Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation

in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische

Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© 2017 Ilonka Lütjen

Satz, Covergestaltung, Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH

ISBN 978-3-7431-3564-2

Autorin

lIonka Lütjen wohnt in Wiesbaden. Sie arbeitet als Beraterin, Trainerin und Personal Coach sowohl für Unternehmen, als auch für Privatpersonen. Die Termine finden größtenteils in ihren eigenen Räumlichkeiten, telefonisch oder online statt.

Schwerpunkt ihrer Tätigkeit sind die Themen

Inhalt

  1. Zwei getrennte Leben
  2. Mein Weg mit der Multiplen Sklerose
  3. Anfang zur Änderung: Savoyen
  4. Zu Hause
  5. Fallbeispiele aus meiner Coaching-Praxis

Vorwort

Dieses Buch ist kein Gewöhnliches, und genauso wenig gewöhnlich ist die Frau, die es geschrieben hat. Es verbindet Autobiographisches mit einer Anleitung zur Selbsthilfe. Dabei geht es nicht nur um das Krankheitsbild der Multiplen Sklerose; sie ist vielmehr Platzhalter für jede Erkrankung, die einen Menschen ereilen kann. Gerade in der heutigen immer hektischer werdenden Zeit, innezuhalten, zu entschleunigen und sich den Fragen über den weiteren Lebensweg zu stellen, eröffnet neue Möglichkeiten. Die Krankheit anzunehmen und die Sinnhaftigkeit zu erkennen, anstatt sie zu negieren und in Depressionen zu verfallen, ist auch ein möglicher Weg. Voraussetzung sind allerdings Offenheit und der Wille Eigenverantwortung zu übernehmen.

Das vorliegende Buch zeigt Lösungsansätze auf, mit einer schweren Erkrankung sinnhaft umzugehen und sich von engstirnigen, überholten Glaubenssätzen zu befreien. Man kann sich bewusst machen, dass destruktive Gedanken und Vorstellungen ihre zerstörende Kraft verlieren, wenn Lösungen gefunden werden. Das ist das Ziel dieses Buches. Manchmal muss man sich unangenehmen Fragen stellen, um den Sinn und Zweck der eingetretenen Veränderung für sich zu erkennen. Denn wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, ihr Leben nicht leben, dann lebt es Sie....

Dr. med. Steffen Gerke

Anleitung zum Arbeiten mit dem Buch

Liebe Leserin, lieber Leser,

Dieses Buch ergänzt meinen Workshop LebensWände bzw. bietet eine Alternative zur Teilnahme, falls Sie lieber allein arbeiten möchten. Eingebunden in meine eigene Geschichte habe ich die Fragen, die ich mir selber gestellt habe, aufgeschrieben und ergänzt.

LebensWände ist unterteilt in einen Lese-Teil und einen reinen Arbeitsteil, die beide unabhängig voneinander genutzt werden können.

Im Arbeitsteil, dem persönlichen Workbook, sind alle Fragen aus dem Lese-Teil noch einmal gesammelt und Sie haben viel Platz für Notizen, um sich über die Does und Don‘ts in Ihrem Leben Gedanken zu machen und passende Ziele für sich zu entwickeln.

Das kleine Stift-Symbol in beiden Teilen () kennzeichnet die Textstellen, die Sie zum Nachdenken und Schreiben einladen.

Damit der Umgang mit dem Workbook sowohl für die Leser des gedruckten Buches als auch für E-Book-Leser einfach funktioniert, habe ich an dieser Stelle eine kurze Anleitung für Sie geschrieben:

  1. In der Printausgabe von LebensWände ist das Workbook seitenverkehrt eingefügt. Wenn Sie das Buch einfach umdrehen und „von hinten“ anfangen, können Sie die Fragen direkt im Buch schriftlich beantworten.

    Wenn Sie nicht ins Buch schreiben mögen, können Sie sich das Workbook über den Link www.busicoach.de/wkq017.html herunterladen, ausdrucken und anschließend die Fragen direkt auf dem Ausdruck bearbeiten.

  2. Wenn Sie das eBook lesen, dann klicken Sie für das Workbook nur auf den Link www.busicoach.de/wkq017.html. Danach werden Sie automatisch zum Download auf meine Homepage weitergeleitet.

Viel Freude beim Lesen und Arbeiten

Ihre Ilonka Lütjen

1. Zwei getrennte Leben

1.1 Diagnose MS

Kennen Sie den Spruch: „Das einzig Beständige im Leben ist der Wandel“?

Gelegentlich habe ich das Leben gebeten, mehr Langeweile und weniger Wandel zu bringen.

Die größte Veränderung trat Anfang 2005 in mein Leben.

Ich war damals 42. Ich wurde am 21. März 1963 geboren. Im Iranischen Kalender (iranische Männer entsprachen früher meinem Beuteschema) beginnt mit diesem Datum das neue Jahr. Bei uns ist es (meistens) der Frühlingsanfang. Auch ein Neubeginn.

An einem Morgen im Januar 2005 wummerte wie gewöhnlich die Musik durch den Gymnastikraum des Sport-Centers, in dem ich trainierte. Im bunten Sportdress springe ich in der Stepp-Gruppe mit ein paar anderen auf das kleine Podest vor mir, drehe mich, laufe drum herum, beuge und strecke die Beine. So lange, bis wir mehr oder weniger außer Atem sind und schwitzen. Die Choreographie ist etwas schwierig, doch wir haben sie geübt. Ich kann sie mir sowieso gut merken. Mit vier Jahren begann ich Ballett zu tanzen. Das prägt.

Ich arbeite mich am Steppbrett ab. Und merke: Irgendetwas stimmt nicht. Ein Empfinden, wie ich es bei den letzten Stunden schon ein paar Mal bemerkte. Es fällt mir schwer, das Gleichgewicht zu halten. Ich überlege, was ich am Abend davor getrunken habe. Nein, es war kein Alkohol! Ein paar Tage später will ich meine Jeans aus- und eine Freizeithose anziehen. Ich verheddere mich, kann das zweite Bein nicht schnell genug befreien und habe plötzlich keinen Fuß mehr auf dem Boden. Klar, ich kippe um. Ich kann mich zwar noch abstützen, verstauche mir aber dabei den Knöchel. Ich gehe zum Orthopäden. Er ist supernett, sehr erfahren und befragt mich genau.

Anschließend schickt er mich ins MRT. Das Ergebnis: Ich habe MS. Multiple Sklerose. Bis dahin habe ich noch nie etwas davon gehört. Ich vernehme: Unheilbar! Zuhause recherchiere ich im Internet.

Ich war geschockt und fassungslos!

Alles, woran ich glaubte, geriet ins Wanken!

Mich hatte eine unheilbare Krankheit erwischt, bei der man irgendwann im Rollstuhl sitzt. Zumindest dachte ich so nach den ersten Recherchen. ICH HABE MS!

MS, Nervenbahnen in meinem Körper sind entzündet. Die Myelinschicht, die die Nervenbahnen schützt, löst sich stellenweise auf. Ich dachte dabei an die Ummantelung von Stromkabeln. Wenn dieses porös ist, kann man beim Anfassen einen Schlag bekommen. Im Körper entwickeln sich an diesen Stellen mit der Zeit Narben. Und die Signale an die Muskeln müssen diese Narben überwinden. Die Signale gelangen nicht mehr zuverlässig und schnell an ihr Ziel. Ich kann meine Muskeln also nicht mehr richtig ansteuern. Teilweise wird Nervengewebe auch dauerhaft zerstört.

Damals dachte ich: Das ist der Anfang vom Ende! Meine Zukunftsaussichten waren dahin. Nie wieder würde ich unbeschwert sein können und das Leben genießen.

Wo sollte ich Hilfe finden?

Völlige Verzweiflung überkam mich!

MS würde dafür sorgen, dass es nie wieder schön wird.

Der Besuch bei einer Selbsthilfegruppe machte alles nur noch schlimmer. Etwa 12 Frauen und Männer saßen zusammen, beklagten ihr Schicksal und erzählten sich, wie schrecklich alles ist. Das konnte ich auch allein! Ja, natürlich, ich weiß: Es ist wichtig, sich Zeiten des Leidens zu gönnen. Aber doch nicht immer! Irgendetwas in mir sagte: Es muss, um weiterleben zu können, auch schöne Stunden im Leben geben. Und die gibt es! Das kann ich jetzt, 11 Jahre nach der Diagnose, mit Bestimmtheit sagen! Ich habe gelernt, mir schöne Stunden zu verschaffen. Wieder das zu tun, was ich liebe zu tun. Mit Menschen arbeiten. Anders sicherlich als vorher, aber vielleicht sogar schöner!

1.2 Dieses Buch ist eigentlich ein Workshop

Dieses Buch beschreibt, wie es gelingen kann, sich mit einem Schicksal zu arrangieren, das einen zunächst vollends aus der Bahn zu werfen droht. Es geht darum, wie es gelingen kann, die Katastrophe für eine neue Chance zu nutzen. Sie werden dabei, liebe Leserin, lieber Leser, viel über Möglichkeiten der Hilfe und Selbsthilfe erfahren. Und darüber, wie es möglich wird, sich auch professionell neu zu orientieren. Mit diesem Buch möchte ich all jenen Mut machen, die selbst oder deren nahe Angehörige oder Freunde von einer Krankheit betroffen sind. Und jenen, deren Leben sich momentan auch ohne Krankheit verändert oder im Begriff steht, sich zu verändern. Freiwillig oder unfreiwillig. Mir ist es wichtig, Ihnen einen kleinen Einblick in mein Leben zu geben. Aufzuzeigen, wie ich denke und fühle. Wie mein Leben vor, während und nach der aktiven MS ausgesehen hat bzw. aussieht. So können Sie meine Denkweise, meine Gefühle und auch die Fragen, die ich mir stelle, besser nachvollziehen.

Mein Buch ist kein Rezeptbuch, bei dem es heißt: Nehmen Sie hiervon 3 Esslöffel, davon 5 Esslöffel, eine Prise … und backen Sie das Ganze 40 Minuten lang bei 200 Grad. Danach ist Ihre unheilbare Krankheit weg! Jeder ist anders. Es gibt unterschiedliche Wege. Vielleicht passt ein anderer besser zu Ihnen oder die Krankheit bleibt. Vielleicht aber ist dieser Weg auch Ihrer!

Eine Geschichte von Paul Watzlawick aus dem Buch „Anleitung zum Unglücklichsein“ fällt mir immer wieder ein. Kurzform: Ein betrunkener Mann krabbelt nachts im Schein einer Straßenlaterne suchend umher. Ein anderer Mann sieht das. Nach einer Weile fragt er: „Suchen Sie etwas? Kann ich Ihnen helfen?“ „Ja, ich suche meinen Hausschlüssel!“ Danach krabbeln beide zusammen über das Pflaster. Ohne Ergebnis. Der später hinzugekommene Passant fragt also den Betrunkenen: „Sind Sie sich sicher, dass Sie den Schlüssel hier verloren haben?“ Die Antwort: „Nein, nein, meinen Schlüssel habe ich dort hinten verloren. Aber dort ist es ja so dunkel!“ Tja, gelegentlich denke ich bei einem Klienten auch: „Mmh, Sie suchen auch lieber dort, wo Sie nichts finden werden, und genießen stattdessen die Helligkeit!“ Oft frage ich dann, ob wir uns gemeinsam diese Situation anschauen sollen. Die Geschichte erzähle ich dann meistens auch. Schauen Sie dort, wo es vielleicht dunkel ist, Sie aber das finden werden, was Ihnen weiterhilft. So habe ich es zumindest getan.

1.3 Ausblick: Es ist 2016

Der Blick von meinem Schreibtisch