100 Fragen zur Privatinsolvenz

was Sie schon immer wissen wollten – Tipps, Tricks, aktuelle Informationen

von

Andrea Meiling

Books on Demand

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Sie haben Schulden und wissen nicht mehr weiter? Und Sie schämen sich, weil Sie verschuldet sind?

Nur keine falsche Scham, die ganze Welt ist zurzeit verschuldet. Noch nie gab es so viele Schulden, dafür ist Griechenland das aktuellste Beispiel. Doch auch der deutsche Staat hat eine Haushaltsverschuldung, die jeden Rahmen sprengt. Banken steuern von einer Krise in die nächste und verursachen in Millionenhöhe Schulden. Also Kopf hoch, Sie befinden sich in illustrer Gesellschaft.

Aber was bei Managern und Beamten mit Abfindungen in horrender Höhe belohnt wird, kann bei Ihnen zu empfindlichen Sanktionen führen bis zur eidesstattlichen Versicherung und einer absolut negativen SCHUFA. Das kann es Ihnen unmöglich machen, ein normales Leben zu führen, geschweige denn, einen Neuanfang zu wagen. Es gibt jedoch einen Ausweg für Sie – die private Insolvenz.

Zucken Sie nicht gleich zurück, in vielen Fällen erwies sich die Verbraucherinsolvenz als die bessere Variante statt einer ständigen Verschuldung, mitunter auf Lebenszeit.

Sie glauben uns nicht? Nun, dann dürften Sie nicht die einzigen sein, denn viele Menschen wissen wenig oder gar nichts zur Privatinsolvenz. Das Resultat ist meistens eine Ablehnung von möglichen Hilfen aus der Schuldenfalle. Horrorgeschichten über die Privatinsolvenz häufen sich derzeit in Internetforen und schrecken viele Schuldner vor diesem Ausweg ab.

Schuld daran ist in erster Linie die Scham der Betroffenen, die Unkenntnis über den Ablauf einer Privatinsolvenz und die bürokratischen Hürden, welche nur in Deutschland so einzigartig verschlungen und scheinbar unüberwindlich sind.

Um etwas Licht ins Dunkel der deutschen Verbraucherinsolvenz und deren Alternativen zu bringen, haben wir die einhundert am meisten gestellten Fragen rund um die private Insolvenz in über 374 Internetforen ausgewertet. Gleichzeitig beantworten wir Ihnen diese Fragen umfassend, aktuell und fundiert.

Falls noch mehr Fragen auftreten, deren Beantwortung Sie nicht in diesem Buch finden, dann sollten Sie sich unseren Ratgeber „Alles zur Privatinsolvenz im In- und Ausland“ zulegen.

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg.

Andrea Meiling & Team           Juli 2011

1. Schulden, Verschuldung, Überschuldung – wo sind die Grenzen?

Experten schätzen, dass etwa zwei Millionen Haushalte in Deutschland überschuldet sind und die gleiche Anzahl von Haushalten sich nahe an der Grenze zur Überschuldung befinden. Doch was ist der Unterschied zwischen einer Verschuldung und einer Überschuldung? Wir haben Ihnen die allgemeinen Definitionen der einzelnen Schuldenklassen heraus gesucht und in eine verständliche Erklärung umgewandelt.

Schulden haben Sie in dem Moment, indem Sie etwas auf Kredit, Raten oder mit einer Finanzierung, welcher Art auch immer, kaufen und später dafür bezahlen.

Beispiel: Sie kaufen einen Kühlschrank (580€) auf Raten. Die monatliche Rate beträgt 100€ und Ihr Einkommen beläuft sich auf 1.600€. Durch den Ratenkauf haben Sie nun Schulden.

Eine Verschuldung tritt dann ein, wenn mehrere Verpflichtungen zusammen kommen, diese aber monatlich noch tragbar sind für das Familienbudget bzw. durch Besitzwerte wie ein unbelastetes Grundstück aufgefangen werden können.

Beispiel: Sie erwerben ein Haus für 100.000€. Ihr Einkommen liegt monatlich bei 2.500€ Netto. Außerdem haben Sie ein Sparguthaben von 4.300€, ein Auto mit einem Wert von 9.000€ und das Haus samt Grundstück stellt einen Wert von 250.000€ dar. Die Rate für das Haus beträgt 800€. Dazu kommt eine Abzahlungsrate für den Kühlschrank von 100€. Sie haben also Sicherheiten in Höhe von 263.300€ zusätzlich zu dem monatlichen Einkommen.

In einem Notfall könnten Sie also die Schulden abdecken. Jedoch nicht mehr allein durch Ihr monatliches Einkommen. Das bedeutet also, wenn Sie in der Lage sind, durch Sicherheiten Ihre Verbindlichkeiten ablösen zu können, sind Sie verschuldet.

Als Überschuldung wird der Zustand bezeichnet, in welchem der Schuldner im Laufe von mindestens drei Monaten seinen Raten nicht mehr nachkommen kann, ohne seine Eigenversorgung wie Miete, Strom und Lebenshaltungskosten (hier ist der Regelsatz von Hartz IV anzusetzen) zu gefährden.

Beispiel: Eine Familie mit zwei Kindern hat ein Einkommen von 2.400€ im Monat und keine weiteren Sicherheiten. Sie kaufen sich ein Auto (9.000€) und eine neue Küche (7.300€) auf Raten. Die Raten betragen zusammen im Monat 700€. Dann verliert der Vater die Arbeit und das monatliche Einkommen der Familie beträgt nur noch 1.500€. Die Miete beläuft sich auf 600€, Strom auf 120€ und der Regelsatz für die Familie beträgt insgesamt 1.184€. Das bedeutet, die Familie kann auch im Verlauf von drei Monaten nicht den Raten nachkommen und ist somit überschuldet.