Die Hamburgerin Maike Jarsetz ist ausgebildete Fotografin und gilt als ausgewiesene Expertin für Adobe Photoshop und Adobe Lightroom. 2005 erschien ihr erstes Photoshop-Buch für digitale Fotografie. Seitdem finden sich ihre Bücher und Videotrainings zu Photoshop, Lightroom und Bildbearbeitungs-Workflows beständig auf den Bestsellerlisten. Als Coach und Trainerin ist sie auf vielen Veranstaltungen der Fotografie- und Bildbearbeiterszene mit Präsentationen und Vorträgen vertreten. Wie auch in ihren Büchern und Artikeln verknüpft die gelernte Fotografin darin aktuelles Software-Knowhow mit ihren beruflichen Wurzeln. Mehr von Maike Jarsetz findet man auf ihrem YouTube-Kanal, Facebook, Instagram und unter www.jarsetz.com.
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Von der Aufnahme zum Bild – Bildbearbeitung mit Photoshop und Lightroom
Maike Jarsetz
www.jarsetz.com
Lektorat: Rudolf Krahm
Copy-Editing: Friederike Daenecke, Zülpich
Layout: Petra Strauch, Bonn
Satz: Petra Strauch, Maike Jarsetz
Herstellung: Stefanie Weidner, Frank Heidt
Umschlaggestaltung: Anna Diechtierow und Helmut Kraus, www.exclam.de
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
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ISBN:
Print 978-3-86490-316-8
PDF 978-3-96088-932-8
ePub 978-3-96088-933-5
mobi 978-3-96088-934-2
1. Auflage 2020
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Vorwort
1Die digitale Dunkelkammer
1.1Die digitale Dunkelkammer
1.1.1Warum überhaupt Bildbearbeitung?
1.1.2Bildentwicklung und Bildbearbeitung
1.1.3Journalistischer Anspruch vs. Photoshoppen
1.2Der fotografische Workflow
1.2.1Von der Raw-Datei zum Photoshop-Bild
1.2.2Das Vokabular der Bildbearbeiter
1.3Ein bisschen Technik
1.4Tonwerte und Bildkontrast
1.4.1Von Licht und Schatten
1.4.2Gute und bessere Kontrastkorrekturen
1.4.3Mikro- und Makrokontrast
1.4.4»Unscharf maskieren« – die analoge Kontrastkorrektur
1.5Bildfarben steuern
1.5.1Farbstimmung und Farbstich
1.5.2Die Motivfarben herausarbeiten
1.5.3Von der Farbkorrektur zur Farbänderung
2Der fotografische Workflow
Exkurs: Der fotografische Workflow
2.1Metadaten und Bildorganisation
2.1.1Das Über-Ich des Bildes
2.1.2Austausch zwischen Bridge und Lightroom
Exkurs: Austausch von Metadaten zwischen der Bridge und Lightroom
2.2Entwicklungsstrategien
2.2.1Den Workflow vorbereiten
Exkurs: Stationen der Bildentwicklung
2.2.2Die Bildentwicklung
2.2.3Von der Entwicklung zur Einzelbildbearbeitung
2.3Wozu braucht man eigentlich noch Photoshop?
2.4Finishing und Ausgabe
3Bilder entwickeln
3.1Camera Raw – der Motor der Bildentwicklung
Exkurs: Raw-Konvertierung
3.1.1Die Entwicklungssteuerungen in Lightroom und Camera Raw
3.1.2Die Werkzeuge
3.1.3Was tut meinem Bild gut?
3.1.4Nützliche Helfer bei der Fehlersuche
Workshop: Phase null: Das Raw-Profil
Workshop: Belichtung und Tonwerte ausloten
Workshop: Lichter und Schatten retten
Workshop: Der erste Weißabgleich
Workshop: Den Bildkontrast finden
Workshop: Objektivfehler korrigieren
Workshop: Farbfehler beseitigen
Workshop: Bildrauschen bearbeiten
Workshop: Horizont und Bildausschnitt
Workshop: Richtig schärfen
3.2Den Entwicklungsworkflow optimieren
3.2.1Von Entwicklungseinstellungen und XMP-Daten
3.2.2Aufnahmeserien entwickeln
3.2.3Mit Vorgaben arbeiten
3.2.4Raw-Standards nutzen
3.2.5Bildphasen vergleichen
Workshop: Entwicklungsphasen abstimmen
Workshop: Entwicklungseinstellungen übertragen
Workshop: Ein eigenes Kameraprofil
Workshop: Eine Entwicklungsvorgabe erstellen
Workshop: Den Raw-Standard ändern
3.3Vom Motiv zum Bild
3.3.1Selektive Korrekturen
3.3.2Lokale Korrekturen
3.3.3Was braucht dieses Bild?
Exkurs: Die lokalen Werkzeuge
Workshop: Bildfarben perfektionieren
Workshop: Licht setzen
Workshop: Alles aus dem Motiv herausholen
Workshop: Finetuning in Kontrast und Farbe
Workshop: Bildprioritäten ausarbeiten
Workshop: Farbtonwechsel
Workshop: Schwarzweiß mit allen Raffinessen
3.4Der eigene Bildstil
3.4.1Die Pflicht und die Kür
3.4.2Vom eigenen Bildstil zur Vorgabe
3.4.3Von der Vorgabe zum Look
Exkurs: Wie speichere ich Entwicklungseinstellungen als Vorgabe?
Workshop: Freundliche Porträts
Workshop: Eiskalt – vom Kreativprofil zur Vorgabe
Workshop: 2-Farb-Look
Workshop: Cross & Candy
Workshop: HDR auf Knopfdruck
Workshop: Vergilbte Abzüge
Workshop: Schwarzweißlandschaften
Workshop: Silberplatte oder Butler Finish
4Photoshop-Grundlagentechniken
4.1Die Grenzen der Bildentwicklung
4.1.1Nichtdestruktive Arbeit in Photoshop
4.1.2Bildkorrekturen nichtdestruktiv anlegen
4.2Ebenentechniken
4.2.1Das Bedienfeld »Ebenen« – Zentrale der Ebenenarbeit
4.3Auswählen und Maskieren
4.3.1Automatische Auswahlfunktionen
4.3.2Die Auswahlwerkzeuge, ihre Optionen und Stärken
4.4Camera Raw in Photoshop?
4.5Belichtung, Tonwerte und Kontrast
4.5.1Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Belichtungs- und Tonwertkorrekturen
4.5.2Tonwertkorrekturen
4.5.3Gradationskurven
4.5.4Andere Belichtungs- und Kontrastkorrekturen
Workshop: Entwicklungsvarianten kombinieren
Workshop: Kontrastoptimierung mit allen Raffinessen
Workshop: Negativtechniken
Workshop: Licht ins Dunkel bringen
Workshop: Lichtzeichnung verstärken
Workshop: Lichter auswählen und korrigieren
Workshop: Finale Scharfzeichnung
4.6Farbe
4.6.1Farbkorrekturen – ein Überblick
4.6.2Farben intensivieren
4.6.3Farbton bearbeiten
4.6.4Farbbalance ändern
4.6.5Farbstimmungen schaffen
4.6.6Farben verändern
Exkurs: Kurz beleuchtet: Farbmanagement
Workshop: Schnelle Umfärbung
Workshop: Neutralkorrekturen
Workshop: Farbstimmungen erzeugen
Workshop: Selektive Farbbearbeitung
Workshop: Schneller Farbwechsel
Workshop: Farbwechsel mit Feinarbeit
Workshop: Farben nach Referenz angleichen
Workshop: Farben austauschen
4.7Retuscheaufgaben in Photoshop
4.7.1Inhaltsbasierte Techniken
4.7.2Weitere Retuschefunktionen
4.7.3Die Retuschewerkzeuge – ein Überblick
4.7.4Inhaltsbasierte Füllung – ein Blick hinter die Kulissen
Workshop: Mit Ebenenmasken schnell retuschieren
Workshop: Retusche auf Ebenen
Workshop: Kopierquelle und Varianten
Workshop: Automatische Retusche
Workshop: Alle Retuscheregister ziehen
Workshop: Kreisförmig retuschieren
Workshop: Bildbereiche verschieben
4.8Perspektivkorrekturen
4.8.1Was macht die Perspektive aus?
4.8.2Perspektivkorrekturen im fotografischen Workflow
4.8.3Perspektive transformieren und manipulieren
Workshop: Roher Eingriff in die Perspektive
Workshop: Perspektivisch freistellen
Workshop: Retusche in der Perspektive
Workshop: Perspektivisch korrekt einpassen
Workshop: Adaptive Weitwinkelkorrektur
Workshop: Die Perspektive überlisten
Workshop: Panoramen erstellen
5Kreative Bildbearbeitung
5.1Fortgeschrittene Photoshop-Techniken
5.1.1Feinarbeit im Bedienfeld »Ebenen«
Exkurs: Mischmodi im Detail
5.1.2Smartobjekte und Smartfilter
5.2Filtertechniken
Einleitung
Workshop: Details herauskitzeln
Workshop: Weichzeichnung mit Finessen
Workshop: Verwackelte Bilder retten
Workshop: Den Schärfepunkt setzen
Workshop: Tilt-Shift-Effekt simulieren
Workshop: Schärfentiefe durch Tiefenmaske bestimmen
Workshop: Realistische Bewegungsunschärfen
Workshop: Scharf- und Weichzeichnung kombinieren
5.3Transformieren und verformen
Einleitung
Workshop: Bildteile einpassen
Workshop: Inhaltsbasiert skalieren
Workshop: Kleine Korrekturen mit dem Verflüssigen-Filter
Workshop: Mit Gitter verformen
Workshop: Falten und Formen retuschieren
5.4Freistellen und montieren
Einleitung
Workshop: Vordergrundobjekte automatisch auswählen
Workshop: Schnelle Auswahl und Kantenerkennung
Workshop: Auswählen und maskieren
Workshop: Kantendetails verfeinern
Workshop: Farbbereiche auswählen
Workshop: Farbsäume kaschieren
Workshop: Auswahl nach Helligkeitsinformationen
Workshop: Lichtsäume überarbeiten
Workshop: Fokusbereich auswählen
Workshop: Manuelle Maskenarbeit
Workshop: Die Kanäle nutzen
Workshop: Kontrast für die Kanäle
Workshop: Montagen farblich anpassen
Workshop: Haare freistellen mit allen Raffinessen
Workshop: Transparente Objekte freistellen
Workshop: Formen mit Vektorpfaden freistellen
5.5Beautyretusche
Einleitung
Workshop: Die erste Beautyretusche
Workshop: Haltung korrigieren
Workshop: Körperformen bearbeiten
Workshop: Das Gesichtswerkzeug
Workshop: Doppelkinn korrigieren
Workshop: Digitaler Concealer
Workshop: Hautbild verbessern
Workshop: Schnelle Hautweichzeichnung
Workshop: Zähne weißen
Workshop: Mit Licht und Schatten modellieren
Workshop: Hautschatten aufhellen
Workshop: Den Blick lenken – Highlights setzen
Workshop: Digitales Augen-Make-up
5.6Finishing und Bildstil
Einleitung
Workshop: Ein schneller Look
Workshop: Bildstile speichern und einsetzen
Workshop: Schwarzweißkontrast
Workshop: Looks richtig dosieren
Workshop: Color Lookups
Workshop: Eigene Color Lookups exportieren
Workshop: Konzentrische Lichtstrahlen erzeugen
Workshop: Lensflares montieren
Workshop: Künstlicher Lichteinfall und Blendenflecke
5.7Photoshop für Gourmets
Einleitung
Exkurs: Die Bildberechnung für die Frequenztrennung
Workshop: Lineares Gamma nutzen
Workshop: Varianten mit Luminanzmasken montieren
Workshop: Raw-Belichtungsreihe in HDR umsetzen
Workshop: Farben nach Lab-Referenz anpassen
Workshop: Der Stapelmodus räumt auf
Workshop: Realistische Schatten montieren
Workshop: Tattoo to go
Workshop: Spiegelungen in Glasscheiben
Workshop: Die exakte Frequenztrennung
Workshop: Aktion: Frequenztrennung
Workshop: Profi-Retusche mit der Frequenztrennung
Workshop: Digitales Altern
6Last, but not least
6.1Bilder für die Ausgabe vorbereiten
6.1.1Ausgabegröße und Bildausschnitt festlegen
Exkurs: Vergrößerung und Interpolationsmethoden
6.1.2Bildfarben produzieren
6.1.3Bilder exportieren und teilen
Workshop: Seitenverhältnis und Bildgröße vorbereiten
Workshop: Bilder für den Vierfarbdruck umwandeln
Workshop: Export für Webdienstleister und Screendesign
Workshop: Schnelle Serienproduktion – der Bildprozessor
Workshop: Unbegrenzte Bildsuche
6.2Mobile Bildbearbeitung
6.2.1»Das geht doch auch mit dem iPhone?«
6.2.2Go mobile
6.3Künstliche Intelligenz in der Bildbearbeitung
Index
Bildnachweis
Ich erinnere mich noch genau an den Nachmittag auf der Photokina, als ich einen Termin mit dem Verlagsleiter und dem Lektor des dpunkt. verlags hatte. Ich kam mit einer Idee zu Gerhard Rossbach und Rudolf Krahm:
Ich wollte ein Buch schreiben, das Fotografen nach dem Moment der Aufnahme von den ersten Entwicklungsanpassungen bis zum fertig bearbeiteten Motiv begleitet. Ein Buch für Bildenthusiasten – egal welchen Levels.
Im Mittelpunkt steht doch immer das Motiv, das wir im Moment der Aufnahme vor der Kamera sehen. In der Phase der Bildbearbeitung stellt sich dann die Frage, mit welchen Reglern und Funktionen und mit welcher Strategie wir an ein perfektes Bildergebnis kommen. Diesen Weg durch die umfangreichen Möglichkeiten der Bildbearbeitung sollte mein Buch aufzeigen. Dabei muss es egal sein, ob das Bild zunächst in Lightroom entwickelt oder mit dem Camera-Raw-Konverter von Photoshop bearbeitet wird. Deren Funktionen sind nicht nur identisch, sondern viele grundsätzliche Herangehensweisen an Tonwert, Kontrast und Farbe lassen sich auch auf andere Programme übertragen. Das gilt nicht nur für andere Raw-Konverter, sondern auch schon für einfache Bildbearbeitungs-Apps – auch in ihnen werden Tonwerte, Farben und Kontraste bearbeitet. Mein Buch sollte ein Verständnis für die Bildbearbeitung schärfen, von dem man in jedem Programm und in jeder App profitieren kann.
Aber brauchen wir Fotografen noch so viel Bildbearbeitung? Erledigen inzwischen nicht künstliche Intelligenz, fortgeschrittene Kameratechnik und schnelle Apps schon einen Großteil der Arbeit? Auch dieser Überprüfung sollte das Buch standhalten. Denn es soll Ihnen helfen, das Bild genau zu dem zu machen, was Ihnen beim Auslösen vorschwebte – nicht zu einem Zufallsprodukt aus Automatik und »One Click Look«.
Von diesem Ansatz sollte jeder profitieren können, vom Einsteiger bis zum Profi. Denn sind die Grundlagen erst einmal geklärt und ist der Workflow aufgezeigt, kann jeder entscheiden, wie weit er den Weg gehen will. Bei vielen ist ein Bild mit der perfekten Entwicklung abgeschlossen, bei manchen ist dies jedoch nur die Grundlage für die weitere Bearbeitung in Photoshop.
So sollte dieses Buch auch (nicht nur) für Adobes Foto-Abo-Kunden geschrieben werden, die neben Lightroom auch Photoshop auf dem Rechner installiert haben. Die Funktionsbreite von Photoshop ist ungleich größer, und nicht umsonst hat sich das Wort »photoshoppen« als Synonym für professionelle Bildbearbeitung und Bildmanipulation etabliert.
Im zweiten Buchteil wollte ich insbesondere die Erfahrungen aus meinen Schulungen einbringen. Bei der Vermittlung von Photoshop-Schlüsseltechniken erkenne ich immer wieder bei Amateuren wie auch Profis die gleichen Aha-Erlebnisse. Denn hat man die Grundprinzipien von Ebenen und Masken, Smartobjekten und Filtern, Werkzeugen und Funktionen erst verstanden, ist der Weg frei für jede Art von Bearbeitung – von exakter Retusche und komplexen Freistellungen bis zu diffizilen Korrekturen und dem Finishing mit eigenen Looks: Die Photoshop-Wundertüte ist unermesslich und kann jede Bildidee verwirklichen.
Während ich diese Gedanken noch zwischen Bücherstapeln und Messetisch ausbreitete, entgegnete Gerhard Rossbach freundlich und bestimmt: »Also, Frau Jarsetz, wenn Sie dieses Buch schreiben wollen, wären wir als Verlag glücklich, es verlegen zu können.«
Zwischen diesem Satz und heute liegen viele Monate intensiver Schreibarbeit und fast 800 Seiten »Digitale Dunkelkammer«. Das Ergebnis halten Sie in den Händen.
Während die Arbeit in einer Dunkelkammer doch meistens eine einsame ist, war ich bei diesem Prozess nicht allein: Ich bin meinem Lektor Rudolf Krahm dankbar für seine Geduld und die Beständigkeit, mit der er das Projekt betreut hat. Ich freue mich, dass Petra Strauch ein Layout entwickelt hat, das mit seiner klaren Struktur den Buchinhalt bestens präsentiert, und bewundere Friederike Daenecke für ihr akribisches Auge und das Engagement beim Korrektorat. Ein besonderer Dank gilt auch Jürgen Gulbins, der mir den wunderbaren Titel »Digitale Dunkelkammer« vererbt hat. Ich hoffe und bin zuversichtlich, dass ich mich dem würdig erwiesen habe.
Am besten können Sie das natürlich als Leser beurteilen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Betreten der digitalen Dunkelkammer und viel Erfolg bei der Perfektionierung Ihrer Bilder!
Maike Jarsetz
August 2020
Eine »Dunkelkammer« ist auch heute noch jedem ein Begriff – auch wenn er untrennbar mit der analogen Fotografie verknüpft ist. Auch die Vokabel »Entwicklung« hat sich als mittlerweile fester Bestandteil der Bildbearbeitungssoftware in die digitale Welt gerettet.
In diesem ersten Kapitel beleuchten wir die Welt der digitalen Dunkelkammer, klären Grundlagen und Begrifflichkeiten, werfen einen ersten Blick auf die Aufgaben von Kontrast- und Farbkorrekturen und schauen uns den Workflow an, den das Bild auf seinem Weg aus der Kamera bis zum fertigen Abzug durchläuft.
In den Zeiten der Analogfotografie gehörte die Bildentwicklung in der Dunkelkammer untrennbar zur Fotografie dazu. Die Aufgaben waren dabei noch klar verteilt: Bis zum Moment des Auslösens war der Fotograf der Schaffende, für die Bildentwicklung war dann die Fachkraft im Labor gefragt.
Mit der digitalen Fotografie hat sich die Entwicklungsarbeit in die Hände des Fotografen verlagert. Je nach Perfektion bei der Aufnahme einerseits und bildbearbeiterischen Ansprüchen andererseits gestaltet sich diese Nachbearbeitungsphase mehr oder weniger aufwendig. Auch die Kamera hat heutzutage einen stärkeren Einfluss auf das Endergebnis, als wir oft ahnen. Selbst ein aktuelles Smartphone besitzt schon so viele versteckte Bildbearbeitungsfunktionen zur Optimierung des Bildes, dass mancher Schnappschuss damit auf den ersten Blick ansprechender ausfallen kann als mit einer Vollformat-Kamera der Profiklasse. Diese liefert aber eine Bildqualität mit einem viel größeren Potenzial für die weitere Entwicklung des Bildes.
Abb. 1.1: Die ersten Aufgaben der digitalen Bildentwicklung bestehen in der Korrektur von Aufnahmefehlern und unzureichenden Lichtverhältnissen. Flaue Bilder werden kontrastreicher, schiefe Bilder werden geradegerückt, Schatten aufgehellt und Farbstiche werden entfernt.
So ein mancher Fotograf würde sicher oft gern auf Bildbearbeitung verzichten und wünscht sich alte Zeiten zurück, in denen das Bild mit Drücken des Auslösers fertig war. Nun, das ist natürlich auch heute noch möglich. Und zwar nicht nur, wenn man sich auf den Automatismus der Kamera beschränkt und im JPEG-Format fotografiert. Auch Raw-Fotografen können ihren Workflow so einrichten, dass die Bilder schon parallel zur Archivierung eine automatische Grundentwicklung erfahren. Das setzt natürlich eine entsprechend gekonnte Fotografie und fehlerfreie Belichtung voraus.
Meiner Meinung nach ist Bildbearbeitung keine Last, sondern die Chance, aus Motiven genau das herauszuholen, was ich im Moment der Aufnahme in dem Motiv gesehen habe. Wie viel Aufwand auf die digitale Dunkelkammer entfällt, hat dabei jeder Fotograf selbst in der Hand.
Aber wie viel Bildbearbeitung braucht ein Bild?
Natürlich gibt es Motive, die bei der Belichtung eher suboptimal erfasst werden. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle: Ungünstige Licht- oder Wetterverhältnisse können zu flauen Bildern genauso wie zu sehr starken Kontrasten mit Detailverlusten in den Schatten oder Lichtern führen: Hektische Momentaufnahmen lassen zu wenig Zeit für korrekte Kameraeinstellungen und resultieren in fehlbelichteten oder farbstichigen Bildern. Störende Elemente im Bild lenken ab und sollen vielleicht entfernt werden. Das alles ist elementarer Korrekturbedarf und Aufgabe der digitalen Bildbearbeitung.
Zur Passion wird die Bildentwicklung, wenn es darum geht, aus einem gelungenen Motiv noch das Besondere herauszuarbeiten. Feinste Lichtabstufungen in der Natur können mit einer gezielten Kontrastkorrektur in den Mittelpunkt des Bildes rücken. Subtile Farben werden verstärkt und bauen so eine Spannung im Motiv auf. Leichte Belichtungskorrekturen – geschickt platziert – lenken den Blick des Betrachters.
Das Besondere an einem Motiv erkennen Sie schon im Moment der Aufnahme – die Bildentwicklung gibt Ihnen dann die Chance, dieses Besondere hervorzuheben.
Abb. 1.2: Jedes Motiv fordert in der Bildentwicklung eigene Herangehensweisen. Das Besondere am Motiv kann mal eine prägnante Bildfarbe sein, ein anderes Mal lebt das Bild besonders durch Details.
Abb. 1.3: Klassische Naturaufnahmen zogen damals wie heute alle Register für eindrucksvolle Schwarzweiß-Bilder.
Bisher habe ich die zwei Begriffe Bildentwicklung und Bildbearbeitung nebeneinander benutzt, ohne sie voneinander abzugrenzen. Der Begriff Bildentwicklung wird heutzutage für die Raw-Daten-Konvertierung genutzt, in der wir kameraeigene Bildformate in Standard-RGB-Bilder umwandeln, die dann von jedem gängigen Programm, Browser oder mobilen Gerät wiedergegeben werden können.
In diesem Konvertierungsprozess – der in Lightroom, dem Raw-Konverter von Photoshop, aber auch in Photoshop Elements oder anderen Programmen wie Capture One stattfinden kann – sind so viele Funktionen zur Bildoptimierung eingebaut, dass hier die eigentliche digitale Bildentwicklung stattfindet. Idealerweise ist das Ergebnis ein optimal entwickeltes Motiv oder eine Bildserie, die keine weitere Bearbeitung benötigt.
Wenn die Anforderungen aber über eine reine Optimierung von Kontrast und Farbe, über leichte Retuschen und Perspektivkorrekturen und über Bildausschnitt und Ausrichtung hinausgehen, folgt meist die Übergabe an Photoshop und damit die Einzelbildbearbeitung, die ich oft als manipulative Bildbearbeitung bezeichne. Die Möglichkeiten von Photoshop sind schier unbegrenzt und können ein Bild bis zur Unkenntlichkeit verändern. Die Kunst besteht hier darin, das Ursprungsmotiv im Auge zu behalten und dem Bild nur so viel zusätzliche Bearbeitung angedeihen zu lassen, dass das Motiv authentisch bleibt.
Wie weit man bei der Bildbearbeitung gehen kann oder darf, daran scheiden sich die Geister. Ist schon eine Optimierung von Farbe, Kontrast, Licht und Schatten in der Bildentwicklung eine Manipulation des ursprünglichen Bildmaterials? Ist die Retusche eines bildunwichtigen Details notwendig oder ist sie ein inhaltsverändernder Eingriff? Sind die Ergebnisse aufwendiger Beauty-Retuschen noch der Verdienst der Fotografie oder doch der Bildbearbeitung? Letztendlich muss jeder Fotograf selbst entscheiden, wie weit sich das Bild nach der Fotografie noch entwickeln darf oder aber wie weit es sich von dem Moment der Aufnahme entfernt.
Besonderen Augenmerk legen naturgemäß Fotojournalisten auf das Ausmaß der Nachbearbeitung. Hier ist ein manipulativer Eingriff im Kodex jedes Fotojournalistenverbandes strengstens untersagt – unabhängig davon, ob er die Bildaussage verändert oder nicht. So heißt es im Kodex der Associated Press (AP): »Auf keinste Weise verändern oder manipulieren wir digital den Inhalt des Fotos (…) Kein Element sollte digital von einem beliebigen Foto entfernt oder hinzugefügt werden.«*
Abb. 1.4: Schon mit der Wahl des Filmmaterials hat sich auch der analoge Fotograf für seine eigene Interpretation der Realität entschieden.
Noch weiter geht die Nachrichtenagentur Reuters, mit einer meiner Meinung nach zumindest fragwürdigen Vorgabe, die 2015 ihre Fotografen anwies, nur noch mit JPEGs anstatt mit Raw-Daten zu arbeiten oder mindestens eine unbearbeitete JPEG-Datei als Referenz mitzuliefern. Der in dem Zusammenhang oft herangezogene Vergleich zu analogen Fotografie-Zeiten hinkt aber: Fernab von den Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung hat der analoge Fotograf schon mit der Wahl des Filmmaterials entschieden, auf welche Art und Weise er die Wirklichkeit »interpretieren« wollte. Verschiedenste Dia- und Negativ-Materialien avancierten nicht zuletzt deshalb zu klassischen »Looks«, weil sie die Wirklichheit durch eigenwillige Wiedergabe von Farbe und Kontrast entfremdeten. Noch dehnbarer wird der Begriff der Realität, wenn wir die analoge Negativtechnik bzw. die Schwarzweiß-Fotografie betrachten: Abwedeln und nachbelichten (»Dodge and Burn«) sind Techniken, die im analogen Fotoloabor entwickelt wurden. »Unscharf maskiert« wurde im Labor mit einer Negativkopie, die den Kontrast des Negativs verstärken sollte. Der legendäre Landschaftsfotograf Ansel Adams zeigte in seinen Büchern »Das Negativ« und »Das Positiv«, mit welchen Finessen er Bilder bis ins Detail in ihren Tonwerten und ihrem Kontrast beeinflusste. Fotopapier, Chemie, Entwicklungsdauer und -temperatur hatten ebenso starken Einfluss auf das Entwicklungsergebnis wie die Belichtung nach dem von ihm entwickelten Zonensystem. Seine Arbeiten verknüpften die Fotografie unmittelbar mit der Entwicklung. Das Wissen um die Möglichkeit der Bildentwicklung beeinflusste schon die Aufnahme. Aber niemand würde wohl diesem Altmeister der Fotografie Manipulation vorwerfen.
Abb. 1.5: Über das Maß der zulässigen Bildbearbeitung kann man streiten. Während für die Masse nur das Ergebnis zählt, gelten für Fotojournalisten engere Regeln.
Auch stärkere Kontrast- oder Farboptimierungen können zur Entwicklung eines Bildnegativs dazugehören.
Starke Farbänderungen oder Retuschen fallen dann aber in den Bereich der Bildmanipulation.
Meines Erachtens nach ist das durchaus mit dem heutigen digitalen Entwicklungsprozess zu vergleichen – nur dass die Möglichkeiten an Tonwert- und Farboptimierungen ungleich größer sind. Die schlichte Bearbeitung von Tonwerten, das Steuern von Farbtemperatur und Farbintensität, die Ausarbeitung des Bildkontrastes – das ist klassische Entwicklungsarbeit. Ein einfaches Aufhellen der Tiefen, nachträgliche Beeinflussung der Farbtemperatur, die unabhängige Bearbeitung von Farbsegmenten und im gewissen Rahmen auch die lokale Korrektur gehören für mich zur gängigen und auch legitimen Entwicklungsarbeit eines Bildes.
Schon in der Entwicklung kann natürlich auch manipulativ gearbeitet werden. Die Retuschemöglichkeiten in Lightroom oder Camera Raw gehen über eine reine Staubretusche weit hinaus und erlauben es mittlerweile, ganze Bildteile verschwinden zu lassen. Und spätestens hiermit wäre dann die Grenze der authentischen Bildentwicklung überschritten und die freie Bildmanipulation erreicht, die landläufig auch gern als »Photoshoppen« bezeichnet wird.
Die umfangreichen Möglichkeiten der Bildentwicklung werden für manchen Fotografen von der Lust zur Last, wenn es bedeutet, dass jedes – auch perfekt belichtete – Bild mit diversen Arbeitsschritten entwickelt werden muss, bevor es den eigenen Vorstellungen von Kontrast und Farbe entspricht, bzw. auch wenn es ohne Veränderung weitergegeben werden soll. Da wird die Sehnsucht nach analoger Fotografie mit Filmen oder nach JPEG-Fotografie groß, die scheinbar ein fertiges Bild abgeliefert haben. Auch das ist eine Fehlleitung, denn man kann sowohl in Lightroom als auch in Camera Raw die Grundentwicklung so weit beeinflussen, dass schon beim Öffnen bzw. Importieren der Bilder genau die Entwicklungseinstellungen vorgenommen werden, die man jedem Bild angedeihen lassen möchte.
Abb. 1.6: Beim ersten Betrachten der Bilder auf dem Rechner scheinen oft noch viele Basiskorrekturen notwendig zu sein.
Abb. 1.7: Mit dem richtigen Entwicklungsworkflow benötigen optimal belichtete Motive kaum noch Nachbearbeitung und können schon beim ersten Sichten den gewünschten Bildstil erhalten. Wie Sie Ihren Entwicklungsworkflow einrichten, lesen Sie ab Seite 122.
Dazu gehört vielleicht die Entwicklung mit einem anderen Kameraprofil mit verstärkter Farb- und Kontrastumsetzung, ein höherer Detailkontrast, eine bewusste Steuerung der Farbsättigung, die Korrektur von Objektivfehlern oder eine Grundschärfung. Da man diese Entwicklungseinstellungen individuell für sich austesten und vorgeben kann, ist man einer Standard-JPEG-Umsetzung der Kamera weit überlegen. Zwar kann man auch in der Kamera Voreinstellungen für Kontrast, Farbe oder Schärfe der JPEGs vornehmen, aber in der Software ist die Vorentwicklung durch die Vielfältigkeit der Einstellungen doch ungleich feiner und individueller zu steuern, und das Raw-Format bietet deutlich höhere Entwicklungstoleranzen. Außerdem können – anders als bei einem Kamera-JPEG – die Voreinstellungen jederzeit zurückgenommen oder variiert werden.
Abb. 1.8: Stationen der Bildentwicklung: Schritt für Schritt entwickelt sich das Bild. Konzentrieren Sie sich erst auf die Tonwerte, entfernen Sie einen eventuellen Farbstich und optimieren Sie Weißabgleich und Farbintensität des Bildes, bevor Sie dann die motivwichtigen Farben und Details herausarbeiten.
Auch bei der individuellen Ausarbeitung der Motive kann man den Workflow optimieren. Anstatt sich experimentell durch Ausprobieren unterschiedlichster Regler an das Bildergebnis heranzuarbeiten, findet jedes noch so unterschiedliche Bild schnell zum optimalen Ergebnis, wenn man eine klare Reihenfolge bei der Entwicklung einhält. Dabei folgt diese Reihenfolge der klassischen Bildbearbeitung, in der erst der Schwarz- und Weißpunkt an der dunkelsten und hellsten Stelle des Bildes ausgelotet wird, dann die dazwischen liegenden Tonwerte in Helligkeit und Kontrast gesteuert werden und danach die Farben erst über den Weißabgleich und in der Farbintensität gesteuert werden. Damit erhält jedes Bild seine Grundlage, von der aus es weiter gesteuert werden kann. Jetzt kann man, unbelastet von Farbstich oder Fehlbelichtung, sein Bild beurteilen und die weitere Bearbeitung planen. Ein Großteil der weiteren Biloptimierung kann dann weiterhin im Entwicklungsmodul, also in Lightroom oder Camera Raw stattfinden, denn seine Funktionen und Veränderungsmöglichkeiten reichen selbst bis zu eingreifenden Farbveränderungen oder Retuschen. Erst die schon erwähnten manipulativen Eingriffe erfordern dann eine Weitergabe an Photoshop.
Da jeder ernsthafte Fotograf das kameraeigene Raw-Format wählt, findet erst mit der Weitergabe an Photoshop bzw. der Speicherung der entwickelten Datei die Konvertierung in ein Standard-Bildformat wie JPEG oder TIFF statt. Im Moment dieser Weitergabe übernehmen wir Aufgaben, die sonst der Kamera vorbehalten waren. Jetzt erst entsteht ein Bild mit fertigen Farbkanälen. Einstellungen wie Farbtiefe und Farbraum oder Bildgröße und Auflösung werden in diesem Moment in das Bild eingerechnet. Mit diesem Schritt endet die Bildentwicklung und damit die nichtdestruktive Arbeit. Während in der Raw-Entwicklung die Entwicklungseinstellungen immer unabhängig vom Originalbild gespeichert werden, kann Photoshop das Bild ohne Weiteres mit einer neuen Version überschreiben. In Photoshop wird eine nichtdestruktive Bildbearbeitung deshalb mit Ebenen aufgebaut, die über dem Originalbild liegen und auch nach dem erneuten Öffnen einer Photoshop- oder Tiff-Datei noch editierbar sind. Die Detailarbeit, die in der Raw-Entwicklung nur begrenzt möglich ist, wird in Photoshop über verschiedenste Auswahlwerkzeuge und Maskentechniken realisiert. All dies sind Techniken, die Sie in den folgenden Kapiteln im Detail kennenlernen werden – genau so wie das Füllhorn der Spezialfunktionen für die Perspektivkorrektur, Beautyretusche oder Freistellungsarbeit, die Photoshop zum Alleskönner in der Bildbearbeitung machen.
Abb. 1.9: Die Entwicklungseinstellungen einer Raw-Datei werden immer als XMP-Metadaten gespeichert – das Originalbild wird so nie verändert. Bei der Bildbearbeitung in Photoshop verlagern wir die Korrekturen in Ebenen, um auch dort nichtdestruktiv weiterzuarbeiten.
Abb. 1.10: In der Einzelbildbearbeitung in Photoshop gewährleisten Ebenen und Masken einen nichtdestruktiven Workflow – das geht bis zur Montage von Bildern.
Nach der Bearbeitung haben Sie unterschiedlichste Möglichkeiten, das Bild auszugeben. Ob ein Bild für den Druck, die Webpräsentation oder eine Online-Dienstleistung wie Fotobücher vorbereitet wird, bestimmt natürlich die Ausgabegröße und das Ausgabedateiformat. Photoshop bietet umfangreiche Optionen, um das Bild optimal für die Weitergabe vorzubereiten. Vor allem stellt es mit Scharfzeichnungsfiltern und Vorschaumöglichkeiten alles zur Verfügung, um das Bild auf den Punkt zu finishen.
Bevor Sie aber den fotografischen Workflow in diesem Buch von Anfang bis Ende erkunden, wollen wir zunächst ein paar Begriffe klären, die in der Welt des Bildbearbeiters die wesentlichen Optimierungsaufgaben beschreiben.
Fotografen und Bildbearbeiter nutzen Wörter, die einem fotografisch nicht affinen Menschen oft Rätsel aufgeben oder zumindest nicht unmittelbar verständlich sind. Die gängigsten Begriffe möchte ich im Folgenden erläutern, damit wir in den kommenden Kapiteln »die gleiche Sprache sprechen«.
Abb. 1.11: Ein flaues Bild erkennt man sofort im Histogramm. Die Tonwerte häufen sich in den Mitteltönen und es fehlt ein echtes Schwarz und Weiß.
Viele Begriffe haben schon in der analogen Fotografie und Bildentwicklung ihren Platz gehabt, manche beschreiben hingegen ein neues digitales Phänomen.
Ein Histogramm kennt wohl jeder schon aus dem Display der Kamera. Es zeigt mit seinen Höhen und Tiefen die Häufigkeitsverteilung von dunklen und hellen Bildpixeln an. Ein Histogramm baut sich aus dem absoluten Schwarz von links nach rechts zum reinen Weiß als hellstem Ton auf. Dazwischen liegen die unterschiedlichsten Helligkeitsabstufungen, die wir auch Tonwerte nennen. Der Begriff Tonwerte wird nicht nur im Zusammenhang mit dem Histogramm genutzt, sondern beschreibt in allen Phasen der Bildentwicklung Helligkeitsabstufungen des Bildes.
Nicht immer sind die Tonwerte so verteilt, wie man es sich vorgestellt hat. Wenn sich die Tonwerte im dunklen Bereich drängen und zu viel Schwarz im Bild ist, spricht man davon, dass die Tiefen zulaufen oder absaufen. Besitzt umgekehrt das Bild zu viele helle Bildstellen, dann können die Lichter ausfressen. Wenn dieser Effekt im Histogramm durch eine Häufung der Tonwerte am linken oder rechten Rand nachzuvollziehen ist, zeigt das Histogramm oft eine Warnung für den Lichterbeschnitt oder Tiefenbeschnitt.
Diese beschnittenen Lichter oder Tiefen versucht man zu vermeiden, denn wenn nur extrem helle oder dunkle Tonwerte vorhanden sind, fehlen die abgestuften Tonwerte, die für die notwendige Zeichnung sorgen. Diese Zeichnung lässt auch in den Tiefen und Lichtern noch Details erkennen, so wirken sie nicht einfach nur schwarz oder weiß.
Abb. 1.12: »Stößt« das Histogramm an die Ränder, ist der minimale oder maximale Helligkeitswert erreicht. Hier gibt es keine Abstufungen mehr, die uns Details zeigen können – das Licht »frisst aus« oder der Schatten »säuft ab«.
Auch ein anderer typischer Bearbeitungsfall zeigt sich schon im Histogramm: Wenn sich, anders als eben beschrieben, die Tonwerte in der Mitte des Histogramms häufen und kaum oder wenig Tonwerte in den Lichtern oder Tiefen vertreten sind, dann fehlen dem Bild die Kontraste zwischen Hell und Dunkel – es wirkt flau. In diesem Fall braucht das Bild dringend eine Kontrastkorrektur.
Eine Kontrastkorrektur wird oft über die sogenannte Gradationskurve vorgenommen. Diese beschreibt zunächst über eine Diagonale die gleichmäßige Zunahme von dunklen zu hellen Tonwerten. Verändert man die Kurve so, dass der Wechsel von Dunkel zu Hell schneller stattfindet, ist die Kurve an der Stelle steiler. Deshalb spricht man auch davon, den Kontrast aufzusteilen. Der Begriff Gradation wurde übrigens auch schon zu Zeiten der analogen Filmentwicklung für die Beschreibung des Kontrastverhaltens von Film- und Papiermaterial benutzt.
Sind die Tonwerte erst einmal ausgewogen und wechseln sie sich in Ihrer Verteilung über das gesamte Histogramm ab, wirkt das Bild durch die Modulation der Tonwerte gleich harmonischer.
Mittlerweile beschränkt sich der Kontrast nicht nur auf einen globalen Kontrast zwischen den Tonwerten, sondern kann digital auch innerhalb kleinerer definierter Bereiche angehoben werden – mit Funktionen wie Struktur, Klarheit oder Dunst entfernen verstärkt man einen ganz spezifischen Detailkontrast. Je nachdem, ob die vorgegebenen Bereiche kleiner oder größer sind, verstärkt man den Mikrokontrast oder den Makrokontrast.
Abb. 1.13: Mit einer Gradationskurve kann jedes Bild individuell im Kontrast gesteuert werden.
Ein Bild mit deutlichem Detailkontrast hat gleich viel mehr Biss und wirkt knackig. Während die Regler Struktur und Klarheit den Kontrast in kleinsten Bereichen anheben, konzentriert sich der Regler Dunst entfernen auf flaue Mitteltöne.
Verstärkt man den Kontrast in ganz kleinen Details, wie schon mit dem Struktur-Regler in der Raw-Entwicklung, wirkt das Bild sogar vermeintlich schärfer. Die digitale Scharfzeichnung ist tatsächlich in der Essenz eine Kontrastverstärkung, denn wirklich nachschärfen – also eine fehlende Schärfe im Bild wieder rekonstruieren – kann man bis heute nicht. Alle Scharfzeichnungsfilter in Photoshop sind nichts anderes als Methoden zur Kontrastverstärkung der Details.
Ähnlich schwer zu korrigieren ist das Bildrauschen. Auch hier gibt es eine Verbindung zur analogen Fotografie: Schon das Filmmaterial benötigte größere Kristalle zur Reaktion auf wenig Licht, was sich in einer gröberen Körnung des Filmmaterials niederschlug. Selbst wenn die technologischen Voraussetzungen mittlerweile andere sind, führt auch in der digitalen Fotografie ein schwaches Lichtsignal zu Fehlern in der Signalverstärkung – die Folge ist ein Bildrauschen, das der analogen Körnung optisch sehr ähnlich ist.
Abb. 1.14: Der Weißabgleich balanciert das Bild zwischen kalter und warmer Farbstimmung.
Auch Farbkorrekturen basieren noch auf den gleichen Prinzipien. Die Farbtreue oder auf der anderen Seite ein Farbstich in die gelbliche warme oder bläuliche kalte Richtung spiegelt die Farbtemperatur wider, die während der Aufnahme herrschte.
Genau wie die Kamera kann auch die Entwicklungssoftware auf die vorherrschende Lichtsituation eingestellt werden, aber es kann auch ein manueller Weißabgleich vorgenommen werden, indem man die neutrale Bildstelle zur Neutralisierung der Farben nutzt.
Sie sehen, das Vokabular der Bildbearbeiter ist im Laufe der Jahrzehnte recht stabil geblieben. Auch wenn wir inzwischen in einer digitalen Dunkelkammer arbeiten, sind das Grundverständnis und die Bildbeurteilung noch gleich. Wir sprechen also nun dieselbe Sprache und können uns in das Abenteuer der Bildentwicklung stürzen.
Wenn man sich mit den Raffinessen der Bildentwicklung auseinandersetzen möchte, darf ein profundes Wissen um Bildformate, Farbräume und Farbtiefe nicht fehlen.
Am Anfang steht die Auswahl der Bildqualität in der Kamera. Jeder ambitionierte Fotograf bevorzugt hier das Raw-Format gegenüber dem Standard-JPEG.
Mit dem Raw-Format nutzen Sie die Daten, die unmittelbar auf den Kamerachip belichtet worden sind. Diese werden in einem Format gespeichert, das jeder Kamerahersteller anders angelegt hat. Das fotografierte Bild liegt also nicht in einem austauschbaren Standardformat vor – deshalb sprechen wir von den rohen (»raw«) Kameradaten. Diese Rohdaten in ein Standardformat umzuwandeln war früher ausschließlich Aufgabe der Kamerasoftware. Dabei ging es in erster Linie darum, aus reinen Lichtinformationen Farben zu entwickeln: Der Kamerachip an sich ist nicht farbempfindlich. Um Farbinformationen einzufangen, wird mit kleinen Farbfiltern vor dem Sensor gearbeitet, die nur jeweils die roten, grünen und blauen Farbanteile durchlassen und speichern. Die jeweiligen Helligkeitsinformationen für Rot, Grün und Blau werden dann in der resultierenden JPEG-Datei in separate Farbkanäle gespeichert, die sich zum Farbbild kombinieren. Da der Chip sein Speichervolumen quasi drittelt – in vielen Chips werden die Farbfilter über ein sogenanntes Mosaikraster angeordnet –, wird nicht das gesamte Speicherpotenzial der Kamera genutzt. Bei der Umwandlung in Farbinformationen werden die fehlenden Informationen für die einzelnen Farben aus den anderen Kanälen und den nebenliegenden Pixeln errechnet (interpoliert). Bei diesem Rechenprozess wurden – und werden immer noch im Falle von JPEG-Fotografie – die Einstellungen der Kamera, wie Weißabgleich und Schärfe, aber auch individuelle Kontrast- und Farbeinstellungen, mit einberechnet.
Auch das JPEG-Format resultiert also aus der Raw-Datei. Wenn wir direkt die Raw-Daten der Kamera nutzen, übernehmen wir die Aufgaben der Kamerasoftware und müssen ebenfalls über einen Konvertierungsprozess das Farbbild entwickeln. (Trotzdem haben Sie es optisch auch bei Raw-Daten immer mit einem Farbbild zu tun, da zu einem Raw-Bild auch immer ein farbiges Vorschaubild mitgespeichert wird.)