Wanderung 1: Durch den Montagnola-Wald zum Ponte della Pia
Wanderung 2: Von der Abtei San Galgano nach Monticiano
Fahrradtour 1: Durch das Brunello-Anbaugebiet südlich von Montalcino nach Buonconvento
Wanderung 3: In den Crete Senesi zur Abtei von Monte Oliveto Maggiore
Wanderung 4: Von Montalcino zur Benediktinerabtei Sant’Antimo
Wanderung 5: Von Bagno Vignoni über Castello Ripa d’Orcia hinab ins Orcia-Tal
Wanderung 6: Vom herrschaftlichen Anwesen La Foce ins Naturreservat von Pietraporciana
Wanderung 7: Von Vivo d’Orcia zu zwei Einsiedeleien und der Quelle des Vivo
Wanderung 8: Von Sovana zu den etruskischen Gräbern und Hohlwegen
Wanderung 9: Von Sorano durch die Via Cava di San Rocco
Wanderung 10: Am Meer durch Macchiawald zur Bucht Cala Violina
Wanderung 11: Im Parco Naturale della Maremma - Parco dell’Uccellina
Fahrradtour 2: Durch den Parco della Maremma zum Strand von Marina di Alberese
Wanderung 12: Vom Wildpark „Parco Faunistico del Monte Amiata“ zum Gipfel des Monte Labbro
Etwas Italienisch
Über dieses Buch
Präambel
Impressum
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Vielen Dank!
Übersichtskarten und Pläne
Index
Alles im Kasten
Die Stadtheiligen von Siena
Keine Pizza auf der Piazza!
Die deutsche Kapelle in der Basilika San Domenico
Dreamwoods
Galganos Schwert
Murlo und die etruskischen Doppelgänger
Mit dem Zug durch die Crete Senesi – der Treno Natura
Travertin – Edelstein für die Hausfassade
Mezzadria – Halbpacht in der Provincia di Siena
Trüffelschnüffel
Brunello – des Weinliebhabers roter Himmel
Weingut Banfi und Glasmuseum – mit Lambrusco zur Brunello-Großkellerei
Fiera del Cacio – das Käsefest von Pienza
Bravìo delle Botti – Wettlauf mit Weinfass
Cantina Contucci – Weine aus Montepulciano
Die Zeit steht still – im Kaufhaus bei Pinzi & Pinzuti
David Lazzaretti – Rebell Gottes
Vierhundert Jahre „Piccola Gerusalemme“ – die Juden in Pitigliano
„Ich habe fertig“
Nationalpark Toskanischer Archipel
Der Giebelfries von Talamone
Der Robin Hood von Capalbio
Höchstgeschwindigkeit
Toskanischer Gaumenschmaus ...
Rubinrotes Fiasco
Kartenverzeichnis
Siena Übersicht
Siena
Von Siena in die Crete Senesi
Monte Oliveto - Großer Kreuzgang
Vom Val’Orcia zum Monte Amiata
Montalcino
Pienza
Montepulciano
Maremma
Follonica
Massa Marittima
Grosseto
Monte Argentario
Wanderungen Übersicht
(GPS)-Wanderung 1: Durch den Montagnola-Wald zum Ponte della Pia
Wanderung 2: Von der Abtei San Galgano nach Monticiano
(GPS)-Wanderung 3: In den Crete Senesi zur Abtei von Monte Oliveto Maggiore
(GPS)-Wanderung 4: Von Montalcino zur Benediktinerabtei Sant’Antimo
(GPS)-Wanderung 5: Von Bagno Vignoni über Castello Ripa d’Orcia hinab ins Orcia-Tal
(GPS)-Wanderung 6: Vom herrschaftlichen Anwesen La Foce ins Naturreservat von Pietraporciana
(GPS)-Wanderung 7: Von Vivo d’Orcia zu zwei Einsiedeleien und der Quelle des Vivo
Wanderung 8: Von Sovana zu den etruskischen Gräbern und Hohlwegen
(GPS)-Wanderung 9: Von Sorano durch die Via Cava di San Rocco
(GPS)-Wanderung 10: Am Meer durch Macchiawald zur Bucht Cala Violina
(GPS)-Wanderung 11: Im Parco Naturale della Maremma - Parco dell’Uccellina
Fahrradtour 2: Durch den Parco della Maremma zum Strand von Marina di Alberese
(GPS)-Wanderung 12: Vom Wildpark „Parco Faunistico del Monte Amiata“ zum Gipfel des Monte Labbro
Zeichenerklärung
Chianti Übersicht
Tourenverzeichnis
GPS-Wanderung 1: Durch den Montagnola-Wald zum Ponte della Pia
Wanderung 2: Von der Abtei San Galgano nach Monticiano
Fahrradtour 1: Durch das Brunello-Anbaugebiet südlich von Montalcino nach Buonconvento
GPS-Wanderung 3: In den Crete Senesi zur Abtei von Monte Oliveto Maggiore
GPS-Wanderung 4: Von Montalcino zur Benediktinerabtei Sant’Antimo
GPS-Wanderung 5: Von Bagno Vignoni über Castello Ripa d’Orcia hinab ins Orcia-Tal
GPS-Wanderung 6: Vom herrschaftlichen Anwesen La Foce ins Naturreservat von Pietraporciana
GPS-Wanderung 7: Von Vivo d’Orcia zu zwei Einsiedeleien und der Quelle des Vivo
Wanderung 8: Von Sovana zu den etruskischen Gräbern und Hohlwegen
GPS-Wanderung 9: Von Sorano durch die Via Cava di San Rocco
GPS-Wanderung 10: Am Meer durch Macchiawald zur Bucht Cala Violina
GPS-Wanderung 11: Im Parco Naturale della Maremma - Parco dell’Uccellina
Fahrradtour 2: Durch den Parco della Maremma zum Strand von Marina di Alberese
GPS-Wanderung 12: Vom Wildpark „Parco Faunistico del Monte Amiata“ zum Gipfel des Monte Labbro
Unterwegs mit Michael Müller
Jahrgang 1953, geboren in Ebermannstadt. Nach der Ausbildung zum Kfz-Mechaniker zog es ihn für einige Jahre nach Neuseeland und Ecuador. Dort begegnete er dem Reisejournalisten Martin Velbinger, mit dem er zusammen in Südamerika recherchierte - die Initialzündung für die berufliche Neuorientierung, die 1979 in die Gründung des eigenen Verlags mündete.
Wieder einmal zieht’s mich in die Toskana. Florenz und Pisa? Kennt man. Auf Touristenmassen und Schlangestehen habe ich dieses Mal keine Lust. Also ab aufs Land, aber richtig aufs Land und unbedingt mit Meer!
Das schöne mittelalterliche Siena nehme noch mit, dann geht’s - ich bin in Genießerlaune - in die fantastisch gelegenen Weinstädtchen Montepulciano und Montalcino. Südlich davon wird es sehr beschaulich. Immer wieder treffe ich auf die Etrusker, ihre Mauerreste und Nekropolen im Tuffstein. Tolle Wanderungen führen mich durch ihre tief eingegrabenen Hohlwege. Besonders angetan haben es mir die verschlafenen Tuffsteinorte Pittigliano, Sovana und Sorano, deren verwinkelte Gassen in den letzten Jahrzehnten immer stiller geworden sind.
Ganz anders die Maremma und ihre flache Küstenregion. Auch nach jahrzehntelanger Bekanntschaft ist der erste Eindruck derselbe: Helligkeit und Weite. Hier gibt es zum Glück noch ruhige Streifen, die zu langen, meditativen Spaziergängen am Meer einladen. In Albarese leih ich mir auch dieses Mal ein Rad für die kleine Tour durch Wiesen und Pinien ans Wasser. Am Naturstrand bin ich in bester Gesellschaft mit den gutmütigen Maremma-Rinder hinterm Zaun, dann Badehose an und rein in die erfrischenden Fluten.
In eigener Sache
Wegen der andauernden Corona-Pandemie sind Museen, Restaurants, Veranstaltungen usw. kurzfristig nur eingeschränkt oder gar nicht zu besuchen. Deswegen können nicht alle Informationen in diesem Buch auf dem aktuellen Stand sein. Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis und bitten Sie, gelegentlich einen Blick auf unsere Internetseiten zu werfen, wo wir Sie über Ihr Reisegebiet auf dem Laufenden halten. Wenn Sie mögen, können Sie diesen Service mit eigenen Erfahrungen vor Ort unterstützen. Schreiben Sie uns unter info@michael-mueller-verlag.de, Stichwort „Reisebuch-Updates“. Wir sind dankbar für jeden aktuellen Hinweis.
Orientiert in der Südtoskana
Die Südtoskana im Profil
Wer in den Süden der Toskana fährt, erlebt von allem das Beste. Zwischen Siena und Monte Argentario wimmelt es nur so von den verschiedensten Landschaften, von Kultur von den Etruskern bis heute, von erlesenen Weinen und anderen kulinarischen Genüssen. Und dann noch das Meer! Nicht zuletzt deswegen ist die Südtoskana unsere ganz besondere Empfehlung für einen Toskana-Urlaub mit der ganzen Familie.
Die Südtoskana ist ...
... Stadt, Land und Meer
Unbestrittener Hauptort der südlichen Toskana ist Siena. Keine Renaissance-Bauten wie in Florenz, sondern Mittelalter pur: enge Gassen, dunkle Paläste und mit dem Campo eine Piazza, die zu Recht als schönste ganz Italiens gilt. Östlich von Siena erheben sich die karg bewachsenen, lehmigen Crete Senesi, im Westen die Colline Metallifere, wo noch im 20. Jh. Eisenerz abgebaut wurde. Südlich von Siena lockt das saftig grüne Val d’Orcia mit dem Renaissance-Reißbrettstädtchen Pienza im Zentrum, und weiter im Süden ragt der Monte Amiata, ein erloschener Vulkan, aus der Landschaft, dessen Gipfel gelegentlich in den Wolken steckt.
Hinter dem Amiataöffnet sich die dünn besiedelte Hügellandschaft der Maremma, bekannt für die Quellen von Saturnia und das Tuffstädtchen Pitigliano. Und schließlich überzeugt die Südtoskana mit ihren Stränden. Der quirligste Badeort an der Maremma-Küste ist das bei italienischen wie ausländischen Touristen beliebteFischerstädtchen Castiglione della Pescaia. Auf der Halbinsel Monte Argentario weiter südlich verbringen Familien zwischen den Yachten des italienischen Geldadels ihre Badetage.
... die Heimat der Etrusker
Die Herkunft der Etrusker ist bis heute unklar. Doch im ersten Jahrtausend vor Christus siedelten sie zwischen Arno und Tiber und bildeten die erste Hochkultur auf italienischem Boden. Von den Römern als „Etrusci“ bzw. „Tusci“ bezeichnet, gaben sie der Toskana ihren Namen und hinterließen zahlreiche Kunstgegenstände, vor allem aus Metall und Keramik. Bauliche Zeugnisse finden sich in erster Linie unterirdisch: als Nekropolen mit erstaunlich erhaltenen Wandmalereien.
... eine Genussregion
Die toskanische Küche ist bäuerlich einfach, das aber mit den frischesten Zutaten. Pasta gibt es in allen Formen und mit allen möglichen Saucen. Vor allem um Montepulciano und Chiusi werden Pici angeboten, eine Art kurze, dicke Spaghetti, meist handgemacht. Besonders gut haben sie uns in der Osteria del Borgo in Montepulciano geschmeckt.
Importiert aus der toskanischen Hauptstadt Florenz ist das Bistecca alla fiorentina, ein kräftig gewürztes, gegrilltes Steak, rund 800 g schwer, 3-4 cm dick und von einer Person allein kaum zu schaffen. Den Selbstversuch startet man z. B. in der Trattoria Il Pozzo in Sant’Angelo in Colle.
Den Wein zum guten Essen liefert die Südtoskana gleich mit. Wie der Chianti wird auch der hiesige Vino Nobile di Montepulciano aus der Sangiovese-Traube gekeltert. Fast noch besser ist der auf einem Sangiovese-Klon basierende Brunello di Montalcino.
Fisch isst man natürlich an der Küste. Das Lokal Santarinoist allein ein Grund, Follonica anzusteuern! In der einfachen altmodischen Gaststube mit Plastikstühlen geht es nur um eines: frischen, exzellenten Fisch und das zu Preisen, die man weiter südwärts vergeblich suchen wird.
... ein ideales Familienziel
Keine Freizeitparks mit Achtfach-Loopings, dafür viel Natur und Wasser, Kultur zum Darin-Rumturnen auf und unter der Erde, natürlich Pizza, Nudeln und Eis - und überall die herzliche Bambini-willkommen-Garantie! Unserer besonderer Tipp für den Familienurlaub sind die hervorragenden Campingplätze - auf denen man meist auch kleine Hütten oder große Wohnwagen mieten kann. Hier finden die Kleinen sofort Anschluss.
Campeggio Parco delle Piscine in Sarteano: regelmäßig geprüft und mit Topbewertung zu empfehlen! Gepflegt, freundlich sowieso - plus ein eigenes Thermalschwimmbecken und direkter Anschluss ans nette Städtchen.
Camping Village Rocchette bei Castigliano: Unser zweiter Camping-Favorit liegt an der Küste. Im Zelt oder in einem der hochwertig ausgestatteten Bungalows hört man tatsächlich das Meer rauschen!
Tenuta del Fontino: Wer es komfortabler mag - dieser herrschaftlichen Villa in der Maremma mangelt es an nichts: Grillabende, Badesee, Sauna, Pferde ...
Castiglione della Pescaia: Der quirlige Badeort mit der Formel für schöne Tage am Meer: feiner Sandstrand, prämierte Wasserqualität, 1a-Gelato-Versorgung, ein kleiner Hafen und darüber die idyllische mittelalterliche Altstadt.
Insel Giglio: Schon ein Bootsausflug ist herrlich! Vom pittoresken Hafen geht es in Serpentinen zu einem der schönsten Dörfer Italiens. Am Meer malerische, glasklarem Badebuchten, wo man schnorcheln kann oder in einer der Tauchschulen einen Kurs bucht.
Von vor den Römern bis heute
Erlebnis Kultur
Auf etruskischen Hohlwegen monumentale Gräber entdecken. Im romantischen Bagno Vignoni um ein antikes Thermalbecken wandeln. Mittelalterliche Klöster und Burgen überall, am Meer mit Aussichtstürmen gegen feindliche Piraten. Pienza entpuppt sich als architektonisches Gesamtkunstwerk. Montepulciano gibt mit Brunello-Weinkellern, groß wie Kathedralen, der Weinkultur den passenden Rahmen.
Am letzten Zipfel der Südtoskana dann ein schillernder Skulpturenpark mit moderner Kunst, voller Fantasie und Farbe. Was für eine Fülle!
Etruskische Spuren
Sovana: Auf den Spurender Etrusker wandert man durch Hohlwege zu monumentalen Gräbern und Nekropolen. Interessant: Die etruskischen Bestattungsriten waren eher vergnügliche Feierlichkeiten.
Ansedonia: Am Meer findet man die Tagliata Etrusca,ein Glanzstück etruskischer Wasserbaukunst, und in einem uralten Olivenhain liegen die Reste der römischen Siedlung Cosa.
Chiusi: Das Museo Nazionale Etrusco besitzt eine der größten Sammlungen etruskischer Funde. „Museum“ bedeutet hier auch unterirdische Labyrinthe und Katakomben. Spannung pur!
Roselle bei Grosseto: Die eindrucksvolle Stadtmauer der etruskischen Siedlung ist fast vollständig erhalten und für Besucher bestens erschlossen und aufbereitet.
Magisches Mittelalter
Siena: Die wunderschöne Stadt ist der spätmittelalterliche Gegenentwurf zur Renaissancestadt Florenz. In Sienas kultureller Blütezeit zwischen 1250 und 1350 sind unzählige Stadtpaläste im gotischen Stil entstanden. Prunkstück der sienesischen Städtebaukunst ist das Ensemble um den vielleicht schönsten Platz Italiens, die muschelförmige Piazza Il Campo mit dem majestätischen Palazzo Pubblico und dem hoch in den Himmel ragenden Torre del Mangia.
Abtei San Galgano: Die Ruine des Zisterzienserklosters liegt ca. 35 km südwestlich von Siena auf der grünen Wiese. Aufgegeben wurde die Abbazia bereits 1783, danach diente sie den Bauern als Steinbruch. Die Reste strahlen heute buchstäblich „ruinösen Zauber“ aus.
Renaissance-Highlights
Pienza: Zwischen 1459 und 1462 ließ Papst Pius II. ein unbedeutendes Nest im Val d’Orcia zur città ideale umbauen - eine Musterstadt der Renaissance mit klaren Linien, strenger Symmetrie und abgestimmten Proportionen. Wie bei allen großen Utopien ist jedoch nicht alles wie geplant verwirklicht worden. So ist es in gewissem Sinne tröstlich, dass Pienza neben grandiosen Entwürfen auch ganz Profanes zu bieten hat: zum Beispiel den Pecorino di Pienza, einen vorzüglichen Schafskäse, den man in vielen Läden des Musterstädtchens für ganz gewöhnliches Geld kaufen kann ...
Abtei Monte Oliveto Maggiore: Der wuchtige Backsteinbau inmitten einer grünen Zypressen-Oase ist für seinen Kreuzgang mit wunderbaren Renaissance-Fresken berühmt.
Tuffstein-Topping
Pitigliano, Sorano und Sovana: Die Örtchen im südlichsten Zipfel der Maremma sind keine ausgeklügelten architektonischen Entwürfe, sondern Beispiele urtümlichen Bauens am Fels, allesamt etruskischen Ursprungs und aus Tuff gemeißelt: Jedes Haus, jeder Torbogen, jede Treppe in den unfassbar engen Gassen ist sehenswert.
Musik liegt in der Luft
Massa Marittima: Die magisch schöne Piazza Garibaldi versetzt einen bereits ohne Musik in Schwingungen! Doch die Opernaufführungen der Lirica in Piazza lassen an lauen Augustabenden alles zu einer großen Harmonie verschmelzen.
Montepulciano: klassische Konzerte im Palast mit Bilderbuch-Ausblick, besser geht’s nicht! Die Karten für das Sommer-Musikfestival der Meisterschüler sind heißbegehrt.
Outdoor-Kunst
Garten-Konzeptkunst im Trüffelort San Giovanni d’Asso: Einem amerikanischen Künstler ist mit dem Bosco della Ragnaia die Renaissance eines Renaissance-Gartens gelungen.
Giardino di Daniel Spoerri: Der traumhaft gelegene Kunstpark auf einem Riesenareal steckt voller Überraschungen.
Kultur mit Kindern
Labyrinth in Chiusi: „Schweizer Käse“ beschreibt die von den Etruskern im Tuffstein angelegten unterirdischen Gänge äußerst zutreffend. Ein archäologischer Trip in die Unterwelt sorgt selbst bei hartgesottenen Kids für Schauer über den Rücken ...
Giardino dei Tarocchi: der Ausflugstipp gewinnt in allen Kategorien! Fantasie ohne Grenzen in einem Skulpturenpark mit knallbunten gigantischen Figuren. Eine schillernde Welt von Nanas, Gebäuden und verrückten Ideen. Einzigartig!
Zu Lande und zu Wasser
Erlebnis Natur
Der Süden der Toskana bietet ein gutes Spektrum: den kargen Lehmboden der Crete, Endlos-Aussichten mit grünen Hügeln im Orcia-Tal, wildromantische Pfade durch Buchenhochwald und Kastanienhaine auf dem Monte Amiata. Kaum zu toppen? Vielleicht mit schönen Sandstränden an einem herrlichen Meer, den einsamen Badebuchten am Monte Argentario und dem Wanderparadies im Maremma- Naturpark.
Der kleine Strand „Bionda“ bei Porto Santo Stefano
Am Meer
Merke: Je weiter man nach Süden reist, desto schöner werden die Strände, egal ob mit oder ohne den Bagni mit aufgereihten Sonnenliegen und Schirmen.
Mit der Familie: Der schönste Sandstrand für einen herrlichen Tag am Meer mit den Kids ist Castiglione della Pescaia. Es fehlt an nichts!
Naturpark-Strand: Der sandige Naturstrand Marina di Albereseist ein Traum, dekoriert mit dem Strandgut angeschwemmter Bäume und Äste.
Sport-Beach: Die Bucht von Talamoneistmit flachem Strand und gutem Wind optimal für Surfer.
Nur zu Fuß oder per Rad: Der Weg lohnt sich zum naturbelassenen Tombolo di Feniglia, der mit herrlich feinem Sand und duftendem Pinienhain Festland und Monte Argentario verbindet.
Reif für die Insel? Auf nach Giglio! Ein schöner Tagesausflug dank der Fähren von Porto Santo Stefano.
Auf den Berg, durch die Täler
Monte Amiata: Nach dem Auf und Ab im zauberhaften Orcia-Tal sticht er als „richtiger“ Berg hervor! Am Gipfel ist man auf immerhin 1738 m.
Zypressen-Highlights: Die vielfotografierte Zypresseninselsteht in der Nähe von San Quirico auf dem Weg ins Orcia-Tal rechts an der Via Cassia.Die schönste Zypressenalleewindet sich beim Anwesen La Foce in Serpentinen durchs Tal empor.
Bergromantik in Vivo d’Orcia: Minibergdorf mit einer verzauberten Einsiedelei am Lauf des Vivo.
Heiße Wasser
Wellness mit wohltuendem Wasser heißt auf Italienisch Benessere! Allerorts sprudelt es in der Südtoskana aus der Erde - auch mitten in der Natur, was aus der Sache noch mehr Urlaub macht.
Saturnia: wartet mit einer der luxuriösesten Wellnessanlagen der Toskana auf, sowie mit dem kostenlosen Bad an den Warmwasser-Kaskaden in freier Natur - unkompliziert und ein Riesenspaß.
Chianciano Terme: Die Heilquellen waren bereits bei den Etruskern beliebt, klassischer Kurort mit modernen Thermalanlagen und allen Raffinessen.
Rapolano Terme: bietet gleich zwei Thermalbäder und zwar zu erschwinglichen Preisen.
Bagni di Petriolo: Flussbad in der Wildnis für ein spontanes Bad in dampfendem Schwefelwasser.
Naturschutz-Perlen
Parco Naturale della Maremma: riesiger Naturpark entlang der Tyrrhenischen Küste. Rehe, Wildschweine, Maremma-Rinder mit gewaltigen Hörnern, Pferde der Maremma-Rasse, die von den stolzen Butteri geritten werden, und eine Macchia Mediterranea, die schöner nicht sein kann.
Naturreservat Diaccia Botrona: An der Flussmündung ist Birdwatching angesagt. Man erfährt alles über die Zugvögel und die Geschichte des einstigen Sumpfgebiets.
Riserva Naturale del Lago di Burano: Das Reservat ist ein mit dem Meer verbundenes Sumpfgebiet und steht unter der Obhut des WWF.
Wandern und Radfahren
Parco Naturale della Maremma: Der Park (s. o.), ist gut organisiert und bietet ein großes Netz an Wanderwegen durch Buschwald und Olivenhaine, zu Wiesen, auf denen Maremma-Rinder grasen und auf Felsen zu Aussichtstürmen mit Blick übers Meer.
Radtour von Alberese zum Strand Marina di Alberese: Bikes ausleihen und los geht’s auf markiertem Asphalt 8,5 km durch Wiesen und Pinienhaine bis zum Meer, wo sich ein Bad anbietet.
Wanderung auf den Monte Labbro: Auf den Spuren des Mystikers Davide Lazzaretti geht es bis auf 1193 m. Die Tour beginnt im Parco Faunistico (s. u.) und ist die Nr. 12 unserer schönen Wanderungen im Anhang.
Natur mit Kindern
Mondo Marino in Massa Marittima: In der schillernd-bunten Meereswelt wird es spannend, wenn die Fütterung im Haifischbecken ansteht ... Da verblasst selbst die Dino-Ausstellung!
Parco Faunistico: Auf markierten Pfaden begegnen einem Reh-, Dam- und Muffelwild, amiatinische Esel und, der Hit, Wölfe - die allerdings in einem großen eingezäunten Gehege.
Bagni San Filippo: Im Wald folgt man dem Rauschen des Wasserfalls und erreicht heiße Quellwasserbecken zwischen tollen Felsen.
Unterwegs in der Südtoskana
Von Siena in die Crete Senesi
Siena macht den Auftakt - eine Stadtschönheit, die einer ganz speziellen Ockerfarbe ihren Namen gab und deren Campo zu den schönsten mittelalterlichen Plätzen überhaupt zählt. Die klassische Weiterreise in den Süden führt auf ehemaligen Römerstraßen durch die Montagnola und die bizarren Crete - vorzugsweise mit eleganter Sonnenbrille im Cabriolet und die Kamera stets griffbereit ...
Dem Himmel ganz nah ist man in der Abtei San Galgano, Start unserer Wanderung 2.
Wir lassen Siena als „Tor zur Südtoskana“ hinter uns und gelangen in eine stillere, weit weniger touristische Region. In den beschaulichen Bergdörfern der waldreichen, kaum besiedelten Montagnola tickt das Leben langsamer. Mitten in der reizvollsten, aber abgeschiedenen Landschaft steht dann plötzlich ein grandioser Kirchenbau ohne Dach vor einem. Kein Wunder, denn wir sind an einer alten Pilgerroute unterwegs. Gleich mehrere Klöster und Abteien laden zu spiritueller Einkehr ein oder zumindest zu herrlich erholsamen Spaziergängen auf den nahen Rundwanderwegen. Wohlige Entspannung für Körper und Geist verspricht auch ein Bad in einer der heißen Quellen, die hier vielerorts sprudeln.
Südöstlich von Siena trifft man auf der Reise auf den bizarren Landstrich der Crete, eine eigenartig abstrakte, von Sonne ausgedörrte Mondlandschaft - Erosionsfurchen und Hügelketten aus Tonerde ziehen ihre Linien vor einem wolkenlosen Horizont. Oft sieht man in der Ferne ein einsames Gehöft oder eine wohlgeordnete Zypressenallee. Dann wieder zum Bleiben schöne Bilderbuchorte, in denen sich im Herbst alles um den kostbaren Tartufo bianco, den weißen Trüffel dreht.
Was anschauen?
Abtei San Galgano: Kirchgang einmal anders, hier ohne Dach. Freistehend und von Wiesen umgeben, lädt die Ruine aus dem 13. Jh. zu Einkehr, Spaziergang und sommerlichen Freiluftkonzerten ein.
Cappella di Monte Siepi: Oberhalb der Abtei San Galgano steht die Einsiedelei mit dem sagenumwobenen Schwert im Fels.
Abtei von Monte Oliveto Maggiore: Von dichtem Zypressenwald umgeben, findet hier noch immer klösterliches Leben statt. Besondere Erlebnisse sind der Kreuzgang mit fantastischer Freskenmalerei und die gregorianischen Gesänge. Für weltlich profane Genüsse ist der Klostershop geöffnet.
Museo della Mezzadria Senese in Buonconvento: Das Minimuseum gibt Einblicke ins einstige Leben der Landbevölkerung, der Schwerpunkt liegt dabei auf dem für die Region typischen Halbpacht-System.
Dreamwoods bei Rosia: ein Park voller Skulpturen aus Millionen von Steinen. In Szene gesetzt vom deutschen Aussteiger Manfredo.
Il Bosco della Ragnaia: Parkanlage eines Künstlers, in der sich der Weg durch surreale Gegenwartskunst und mächtige alte Baumriesen windet. Eintritt frei!
Wo baden?
Bagni di Petriolo: Relaxen in einem Badeteich mit 40 °C heißem Thermalwasser inmitten der Natur - höllischer Schwefelgeruch inklusive. Man hasst oder liebt ihn!
Rapolano Therme: Zwei Thermalbäder - mit niedrigerem Schwefelgehalt - versprechen angenehmes Planschen im trubeligen Spaßbad oder im gediegenen Wellness-Kurbad.
Wo essen und trinken?
Trattoria Dai Galli in Chiusdino: Wir lieben gemütliche Familienbetriebe wie diesen. Echte toskanische Küche plus eigenen Kreationen werden auf heimeliger Terrasse serviert.
Trattoria La Pergola in Radicondoli: Soll’s mal eine gute Pizza sein? Hier inklusive einer Terrasse mit schönstem Sonnenuntergangs-Blick ever!
Fattoria di Tatti in Roccatederighi: In der stattlichen Villa geht es nicht „nur“ um gutes Essen, Trinken und Übernachten: Yoga und Feldenkrais bereichern den Aufenthalt.
La Botteghina in Asciano: Der kleine Feinkostladen führt allerlei köstliche Antipasti, die man gleich vor Ort verspeisen kann.
Locanda Il Paradiso in Chiusure: total einfach und einfach genau das, wonach einem inmitten der Crete Senesi der Sinn steht: Bruschetta, Crostini & Co. mit einem Glas Vino - passt!
Locanda del Castello in San Giovanni d’Asso: Das etwas extravagante Restaurant in der wuchtigen Burg des Trüffelortes sorgt für gehobenen Genuss. Schöne Zimmer laden hier außerdem zum Bleiben ein.
ll Conte Matto in Montisi: renommierte Adresse, zuverlässig gute Küche, mit Terrasse.
Locanda di Casal Mustia in Petroio: eine kleine Oase der Gastlichkeit direkt an der Kirche des Mini-Orts.
Siena ca. 55.000 Einwohner
Rotbraune Backsteinbauten in schummrigen Straßenschluchten, dem gekrümmten Profil der Hügel angepasst, auf denen Siena erbaut wurde. Die Altstadt ist durch und durch gotisch-mittelalterlich, doch Verkehr und Tagestourismus verschonen nur wenige der engen Gassen. Seine Reize zeigt Siena besonders frühmorgens oder in den Abendstunden, wenn rund um die berühmte Piazza del Campo wieder Ruhe ist.
Die Piazza del Campo mit dem Rathaus
Siena ist nicht in das grüne Hügelland der Umgebung hineingewuchert, die Einwohnerzahl hat sich seit der Blütezeit der Stadt nicht erheblich verändert. Die Silhouette wird geprägt durch die vollständig erhaltene Stadtmauer und den bis zur Plattform 88 Meter (!) hohen Rathausturm, die Torre del Mangia.
Zu Füßen des Turms erstreckt sich muschelförmig die Piazza del Campo, Italiens berühmtester mittelalterlicher Platz, meist nur Campo genannt. Fast sämtliche Gebäude wurden aus Backstein erbaut, auch die Adelspaläste. Eine Ausnahme ist Sienas Prunkstück, der marmorverkleidete Dom. Auffällig sind auch die geschmiedeten Ösen an den Häuserwänden - fast schon kleine Kunstwerke aus Eisen -, an die einst die Pferde gebunden oder in die Fackeln gesteckt wurden.
Siena ist ein Freilichtmuseum der italienischen Gotik, die aber mit der himmelwärts strebenden nordischen Gotik, wie sie z. B. der Kölner Dom zeigt, wenig gemein hat. Seit der Blütezeit im 14. Jahrhundert und besonders nach der Eroberung durch Florenz (1559) entstanden keine herausragenden Bauwerke mehr. Für kunsthistorisch Interessierte ein unschätzbarer Vorteil: Der mittelalterliche Baustil blieb unverfälscht.
Die Wölfin von Siena
Stadtgeschichte
Siena war eine der mächtigen mittelalterlichen Stadtrepubliken und die große Konkurrentin von Florenz. In den Jahrhunderten der zermürbenden Kämpfe zwischen Ghibellinen (kaisertreu) und Guelfen (papsttreu) versuchte die Stadt mit aller Kraft, ihre Unabhängigkeit zu bewahren, bis sie schließlich im Jahr 1555 vor der geballten Militärmacht Kaiser Karls V. die Waffen strecken musste. Seitdem ist es ruhig geworden in Siena, doch die Stadtanlage, die Bauten und Kunstwerke, alles erinnert noch an die große Zeit der Stadtrepublik.
Der Sage nach wurde Siena von den Söhnen des legendären Rom-Erbauers Remus gegründet. Entsprechend ist die Wölfin mit ihren säugenden Kleinen nicht nur das Wahrzeichen von Rom, sondern auch das Sienas. Sicher ist, dass die Stadtgründung in die etruskische Zeit (ca. 300 v. Chr.) fällt, doch war diese Ansiedlung ohne Bedeutung. Unter den Römern scheint sich dann ein gewisser Unabhängigkeitsdrang breitgemacht zu haben. So erwähnt Tacitus einen empörten Senator, der behauptet, von den Einwohnern Sienas übel verprügelt worden zu sein ...
Im 12. Jh. begann der erbitterte Kampf um Autonomie, aus dem Siena gestärkt hervorging. Im Kampf gegen den Bischof von Volterra eroberten die Sieneser 1137 die Silberminen von Montieri und schufen sich damit die Basis ihrer Macht. Bald schon konstituierte sich Siena als unabhängige Republik mit eigener Münzprägestätte - Siena wurde zentraler Anlaufpunkt für Geldgeschäfte aller Art. In dieser Zeit begannen die machtpolitischen Auseinandersetzungen mit Florenz. Siena war kaisertreu (ghibellinisch), während es Florenz mit dem Papst hielt. Dieser Gegensatz, der die ober- und mittelitalienische Geschichte bis ins Hochmittelalter bestimmte, brachte erbarmungslose Kämpfe zwischen den beiden Republiken mit sich. Hineingerissen in die politischen und militärischen Auseinandersetzungen der Zeit, versuchten beide Kommunen, sich ein Stück vom großen toskanischen Kuchen zu sichern und ihre Gebiete zu erweitern.
Der 4. September 1260 ging in die Annalen der Stadt ein. An diesem Tag brachten die Sieneser Florenz in der Schlacht von Montaperti (einige Kilometer südöstlich von Siena) eine vernichtende Niederlage bei. Tausende gefangener Florentiner wurden im Siegestaumel durch Siena getrieben. Der finanzielle Einsatz des Patriziers Salimbeni, der seine gesamten Geldmittel in die Anwerbung von Söldnern investiert hatte, um Sienas Schlagkraft zu stärken, war belohnt worden. Bereits neun Jahre später drehte Florenz den Spieß um und besiegte die Sieneser bei Colle di Val d’Elsa. In der Folgezeit kam es noch des Öfteren zu militärischen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Republiken.
Seine Blüte erlebte Siena unter dem „Rat der Neun“ (Consiglio dei Noveschi), einem Regierungsbündnis aus neun wohlhabenden Kaufleuten, das die Geschicke der Stadt unter Ausschluss des Adels zwischen 1287 und 1355 lenkte. Zu dieser Zeit muss Siena in Reichtum schier erstickt sein; einen Abglanz davon sieht man noch heute auf Schritt und Tritt.
Das jähe Ende kam 1348, als die Pest in der Stadt ausbrach. Die Seuche, die von den schlechten hygienischen Verhältnissen in den Städten herrührte, raffte 80 % (!) der Bevölkerung dahin. Von dieser Katastrophe erholte sich Siena nie mehr ganz. Die Feinde der Stadt nutzten die Schwäche sofort aus, allen voran Kaiser Karl IV., dem die unabhängigen Stadtrepubliken in Italien lange schon ein Dorn im Auge waren. 1355 schürte er einen Volksaufstand in Siena, das nicht mehr zur Ruhe kam. Kämpfe der Adelsgeschlechter untereinander, Kämpfe gegen die benachbarten Städte und Kämpfe gegen den Kaiser wechselten sich ab.
Sienas Schlussakt folgte 1555: Kaiser Karl V. zog mit seiner Streitmacht gegen die Stadt. Unterstützt wurde er von Cosimo de Medici, dem Herrscher von Florenz. Nach einjähriger Belagerung fiel Siena, die kaiserlichen Truppen marschierten ein und das Ende der freien Kommune war besiegelt. Karl V. übertrug Cosimo I. die gesamte Toskana als Herrschaftsgebiet, Siena eingeschlossen. Über 700 sienesische Familien - mehr als die Hälfte der Bevölkerung - wanderten nach Montalcino aus. Zur Erinnerung an dieses Ereignis veranstaltet die Contrada della Tartuca jährlich am 25. März einen 30 km langen Marsch in den damaligen Exilort.
Als nach dem Tod des letzten Medici 1737 die Lothringer die Herrschaft über das Großherzogtum Toskana übernahmen, verlor Florenz an Gewicht. Siena nutzte die Lage und erholte sich, die alten Handelsfamilien erstarkten, das Bankwesen wurde neu aufgebaut. Auch eine neue Straße nach Rom, die Lauretana, entstand in dieser Zeit. Das 19. Jahrhundert verlief für die Stadt unspektakulär. Immerhin war Siena 1865 Italiens erste Stadt, die dem neuen Königreich per Volksentscheid beitrat. Heute blüht Siena dank seiner wirtschaftlichen Säulen Tourismus, Universität und - Bankenwesen.
Der Dom von Siena - vornehm schwarz-weiß gestreift
Die Contraden
Die Stadtteile von Siena werden Contraden genannt. Die Zugehörigkeit zur eigenen Contrada prägt bis heute das städtische Leben. Kleine Keramiktafeln mit den Wappen der Contraden - meist mit Tiersymbolen - schmücken fast jeden Straßenzug. Historisch waren die Contraden autonom, sie hatten eine eigene Verwaltung und eigene Gerichtsbarkeit. Heute kümmern sie sich um Aufgaben wie Altenpflege, Kinder- und Jugendarbeit und nicht zuletzt um die Organisation von Festen, insbesondere des Palio (s. u.). Darüber hinaus besitzt jede Contrada ihre eigene Kirche, ihr eigenes Museum und andere stadtteileigene Einrichtungen.
Hervorstechende Eigenschaft der 17 sienesischen Contraden ist das ausgeprägte Gemeinschaftsgefühl ihrer Bewohner. Ebenso ausgeprägt ist auch die Rivalität unter den Contraden, die sich besonders beim Palio zeigt. So wurden Contraden schon oft wegen „übertriebener Schlägereien“ oder gar Messerstechereien vom nächsten Palio ausgeschlossen. Aber auch aus anderen Gründen ist man sich bisweilen nicht sonderlich gewogen. So war lange Zeit die inzwischen siegreiche Contrada dell’Oca (Gans) der „Underdog“ unter den Stadtvierteln, denn sie hatte die Farben der Nationalflagge in ihrem Banner und wurde unter Mussolini stark protegiert, was ihrem Ruf dauerhaft schadete. Ähnlich ging es der Contrada dell’Aquila, die ihr Fähnchen mit dem Habsburger Doppeladler in den Wind hing; diese Contrade wird auch spöttisch „la Nonna“ (die Oma) genannt.
♦ Musei di Contrada: Die Museen in den einzelnen Stadtbezirken zeigen Trophäen, Uniformen und andere historische Stücke aus der reichen Vergangenheit der Contraden. Die Museen der Contraden werden privat betrieben; einige kann man besuchen, allerdings nur nach Anmeldung. Infos dazu unter www.palio.org. und in der Touristinformation.
Die Stadtheiligen von Siena
Mitten in den düsteren Kriegsgeschehen des 14. und 15. Jahrhunderts brachte Siena zwei Heilige hervor, deren Leben unmittelbar aufeinander folgen: Katharina (1347-80) und Bernhardin (1380-1444).
Die heilige Katharina war eine Vertreterin der spätmittelalterlichen Passionsmystik. Aus ihren 381 erhaltenen Briefen, die als bedeutendes Dokument der italienischen Sprache gelten, spricht eine liebevolle, innige Hingabe an Jesus („Er war mein Bräutigam und ich seine Braut ... “).Kirchengeschichtlich bedeutsam istKatharina, weil sie mit ihren eindringlichen Briefen an Papst Gregor XI. zur Rückführung des Papsttums aus Avignon nach Rom beitrug. Ihr Wohnhaus in Siena ist zu besichtigen (→ Sehenswertes).
Der heilige Bernhardin, der „Apostel Italiens“, verteilte sein großes Vermögen an die Armen. Sein Vorbild war Franz von Assisi, in dessen Orden er eintrat. Bekannt geworden ist er vor allem als Volksprediger, dessen Zuhörerschaft in die Tausende ging. Um seinen Namen ranken sich zahllose Legenden. So soll eines Tages ein Kartenmaler zu ihm gekommen sein, der sich beklagte, dass Bernhardin in seinen Predigten das Kartenspielen anprangerte und so seine Lebensgrundlage gefährdete. Daraufhin riet ihm Bernhardin, in Zukunft Jesusbilder zu malen - und siehe da, der Mann konnte davon leben ...
Der Palio
Sienas größtes Fest ist der Palio, ein Pferderennen, dessen Wurzeln bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen. Es findet jährlich am 2. Juli und am 16. August auf dem Campo statt. Wild entschlossen, das Seidenbanner zu gewinnen, machen sich die Reiter auf den Weg. Zehn der insgesamt 17 Contraden nehmen an dem Wettkampf teil. Das Fiese dabei: Die Jockeys dürfen den Gegner durch Peitschenhiebe auf sein Pferd behindern. Besonders in der Rathauskurve wird gepeitscht, geschoben und gedrückt, was das Zeug hält. Die professionellen „Rodeo-Artisten“ werden übrigens von den Contraden eingekauft und kommen aus ganz Italien, überwiegend aus Sardinien. Jedes Stadtviertel wird von zwei Pagen, einem Oberpagen und einem Duce repräsentiert und verfügt über ein eigenes Symbol (Giraffe, Schildkröte, Schnecke usw.)
Der Palio ist das Seidenbanner, das der Gewinner bekommt und das zu jedem Rennen im Juli von einem anderen italienischen, im August von einem internationalen Künstler gestaltet wird - mal graphisch abstrakt, mal gegenständlich realistisch. Der Banner für den Palio von 2018 wurde vom Zeichner und Karikaturisten Emilio Giannelli gestaltet. Er zeichnet die politischen Karikaturen für den Corriere della Sera und gehört der Contrada des Drachens an, die den Palio dann unerwartet auch noch gewann.
Das Rennen auf den ungesattelten Pferden, das am Abend zwischen 17 und 19 Uhr beginnt, dauert nur 70 bis 80 Sekunden, ist aber von komplizierten Zeremonien umrahmt, die vier Tage vorher beginnen. Unmittelbar vor dem Rennen findet der Corteo Storico statt, ein festlicher Umzug in Kostümen aus dem 15. Jahrhundert, mit Fahnenschwingern und Trommlern.
Nach dem Rennen werden die Gewinner alkoholschwer gefeiert, in den Straßen der Contraden gibt es dann oft Wein für alle. Wochen später, im September, steigt eine noch größere Feier: der abendliche Festschmaus der Sieger unter freiem Himmel, der bis in die Nacht dauert - das glückliche Siegerpferd ist mit von der Partie.
Immer wieder ereignen sich beim Palio schwere Unfälle. Besonders in der engen Curva San Martino stolpern die Pferde häufig, verletzen sich oder sterben sogar. Der WWF und andere Tierschutzverbände streiten nach wie vor gegen das Pferderennen, bislang erfolglos. Tierschutz gegen Tradition. Actionheld Daniel Craig, alias Agent 007, und seinen Abenteuern dienten Aufnahmen des Palio als Kulisse im Bondstreifen „Ein Quantum Trost“. Auf hintersinnige Weise befasste sich auch das erfolgreiche Autorenduo Fruttero & Lucentini mit dem Rennen. „Der Palio der toten Reiter“, so der Titel des Romans, ist so spannungsgeladen wie der wirkliche Palio.
Vorbereitung zum Palio - eine dicke Schicht Tuff schützt Hufe und Reiter