»Egal was passiert:
Wir können die Zügel unseres Lebens in die Hand nehmen!«
Anke von Platen
Dieses Buch handelt von dem wichtigsten Menschen in unserem Leben:
Von uns selbst.
Wie wir mehr unser Leben leben, anstatt gelebt zu werden. Wie wir mehr von den Dingen machen, die uns wichtig sind. Das Buch gibt Impulse und Anstöße für mehr Selbstbestimmung in unserem Leben.
Wie können wir uns im Berufsalltag selbst führen, damit wir effektiver, zufriedener und erfolgreicher sind? Wie können wir aus dem Autopiloten-Modus und Hamsterrad aussteigen? Antworten erhalten Sie mit dem einzigartigen Kutschensystem:
Wir funktionieren wie eine Kutsche mit einem Pferdegespann auf dem Weg:
Die Kutsche symbolisiert unseren Körper, die Pferde stehen für unsere Gedanken und Emotionen. Der Kutscher steht für unsere Selbstführungsinstanz. Er hat die Zügel in der Hand und das Ziel im Blick, wenn er nicht gerade zügellos ist.
Den Kutscher in uns stärken und die Zügel mehr in die Hand nehmen – darum geht es in diesem Buch. Nach einem Kapitel über die Formen der neuen Zügellosigkeit lernen Sie die einzelnen Elemente des Kutschensystems im Detail kennen. Sie reflektieren Ihr persönliches Kutschensystem und wie Sie zur Zeit aufgestellt sind. Sie erhalten Impulse wie Sie Ihr Kopfkino steuern und erfahren, was die heutige Arbeitswelt mit Kiffen zu tun hat. Sie erhalten einfache Mittel, wie Sie Ihr Leben selbst in die Hand nehmen können.
Am Ende der Kapitel finden Sie jeweils Raum für Ihre Notizen. Und ganz am Ende des Buches finden Sie die Zugangsdaten für die ergänzenden Online-Arbeitsmaterialien.
Viel Spaß bei Ihrer persönlichen Kutschfahrt,
Ihre Anke von Platen
Das Buch möchte Sie durch viele Impulsen mit auf eine Reise nehmen. Eine Reise zu mehr Selbstbestimmung, Effektivität, Zufriedenheit und letztlich zu persönlichem Erfolg in Ihrem Leben. »Die Zügel des Lebens wieder mehr in die Hand nehmen.« ist das Motto.
Am Beispiel des Herrn Meister werden wir uns auf eine kleine Reise begeben:
Herr Meister ist Anfang 40, verheiratet, hat zwei Kinder und ist Projekt Manager in einem internationalen mittelständischen Unternehmen.
Er hat viel um die Ohren, parallele Projekte, fühlt sich im Dauermeeting-Stress und ziemlich unter Druck.
Er fühlt sich fremdbestimmt und steht des Öfteren neben sich. Die Wochentage fliegen nur so vorbei. Er wird unkonzentrierter, zum Teil gereizt. Er merkt, dass er nicht mehr so weitermachen kann. Sowohl sein Chef als auch seine Frau machen schon Bemerkungen, ob denn alles okay mit ihm ist.
Noch geht das gut – aber wie lange noch?
Seine Projekte laufen. Und er selbst? Er läuft schon lange nicht mehr in seinem Lauftreff. Keine Zeit. Und so langsam hat er das Gefühl, dass er etwas ändern muss.
So entschließt sich Herr Meister eine persönliche Auszeit zu nehmen. Ein paar Tage raus. An die Nordsee. Er fährt nach Juist. Ab in den Strandkorb. Den ersten Tag verschläft und verdöst er. Schaut nur den Wellen und den Wolken zu. Kommt langsam runter, bekommt Abstand zum Alltag.
Und als Herr Meister den nächsten Tag in seinem Strandkorb sitzt, wird ihm klar: Ich möchte etwas ändern. Ich möchte nicht weiter so fremdbestimmt durch mein Leben jagen. Und er denkt sich: Ich kann prima meine Projekte führen – aber wie führe ich mich selbst?
Ihm fällt auf: »Mensch, so richtig im Griff habe ich mich nicht. Eigentlich will ich mein Leben genießen, laufen gehen, fit sein, für meine Familie und mich gut sorgen, weniger Alkohol trinken – doch was mache ich? Genau das Gegenteil.«
Er steht auf, macht einen Strandspaziergang, kommt in Bewegung. Als er es sich wieder mit einem Stück Kuchen und Tee gemütlich macht, erinnert er sich an die Kutsche, die ihn vom Hafen zum Hotel gebracht hat. Diese Kutschen auf Juist haben etwas Beruhigendes, Nostalgisches. Und auf einmal macht es klick. Er überlegt:
»Funktioniere ich nicht genauso wie eine Kutsche?«
Ja! Wir funktionieren wie ein Kutschensystem, wie eine Kutsche mit Pferdegespann:
Die Kutsche steht für unseren Körper, unsere »Hardware«. Sie ist am Anfang perfekt für uns ausgestattet und läuft wie geschmiert.
Die Kutsche alleine kann sich nicht bewegen. Sie benötigt Pferde. Die Pferde symbolisieren unser innerpsychisches System: Unsere Gedanken, unsere Emotionen, unsere Bedürfnisse, unsere Werte. Die Pferde sind das, was unseren Körper steuert. Die Pferde – unsere Psyche – bringen uns in Bewegung.
Die Pferde sind über eine Deichsel mit unserer Kutsche verbunden. Zwischen Körper und Psyche gibt es eine Verbindung und sie beeinflussen sich. Sind die Pferde schwach oder schwermütig wirkt dies auf unser körperliches Wohlbefinden und umgekehrt.
Durch die Pferde kann die Kutsche gezogen werden. Doch sie ist noch orientierungslos. Wer steuert die Pferde, so dass sie nicht immer im Kreis laufen oder planlos sind?
Die Kutsche benötigt einen Kutscher, der die Kutsche und die Pferde lenkt. Der Kutscher steht symbolisch für unsere innere Führungskompetenz.
Der Kutscher hat die Zügel in der Hand und weiß, wo die Reise hingehen soll – er hat ein Ziel. Der Kutscher ist der innere Dirigent, der alle Beteiligten aufeinander abstimmt. Er hat alles im Blick: Umfeld, Weg, Ziel, Pferde, Geschirr, Kutsche. Er hat die Zügel in der Hand. Er bedient das Gas- und Bremspedal und steuert die Geschwindigkeit.
Die Zügel symbolisieren unsere Willenskraft, mentale Stärke, unseren Fokus. Wie wir unsere Zügel in der Hand haben, bestimmt, wie wir uns durch unser Leben lenken.
Zur Abrundung des Kutschensystems benötigen wir noch ein Ziel: »Wo soll unsere Reise hingehen?« Diese Frage ist nicht nur für die Urlaubsplanung wichtig. Vielmehr sollten wir diese Frage für unser Leben reflektieren. Wenn wir ein Ziel vor Augen haben, können wir unser Kutschensystem besser steuern. Und mit einem Ziel vor Augen können wir uns bei Kreuzungen leichter entscheiden, in welche Richtung wir abbiegen.
Unser symbolischer Reiseweg animiert uns zu reflektieren: Auf welcher Wegstrecke befinde ich mich gerade? In welchem Gelände bin ich unterwegs, benötige ich eine spezielle Bereifung und Ausrüstung oder kann mich jemand unterstützen?
Die verschiedenen Faktoren im Kutschensystem können wir für unsere Selbstführung nutzen. Das Ziel: Die Steigerung der Effektivität und des eigenen Erfolges. Es geht darum mehr von den Dingen zu tun, die für uns wichtig sind.
Herrn Meister fasziniert das Kutschenbild. Auf einmal wird ihm vieles klar. Vor allen Dingen fällt ihm auf, wie zügellos er in den letzten Monaten durch sein Leben ging. Er hatte sich auf die Projektführung konzentriert und sich selbst aus den Augen verloren. Sein innerer Kutscher hatte die Zügel nicht mehr im Griff.
Der Chef der Selbstführung ist der Kutscher in uns. Er ist der Dirigent unseres Kutschensystems.
Geht es uns gut und leben wir unser Leben, ist der Kutscher gefestigt auf dem Kutschbock: Er hat die Ziele fest im Blick, die Zügel variabel und doch bestimmt in der Hand. Er hat ein Auge, ob es den Pferden gut geht und die Kutsche noch fahrtüchtig ist oder ob sie repariert werden muss. Wir haben das Gefühl, dass unser Kutschensystem mit unserem Weg, unserem Umfeld gut zusammen passt.
Die Einflussfaktoren der heutigen Zeit machen es uns schwerer, fest auf dem Kutschbock zu sitzen. Wir werden zur Zügellosigkeit und Unproduktivität verleitet.
Meines Erachtens gibt es drei Hauptarten der heutigen und neuen Zügellosigkeit:
Eine der größten Herausforderungen unserer Zeit ist der tägliche, fast dauernde Einfluss von Medien und Ablenkungen sowie die eigenen, inneren Ablenkungen (»ich muss schnell was im Internet nachschauen« oder »mit dem Kollegen muss ich mich mal abstimmen«). Diese Gedanken abzuschalten ist schwierig. Und so kann es sein, dass Sie uns nicht nur am Arbeitsplatz dazwischen funken, sondern sich diese Gedankenstörungen den gesamten Tag durchziehen, auch weit nach Feierabend.
So kennen wir unsere Ziele, uns fällt es jedoch schwer auf unserem Weg zu bleiben. Wir haben das Gefühl nicht wirklich etwas zu schaffen. Die wirklich wichtigen Aufgaben bleiben vor lauter Meetings, E-Mails und Telefonaten liegen.
Oder wir haben nicht die Zügel, sondern eine innere Peitsche in der Hand: »Höher, schneller, weiter, perfekter!« ist das Motto des Kutschers. Er treibt sich innerlich an, seine Pferde laufen schnell und stark – doch seine Kutsche hat er nicht im Blick, sie läuft unrund hinterher.
Falls die Kutsche Blessuren bekommt, gehen wir in die Apotheke, holen uns ein Medikament – anstatt anzuhalten und eine Pause zu machen. Denn die Projekte müssen weiterlaufen. Wir müssen weiterlaufen. Meinen wir.
Diese Zügellosigkeit ist nicht effektiv. Wir meinen zwar, dass wir Zeit sparen und produktiv sind, doch langfristig benötigen wir mehr Zeit, um uns wieder zu erholen.
Es kann auch sein, dass der Kutscher nicht auf seiner Kutsche sitzt. Er hat die Steuerung abgegeben und liegt passiv im Opfer- und Jammertal. Und meint, er kann sowieso nichts ändern. Fühlt sich machtlos. »Das Unternehmen wird sich nicht ändern.«, »alle anderen sind besser« und »es ist alles so unklar gerade, schon wieder so eine Umstrukturierung«.
Keine Frage, die Welt dreht sich nicht langsamer, Unternehmen verändern sich regelmäßig und Projekte sind gefühlt nie zu Ende. Doch wer sich im Opfer- und Jammertal befindet, der macht sich abhängig und zum Spielball von seinem Umfeld.
Das passiert schneller, wenn wir wenig Energie haben oder krank sind. Und es passiert, wenn wir für uns selbst keine Verantwortung übernehmen.
Egal wie der Weg und das Wetter gerade sind: Wir können die Zügel in die Hand nehmen und unsere Gedanken, Emotionen sowie unser Wohlbefinden steuern.
Herrn Meister wird so Einiges klar. Er ist erschrocken. Er erkennt sich wieder in allen drei Arten der Zügellosigkeit. Es ist so ein Wechselspiel! Fühlt er sich gut und fit, fällt es ihm leichter, die Zügel in der Hand zu halten. Doch in den letzten Monaten musste er sich innerlich anheizen und anpeitschen.
Schließlich möchte er befördert werden. Durch dieses Anpeitschen hat er an Kraft verloren, seine Kutsche nutzte sich an der einen oder anderen Stelle ab. Und so hatte er auch keine Kraft mehr, die Zügel in der Hand zu halten und sich zu fokussieren. Und nun schwindet seine Kraft. Er hat sich im Nachhinein des Öfteren im Opfer- und Jammertal ertappt.
Was tun? Mit dem Kutschenmodell wird Herrn Meister klar, dass nur er etwas ändern kann. Er möchte seine Zügel wieder in die Hand nehmen. Er möchte aktiv Grenzen setzen, aktiv kommunizieren, dass er zu viel auf dem Tisch hat und vor allen Dingen darüber nachdenken, wer oder was ihn innerlich so antreibt und ob seine Ziele noch die richtigen für ihn sind.
Es ist an der Zeit über Verantwortungen nachzudenken. Wer ist für unsere Kutsche verantwortlich? Wer ist verantwortlich, dass es uns gut geht?
Zuallererst ist jeder für sich selbst zuständig: Für seinen Körper, seine Stimmung, seine Gedanken, seine Gefühle und seine Gesundheit sowie für die eigenen Ziele und das Erreichen dieser. Jeder hat die Verantwortung, sich selbst durch sein Leben zu steuern und sich einen möglichst passenden Weg für die eigenen Ziele und das eigene Kutschensystem auszuwählen und zu gehen.
»Moment mal« denkt sich Herr Meister. Wenn nur ich für mich verantwortlich bin, warum mache ich mich abhängig in meiner Stimmung von anderen? Ich glaube, ich verlange zu viel von meinem Chef und von meinem Unternehmen. Mein Chef soll mich motivieren?! Erst einmal muss ich wissen, was mich motiviert. Ich möchte meine Pferde, meine Motive genau kennen lernen. Dann kann ich gezielter nach Pferdefutter suchen und dieses einfordern. Doch warum kümmern sich auf einmal Unternehmen um meine Kutsche und stellen Obstkörbe auf und bieten Rückenschule an? Ist das sinnvoll? Er macht sich eine Notiz, diese Frage nicht aus dem Auge zu verlieren.
Was ist die Verantwortung jedes Einzelnen? Und was ist in der heutigen Zeit die Verantwortung von Führungskräften und Organisationen?
Beide Seiten haben ihre Verantwortung. Der Einzelne wird für seine Leistungsfähigkeit bezahlt und dafür, dass sein Kutschensystem gut läuft.
Führungskräfte und Unternehmen haben meines Erachtens für einen möglichst hindernisfreien Weg für die Mitarbeiterkutschen zu sorgen. Führungskräfte und Organisationen können und sollten gute Arbeitsbedingungen schaffen und nicht Hindernisse in den Weg legen. Sie sollten dafür sorgen, dass Mitarbeiter ihren Job machen, sich entwickeln können und sie nicht ausbremsen. Doch was sind gute Arbeitsbedingungen?
Gute Arbeitsbedingungen unterstützen drei gute Gefühle1: