Ich bin nicht gern ein Prophet, denn meine Prophezeiungen werden gerne wahr.

Martin Luther (1483-1546) wurde nach einem Gelübde Mönch, dann Priester und mit 29 Jahren Professor der Theologie in Wittenberg. Nach seinem Thesenanschlag 1517 mit Kirchenbann und Reichsacht bestraft, flüchtete er auf die Wartburg und übersetzte die Bibel ins Deutsche.

Er war einer der Mitbetreiber der Reformation, sah sich aber als Prediger und nicht als Reformator von Kirche und Staat; Aufruhr und Bauernkrieg lehnte er ab.

Luther kämpfte gegen Papst und Teufel mit Feder und Tintenfass. In seinen Predigten, Traktaten und Tischgesprächen am heimischen Herd schaute er dem Volk aufs Maul.

Seine legendären Sprüche zur Bibel, zum Papsttum, zu Kirche, Kaiser und Küche, zu Ehe und Familie versammelt dieser Band.

LUTHERS
kleine Teufeleien

Herausgegeben von Thomas Kluge

Insel Verlag

eBook Insel Verlag Berlin 2016

Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage der Ausgabe des insel taschenbuchs 4561

© der deutschen Ausgabe Insel Verlag Berlin 2016

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Umschlagabbildung: Hans Traxler

eISBN 978-3-458-74929-5

www.insel-verlag.de

INHALT

Und wenn die Welt voll Teufel wär

Je mehr man predigt, je toller wird die Welt

Gibt es eine Hölle, so steht Rom darauf

Ade Mönche und Einsiedler

Deutschland ist wie ein kräftiges Pferd

Ein Fürst ist auch ein Mensch

Aufruhr hat keine Vernunft

Der Ehestand ist nötig und geboten

Niemand ist ohne böse Lust

Ein Weib ist schnell genommen

Frauen reden über die Dinge des Haushalts

Ein junger Mensch ist ein junger Most

Die Welt ist wie ein trunkener Bauer

O, das Bier hat gute Zusätze

Reichtum den groben Eseln

Der Teufel sitzt und faucht

Ehe wir recht klug werden, so legen wir uns nieder

Ich aber steche mit Schweinsspießen

Wenn’s Ende gut, so ist alles gut

Quellenangaben

UND WENN DIE WELT VOLL TEUFEL WÄR

Und wenn die Welt voll Teufel wär

und möchte uns ganz verschlingen,

so fürchten wir uns nicht so sehr.

Es muß uns doch gelingen.

Der Fürst dieser Welt,

wie saur er sich stellt

tut er uns doch nicht;

das macht: er ist gericht’.

Ein Wörtlein kann ihn fällen.

(LE, 1)

Lauter böse Buben wollen wir sein und doch lauter Gutes von Gott haben.

(AS 4, 1)

Wenn es keine Vergebung der Sünden bei Gott gäbe, so wollt ich, wie ich von Natur bin, Gott gern durchs Fenster hinauswerfen.

(TG 1, 2)

Mir hat Gottes Weis’ oft übel gefallen, aber itz rede ich ihm nicht ein.

(TG 1, 1)

Wenn es wahr ist, daß Gott mit uns in der Heiligen Schrift redet, so muß er entweder ein Bub sein, der ein Ding redt und hälts nicht, oder er ist die höchste Macht und Herrlichkeit.

(TG 1, 3)

Peter Weller sagte: Das ist ein wunderlichs Ding, daß Gott allmächtig ist, und nicht alle Menschen gut und fromm erschafft. Darauf erwiderte der Doktor (Luther): Lieber, fahrt hinauf gen Himmel und fragt Gott, warum er so tut.

(TG 1, 4)

Dienet dem Herrn mit Furcht und freuet euch mit Zittern: Das reim mir einer zusammen: fröhlich sein und fürchten!

(TG 1, 5)

Wenn Gott redet, zürnt, eifert, straft, uns den Feinden übergibt, über uns Pest, Hunger, Schwert oder andere Plagen schickt, so ist’s das sicherste Zeichen, daß er uns wohlwill.

(TG 2, 1)

Wer der göttlichen Majestät Rat oder Werk so genau und scharf erforschen will, der untersteht sich, den Wind mit Löffeln zu messen und das Feuer auf Waagen zu wiegen.

(TG 2, 2)

Kann mir unser Herrgott das vergeben, daß ich ihn wohl zwanzig Jahre lang gekreuzigt und gemartert hab, so kann er mir ja das auch wohl zu gut halten, daß ich zuweilen einen Trunk tue, ihm zu Ehren.

(TG 1, 6)

Eine verwunderliche Sache ist es gewesen, daß Christus zum Himmel aufgefahren und den Blicken der Apostel entschwunden ist. Was mögen diese guten Jünger gedacht haben? Vielleicht: Da essen wir und trinken wir mit ihm, und nun verschwindet er vor uns und fährt empor zum Himmel; wie, wenn er nun ein Taschenspieler und Betrüger wäre?

(TG 1, 7)

Ist das nun nicht eine fröhliche Wirtschaft, wo der edle, reiche, fromme Bräutigam Christus das arme, verachtete, böse Hürlein zur Ehe nimmt, sie entledigt von allem Übel und mit allen Gütern ziert?

(AS 1, 1)

Die Bibelübersetzung ist eine große Mühe. Wir haben viel Öl dabei verbraucht.

(TG 1, 8)

Ehe ein Mensch das erste Wort im Buch Mose recht verstehen lernt: Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde, – so ist er tot, und wenn er tausend Jahre lebte, so würde er’s doch nicht auslernen.

(TG 1, 9)

Stolz stieß den Engel aus dem Himmel; und er verdarb viel Prediger. Darum Demut, die tuts im Studium der Heiligen Schrift.

(TG 1, 10)

Und schmeichelst du dir mit deinen eigenen Büchlein, Lehren oder Schreiben, als habest du es sehr köstlich gemacht und trefflich gepredigt, gefällt dir auch sehr, daß man dich vor andern lobe, willst auch vielleicht gelobt sein (…) bist du von der Art, Lieber, so greif dir selber an deine Ohren. Und greifst du recht, so wirst du finden ein schön Paar großer, langer, rauher Eselsohren.

(AS 1, 2)

Ich studier itzund in Christi Abschiedsrede. Das heißt ein Abschied! Ach Gott, was Kunst! Wie hohe Wort!

(TG 1, 11)

Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan.

Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.

(AS 1, 3)

Mir gemahnt der Frommen, wie einer Gans auf der Wolfsgruben, da viel Tausend Wölf herum sind, und dennoch wird die Gans gerettet, und die Wölfe fallen in die Grube. Wenn es keine Engel gäbe, hätten sie uns längst verschlungen.

(TG 1, 12)

Alle Wunder geschehen bis heute durch den Glauben: Denn der Glaube macht Blinde sehend, Lahme gehend, Taube hörend.

(LE, 11)

Die Vernunft ist das größte Hindernis im Bezug auf den Glauben, weil alles Göttliche ihr ungereimt scheint, daß ich nicht sage: Dummes Zeug.

(TG 1, 13)

Der Glaube ist nimmermehr stärker und herrlicher, als wenn die Trübsal und Anfechtung am größten ist.

(LE, 17)

Das sollt ihr wissen: Gottes Wort und Gnade ist ein fahrender Platzregen, der nicht wiederkommt, wo er einmal gewesen ist.

(TG 6, 1)

Wenn ich den Glauben hätte, wie ihn die Schrift von mir fordert, so wollt ich den Türken allein schlagen.

(TG 1, 14)

Zum Glauben kann und soll man niemanden zwingen.

(AS 4, 2)

Gott ist ein glühender Backofen voller Liebe, der von der Erde bis in den Himmel reicht.

(AL, 1)

Wer Gott nicht den Bauch anvertrauen kann, der kann nimmermehr die Seele anvertrauen. Freilich ist das bloß ein Kinderglaube, da lernen wir an Krücken gehen, da saugen wir noch die Brüste.

(LE, 2)

Es gibt kein wirksameres Mittel, den Satan zu schädigen, als ein gläubiges Gebet. Unser Herrgott ist ein frommer Gott, das sollen wir nicht vergessen.

(TG 1, 15)

O Sautheologen!

(AL, 2)

JE MEHR MAN PREDIGT, JE TOLLER WIRD DIE WELT

Je mehr man predigt, je toller wird die Welt.

(TG 1, 16)

Niemals gelingt mir’s so gut zu beten, zu predigen oder zu schreiben, als wenn ich zornig bin. Denn der Zorn erfrischt mir mein ganz Geblüt, schärft mir den Geist, vertreibt die Anfechtungen.

(TG 1, 17)

Ich bitte, man wolle von meinem Namen schweigen und sich nicht lutherisch, sondern einen Christen nennen. (…) Wie käme denn ich armer stinkender Madensack dazu, daß man die Kinder Christi dürfte nach meinem nichtswürdigen Namen nennen?

(AS 4, 3)

(Die Lutheraner) hängen sich an mich wie Kot an das Rad.

(AS 3, 1)

Aber wenn wir in den Kirchen sind, während der Messe, stehen wir wie die Ölgötzen da. (…) Da klappern die Steinperlen, rauschen die Blätter und das Maul plappert.

(AS 1, 4)

Wen wundert’s, daß Blitz und Donner so oft Kirchen anzünden, weil wir so aus dem Bethaus ein Spotthaus machen und es beten nennen, auch wenn wir innerlich dabei nichts vorbringen?

(AS 1, 5)

Denn das heißt nicht beten, wenn man in der Kirche steht, plärrt und plappert, sondern Angst lehrt recht beten; wie man sagt: Hunger ist ein guter Koch.

(LE, 18)

Aber da wir das Wort (die Predigt) sehen bloß in Menschenmund, so ists uns gleich, als ob eine Kuh geblökt hätte.

(TG 1, 18)

Lieber Gott, in die Kirche kommen Mädchen von 16 Jahren, Weiber, Greise und Bauern; sie verstehen nicht die hohen Dinge. Aber wenn einer passende und bekannte Vergleiche vorbringen kann, das versteht das Volk und behält es. Wer deshalb am meisten einfach und kindlich und volkstümlich und trivial lehren kann, der ist der beste Prediger.

(TG 1, 19)

Einfach zu predigen, ist eine große Kunst. Christus tut’s selber; er redet nur vom Ackerwerk, vom Senfkorn und gebraucht lauter grobe, bäurische Gleichnisse.

(AL, 3)

Wenn’s aber das Disputieren gilt, komm einer in die Universität zu mir! Ich wills ihm scharf genug machen und ihm antworten, er machs, wie kraus er will.

(TG 1, 20)

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