Alfred Heubeck
Geb. 1947, Studiendirektor Mathematik, Physik, Informatik,
Karate seit 1962, Schwarzgurt seit 1968
7.Dan Karate 1.Dan Kyusho,
A-Trainer seit 1978, Karatelehrer seit 1999
Josef Möges
Geb. 1968, Dipl.-Kfm. (FH)
Karate seit 1989
4.Dan Karate, 2.Dan Kyusho
B-Trainer Selbstverteidigung seit 2011, Dojoleiter seit 1997
Traditionelle …
(1963)
…und moderne Formen des Kumite-Trainings
(2016)
Impressum:
© 2016 Alfred Heubeck
Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 9783741206696
Umschlaggestaltung: Reiner Thiemel
Das Motto „Zukunft braucht Tradition“1 ist der Leitgedanke der folgenden Darstellung. Karate in Deutschland ist im Umbruch, seine Entwicklung ist phantastisch, viele neue, moderne Einflüsse tragen zur Weiterentwicklung bei, aber sie enthalten auch die Gefahr überlieferte Werte des „traditionellen Karate“ zu verlieren.
Der Begriff „traditionelles Karate“, der zurzeit in der Karatewelt häufig auftaucht, ist jedoch höchst problematisch, undefiniert und wird sehr unterschiedlich verstanden. Deshalb hier, um Missverständnisse zu vermeiden, eine sehr stark komprimierte Darstellung der Karate-Historie.
Durch chinesische Besucher kamen „Kung-Fu“ –Formen nach Okinawa und wurden dort mit dem einheimischen „Te“ vermischt. Innerhalb von Kleingruppen und vorwiegend innerhalb von Keimochi-Familien2 wurde der Kampfstil meist geheim gelehrt, entsprechend der Kenntnisse in anderen Kampfkünsten weiterentwickelt und überliefert. Dabei ist anzunehmen, dass die Inhalte an die Bedürfnisse angepasst wurden, die Polizisten in den Hafenstädten hatten sicher andere Schwerpunkte als die Leibwächter des Königs in Shuri. Die veränderte politische Situation in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zwang Karatelehrer Schulen aufzumachen und so Geld zu verdienen. Dabei musste natürlich die Art des Trainings an die jetzt größeren Gruppen angepasst werden. Dabei wurde oft militärisches Training – preußischer Drill – als Vorbild genommen.
Extrem wurden die Veränderungen im Karate am Anfang des 20. Jahrhunderts beim Transfer nach Japan. Aus Rücksicht auf die Kampfkünste Japans wurden Hebel, Würfe und Bodenkampf aus dem Repertoire entfernt. Um den „japanischen Feinden“ nicht die letzten Geheimnisse zu verraten, wurden Anwendungen und Kyusho-Inhalte verschwiegen. Im Rahmen der kriegerischen Aufrüstung Japans, wurde das Karate zusätzlich stark an militärische Bedürfnisse angepasst. Nach dem 2. Weltkrieg wurde unter dem Einfluss der Amerikaner3 Kobudo4 völlig aus dem Karate entfernt und aus der jetzt fast militärischen Kampfkunst der Wettkampfsport entwickelt.
Die besten und erfolgreichsten Wettkämpfer dieser neuen Sportart wurden von Japan ab 1960 in die ganze Welt geschickt, um Karate zu verbreiten. In Deutschland trafen diese Trainer vorwiegend auf sehr belastungsfähige Jugendliche, Schüler und Studenten in der Altersgruppe von 15 bis 25 Jahren, die dazu durch das Image einer harten Kampfkunst motiviert waren. Die natürliche Folge war, dass in nahezu militärischer Form hartes Wettkampfkarate trainiert wurde.
Logischerweise ergibt sich daraus, dass die Taktik dazu aus dem Shorin-Ryu stammt. Das bedeutet in Kurzfassung:
Die Einschränkung auf Schlagen und Treten ergab sich durch die gewollte Unterscheidung zu den anderen japanischen Kampfsportarten. Das Wettkampfsystem Shobu-Ippon ergab sich aus der Zielvorstellung mit einer Technik den Kampf zu beenden (Ikken-Hissatsu5), das KO-System war der Idee geschuldet, dass ein in der Realität schwer verletzter Verlierer nicht, auch nicht in einer Trostrunde, weiterkämpfen könnte.
Die Shotokan-Prüfungsordnung mit ihren „traditionellen Kumite-Formen“ und der in ihr latent verborgenen Methodik und Didaktik war dementsprechend auf diese Zielgruppe von Sportlern und der entsprechenden Wettkampfform ausgerichtet. Trotz der daraus resultierenden Einschränkungen stellen sie einen wertvollen Schatz von Übungen dar, der auch unter kritischer Beobachtung nicht vernachlässigt werden sollte
Die Kumite-Formen des 1. Teils des Buches beziehen sich vorwiegend auf diese oben angedeutete Ausführung des Karate. Weitere mögliche Aspekte, notwendig geworden durch eine Anpassung des Partnertrainings an die aktuellen Bedürfnisse, und ihre Unterscheidungsmerkmale werden dann im zweiten Teil als „Moderne Varianten des Partnertrainings“ behandelt.
In einigen Übungsformen wird aus Gedan-Barai gestartet. Das deutet prinzipiell darauf hin, dass hier der Schwerpunkt auf der grundschulmäßigen Ausführung liegt. Stehen beide Partner in Kamae, so soll der Kampfaspekt betont werden. Für den Angreifer folgt, aus Gedan-Barai heraus wird dem Verteidiger ein sauberes Üben erleichtert, aus Kamae wird er gefordert.
Eine Übersicht über die Formen des Partnertrainings findet sich am Ende des Buches.
1 Motto des Melanchthon-Gymnasium-Nürnberg
2 Bezeichnung der Samurai in Okinawa
3 Ohne den Satz Nakayamas „Im Karate gibt es keine Waffen“ wäre der Sport von den amerikanischen Besetzern nicht erlaubt worden.
4 Waffenkunst Okinawas, die stark mit Karate verknüpft war
5 Dieser Begriff des Siegens mit einem Treffer stammt aus der Schwertkunst
In diesem Kapitel werden, die verschiedenen Formen des Partnertrainings, auch auf die Gefahr einer gewissen Monotonie, nach einem festen Schema beschrieben. Zuerst kommt die tabellarische Kurzbeschreibung der Standardausführung mit einfachen Hinweisen, teilweise durch Fotos dargestellt, dann die Bewegungscharakteristik, die Art der Bewegung im Raum, Hinweise zum Distanzverhalten, zu Timing, Reaktionstraining und zur enthaltenen Taktik.
Die Kenntnis dieser Aspekte ist wichtig und sollte punktuell auch durch den Trainer der Übungsgruppe vermittelt werden. Wenn man dies beachtet, können Aussagen wie „diese Übungsform ist schlecht (falsch)“ relativiert werden. Eine Übungsform ist richtig, gegebenenfalls sehr gut, wenn die gewünschten Übungsziele durch sie optimal geübt und erreicht werden können. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass keine „falschen“ Bewegungen einstudiert werden, die einer positiven Weiterentwicklung im Wege stehen.
Auch sollte auf Einschränkungen hingewiesen werden, z.B. sind manche Übungsformen für die Selbstverteidigung ungeeignet, sind taktisch nicht optimal usw.
Bewegungsbeschreibung: (Standardausführung)
Typisch sind 5 gleiche Angriffe
Angreifer: | Verteidiger: | ||
Ausgangsstellung: | Technik | Ausgangsstellung: | Technik |
Shizentai, dann | Shizentai | ||
rechts zurück mit Gedan Barai |
Angriffstechnik ansagen |
Weiter Shizentai | |
Schritt vor mit Zenkutsu-Dachi | Oi-Zuki-Jodan (Chudan), Mae Geri, (Yoko Geri-Ke-Komi, Mawashi Geri, Ushiro-Geri) |
Schritt rechts oder links zurück, meist mit Zenkutsu-Dachi, sehr selten mit Kokutsu- oder Kiba-Dachi |
Standardabwehren: Age-Uke, Soto-Ude-Uke, Uchi-Ude-Uke, Gedan-Uke, Nagashi-Uke, Shuto-Uke |
Insgesamt 5 Schritte vorwärts | Der Angriff bleibt gleich | Insgesamt 5 Schritte | Die Abwehr bleibt gleich |
Zenkutsu-Dachi | Dann Gegenangriff mit Gyaku-Zuki |
Beispiele:
1. Beispiel:
Shizentai Musubi-Dachi Rei
Musubi-Dachi Shizentai Tori (Angreifer) rechts zurück Gedan-Barai
Oi-Zuki Jodan (rechts vor beginnen) + Age-Uke (links zurück beginnen) / Oi-Zuki-Jodan+ Age-Uke / Oi-Zuki-Jodan + Age-Uke
Oi-Zuki-Jodan + Age-Uke Oi-Zuki-Jodan + Age-Uke Gyaku-Zuki Chudan
Shizentai Musubi-Dachi Rei
Musubi-Dachi Shizentai
2.Beispiel:
Shizentai Musubi-Dachi Rei
Musubi-Dachi Shizentai Tori (Angreifer) rechts zurück: Gedan-Barai
Oi-Zuki Chudan (rechts vor beginnen) + Soto-Ude-Uke (links zurück beginnen) / Oi-Zuki Chudan + Soto-Ude-Uke / Oi-Zuki Chudan + Soto-Ude-Uke
Oi-Zuki Chudan + Soto-Ude-Uke Oi-Zuki Chudan + Soto-Ude-Uke Gyaku-Zuki Chudan
Shizentai Musubi-Dachi Rei
Musubi-Dachi Shizentai
3. Beispiel:
Shizentai Musubi-Dachi Rei
Musubi-Dachi Shizentai Tori (Angreifer) rechts zurück: Gedan-Barai
Oi-Zuki-Jodan (rechts vor beginnen) + Age-Uke (rechts zurück beginnen) / Oi-Zuki-Jodan + Age-Uke / Oi-Zuki-Jodan + Age-Uke
Oi-Zuki-Jodan + Age-Uke
Oi-Zuki-Jodan + Age-Uke Gyaku-Zuki Chudan
Shizentai Musubi-Dachi Rei
Musubi-Dachi Shizentai
4. Beispiel:
Shizentai Musubi-Dachi Rei
Musubi-Dachi Shizentai Tori (Angreifer) rechts zurück: Gedan-Barai
Oi-Zuki Chudan (rechts vor beginnen) Soto-Ude-Uke (rechts zurück beginnen) / Oi-Zuki-Chudan + Soto-Ude-Uke / Oi-Zuki-Chudan + Soto-Ude-Uke
Oi-Zuki Chudan + Soto-Ude-Uke Oi-Zuki Chudan + Soto-Ude-Uke Gyaku-Zuki Chudan
Shizentai Musubi-Dachi Rei
Musubi-Dachi Shizentai
Die Beispiele oben sind der Shotokan-Prüfungsordnung entnommen. Für die in der Tabelle angeführten weiteren Angriff- und Abwehrmöglichkeiten sollen hier ein paar Hilfen gegeben werden, auf die bildliche Darstellung kann wohl verzichtet werden:
Uchi-Ude-Uke:
Mae-Geri:
Mawashi-Geri:
Yoko-Geri-Ke-Komi
Bewegungscharakteristik:
In der normalen Ausführung könnte man das Gohon-Kumite als Grundschultraining mit Partner beschreiben. Jede einzelne Technik wird sauber durchgeführt, nach der 5. Technik und dem Gegenangriff noch einmal die Haltung und Spannung kontrolliert und korrigiert. Erst nach etwa zwei Sekunden Anspannung und isometrischem Training wird dann wieder Shizentai eingenommen. Dabei geht der Angreifer zurück, der Verteidiger nach seinem Konter mit Gyaku-Zuki vorwärts und demonstriert so durch seine Körpersprache die gewonnene Überlegenheit.
Auch die Etikette wird hier einstudiert. Saubere Verbeugung und Ansage des Angriffs gehören genauso dazu, wie das Vorbereiten des Angriffs durch einen Schritt zurück zu Zenkutsu-Dachi mit Gedan-Barai. Diesen Schritt hat Jürgen Seydel, der Begründer des Karate in Deutschland einmal bei einem Lehrgang sehr schön beschrieben: „Der Schritt ist wie das Spannen einer Mausefalle, die Bewegung ist ruhig und ohne Hektik und lässt trotzdem ahnen, mit welcher Schnelligkeit und Dynamik die nächste Bewegung erfolgen wird.“
Mit dem Gohon-Kumite sollen nicht nur die Stellungen, Schrittbewegungen und die Grundtechniken geübt werden, sondern auch die Stabilität der Stellung, die Festigkeit der Hüfte und die Spannung der Arme. Ein starker Angriff zeigt hier Schwächen beim Verteidiger auf. Umgekehrt kann eine starke Verteidigung den Stand, die Oberkörperhaltung stören oder den Angriff leicht ablenken.
Bewegung im Raum:
Die gerade Bewegung auf einer Linie vorwärts, bzw. rückwärts entspricht der Bewegungsausführung in der Grundschule und auch der natürlichen Fluchtbewegung. Auch wenn aus taktischen Überlegungen seitliche Ausweichbewegungen bevorzugt werden sollten, ist zum Techniktraining mit Partner die einfache Rückwärtsbewegung mit ihrer Bewegungswiederholung sinnvoll.
Distanzverhalten:
Von Anfang an muss hier bereits die richtige Distanz beachtet werden. Anfänger sollten vor dem Gedan-Barai in Shizentai die Entfernung zum Partner mit den Armen abmessen. Damit ergibt sich auch auf natürliche Weise der Zwang mit der Anfangsbewegung Gedan-Barai rückwärts zu gehen.
Die richtige Distanz bleibt aber auch für Fortgeschrittene wichtig: Eine nicht richtig abgewehrte Bewegung sollte das Ziel berühren oder am Kopf wenigstens berühren können. Ein schneller Mae-Geri kann während der Bewegung den Verteidiger überholen und den Bauch touchieren, wenn der Abstand korrekt gewählt ist. Zu großer Abstand liefert zwar eine Scheinsicherheit, verhindert aber saubere, wirkungsvolle Abwehrtechniken und macht einen starken Konter mit Anzugberührung unmöglich.
Als einfache Regel kann man beachten: Stehen die vorderen Füße von Angreifer und Verteidiger in Zenkutsu-Dachi nebeneinander, ist die Distanz in Ordnung. (Ausnahmen ergeben sich bei extremem Größenunterschied der Partner.)
Timing:
Bei hypothetisch fast gleicher Schrittgeschwindigkeit erfolgen Angriff und Abwehr scheinbar gleichzeitig. Wird vom Trainer kommandiert, besteht die Gefahr, dass auch der Verteidiger mit dem Kommando startet. Bei sorgfältigem Üben ist aber der Bewegungsstart des Verteidigers die Folge der Bewegung des Angreifers. Trotzdem muss die Abwehr unmittelbar vor dem Kime des Angriffs auftreffen: Hier ist der Angriff noch schwach genug für eine gute Abwehr. Gleichzeitiges Kime würde außerdem, in die Realität eines Kampfes übersetzt, bedeuten, dass die Abwehr im Moment des Treffens erfolgt.
Reaktionstraining:
Im Gohon-Kumite kann eine Art der Reaktion erfahren und geübt werden, die man sonst eher im Shorei-Ryu6 antrifft, man erspürt die Absicht und Aktion des Angreifers über den direkten (Haut-)Kontakt. Diese Berührung zwischen den Handgelenken von Abwehr und Angriff sollte nach dem Angriff gehalten werden. Dann kann „nach Gefühl“ (blind) reagiert werden. Man kann das probieren, indem der Verteidiger nach dem 1.Angriff die Augen schließt. (Nur der Verteidiger, nicht der Angreifer!) Mit der Zeit erfühlt man nicht nur den Moment des Angriffs, sondern auch dessen Eigenschaften wie Schnelligkeit, Härte und Distanz.
Taktik:
Der Anspruch an taktische Fähigkeiten ist gering: Der einfache Angriff erfolgt explosiv mit maximalem Krafteinsatz und größter Geschwindigkeit. Die Abwehr wird dem Angriff angepasst, dann mit maximalem Einsatz beim Gegenangriff gekontert.
Lernziele:
Die ersten Lernziele sind die Verbesserung der Grundtechniken, die Stabilisierung der Grobform bestehend aus Körperhaltung, Muskelspannung und dem Übergang von der theoretischen Grundschultechnik zu praxisbezogenem Angriff und Abwehr.
Weiterführende Übungsbeispiele:
Betrachtet man das Gohon-Kumite als einfaches Grundschultraining mit Partner, so ergeben sich beiläufig weitere Varianten:
Für Fortgeschrittene gibt es viele Möglichkeiten:
Zu beachten ist, dass das hintere Bein nicht bewegt werden sollte. Fortgeschrittene sollten versuchen die Dynamik der Bewegung auszunutzen und in dem Moment, in dem das vordere Bein unbelastet ist Age-Uke und Mae Geri gleichzeitig auszuführen.
Nach dem Gyaku-Zuki kann auch vor dem nächsten Schritt jedes Mal Kamae eingenommen werden.
4. Es sind auch Mehrfachangriffe wie Oi-Zuki Jodan, Gyaku-Zuki Chudan (Renzuki) möglich. Die Abwehr erfolgt bei spiegelsymmetrischer Aufstellung mit Age-Uke und Soto-Ude-Uke mit der gleichen Hand. Der Konter ist Gyaku-Zuki mit Kamae.
Nach dieser Bewegung könnte zurückziehen zu Kamae erfolgen.
Das Üben geht etwas leichter, wenn der 3. Angriff etwas zu hoch für Chudan erfolgt.
5. Weiter Beispiele sind denkbar. Richtige Distanz und ein runder Bewegungsablauf muss aber möglich sein.
Wollte man streng im Arbeiten mit der offenen Hand bleiben, könnte man sich auch andere Konter ausdenken, z.B. mit dem Handballen gegen das Kinn.
Diese Abwehrfolge ähnelt dem obigen Beispiel. Sie erfolgt aber mit Kakuto-Uke, Teisho-Uke und wieder mit Kakuto-Uke. (Handgelenk und Handballen) Zielgenauigkeit, Handhaltungen und Technikvielfalt werden hier geübt.
6. Übt man ohne Kommando, so steigert ein Timing-Wechsel des Angreifers den Anspruch.
6 Selbstverteidigung gegen Nicht-Kampfsportler (Genaue Erläuterung später)
Bewegungsbeschreibung: (Standardausführung)
Typisch sind 3 Angriffe vorwärts in schneller Folge
Angreifer: | Verteidiger: | ||
Version aus der Prüfungsordnung: | |||
Ausgangsstellung: | Technik | Ausgangsstellung: | Technik |
Shizentai, dann | Shizentai | ||
rechts zurück mit Gedan-Barai | Angriffstechnik ansagen | Weiter Shizentai | |
Schritt vor mit Zenkutsu-Dachi | Oi-Zuki Jodan, Oi-Zuki Chudan, Mae- Geri | Schritt links zurück mit Zenkutsu-Dachi | Standardabwehren: Age-Uke, Soto-Ude-Uke, Nagashi-Uke |
Insgesamt 3 Schritte vorwärts |
Der Angriff bleibt gleich | Insgesamt 3 Schritte | Die Abwehr bleibt gleich |
Zenkutsu-Dachi | Dann Gegenangriff mit Gyaku-Zuki | ||
Normalversion: | |||
Shizentai, dann | Shizentai, dann | ||
Kamae rechts vorne | Kamae rechts vorne | ||
3 Schritte vor mit Zenkutsu-Dachi | 1.Schritt: Oi-Zuki- Jodan 2. Schritt: Oi-Zuki- Chudan 3. Schritt: Mae-Geri |
2 Schritte zurück mit Zenkutsu-Dachi, 3. Schritt Zenkutsu-Dachi oder Kokutsu-Dachi |
Age-Uke Soto-Ude-Uke Nagashi-Uke |
Zenkutsu-Dachi | Dann Gegenangriff mit Gyaku-Zuki |
Alternativen: Reihenfolge beibehalten, aber mit anderer Technik starten. (1 Chudan, 2 Mae-Geri, 3 Jodan oder 1 Mae-Geri, 2 Jodan, 3 Chudan)
1. Beispiel:
Shizentai Musubi-Dachi Rei
Musubi-Dachi Shizentai Tori (Angreifer) rechts zurück: Gedan-Barai
Oi-Zuki-Jodan (rechts vor beginnen) / Age-Uke / (links zurück beginnen) / Oi-Zuki-Jodan / Age-Uke/ Oi-Zuki-Jodan/ Age-Uke
Gegenangriff Gyaku-Zuki Shizentai Musubi-Dachi
Rei Musubi-Dachi Shizentai
2. Beispiel:
Shizentai Musubi-Dachi Rei
Musubi-Dachi / Shizentai / Tori (Angreifer) rechts zurück: Gedan-Barai
Oi-Zuki Chudan/ (rechts vor beginnen) / Soto-Ude-Uke/ (links zurück beginnen) / Oi-Zuki-Chudan/ Soto-Ude-Uke/ Oi-Zuki-Chudan/ Soto-Ude-Uke
Gyaku-Zuki Chudan Shizentai Musubi-Dachi
Rei Musubi-Dachi Shizentai
Shizentai Musubi-Dachi Rei
3. Beispiel:
Musubi-Dachi Shizentai Tori (Angreifer) rechts zurück: Gedan-Barai
Mae-Geri-Chudan (rechts vor beginnen) / Nagashi-Uke (links zurück beginnen) Mae-Geri Chudan Nagashi-Uke Mae-Geri Chudan Nagashi-Uke
Gyaku-Zuki Chudan Shizentai Musubi-Dachi
Rei Musubi Dachi Shizentai
4. Beispiel:
Shizentai Rei Shizentai
Kamae Oi-Zuki Jodan+ Age Uke Oi Zuki Chudan+ Soto-Ude-Uke
Mae-Geri + Nagashi-Uke (auch Kokutsu-Dachi möglich) Gyaku-Zuki Kamae
Shizentai
Die ersten Beispiele sind wieder der Shotokan-Prüfungsordnung entnommen. Die beschriebene einfache Form wird durch die Tatsache bedingt, dass das Sanbon Kumite für den 7. Kyu gefordert wird. Sanbon-Kumite ist in seiner normalen Form, mit drei verschiedenen Angriffen, auch für Fortgeschrittene eine wichtige Übungsform. Normalerweise wird mit drei verschiedenen Techniken angegriffen.
Bewegungscharakteristik:
In der Prüfungsausführung könnte man das Sanbon-Kumite mit dem Gohon-Kumite vergleichen: Grundschultraining mit Partner. Jede Technik wird sauber durchgeführt, nur in schnellerer Reihenfolge. Die Fortgeschrittenenversion erhöht einmal den Schwierigkeitsgrad durch den Wechsel der Angriffstechniken, dann aber auch durch ein hohes Angriffstempo, bei dem der Angreifer versucht ohne merkliche Minderung in der Qualität des Angriffes so schnell zu sein, dass der Verteidiger bei der Abwehr in Schwierigkeiten gerät.
Bewegung im Raum:
Wie Gohon-Kumite.
Distanzverhalten: (Normalform)
Nur wenn den Angreifer bereits beim ersten Angriff mit der richtigen, kurzen Distanz den Verteidiger in Bedrängnis bringt, hat er die Chance beim 2. oder 3. Angriff der Abwehr zuvorzukommen. Lässt sich der erste Angriff zu leicht abwehren, kann in der Regel der Verteidiger schnell genug zurückweichen und sauber abwehren.
Timing:
Der Angreifer versucht mit starkem Stand und Kime in so schneller Folge anzugreifen, dass der Verteidiger in Schwierigkeiten gerät. Der Verteidiger soll mit ebenso starken Techniken schnell genug zurückweichen.
Angreifer und Verteidiger müssen beachten, dass eine nicht so starke Technik und ein nicht so fester Stand keine echten Geschwindigkeitsvorteile bringen:
Ein schwacher Angriff bringt weder psychischen, noch physischen Druck und kann entspannt und problemlos kontrolliert werden, eine schwache Abwehr gibt dem Angreifer die Möglichkeit ohne Zeitverlust sofort weiter zu attackieren.
Reaktionstraining:
Hier wird zum ersten Mal genaue Bewegungsbeobachtung gefordert, die Angriffstechnik muss erkannt werden, ebenso die Schnelligkeit und die Stärke der Bewegung. Im Einklang mit der Beobachtung muss dann die eigene Bewegung angepasst werden.
Taktik:
Auch wenn der Anspruch an taktische Fähigkeiten gering ist: Durch Wechsel von Rhythmus, Geschwindigkeit und Stärke des Angriffs kann der Verteidiger überlistet werden, auf jeden Fall wird seine Reaktion geschult.
Lernziele:
Neben der Verbesserung der Grundtechniken, wird natürlich die Fähigkeit mit einer Folge von verschiedenen Angriffen vorzugehen, bzw. die Fähigkeit auf sie zu reagieren, geschult.
Weiterführende Übungsbeispiele:
Es lassen sich natürlich weitere Beispiele ausdenken, aber das dazu nötige Niveau wirft die Frage auf, ob man dann nicht besser zu Okuri-Kumite übergehen sollte.
(das unterschätzte Partnertraining im Shotokan)
In der aktuellen Shotokan Prüfungsordnung fristet das Kihon-Ippon-Kumite ein Schattendasein und wird nur bei der Prüfung zum 6. Kyu, dem Grüngurt, geprüft. Dabei beschränkt sich die Prüfungsanforderung auf drei, zwar elementare, einfache, fast könnte man sagen primitive Beispiele. Diese passen zwar genau in der Logik und Didaktik der Prüfungsordnung an diese Stelle, werden aber dem Kihon-Ippon-Kumite mit seinen vielen Möglichkeiten und Facetten in keiner Weise gerecht. Der folgende Artikel soll das theoretisch untermauern, die praktischen Beispiele können entsprechende Trainingsunterlagen liefern und zu eigenen Beispielen ermuntern.7
Das Kihon-Ippon-Kumite
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