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© 2016 Ralf Mattern
Illustration: Melanie Mattern
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 9783741201653
Als Jugendlicher bekam ich Albert Schweitzers Buch „Die Lehre von der Ehrfurcht vor dem Leben“ in die Hände. Unter anderem beschwört er darin die Jugendlichen, ihren Idealismus mit dem Erwachsenwerden nicht wegzuwerfen, wie unnötigen Ballast von einem Boot. Zu spät würden sie oft erst erkennen, dass das, was sie für entbehrlich hielten, der Mundvorrat und der Wasservorrat gewesen seien. „Im Jugendidealismus erschaut der Mensch die Wahrheit. In ihm besitzt er einen Reichtum, den er gegen nichts eintauschen soll.“
Wenn ich Ralf Matterns Texte lese, begegne ich diesem Jugendidealismus und einem Mann, der sich treu bleibt. Menschen, die sich nicht verbogen, die den Lehrern oder Vorgesetzten nicht nach dem Munde redeten, sondern Klartext sprachen, mit Mut, Phantasie und oft einer Portion „Bauernschläue“ ihre Sache vertraten, waren rar im DDR-Staat. So ein seltenes Exemplar in der Kulturszene war Ralf Mattern.
Klar, dass er von den einen schief angesehen wurde, dass sie in ihm einen Störenfried sahen und ihm Knüppel zwischen die Beine warfen. Für die anderen aber, die die frisierte Medienberichterstattung, die seichte Unterhaltung, die ständige Bevormundung satt hatten, waren solche Texte, solche Lieder eine Wohltat.
Seine Texte können nüchtern sein und verträumt, sie ermutigen, aber kaum mit großen Worten, sondern einfach durch die Tatsache, dass er sich etwas traut und dem Zuhörer wie einem Freund zuredet, ebenfalls Haltung zu zeigen. Seine Lieder haben Witz, sie können provozierend, ironisch sein, andere zeigen ein verletzliches Inneres. Knappe poetische Texte, wortreiche, appellierende... jede Stimmungslage findet ihre Ausdrucksform.
In diesen Texten zu lesen war ein wenig so, wie im Tagebuch eines Freundes zu blättern. Manche Eintragungen machen Zeiten und Situationen wieder lebendig, die ich ganz ähnlich erlebt habe oder ähnlich sehe. Bei manchen Texten denke ich: Hut ab! Das war beherzt! Manche bleiben mir fremd, andere sprechen direkt zu meinem Herzen.
Seinen kritischen Blick hat Ralf Mattern durch die gesellschaftlichen Veränderungen hindurch bewahrt. Den Mundvorrat und Wasservorrat hat er nicht über Bord geworfen. Er teilt ihn mit uns.
Gerhard Schöne
„Spar Deinen Wein nicht auf für morgen“ – als im Jahr 1981, als ich 16 Jahre alt war, in der DDR eine Schallplatte mit diesem Namen erschien, war das für die zwischen den Zeilen lesen gewohnten Leute ein Ausrufezeichen. Galt denn nicht mehr die offizielle Verlautbarung, dass im Hier und Jetzt bis zur Erschöpfung und Selbstaufgabe alles dafür getan werden muss, in der Ferne eine Gesellschaft zu errichten, in der Wein und Honig fließen – und die Kommunismus genannt wurde? Diese Schallplatte musste ich haben.
Was ich dann hörte, als sich das Vinyl auf meinem Plattenteller drehte, ließ mein Herz höher schlagen. Da sang der Liedermacher Gerhard Schöne aus meinem Leben, aus dem Leben meiner Freunde. Das „Aussteiger“lied „Highlife in the city“, der Song mit der rhetorischen Frage im Titel „Oder fehlt da noch was?“ und natürlich das Lied, das der Platte den Namen gab, sprachen uns an, ergriffen uns, ließen uns begreifen.
Später, nach einer Schallplatte für Kinder (ja, auch das ist Gerhard Schöne: Ein wundervoller Poet, der auch kindliche Seelen ver- oder besser: bezaubert), war 1985 das Werk „Menschenskind“ für uns prägend. „Warst Du schon da? Warst Du in Phantasia?“ In dem Land, in dem es keine Polizei und keine Armee gibt. Gerade diese Textzeile wurde in seinen Konzerten vom Publikum stets besonders bejubelt. Gab es Beifall für die Aussage? Oder Beifall für den Mut des Sängers, so etwas vorzutragen?
Wie zum Beispiel im Mai 1987, beim „Petersbergtreffen“ in der Nähe von Halle. Dort fand alljährlich eine öffentliche Veranstaltung des evangelischen Jungmännerwerkes statt. Doch, wer diese Treffen erlebt hat, wird bestätigen: Es pilgerten auch viele, viele konfessionslose aber hoffnungsvolle vor allem junge Leute auf den Berg. Denn dort gab es sicher auch seelische Erbauung – aber seit Mitte der 80-er Jahre eben auch die „Kirche von unten“, die Infomaterial hatte, zu Themen wie Wehrdienst, Atomkraft, Umweltzerstörung, Menschenrechte… Allein diese vier Themen sprachen absolute Tabus in der DDR an. Dazu gab es auch immer musikalische Beiträge – und 1987 war der „Hauptact“: Gerhard Schöne. Die große Wiese unterhalb des Klosters fasste kaum die selbst für Petersbergverhältnisse ungewöhnlich vielen Menschen. Woodstock bei Halle an der Saale. Die kleine Verstärkeranlage forderte vom riesigen Auditorium Stille, um etwas zu verstehen. Doch still war es nicht: Das Publikum sang Gerhard Schönes Lieder einfach mit!
Selbst die staatliche Plattenfirma AMIGA kam an dem charismatischen Liedermacher nicht vorbei: Als einer der ganz wenigen Künstler durfte Gerhard Schöne ein Doppelalbum produzieren – im Jahr 1988. Jeder wusste: Das war kein Gunstbeweis der DDR-Kulturbürokratie. Schöne durfte man, wenn man sich nicht den Zorn des Publikums zuziehen wollte, den Leuten nicht vorenthalten!
Wer ein derart großes Publikum hatte, konnte nicht ignoriert werden – auch wenn die Lieder alles andere als staatstragend waren. Gerhard Schöne sang und lächelte und spottete und forderte und ulkte und träumte und richtete und dichtete in seinen Liedern jegliche Ideologie einfach weg. Vielleicht war das für die DDR-Machthaber noch gefährlicher, als die wütenden und zornigen (doch deshalb nicht weniger wertvollen) Werke Stephan Krawczyks. Gerhard Schönes Song(zeile) „Mit dem Gesicht zum Volke“ konnte man ein Jahr später auf den Plakaten der Montagsdemonstranten wiederfinden.
Mit der „Wende“ ging es für viele DDR-Künstler (erstmal) bergab. Natürlich nicht so bei Gerhard Schöne. Er blieb einfach der, der er immer war – und er blieb bei seinem Publikum beliebt. Er füllt bis heute weiterhin Säle und Plätze, Kirchen, Hallen und Clubs – weit über einhundert Mal im Jahr.
Unfassbare 25 Alben entstanden nach 1989! Vielfach wurde er für sein Wirken ausgezeichnet. „Daneben“ ist er unter anderem auch noch Botschafter für UNICEF. Und er fand trotzdem noch die Zeit für ein Vorwort für dieses Buch.
Danke für Alles, lieber Gerhard!
Ralf Mattern
Ich traf sie auf ’nem Blueskonzert
draußen in Köpenick.
Und ich sah sie an – und sie sah mich.
Das war der Augenblick.
Ich ging zu ihr und fragte: „Mensch Mädchen, wie heißt Du?
Ich hab mich in Dich verknallt!“
Sie sagte, dass sie Carina heiße,
achtzehn Jahre alt.
Wir kamen uns näher, und sie fackelte nicht lang.
Ich glaubte, dass ein unendliches Glück begann.
Und ich sagte: „Mensch Carina,
bei mir hat’s wirklich reingehau’n.
Der Blues da vorn macht mich nicht mehr an,
ich kann nur noch Dich anschau’n.“
Dann ging sie mit mir
zu mir nach Haus.
Und dort tobten wir uns unglaublich aus.
Doch zwischendurch redete sie was,
was ich nicht ganz verstand,
dass die Zeitungen doch eigentlich lügen über unser Land.
So gegen zweiundzwanzig Uhr sagte sie:
„Mein Liebling, ich muss jetzt leider geh’n.“
In mir begann es langsam zu dämmern,
ich begann zu versteh’n.
Ich fragte sie: „Sag Carina,
wo kommst Du eigentlich her?“
Sie sagte, sie komme von ’ner Insel
umgeben von Stacheldraht, Mauer und Gewehr.
„Um vierundzwanzig Uhr macht der Zirkus hier zu
für die Leute aus Tempelhof und Wilhelmsruh.“
Diese Antwort hatte mich schwer geschockt,
das kriegte ich in meinen Kopf nicht rein.
Ich flehte sie an: „Mensch wir lieben uns doch!
Können wir nicht länger zusammen sein?“
Doch sie sagte: „Die Herren in Ost und West,
die wollen das wohl nicht,
denn es ginge hier um brisante Fragen,
Fragen mit viel Gewicht.“
Sie meinte, sie sei für mich ein Klassenfeind
und ich für sie ein Kommunistenfreund.
Dann stieg sie in die S-Bahn,
wir küssten uns nochmal. Bahnhof Friedrichstraße.
Und sie sagte: „Vielleicht komm ich bald wieder,
wenn ich’s Geld hab für diese Zirkuskasse.“
Ich sagte zu ihr: „Vielleicht schon bald
ändert sich hier was.“
Doch sie lachte nur darüber und meinte,
das sei ein schlechter Spaß.
Dann wurde sie ernst: „Da hilft kein Hoffen und kein Beten.
Zur Mauer aus Beton kommt jetzt noch eine – aus Raketen.“
Als sie weg war dachte ich so über manches nach.
Und ich fragte mich:
Haben die Herren sogar Angst vor der Liebe?
Sind die denn wirklich so schwach?
Ich dachte an ihre Worte,
wo sie wohnt spioniert man sie aus,
denn sie wohnt zusammen mit fünfzehn Freunden
in einem besetzten Haus.
Mit bei ihr im Haus wohnen auch ein paar Genossen.
Und ihren Opa haben die als Kommunisten in Buchenwald erschossen.
Ich fragte mich: Was soll denn das?
Wieso ist sie mein Feind?
Ich denke der Feind meines Feindes
ist mein Freund.
So ziemlich alles hatte Hand und Fuß,
was sie sagte.
Und doch wird ihr Besuch gegen mich verwendet,
er kommt in meine „Kaderakte“.
Wir sprechen dieselbe Sprache. Ich denke und fühle fast wie sie,
und doch dürfen wir uns nicht lieben – welche Idiotie.
Mädchen aus Westberlin, weißt Du wovon ich träum?
Ich träum davon, dass die Mauer nicht mehr steht,
weil ein Wind der Liebe uns um die Nase weht.
Und dass wir bald wieder zusammen auf ’nem Blueskonzert sind,
vielleicht dann bei Dir, draußen im Wedding.
Der alte Mann dort auf der Bank,
die Jacke zu breit, die Hose zu lang,
er schaut in den grauen Himmel, was hat er schon alles erlebt?
Die Frau dort mit dem Kinderwagen,
wer hilft ihr, ihre Taschen tragen?
Sie hat um sich ein Netz der Ablehnung gewebt.
Großstadtstraßen – sie verblassen,
mussten ihren Zauber lassen.
Die Zeit hat ihn genommen und gibt ihn nicht mehr her.
Die alten Straßen sind vergessen,
die neuen von ihrem Prunk besessen,
doch die Zauberstraßen der Großstadt gibt’s nicht mehr.
Der Mann mit der Zeitung in der Hand,
ob er je die Liebe fand?
Oder lebt in ihm die Stille, so unendlich und kalt?
Papier fliegt durch die laute Luft,
eine Mutter ihre Tochter ruft.
Doch sie ruft vergebens, ihr Ruf zu schnell verhallt.
Großstadtstraßen – sie verblassen,
mussten ihren Zauber lassen.
Die Zeit hat ihn genommen und gibt ihn nicht mehr her.
Die alten Straßen sind vergessen,
die neuen von ihrem Prunk besessen,
doch die Zauberstraßen der Großstadt gibt’s nicht mehr.
In der Nacht dann aufgesetzter Glanz,
die Großstadt tanzt den Totentanz.
Doch wer will das verstehen, der sich im Glanze sonnt?
Im Fleisch der Stadt steckt ein vergifteter Speer.
Die Bank, auf der der alte Mann saß, ist leer.
Ich hätte ihn fragen müssen, doch ich hab’s nicht gekonnt.
Großstadtstraßen – sie verblassen,
mussten ihren Zauber lassen.
Die Zeit hat ihn genommen und gibt ihn nicht mehr her.
Die alten Straßen sind vergessen,
die neuen von ihrem Prunk besessen,
doch die Zauberstraßen der Großstadt gibt’s nicht mehr.
Ich kann nicht weiter, ich kann nicht mehr!
Das Leben ist mir zu real, ist mir zu schwer.
Hab keinen Ausweg aus Geld und Suff
und mit der Zeit geh ich auch noch druff.
Seh keine Farben, nur alles grau.
So blöd bin ich, dass ich mir die Birne vollhau.
Es gibt genug Kaputte, die nichts mehr fühl’n.
Ich fühl noch was, ich lasse mich nicht kaputtspiel’n.
So ’n richtiges Tief hat jeder mal.
Jeder war schon mal in so ’nem Tal.
Doch viel zu wenig kommen da raus.
Für die meisten ist ein Luftschloss kein wohnliches Haus.
Wer erst einmal zu träumen verlernt,
hat sich schon zu weit von sich selbst entfernt.
Es gibt genug Kaputte, die nichts mehr fühl’n.
Ich fühl noch was, ich lasse mich nicht kaputtspiel’n.
Wenn Ihr mit aufsteht bin ich nicht allein.
Zusammen reißen wir die Mauern ein.
Wir bleiben nicht länger auf unserm Hintern sitzen,
wir lassen uns nicht mehr mit dummen Sprüchen abblitzen.
Denk nach, wenn Du besoffen in Dein Bette fällst,
wem das was nützt, wenn Du die Schnauze hältst!
Es gibt genug Kaputte, die nichts mehr fühl’n.
Ich fühl noch was, ich lasse mich nicht kaputtspiel’n.
Ich glaube, die Typen, die das große Sagen haben, sind irgendwie verrückt.
Ich wundere mich bloß: Wieso hat von denen noch keiner den roten Knopf gedrückt.
Und sie rüsten und rüsten und rüsten sich die Gehirne selbst kaputt.
Eines Tags sieht’s auf der Erde genauso aus: Alles in Schutt.
Manchmal zittern mir die Hände: Das ist kein Film, das ist ja wahr!
Und Zorro reitet nicht mehr. Und Winnetou ist nicht da!
Und auch Picassos Friedenstaube nutzt hier wohl nicht.
Was helfen Hoffnungen gegen eine Welt, die auseinanderbricht?
Ich glaube, hier weiß keiner mehr, was eigentlich läuft, hat keiner mehr den Überblick.
Überall Atomraketen und Regierungschaoten und die reden von dem möglichen Sieg!
Und sie verheizen erstmal ihre Jugend in Grenada und Afghanistan,
in Vietnam, im Libanon, in El Salvador im Irak und im Iran.
Manchmal zittern mir die Hände: Das ist kein Film, das ist ja wahr!
Und Zorro reitet nicht mehr. Und Winnetou ist nicht da!
Und auch Picassos Friedenstaube nutzt hier wohl nicht.
Was helfen Hoffnungen gegen eine Welt, die auseinanderbricht?
Ich glaube, die kennen Einstein nicht, denn der hat es damals gesagt:
Es geht nicht mehr um Sieg oder Niederlage – das ist nicht mehr gefragt.
Es gibt nach diesem Krieg keine Krüppel, keine Waisen, keine Not,
dieses Mal gehen wir alle drauf, dieses Mal sind alle tot.
Manchmal zittern mir die Hände: Das ist kein Film, das ist ja wahr!
Und Zorro reitet nicht mehr. Und Winnetou ist nicht da!
Und auch Picassos Friedenstaube nutzt hier wohl nicht.
Doch, was hilft es, wenn auch die letzte Hoffnung hoffnungslos zerbricht?
Ich bin so furchtbar glücklich, so wie lange nicht!
Ich seh das Leben jetzt aus ’ner ganz andren Sicht.
Ich find jetzt alles wieder geil und okay,
denn ich bin, ja ich bin bei der Armee.
Endlich darf ich ein Söldner sein,
darauf konnte ich mich ja schon zwanzig Jahre freu’n.
Endlich darf ich richtig schießen
und im „Ernstfall“ ungestraft Blut vergießen.
In Uniform bin ich endlich wer!
Hurra, hurra, ich bin beim Militär.
Endlich darf ich ’ne Gummimaske tragen
und Befehle krieg ich jetzt und keine blöden Fragen.
Endlich darf ich kriechen, laufen und exerzieren,
endlich hab ich absolut nichts mehr zu verlieren.
Wenn ich den Stacheldraht um die Kaserne seh
freu ich mich. Hurra, ich bin bei der Armee.
Kommt der General darf ich’s Laub vom Baume pflücken.
Nach unten darf ich treten, um nach oben mich zu bücken.
Ich bin der frohste Typ in diesem schönen Land,
klebt an meinem Arsch und in meinem Face der nasse Sand.
Das ist für mich wie ein Abgang, da freue ich mich sehr!
Hurra, hurra, ich bin beim Militär.
Ich fühl mich angesprochen, wenn irgendjemand pfeift,
ich mache alles mit, wenn es auch kein Mensch begreift.
Bei Übungen schlaf ich auf der bloßen Erde,
die Offiziere in den Betten, dass ihnen nicht kalt werde.
Doch eigentlich finde ich das ganz okay.
Hurra, hurra, ich bin bei der Armee.
Härteteste, Märsche, ja das ist was für mich!
Da wird gekämpft, gerackert zur Erfüllung der Pflicht.
Und wenn’s dann wieder keinen Ausgang gab,
lag’s daran, dass ich einen Knopf nicht angenäht hab.
Das ist ja auch verachtenswert und von mir nicht fair!
Hurra, hurra, ich bin beim Militär.
Sturmbahn harken, Scherben sammeln, Arbeiten voll Sinn,
ja da merk ich, dass ich wirklich sehr geachtet bin.
Für die Offiziere wasch ich das Geschirr blitzeblank
und kriege, wenn ich mal was will, ’nen Arschtritt als Dank.
Doch ich find das nicht so schlimm, weil ich den Hauptauftrag seh!
Hurra, hurra, ich bin bei der Armee.
Werde ich so schön gedrillt sieht man meine Augen blitzen
vor Freude, nicht vor Rache, komm ich auch ins Schwitzen.
Ich freu mich für die Offiziere und ihre Spielereien,
wenn sie mir mal so richtig in die Ohren schreien.
Die brauchen mal ’nen Abgang, ist der Kopf auch leer.
Hurra, hurra, ich bin beim Militär.
Ich fühle mich geehrt, weil man mich zum Spielen braucht.
Ich spiele gern den Blöden und werd gerne aufgeraucht.
Von früh um sechs geht das dann bis zweiundzwanzig Uhr,
doch ich finde: Das Soldatsein ist die reinste Kur.
Ich bin der letzte Dreck, doch mein Gott, was will ich mehr?
Hurra, hurra, ich bin beim Militär.
Sie treten mich in ’n Arsch und ich reiße ihn mir auf.
Auf preußischen Drill, ja da stehe ich drauf.
Bei eiseskaltem Winter oder Sommers vierzig Grad –
ich bin voll dabei für Väterchen Staat.
Er dankt mir das mit kostenlosem Fraß und Tee.
Hurra, hurra, ich bin bei der Armee.
Ans desertieren denk ich nicht, nein, wo kommen wir da hin?
Das Soldatsein hat für mich den bereits erwähnten Sinn.
Mit meiner Motivation holen wir den totalen Sieg
und gewinnen gleich den nächsten und den übernächsten Krieg.
Gebt mir Pfeil und Bogen! Gebt mir Dolch und Gewehr!
Hurra, hurra, ich bin beim Militär.
Ich bin so furchtbar glücklich, so wie lange nicht!
Ich seh das Leben jetzt aus ’ner ganz andren Sicht.
Ich find jetzt alles wieder geil und okay,
denn ich bin, ja ich bin bei der Armee.
Ihr haltet riesengroße Reden über Zukunftsplanung
und was dazugehört,
doch dass ich zum Denken meinen eigenen Kopf benutze,
ist es, was Euch stört.
Mensch, ich bleibe so, wie ich bin.
Wo Ihr mich hinhaben wollt, kriegt Ihr mich nicht hin:
In diese Irrenanstalt, in diese Irrenanstalt,
in diese Irrenanstalt, in diese Irrenanstalt.
Ihr glaubt, Ihr habt von allem Ahnung
und zitiert immer wieder Euern Anpasse-Vers.
Doch sich so, wie Ihr es macht, selbstaufgeben
finde ich pervers.
Mensch, ich bleibe so, wie ich bin.
Wo Ihr mich hinhaben wollt, kriegt Ihr mich nicht hin:
In diese Irrenanstalt, in diese Irrenanstalt,
in diese Irrenanstalt, in diese Irrenanstalt.
Ihr glaubt, weil Ihr keine Träume mehr habt,
seid Ihr mir überlegen und ich sei schwach.
Doch nachts, wenn Ihr in Euern Betten liegt,
weint Ihr Eurer Jugend nach.
Mensch, ich bleibe so, wie ich bin.
Wo Ihr mich hinhaben wollt, kriegt Ihr mich nicht hin:
In diese Irrenanstalt, in diese Irrenanstalt,
in diese Irrenanstalt, in diese Irrenanstalt.
Unendlichkeit, Freiheit und Träume
sind für Euch nur Spinnerei.
Für Euch zählt nur noch Geld – sonst nix.
Und Ihr fühlt Euch auch noch schlau dabei.
Mensch, ich bleibe so, wie ich bin.
Wo Ihr mich hinhaben wollt, kriegt Ihr mich nicht hin:
In diese Irrenanstalt, in diese Irrenanstalt,
in diese Irrenanstalt, in diese Irrenanstalt.
Ihr könnt und wollt es wohl nicht glauben,
dass nach Euch kein Hahn mehr kräht.
Ich sehe es doch an meinen Alten,
wie es um Euch Spießer steht.
Mensch, ich bleibe so, wie ich bin.
Wo Ihr mich hinhaben wollt, kriegt Ihr mich nicht hin:
In diese Irrenanstalt, in diese Irrenanstalt,
in diese Irrenanstalt, in diese Irrenanstalt.
Und wenn Ihr es vielleicht doch noch merkt
und mit diesem ganzen Stumpfsinn brecht,
lade ich Euch ein mit auszusteigen,
Mensch, das wäre echt nicht schlecht.
Mensch, dann fühlt Ihr vielleicht, was in Euch steckt,
wenn Ihr Eure Träume von früher wiederentdeckt:
Raus aus der Irrenanstalt, raus aus der Irrenanstalt,
raus aus der Irrenanstalt, raus!
Eines Tags, ich glaub im schönsten Sonnenschein,
sah ich wieder mal in die Zeitung rein.
Ich konnte nicht glauben, was ich dort sah,
was ich las von den Jungs aus den USA.
Neutron – um Maschinen zu schon’n
und mit ewigem Frieden zu droh’n.
Neutron, Neutron – eine Bombe wie Hohn,
und die Dummheit sitzt auf dem Thron.
Erst wenn die große Sonne strahlt
und das jeder Mensch mit dem Leben zahlt,
wenn die Menschheit komplett von der Erde geht,
wissen wir auf welcher Seite die Strahlung steht.
Neutron – um Maschinen zu schon’n
und mit ewigem Frieden zu droh’n.
Neutron, Neutron – eine Bombe wie Hohn,
und die Dummheit sitzt auf dem Thron.
Das Licht bricht sich in weichen Schwingen,
der Cognac vor mir schaut mich an.
In dieser Kneipe lässt sich die Zeit verbringen.
Auf dem Tresen steht noch immer ein Plasteschwan.
He, alte Kneipe, Du hast schon viel gesehen:
Die Feten, Tänze und alten Träumer,
und mancher konnte schon nicht mehr stehen.
He, alte Kneipe, Cognac, Korn und Bier,
als mein Alter noch träumen konnte,
war das sein Revier.
Geradeaus warten die Zigaretten,
das Licht strahlt sie verführerisch an.
Ich sitze hier und schreibe über Dich
und der Rauch meiner Zigarette spielt sich seine Bahn.
He, alte Kneipe, Du hast schon viel gesehen:
Die Feten, Tänze und alten Träumer,
und mancher konnte schon nicht mehr stehen.
He, alte Kneipe, Cognac, Korn und Bier,
als mein Alter noch träumen konnte,
war das sein Revier.
Heute Abend hört die alte Kneipe
wieder die Gespräche der sonst schon Stillen.
Hier ist eigentlich ihr zu Hause.
Das Bier nimmt ihnen die Blindheit von den Brillen.
He, alte Kneipe, Du hast schon viel gesehen:
Die Feten, Tänze und alten Träumer,
und mancher konnte schon nicht mehr stehen.
He, alte Kneipe, Cognac, Korn und Bier,
als mein Alter noch träumen konnte,
war das sein Revier.
Der alte Mann am Nebentisch,
ein Rentner bestimmt und Kommunist.
Allein und einsam vertrinkt er sein Geld,
redet auf mich ein, doch ich verstehe ihn nicht.
He, alte Kneipe, he, alte Kneipe.
Er schreibt nun schon den zweiten Scheck.
Der achte Weinbrand trübt sein Hirn.
Er spricht wohl über alte Zeiten,
doch die Leute wollen ihn nicht hör’n.
He, alte Kneipe, he, alte Kneipe.
Warum ist er einsam, der Kommunist,
er trägt nicht stolz das kleine Zeichen.
Vielleicht hat er sich früher alles anders gedacht.
Die Wirtin sagt: „Na Opa, es muss doch langsam reichen!“
He, alte Kneipe, Du hast schon viel gesehen:
Die Feten, Tänze und alten Träumer,
und mancher konnte schon nicht mehr stehen.
He, alte Kneipe, Cognac, Korn und Bier,
als mein Alter noch träumen konnte,
war das sein Revier.
Ich bezahle und geh und dreh mich nochmal um:
Irgendein Gefühl ist da in mir.
Ich weiß einfach nicht warum,
doch ich komme wohl bald wieder, wieder zu Dir.
He, alte Kneipe, Du hast schon viel gesehen:
Die Feten, Tänze und alten Träumer,
und mancher konnte schon nicht mehr stehen.
He, alte Kneipe, Cognac, Korn und Bier,
als mein Alter noch träumen konnte,
war das sein Revier.
Die Menschheit will sich vernichten, so sieht es jedenfalls aus,
denn die gewählten Vertreter hecken da was aus:
Das große Raketenstationieren ist gerade in!
Tja, links und rechts stehen Raketen und wir sind mittendrin.
Der eine rüstet vor, der andere rüstet nach.
So rüsten sie so weiter, bis zum großen Krach.
Dann fliegt die Erde in die Luft, so ganz ohne Sinn.
Denn links und rechts standen Raketen und wir war’n mittendrin.
Der eine vernichtet den anderen zweiundzwanzigmal,
der andere nur neunzehn, doch das ist dann egal,
denn einmal reicht schon aus und es ist alles hin.
Links und rechts stehen Raketen und wir sind mittendrin.
Sie bauen neue Waffen, wahrscheinlich macht’s ihnen Spaß
den Tod zu bringen, ob mit Strahlen oder Gas
oder vielleicht mit einem ganz ganz neuen Ding?
Tja, links und rechts stehen dafür Raketen und wir sind mittendrin.
Sie scheinen nichts zu lernen, die Herren dieser Welt.
Was passiert, wenn irgendwo ’ne Sicherung ausfällt?
Ja, die haben ihre Bunker, da kriechen sie dann rin.
Doch links und rechts fliegen Raketen und wir sind mittendrin.
Oh, Gott, ich warte auf ’nen Cadillac
seit 24 Stunden auf demselben Fleck.
Mein Warten und mein Hoffen haben nur den einen Zweck:
Oh, Gott, ich warte auf ’nen Cadillac.
Oh, Gott, ich nehme jetzt auch ’nen VW.
Mir tun schon die Flossen weh, weil ich solange steh.
Ist’s auch bloß ein Käfer – von mir aus, ist okay.
Oh, Gott, ich nehme jetzt auch ’nen VW.
Oh, Gott, bring mir doch einfach ’nen Trabant.
Ich seh schon keine Bilder mehr und weg ist der Verstand.
Ich zwänge mich da rein, werde ich dabei auch entmannt.
Oh, Gott, bring mir doch einfach ’nen Trabant.
Oh, Gott, ich glaube, Du machst totales Mus.
Jetzt hält bei mir ein Saporoshez, was soll denn dieser Stuss?