Gute Schreiner wuchsen nun mal nicht auf Bäumen.
Die Panik, die sich in ihm ausbreiten wollte, versuchte er sofort zu unterdrücken. Er würde nicht den Kopf verlieren. Er würde eine Lösung finden, wenn er im Moment auch noch nicht wusste, wo er sie suchen sollte. Erst einmal musste er hier für Ordnung sorgen und sich die Zeichnungen der neuen Häuser heraussuchen. Am besten nahm er sie mit nach Hause und legte eine weitere Nachtschicht ein, um sie zu kontrollieren und, wenn nötig, zu überarbeiten. In einer knappen Stunde musste er Jessica und Joel von seinen Eltern abholen und ihnen ein halbwegs nahrhaftes Abendessen auftischen. Und eigentlich hätte er gerne noch etwas mit ihnen unternommen oder sich zumindest zu Hause mit ihnen beschäftigt. Fast kam es ihm so vor, als würden die beiden sich emotional ganz allmählich wieder von ihm entfernen. Dabei hatte er sich in den ersten Monaten, die sie hier verbracht hatten, wirklich Mühe gegeben, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Doch wie zum Teufel sollte er das alles schaffen, wenn er nicht mehr wusste, wo ihm der Kopf stand?
Er hatte schon überlegt, ob er seine Eltern um mehr Hilfe bitten sollte, doch den Gedanken hatte er schnell wieder verworfen. Die beiden und auch seine Geschwister hatten bereits so unglaublich viel für ihn und die Zwillinge getan und taten es immer noch. Er konnte sie unmöglich noch weiter belasten. Außerdem ging es ihm mächtig gegen den Strich, dass er nicht in der Lage sein sollte, sein Leben in den Griff zu bekommen. Vor ein paar Jahren hatte alles so gut begonnen, als er sein Bauunternehmen aus dem Boden gestampft hatte. Er war es langsam und überlegt angegangen und hatte bald erste Erfolge verzeichnen können. Wie hätte er auch ahnen sollen, dass ihn die Nachricht, dass er zwei Kinder hatte und dass deren Mutter im Sterben lag, derart aus der Bahn werfen würde?
Klarissa war vor nicht ganz elf Jahren als Siebzehnjährige im Hotel seiner Eltern aufgetaucht und hatte einen Sommerjob gesucht. An ihrem achtzehnten Geburtstag, den sie hier mit Patricks Familie und den Angestellten des Hotels gefeiert hatte, waren sie einander nähergekommen und für ein Weilchen mehr oder weniger ein Paar gewesen. Dann hatte sich herausgestellt, dass Klarissa aus reichem Elternhaus stammte und weggelaufen war. Ihre Eltern hatten sie aufgespürt und wieder mit nach Hause genommen. Danach hatte er nie wieder etwas von ihr gehört. Bis sie ihn vor einem knappen Jahr aus einem Hospiz angerufen hatte. Sie litt an einer unheilbaren Lungenkrankheit, und es ging ihr sehr schlecht. Klarissa hatte ihm von den Zwillingen erzählt und ihn angefleht, sich der beiden anzunehmen, weil sie sie nicht in der Obhut ihrer kontrollsüchtigen Eltern wissen wollte.
Sogar Klarissas Anwältin hatte ihm nahegelegt, das Sorgerecht für die Kinder zu beantragen, weil ihrer Meinung nach Klarissas Eltern nicht die geeignete Familie für die beiden Kinder seien. Nachdem er die Meiningers kennengelernt hatte, musste er sich dieser Ansicht anschließen. Nicht nur hatten die beiden erfolgreich verhindert, dass er früher von seinen Kindern erfahren hatte, sie wollten auch nicht, dass er die Zwillinge auch nur kennenlernte, und hatten sogar versucht, die Rechte ihrer eigenen Tochter zu beschneiden, um der Kinder habhaft zu werden. Und das alles, weil er in seiner Jugend zugegebenermaßen ein paar Fehler begangen hatte und mit dem Gesetz aneinandergeraten war. Was er inzwischen aus sich gemacht hatte, war ihnen vollkommen egal. Sie waren reich und hochnäsig und hielten sich für den Nabel der Welt.
Nach kurzem Hin und Her hatte er, um seine Rechte zu stärken, Klarissa auf dem Totenbett geheiratet und eine gemeinsame Sorgerechtserklärung eingereicht. Kurz darauf war Klarissa verstorben, und die Kinder waren bei ihm – oder vielmehr zunächst bei seinen Eltern – eingezogen.
Er hatte sein Haus umgebaut, zwei Kinderzimmer und ein zusätzliches Bad eingerichtet und war jetzt ein alleinerziehender Vater, der im Grunde keinen Schimmer hatte, was er hier eigentlich tat.
Innerlich seufzend fuhr er fort, im Büro so etwas Ähnliches wie Ordnung herzustellen, und wäre dabei mehrmals fast über Oskar gestolpert, der sich demonstrativ mitten im Raum ausgestreckt hatte und ihm gelangweilt zusah. »Hund müsste man sein, was?«, murmelte er vor sich hin.
Na klar. Also ich wollte noch nie was anderes sein. Ihr Menschen seid immer so kontrollsüchtig und tut Dinge, die ich nicht verstehe und die ein Hund niemals tun würde. Also stimme ich dir ausnahmsweise mal zu. Wuff.
Verblüfft hielt Patrick inne, als er das leise Bellen vernahm. »Hast du mir etwa zugestimmt?«
Jepp.
Kopfschüttelnd stapelte Patrick die Ordner mit den Zeichnungen aufeinander und schnappte sich dann die Hundeleine, die er beim Aufräumen unter dem Schreibtisch entdeckt hatte. »Na, komm mal her, damit ich dir das Geschirr anlegen kann. Wir müssen los.«
Wenn es sein muss. Oskar gähnte genervt und erhob sich.
Patrick hatte ihm gerade das Geschirr umgelegt und die Leine eingehakt, als hinter ihm die Tür aufging.
»Patrick, bist du hier? Oh, gut.« Seine Schwägerin Laura trat ein und schob, während sie sich mit großen Augen umsah, die Tür hinter sich ins Schloss. Als ihr Blick auf den überquellenden Papierkorb fiel, gluckste sie. »Was ist das denn? Hat Oskar etwa ein Missgeschick hinterlassen?«
»Nicht so, wie du jetzt vielleicht denkst.« Patrick erhob sich wieder und brachte ein schiefes Grinsen zustande. »Er hat nur seine Freude an Klopapier-Konfetti entdeckt.«
»Oje.« Laura bemühte sich sichtlich um einen mitfühlenden Gesichtsausdruck, das Lachen konnte sie dennoch nicht unterdrücken.
»Was führt dich hierher?« Er musterte sie etwas genauer. Sie trug ein knielanges dunkelblaues Wollkleid, das ihre kurvige Figur ausgezeichnet zur Geltung brachte, eine lange Kette mit Sternanhänger um den Hals, und ihre langen roten Locken hatte sie zu einem raffinierten Knoten hochgesteckt, sodass die zur Kette passenden Ohrstecker gut sichtbar waren. »Du siehst aus, als hättest du vor, meinen Bruder heute Abend ein bisschen zu verführen.«
Auf ihren Wangen erschien ein rosiger Schimmer. »Ich bin auf dem Weg ins Stadthotel, um ihn dort zum Abendessen zu treffen. Danach wollen wir ins Kino.«
»Aha.« Er schmunzelte. »Knutschen in der letzten Reihe?«
»Wer weiß?« Sie kicherte, wurde aber gleich wieder ernst. »Ich hatte ihm versprochen, dich zu fragen, ob das mit der Abschlussabnahme alles so klappt wie geplant, deshalb habe ich den kleinen Umweg hierher gemacht. Wir haben dich schon eine Weile nicht mehr zu Gesicht bekommen, sondern nur Toni und Karl, die den Innenausbau machen. Du scheinst ja gerade ganz schön mit Arbeit eingedeckt zu sein, da wollten wir nur sichergehen …«
»Keine Sorge, das haut schon hin.« Er schloss verärgert die Augen, als er merkte, dass sein Tonfall viel zu scharf und aggressiv geworden war. »Entschuldige, ich bin etwas im Stress, aber wir werden den Termin einhalten.«
Lauras Miene wurde ernst, und sie trat sichtlich besorgt auf ihn zu. »Wenn es sich um ein, zwei Wochen verschiebt, ist es auch kein Beinbruch.«
»Es verschiebt sich gar nichts.« Verflixt, wieder zu harsch. Er rieb sich über die Stirn.
»Was ist los, Patrick?«
Er blickte auf seinen Arm, auf den sie eine Hand gelegt hatte. »Gar nichts. Wie gesagt, ich bin nur ein bisschen im Stress, sonst nichts.«
Sie drückte seinen Arm. »Wenn du Hilfe benötigst …«
»Nein.«
»… dann kannst du immer zu uns kommen, das weißt du doch?«
»Ja.« Er fluchte innerlich. »Ich brauche keine Hilfe. Ihr tut schon genug für mich und die Zwillinge.«
»Trotzdem kannst du immer um Hilfe bitten. Es ist nicht einfach als alleinerziehender Vater.« Sie schwieg kurz, blickte sich noch einmal um. »Ist Ursula immer noch krank?«
Seufzend ergab er sich. Laura hatte in dem Jahr, das er sie nun kannte, bereits die inquisitorischen Fähigkeiten seiner Familie übernommen und würde wahrscheinlich keine Ruhe geben, ehe er ihr nicht zumindest etwas erzählte. »Nein, sie ist nicht mehr krank. Sie hat gekündigt.«
»Was?« Verblüfft hob Laura den Kopf.
»Sie hat einen Mann kennengelernt und geht mit ihm nach Bochum.«
»Das gibt es doch nicht. Erst Ronny, jetzt Ursula? Das ist aber wirklich Pech. Dabei war sie doch noch gar nicht lange hier.«
»Ein gutes halbes Jahr.« Er zuckte mit den Achseln. »Morgen muss ich eine Stellenausschreibung in die Zeitung setzen.«
»Ja, unbedingt. Ohne jemanden, der das Büro organisiert, bist du doch aufgeschmissen.« Erneut drückte sie seinen Arm. »Nicht, dass du nicht fähig wärst, den Kram selbst zu machen, aber du musst dich um so viele Dinge kümmern. Eine gute Bürokraft brauchst du dringend. Soll ich mich mal umhören, ob jemand, den wir kennen, einen Job sucht oder jemanden kennt, der jemanden kennt …?«
»Klar, von mir aus.« Er schielte auf seine Armbanduhr. »Ich muss jetzt los, die Kinder abholen.«
»Natürlich.« Endlich ließ sie seinen Arm los, lächelte ihm aber aufmunternd zu. »Du schaffst das schon.«
Er nickte nur. »Ich rufe euch wegen des genauen Abnahmetermins noch mal an.«
»Okay.« Zögernd drehte sie sich um und öffnete die Tür. »Du solltest mit Oskar mal in die Hundeschule gehen. Er scheint nicht von Natur aus gehorsam zu sein, so wie unsere Lizzy.«
Was, Hundeschule? Nee, nee, kommt ja gar nicht infrage. So einen Blödsinn fangen wir gar nicht erst an. Oskar stieß ein ungehaltenes Grummeln aus.
Überrascht blickten Patrick und Laura auf den Hund hinab. Patrick grinste erneut schief. »Ich weiß. Sobald der Tag achtundvierzig Stunden hat, gehe ich die Sache an.«
Laura lachte. »Es war so toll von dir, den Kindern diese Freude zu bereiten. Aber ein Hund macht selbst im besten Fall eine Menge Arbeit. Vielleicht hättest du noch ein Weilchen warten sollen, bis du etwas mehr Zeit hast.«
Nein, also da muss ich dringend widersprechen. Oskar schüttelte sich. Der Moment war perfekt. Viel länger hätte ich es in dem blöden Tierheim nämlich nicht ausgehalten. Nicht, dass die Leute da nicht nett gewesen wären, und die anderen Hunde – na ja, die waren auch in Ordnung –, aber ich bin nun mal ein Vagabund. Ein Streuner. Ich muss raus in die große weite Welt.
»Wenn ich darauf warte, bin ich in Rente, und die Kinder sind aus dem Haus.« Er winkte ab. »Nein, sie haben so schon nicht viel von mir, da sollen sie wenigstens einen vierbeinigen Spielkameraden haben. Irgendwie funktioniert es ja.«
»Na gut, hergeben könnte ich den süßen Oskar an eurer Stelle jetzt auch nicht mehr.« Sie beugte sich über den Hund und wuschelte ihm durchs Fell. »Nicht wahr, du bist ein ganz Süßer und Lieber – und so flauschig.«
Oh, danke sehr. Das Kompliment nehme ich natürlich gerne an. Mit einem leisen Schnauben schüttelte Oskar sich erneut und leckte ihr kurz über die Hand.
Laura kicherte wieder. »Kleiner Charmeur.« Sie richtete sich wieder auf und nickte Patrick zu. »Also, bis dann – und wenn etwas sein sollte …«
»Jaja.« Er winkte noch mal lässig ab und bemühte sich um eine heitere Miene. »Ich komme schon zurecht. Fahr du jetzt mal lieber zu deinem Göttergatten, und verdreh ihm ein bisschen den Kopf.«
Sie lächelte, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. »Grüß Jessica und Joel von uns.«
»Mach ich.« Er folgte ihr nach draußen, schaltete vorher alle Lichter aus und die Alarmanlage an und schloss hinter sich das Bürogebäude ab. Dann sah er Laura dabei zu, wie sie zu ihrem Auto ging und davonfuhr. Er lief mit Oskar ein paar Schritte in den angrenzenden Wald, damit der Hund sein Geschäft verrichten konnte, und verfrachtete ihn danach in die Hundebox im Kofferraum des gebrauchten SUV, den er zusätzlich zu seinem Pick-up angeschafft hatte, als ihm klar geworden war, dass er ein familientaugliches Auto benötigte.
Sein Blick fiel auf eine der beiden Werkshallen, in der noch Licht brannte. Seine beiden Angestellten Heiko und Mark wären noch mindestens zwei Stunden dort beschäftigt, und Heiko würde später die Halle abschließen. Dass die zweite Halle seit Ronnys Weggang gänzlich leer stand, ärgerte Patrick nicht nur, es bereitete ihm auch Sorgen, immerhin hatte er einen nicht unbeträchtlichen Kredit aufgenommen, um das Werkstattgebäude zu bauen. Dort wurden hauptsächlich Möbel und sonstige Teile der Inneneinrichtung gefertigt, soweit dies von den Kunden gewünscht wurde. Ronny war Schreinermeister gewesen und hatte zusammen mit Karl und Toni gute Arbeit geleistet. Jetzt arbeiteten die beiden Gesellen erst einmal nur noch die vorhandenen Aufträge ab, nicht selten mit Patricks tatkräftiger Hilfe. Doch eigentlich musste Patrick noch mindestens einen neuen Meister und einen Gesellen einstellen, vielleicht sogar einen Auszubildenden im kommenden Jahr. Wenn er denn fähige Leute fände, doch das hatte sich zuletzt als nicht so einfach herausgestellt.
Kopfschüttelnd, weil er die Situation heute ohnehin nicht mehr ändern konnte, klemmte er sich hinters Steuer, atmete tief durch und nahm sich vor, sich seinen Eltern und den Kindern gegenüber nichts von seinen Sorgen anmerken zu lassen. Es reichte, wenn er sich später, wenn er allein war, den Kopf zerbrach.
***
»Hier, bitte, für Ihre Mühen.« Mit einem strahlenden Lächeln reichte Angelique den beiden Umzugshelfern, die ihre Möbel und Habseligkeiten aus ihrer Kölner Luxuswohnung in die wesentlich kleinere, aber dennoch hübsche Wohnung im Haus ihrer Tante transportiert hatten, ein großzügiges Trinkgeld. »Ohne Sie beide wäre ich aufgeschmissen gewesen.«
Die beiden Männer bedankten sich artig und verabschiedeten sich. Kaum waren sie verschwunden, als Angelique die Wohnungstür ins Schloss warf und sich auf den nächstbesten Umzugskarton in ihrem zukünftigen Wohnzimmer sinken ließ. Die Ellenbogen auf die Knie und das Kinn in die Hände gestützt, blickte sie auf die Unordnung zwischen Couch, Kisten, Sideboard und aufgerollten Teppichen und stieß ganz langsam die Luft aus.
Ihr Leben hatte sich gerade so grundlegend verändert, dass sie selbst noch nicht so ganz wusste, was sie davon halten sollte. Deshalb hatte sie auch noch niemandem außer ihrer Tante Inge davon erzählt. Selbst ihre beste Freundin Laura wusste nur wenige Details. Erst einmal musste Angelique Ordnung in das Chaos bringen, das sich vor ihr ausbreitete, sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne, denn Chaos gehörte nicht in ihr Leben. Es lag in ihrer Natur, chaotische Zustände in geordnete zu verwandeln, und das Talent, dabei mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen, ohne auch nur ein Detail oder das große Ganze aus den Augen zu verlieren, war ihr in die Wiege gelegt worden. Also würde sie auch mit dieser Situation spielend fertigwerden – sobald sie sich darüber klar geworden war, in welche Richtung sie von hier aus gehen wollte.
Zeit zum Überlegen hatte sie momentan genug, nachdem sie gerade Knall auf Fall ihren Job verloren hatte. Einen gut bezahlten Job in der angesehenen Kölner Marketingfirma Callas noch dazu. Fast ein Jahr lang hatte sie sich als Assistentin der stellvertretenden Geschäftsführerin krummgelegt, ihrer Chefin Claudia praktisch jeden Wunsch von den Augen abgelesen, drei von vier Wochenenden gearbeitet. Jetzt war Claudia in eine noch größere Firma nach Hamburg übergewechselt, und Carlo Callas, der Sohn des Firmeninhabers, hatte Angelique kurzerhand gefeuert. Sie sei zu teuer, hatte er behauptet und Claudias Stelle mit seiner frischgebackenen Ehefrau besetzt, die auch direkt eine fähige Assistentin mitbrachte.
Angelique hatte vor Wut gekocht. Natürlich hatte sie ein hohes Gehalt bekommen, aber dafür hatte sie auch überdurchschnittliche Arbeit geleistet. Vor Claudia war Laura ihre Chefin gewesen, bis sie hier in diese nette kleine Stadt gezogen war, um nach einer desaströsen Affäre mit Carlo Callas ihr Leben neu zu ordnen und als Marketingchefin der beiden Sternbach-Hotels neu anzufangen.
Der Neubeginn war Laura besser geglückt, als Angelique erwartet hatte, denn mittlerweile war sie mit dem ältesten Sohn des Hotelchefs glücklich verheiratet. Vielleicht war es ein ganz klein wenig diese Erfolgsgeschichte, die Angelique dazu veranlasst hatte, sich eine Auszeit zu gönnen und genau in dieses nette Städtchen zu ziehen. Hier fand sie hoffentlich ein wenig Ruhe und wurde sich darüber klar, was genau sie sich eigentlich von ihrer Zukunft erwartete. Ihre Tante hatte glücklicherweise gerade eine Wohnung in ihrem geerbten Mehrfamilienhaus frei gehabt und sie mit offenen Armen empfangen.
Inge war Angelique die Liebste ihrer Verwandten, abgesehen von ihrem ältesten Bruder Lukas, der immer so etwas wie ihr bester Freund gewesen war. Zu ihren Eltern pflegte sie eine eher oberflächliche Beziehung, denn die Ansichten der beiden über ihre Rolle in der Welt im Allgemeinen und der altehrwürdigen Fabrikantenfamilie Sahrmüller im Speziellen unterschieden sich einfach zu sehr von ihren eigenen. Mit ihrem zweitältesten Bruder Ralf und seinem Ehemann kam Angelique recht gut aus – solange sie allein mit ihnen war. Ihre jüngere Schwester Nina, die mit einem Adeligen verheiratet und mit vierundzwanzig Jahren bereits zweifache Mutter war, ähnelte ihren Eltern zu sehr, als dass die Bindung zu ihr besonders eng oder innig hätte werden können.
Inge war die Schwester von Angeliques Vater, doch die beiden hätten nicht unterschiedlicher sein können. Angelique liebte Inges fröhliche, unkomplizierte Art und die Tatsache, dass ihrer Tante jeglicher Standesdünkel fehlte. Sie hatte vor einigen Jahren zusammen mit dem Mietshaus ein kleines Vermögen geerbt, arbeitete aber weiterhin mit großer Freude und Leidenschaft als Sprechstundenhilfe bei einer Tierärztin. Sobald ihre Arbeitszeit um war, würde sie ganz sicher hier auftauchen und Angelique ihre Hilfe anbieten.
Auch Laura hätte ihr mit Sicherheit angeboten zu helfen, doch ihr hatte Angelique noch gar nichts von ihrem Umzug erzählt. Lediglich den Zorn über ihre Kündigung hatte sie umgehend telefonisch bei der Freundin abgeladen, die, wie nicht anders zu erwarten, ebenso empört und sofort zu jeglichem Freundschaftsdienst bereit gewesen war.
Doch Angelique hatte das Angebot dankend abgelehnt. Aus einem ersten Impuls heraus war sie in Kampfstellung gegangen und hatte sich sofort darangemacht, Bewerbungsmappen zusammenzustellen. Mit ihren Fähigkeiten und Referenzen war es sicherlich nicht allzu schwierig, schnell wieder eine Stellung zu finden. Damit hatte sie auch Laura beruhigt und ihr versprochen, sie sofort zu informieren, wenn sie einen neuen Arbeitsvertrag unterschreiben wollte. Das war vor ungefähr zwei Wochen gewesen. Angelique hatte noch so viele Urlaubstage und Überstunden gehabt, dass sie praktisch am Tag ihrer Kündigung ihren Arbeitsplatz bei Callas hatte räumen können. Das, so hatte sie gedacht, war perfekt, um sofort zum Angriff überzugehen. Doch je mehr Mappen sie mit der ihr angeborenen Sorgfalt erstellt hatte, desto mehr Zweifel waren in ihr gewachsen. Wollte sie wirklich wieder das Mädchen für alles eines ehrgeizigen und womöglich überkandidelten Erfolgsmenschen sein oder nicht doch lieber ihr eigenes Ding machen? Nur welches Ding das sein könnte, das wusste sie absolut nicht. Sie war zu lange in ein und derselben Tretmühle gewesen und hatte ihre Wünsche und Träume so sehr vernachlässigt, dass sie Mühe hatte, sie wieder an die Oberfläche zu holen.
Nicht dass ihr die Arbeit bei Callas keinen Spaß gemacht hätte, aber nach Monaten oder sogar Jahren des beinahe Rund-um-die-Uhr-Arbeitens musste sie sich eingestehen, dass sie auf der Stelle trat – und dass sie etwas Neues wollte.
Ihrer Freundin hatte der abrupte und rigorose Wechsel von der hektischen Großstadt und dem international agierenden Unternehmen in die Kleinstadt und zu einem familiengeführten Hotelbetrieb mehr als gutgetan. Sie war aufgeblüht, hatte sogar viel Ballast aus ihrer Vergangenheit abwerfen oder zumindest endlich verarbeiten können.
So schwerwiegende emotionale Päckchen trug Angelique zwar nicht mit sich herum, und sie war sich auch nicht sicher, ob diese kleine Stadt ihr überhaupt irgendwelche beruflichen Perspektiven zu bieten hatte, doch für eine Auszeit taugte sie allemal. Ein paar Wochen, vielleicht sogar bis zum Jahresende, würde sie sich Zeit nehmen, um ihr Leben neu zu justieren, um dann im neuen Jahr wieder voll durchzustarten.
Nachdem sie sich diesen Plan wieder vor Augen geführt hatte, erhob Angelique sich mit frischem Schwung, reckte sich ein wenig, schüttelte ihr langes schwarzes Haar und wollte es gerade mit einem einfachen Haargummi zu einem Zopf zusammenbinden, damit es ihr bei der Arbeit nicht im Weg war, als es an der Wohnungstür Sturm klingelte.
Rasch streifte Angelique den dunkelroten Haargummi über ihr rechtes Handgelenk, ging mit großen Schritten auf die Tür zu und riss sie auf. »Jaja, ich bin doch schon da. Wer ist denn …? Laura!« Verblüfft starrte sie ihre Freundin an. »Was machst du denn hier?«
Laura trat einen Schritt vor und zog sie heftig an sich. »Das Gleiche könnte ich dich fragen. Warum hast du mir denn nicht erzählt, dass du vorhast hierherzuziehen? So was verschweigt man doch der besten Freundin nicht.«
Obwohl sie mit diesem Besuch absolut nicht gerechnet hatte, spürte Angelique Freude und auch Erleichterung in sich aufsteigen und erwiderte die Umarmung.
Die kleine Westhighland-White-Terrierdame, die Laura an der Leine mit sich führte, bellte indes hell und hüpfte freudig auf und ab, bis Angelique sich bückte und sie begrüßte.
»Hallo, Lizzy, du Hübsche. Du bist ja immer noch so ein Energiebündel. Hältst du dein Frauchen schön in Atem und bei Laune?«
Wieder bellte die Hündin fröhlich, und Laura lachte. »Das tut sie, darauf kannst du dich verlassen.«
»Ach, Laura.« Angelique richtete sich wieder auf und küsste die Freundin auf beide Wangen. »Kommt rein. Ich wollte mich erst einrichten, weißt du, bevor ich mich bei dir melde.«
»Aber wir hätten dir doch beim Umzug geholfen.« Ebenso streng wie liebevoll musterte Laura sie, während sie zusammen ins Wohnzimmer gingen. »Ich schulde dir sowieso noch einen Umzug, weil du mir letztes Jahr so wunderbar mit den Sachen meiner Eltern geholfen hast.«
»So ein Quatsch, du schuldest mir überhaupt nichts.« Mit beiden Händen winkte Angelique ab. »Setz dich.« Sie deutete auf die Couch, die zwar noch nicht an ihrem zukünftigen Platz stand, jedoch neben den Kartons die einzige verfügbare Sitzgelegenheit im Raum war. »Ich kann dir leider nicht viel mehr als Mineralwasser und Cola light anbieten … aus der Flasche. Ich habe noch nicht ausgepackt, wie du siehst. Genau genommen bin ich erst vor ein paar Minuten angekommen. Du hast die Möbelpacker haarscharf verpasst.« Sie hielt kurz inne. »Woher weißt du überhaupt, dass ich hier bin?«
Laura machte es sich auf der Couch bequem, und prompt hüpfte Lizzy auf ihren Schoß. »Deine Tante Inge hat sich verplappert. Ich war vorhin mit Lizzy bei Fiona zum Impfen und um Wurmkur zu kaufen, und da hat Inge erzählt, dass du heute hier einziehst. Du kannst dir sicher vorstellen, dass ich aus allen Wolken gefallen bin. Was ist denn mit deiner schönen Wohnung in Köln? Und hast du doch noch keinen neuen Job gefunden? Ich dachte, du hättest schon einen Schlachtplan und inzwischen mindestens zehn Firmen, die sich um dich reißen.«
»Ich habe meine Pläne geändert.« Auch Angelique setzte sich auf die Couch und kraulte Lizzy hinter den Ohren. »Tut mir leid, dass ich dir nichts erzählt habe, aber irgendwie musste ich das erst mit mir selbst ausmachen. Hierherzuziehen war eine ziemlich spontane Idee und auch nur möglich, weil Tante Inge zufällig die Wohnung frei hatte. Ich habe den Mietvertrag in Köln zum ersten Dezember gekündigt, weil ich mir die Miete wohl nicht mehr werde leisten können. Meinen Treuhandfonds taste ich dafür nämlich nicht an.«
»Aber du findest doch bestimmt wieder einen Job.« Laura stockte. »Oder willst du in eine andere Stadt ziehen? Weiter weg? In München und Berlin gibt es viele gute Firmen, die dich mit Kusshand nehmen würden.«
»Nein, ich bleibe erst einmal hier, bis ich weiß, was werden soll. So weit weg möchte ich auch nicht, wenn ich ehrlich sein soll.« Angelique hob die Schultern. »Am Ende bekomme ich noch Heimweh.«
»Aber ausgerechnet hier? Du bist doch ein Großstadtkind.« Zweifelnd musterte Laura sie.
»Eigentlich nicht wirklich.« Angelique lachte leise. »Die Stadt, in der ich aufgewachsen bin, war ja nicht viel größer als diese hier. Ich bin nur von dort geflohen, weil mir die Decke auf den Kopf gefallen ist und meine Eltern mir auf den Wecker gingen. Versteh mich nicht falsch, ich mag Köln sehr, aber ich komme auch in einer Kleinstadt klar. Außerdem kann ich in weniger als einer Dreiviertelstunde Großstadtluft schnuppern, wenn ich meine, es nötig zu haben.«
»Aber was willst du denn jetzt machen? Hier gibt es keine Marketingfirmen oder etwas Ähnliches, bei denen du dich bewerben könntest.«
»Ich weiß. Ich bin mir auch gar nicht sicher, ob ich diese Art Job überhaupt noch einmal machen möchte oder nicht vielleicht etwas ganz anderes. Ich nehme mir ein paar Wochen Auszeit.«
»Aha.« Die Zweifel standen Laura deutlich ins Gesicht geschrieben. »Wer sind Sie, und was haben Sie mir meiner Freundin Angelique gemacht?«
Angelique lachte. »Glaubst du, das kann ich nicht?«
»Justus hat dich mal die Tausendprozentige genannt …«
»Soll ich jetzt geschmeichelt oder beleidigt sein?«
»Es war als Kompliment gemeint.«