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Herausgeber: Bernd H. Eckhardt und Cornelia Eckhardt
Kontakt Autor/Herausgeber:
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Herstellung und Verlag: BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7534-6620-0
Leben kennt keine Generalprobe.
Es wird nicht wiederholt.
Es gibt keine zweite Chance.
Wir können es später nicht besser machen.
Wirklich leben heißt im Heute handeln.
Von Paraguay ausgehend haben wir Reisen in die Länder Südamerikas unternommen, um zu verstehen, was die Politik mit der Wirtschaft macht, wie die kulturellen Gegebenheiten wirken, ob die Finanzen solide und Investitionen möglich sind. Unsere in Form von Reiseberichten laufend aktualisierten Eindrücke werden durch zahlreiche Fotos untermauert, die Lust darauf machen sollen, selbst dorthin zu reisen, sich mit den Gegebenheiten dort selbst vertraut zu machen. Alle Reiserouten können kombiniert werden und auch von der jeweiligen Landeshauptstadt (Internationaler Flughafen) ausgehen.
Heutzutage kann sich jeder auf den einschlägigen Seiten der Airlines, der Hotels, der Mietwagen- und Busgesellschaften sowie der entsprechenden Vergleichsportale über Kosten und Risiken unproblematisch und vor allem tagesaktuell selbst informieren. Wir können uns dies also im Interesse eines handlichen Reisebegleiters schenken.
Obwohl alles getan wurde, um die Korrektheit der Informationen zu gewährleisten, können sich diese jederzeit aufgrund verschiedenster Ursachen wie politische oder wirtschaftliche Entwicklungen sowie besondere Witterungsbedingungen, Einschränkungen der Reisemöglichkeiten usw. ändern. Deshalb sollte jeder Leser sich zunächst ausführlich informieren, wenn er eine Reise plant. Weder Autor, Herausgeber noch der Verlag können für Angaben in diesem Buch, die nicht mehr der aktuellen Lage vor Ort entsprechen, haftbar gemacht werden. Wenn Sie veraltete oder unkorrekte Informationen entdecken, freuen wir uns über eine Mitteilung von Ihnen.
Salta (Route ARS 1), genannt La Linda, mit durchgängig angenehmen Klima und den Museen MAAM und Pajacha
Ignacio Mini (Route ARS 2), die besterhaltene Jesuitenreduktion mit ihrem abendlichen Espectáculo de Imagen y Sonido.
Buenos Aires (Route ARS 3): In der weltoffenen Metropole leben in jeder Hinsicht umwerfende Menschen. Eleganz neben Flickschusterei. Gourmetrestaurants neben chinesischen Buffets, die das ausgewählte Essen nach Gewicht bepreisen. Klassische Cafes neben Kettenimbissen. Einkaufstempel neben Hinterhofverkaufsläden. Sinnlicher Tango neben spannendem Fußball. Europäisch anmutende Belle Epoque Straßenzüge neben zwielichtigen Vierteln und Ghettos. Eine einzigartige Stadt, verführerisch und frustrierend.
Punta Tombo (Route ARS 4), die größte Kolonie von Magallan-Pinguinen außerhalb der Antarktis und das mondäne Puerto Madryn, Eintrittstor zum Weltkulturerbe Peninsula Valdéz mit seinen Meeresbewohnern
Perito Moreno Gletscher (Route ARS 5): Der wohl dynamischste Gletscher der Erde dringt gut und gerne auch zwei Meter an einem Tag vor. Der dann erfolgende Abbruch, das Kalben, ist ein herausragendes Schauspiel. Der Gletscher ist über ein großes Netz aus Stegen und Wegen gut zugänglich. Da steht man dann inmitten zahlreicher anderer Beobachter und wartet bis sich der nächste hausgroße Brocken abspaltet, mal donnernd und schnell, mal langsam und knirschend ins Wasser gleitet, mit anderen Schollen zusammenstößt und gewaltige Wellen fabriziert. Ein Spektakel.
Die Nord-Süd-Ausdehnung Argentiniens von fast 3.500 Kilometern führt zu mehreren Klimazonen. Auf der Südhalbkugel ist zudem Sommer, wenn auf der Nordhalbkugel Winter ist und umgekehrt Winter, wenn in der nördlichen Hemisphäre Sommer ist.
Der argentinischen Sommer, also von Dezember bis Februar, ist die wohl beste Reisezeit für Patagonien (Route ARS 5) und für Strandurlaub.
Herbst und Frühjahr, also die Monate März bis Mai und September bis November sind klimatisch ideal für die Mitte des Landes, also für Mendoza und die Route ARS 2, für Buenos Aires (Route ARS 3) und auch für die Route ARS 4.
Der argentinische Winter, also die Zeit von Juni bis August lässt sich gut im Norden (Route ARS 1) verbringen, es ist die Skisaison und die Strände bleiben menschenleer.
Ende Januar findet in Cosquín bei Córdoba das wohl bekannteste und größte Argentinische Folklorefestival statt.
Die Karwoche wird wie überall in Südamerika inbrünstig gefeiert. Und im März gibt es beim fünftägigen Erntefest in Mendoza neben Feuerwerk und Folklore auch eine königliche Krönung.
Im August wird in Buenos Aires während des zweiwöchigen Festival y Mundial de Balle der weltbeste Tangotänzer gekürt.
Und im Dezember gibt es in Buenos Aires das internationale Jazz-Festival.
Nordargentinien – San Miguel de Tucumán, Valle de Tafi, Amaicha de Valle, Quilmes, Calafate, Salta, Tilcara, Uquía, Humahuaca, La Quiaca
Beginnen wir mit San Miguel de Tucumán, das knapp 800 Kilometer Luftlinie oder 1.100 Kilometer Fahrstrecke von Asuncion entfernt ist. Die Stadt ist mit dem Auto in ca. 14 Stunden über die RN11 und die RN89 erreichbar. Es fahren wie überall in Südamerika auch bequeme Busse. Flüge sind aufgrund eines Zwischenstopps mit ca. neun Stunden plus An- und Abfahrt zum Flughafen und Wartezeit am Flughafen kaum kürzer. Wir wohnen direkt an der Plaza Independencia mit der Kathedrale, der Casa de Gobierno und anderen kolonialen Gebäuden, die bei nächtlicher Beleuchtung fantastisch aussehen. In der Mitte des Platzes ist ein großer Park. Die Touristeninformation versorgt uns mit einem guten Stadtplan und Tipps. Die Casa de Gobierno bietet auf Anfrage eine Führung an. Vor dem Haupteingang ist stark gerüstete und bewaffnete Polizei oder Militär aufgezogen, denn vor dem Gebäude sind wieder einmal Demonstranten versammelt mit Forderungen nach mehr Arbeit und finanzieller Unterstützung. Ein typisches Thema in Argentinien, das durch eine über Generationen erlernte Forderungsmentalität erklärbar ist.
Es gibt wenig Arbeit, da die Unternehmer trotz zahlreicher Vermeidungsstrategien bei Steuer- und Sozialabgaben nicht ausreichend Gewinne machen. Es scheint sich nicht zu lohnen, ein Unternehmen zu gründen. Und hat man doch eine kleinere oder mittlere Firma gegründet, dann rechnet man schon mit dem Konkurs in ca. fünf Jahren, da spätestens dann auffällt, dass man die Steuern und die Sozialabgaben für die Arbeitnehmer nicht richtig abgeführt hat. Ein Folgeunternehmen unter ähnlichem Namen steht dann schon in den Startlöchern und wenn man selbst wegen des Konkurses für eine Zeit Berufsverbot erhält dann gehört die neue Firma halt einem Familienmitglied. Hilfreich für eine Unternehmensgründung ist auch nicht, dass die Löhne hoch sind. Aber ohne hohe Löhne würden sich die Arbeitnehmer lieber von Väterchen Staat in der Sozialhängematte verwöhnen lassen. Wir hören immer wieder die gleichen Geschichten: Von Familien, die über mehrere Generationen den Sozialkassen zur Last fielen, und sich auch unter der zwischenzeitlich konservativen Regierung nicht zu einem Neuanfang aufrafften. Von Unternehmen, deren Produktion aufgrund mangelnder Ausbildung der Arbeitnehmer und bürokratischer Organisation oft nicht weltmarktgerecht, damit qualitativ schlecht oder wegen fehlender Maschinen und zu hoher Löhne zu teuer ist. Der unter den sozialromantischen Regierungen eingerissene und schon zum Staatskonkurs geführte Schlendrian lässt sich nicht abstellen. Auch das Bildungsniveau lässt sich nicht schnell anheben. Wenn in den Schulen den Lehrern jahrelang gesagt wurde, dass sie schlecht sind, wenn es hohe Durchfaller- und Abbruchquoten gibt, dann darf es nicht wundern, dass auch halbe Analphabeten ein Abschlusszeugnis erhielten. Leistung wurde einfach nirgendwo verlangt. Mit hohen Einfuhrzöllen und Kapitalverkehrskontrollen versuchte dann der Staat die heimische Wirtschaft zu schützen. Ebenfalls hohe Ausfuhrzölle z.B. auf landwirtschaftliche Produkte führten dazu, dass argentinische Rinder in der Pampa verendeten, nicht mehr geschlachtet wurden, ihr Fleisch war auf dem Weltmarkt zu teuer. Staatsversagen auf der ganzen Linie. Aber es gibt natürlich große und kleine Profiteure dieses langjährigen Sozialexperimentes. Der Kirchner Clan ist reich. Seine Anhänger leben vielleicht nicht wirklich gut aber doch hinreichend bequem auf Staatskosten. Auch der Anteil der gut verdienenden Staatsdiener ist relativ hoch. Und so teilt sich das Land in sozialistisch geprägte Kirchner-Anhänger und wirtschaftlich orientierte Konservative. Dabei gehen Risse durch Familien. Der eine versteht den anderen nicht, kann und will ihn auch nicht verstehen. Ein Mittelding, wie es eine soziale Marktwirtschaft darstellt, wird in Argentinien eher nicht die nächsten Jahre entstehen. Dabei ist das Land so schön, so reich an Rohstoffen und zählte in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts zu den wohlhabendsten der Welt. Das ist im kollektiven Gedächtnis der Argentinier abgespeichert und überall erkennbar.
Die Kathedrale von Tucumán ist beeindruckend, hell und dabei relativ schlicht gehalten. Die eher typische Franziskanerkirche dagegen hinterlässt im Vergleich mit dieser hamburgischen Eleganz einen düsteren Eindruck. Neben dieser Kirche steht ein altes Universitätsgebäude. Ein Blick in den Innenhof wird uns verwehrt. Nur derjenige, der eine Scanner lesbare Universitätskarte vorweisen kann und benutzt, kann die Schranke passieren. Das Sicherheitspersonal bedauert es zwar, uns zurückweisen zu müssen, aber die Sicherheit und der Schutz der Universitätsangestellten und der Studenten gehe vor. Hinter vorgehaltener Hand erzählen sie, dass die Bücherbestände der Bibliothek ohne die Sicherheitsdienste längst deutlich reduziert wären; es geht also nicht um die Sicherheit der Menschen dort, sondern um die Sicherheit der Einrichtung. In der Fußgängerzone steht eine alte Dame, eher ein altes Mütterchen mit gebeugtem Rücken, aber eine Institution in Tucumán und verkauft dort Jahr für Jahr, oder eher Jahrzehnt für Jahrzehnt Empanadas aus ihrem Korb. Heutzutage wird der Nachschub von der Enkelin oder Urenkelin geliefert. Die Kunden stehen Schlange. Die eine Hand reicht die Empanada mit Serviette, die andere nimmt die abgenutzten Geldscheine in Empfang. Über Hygiene machen wir uns keine Gedanken. Die Empanadas schmecken.
Auf einem anderen Platz wird gerade Musik gespielt und wir hören eine Weile zu bevor wir das Museo de la Independencia besuchen. In diesem Haus wurde am 09.07.1816 vom Kongress die Unabhängigkeit der Vereinigten Provinzen des Rio de la Plata (Provincias Unidas del Rio de la Plata), dem Vorläufer des heutigen Argentiniens und dem Nachfolger des spanischen Vizekönigreiches Rio de la Plata, ausgerufen und am 21.07.1816 offiziell und rechtsgültig von den Kongressmitgliedern unterschrieben. Das Originalhaus wurde 1760 von der Familie Bazán gebaut und ging später in Regierungsbesitz über. Hier versammelte sich der Kongress von Tucumán. 1941 wurde das Haus als Monumento Histórico Nacional deklariert und seit 1943 ist es ein Museum. Einiges ist über die Zeit renoviert worden, der Saal, in dem der Kongress die Unabhängigkeit ausgerufen und die Dokumente unterzeichnet hat, wurde im Original erhalten. An den Wänden hängen die Gemälde der Unterzeichner. Darüber hinaus werden in den anderen Räumlichkeiten die Geschichte des Vizekönigreiches Rio de la Plata und die politischen Umwälzungen sowie die Emanzipationsbestrebungen erläutert, die letztlich zur Unabhängigkeitserklärung geführt haben. Abends nach Eintritt der Dunkelheit werden wir hier noch einmal zurückkommen, denn das abendliche Spektakel wollen wir uns nicht entgehen lassen. Im Garten und den Innenhöfen des Gebäudes werden die historischen Ereignisse nachgestellt. Sie werden an die Wände projiziert und musikalisch unterlegt. Auch wenn wir nicht jedes Wort verstanden haben, es war eindrucksvoll. Viele Familien mit Kindern waren dabei, die das Geschehen fasziniert verfolgten. An das Nationalgefühl wurde appelliert und die Menschen für ihr Land begeistert. Stolz sind sie denn auch. Mit gutem Grund bezüglich des vorigen Jahrhunderts und doch ist dieses Wertegefühl wohl das Haupthindernis, das sie die geänderten Weltverhältnisse und den Wert ihrer eigenen Arbeit nicht realistisch sehen lässt.
Auf unserem Rückweg zum Hotel ist der Park voller Menschen. Rundfunk und Fernsehen sind vertreten. Mehrere Geistliche der Kathedrale bieten Gespräche an. Wir zählen mehrere Bänke oder Stuhl-Paare, wo Gläubige und Priester sich außerhalb der Kirche zwanglos, fast schon freundschaftlich zu einem Gespräch treffen. Die wartende Menschenschlange aller Altersgruppen ist lang, bis in den späten Abend hinein.
Das koloniale Gebäude, in dem das Museo Folclórico Provincial General Manuel Belgrano untergebracht ist, wurde sowohl zum städtischen, als auch zum regionalen und nationalen Kulturgut erklärt Die Expositionen (seit 1943) umfassen vorwiegend Ausstellungsstücke lokaler und regionaler Folklore, Infos zu Riten indigener Kulturen, Musikinstrumente und vieles mehr.
Ein Saal ist ausschließlich Mercedes Sosa, der international bekannten Tochter der Stadt gewidmet. Mercedes Sosa (09.07.1935 in Tucumán geboren, am 04.10.2009 in Buenos Aires gestorben) gehörte zu den Nuevos Cancioneros, Folkloresänger einer neuen, politischen Stilrichtung der Folklore. In ihren Texten ging es um sozialkritische, politische Inhalte, gegen Krieg, Diktatur und für die Rechte der indigenen Bevölkerung und der Bauern. Sosas erste Langspielplatte La voz de la Zafra (Stimme der Zuckerrohrernte) entstand 1962 (ausschließlich argentinische Folklore). 1967 gab sie bereits weltweit Konzerte (z. B. in Spanien, Italien, Russland, Polen, USA). In ihrer Jugend unterstützte sie Juan Perón, nach dem Militärputsch blieb sie unter Repressalien zunächst in Argentinien, floh dann später ins Madrider Exil. Nachdem Argentinien wieder eine zivile Regierung hatte, kehrte sie 1982 zu einem Konzert in Buenos Aires zurück, um dann 1983 gänzlich zurückzukommen. Nach ihrem Tod wurde Staatstrauer ausgerufen. Ihre Musik und ihre Lieder wurden wiederholt mit einem Grammy Latino ausgezeichnet. Sie hat mit vielen anderen internationalen Stars wie Joan Baez, Andrea Bocelli, Nana Mouskouri, Luciano Pavarotti, Shakira, Sting, Konstantin Wecker gemeinsam gesungen und Lieder produziert.
Auf dem Weg zur Casa del Obispo schlendern wir durch den Parque de 9. Julio, vorbei an einer Open-Air-Kirche. Ein paar Menschen halten Siesta im Schatten auf der Wiese. Die Casa del Obispo, oder auch Museo de la Industria Azucarera Obispo José Colombres wurde 1916 eingeweiht und 1941 zum Monumento Histórico Nacional erklärt. Das Haus ist ein typisches Beispiel kolonialen Baustils gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Obispo José Colombres war einer der Abgeordneten, die 1816 die Unabhängigkeitserklärung unterschrieben haben. 1821 ging auf sein Bestreben die erste hölzerne Zuckermühle in Tucumán in Betrieb. Die Zuckergewinnung wurde zu einem florierenden Wirtschaftszweig und bald waren im Umkreis 26 Mühlen im Einsatz. Später wurden die hölzernen Maschinen durch dampfbetriebene ersetzt. Im Museum und auf seinem Gelände wird die regionale Geschichte der Zuckerindustrie dargestellt, ausgehend von den der Wirtschaft impulsgebenden erfolgreichen Anfangsjahren (Arbeitsplätze, neue Bahnverbindungen) bis hin zu den Arbeiteraufständen, als der Weltmarktpreis für Zucker drastisch sank. Darüber hinaus hatten die Patrons eine interne Währung eingeführt (19. Jahrhundert bis zum ersten Quartal des 20. Jahrhundert), mit der die Arbeiter bezahlt wurden. Diese Münzen hatten im normalen Marktgeschehen keinen Wert. Sie wurden nur in den Läden der Unternehmer akzeptiert. Die Abhängigkeit war groß, die Preisgestaltung oblag ausschließlich den Patróns. Unzufriedenheit seitens der Arbeiter war voraussehbar.
Letztendlich geht es heute ganz Argentinien ähnlich; die Währung des Landes will auch kein anderer gerne haben, An- und Verkaufskurse in den Nachbarländern differieren dramatisch. Eine Inflation von gerne 40% führt dazu, dass die Argentinier ihr verdientes Geld so schnell wie möglich wieder ausgeben, in Sachwerte oder Vergnügen wie Essengehen oder Reisen tauschen.
Auf Empfehlung kehren wir abends im Restaurant El Portal ein. Typische regionale Küche mit einer großen Auswahl an Empanadas und Locro, dem deftigen Maiseintopf erwartet uns. Locro war schon zu den Zeiten vor der Eroberung durch die Spanier ein typisches Andengericht. Der Name leitet sich von dem Quechua-Wort ruqru ab. Neben Mais, Fleisch (meistens Rind, manchmal auch Trockenfleisch oder Chorizo) enthält Locro auch Gemüse. Unser Gericht war lecker, der Vino de la Mesa trinkenswert Ein netter Abend, das Lokal später gut besucht, auch wenn wir die ersten Gäste waren.
In unserem großen Hotel, ein Business-Hotel, hat das Internet die ganze Zeit drei volle Tage - nicht funktioniert. Die Verbindung zum Hotel war perfekt, aber die zum Anbieter unterbrochen. Trotz intensiver Bemühungen seitens des Personals ließ die Reparatur auf sich warten. Ein Problem, das nicht nur uns, sondern vor allem die Unternehmen trifft. Ausbau schneller Glasfaserleitungen, oft von den Bürgermeistern nicht gewünscht, Zukunftsverweigerung und auch Geldmangel. Hoffnung der Unternehmer nur noch auf schnelles Internet per Satellit. Elon Musk, der Tesla Chef mit seinen Space-X Raketen und nur kühlschrankgroßen Satelliten, die schon 2020 zu rund 2.000 Stück in die Erdumlaufbahn geschickt wurden, arbeitet daran; das Geld wird dann in die USA abfließen und nicht im Lande bleiben.
Wir verlassen die Stadt und fahren weiter ins Land Richtung Valle de Tafi. Man könnte auch sagen, wir fahren ins Indianerland, denn diese begegnen uns ab jetzt in Form von Skulpturen, Monumenten oder Menhiren in fast jedem Ort, das erste Mal in Famaillá, wo wir einen Fotostopp einlegen.
Der nächste Halt ist länger als gedacht, denn wir geraten in eine Straßensperre. Eine Gruppe Arbeiter, vielleicht 20 an der Zahl, vorwiegend jüngere Leute, streikt und hat die Straße mit Ästen gesperrt. Transparente gibt es nicht. Anfangs können wir nicht in Erfahrung bringen, worum es geht. Manche Autofahrer rufen die Polizei. Es passiert nichts. Nach längerer Zeit fährt ein Polizeiwagen vorbei, fährt einfach weiter. Ein Ambulanzwagen darf passieren und hin und wieder räumen die Streikenden die Äste weg und lassen zehn Fahrzeuge durch. Für uns erstaunlich, wie gelassen und ohne großes Gemurre die meisten Autofahrer die ungewollte Wartezeit akzeptieren. Unsere Laune ist derweil gesunken. In den wartenden Autos sitzen im allgemeinen zwei oder mehr Personen. Warum steigt nicht jeweils ein Beifahrer der wartenden 50 bis 100 Fahrzeuge aus und geht friedlich mit den anderen Beifahrern zu den Streikenden und räumt die Straße? Streikrecht ja, aber gegen den Arbeitgeber und nicht indem man die Allgemeinheit in Haftung nimmt. Später erfahren wir, dass es um Steuererhöhungen in der Holzverarbeitung ging, die wohl auf die Arbeiter weiter gewälzt wurden. Ca. fünf bis zehn Streiks täglich gibt es aus verschiedenen Gründen in Buenos Aires, aber das ist eine andere Geschichte.
Endlich gehören wir zu den nächsten Fahrzeugen, die passieren können und nehmen Fahrt auf. Die gute Laune kommt langsam wieder und freiwillig halten wir am Monumento del In dio an, in einer Kurve an der Ruta 307 auf 1.100 Metern Höhe. Die sechs Meter hohe Skulptur steht auf einem zehn Meter hohen Sockel, in dem eine Allegorie Hymne an die Sonne eingemeißelt ist. Das Denkmal ist auch unter dem Namen El Chasqui bekannt. Das Wort ist Quechua und bedeutet Bote, in Anlehnung an die schnellen Boten, Nachrichtenüberbringer des Inkareiches, die bis nach Tucumän, einem der äußersten Zipfel des Inkareiches laufen mussten. Der bekannte Bildhauer Enrique Prat Gay aus Tucumán hat die Figur 1943 erschaffen. Dieser Ort ist ein beliebter Stopp mit Restaurant, Kiosk und Andenkenständen. Wir treffen all die wieder, die vorhin mit uns im Streikstau wartend leiden mussten.
In El Mollar besuchen wir den Parque de los Menhires. Das Wort Menhire kommt aus dem Keltischen und bedeutet langer Stein von Menschenhand gemacht. Bevor die Menhire im Reserva Arqueológica Menhires del Valle de Tafi zusammengefasst worden sind, waren sie im gesamten Tal verstreut. Sie werden der Tafi-Kultur zugeordnet und sollen im Rahmen des Fruchtbarkeitskultes von Bedeutung gewesen sein. Der Park ist geöffnet, aber menschenleer. Nur ein paar Hunde dösen in der Mittagshitze. Einer begleitet uns auf unserem Rundweg. Einige Menhire sind schon stark verwittert, während an anderen die eingeritzten Figuren und Symbole noch sehr gut zu erkennen sind.
Vorbei an dem Stausee La Angostura fahren wir nach Tafi hinauf. Tafi leitet sich von dem indianischen Diaguita-Wort taktikllaktaab mit der Bedeutung pueblo de entrada espléndida, übersetzt in etwa Dorf des prachtvollen Einganges. Das Valle de Tafi ist das Eintrittstor zu den Valles de Calchaquies. Durch diese Täler führte früher eine Hauptroute über die Anden. Die Menschen der Tafi-Kultur lebten von Ackerbau und Viehzucht.
Viele Städter haben heute in diesem schönen Tal ihre Ferienvilla. Wir mieten eine. Der Ort selbst ist überschaubar, ein paar Hotels, Cabañas, Restaurants, ein paar Geschäfte und Souvenirläden. Vor allem werden lokale Spezialitäten wie Lama-Salami, lokale handgefertigte Käse und Vino de Altura angeboten. Unser Abendessen ist gesichert, frisches Brot, kräftiger Käse, Lama-Salami mit Anis und Fenchel, dazu ein auf hoher Höhe angebauter Rotwein der Traube Malbec.
Mit den Eigentümern des Geschäftes, ein junges Paar aus Buenos Aires, sie ist Englischlehrerin, unterhalten wir uns lange über die Lage in Argentinien, ihre Pläne in dem Dorf Tafi und ihre Zukunftswünsche, auswandern oder mit Geld in der Tasche zurück nach Buenos Aires. Sie wollen etwas leisten, Teil einer neuen Bewegung sein.
Am nächsten Morgen geht es weiter Richtung Amaicha de Valle. Die Straße windet sich in Serpentinen den Berg hinauf, vorbei an eindrucksvollen Kandelaberkakteen, den Cordones, vorbei an Lamas, vorwitzigen Eseln, verlassenen Hütten, alten Steinbacköfen.
Amaicha de Valle hat ca. 2.000 Einwohner, von denen der größte Teil Indigene sind. Hier steht direkt an der Hauptstraße das einzigartige Museo Pachamama. Es ist ein privates Museum auf 10.000 Quadratmetern mit vier Ausstellungsräumen und einem Außenbereich, der wie eine Festung angelegt ist, alles gefertigt mit Steinen aus der Region. Die Skulpturen und die Wandmalereien im Innenhof stammen aus der indianischen Mythologie der Menschen dieser Region (z.B. Diaguitas, Quilmes, Calchaquies) und stehen in Verbindung mit der Mutter Erde, Pachamama, dem Vater Sonne, Inti, und der Mutter Mond, Quilla. Architekt dieses Projektes ist der indigene Künstler, Bildhauer und Maler Héctor Cruz. Er stammt aus einfachen Verhältnissen und ist letztendlich Autodidakt. Er hat das gesamte Projekt ohne Architekten entworfen und die künstlerischen Dinge selbst gestaltet 30 Jahre hat die Umsetzung gedauert. 100 Arbeiter aus Amaicha und Quilmes - Arbeitsplätze für die Regionhaben die Steine herbeigeschafft und geholfen. Die Idee des Projektes war, den indigenen Menschen einen Teil ihrer Identität zurückzugeben. Aus ihrer Sicht und aus Sicht des Künstlers verlor die indigene Bevölkerung mit der Eroberung durch die Spanier nicht nur ihr Land sondern auch ihre Religion und ihre Würde als Menschen. Das Museum soll zu dem Bewusstsein beitragen Wir existieren, wir sind wertvoll, unsere Kultur bleibt gewahrt. Wir können stolz auf sie sein. Die Einzigartigkeit und künstlerische Gestaltung des Museums locken viele Touristen an, durch die diese karge Region letztendlich auch profitiert hat und sich weiter entwickelt.
In Richtung Cafayate geht von der Ruta 40 links eine ca. drei Kilometer lange Schotterpiste ab, die zu den Ruinen von Quilmes, zu der Ciudad Sagrada de los Quilmes, der heiligen Stadt der Quilmes führt. Im dazugehörigen Museum wird in einem Video über die Geschichte von Quilmes erzählt. Ab dem zehnten Jahrhundert wurde dieser Ort bewohnt. Die Lage war strategisch ideal, an einem Berghang gelegen. Von oben konnte das gesamte Tal überblickt werden. Die Bevölkerung lebte im Einklang mit der Natur. Zwischen 1480 und 1536 stand die Region unter der Herrschaft der Inkas. Erst nach vielen Jahrzehnten erfolgreichen Widerstandes wurden die Quilmes dann 1667 von den Spaniern besiegt, die ein Gemetzel unter ihnen anrichteten. Ungefähr 5.000 Indianer lebten zu der Zeit hier. Nur wenigen gelang die Flucht. Die Überlebenden wurden in einem 1.200 Kilometer langen Treck nach Quilmes, einem Ort in der Nähe von Buenos Aires, gebracht. Diejenigen, die dies überlebten, waren entwurzelt und mussten Zwangsarbeiten verrichten. Quilmes ist auch der Sitz der alteingesessenen Brauerei Quilmes und das Bier Quilmes ist nicht nur in Argentinien beliebt. Die Ruinenanlage wurde 1978 restauriert. Ein Rundweg führt durch die Anlage, die auf 1.700 m Höhe liegt. Reste alter Befestigungsanlagen sind zu sehen, dazwischen Kandelaberkakteen und ein schöner Blick ins Tal.
Cafayate mit seinen vielen Weingütern und Bodegas im Ort und Umland ist nicht mehr weit. Die Gegend gilt neben Mendoza als die beste Weinbauregion Argentiniens. Sie ist ideal mit ihrem Klima auf 1.700 Metern Höhe, sonnigen Tagen und kühlen Nächten, dem sandigen, eher steinigen Boden mit guter Drainage und sauberem andinen Schmelzwasser. Aufgrund der kargen Bedingungen bilden die Trauben eine festere Schale und weniger Kerne, dafür aber ein intensiveres Aroma aus.
Der Wein, den wir unbedingt probieren wollen, ist der Weißwein Torrontés. Am Osterwochenende gibt es einen Besucheransturm. Nicht nur der zentrale Platz, die Plaza San Martin, ist voller Menschen. Am Karfreitag nach Einbruch der Dunkelheit findet eine Prozession statt. Die Menschen, viele von ihnen indigener Herkunft, folgen ergriffen singend mit Kerzen in den Händen. Die Musik und der Chor werden über Lautsprecher, die überall im Dorf sind, übertragen. In der Eisdiele probieren wir Malbec- und Torrontés-Eis und anschließend den echten Torrontés. Er riecht intensiv fruchtig, schmeckt fruchtig aber er verflüchtigt sich extrem schnell und es bleibt ein Rest von Säure. Entweder man mag ihn oder man mag ihn nicht. Wir waren da nicht einer Meinung. Am nächsten Tag besuchen wir verschiedene Weingüter.
Zuerst die Bodega Piattelli (Piattelli Vineyards): 2002 kam der aus dem Norden der USA stammende John Malinsky erstmals nach Argentinien, nach Mendoza. Hier kaufte er sein erstes Weingut; erst kam der Kauf von 65 Hektar in Cafayate, später 100 Hektar Land in Animaná. Er investierte insgesamt zwölf Millionen US-Dollar. Die Bodega, erbaut in toskanischem und kalifornischem Stil, steht auf einem herrlichen parkähnlich angelegten Gelände von 5.500 Quadratmetern, auf dem sich sowohl die Produktionsanlagen befinden als auch die Räumlichkeiten für Verkostungen sowie ein edles Restaurant, das auch große Besuchergruppen bewältigen kann. Die Bodega verknüpft moderne Technologie, Stahltanks zur Lagerung mit einer Kapazität von 960.000 Litern, mit bewährtem traditionellen Weinanbau. Die Trauben werden von 30 Mitarbeitern per Hand gepflückt. Angebaut werden die roten Sorten Malbec, Tannat und Cabernet Sauvignon sowie die weiße Traube Torrontés. Mehrfach sind Weine dieser Bodega prämiert worden.
Das Management ist professionell, mit geschultem, auch englischsprachigem Personal, mit pfiffigen Marketing-Ideen wie Malbec- oder Torrentés-Parfum. Und jährlich findet ein Weinfest Sonidos del Vino statt.
Weiter geht es zur Bodega San Pedro de Yacochuya. Durch eine kakteengesäumte Zufahrt gelangen wir zu dieser sich in Familienbesitz befindlichen Bodega mit herrlichem Blick ins Tal. Die Etcharts waren mütterlicherseits bereits seit 1850 dem Weinanbau verbunden. Arnoldo Benito Etchart erwarb in der Mitte des 20. Jahrhunderts eine Finca und Bodega. Sei Sohn Arnold entwickelte die Marke Etchart. 1988 überzeugte er den französischen Önologen Michael Rolland, die Rotweine der Bodega Etchart zu entwickeln. Es war der Beginn einer langen Zusammenarbeit. 1990 gewannen ihre Weine die ersten Auszeichnungen. 1996 wurde die Bodega Etchart an Pernod Ricard verkauft, nicht ohne schon eine neue Bodega in Planung zu haben. 1998 begann ihr Bau und im Februar 1999 wurde die erste Ernte eingebracht. Die Brüder Arnold und Marcus beschlossen sich 2001 vorrangig auf den Export ihrer Weine zu konzentrieren. 16 Hektar Weinanbaufläche standen zur Verfügung, neun Hektar für Malbec, vier für Cabernet Sauvignon, einer für Tannat und zwei für Torrontés. Ihre Anlage der neuesten und modernsten Technologie war auf 90.000 Liter angelegt. Im Gespräch erzählt uns Marcus Etchart, dass die nahegelegenen Weinberge per Hand geerntet werden; nur die weiter entfernt gelegenen maschinell, um ohne allzuviel Saftverlust der Trauben einen schnellen Transport zur Bodega zu gewährleisten. Der etwas höhere Alkoholgehalt der hiesigen Weine im Vergleich zu europäischen Weinen ist keineswegs ein Nachteil. Die Kunden lieben es und die Winzer trinken ihren Wein fast wie Wasser.
Es geht auch um die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die argentinische Weinbauern hatten. Es fehlte einfach Geld, viele haben aufgegeben und an ausländische Interessenten verkauft. Im Empfangs- und Ausstellungsraum bewundern wir noch die ausgestellte alte Ausgabe eines russischen Magazins, das lobend über dieses Weingut und seine Weine berichtet. Die Etcharts bieten u.a. die folgenden Weine an: San Pedro de Yacochuya Malbec (86% Malbec, 15 % Cabernet Sauvignon), San Pedro de Yacochuya Cabernet (85% Cabernet Sauvignon, 15% Malbec), Torrontés (100% Torrontés).
Wer alle Weingüter besuchen und alle Weine probieren will, sollte besser auf sein Auto verzichten oder sich auf die direkt in Cafayate gelegenen Bodegas beschränken. Wir fahren zu unserem Hotel, das nicht umsonst Tierra de Vinos heißt, lassen das Auto stehen und machen uns zu Fuß auf den Weg. In der Bodega Nanni (seit 1897 in Familienbesitz) ist es brechend voll. Wir werden vertröstet auf eine spätere Verkostung, denn die Gläser sind ausgegangen. Das Personal wirkte schon ein wenig genervt. Der Tannatwein soll exzellent sein. Unsere Geduld wird zu sehr auf die Probe gestellt und wir vertrauen dem Ruf und kaufen eine Flasche ohne vorab zu probieren. Nanni bietet eine Linea joven mit Torrontés, Rosato, Malbec, Cabernet Sauvignon, Tannat und Torrontés Tardio, eine Linea Reserva mit Malbec, Tannat, Cabernet Malbec und Bonardo sowie eine Linea Gran Reserve mit Arcanvs an. Auch diese Bodega bringt exzellente prämierte Weine hervor. Unsere letzte ausgewählte Station ist die Bodega El Transito. Hier probieren wir einen exzellenten Malbec Tardio, also eine Spätlese, extrem aromatisch im Geruch und ein Geschmack nach Brombeere und Kirsche. Die Weine werden unter dem Namen Pietro Marini vermarktet, Cabernet Sauvignon, Tannat, Malbec, Malbec Rosada, Malbec Cabernet, Malbec Tannat, Malbec Tardio Torrontés sowie Pedro Moises. Der Urgroßvater des heutigen Eigentümers, Pietro aus dem italienischen Rosciolo, wanderte am Ende des 19. Jahrhunderts nach Cafayate aus, im Gepäck nicht viel mehr als seine Leidenschaft zum Weinbau und sein Wissen darüber. In Cafayate ließ er seine Träume Wirklichkeit werden. Seine Söhne Benjamin Andrés und Pedro Moises traten in seine Fußstapfen und 1942 wurde die Bodega El Transito gegründet. Hier wurde der Vater des jetzigen Eigentümers geboren. 1952 zog die Bodega in moderne Räumlichkeiten um. 2004 wurde die Produktion auf modernste Technik umgestellt unter Bewahrung des traditionellen Weinbaus. Im Eingangs und Verkostungsraum sind alte Fotos von Cafayate, der Familie, ein Originalplan der alten Bodega, auch genannt Bodega Encantada, und Bilder einheimischer Künstler ausgestellt. Die alte Bodega ist heute ein Museum.
Von Cafayate aus zieht sich die RN 68 Richtung Salta durch die Quebrada de Cafayate bzw. die Quebrada de las Conchas mit ihren markanten Sandsteinformationen. Die schönsten Formationen sind ausgeschildert, Los Castillos (die Burgen), El Obelisco, El Fraile (der Pater), El Sapo (die Kröte), El Anfiteatro, La Garganta del Diabolo (der Teufelsschlund). An der Strecke liegt auch ein Ort namens Alemania.
Nach Cachi führt auf direktem Weg von Cafayate aus die alte größtenteils nicht asphaltierte RN40 durch die atemberaubende Landschaft der Valles Calchaquies. Man sollte vorab den Straßenzustand klären, zumindest wenn man keinen Geländewagen hat. Bei schönstem Wetter genießen wir die Fahrt von vier Stunden (157 km) mit vielen Fotostopps. Auf dem Weg liegen die Dörfer Animanä, Angastaco, Molinos und Seclantäs.
An einer alten Dorfkirche machen wir wie andere Reisende halt. Es gibt sogar eine Toilette. Der ältere Mann, der vor dem Eingang seine süßen Weintrauben verkauft, scheint der Kirchenbeschließer zu sein. Wir unterhalten uns eine Weile. Er erzählt, dass die Kirche mehr ein touristisches Kleinod sei und nur noch selten zum Gottesdienst genutzt wird. Lastwagen, die die Straße nutzen, erzeugen so starke Vibrationen, dass die Kirche schon beschädigt sei und dass viele der alten ohne Säulen gebauten Lehmhäuser aufgegeben, derweil zerfallen sind. Die Arbeitslosigkeit sei hoch in dieser kargen Gegend, aber die Kinder würden vom Schulbus abgeholt und in der Schule gäbe es kostenlos Milch und ein Mittagessen. In der trockenen Erde wachse nicht viel, aber es gibt ein israelisches Förderprojekt zur Tröpfchenbewässerung. Die Israelis sind Profis auf diesem Gebiet. So haben sie schon aus Wüstenboden herrlichste Cherrytomaten gezaubert. Wir kaufen noch Weintrauben, die er für uns sorgsam unter Leitungswasser abwäscht. Sie sind herrlich süß. Auf der Weiterfahrt sehen wir die verfallenen Häuser.