Michael Pfreunder beschäftigt sich in seiner sexualberatenden Praxis seit fast zwanzig Jahren mit den sexuellen Problemen des Mannes, insbesondere mit der Behandlung von vorzeitigem Samenerguss. Viele Ärzte und Psychologen arbeiten bereits mit den von ihm geschriebenen Fachinformationen. Mit vorliegendem Werk wendet sich der Autor jetzt auch an den interessierten Laien, der seine sexuellen Schwierigkeiten selbständig zu Hause lösen möchte.
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Alle Angaben in diesem Buch wurden vom Verfasser sorgfältig geprüft und entsprechen dem derzeitigen Stand der Forschung. Die aufgeführten Informationen stellen jedoch keinen Ersatz für eine professionelle ärztliche oder psychologische Untersuchung, Beratung und Behandlung dar. Jegliche Haftung für Vermögens-, Personen- oder Sachschäden ist ausdrücklich ausgeschlossen.
Michael Pfreunder
www.sexualberatung-online.de
www.vorzeitigersamenerguss.de
6., aktualisierte Auflage (September 2013)
© by Integrative Weiterbildung Hanel, Stuttgart 1997
Abbildungen: C. Hahn
Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 978-3-7386-6496-6
Sie wünschen sich ein harmonisches und befriedigendes Sexualleben? Ihr Ziel ist die Beseitigung der vorzeitigen Ejakulation? Willkommen im Kreise derer, die dabei sind, ihre Sexualität in entscheidender Weise zu verbessern. Genau das können Sie jetzt nämlich erreichen!
Auf den ersten Blick erscheint der vorzeitige Samenerguss als kaum lösbare Schwierigkeit: So viele Männer kämpfen bereits seit ihrem ersten Geschlechtsverkehr erfolglos dagegen an. Und da es sich leider immer noch um ein Tabu-Thema handelt, wird in der Öffentlichkeit kaum Information über Hilfen gegen diese sexuelle Funktionsstörung angeboten. Trotzdem hat der von vorzeitigem Samenerguss betroffene Mann beste Heilungschancen – er muss sie nur nutzen!
Im Rahmen meiner Tätigkeit als Sexualberater konnte ich bereits vielen, vielen Männern bzw. Paaren helfen, diese lästige und frustrierende Erscheinung zu beseitigen. Ebenso hat das vorliegende Buch, welches inzwischen auch von vielen sexualberatenden Institutionen verwendet wird, tausendfach eine befriedigende Sexualität für die betroffenen Paare ermöglicht. Es ist das Ergebnis meiner langjährigen Erfahrung. Ursprünglich als Manuskript für meine persönlichen Klienten gedacht, ist es inzwischen mehrfach überarbeitet in der sechsten Auflage erhältlich.
Das beschriebene 3-Stufen-Programm ist eng an das Vorgehen einer persönlichen Sexualberatung angelehnt. Es ist ein individualisierbares Programm, welches nicht nur Standardwege aufzeigt, sondern genau auf Ihre Bedürfnisse angepasst wird. Es steht selbstverständlich auch bei möglichen Problemfällen mit Rat und Tat zur Seite (ausbleibende Erfolge, unkooperative Partnerin, medizinischer Hintergrund usw.), und es lässt Sie nicht alleine mit Ihrem Problem. Sie benötigen keine Medikamente oder Betäubungsmittel sondern lernen, den Sex zu genießen.
Lesen Sie dazu dieses Buch und nehmen Sie sich die notwendige Zeit. Beeilen Sie sich nicht, denn "Eile" wollen Sie ja verlernen. Viel Spaß und viel Erfolg!
Michael Pfreunder
Woher kommt das Problem "vorzeitiger Samenerguss"? Noch vor einigen Jahren war dieses Thema gänzlich unbekannt oder wurde als Bagatelle abgetan. Heute handelt es sich um eine der am weitest verbreiteten Sexualstörungen. Sie wird von allen Beteiligten als besonders gravierend empfunden.
Experten schätzen, dass etwa 10% – 20% aller Männer bzw. Paare in geschlechtsfähigem Alter mehr oder weniger unter diesem Problem leiden.
Im Tierreich ist die sofortige Ejakulation (=Samenerguss) des Männchens instinktiv und normal. Dieses spezifische Verhalten aller Säugetiere dient der Arterhaltung. Ein längerer Sexualakt hätte keinen zusätzlichen genetischen Nutzen, er brächte nur unnötige Gefahren mit sich, die aus der Schutzlosigkeit und fehlenden Aufmerksamkeit für die natürlichen Feinde resultieren.
Erst der moderne Mensch problematisiert diese Verhaltensweise. So setzt die sexuelle Revolution, liebevoll "die Sechziger" genannt, hier endgültig neue Maßstäbe: Denn Sexualität ist nicht länger ein Tabu-Thema, sondern Mann und Frau sprechen offener über Ihre Wünsche und Vorlieben. Der Geschlechtsverkehr wird kultiviert; beide Partner wollen höchstmöglichen Genuss daraus ziehen. Insbesondere die Frauen bringen Ihr Bedürfnis nach sexueller Befriedigung immer deutlicher zum Ausdruck.
Durch diesen Wertewandel definiert sich männliche Potenz heute nicht mehr nur an dem "wie oft", sondern auch an dem "wie lange". Damit ist aus einer altbekannten und schon immer weitverbreiteten Erscheinung ein Problem entstanden: Ejaculatio praecox, der vorzeitige oder schnelle Samenerguss des Mannes.
Normalerweise lernt man(n) im Laufe seiner ersten Sexualkontakte recht bald, seine Ejakulation zu steuern. So wie man normalerweise früh lernt, seinen Harndrang zu kontrollieren und nicht mehr bettzunässen.
Manchmal schafft der Mann diesen wichtigen Schritt jedoch nicht, oder die ehemals vorhandene Kontrolle verschwindet sogar wieder. Leistungsdruck, Angst und verschiedene psychologische Probleme sorgen zusätzlich dafür, dass das Phänomen in unserer schnell-lebigen Zeit immer öfter und immer massiver auftritt. Der betroffene Mann ejakuliert dann bereits bei direkter Berührung der Genitalien durch die Partnerin oder kurz nach Einführen des Penis in die Scheide (vorzeitige Ejakulation); andere Männer kommen unkontrolliert nach ein bis zwei Minuten des Koitus zum Samenerguss (frühe bzw. schnelle Ejakulation).
Wenn im Folgenden von Ejaculatio praecox (abgekürzt als E.p.) die Rede ist, so ist damit sowohl der vorzeitige als auch jeder frühe/schnelle Samenerguss gemeint. Beide Formen verhindern die sexuelle Befriedigung mindestens einer der Partner. Wie jedes andere Verhalten kann auch die ejakulatorische Kontrolle systematisch erlernt werden. Hierbei handelt es sich jedoch um die Veränderung von langfristig erworbenen Verhaltensmustern.
Ein wissenschaftlich fundiertes Programm und konzentriertes Arbeiten sind daher notwendige Voraussetzungen, diese tief verwurzelten Gewohnheiten zu überwinden. Manchmal helfen auch neuartige Medikamente, einen Erst-Erfolg zu erreichen und damit die Motivation für das weitere Übungsprogramm zu bilden. Mit Hilfe der in diesem Buch dargestellten klaren Verhaltensanweisungen der modernen Sexualberatung können auch Sie es endlich schaffen!
Der vorzeitige oder frühe Samenerguss kann viele negative Reaktionen auslösen. Jeder Betroffene weiß dies leider nur zu gut, und die meisten Sexualberater hören täglich die Leidensgeschichten der betroffenen Männer:
Der frustrierende frühe Orgasmus des Mannes sowie der wegen des kurzen Koitus ausbleibende Höhepunkt der Frau führen zu Minderwertigkeitsgefühlen bei beiden Partnern. Der Mann fühlt sich schuldig; beide empfinden ihr Sexualleben als unbefriedigend.
Das insgesamt geschwächte Selbstvertrauen des unter Ejaculatio praecox leidenden Mannes überträgt sich dann auch schnell auf weite Bereiche seiner Persönlichkeit wie allgemeines Wohlbefinden, Beruf und Freizeit. Man(n) fühlt sich überall schwach und als Versager.
Oft kommt es vor, dass die Betroffenen aus lauter Versagensangst jeden Kontakt zum anderen Geschlecht meiden. Eingeschüchtert und verängstigt weichen sie Flirts und anderen zwanglosen Ereignissen (Partys, Discobesuche usw.) aus. Man traut sich nicht einmal mehr den normalen ungeschlechtlichen Kontakt zu.
Mit jedem Versagen zieht man sich weiter von den Frauen zurück, wird dann noch nervöser – ein Teufelskreis, der sich immer weiter steigert. Kennen Sie das?
Ein bekanntes Phänomen ist aber auch das "Don-Juan-Symptom": Jedes weibliche Wesen wird dabei zum Objekt, das es zu verführen gilt. Dies geschieht in der Hoffnung, mit der neuen Partnerin endlich auch ein glückliches Sexualleben zu finden. Jeder weitere Misserfolg des Don Juan erhöht jedoch wieder dessen Versagensängste, verstärkt den Drang, endlich die wirklich richtige Partnerin zu finden usw. Der Teufelskreis schließt sich auch hier; die Folgen für die Psyche des Mannes sind fatal: Leistungsdruck und Minderwertigkeitsgefühle verstärken das Problem, anstatt Offenheit für neue Lösungswege zu schaffen.
Vielleicht haben Sie bisher versucht, mit einigen Tricks den Samenerguss zu verzögern. Das Multiplizieren vierstelliger Zahlen im Kopf oder Gedanken an den nächsten Besuch der Schwiegermutter sind hierbei sehr beliebt. Auch diverse, jegliche Empfindung und Spontaneität raubende, Betäubungsmittel (Betäubungssalben usw.) werden in diesem Zusammenhang gerne eingesetzt.
Bringen Sie sich nicht um das Glück erfüllter Sexualität, indem Sie sich mit "anetwas-Anderes-denken-Strategien" oder sonstigen sehr zweifelhaften Ratschlägen schaden! Lernen Sie stattdessen, Ihren Körper und dessen Gefühle bewusst wahrzunehmen! Durch die erlernbare Ejakulationskontrolle und den damit beliebig verlängerbaren Koitus haben Sie dann die Chance,
Bei konsequentem Arbeiten können Sie schon in wenigen Wochen ein glückliches, harmonisches Sexualleben führen, den Geschlechtsverkehr genießen und sich an einem erheblich gesteigerten allgemeinen Wohlbefinden und Selbstvertrauen erfreuen. Beginnen wir mit dem Lernprozess!
Lernen im sexuellen Bereich ist im Allgemeinen schwierig, weil sich kaum beobachten lässt, wie der Geschlechtsakt bei anderen Menschen abläuft. Wir sind darauf angewiesen, den sonstigen Informationen zu glauben, die wir über das Geschlechtsleben erhalten. Leider handelt es sich hierbei oft um Pseudo-Informationen, Klischées und Mythen, die nur dazu dienen, Verkaufszahlen oder Einschaltquoten der entsprechenden Medien zu steigern oder Werbeklicks im Internet zu generieren. Die tatsächlichen sexuellen Gegebenheiten werden dabei verzerrt und übertrieben. Das Bild des immer-potenten Supermannes wird genauso als Standard dargestellt, wie der weibliche Riesenbusen. Kein Wunder, dass viele Menschen "lernen", nicht richtig gebaut zu sein oder nicht richtig zu funktionieren.
In den nächsten Wochen befassen wir uns mit passenderen Lernmethoden in der Sexualität. Der Lernprozess in der Sexualberatung verläuft nämlich genau wie in anderen Bereichen, in denen man sich weiterbildet: Man muss die notwendigen Techniken kennen und sie konsequent anwenden – dann lässt sich früher Erlerntes bewusst wieder verlernen und durch angemessenere neue Verhaltensweisen ersetzen. Genau diese Prozesse werden durch das 3-Stufen-Programm umfassend unterstützt.
Erinnern Sie sich noch an andere Lernprozesse Ihres Lebens? Wissen Sie noch, wie befangen Sie nach Erhalt Ihres Führerscheins Auto gefahren sind? Ständig überlegten Sie, welcher Fuß wann auf welchem Pedal sitzt, in welchem Gang Sie gerade fahren usw. Mit der Zeit lernten Sie, die Dinge ohne bewusstes Nachdenken zu tun – die Abläufe wurden spontan. Eine angemessene neue Verhaltensweise war erlernt.
Wissen Sie noch, wie Sie sich ein Empfindungsvermögen für die Belange des Autos erarbeiten mussten? Bei wie vielen Umdrehungen man schaltet, und in welchen Abständen man Kraftstoff nachfüllen muss... . All das haben Sie in Theorie – und vielleicht auch schmerzvoll in der Praxis – erlernt. Wenn Sie solch einen Lernerfolg bei der Handhabung der dummen Maschine Auto erzielt haben, wird Ihnen sicherlich noch viel mehr mit der Empfindungsfähigkeit Ihres Körpers gelingen!
Das Programm zur Beseitigung von Ejaculatio praecox hilft Ihnen dabei: Zu Beginn werden Sie sich vielleicht etwas gehemmt und verunsichert fühlen; vieles wirkt noch zu mechanisch. Je mehr Sie aber üben und je mehr sich das Empfindungsvermögen für Ihren Körper verbessert, umso eher werden diese Merkmale verschwinden. Sie können sich dann voll und ganz darauf konzentrieren, Ihr Sexualleben zu genießen. Ist das nicht eine schöne Aussicht? Scheuen Sie sich insofern nicht, alle Hemmungen über Bord zu werfen und nur an Ihr Ziel zu denken: die Beherrschung der Ejakulation.
In drei aufeinander aufbauenden Stufen lernen Sie alles Notwendige, um in Zukunft Ihren Samenerguss nach Belieben steuern zu können. Steuern bedeutet hierbei sowohl das gezielte Verzögern als auch ein eventuell bewusstes Beschleunigen der Ejakulation, z.B. um den Höhepunkt gleichzeitig mit Ihrer Partnerin zu erleben.
Beginnen Sie damit, die Ausführungen des nun folgenden zweiten Teils anzusehen. Es ist wichtig, dass Sie die grundlegenden Begrifflichkeiten und die allgemeinen Vorgehensweisen vollkommen verstanden haben, bevor Sie mit den konkreten und individuellen Übungen des 3-Stufen-Programmes im dritten Teil des Buches beginnen. Lassen Sie sich daher mindestens ein bis zwei Wochen Zeit damit. Sie lernen dann bereits an dieser Stelle, dass es nicht nur im sexuellen Bereich sehr wichtig ist, sich Zeit zu lassen.
Kaum ein Thema bietet Anlass für so viele Missverständnisse, offene Fragen, Vorurteile und fragwürdige Tabus wie die menschliche Sexualität. Nicht zuletzt die um Auflagezahlen und Einschaltquoten wettstreitenden Medien sorgen dafür, dass heute viele Menschen zutiefst verunsichert sind: Worüber darf man öffentlich reden und worüber lieber nicht? Wie machen "es" wohl die anderen? die Jungen? die Alten? Funktioniert man(n oder frau) wohl richtig? Kann sich der eigene Körper sehen lassen? Was ist normal, was nicht?
Machen wir uns nichts vor: Auch im Zeitalter von Internet, Blogs und öffentlichen Tagebüchern ist oft unklar, ob jemand mit seiner anonymen Offenheit nur provozieren will, eigene, rein wirtschaftliche Interessen hat oder über nachprüfbare Tatsachen berichtet.
In diesem Spannungsfeld entstehen eine ganze Reihe von Normen, Klischées und Mythen über das tatsächliche oder angenommene Sexualverhalten. Man denke nur an den ausdauernden Supermann mit dem riesengroßen Freudenspender, wie er in Romanen, Zeitschriften und Filmen immer vorkommt. Die Folge solcher Mythen sind Leistungs- und Versagensängste; durch den Selbstverstärkungsmechanismus sexueller Probleme können daraus dauerhafte sexuelle Schwierigkeiten entstehen.
Die häufigsten Normen, Klischées und Mythen werden im Folgenden kurz angesprochen und entmystifiziert. Viele Männer erleben nämlich in der sexualberatenden Praxis eine große Erleichterung, wenn sie gleich zu Beginn der Beratung Informationen über die tatsächlichen Gegebenheiten erhalten, anstatt sich immer an den Supermann-Klischées zu messen. Leistungsdruck kann so ganz gezielt abgebaut werden – dies ist die Basis für ein unverkrampftes Erlernen neuer, angemessener Verhaltensweisen.
Eine Reihe von Untersuchungen gibt Zahlen für die durchschnittliche Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs in deutschen Schlafzimmern an. Diese ist abhängig von Alter, Religion, Arbeitszeit, Gesundheitszustand und vielen weiteren Faktoren der untersuchten Gruppe(n). Fasst man die seriöseren Ergebnisse zusammen, ergibt sich eine wenig aussagekräftige Zahl zwischen ein- und viermal Sex pro Woche. Im Urlaub etwas mehr, sonst etwas weniger. Die Jüngeren zwei- bis viermal, die Älteren null- bis dreimal.
Aber mal ehrlich: Wollen Sie "Durchschnitt" sein? Viel wichtiger ist doch, dass Sie als Individuum Lust und Spaß dabei haben. Für den einen ist es daher schön, sich täglich zu vereinigen, anderen Paaren genügt es dagegen, wenn sie einmal im Monat oder auch seltener zusammen schlafen. Beides ist vollkommen normal. Lassen Sie sich nicht von irgendwelchen Schlagzahlen unter Druck setzen, sondern entscheiden Sie selbst, wie viel Sex gut für Sie ist.
Auch in Bezug auf die Dauer des Koitus sollten Sie sich nicht selbst unter Leistungszwang setzen, da Sie damit eher das Gegenteil erreichen.
Wie bereits angesprochen, ist eine schnelle Ejakulation bei allen Säugetieren vorprogrammiert. Untersuchungen zum sexuellen Verhalten des Menschen aus den 1950er Jahren belegen, dass der Koitus damals bei 75% aller Paare weniger als zwei Minuten dauerte (vgl. Kinsey 1955)!
Heute liegt die durchschnittliche Dauer des Koitus bei etwa drei bis neun Minuten. 30% aller Männer bleiben grundsätzlich unter drei Minuten; nur knappe 10% sind ohne ein spezielles Training in der Lage, den Koitus länger als fünfzehn Minuten auszudehnen.
An der Urologischen Klinik der Universität Köln (vgl. Sommer 2001) führte man im Jahr 2001 folgende interessante Studie zur durchschnittlichen Dauer des Koitus durch: In zwei Gruppen getrennt (nach E.p.-Patienten und sexuell zufriedenen Männern), maßen die Partnerinnen dieser Männer mit der Stoppuhr die Dauer des Geschlechtsverkehrs vom Eindringen bis zum Samenerguss. Eine Kontrollgruppe aus Urologen führte das gleiche Experiment durch. Das überraschende Ergebnis: Die sexuell zufriedenen Männer kamen nach durchschnittlich drei Minuten und einer Sekunde zum Samenerguss – die Praecox-Patienten dagegen nach zwei Minuten und 32 Sekunden. Also nicht einmal eine halbe Minute früher! Die Kontrollgruppe der Urologen kam auf knappe sechs Minuten Sex; andere Untersuchungen kommen ebenfalls auf Durchschnittswerte zwischen sechs und sieben Minuten. Sicher, dies ist kein Vergleich zu Supermanns Künsten, es ist aber die Realität!
Bedenken Sie außerdem, dass ein kurzer, leidenschaftlicher Quickie genauso schön sein kann wie ein längerer Geschlechtsakt, und dass sich die Qualität des sexuellen Zusammenseins sicher nicht in Minuten und Sekunden ausdrücken lässt. Insbesondere beim ersten Koitus nach einer längeren Enthaltsamkeit, in Zeiten von starkem Stress, beim Zusammensein mit einer neuen Partnerin und bei besonders starker Stimulation ist die schnelle Ejakulation, also eine kurze Koitusdauer, eine vollkommen normale physiologische Reaktion.
Es gibt fast genauso viele verschiedene sexuelle Stellungen und Handlungsweisen, wie es Liebespaare gibt. Während manche Paare mit ein oder zwei verschiedenen praktizierten Positionen glücklich sind, experimentieren andere Paare ständig mit neuen Stellungen. Beides ist vollkommen normal. Lassen Sie sich aber nicht verängstigen, wenn Sie in einer Zeitschrift über die neusten und besten Positionen für den Koitus lesen, die Ihnen in keinster Weise zusagen. Wenn Sie Sex im freien Handstand auf dem Balkon ablehnen, werden Sie dabei sicher zu keiner Befriedigung gelangen. Experimentieren Sie nur mit Positionen, die Ihnen Spaß machen.
Zu den verschiedenen Sexualpraktiken gehört auch der sehr weit verbreitete Oralverkehr (=Stimulation der Geschlechtsorgane mit dem Mund). 90% aller Paare unter 25 Jahren genießen Fellatio (=die Frau stimuliert den Mann) und Cunnilingus (=der Mann stimuliert die Frau). In der älteren Generation ist diese Technik bisher weniger verbreitet. Das Schlucken von Sperma ist dabei gesundheitlich absolut unbedenklich. Wenn Sie wollen, versuchen Sie es, andernfalls vergessen Sie dieses Thema sofort wieder. Dies gilt auch für den Analverkehr (=Penis dringt in den After der Frau ein statt in die Scheide). Nichts ist unanständig oder schmutzig – ganz allein Ihre positiven Empfindungen zählen!
Der Einsatz von sexuellen Phantasien ist ein gutes Mittel, seinen eigenen Genuss zu erhöhen. Über 90% aller Männer und Frauen arbeiten in ihren den Koitus begleitenden Phantasien regelmäßig mit Dingen, die in der Realität nicht zutreffen: Sei es der Koitus mit einem gleichgeschlechtlichen Partner, mit Verwandten und Bekannten oder seien es Vergewaltigungsszenen, Gruppensex und Ähnliches. Der Phantasierende ist dadurch seinem Partner in keinster Weise untreu. Im Gegenteil: Eine lebhafte Phantasie ist ein Zeichen für ein normales Sexualverhalten. Wenn Sie wollen, sprechen Sie mit Ihrem Partner offen über Ihre Phantasien!
In vielen Köpfen spukt noch immer die von Freud aufgestellte Hypothese, dass der vaginal ausgelöste Orgasmus allein ein Charakteristikum der reifen Frau sei. Die moderne Sexualforschung hat diese Theorie seit langem widerlegt: Man weiß, dass die Mehrzahl der Frauen überhaupt nur dann zum Höhepunkt kommt, wenn Sie neben der vaginalen Stimulation durch den Penis zusätzlich eine Reizung der Klitoris (=Kitzler) erfährt. Dies kann z.B. mit der Hand geschehen, mit einem Vibrator oder in all den Stellungen, in denen das Schambein des Mannes eine gewisse Reizung auf die Klitoris ausübt. Es gibt dabei keine höher- oder minderwertigeren Orgasmen. Der Unterschied liegt alleine in der Auslösung, nicht aber in der Qualität.
Der gleichzeitige Orgasmus der Partner ist in den Medien eine Selbstverständlichkeit, in der Realität jedoch weniger häufig. Insbesondere den Paaren, die sich noch nicht lange kennen und sich daher nicht so gut auf den sexuellen Reaktionszyklus des anderen einstellen können, ist der synchrone Höhepunkt selten vergönnt. Je vertrauter man miteinander ist, je besser man sich kennt, umso eher klappt es.
Selbstverständlich sollte sich derjenige von beiden, der als Erster zum Höhepunkt gelangt, danach um den jeweils anderen Partner und dessen Befriedigung kümmern.
Es ist erstaunlich, wie viele Männer sich Gedanken über ihren scheinbar zu klein geratenen Penis machen, der die Partnerin anscheinend nicht befriedigen kann. Auch hier sind es wieder die Medien und andere Parteien mit rein wirtschaftlichen Interessen, die diesem phallistischen Denken Vorschub leisten und vollkommen unnötig Minderwertigkeitskomplexe fördern.. Ein kleiner schlaffer Penis vergrößert sich bei einer Erektion übrigens wesentlich mehr als ein großer schlaffer Penis, so dass die beiden in steifem Zustand wieder sehr ähnlich aussehen – im Detail nachzulesen in meinem Buch "Zu kurz gekommen...?".
Durchschnittlich ist ein Penis in erigiertem Zustand zwischen 11cm und 16cm lang, wenn man ihn senkrecht vom Körper abstellt und vom Ansatz bis zur Eichel misst. Die weibliche Vagina ist dabei so anpassungsfähig, dass sie problemlos auch kleinere und größere Exemplare männlicher Geschlechtsteile in sich aufnehmen kann.
Die sexuelle Leistungsfähigkeit des Mannes und die Befriedigung der Frau hängen jedoch nicht von der Penislänge ab: Dies wird belegt durch die Tatsache, dass die Nerven-Endungen, die im weiblichen Körper einen sexuellen Reiz übertragen, fast alle im vorderen Drittel (ca. 7cm) der Scheide liegen. Die darüber hinausgehenden Zentimeter des Penis tragen also kaum zu einem lustvollen Empfinden bei.