HOLZKIRCHNER G´SCHICHTEN Band 2 Monikas Sehnsucht nach der Liebe
Published by Cassiopeiapress/Alfredbooks, 2018.
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HOLZKIRCHNER G´SCHICHTEN | Band 2 | Monikas Sehnsucht nach der Liebe | Ein Roman von Franz Mühlbauer
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IMPRESSUM
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© by Author/ Titelbild: Skdesign/123RF, 2018
Redaktion und Korrektorat: Alfred Wallon
© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
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MONIKA LINDNER IST eine junge fröhliche Frau, die gerne in Holzkirchen lebt und eines Tages den Hof ihrer Eltern erben wird. Sie hat viele Ideen, die sie auf der Landwirtschaftsschule in München gelernt hat und jetzt umsetzen will, und ihre Eltern unterstützen sie dabei. Eines Tages lernt sie Alex Schuster kennen, den Cousin ihrer besten Freundin Anna, der mit seinen Eltern in Holzkirchen Urlaub macht. Die beiden lernen sich kennen und verlieben sich ineinander. Für beide wird es ein wunderschöner und unbeschwerter Urlaub, der sich aber langsam seinem Ende nähert. Und für Monika stellt sich die Frage, ob diese Liebe überhaupt noch eine Chance hat. Wird Alex wirklich wieder nach Holzkirchen zurückkehren, wie er es versprochen hat? Oder wird er sie schnell vergessen in der großen Stadt?
Monika Lindner stand ganzallein vor der Almhütte und genoss den Ausblick auf das wunderschöne Alpenpanorama, das sich ihr bot. Sie atmete tief ein und schaute hinunter auf den kleinen Kurort Bad Hindelang und ihr angrenzendes Heimatdorf Holzkirchen. Es war eine wirklich malerische Kulisse, die sie jedes Mal auf das Neue genoss, wenn sie hier oben allein auf der Alm war und ihrer Arbeit nachging. Hier war es einfach nur schön.
Wind kam auf und strich ihr durch die blonden Haare, während die Sonne sich allmählich dem höchsten Stand näherte. Sie schloss die Augen für einen Augenblick. Es war ein herrlicher Sommertag, und nichts konnte jetzt ihre Laune trüben. Dieses Leben, was sie hier verbrachte, war viel schöner als die Jahre auf der Landwirtschaftsschule in München. Zwar hatte sie viel gelernt während dieser Zeit, aber die Sehnsucht nach Holzkirchen und den Menschen dort war immer dagewesen.
Jetzt war sie endlich wieder zurück und konnte das tun, was sie sich schon in München vorgenommen hatte. Nämlich so leben und arbeiten, wie es immer ihr Traum gewesen war - auf dem Hof der Eltern und ihr Geld mit ehrlicher Arbeit verdienen!
Ihre Gedanken brachen urplötzlich ab, als sie auf einmal Schritte hinter sich hörte. Rasch drehte sie sich um und sah den Franzl vor sich stehen. Sie fuhr sich durch das blonde Haar. Die Voravbendröte schlich sich ein und warf winzige Schatten. Sie blickte den Franz direkt an. Ein Student aus Augsburg, der während der Semesterferien hier oben für die Familie Monikas arbeitete und sich etwas Geld verdiente.
Monika konnte den Franzl gut leiden, auch wenn sie längst begriffen hatte, dass die freundschaftlichen Gefühle, die der Student ihr gegenüber zeigte, etwas mehr waren als nur eine bloße Freundschaft. Aber Monika hatte ihm von Anfang an zu verstehen gegeben, dass er sich keinerlei Hoffnungen zu machen brauchte – weder jetzt noch irgendwann.
„Monika, tust mir bitte einen Gefallen?“, fragte der Franzl. Er stammte auch aus einem der umliegenden Dörfer, lebte aber schon einige Jahre in Augsburg und studierte dort.
„Was hast denn auf dem Herzen?“, fragte Monika.
„Ich hab Dir was aufgeschrieben, was wir in den nächsten Tagen brauchen werden“, meinte der Franzl und holte ein beschriebenes Blatt Papier hervor. „Denk bitte daran, das einzukaufen, wenn du wiederkommst, ja?“
„ Ja - freilich“, nickte Monika, nachdem sie einen kurzen Blick darauf geworfen hatte. „Kannst dich darauf verlassen, Franzl.“
„Es ist schad, dass du schon gehen musst“, seufzte Franzl. „Ich würde mir wünschen, dass ...“
„Auf dem Hof wartet genug andere Arbeit auf mich“, fiel ihm Monika rasch ins Wort, weil sie schon ahnte, dass der Franzl schon wieder seine Hoffnungen in Worte fassen wollte. „Aber die Zeit wird dir und dem Klaus schon nicht langweilig werden“, sagte sie. „Ihr habt genug zu tun hier oben, oder?“
„Das schon“, nickte der Franzl etwas betrübt und begriff, dass es besser war, seine Gedanken lieber für sich zu behalten. „Aber der Klaus und ich freuen uns, wenn du bald wieder zurück bist, Monika.“
„Werd ich ja auch“, versprach sie. „Aber jetzt mach ich mich besser auf den Weg. Ich will auf dem Hof sein, bevor es dunkel wird.“
Sie verabschiedete sich von Franzl und winkte auch dem Klaus zu, der weiter oben auf der Wiese mit seiner Arbeit zugange war. Danach trat sie den Rückweg ins Tal an.
*
»DU ALTER MISTKRATZER, damischer, das sag ich dir, wenn ich dich erwisch ...«
Die Gummistiefel waren für die Verfolgung völlig ungeeignet. Leopold raste über den Hof und wusste, nur in der Flucht lag die Rettung.
Das Mädchen gab nicht so schnell auf. »Na wart nur, ich erwisch dich schon, und dann kannst du was erleben, in die Suppen kommst demnächst!«
Das hübsche Mädchengesicht war vor Wut ganz verzerrt. Die blonden Haare flogen um die geröteten Wangen.
Dort war der Holzstoß! Ein paar Flügelschläge, und er war gerettet! Sie musste schleunigst ihren Lauf bremsen, sonst wäre sie doch glatt mit der Nase gegen die Holzscheite gerannt.
Da stand sie nun etwas unterhalb und reichte nicht hinauf. Das machte ihre Wut noch schrecklicher.
»Kannst ruhig hämisch blicken, ich krieg dich noch, ich geb nicht so schnell auf. Ein Saubazi bist, jawohl, das bist du, und das schwör ich dir hier und jetzt, du verdammtes Biest, wenn du noch einmal meinen schönen Garten betrittst, dann dreh ich einem deiner Weiber den Hals herum. Hast mich verstanden?«
Leopold hatte sich ein wenig erholt, plusterte sich auf und schüttelte sein buntes Gefieder. Dann neigte er seitlich den Kopf, und äugte misstrauisch zu dem aufgeregten Mädchen hinab. Nicht mal die angedrohte Tat an einem seiner Weiber ließ ihn empört aufschreien. Er hatte ja fünfundzwanzig. Da konnte man getrost auf eins verzichten. Außerdem war die Liese ein falsches Stück; ja, er wusste, dass sie oft zum Nachbarn rübermachte.
Monika schwang noch immer den Besenstiel. »Komm sofort herunter, verdammt noch mal.«
Da erscholl vom Hof her eine Stimme.
»Monika, das Frühstück ist fertig. Ja in drei Teufels Namen, lass doch den armen Hahn zufrieden. Immer müsst ihr streiten. Er ist schon ganz grantig.«
»Ach«, kreischte die Monika zurück. »So ist das also, Vater. Den Gockel nimmst in Schutz, dieses Miststück von einem Hahn, er gehört in die Sonntagssuppe, verstehst, schau dir mal den Garten an!«
»Reg dich doch nicht so auf. Komm erst mal frühstücken.«
Schnaufend wandte sich Monika zum Hof zurück, drehte sich aber noch einmal herum und fauchte Leopold an. »Glaub bloß nicht, ich würd’ dich vergessen.«
Wenig später betrat sie die Küche. Im Herrgottswinkel hatte die Mutter den Tisch gedeckt.
»Das war ja wieder ein Mordsgeschrei am frühen Morgen, Monika. Man kann dich in ganz Holzkirchen hören, ehrlich.«
Die Tochter ließ sich mit einem Plumps auf die Bank fallen und griff nach dem Brot. »Von mir aus, aber ich lass es mir nicht gefallen, Mutter.«
»Was hat er denn jetzt schon wieder angestellt, der Leopold?«
»Vier Tage war ich oben auf der Alm, und jetzt, schau dir mal meinen Garten an. Es ist zum Heulen. Alle Hennen hat er hingeführt! Alle!«
Der Vater lachte.
»Wär auch gemein, wenn er eine links liegenlassen würde, oder?«
»Du mit deinen Scherzen!«, brauste die junge Tochter auf.
»Ich hab ganz bestimmt die ganze Zeit das Gatter verschlossen gehalten, Monika, das darfst mir glauben.«
»Alle Salatpflanzen hat das Luder geköpft und die Blumen herausgewühlt, ich sag dir, ich könnt’ sie alle umbringen!«
»Vielleicht sind sie unschuldig die Hühner und ihr Herr?«, meinte der Vater. »Vielleicht war es ein Hase?«
»Warum nicht gleich ein Hirsch«, sagte sie wütend.
»Ich werde mich schon auf die Lauer legen und herausfinden, wie das Luder es schafft, in meinen Garten zu gelangen.«
»Ja, das tu nur«, sagte der Vater.
Wütend schlang sie das Essen hinunter.«
»Schau«, sagte die Mutter. »Draußen ist so schönes Wetter. Jetzt bist wieder daheim, und du machst so ein sauertöpfisches Gesicht.«
»Daheim«, lachte die Monika verächtlich auf, »geh, ich war doch nur auf der Alm.«
Jetzt kam der alte Zank zurück. Dem kam die Mutter aber rasch zuvor.
»Aber wir haben dir doch erlaubt, mit der Freundin eine Woche am Bodensee zu verbringen. Hast das vergessen?«
Jetzt leuchteten Monikas Augen wieder auf. In der Tat, über den Ärger hatte sie das wirklich vergessen.
»Und wann darf ich?«
»Wann du Lust hast. Das Heu hat ja noch ein wenig Zeit. Die Arbeit schaff ich schon allein.«
»Fesch«, jubelte das Mädchen. »Herrje, jetzt sieht die Welt schon viel besser aus. Da will ich gleich hinunter zur Anna und sie fragen...«
Ehe sich es die Eltern versahen, war sie schon aus der Küche gesaust.
Die Mutter rief ihr noch nach: »Kind, es ist ja noch viel zu früh, wart noch ein wenig zu.«
Aber Monika hörte nicht auf sie. Wenn sie sich was vorgenommen hatte, dann musste es auch sofort geschehen.
»Zu früh«, brummte sie vor sich hin und schob ihr Moped aus dem Schuppen. »Doch nicht für die Anna.«
Vergnügt sprang sie auf das Vehikel und sauste den Berg hinunter. Im Augenblick hatte sie keine Zeit für die Schönheit der Berge. In sausender Fahrt ging es hinunter in den Ort Holzkirchen. Manchmal wunderte sich das Mädchen, dass so viele Touristen in den Bregenzerwald kamen. Sie langweilte sich oft ganz schrecklich daheim. Holzkirchen mit seinen 1.200 Einwohnern war ja auch keine Großstadt. Aber der Bodensee! Ach, sie hatte schon so viel davon gehört. Dieser See zog sie magisch an. Vielleicht konnte man auch mal rüber in die Schweiz? Ach, sie kam wieder ins Träumen.
Fast wäre sie auf der nächsten Wiese gelandet. Da hatte mal wieder so ein Trottel von Feriengast einen Stein mitten in den Weg gelegt. Im letzten Augenblick sah sie ihn und umfuhr ihn elegant, dabei ratschte sie ein wenig an der Felswand entlang. Der Arm tat weh, aber wenn man jung ist, und überhaupt keine Zeit hat, dann störten so Kleinigkeiten überhaupt nicht.
*
ES WAR WIRKLICH NOCH sehr früh!
Auf den Höfen stand man für gewöhnlich um fünf Uhr auf. Ja, und jetzt war es erst sieben! Das Dorf machte einen verschlafenen Eindruck. Der Milchwagen rumpelte durch die Gegend, und der Fahrer winkte ihr fröhlich zu.
»Ist das nicht die Lindner Monika?«
»Freilich«, grinste sie den Fahrer an.
Das war ein junger Bursche und immer lustig und fidel! Das wussten die Mädchen in Holzkirchen.
»Fesch, fesch, meine Dame. Mir zerläuft das Herzchen, wenn ich dich so fesch in der Morgensonn’ stehen seh. Sag, Monika, können wir uns nicht mal treffen? Du, ich hab jetzt auch einen eigenen Wagen, wir könnten also ganz gut nach Oberstdorf fahren. Dort haben sie eine neue Discothek, du ich sag dir ...«,
Sie lachte ihn strahlend an.
»Scheinst dich ja gut auszukennen, Hubert, aber nein, ich fall’ auf deine goldenen Sprüch’ nicht herein.«
»Was denn?«, tat dieser entsetzt, »ich denk die ganze Zeit nur an dich, Tag und Nacht!«
»Du mei, da kommst ja nimmer zum Arbeiten.«
»Du brichst mir das Herz.«
»Hast dein Sprüchlein aber fein auswendig gelernt. Geh, Hubert, versuch es bei den Feriengästen, die glauben dir noch deinen treuen Augenaufschlag.«
»Du weißt ja gar nicht, was dir entgeht«, sagte er lachend. »Sie reißen sich um mich, wirklich. Wenn ich wollt’, könnt ich an jedem Finger zehn haben.«
»Donnerwetter, und da redest noch mit mir Bauemtrampel?«, gab sie fröhlich zurück.
»Weißt was du bist, Monika?«
»Nein, leider nicht!«
»Ein Biest bist, ein Kleines!«
Sie lachte hell auf.
»Jetzt erinnerst mich an unseren eifersüchtigen Leopold! Der übernimmt sich auch ständig.«
»Zum Teufel, wer ist denn das? Habt ihr etwa einen Gehilfen bekommen?«
»Nein, das ist unser Mistgockel!«
Hui, da war sie schon verschwunden.
Sie sauste die Dorfstraße entlang und kurvte rasant an der Kirche vorbei, wurde ein wenig leiser, weil der Herr Pfarrer recht ärgerlich werden konnte, wenn man ihn am Morgen schon störte.
Da war das hübsche Lehrerhäuschen. Es lag ruhig im Morgensonnenschein. Es war noch alles still im Haus. Monika dachte ein wenig neidisch, Lehrer müsst man sein, dann hat man ein feines Leben.
Sie stellte ihr Moped hinter dem Haus ab.
Alle schienen noch zu schlafen.
Aber das störte sie kein bisschen, wusste sie doch, wo die Leiter zum Äpfelpflücken lag. Wie oft hatte sie auf diesem Weg schon ihre Freundin besucht.
Vorsichtig wurde die Leiter an die Hauswand gestellt, hurtig hinauf geklettert. Anna schlief immer bei offenem Fenster. Monika sah den Kissenberg und dachte, wie kann man nur noch so müde sein, wenn schon die Sonne eine Stunde am Himmel steht.
Mit einem Plumps ließ sie sich auf das Bett fallen und rief fröhlich: »He, Anna, aufwachen, du alte Schlafmütze, die Sonne scheint längst! Sag mal, hast gestern vielleicht getanzt, dass du noch so müde bist? Da bin ich ein paar Tage fort auf der Alm, und schon reißen hier Zustände ein!«
Sie griff unters Deckbett und kniff die Schläferin freundschaftlich in die Wade.
Monika störte es kein bisschen, dass sie noch keine Antwort bekam.
»Du, die Eltern haben es mir endlich erlaubt, ich darf eine Woche Urlaub machen, zum Bodensee runter. Ist das nicht fesch? Du, jetzt müssen wir nur noch deine Eltern bitten, sie dürfen einfach nicht nein sagen. Verflixt, wir sind doch schon achtzehn und erwachsen. Sie können uns doch nix mehr anhaben. Wenn du willst, red ich mit deinem Vater. Du weißt doch, er mag mich leiden. He, du alte Schlafmütze, wach mal endlich auf. Hast überhaupt gehört, was ich dir erzählt habe?«
Resolut, wie es nun mal ihre Art war, sprang sie auf und riss mit einem Ruck das Federbett mit sich. Monika sagte sich, wenn die Frühkälte an die warmen Beine kommt, dann wird sie schon wach, und sonst kann man ja noch ein wenig nachhelfen!