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© 2016 Norbert Kilian
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Herstellung und Verlag:
BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 978-3-7412-0626-9
Die Lehre von der Wiederverkörperung ist weder widersinnig noch unnütz.
Zweimal geboren zu werden ist nicht erstaunlicher als einmal.
Auferstehung ist das ein und alles der Natur.
Voltaire, französischer Philosoph
Der Untertitel dieses Buches lautet „Wiedergeburt und Seelenwanderung unserer Haustiere“. Ich bin davon überzeugt, dass jedes Lebewesen eine Seele hat und so kann auch jedes Lebewesen entweder in den Himmel kommen oder wiedergeboren werden. Jedes Tier kann zu uns zurück kommen.
Dass in diesem Buch so oft von Hunden und Katzen die Rede ist, liegt einzig daran, dass ich nur sehr wenige Berichte über andere wiedergeborene Tiere gefunden habe. Ein Hundehalter lebt eng mit seinem Hund zusammen, im Normalfall in der Wohnung. Das heißt, dass er seinen Hund morgens nach dem Aufstehen sofort sieht. Der Hund begrüßt ihn freudig. Im Allgemeinen spricht der Hundehalter mit seinem Hund, streichelt ihn, gibt ein Leckerli und geht oftmals noch vor dem Frühstück mit ihm Gassi. Dieser enge Kontakt wird während des ganzen Tages aufrecht erhalten.
Da fallen natürlich die Eigenarten des Hundes auf. Vielleicht möchte er nicht raus, wenn es regnet. Vielleicht schläft er immer neben seinem Körbchen. Vielleicht bellt er beim ersten Ton des Weckers. Wenn nun nach dem 'Tod dieses Hundes der neue Hund die gleichen Verhaltensmuster zeigt, kann schnell der Gedanke aufkommen, dass die alte Seele in dem neuen Hund wiedergeboren wurde.
Wie sieht es aber beispielsweise bei einem Kaninchen, einem Meerschweinchen, einer Schlange oder einem Vogel aus? Jedes Tier hat seine Eigenarten, aber bei den eben genannten fallen sie einfach weniger auf als bei Hunden oder Katzen. In nur wenigen Fällen gibt es bei diesen Tieren extrem auffällige Verhaltensmuster, die darauf schließen lassen, dass das neue Tier die Wiedergeburt des alten ist.
Wenn Sie, liebe Leserin und lieber Leser, ihr Tier geliebt haben und dieses Tier glücklich bei Ihnen war, wird es versuchen zu Ihnen zurückzukommen, egal ob es sich um einen Hund, ein Pferd, eine Schildkröte oder ein anders Tier handelt.
Zum Schutz der Privatsphäre habe ich die Namen von Personen und Orten teilweise verändert.
Der Mensch sollte allen Tieren gegenüber Herzensgüte zeigen, denn wer gewohnt ist, grausam zu ihnen zu sein, ist genauso unsensibel den Menschen gegenüber.
Man kann das Herz eines Menschen schon allein danach beurteilen, wie er mit Tieren umgeht.
Je mehr man sich dem Studium der Tiere und ihres Verhaltens widmet, der Fürsorge, die sie ihren Kleinen gegenüber an den Tag legen, desto mehr wird man sie liebgewinnen.
Immanuel Kant, Philosoph
Inhaltsverzeichnis
Wir denken, dass der Mensch die Krönung der Schöpfung ist, er hat eine Seele. Wir halten es für möglich, dass die Seele des Menschen ins Paradies kommt oder wiedergeboren wird. Inzwischen gestehen viele auch Tieren eine Seele zu. Kann auch die Seele eines Tieres ins Paradies kommen oder wiedergeboren werden?
Kann eine menschliche Seele als Tier wiedergeboren werden? Oder wäre dies ein Abstieg von der wertvollen Seele des Menschen auf das niedrige Seelenniveau eines Tieres? Ist das Niveau der menschlichen Seele tatsächlich höher zu bewerten als das Seelenniveau eines Tieres? Woher wissen wir oder besser glauben wir zu wissen, dass der Mensch das höhere und beispielsweise der Hund das niedere Seelenwesen ist?
Die Religionen, die die Wiedergeburt kennen, sind sich darüber einig, dass es im Leben darum geht, die Liebe zu lernen. Es geht um die Entwicklung des Menschen hin zur Liebe und wenn es um Liebe geht, ist uns Menschen der Hund weit überlegen, denn der Hund liebt uns mehr als sich selbst.
Vielleicht ist es an der Zeit für uns Menschen, dass wir unsere Anschauungen überdenken. Möglicherweise entsteht daraus ein ganz anderes Weltbild.
Neale Donald Walsch hat gesagt:
„Sämtliche großen Entdeckungen entstammen der Bereitschaft und der Fähigkeit zur Einsicht, nicht recht zu haben.“
Gott gab Adam das gleiche Leben, das die Tiere genießen. Ja, sie alle haben ein und denselben Odem. Daher hat der Mensch keinerlei Vorrecht vor den Tieren.
John Wesley
Im Frühjahr 2014 erschien mein Buch „Krebs bei Hunden erfolgreich behandeln“, in dem ich auch von meinen Hunden und meiner Beziehung zu ihnen berichte.
Ich schreibe, dass ich der Meinung bin, dass unser Labrador Asko die Wiedergeburt unseres vorherigen Hundes Charly war. Interessanterweise hat mich wegen dieser These noch niemand verspottet. Im Gegenteil, ich erhielt Emails und Briefe von Menschen, die mir ihre Geschichten und Gedanken über Reinkarnation, Wiedergeburt und Seelenwanderung mitteilten. Die interessantesten davon werde ich in diesem Buch veröffentlichen, zunächst aber erst einmal das Kapital aus meinem Buch, das diese Reaktionen ausgelöst hat.
Heinz Rühmann hat gesagt: „Man kann auch ohne Hund leben, aber es lohnt sich nicht.“
Ich sehe es genauso. Ich liebe Hunde und habe seit meinem dritten Lebensjahr fast durchgängig einen Hund an meiner Seite gehabt. Der erste Hund unserer Familie war ein schwarz weißer Cocker Spaniel, wir nannten sie Corny, ein ausgesprochen schönes Tier. Ihre Züchterin hat sie manchmal bei uns abgeholt, um sie auf Ausstellungen zu präsentieren.
Nüchtern betrachtet war Corny ein Albtraum. Sie sprang in jede Pfütze und wälzte sich in Sachen, die man nicht gerne hat, sehr beliebt waren frische Kuhfladen. Sie war eigensinnig, bockig, verfressen und hatte eine sehr denkwürdige Auffassung von Gehorsam. Sie war aber auch verschmust und äußerst gelehrig. Kein Hund konnte so viele Kunststücke. So brachte sie jeden Morgen, wenn wir sie in den Garten ließen, ohne Aufforderung die Tageszeitung aus dem Briefkasten mit, anschließend gab es eine Belohnung. Sonntags kam keine Zeitung, somit gab es auch keine Belohnung. Irgendwann brachte Corny am Sonntagmorgen eine verdreckte Zeitungsseite mit, die sie aus dem Kompost geholt hatte und von da an wusste sie, wie sie auch am Sonntag eine Belohnung bekommen konnte.
Als ich fünfzehn Jahre alt war, lagen meine Eltern gleichzeitig im Krankenhaus, Mutter wegen eines Unfalls und Vater mit Herzinfarkt. Ich war bei Freunden untergebracht. Als ich wieder nach Hause kam, war Corny verschwunden. Meine Eltern haben mir nie gesagt, was mit ihr geschehen ist. Der Schmerz um den Verlust meines Hundes ist, wenn ich daran denke, noch immer präsent.
Ein Jahr später übernahm ich für zwei Jahre von meinem Freund, der ins Krankenhaus musste, dessen Hund Lumpi. Eine unglaubliche Mischung aus Afghane und Rottweiler, ein äußerst imposantes Tier, groß, blond, langhaarig und mit einem katastrophalen
Freiheitsdrang. Mein Freund Charly wohnte in Mardorf am Steinhuder Meer und Lumpi „durfte“ dort auf dem Grundstück und dem angrenzenden Wald frei herumlaufen. Das ging bei uns im Ort natürlich nicht. Aber so gut wir auch aufpassten, ständig war Lumpi weg.
Dreimal ist er in den zwei Jahren die vierzig Kilometer nach Mardorf zurück gelaufen. Beim dritten Mal hat ein Nachbar meines zwischenzeitlich verstorbenen Freundes den Vorschlag gemacht, dass er den Hund nehmen würde. Da er in gute Hände kam und wieder dort leben konnte, wo er wollte, stimmte unsere Familie schweren Herzens zu. Als wir Lumpi abgaben, weinte mein Vater und sagte, dass nie wieder ein Hund in sein Haus käme. Anschließend war Vater zu nichts mehr zu gebrauchen. Ihm fehlte der Hund, der tägliche Spaziergang, die Unterhaltung mit anderen Hundebesitzern und wohl nicht zuletzt auch die Zuneigung und Liebe, die Lumpi in sein Leben gebracht hatte.
Einige Monate später arbeitete ich in Minden auf einer Baustelle direkt neben dem Tierheim. In der Mittagspause ging ich hinüber, um mir die Hunde anzusehen. Am Tag zuvor war ein Welpe eingeliefert worden, den jemand aus der Weser gefischt hatte, circa drei Monate alt und verspielt bis zum Gehtnichtmehr. Nach Feierabend rief ich meinen Vater an und bat ihn, mich von der Baustelle abzuholen, von dem Hund sagte ich nichts.
Als er ankam, stand ich mit der Leiterin des Tierheims und dem Welpen an der Straße vor dem Tierheim. Vater erfasste die Situation sofort, stieg aus dem Auto und fing sofort an zu schimpfen, was mir wohl einfiele, keinesfalls wolle er einen neuen Hund, er habe noch genug vom letzten und so weiter. Diese Reaktion hatte ich vorausgesehen und der Leiterin des Tierheims im Vorfeld die Situation genau erklärt. Mitten in den Redeschwall meines Vaters sagte sie plötzlich „Halten Sie mal“ und drückte ihm den Welpen in die Hände. Vater sagte nichts mehr, er betrachtete das Fellknäuel und sagte: „Regel das bitte für mich“.
Wir nannten den Hund Charly, nach meinem verstorbenen Freund.
Es war ein absoluter Superhund, ein Spitzmischling, ausgewachsen hatte er vierzig Zentimeter Schulterhöhe. Er hatte nur positive Eigenschaften und war extrem anhänglich. Wir hatten damals einen riesigen Apfelbaum im Garten. Im Herbst stellte ich eine Leiter an den Baum, um die Äpfel in der Krone zu pflücken. Ich kletterte in den Baum und nach kurzer Zeit erklang direkt neben mir ein ängstliches Jaulen. Charly war die Leiter hinaufgeklettert und klammerte sich nun circa vier Meter über dem Boden an zwei Sprossen. Er zitterte vor Angst. Ich konnte nicht auf die Leiter zurück, weil dort der Hund hing. Außerdem hatte ich Bedenken, dass er hinunterfallen könnte. Ich rief nach meiner Frau, die aber im Haus nichts davon hörte. Nach einer gefühlten Ewigkeit erschien unser Nachbar Klaus am Zaun, er kletterte vorsichtig die Leiter hinauf und brachte den Hund sicher zurück auf den Boden. Ich war noch im Baum, doch kaum war ich zurück auf der Leiter, versuchte auch Charly wieder, die Leiter zu erklimmen. An der dritten Sprosse pflückte Klaus ihn wieder herunter.
Mit sechzehn Jahren verlor Charly sein Gehör und wir stellten ihn auf Zeichensprache um, er folgte nach wie vor aufs Wort. Wir konnten ihn wie gewohnt frei laufen lassen. Alle fünf Meter drehte er sich um. Wenn wir etwas von ihm wollten, mussten wir nur einen Arm nach oben halten, dann blieb er stehen und wartete auf weitere Anweisungen. Sollte er kommen, musste ich mich umdrehen, sollte er bleiben, musste ich eine Handfläche als Stoppsignal zeigen. Wir und auch die anderen Hundehalter im Ort hatten durch diesen Ausnahmezustand sehr viel Spaß. Charly wurde über achtzehn Jahre alt. Wir ließen ihn einschläfern, als er erblindete.
Was nun kommt, werden einige von Ihnen seltsam finden und andere sogar wunderlich, aber es entspricht den Tatsachen. Seit meiner Kindheit interessiere ich mich für Religion, besonders faszinierend finde ich den Buddhismus. Von der Idee der Wiedergeburt bin ich begeistert, ja, ich glaube daran, genau wie fast die Hälfte der Weltbevölkerung. Unser Charly war der absolute Tophund, ein Hund wie aus dem Bilderbuch, ich wollte ihn zurück. Doch wie findet man einen Hund der wiedergeboren wurde? Der Zufall oder die Vorsehung soll so etwas richten.
Nach einem guten halben Jahr suchte ich nach einem Welpen. Ein halbes Jahr habe ich die Zeit verstreichen lassen, damit Charly in anderer Form wiedergeboren werden konnte. Hören Sie auf zu grinsen, ich meine es Ernst.
Eines Tages kam meine Mutter von der Arbeit und brachte eine Tageszeitung aus Bielefeld mit, die sie zufällig bekommen hatte. In dieser Zeitung gab es unter der Rubrik „Verkäufe Tiere“ nur eine einzige Anzeige, „Labrador Welpen zu verkaufen“. Wir telefonierten, machten einen Termin und fuhren am Wochenende alle gemeinsam nach Bielefeld.
Acht schwarze drei Monate alte Labrador Welpen erwarteten uns, einer davon kam sofort zu mir gelaufen und kaute an meinen Schnürsenkeln. Dann ging er zu meiner Mutter und biss ihr in den kleinen Zeh. Dieser Frechdachs wurde unser neuer Hund.
Mein Vater fand die Idee, dass der Geist von unserem Charly in diesem Hund stecken sollte lachhaft und meine Mutter hielt sowieso immer alles für unmöglich.
Der Hund wurde Asko genannt. Als wir ihn in sein neues Zuhause brachten, war er begeistert. Es gab so viel zu entdecken. Er tobte durch den Garten, krabbelte in jede Ecke und untersuchte sein neues Körbchen im Wintergarten. Es gab nur eine einzige Stelle im ganzen Garten, die er mied und immer gemieden hat und das war die Hundehütte. Diese Hütte aus massiver Buche war schon immer die Hütte all unserer Hunde gewesen. Auch Charly, unser letzter Hund, hat sie jahrelang gerne genutzt. Aber circa zwei Jahre zuvor war etwas passiert und seither hatte Charly die Hütte nicht mehr betreten und war auch nicht mehr in ihre Nähe gegangen.
Wir kamen damals aus dem Urlaub zurück und Charly lief glücklich durch seinen Garten, ging in seine Hütte und kam sofort jaulend mit blutender Nase zu mir gerannt. In der Hütte hatte es sich ein großer Kater während unserer Abwesenheit gemütlich gemacht und unserem Hund, als er die Nase rein steckte, mit einem Tatzenhieb drei blutende Wunden verpasst.
Nun mied auch Asko diese Hütte, kann man das als Beweis für eine Wiedergeburt sehen, ich weiß es nicht. Urteilen Sie selbst.
Asko entwickelte sich zu einem absoluten Superhund, charakterliche Schwächen hatte er keine. Er stand unserem Charly in nichts nach. Müsste ich ihm ein Zeugnis ausstellen, so würde ich schreiben: Asko hat die in ihn gesetzten Erwartungen zu unserer vollsten Zufriedenheit erfüllt.
Mit circa sieben Jahren erkrankte Asko an Arthrose. Kurze Zeit später bekam er von einem Tag auf den anderen eine neurologische Krankheit. Nun war er, wenn er alleine war, immer sehr traurig. Meine Frau und ich beschlossen, einen zweiten Hund anzuschaffen. Meine Eltern lebten zu diesem Zeitpunkt nicht mehr.
Damals begeisterte ich mich für Schlittenhunderennen. Ich fuhr zu vielen Veranstaltungen, machte einen Musherkurs und verbrachte einen Urlaub auf einer Schlittenhundetour. Das Schlittenhundevirus hatte mich gepackt. Es sollte ein Schlittenhund sein. So kamen wir zu unserem jetzigen Hund, einem Akita Inu mit etwas Malamut Anteil. Kita war eineinhalb Jahre alt und schon als Schlittenhund ausgebildet, als sie zu uns kam. Mit Asko verstand sie sich sofort und Asko blühte noch mal richtig auf. Das war die beste Entscheidung, die wir treffen konnten.
Zwei Jahre später ließen wir Asko einschläfern. Er war erst neun Jahre alt, aber ich wollte ihm die Schmerzen und die Medikamente nicht weiter zumuten. Kita ist inzwischen fast vierzehn Jahre alt und kerngesund. Fünf Jahre habe ich mit ihr Schlittenhundesport betrieben, dann wurde ich krank, Krebs. Nun bin ich zwar wieder gesund, aber der Hund zu alt und ich vielleicht auch.
Warum erzähle ich Ihnen das alles? Ich möchte damit zum Ausdruck bringen, dass ich weiß, was es heißt einen Hund zu „besitzen“. Ich weiß, wie schwer ein Abschied fällt, wenn die Zeit gekommen ist. Aber ich weiß auch, was es bedeutet von einem Hund Abschied nehmen zu müssen, obwohl die Zeit noch nicht gekommen ist.
Schau dir den Blick eines Hundes an: Kannst du immer noch behaupten, er hätte keine Seele?
Victor Hugo, Schriftsteller
Dieser Brief erreichte mich kurz nach Erscheinen meines Buches „Krebs bei Hunden erfolgreich behandeln“ Ich habe den Brief gekürzt, weil es für Sie als Leser wahrscheinlich nicht interessant ist, warum Frau Winter auf mich und mein Buch aufmerksam wurde. Auch habe ich die weiterführenden Gedanken um Wiedergeburt, Tod und Gott weggelassen, einfach weil sie sehr persönlich waren.
Glauben Sie an Seelenwanderung? Also ich schon. Im November 2002 mussten wir unseren geliebten Biff einschläfern lassen. Er ist 14 Jahre alt geworden, ein Mischlingsrüde, 11 kg schwer mit drei Beinen. Das linke Hinterbein hat er bei einem Unfall verloren als er ein Jahr alt war.
Im Sommer 2003 haben wir uns wieder einen Welpen geholt. Ebenfalls ein Mischling, weil die gesünder sind und mehr Individualität haben. Bruno wuchs heran. Er ähnelte in vieler Hinsicht unserem verstorbenen Biff und hatte einige Verhaltensweisen von ihm. Da glaubten wir noch, das dies den Gegebenheiten geschuldet war.
So kam Bruno genau wie früher Biff morgens, wenn unser Wecker klingelte aus seinem Körbchen im Flur die Treppe hoch und setzte sich vor unsere Schlafzimmertür, um den Tag gemeinsam mit uns zu beginnen. Auch fraß er am allerliebsten Birnen. Nach einem Jahr geschah das unglaubliche. Bruno trat mit dem linken Hinterbein nicht mehr auf. Er lief genau wie sein Vorgänger Biff auf drei Beinen. Natürlich waren wir beim Tierarzt. Er konnte nichts finden und meinte, dass es sich wahrscheinlich um eine Verstauchung handele, die sich von alleine wieder regeneriert.
Aber Bruno lief weiterhin auf drei Pfoten und er schien dabei keine Schmerzen zu haben. Wir waren bei einer Tierheilpraktikerin, auch sie fand keine Ursache. Nach circa einem halben Jahr hatte mein Mann eine total verrückte Idee. Er verpasste Bruno an seinem rechten Hinterbein einen Verband, einfach um zu sehen was passiert. Und was passierte? Bruno lief weiter auf drei Beinen, allerdings hielt er nun das umwickelte Bein hoch! Er lief also auf dem vermeintlich kranken. Für uns war das der Beweis, dass mit dem linken Bein alles in Ordnung sein muss, denn sonst würde Bruno es nicht belasten können.
Inzwischen ist Bruno elf Jahre alt und seit zehn Jahren läuft er auf drei Beinen. Wenn Bruno eines Tages stirbt, werden wir nicht eine Sekunde um ihn trauern, weil wir wissen, dass er wiederkommen wird. Allerdings hoffen wir, dass er das nächste Mal auf vier Pfoten mit uns spazieren geht. Er muss uns nichts mehr beweisen.
Ein Mitglied eines Esoterikforums berichtet, dass sich sein Kater als Einjähriger bei einem Sprung aus dem zweiten Stock einen Beckenbruch zugezogen hatte. Seither musste er beim Sitzen immer den rechten Hinterlauf nach vorne strecken. Der Kater starb mit zwölf Jahren.
Zwei Jahre später holte sich der Schreiber zwei junge Kater, einer optisch das genaue Ebenbild des Verstorbenen. Er streckt beim Sitzen häufig den rechten Hinterlauf nach vorne, genauso wie es der verstorbene Kater getan hat. Es sind auch Fotos und Videos dazu eingestellt.