0. Vorbemerkung

Als über Deutschland Hakenkreuze wehten,

da bin ich auf die Welt getreten.

Damals Gebiet in Polens Hand,

nach neununddreißig Wartheland.

Zum Glück war ich damals noch recht klein,

brauchte nicht des Kreuzes Träger sein.

Meine Geburt, fand ich heraus,

geschah in einem Försterhaus.

Vor 39 war dort Polen.

Dem Vater wurde da befohlen,

den Polnischen Soldatenrock zu tragen,

um Einfalldeutschland zu verjagen.

Der Widerstand war schnell vorbei.

Nicht jedoch die deutsche Barbarei.

Nach einer kurzen Wartezeit

trug Vater nun das deutsche Kleid.

Zog 41 wieder in den Krieg,

wo er bis zu dem Ende blieb.

Durch dieses schwere Schicksalstreiben,

konnten wir nicht in dem Forsthaus bleiben.

Die Zuflucht war Mutters Heimatort,

der Oma, Opas Herd und Hort.

Dort wurde Kleinkindzeit verbracht,

bis zu der gleich beschriebenen Nacht.

Das ehemalige Haus der Großeltern ( aufgenommen 1995)

Inhaltsverzeichnis

1. Aufbruch

Wenn ich für euch das jetzt berichte,

dann ist das wahre Zeitgeschichte.

Es ist jetzt mehr als 70 Jahre her,

ich sehe es als ob es gestern wär´.

Erzähle ich euch, fällt jedem ein,

du warst doch damals noch zu klein,

um klar zu sehen was geschah,

muss ich entgegnen, es ist wahr.

In dunkler Nacht im Januar,

es war das 45er Jahr,

wurde ich, so sollt ihr wissen,

je aus meinem Schlaf gerissen.

Ich sah die Mutter, Anverwandten,

die erregt hier hin und dort hin rannten.

In allen Zimmern brannte Licht,

verstehen konnte ich das nicht.

Die Mutter sprach:“ Du wirst schon sehen,

wir müssen auf eine Reise gehen“.

Sei still und warte ab,

ergänzte sie noch kurz und knapp.

Im Hof, das sah ich später dann,

stand da des Opas Fuchsgespann.

Dahinter stand der Kastenwagen.

Vor ihm sollte die alte Lotte traben.

Die Wagen waren hoch beladen

mit vielen Sachen, unseren Haben.

Auch für die Pferde Stroh und Heu,

die Betten, Decken noch ganz neu.

Im ganzen Dorf, das sah man später,

war jeder Bauer gleicher Täter.

Dann ging es los, wir fuhren weg,

das ganze Dorf war auf dem Treck.

Sontop verlassen, die Gefühle widerstreben,

das liebe Vieh, die Bauernherzen beben.

Doch die Befehle standen fest,

erst Neutomischel, dann nach West.

2. Unterwegs bei Schnee und Eis

Mich hatte man, muss ich noch sagen,

fest eingepackt auf Lottes Wagen.

Im Fußraum lag ich auf Lottes Futter,

den Bock bestiegen Heinz und Mutter.

Zunächst ging es ganz gut voran,

doch später fing das Chaos an.

Die große Straße konnte nicht fassen,

Gespanne, Autos, Menschenmassen.

Kein Mensch war richtig vorbereitet.

Die Mähr vom Endsieg war verbreitet.

Ein Bauer hängt fest auf seinem Land,

wird es nicht verlassen, liegt auf der Hand.

Doch war die Räumung jetzt befohlen.

Hinzu kam Angst vor Russen, Polen.

Auch hörte man schon fernen Schall.

Das war die Front, ihr Widerhall.

Kein Mensch war auf Flucht je vorbereitet.

Es war sehr kalt, viel Wind, es schneite.

Die Straßen voll mit Schnee und auch sehr glatt,

und kaum ein Pferd, das Stollen hat.

Die Pferde stürzten und Geschrei

war nicht nur von dem Tier dabei.

Das ganze war grauenvoll, entsetzlich,

dazu kam Truppentransport, ganz plötzlich.

Für sie gab es die Straße frei.