CANDLESTICKS ADVANCED
CANDLESTICKS ADVANCED
Handeln mit Setups und Wahrscheinlichkeiten
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Originalausgabe, 1. Auflage 2022
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Korrektorat: Manuela Kahle
Umschlaggestaltung: Sonja Vallant
Umschlagabbildung: Wallstreet: Nick Starichenko/shutterstock.com, Chart: TradingView.com
Satz: Zerosoft, Timisoara
eBook: ePUBoo.com
ISBN Print 978-3-95972-449-4
ISBN E-Book (PDF) 978-3-96092-848-5
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96092-849-2
Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter
www.finanzbuchverlag.de
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1. Index der Kerzenformationen
2. Danksagung
3. Das Buch
4. Zeitgemäßer Wegbegleiter
5. Für wen ist dieses Buch?
6. Lerne die Regeln des Marktes
7. Aufbau des Buchs
Grundlagen
8. Geschichte der Kerzen
9. Definition der Kerze
10. Blended Candle
11. Doji
12. Inside & Outside Candle
13. Kurslücke
14. Akkumulation & Distribution
15. Basisvoraussetzungen für das Handeln mit Kerzen
16. Orderarten
17. Chance-Risiko-Verhältnis (CRV)
18. Setup
19. Anleitung für die Kerzenkapitel
Kerzen und Kerzenformationen bullish
20. Umkehrsignale bullish
21. Fortsetzungsmuster bullish
Kerzen und Kerzenformationen bearish
22. Umkehrsignale bearish
23. Fortsetzungsmuster bearish
Ausbruchsformationen
24. Pop-Gun-Formation
Schlusswort
Über die Autoren
Zusammenfassung der statistischen Daten
Literaturverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Die Kerzenformationen werden in diesem Index unterteilt nach der Anzahl der Kerzen, die für eine Formation benötigt werden.
Einzelkerzen
Bullish Belt Hold, Seite 60
Dragonfly Doji, Seite 74
Hammer, Seite 110
Inverted Hammer, Seite 110
Kerzenformation bestehend aus zwei Kerzen
Above the Stomach, Seite 53
Bullish Counterattack Lines, Seite 67
Bullish Engulfing, Seite 81
Bullish Harami, Seite 95
Bullish Harami Cross, Seite 103
Piercing Pattern, Seite 125
Tweezers Bottom, Seite 140
Kerzenformationen bestehend aus drei Kerzen
Morning Star, Seite 117
Three Advancing White Soldiers, Seite 132
Einzelkerzen
Bearish Belt Hold, Seite 198
Gravestone Doji, Seite 234
Hanging Man, Seite 241
Shooting Star, Seite 263
Kerzenformation bestehend aus zwei Kerzen
Below the Stomach, Seite 191
Bearish Counterattack Lines, Seite 204
Dark Cloud Cover, Seite 211
Bearish Engulfing, Seite 219
Bearish Harami, Seite 248
Bearish Harami Cross, Seite 255
Tweezers Top, Seite 285
Kerzenformationen bestehend aus drei Kerzen
Evening Star, Seite 226
Three Black Crows, Seite 269
Einzelkerzen
Long White, Seite 147
White Marubozu, Seite 153
Kerzenformation bestehend aus zwei Kerzen
Bullish Separating Lines Seite 167
Kerzenformationen bestehend aus drei Kerzen
Tasuki Upward Gapping, Seite 174
Kerzenformationen bestehend aus vier Kerzen
Bullish Three Line Strike, Seite 181
Kerzenformationen bestehend aus fünf Kerzen
Rising Three Methods, Seite 160
Einzelkerzen
Long Black, Seite 299
Black Marubozu, Seite 305
Kerzenformation bestehend aus zwei Kerzen
In-Neck Pattern, Seite 292
On-Neck Pattern, Seite 312
Bearish Separating Lines, Seite 319
Thrusting Pattern, Seite 340
Kerzenformationen bestehend aus drei Kerzen
Tasuki Downward Gapping, Seite 326
Kerzenformationen bestehend aus vier Kerzen
Bearish Three Line Strike, Seite 333
Kerzenformationen bestehend aus fünf Kerzen
Falling Three Methods, Seite 285
Kerzenformationen bestehend aus drei Kerzen
Long Pop Gun, Seite 349
Kerzenformationen bestehend aus drei Kerzen
Short Pop Gun, Seite 357
Ein Dankeschön an alle, die uns auf unserem Weg begleitet und unterstützt haben, ein Buch über die Kerzen und deren Wahrscheinlichkeiten zu schreiben. Unser Dank gilt auch der Firma Lenz + Partner GmbH – part of the vwdgroup, die uns die zertifizierten Kurse der Märkte zur Verfügung gestellt haben. Vor allem möchten wir dem FinanzBuch Verlag danken, dem Team von Herrn Georg Hodolitsch. Ein großer Dank an dieser Stelle geht von uns an alle, die wir im Laufe unserer Reise bis hierhin treffen und sprechen durften.
»Mit einer Hand ist es nicht möglich, in die Hände zu klatschen«, lasen wir vor langer Zeit in einem Buch über Candlesticks, das wir als eines der ältesten Schriften über Candlesticks kennen. Viele Jahre sollten vergehen und viele Bücher sollten von uns gelesen werden bis wir uns dazu entschlossen, der technischen Kultur einen Teil von unserem Wissen zurückzugeben. Viele der Candlestick-Bücher behandeln das Thema, doch in diesem Buch findet sich etwas ganz Besonderes. Es beschreibt eine aus dem 16. Jahrhundert kommende Technik, die auch noch im 21. Jahrhundert Anwendung findet, und das bis ins Detail. Wir haben mit diesem Buch eine Ergänzung zu der Literatur der Technischen Analyse geleistet und eine Wissenslücke geschlossen, die dem gegenwärtigen Anspruch eines Händlers und Anlegers gerecht wird.
Alle Marktteilnehmer werden sich früher oder später mit der Darstellung der Kurse, die einem der Markt zur Verfügung stellt, auseinandersetzen. Spätestens dann heißt es, die Spuren des Marktes lesen zu lernen.
Den Markt zu lesen ist vergleichbar mit dem Erlernen einer neuen Fremdsprache. Am Anfang ist es dem Leser möglich, den Text durchzulesen, jedoch fehlen ihm eine direkte Übersetzung, eine Schlussfolgerung und die Interpretation, damit ein logischer Zusammenhang abgeleitet werden kann. Als wir uns das erste Mal eine Kerze angeschaut haben, war es für uns ein schöner Kasten, der mal weiß und mal schwarz am Bildschirm flimmerte. Wir konnten leider nicht erkennen und ableiten, was die Größe der Kerzenkörper, die Länge der Handelsspanne und auch die Farben im Marktrend bedeuteten, geschweige denn wie die Kerzen zu handeln wären. Die Interpretation von Kerzen war in unseren Anfängen an der Börse eine Sprache, die wir noch nicht verstanden. Unsere Erfahrungen und auch unsere empirischen Auswertungen sind in diesem Buch festgehalten. Das Buch hilft jedem Anleger und auch jedem Händler, der nicht weiß, wie er bestimmte Kerzen handeln kann. Alle Marktteilnehmer, die aus unterschiedlichen Anlagehorizonten und Beweggründen den Weg an die Börse gefunden haben, oder die Börseninteressierten, die ihre ersten Schritte an der Börse machen, bekommen mit diesem Fachbuch einen aktuellen Wegbegleiter an die Hand. Denn wir haben eine empirische Erhebung mithilfe der heutigen technologischen Möglichkeiten durchgeführt. Wir haben die Erhebung mit einem eigens dafür entwickelten Algorithmus durchgeführt. Seinen Anfang nahm der Algorithmus in der Bachelor-Thesis von Bernd Peter Jaworek im Jahr 2017. Der damals entwickelte Algorithmus in der Bachelor-Thesis zum Wirtschaftsingenieur nannte sich: »Development of an Algorithm for Identification and Retracement-Analysis of Trend Reversal Points of Stock Prices.« Der heutige Algorithmus, vier Jahre später, ist eine Erweiterung und eine Spezifizierung bei der gezielten Untersuchung der Kerzen im Trend. Es wurden die Daten für eine Wahrscheinlichkeit eines erfolgreich durchgeführten Setups, einer Kerze und Kerzenformation erhoben. Dabei wurden die Häufigkeiten für die Erwartung des Ausbruchs und das minimale Chance-Risiko-Verhältnis ermittelt. Die Datenbank für die Erhebung beruht auf über einer halben Million ausgewerteten Handelstage. Die Auswertungen zu den einzelnen Märkten sind dem Kapitel 27 zu entnehmen.
Es darf nicht außer Acht gelassen werden, dass im 21. Jahrhundert der Handel immer stärker automatisiert wurde und auch wird. Der automatisierte Handel und die daraus resultierende Geschwindigkeit wird von Handelsjahr zu Handelsjahr weiter zunehmen. Der bisher schnellste Abverkauf an der Börse geschah im Februar 2020, auch die sich anschließende Erholung war rekordverdächtig kurz. Der Abverkauf war eine Reaktion auf den Ausbruch der Covid-19-Pandemie. Beschleunigt wurde dieser Abverkauf auch durch den elektronischen Handel an den Börsen. Computerbasierte Handelsaktivitäten haben einen immer größeren Einfluss an den Handelsplätzen dieser Welt. Diese Aktivitäten werden unterstützt von immer besseren Handelssystemen, die u. a. auf künstlicher Intelligenz beruhen und auf Hochleistungsrechnern weiterentwickelt und perfektioniert werden.
Diese Perfektionierung können sich Anleger zunutze machen. Das Aussehen einer Kerze oder einer Formation aus mehreren Kerzen basiert immer auf einem bestimmten Verhalten der Marktteilnehmer. Dieses Verhalten folgt Mustern, die identifiziert, verstanden und gehandelt werden können, weil sich die Muster der Vergangenheit auch in der Zukunft wiederholen werden. Warum werden sie sich wiederholen? Weil alle Marktteilnehmer Menschen sind, die entweder direkt am Markt agieren oder über von ihnen programmierte Handelssysteme. Und Menschen handeln in vergleichbaren Situationen immer gleich. Wolfgang Amadeus Mozart sagte einmal: »Komponiert ist schon alles – aber geschrieben noch nicht«.
Wird diese Erkenntnis auf den Markt reflektiert und auf das, was an der Börse geschieht, sind alle Bewegungen dem Markt bekannt. Das wussten sich vor gut 400 Jahren die japanischen Reishändler zunutze zu machen, dazu später mehr im Kapitel 8.
Dieses Buch unterstützt diejenigen, die schnell und effektiv die Kerzen verstehen möchten. Die Darstellung der Kurse durch Kerzen (engl. candles) ist die Basis, mit denen die Trends der Märkte visualisiert werden. Dieses Buch beschreibt in seinem Kern die noch heute allgegenwärtige, aus dem 16. Jahrhundert stammende Darstellung der Kursinformationen. Es beschäftigt sich mit den Eigenschaften der Kerzen und Kerzenformationen und beschreibt die dazu passenden Setups. Mit Hilfe der Setups ist es möglich, kontinuierliche Gewinne zu erzielen und sein Verhalten am Markt zu reflektieren. Die Grundlagen für diese vorgestellten Setups sind die für dieses Buch empirisch ausgewerteten Kerzen und Kerzenformationen. Die Ergebnisse (Wahrscheinlichkeiten) der empirischen Auswertung helfen allen Marktteilnehmern, in unterschiedlichsten Zeiteinheiten eine Entscheidung zu treffen, was für die eigene Investition von Vorteil sein könnte.
Der Anwender ist in der Lage, mit diesem Buch einzelne Kerzen oder Kerzenformationen zu beurteilen und sie unter dem Aspekt von Chance und Risiko zu bewerten. Jede Kerzenformation wird in einem eigenen Kapitel mit immer gleichem Schema beschrieben, so dass sich der Leser schnell einen Rat während des Handels holen oder das wahrscheinlichste Szenario strategisch planen kann. Dem Leser wird aus diesem Grund bei jeder Kerzenformation die Trend- und Formationsanalyse in einer kleinen Skizze vor Augen gehalten, damit er nicht lange nach einer Antwort herumsuchen muss. Diese einheitliche Darstellung der »Kerzenrezepte« sind der Schlüssel für einen erfolgreichen Börsen-Wegbegleiter.
Erlerntes Wissen aus diesem Buch kann direkt im nächsten Chart angewendet werden. Sowohl der lang- als auch der mittel- und der kurzfristige Anleger können mit Hilfe der beschriebenen Kerzenformationen und den dazugehörigen Setups das wahrscheinlichste Szenario für den weiteren Verlauf des Trends bestimmen. Das unterstützt den Marktteilnehmer in seiner Entscheidung, eine Position aufzubauen oder abzubauen.
Viele Wege führen nach Rom, doch es ist wesentlich bequemer, ein Navigationssystem zu verwenden.
Dieses Buch ist das »Trend-Navigationssystem«, wie Kursbewegungen interpretiert werden und dem Anleger den Weg zu den Trendwendepunkten weist. Alle anderen Dinge, die in einen Chart zusätzlich eingeblendet werden können, wie beispielsweise Indikatoren oder Oszillatoren (bis auf wenige Ausnahmen), sind nur mathematische Ableitungen vom Preis.
»Seiso – Ordne das Gelernte, und säubere dein Arbeitsverhalten, lerne dazu und schaffe Ordnung.«
Wir halten uns an dieser Stelle knapp, aus diesem Grund lerne – verstehe – und wende das Wissen an der Börse an. Im Japanischen gibt es dafür ein Wort, das dir beim Lesen und Lernen mit diesem Buch im Hinterkopf bleiben soll: »Seiri« 整理 – »Ordnung schaffen«. Entferne alles nicht Notwendige aus deinem Arbeitsbereich und halte dich an die Regeln der Kerzen und des Marktes.
Kerzen sind wie die Tinte auf einem beschriebenen Blatt, die es zu interpretieren gilt. Es ist von elementarer Bedeutung die Regeln des Marktes zu verstehen, zu akzeptieren und für seinen finanziellen Erfolg anzuwenden. Fange damit an. »When you think it’s time, it’s not. When you think it’s not (the time), it is.« – »Wenn du denkst, es ist Zeit, ist es nicht. Wenn du denkst, dass es nicht (die Zeit) ist, ist es.«
Das Buch ist systematisch aufgebaut. Es eignet sich damit für Einsteiger und professionelle Anleger. Wir empfehlen Ihnen, dieses Buch von vorne bis hinten zu studieren und die Kerzenformationen und die Setups zu verinnerlichen. Um dem Leser eine schnellere Suche zu ermöglichen, werden die Formationen unterschieden in:
Die Systematik zu den Kerzen wird im Kapitel 19 »Anleitung für die Kerzenkapitel« detailliert erläutert.
»Lernen ist kein Sprint, sondern ein Triathlon, bei dem du wissen musst, welche Disziplin gerade umgesetzt werden soll.«
- Das Boersenpaar –
Dieses Buch ist prädestiniert dafür, als Handbuch beim Handeln verwendet zu werden. Aber auch als Nachschlagewerk für Privatanleger oder für die Programmierung von Algorithmen.
Anfänger sollten das Buch Seite für Seite durcharbeiten und sich für jedes Kapitel ausreichend Zeit nehmen. Anfänger sollten sich insbesondere genügend Zeit für das Kapitel 15 »Basisvoraussetzungen« nehmen und diese Dinge zu Anfang erlernen, bevor sie sich direkt mit den Kerzen im Detail vertraut machen. Denn bei jeder Kerze wird dieses Basiswissen vorausgesetzt.
Unterstreichen Sie sich gerne wichtige Dinge mit einem Marker und machen Sie sich Notizen. Zur Erleichterung sind Worte hervorgehoben, damit der Leser oder die Leserin diesen Stellen im Buch eine erhöhte Aufmerksamkeit widmet.
Fortgeschrittene Händler wissen, wie eine Kerze aufgebaut ist und kennen die Geschichte der Technischen Analyse sowie die Geschichte der Kerzen. Sie wissen, was die Dow-Theorie ist und können Trends erkennen und handeln. Sie wissen auch, wie sich aus einzelnen kleineren Perioden eine größere Periode in einer »Blended Candle« (siehe Kapitel 10) herleiten lässt. Diese Leser können direkt den Abschnitt über die effektivsten Kerzen und Kerzenkombinationen, die auf der empirischen Auswertung von über einer halben Million Kerzen beruht, übergehen.
Professionelle Händler finden in diesem Buch erstmalig die Kombination aus empirisch ausgewerteten Wahrscheinlichkeiten der Kerzen und Kerzenformationen im Zusammenspiel mit einem passenden Setup für die einzelne Marktsituation. Professionelle Anleger und Händler können ihre erfolgreichen Handelsstrategien mit den Ergebnissen der empirischen Auswertung vergleichen und das Markt-Timing verfeinern.
»Seiri – Selektiere deine Beobachtungen. Die Kerze ist das Erste, und das Letzte, was du bei einem Trend an der Börse siehst.«
Der Ursprung der Kerzen (= Candlesticks) liegt im Japan des 18. Jahrhunderts, ihr Schöpfer ist Munehisa Homma. Er war wohl der erste systematische Händler überhaupt. In allen aktuellen Fachbüchern zu der Technischen Analyse, im In- und Ausland, wird er als der anerkannte Urheber der Technischen Analyse für die Erfindung der Candlesticks benannt. Candlesticks hießen im altjapanischen K-Liniendiagramm »K线«, bzw. in Japan hießen sie Kerzenhalter (jap. ソ ク).
Unsere Nachforschungen haben ergeben, dass die alten japanischen K-Linien (Abbildung 1) nicht von Munehisa Homma erfunden wurden. Sie wurden von japanischen Reishändlern aus mehreren Dynastien und über viele Generationen hinweg auf der Grundlage ihrer eigenen Handelsweisheiten und Handelserfahrungen entwickelt. Dies geschah im 16. Jahrhundert der Azuchi-Momoyama Ära (jap. 安土桃山時代), es war damals das K-Liniendiagramm in seiner embryonalen Form. In Japanisch lautet der Katakana-Name 日文片假名為キャンドル ス ティック (Kyandoru Sutikku), – das Pseudonym bedeutet 文片假名為キャンド ル スティック Chinesisch K-Linie.
Abbildung 1: K-Linien.
Die Prenise für Reis wurden damals über Hunderte Kilometer hinweg schriftlich übermittelt, damit sie dann in mühsamer Handarbeit auf japanisches Papier gezeichnet und interpretiert werden konnten. Im Laufe der Zeit und mit neuen Methodiken wurden diese alten Techniken von Generation zu Generation weitervermittelt, bis sie schlussendlich in unserer Handelssoftware Anwendung fanden.
Die Anwendung der Methode bezeugt, dass diese Art von Visualisierung der Kurse sich bis heute durchgesetzt hat. Beispielsweise gegenüber dem Renko Chart, der auch eine visuelle Darstellungsmöglichkeit der Kurse ist, bei der es auf der Zeitachse jedoch keine festen Zeitintervalle gibt. Seit über 400 Jahren konnten sich die Kerzen einer immer größeren Beliebtheit erfreuen und sich gegenüber allen anderen Methoden durchsetzen. Bislang hat es noch keine andere Preisdarstellung an der Börse geschafft den Anwender in kürzester Zeit und mit einem Blick gebündelt viele Informationen zur Lage des Preisweges zu geben. Die Kerze ist in seiner reinsten Form auch schwer zu ersetzen, denn die meisten Werkzeuge der Technischen Analyse ordnen sich den Kerzen unter oder sind eine Abänderung der Kerzen. Beispielsweise sind die Heikin-Ashi-Kerzen, die mit Durchschnittswerten berechnet werden, eine solche Abänderung. Auf Heikin Ashi wird in diesem Buch nicht weiter eingegangen, denn es wird nur der Fokus auf die Kerzen, die vor der Dow-Theorie gelehrt worden sind, gesetzt.
Die Dow-Theorie, die in der amerikanischen Finanzwelt im Jahre 1900 von Charles Henry Dow entwickelt wurde, entstand erst vor über 120 Jahren. Damit sind die alten K-Linien, deren Ursprung aus dem Jahr 1568 stammt, über 330 Jahre älter als die Dow-Theorie. Das K-Liniendiagramm findet heute seine Anwendung im modernen Candlestick-Diagramm. Es wird wie in den letzten 450 Jahren verwendet, um die Märkte zu lesen.
Kerzen sind eine Darstellungsform von möglichen Kursverläufen in einer bestimmten zeitlichen Periodendauer in der Technischen Analyse. Eine Periode ist ein Zeitfenster, in dem etwas passiert.
Innerhalb der Periodendauer werden Ausprägungen und Eigenschaften der Kerze faktisch festgehalten und bilden daraus die Kerze.
Sie helfen visuell die Stimmung an den Märkten besser einzuschätzen und entsprechende Voraussagen über die zukünftigen Kursentwicklungen zu treffen.
Eine abgeschlossene Kerze besitzt eine festgelegte zeitliche Periodendauer, in einem sogenannten Zeitfenster, in dem eine Anzahl X von am Markt abgeschlossenen Transaktionen, im Sinne von Angebot und Nachfrage, das als Volumen summiert (bspw. Aktien) abgearbeitet wird. Diese Abarbeitung führt, je nachdem wie lange die zeitliche Periode andauert und wie stark die Preisunterschiede waren, zu einer Handelsspanne im Kursverlauf.
Die Kerze geht aus diesem Grund einher mit sieben Informationen, mithilfe derer die weiteren Informationen des Marktes verstanden und interpretiert werden können.
Sieben wichtige Informationen werden innerhalb des Zeitfensters der Periode ausgebildet:
Der Kerzenkörper ist in seinem Ursprung ein Körper der augenscheinlich eine Form ist, die sich aus vier Eigenschaften zusammensetzt (Abbildung 2):
Der Eröffnungskurs (engl. open) ist der erste Preis, der zu Anfang jeder Periode generiert wird.
Der Schlusskurs (engl. close) ist der letzte Preis, der zum Ende jeder Periode generiert wird. Damit in diesem Buch eine Abgrenzung zu anderen zeitlich generierten Kerzen stattfinden kann, werden alle Kerzen als Tageskerzen erklärt und gedeutet.
Abbildung 2: Konstruktion einer weißen und einer schwarzen Kerze.
Die Höhe des Kerzenkörpers zeigt die Differenz zwischen dem Eröffnungs- und Schlusskurs an. Diese Differenz zwischen dem Höchstkurs und dem Tiefstkurs definiert die Handelsspanne. Die Länge des Körpers soll in der Theorie die Kraft der führenden Seite im Markt symbolisieren.
Bei dem Kombinationswechsel wird der Wechsel zwischen dem Eröffnungsund dem Schlusskurs unterschieden, hierzu sollen drei Varianten abgegrenzt werden. Der Ausprägung, der Farbe und der Art der Kerze, sowie der Kerzenformation, wird dabei im Grundsatz keine Beachtung gegeben. Im Weiteren sollte jedoch sehr wohl, mit der Hilfe der einzelnen Kerzen, verstärkt darauf geachtet werden.
Wenn sich der Schlusskurs der abgeschlossenen Periode unterhalb des Eröffnungskurses befindet, wird von einer möglichen negativen Marktstimmung gesprochen.
Wenn sich der Schlusskurs der abgeschlossenen Periode oberhalb des Eröffnungskurses befindet, wird von einer möglichen positiven Marktstimmung gesprochen.
Der Eröffnungskurs besitzt den gleichen Preis wie der Schlusskurs. Der Markt ist unentschlossen und verunsichert, es herrscht in der Marktmeinung ein ausgeglichenes Verhältnis. Bei einer sogenannten »Doji« Kerze (vgl. Kapitel 11) befindet sich der Schlusskurs auf dem gleichen Preisniveau wie der Eröffnungskurs. Beide Kurse stimmen im Idealfall überein, es wird auch geduldet, dass beide sehr nahe beieinanderliegen und nur eine sehr geringe Abweichung zueinander aufweisen.
Die Linien über und unterhalb der Kerze spiegeln das Handelsverhalten der Marktteilnehmer außerhalb des Kerzenkörpers wider. Die Linie unter dem Kerzenkörper wird als Schatten benannt. Die Linie über dem Kerzenkörper wird als Docht bezeichnet. Eine wichtige Besonderheit ist, dass die einzelne Kerze für ihre Konstruktion keinen Docht oder Schatten benötigt.
Damit beide Linien in diesem Buch voneinander abgegrenzt werden können, wird die obere Linie über dem Kerzenkörper als sogenannter Docht bezeichnet. Die Linie unterhalb der Kerze wird als Alleinstellungsmerkmal, als Schatten der Kerze bezeichnet und verstanden.
In diesem Buch werden die Bullenkerzen »weiß« und die Bärenkerzen »schwarz« dargestellt. Es ist auch gebräuchlich die Kerzenfarbe »rot« für die Bärenkerzen und »grün« für Bullenkerzen zu verwenden. Wir, das Boersenpaar, versuchen uns immer etwas verbildlicht im Marktszenario der laufenden Trendbewegung vorzustellen. Das hilft uns dabei, die Lage des Marktes besser einzuordnen. Aus diesem Grund beschreiben wir die abwärtsgerichteten Marktbewegungen gerne mit den Bären und die aufwärtsgerichteten Marktbewegungen mit Bullen.
Die Spitze der Kerze definiert den höchsten gehandelten Preis innerhalb einer abgeschlossenen Periode, es wird auch als Hoch (engl. high) bezeichnet.
Das untere Ende der Kerze definiert den tiefsten gehandelten Preis innerhalb einer abgeschlossenen Periode, es wird auch als Tief (engl. low) bezeichnet.
Die Handelsspanne (engl. range) ist auch als Preisspanne bekannt. Sie wird zwischen dem Hoch und dem Tief im Laufe einer Periode ausgebildet.
Entsprechend dem eingestellten Zeitintervall repräsentiert eine Kerze eine Periode von einem Tag = Tageschart oder von einer Stunde = Stundenchart. Das bedeutet, die Periodendauer gibt den zeitlichen Bezug anhand zeitlicher Parameter vor, wie lange eine Periode dauern soll. Eine Periode besitzt immer ein Zeitfenster, indem das Handelsverhalten der Marktteilnehmer festgehalten wird. Beispielsweise in einer Stundenkerze (Fachjargon »H1«), in einer Tageskerze (Fachjargon »daily candle«) oder einer Wochenkerze (Fachjargon »weekly candle«).
Das Volumen (engl. volume) zeigt an, wie viele Transaktionen innerhalb einer Periode stattgefunden haben. Das Volumen innerhalb einer Periode wird am gebräuchlichsten als Balkendiagramm unterhalb des Charts dargestellt. Das Volumen gehört zu einer Periode, denn ohne das Volumen würde es keinen Kurs geben und ohne einen Kurs würde es keine Kerzeneigenschaften geben.
Eine Konstellation aus mehreren Kerzen werden zu einer Kerzenformation interpretiert. Die verschiedenen Variationen und Ausprägungen ergeben eine Vielzahl an Kerzenarten (Längen der Körper, Dochte und Schatten).
Die Handelsperiode ist definiert durch die Handelsdauer. Sie besitzt einen Anfang und ein festgelegtes Ende. Innerhalb dieser laufenden Handelsperiode treffen so lange Kauf-Orders und Verkaufs-Orders aufeinander, bis die Handelsperiode abgeschlossen ist. Beispielsweise werden bei einer vollständigen Ausbildung einer M5-Kerze der Periode 5 Minuten (5 x 60 Sekunden = 300 Sekunden) Zeit gegeben, sich auszubilden. Der Start der Periode wird durch den Eröffnungskurs und das Ende der Periode wird mit dem Schlusskurs definiert. In der Zeit zwischen dem ersten und dem letzten Moment der Periode entstehen alle anderen Eigenschaften einer Periode. Betrachten wir als zweites Beispiel die Tageskerze (engl. daily candle) als Handelsperiode, sie definiert einen ganzen Handelstag und wird auch als Tagesbasis bezeichnet.
Zum Beispiel wird der erste Kurs, des DAX Performance Index um 9:00 Uhr MEZ als Eröffnungskurs berechnet. Um 17:30 Uhr nach der Schlussauktion XETRA wird der letzte Kurs mit dem Schlusskurs der Periode berechnet. Die gesamte Handelsperiode dauert im DAX jeden Tag acht Stunden und 30 Minuten. Es wird auch vom Handelstag gesprochen. Das Handeln innerhalb dieses Handelstages wird auch als Intradayhandel bezeichnet.
Anlegern und Händlern fällt es oft schwer, sich zeitlich richtig einzuordnen. Denn jeder Mensch besitzt einen anderen Charakter. Der eine Anleger ist geduldig und schaut nicht oft in sein Depot, ein anderer wiederum möchte jeden Tag die Positionen überprüfen. Die Schwierigkeit liegt aber darin, die richtige Zeiteinheit für seine Anlagestrategie herauszufinden. Eine Hilfe kann es sein, dass sich selbst gefragt wird, wie oft habe ich überhaupt Zeit, auf einen Chart zu schauen. Ist das nur einmal in der Woche, dann sollte auch nur die Wochenkerze und die Tageskerze angeschaut werden. Ist es möglich, öfter an einem Tag auf den Chart zu schauen und auch zu handeln, dann kann eine Stundenkerze (60 Minuten), im Fachjargon H1 für 1 Hour genannt, verwendet werden. Für die Trendreferenz der Stundenkerze sollte die Tageskerze zum Analysieren für das eigene Handeln herangezogen werden. Es ist von elementarer Bedeutung, sein Handelsverhalten in die richtige Kerzenzeiteinheit einzuordnen. Denn nur durch eine richtige Selbsteinordnung in die richtige Zeiteinheit ist es überhaupt möglich, erfolgreich Rendite mit seinem Portfolio zu erzielen. Aus dieser richtigen Einordnung ist es möglich, Setups in der jeweiligen Zeiteinheit zu finden und diese erfolgreich und kontinuierlich in der ausgewählten Zeiteinheit zu handeln.
Die »Blended Candle« ist eine zusammengesetzte Kerze. Sie fasst, in einer höher geordneten Zeiteinheit, kleinere Perioden zu einer großen Periode zusammen (Abbildung 3). Blended bedeutet im Englischen »vermischt«. In diesem Zusammenhang ist dieser Ausdruck im Sinne von »zusammengesetzt« zu verstehen: Es werden mehrere Kerzen zu einer Kerze zusammengesetzt.
Am Beispiel der Stundenkerze können entweder aus 2 x 30-Minuten-Kerzen oder aus 12 x 5-Minuten-Kerzen zusammengefasst werden, um eine Stundenkerze von einer Periodendauer von einer Stunde zu erhalten. Eine Wochenkerze besteht in sich aufgeteilt beispielsweise aus fünf Tageskerzen, die jeweils fünf abgeschlossene Handelstage definieren.
Abbildung 3: Blended Candle.
In der Abbildung 3 wird dies an einer Wochenkerze veranschaulicht. Es sind sechs durchnummerierte Kerzen gezeichnet. Die Kerzen 1 bis 5 sind die Kerzen von Montag bis Freitag. Um aus diesen fünf Tageskerzen eine Wochenkerze zu bilden, wird der Eröffnungskurs von Montag (1), der Schlusskurs vom Freitag (2), das höchste Hoch der fünf Handelstage und das tiefste Tief der fünf Handelstage zu einer Kerze zusammengefasst. Diese fünf Kerzen bilden die Blended Candle (6), aus der die Wochenkerze konstruiert ist.
Ein Doji ist eine Kerze mit einem gleichen Eröffnungs- und Schlusskurs (Abbildung 4). Ein Doji besitzt keinen oder nur einen sehr kleinen Kerzenkörper und deutet auf Unsicherheit der Marktteilnehmer hin. Es gibt verschiedene Arten von Doji (der Plural wird auch Doji genannt). Die verschiedenen Varianten der Doji sind in Abbildung 4 zu sehen, die durch die unterschiedliche Ausbildung der Schatten und Dochte konstruiert werden.
Abbildung 4: Doji.
Abbildung 5: Inside Candle und Outside Candle.
Kurslücken sind «notierungsfreie« Zeiträume im Chart, in denen keine Handelsaktivitäten stattgefunden haben (Abbildung 6). Zum Beispiel, wenn die Eröffnung am darauffolgenden Handelstag deutlich über dem Schlusskurs des Vortages lag, wird die Lücke auch als Up-Gap bezeichnet. Geht es mit einer Lücke abwärts, dann ist es ein Down-Gap.
Abbildung 6: Kurslücken.
Beispiel: Ging eine Aktie am Vortrag mit einem Schlusskurs von 100 Euro aus dem Handel und am darauffolgenden Morgen wird der Eröffnungskurs bei 120 Euro gepreist, entsteht dadurch ein Preisbereich von 20 Euro, der nicht gehandelt worden ist. Dieser Preisbereich bildet dann eine Kurslücke im Tageschart.
Kurslücken werden auch als Window (Fenster) bezeichnet. Im Japanischen wird gesagt, es soll in der Richtung der Fenster geblickt werden. Bei Sturm werden die Fenster geschlossen und bei schönem Wetter geöffnet. Das bedeutet, Kurslücken werden meistens in Richtung des vorherrschenden Trends ausgebildet. Die Bedeutung, wenn eine Kurslücke geschlossen wird, ist, dass der neue Trend den alten Trend abgelöst haben könnte.
In der Technischen Analyse werden Kurslücken als zusätzliche Information angesehen und von vielen Marktteilnehmern verwendet, die dann als Widerstand, Unterstützung oder auch als Trendbestätigung dienen.
Die Kerzen wie beispielsweise ein Morning Star oder ein Evening Star (vgl. Kapitel 20.10 und Kapitel 22.6) haben in der empirischen Auswertung gezeigt, dass die Kurslücken vom »Markt« respektiert werden. Es wurde in unserer Auswertung festgestellt, dass das Chance-Risiko-Verhältnis mit einer Kurslücke, die am Tag der abgeschlossenen Periode ausgebildet wird und daraufhin nicht geschlossen wird, ein zweifach höheres Chance-Risiko-Verhältnis ausgewiesen hat als eine Periode, die in der Nähe des Schlusskurses des Vortages eröffnet hat. Zudem wurde festgestellt, dass nicht alle Kurslücken geschlossen werden müssen.
Abbildung 7: Akkumulationsschatten (links) und Distributionsdocht (rechts).
Es wird von einem Akkumulationsschatten gesprochen, wenn eine Kerze einen sehr langen ausgeprägten Schatten aufweist, der länger ist als sein Kerzenkörper. Dieser Schatten könnte darauf hindeuten, dass die Marktmeinung sich ändert und ein unterer Trendwendepunkt ausgebildet werden könnte. Der Schatten der Kerze besitzt mindestens ein 1,5-mal so langes preisliches Streckenverhältnis zu seinem Kerzenkörper. Zudem ist diese Kerze, die diese Ausprägungen aufweist, von ihrer, Handelsspanne zu ihren, vorangegangenen Perioden im Trendverlauf aus diesem Grund gut erkennbar.
Analog zum Akkumulationsschatten steht der Distributionsdocht. Wenn eine Kerze einen ausgeprägten Docht besitzt, die länger als der Kerzenkörper ist, wird dies als Distributionsdocht bezeichnet. Auch dieser lange Docht ist als ein Warnsignal zu interpretieren, dass der Trend zu Ende sein und ein oberer Wendepunkt ausgebildet werden könnte (Abbildung 7).
»Seiton – Systematisiere dein Verhalten zum Markt. Erst wenn du dein Wissen systematisiert, wirst du erfolgreich sein.«
Wie können Kerzen beim Handeln analysiert und interpretiert werden? Die Voraussetzung für die Analyse ist das Verständnis für die Zeiteinheit des Anlagezeitraums.
Es wird begonnen sich den Chart in der richtigen Zeiteinheit in seiner Handelsplattform anzeigen zu lassen. Dabei sollte der Anwender beachten, in welcher Handelsperiode er handelt oder handeln möchte. In welchem Zeitfenster soll die Investition im Markt stattfinden und wie lange soll die Haltedauer der Investition sein? Die Handelsperiode ist die Zeiteinheit in der investiert wird. Es definiert die Zeit einer festgelegten Handelsdauer zwischen dem Eröffnungskurs und dem Schlusskurs. Eine Interpretation in kleiner Zeiteinheit, beispielsweise auf Tagesbasis, macht für einen Langzeitanleger wenig Sinn, denn er müsste innerhalb des Handelstags Positionen verwalten und neue eingehen. Ein Langzeitanleger ist jemand, der eine Position Monate bis Jahre halten möchte.
Es ist aus diesem Grund wichtig, die Investitionsdauer richtig auszuwählen und daraus die richtige Einstellung im Chartprogramm vorzunehmen. Möchte der Händler kurze Bewegungen handeln, das bedeutet er handelt nur wenige Minuten bis Stunden, muss dieser zwangsläufig in kleineren Zeiteinheiten handeln. Möchte der Händler längere Zeit, das bedeutet Wochen bis Monate, Positionen in einer Aktie beispielsweise halten und verwalten, ist die richtige Auswahl einer größeren Perioden-Einstellung vorzunehmen, in dem Fall wäre die bevorzugte Perioden-Einstellung die Wochenbasis.
Aus diesem Grund sollte sich jeder Händler an der Börse mit den Zeiteinheiten vertraut machen. Eine Basis ist die kurzfristige, mittelfristige und langfristige bis sehr langfristige Zeiteinheit.
Hilfestellung für die Zeiteinheiten:
Für die korrekte Analyse und Interpretation der Kerzenformationen ist es unerlässlich, den vorherrschenden Trend korrekt zu identifizieren. Basis ist das Trendkonzept der Dow-Theorie.
Nach Dow gibt es zwei verschiedene Trends:
Ein Aufwärtstrend definiert sich laut der Dow-Theorie im zyklischen Wechsel von höheren Hochs und höheren Tiefs (Abbildung 8).
Abbildung 8: Aufbau eines Aufwärtstrends.
Ein Abwärtstrend definiert sich, spiegelbildlich zum Aufwärtstrend (Abbildung 8), im zyklischen Wechsel von tieferen Tiefs und tieferen Hochs.
Abbildung 9: Aufbau eines Abwärtstrends.
Die gegenläufigen Bewegungen im Abwärtstrend wie auch im Aufwärtstrend sind die jeweiligen Korrekturbewegungen. Im Aufwärtstrend wird dies definiert mit einer gegenläufigen Abwärtskorrektur und in einem etablierten Abwärtstrend mit einer gegenläufigen Aufwärtskorrektur. Die Korrekturstrecke darf 99,99 Prozent der vorgelagerten Bewegung korrigieren, ohne dass der Trend gebrochen ist. Sollte es zu einer sogenannten vollen Korrektur kommen, in der die Korrekturstrecke in dem Fall 100 Prozent der vorgelagerten Trendbewegung entspricht, so kann es zu einer möglichen Trendwende im Trend kommen.
Eine Seitwärtsbewegung, auch Seitwärtsphase genannt, weist keinen klaren Aufoder Abwärtstrend auf. Sie definiert sich durch eine Folge von Hochs und Tiefs, die auf einem ähnlichen Niveau liegen (Abbildung 10) und wird auch oft als »trendlos« bezeichnet. Seitwärtsbewegungen sind als Pause in der Trendbewegung zu verstehen. Nach dem Trendkonzept von Dow setzt sich ein Trend mit größerer Wahrscheinlichkeit fort, als dass er sich umkehrt. Mit Hilfe der Candlestick-Umkehrformation kann eine Trendumkehr frühzeitig erkannt und entsprechend gehandelt werden.
Widerstands- und Unterstützungszonen definieren Wendepunkte im Chartverlauf (Abbildung 11).
Abbildung 10: Aufbau einer Seitwärtsphase.
Die Widerstands- und Unterstützungszonen gelten als signifikant, solange sie nicht nachhaltig im Trend durchbrochen worden sind. Widerstands- und Unterstützungszonen entwickeln sich durch den historischen Preisverlauf und der vielfachen Testung im Trendverlauf. Aus diesem Grund kann eine zuvor oft signifikante getestete Zone einen Wendepunkt etablieren.
Abbildung 11: Widerstand und Unterstützung.
Wird diese Zone signifikant im Trend durchbrochen, werden die Rollen vertauscht. Die alte Widerstandszone fungiert dann als Unterstützungszone. In der inversen Betrachtung gilt dann die alte Unterstützungszone als Widerstandszone. In der technischen Analyse nennt sich das Paritätswechsel von Unterstützung und Widerstand.
Es fällt den meisten nicht schwer, den Unterschied zwischen einem Aufwärtstrend und einem Abwärtstrend zu erkennen. Schwieriger wird es, wenn von einer Aufwärtskorrektur und einer Abwärtskorrektur gesprochen wird.