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Wie aus dem Ei gepellt ...
Erzählungen, Märchen und Gedichte zur Osterzeit
Band 7
Martina Meier (Hrsg.)
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Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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© 2021 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR
Mühlstr. 10, 88085 Langenargen
Alle Rechte vorbehalten. Taschenbuchauflage erschienen 2021.
Herstellung und Lektorat: CAT creativ - cat-creativ.at
Coverillustration mit einem Bild von © sidliks - Adobe Stock lizenziert
ISBN: 978-3-96074-410-8 - Taschenbuch
ISBN: 978-3-96074-411-5 - E-Book
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Wir haben da ein Problem
Wer hoppelt durchs Krankenhaus?
Fröhliche Osterzeit
Das Osterflugzeug
Der Osterhase ist ein Hund
Ostern 2021
Kommissar Pfote
Der Osterhase
Eine nächtliche Überraschung
Oh weih, ein Ei!
Zu faul, um ein Osterhase zu sein!
Ein Ostermorgen
Die Versammlung der Osterhasen
Zwei Osterhasen
Wie groß ist unsere Welt?
Lieschen lädt zum Osterfest
Gemeinsam schafft man alles!
Ostern, Ostern, so friedlich und schön
Das Ostern
Ostern
Auf alle Fälle: bunte Pelle!
Wegen Schneefalls abgesagt
Osterträume
Osterhasenmoral
Kürbislinas erstes Ostern
Der falsche Osterhase
Mein Nachbar, Herr Haas
Das schwarze Herz
Das eckige Ei
Ostern in Gefahr
Der echte Osterhase
Hopsi muss sich entscheiden
Ein besonderes Ostergeschenk
Ein Ostertraum
Im Osterparadies
Flip, der kleine Osterhase
Der Tag der Reiter
Wie Weihnachten ins Osterhasenland kam
Meine erste Osternacht
Die Hühner sind weg!
Sag mal, wo kommst du eigentlich her?
Sonnenfarben
Osterhase in Not
Im Frühling
Der Osterhase - ein Geocacher?
Die Bremer Ostermusikanten
Ostern
Wir sind alle nur Hasen
Frühling und Ostern
Der Osterhase mit dem gebrochenen Bein
Frühlingsmorgen
Osterhas, das macht Spaß
Gefüllte Eier
Das tierische Wunder
Ostern
Der echte Osterhase
Die beste Osterüberraschung
Identitätskrise
Schneehasen
Das andere Osterei
Hilfe für Freddy
Osterhase in Not
Wie der Hase zum Osterhasen wurde
Das Wunderei
Wer versteckt die Ostereier?
Omas Ostern
Nicht nur Jungs können Osterhasen sein
Prinz Kringel und der Ersatzosterhase
Das Osterei
Kunterbunte Überraschung
Flocke rettet Ostern
Ostern
Das letzte Osterei
Anti-Schlacht-Plan der Osterhasen und Osterhäsinnen
Wer glaubt, der findet
Die Ostermaus
Die Osterüberraschung
Easterrabbitland
Der Osterhasen-Job
Im Auftrag des Osterhasen
Das Osterfest in Gefahr
Das getupfte Häschen
Das Osterhasennest
Ein Oster-Rondell
Mein kleiner Bruder
Toni auf Osterreise
Zu Ostern im neuen Haus
Die Nacht meines Lebens
Der Weihnachtshase
Die O(ster)lympischen Spiele
Die Geschichte von Klein Muck
Otto rettet Ostern
Eastazon Inc.
Osterhasen gibt es doch!
Der Traum vom Osterhasen
Meister Adebars Rettungsflug
Ostern bei den Schaustellern
Das Osterei
Ein schöner Tag in den Osterferien
Dasy Lechner ... wie aus dem Ei gepellt
Ei, von Anfang an
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Ostersonnabend
Das Telefon klingelt. „Ja, bitte, guten Tag.“
„Guten Tag Ihnen auch. Hier spricht der Osterhase.“
„Und hier spricht die Weihnachtsfrau, Ehefrau des Weihnachtsmannes, wenn Sie der Osterhase sind“, kicherte nun die Frau.
„Doch, doch, liebe Frau, Sie sind mit dem Osterhasen verbunden. Ich heiße Hans. Und wie heißen Sie, bitte?“, wollte jetzt der Osterhase wissen.
Die Frau wurde ernster. Ein wenig merkwürdig war der Anruf schon. Auf dem Telefon, wo sie sonst immer vor dem Annehmen des Gesprächs lesen konnte, wer sie anrief, erscheint diesmal nur Unbekannt. „Ich heiße Jule“, sagte sie.
„Dann sind Sie die Mutti von Juliane, stimmt’s?“
„Ja, das stimmt“, bestätigte sie.
„Es ist nämlich so“, begann jetzt Hase Hans am anderen Ende der Telefonleitung, „wir haben da ein Problem. Sie wissen wahrscheinlich, dass zum Osterfest viele, viele Osterhasen eingesetzt sind, die Ostergeschenke zu verstecken. Bei der großen Anzahl an Erwachsenen und Kindern kann das ein Hase allein nicht mehr schaffen. Und nun ist seit gestern Abend der Hase, der für Ihr Gebiet eingeteilt ist, er heißt übrigens Schlappohr, krank. Schlappohr hat tatsächlich schlapp gemacht, er hat sich sein Vorderpfötchen verknackst und kann morgen keine Eier verstecken. Wir haben leider keinen Ersatz für Schlappohr gefunden. Alle Osterhasen sind eingesetzt, keiner kann für ihn einspringen und seinen Dienst übernehmen. Aber: Weil er am Ostersonntag-Morgen nicht überallhin die Körbe mit den Ostereiern gleichzeitig schleppen könnte, hatte er gestern Abend schon die Geschenke, von allen Erdenbürgern unbemerkt, zu ihnen gebracht und an einer Stelle versteckt. Auf dem Heimweg ist ihm dann das Unglück passiert. Wenn ich Ihnen gleich sage, wo er die Eier untergebracht hat, könnten Sie dann morgen früh schnell vor dem Aufstehen von Juliane die Eier im Haus verstecken?“, bat der Osterhase Hans. „Ich rufe Sie dann auch am Ostermontag an und erkundige mich, ob es geklappt hat.“
„Ja, lieber Osterhase, das mache ich. Gute Besserung für Schlappohr! Und wo sind die Ostereier abgelegt?“, wollte Jule jetzt wissen.
„Vielen, vielen Dank. Die Ostereier liegen ...“
Knacks, knirsch. Aus. Die Telefonleitung war ruhig. Nur noch ein Freizeichen-tut-tut-tut war zu hören.
„Na, das ist ja herrlich, kann ja morgen früh lustig werden“, dachte sich Julianes Mutti und war jetzt auf den Ostersonntag ganz gespannt. Wo würde sie die Eier wohl finden?
Ostersonntag
Jule konnte in der Nacht zu Ostersonntag genauso schlecht schlafen wie ihre Tochter Juliane. Juliane, weil sie auf die Ostergeschenke vom Osterhasen gespannt war, und Jule, weil sie das Versteck des Osterhasen vor Tochter Juliane entdecken wollte. Sie musste doch die Eier überall erst verteilen. Das hatte sie dem Osterhasen am Telefon schließlich versprochen.
Also stand sie ganz früh auf. Sie schlich ins Wohnzimmer. Dort hob sie jedes Kissen an, klappte jede Schranktür auf, drehte alle beweglichen Teile um. Aber es war nichts zu finden. Sie ging in die Küche, den Flur, die Kammer. Aber auch hier: Nichts, rein gar nichts war zu finden. Nicht ein Osterei, geschweige denn ein ganzer Korb mit Ostereiern oder Geschenken für Juliane.
Jule wurde langsam ungeduldig, denn bestimmt würde ihre Tochter Juliane gleich wach werden und nach den Eiern suchen wollen. Und sie hatte selbst noch nicht ein Ei entdeckt.
Und da kam sie tatsächlich. Juliane kam im Schlafanzug aus ihrem Kinderzimmer. Sie tat dabei so, als wäre sie gerade aufgewacht und sei eigentlich noch ganz müde. Aber ihre Mutti erkannte schon, dass Juliane eine ganze Weile wach gewesen sein musste. Ihre Augen sahen gar nicht mehr so müde aus, wie sie tat.
„Mama, was suchst du denn? Ich kann dir doch helfen“, sagte sie.
„Ach weißt du, Juliane ...“ Weiter kam sie nicht.
„Du suchst bestimmt danach, ob dir der Osterhase etwas gebracht hat. Du bist bestimmt auch so gespannt wie ich“, fiel ihr Juliane ins Wort. „Ich helfe dir. Und wer das erste Osterei gefunden hat, der darf bestimmen, was wir heute machen.“ Und schon fing sie an, an den gleichen Stellen im Zimmer zu suchen, an denen ihre Mutti schon geschaut hatte. Aber sie fand ... nichts.
Um nicht den ganzen Ostersonntag im Schlafanzug mit Ostereiersuchen zu verbringen, berichtete Jule ihrer Tochter Juliane vom gestrigen Anruf des Osterhasen. Sie sagte ihr, dass der Hase Schlappohr ein krankes Beinchen habe und deshalb heute nicht kommen konnte, er aber am Freitag unbemerkt die Ostergeschenke schon gebracht habe. „Er hat sie hier bei uns irgendwo versteckt, aber als mir der Telefon-Hase sagen wollte, wohin die Eier gelegt wurden, war die Leitung abgebrochen“, berichtete Jule.
Und nun stehen sie da. Sie fanden einfach das Versteck nicht. Und sie konnten auch selbst nicht beim Osterhasen anrufen. Auf dem Telefon erschien ja keine Telefonnummer, nur Unbekannt.
„Jetzt bleibt nur noch, uns heute einen schönen Tag zu machen und auf morgen zu warten. Da will sich ja der Osterhase wieder melden und fragen, wie wir die Eier gefunden haben.“
Juliane nickte zwar zustimmend, aber ein wenig traurig war sie schon. „Ostern ohne Ostereier, na das ist ja eine schöne Pleite“, dachte sie. Sie schlug vor, am Nachmittag ins Kino zu gehen, da gab es einen lustigen Osterhasen-Zeichentrickfilm.
Ihre Mutti stimmte zu und dann machten sie sich beide ein tolles Frühstück. Jede aß ein bunt angemaltes Ei und ein frisches Toastbrot mit Butter und Marmelade. Und ein leckerer Joghurt schmeckten Jule und Juliane ebenfalls.
Ostermontag
Gleich nach dem Frühstück klingelte das Telefon. Unbekannt leuchtete auf dem Apparat. „Das kann nur der Osterhase sein“, dachte Jule. Sie meldete sich: „Hier ist Jule.“
„Und hier ist der Osterhase“, kam sofort die Antwort. „Darf ich fragen, ob Sie das Versteck gefunden haben?“
„Dürfen Sie, lieber Osterhase, gern fragen, aber die Antwort lautet: nein, nicht gefunden!“
Der Osterhase erschrak, er wurde ganz ruhig. „Na, das ist ja ein Ding. Nicht gefunden. Da wird ja auch Juliane ziemlich traurig gewesen sein.“
„Das können Sie wohl laut sagen. Juliane war nicht nur ziemlich traurig, sie war sehr traurig. Und nun raus mit der Sprache, wo hatte Schlappohr die Ostereier versteckt?“
Der Osterhase schluckte und holte tief Luft. Er traute sich nicht so recht, das Versteck zu nennen. „Also Schlappohr sagte mir nach seiner Rückkehr, dass er die Eier im ... Papiermüllkasten vor der Tür abgelegt hat. Da brauchte er ja nicht erst ins Haus. Und weil der Kasten nicht ganz voll war und oben noch Platz war, dachte er, das wäre ein gutes Versteck.“
„Nee, nee, ich fasse es nicht. Oben im Papiermüllkasten, weil da noch Platz war. Mannomann, Schlappohr. Bleib bitte noch am Telefon, Osterhase. Ich flitze schnell raus zum Kasten und schaue nach.“ Jule legte das Telefon ab und machte sich auf, um im Müllkasten zu schauen.
Keuchend kam sie wieder herein. „Da haben wir aber noch mal Glück im Unglück, mein lieber Osterhase. Draußen ist noch alles vorhanden. Morgen ist nämlich unser Papiermülleimer-Abholtag, da wäre alles mit in den Müllwagen geschüttet worden. Das wäre ja eine schöne Pleite. Nee, nee aber auch.“
Der Osterhase bat für das Tun seines Kollegen Schlappohr vielmals um Entschuldigung. Und er versprach, dass im nächsten Jahr alles wieder so ablaufen wird wie früher. Für heute wünsche er noch einen schönen Ostermontag. Jule und Juliane hatten – nach dem merkwürdigen Beginn – trotzdem schöne Ostertage. Und die beiden hatten etwas erlebt, was nicht jedem geschah. Das muss sie unbedingt Oma und Opa berichten.
Charlie Hagist wurde 1947 in Berlin-Steglitz geboren. Nach Grund- und Oberschule absolvierte er eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Während seiner Tätigkeit in der Personalabteilung des Hauses bildete er sich zusätzlich zum Personalfachkaufmann (IHK) weiter. Ehrenamtlich war er als Richter am Amtsgericht Berlin-Tiergarten, am Sozialgericht Berlin und danach am Landessozialgericht Berlin tätig. Charlie Hagist ist verheiratet, hat einen Sohn und lebt seit Beginn seines Vorruhestandes in Dallgow-Döberitz.
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Der Startschuss schrillte in seinen empfindlichen Ohren. Da der Boden stellenweise gefroren war, rissen die Pfotenballen ein. Aber Hoppel war das egal. Hoppel war ein Profi. Zu lange hatte er auf diesen Tag hingearbeitet. Nichts konnte ihn aufhalten. Im Zickzack schoss der karamellbraune Hase über die Wiese und hängte seine Freunde ab. Nur Mümmelnase, ein kräftiger Schlappohrhase, konnte mit ihm mithalten.
„Du wirst gewinnen“, keuchte sein Freund. Der Neid brachte seine Stimme zum Klirren.
Ein freudiges Zittern durchlief Hoppels Körper, sodass er beinahe den Sack mit den Ostereiern fallengelassen hätte.
Wie viele Minuspunkte das gewesen wären? Dabei lag Hoppel in Führung. Man hatte alle Anwärter auf den Titel Osterhase des Jahres gleichzeitig losgeschickt. Eine fünfköpfige Jury aus allen Teilen des Waldes würde am Ende des Tages den Gewinner verkünden. Auch wenn er schon feststand. Punkte gab es für Schnelligkeit und die ausgeklügelten Verstecke.
„Was ist das?“ Hoppels milchweiße Ohren deuteten nach rechts.
„Ein Fehler“, belehrte ihn sein Freund. „Du weißt, dass wir nicht in Gebäude reingehen dürfen.“
Ungehalten zwirbelte Hoppel an seinen Barthaaren.
Aber das würde bedeuten, dass die Zweibeiner dort niemals Ostereier finden würden. Nein, das konnte er nicht zulassen! Entschlossen hoppelte er los – raus aus der Hasenversammlung – rein in … was war das hier? Mit seinen Hasenzähnen schleifte er den schweren Sack hinter sich her. Warme, stickige Luft strömte dem Feldhasen entgegen. Zum Glück war er so klein. Nachdem die Drehtür ihn ausgespuckt hatte, schlitterte der Fellball über den rutschigen Boden. Seine Krallen fanden keinen Halt. Mit angelegten Ohren huschte Hoppel verunsichert weiter. Hier waren so viele Zweibeiner. Aber sie waren alle beschäftigt, rempelten sich gegenseitig an und wirkten gehetzt. Die Weißkittel übersahen ihn einfach.
„Ein Polytrauma kommt gleich herein!“, verkündete eine langbeinige Ärztin.
Aufgeschreckt sauste Hoppel davon. Seine Pfoten trugen ihn weg von dem Tumult und stattdessen auf eine ruhigere Station. Pädiatrie stand in großen Buchstaben über dem Türrahmen. Gerade als der Hase überlegte, die Flucht zu ergreifen, schwang die Tür auf. Umständlich hopste das schokoladenbraune Nagetier hindurch. Durch die Vorhänge fiel Licht herein, das seine Nase wie flüssiges Gold glänzen ließ. Er musste sich beeilen. Es war schon fast Morgen. Bald würden die Kinder anfangen zu suchen. Wobei er das Gefühl hatte, dass die Kinder sich hier nichts mehr von Ostern erhofften.
Etwas schlich sich in den Blick des Hasen, das über sein Alter und seine Natur weit hinausging. Dann würde er eben Letzter werden. Hauptsache er bescherte den Kindern hier ein unvergessliches Osterfest. Geschickt versteckte Hoppel die Eier. Zuerst auf dem Gang, dann wagte er sich in die Zimmer. Schließlich blieb ihm nur noch zu warten. Die Morgenvisite rollte heran, bestehend aus einem Stationsarzt und einer weiteren Ärztin, sodass sich der Hase flach an die Wand presste.
Plötzlich wurden Kinderstimmen laut. Angestrengt trat ein Mädchen auf den Flur und hielt ein gesprenkeltes Ei in ihren Händen. Weitere Kinder kamen. Zögerndes Lächeln verwandelte sich in breites Grinsen. Die Weißkittel waren ratlos, als ihnen die Kinder plötzlich die herrlichsten Sachen entgegenstreckten. Sauerstoffflaschen wurden hochgehoben, Matratzen ausgeschüttelt und Krücken inspiziert. Köpfe drehten sich, Stühle wurden gerückt und die Kinder halfen sich gegenseitig. Ein Junge, der kaum stehen konnte, wurde rechts und links unter der Schulter gepackt und zusammen fanden sie ein besonders hübsches Nest. Hoppel wusste, dass es Zeit war, zu gehen. Außerdem wusste er, dass er nicht der Osterhase des Jahres werden würde. Aber er hatte es geschafft, dass sich in ein paar Herzschlägen die ganze Station verwandelt hatte.
Sophie-Christine Feige, Jahrgang 1997, wurde in Bayern geboren. Neben ihrem Medizinstudium in Wien widmet sie sich leidenschaftlich dem Schreiben.
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Fröhliche Ostern!
Die bunten Grußkarten
rechtzeitig abschicken
Ostern vor der Tür
freudige Erwartung
selbst der Frühjahrsputz macht Spaß
Das Üben macht die Meister
ein Mädchen verziert
Ostereier im Malbuch
Ostersonntagmorgen
frische Frühlingsblumen
auf dem Frühstückstisch
Osternester warten
die kleinen Langschläfer
als Frühaufsteher
auf Ostereiersuche
die kleinen Entdecker
so früh schon so emsig
verspätetes Glück
vom Christkind gewünscht
im Osternest gefunden
geniales Versteck
heuer erst gefunden
ein Osterei vom Vorjahr
den echten verpasst!
Als Trost der Osterhase
aus Schokolade
was will man noch mehr?
Beim Osterspaziergang
Hasen und Lämmer geseh’n
ein Osterwunder
den Kindern schmecken
hartgekochte Eier
toller Osterbrauch
auch im letzten Duell
ist ihr Ei heil geblieben
Ostern ohne Oma
getröstetes Mädchen
freut sich auf Weihnachten
Wolfgang Rödig, geboren in Straubing, lebt in Mitterfels, hat bisher etwa 400 seiner Texte in Anthologien, Literaturzeitschriften, Tageszeitungen und Kalendern veröffentlicht.
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Jedes Jahr am Abend vor dem Ostersonntag versuche ich, wach zu bleiben, denn ich möchte einmal im Leben den Osterhasen sehen. Aber gelungen ist es mir noch nie. Immer schlafe ich ein, und dann bin ich am nächsten Tag enttäuscht, egal wie viel Schokolade ich bekomme. Aber das sollte sich ändern. Dieses Jahr war es das beste Ostern, das sich ein Mensch nur vorstellen konnte. Und das kam so:
Ich wollte wieder einmal nicht einschlafen, aber ich wusste, dass es mir nicht gelingen würde. Wie immer. Als ich gerade aufgeben wollte, weil ich merkte, dass ich müde war, hörte ich ein lautes Scheppern aus dem Garten. Dann ertönte ein: „Verdammt! Welcher Trottel hat denn eine Gießkanne hier hingestellt?“
Schlagartig war ich hellwach und sauste an die Terrassentür. Da stand er – in Hülle und Fülle. Wortwörtlich, denn der Osterhase schien nicht gerade unterernährt. Er starrte mich einen Moment lang an, dann rannte er weg. Oder er versuchte es, denn er fiel erneut über die Gießkanne.
„Mist“, rief er. Dann sah er mich an. „Ich bin sicher, das wirst du für dich behalten. Ich muss jetzt weiter. Komm mit, du musst mir helfen, ich hab schon genug Zeit verloren!“
„Ach, ich bin nicht so der Fan von großen Spaziertouren“, winkte ich ab.
Der Osterhase lachte. „Wer sagt denn was von einer Spaziertour? Wir fliegen mit dem Flugzeug, was meinst du denn?“ Er zeigte auf ein altes Klapperflugzeug, das jeden Moment zusammenbrechen konnte. „Hast du gedacht, ich würde im Morgengrauen rumhoppeln und Eier verstecken, die ich in einem Korb habe?“
„Äh, nee, natürlich nicht, ich bin ja nicht blöd“, murmelte ich, aber in Wirklichkeit hatte ich genau das gedacht.
„Eigentlich fliege ich mit diesem Ding überallhin.“ Er klopfte auf das Flugzeug. „Und werfe Schokolade in alle Gärten. Nur bei euch ist die Schoko danebengegangen und ich musste landen. Dabei bin ich über die blöde Gießkanne gestolpert. So, aber jetzt los, wir haben genug Zeit verplempert.“ Er stieg ein und winkte mir, auch zu kommen.
Es wurde ein riesiger Spaß. Wir flogen über alle Teile der Welt und warfen überall Schokolade runter. Auch ich durfte es ein paarmal tun. Das beste Osterfest aller Zeiten!
Bis wir nach Afrika kamen. Dort saß ein Mädchen auf dem Boden und weinte. Der Osterhase landete und sprang auf afrikanischen Grund. „Na, was ist mit dir?“, fragte er. „Was dir auch fehlt, ich kann es dir geben.“
Das Mädchen seufzte. „Eine Sache kannst du mir nicht geben: Dass ich nicht mehr auf dem Feld arbeiten muss.“ Und es weinte wieder.
Der Osterhase überlegte lange. Dann sagte er: „Vertrau mir, wenn du morgen aufwachst, musst du nicht mehr arbeiten.“ Dann flogen wir weiter.
„Müssen wir nicht noch dafür sorgen, dass das Mädchen nicht mehr arbeiten muss?“, fragte ich erstaunt.
„Habe ich schon“, antwortete der Hase.
Als der Osterhase mich wieder absetzte, fragte ich: „Wirst du mich nächstes Jahr wieder abholen?“ Er versprach es, dann flog er mit einem Juchzen davon. Ich rannte ins Haus und schlief glücklich ein.
Mia Loibl wurde 2010 geboren, lebt in Landsberg am Lech und besucht seit 2020 das Ignaz-Kögler-Gymnasium. Neben dem Schreiben liest und klettert sie gerne und spielt Gitarre.
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Der Osterhase ist eine Prominenz,
doch in diesem schönen Frühjahr
macht er recht wild einen flegeligen Lenz,
einen Ostereier-Fauxpas!
Da verschenkt er doch alle Ostereier,
als der Ostersonntag schon naht,
auf ’ner häsischen Familienfeier
ganz ungeniert, sorglos und smart.
Ist dieser Hase noch zu akzeptieren?
Im Garten suchen die Kinder,
während die Hasen Schokolade probieren,
aber keines wird zum Finder.
Plötzlich meldet sich ein ganz großes Talent,
ein Suchhund mit ’ner Spürnase,
sicher man so ein tolles Tier bereits kennt
und entlarvt den Osterhasen.
Die Ostereier werden freigegeben,
der Osterhase wird beschimpft.
Der Suchhund jetzt auf Osterhasenwegen
hüpft, wenn auch mancher die Nas’ rümpft.“.
Maren Rehder schloss ein Studium der Fächer Kunst, Kunstgeschichte, Evangelische Theologie, Pädagogik und Soziologie ab. Schon als Kind wurde sie wegen ihrer Ideen besonders geschätzt – mit dem Schreiben begann sie erst im Erwachsenenalter. Neben Kurzgeschichten und anderen Texten widmet sie sich der Lyrik.
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Voriges Jahr war alles anders,
statt Eier suchte man offene Baumärkte.
Lockdown im ganzen Land,
in dem nicht einmal Schule stattfand.
Auch in KiTas war zu lesen:
„Notbetreuung für Schlüsselberufe“
Homeoffice hieß es für alle anderen,
mit Kindern, die dazwischen renn’.
Und dieses Jahr, was wird da?
Andreas Rucks: 1979 in Stollberg/Erzgebirge geboren, stellvertretender Leiter einer Kindereinrichtung in Aue-Bad Schlema. 2005 veröffentlichte er sein erstes Buch „Träume und Realität – poetische Texte“. Seitdem sind zahlreiche Texte in Anthologien veröffentlicht worden. Herausgeber des Kochbuches „Essen im Schulprojekt- mit vollem Bauch lernt es sich besser“ (2009). Wohnhaft ist er in Schwarzenberg OT Bermsgrün bei seiner Familie (2 Söhne). 2015 Herausgeber des Buches „Die Straßennamen der Stadt Aue – einer Stadt mit vielen Bezeichnungen“. 2020 wurde „Menschen für Texte begeistern – Schreiben macht Spaß“ veröffentlicht.
*
Ungefähr eine Woche vor Ostern geschah das Unglaubliche. Und das kam so:
In einer warmen Frühlingsnacht schlich plötzlich ein Schatten durch den Garten der Familie Osterhase. Durch ein offenes Fenster drang er ins Haus ein. Er ging geradewegs aufs Schlafzimmer des Osterhasen zu. Vorsichtig packte er den schlafenden Hasen, knebelte ihn und steckte ihn in seinen Sack. Dann rannte er leise zurück in seine Höhle.
Als der Osterhase erwachte, steckte er in einem Eisenkäfig. „He!“, rief er. „Lass mich sofort hier heraus, ich muss nach Hause, Ostereier bemalen!“
„Das wirst du schön bleiben lassen“, sagte der Dieb, der Fuchs vom Steinbruch. „Als ich Kind war, hast du mir einmal keine Ostereier gebracht und das nur, weil ich ein Huhn von dir gestohlen und gebraten habe! Deshalb will ich mich jetzt an dir rächen. Dieses Jahr wird kein einziges Kind Ostereier bekommen!“
„Aber das geht doch nicht. Die lieben Kinder sind doch alle brav, sie haben ein Recht auf Ostereier!“
„Nein!“, rief der Fuchs, drehte sich um und verließ den Bau.
Inzwischen blieb das Verschwinden des Osterhasen nicht unbemerkt. Seine Frau hatte es als Erste bemerkt, als sie ihm das Frühstück ans Bett bringen wollte. Sofort rief sie Kommissar Pfote, den einzigen Polizisten im Osterhasendorf, an.
Dieser beruhigte sie: „Ich werde den Osterhasen schon finden.“ Er machte sich gleich auf den Weg und entdeckte im Garten Spuren des Einbrechers, die aber leider auf der Straße nicht mehr zu sehen waren. Auf einem Feldweg, der in den Wald führte, entdeckte er noch weitere Spuren. Sie führten in die Höhle am Steinbruch. Doch als Kommissar Pfote sich heranschleichen wollte, um die Gegend auszukundschaften, stürzte er in eine Falle.
Der Fuchs kam aus seiner Höhle und lachte hämisch: „Hähähä! Da wollte wohl ein kleiner Polizist unseren Osterhasen befreien! Nein. Du bleibst schön bei mir. Genau wie der Osterhase.“ Mit diesen Worten band er dem armen Kommissar mit einem Seil die Pfoten und steckte ihn zum Osterhasen in den Käfig.
Familie Osterhase war beunruhigt, als sie bis abends immer noch nichts vom Osterhasen gehört hatte und der Kommissar auch nicht zurückgekommen war.
„Es wird ihm doch wohl nichts passiert sein?“, meinte Frau Osterhase besorgt. „Ich glaube, wir sollten uns selbst auf den Weg machen, die beiden zu suchen!“
Die Osterhasenmama, der kleine Tim und seine große Schwester Paula liefen los. Auch sie fanden die Spuren im Garten und kamen bis zur Höhle.
„Psst!“, flüsterte Paula. „Hier ist schon jemand in eine Falle vor der Tür getreten.“
„Das war wahrscheinlich der Kommissar“, erwiderte Frau Osterhase leise.
Sie warteten, bis es dunkel wurde.
„Tim, du guckst durchs Fenster, ob die Luft rein ist, dann schleichen wir hinein und befreien die beiden. Alles klar?“
„Ja!“, kam es leise zurück.
„Los geht’s“, flüsterte der kleine Hase, dann schlichen sich alle durch einen Hintereingang in den Fuchsbau. Es war schon dunkle Nacht und der Dieb war bereits in seiner Kammer verschwunden. Die Hasen tappten durch die Finsternis, bis sie einen Käfig entdeckten.
„Wer ist da?“, wisperte eine Stimme. Das war der Osterhase.
„Wir sind es“, flüsterte seine Frau. „Wir kommen, um euch zu befreien!“
Paula entdeckte an einem Haken an der Tür den Schlüssel zum Käfig. Schnell befreite sie die beiden Gefangenen aus ihrer misslichen Lage. Leise und auf Zehenspitzen liefen sie zum Haus der Familie Osterhase zurück.
„Jetzt können wir dieses Jahr doch noch Ostern feiern!“, rief der Osterhase und Kommissar Pfote nickte eifrig.
Am nächsten Tag kam der Fuchs, der seinen Fehler eingesehen hatte, reumütig angeschlichen. Er entschuldigte sich und bat seine Hilfe an, die der Osterhase gerne annahm. Dank dem Fuchs wurden die Eier dieses Ostern noch schöner als all die letzten Jahre zuvor, denn er war künstlerisch sehr begabt.
Emma Gänzler, 9 Jahre, Gestratz/Brugg, Deutschland
*
Der Osterhase hat gar Bange
und stellt sich selbst die eine Frage,
wo nur, wo nur sind alle meine Eier hin?
Es ist verzwickt und macht kein’ Sinn,
die Kinder ja sie warten doch
und so verschwindet er ins Loch.
Er grübelt, grübelt und überlegt,
wo hab ich sie nur hingelegt?
Er ist gar ratlos und erregt,
das Osterfest, es muss bestehen.
Und plötzlich fällt es ihn doch ein,
die hab ich doch, schon längst verteilt.
Die habe ich ja schon längst versteckt,
Oh weh, die hab ich selber nicht entdeckt.
Andrea Voigt: Geb. 23.05.1980, ledig, lebt in Berlin. Sie hat bereits mehrere Gedichte veröffentlicht und 2018 die Urkunde von der Hessische Ministerin Priska Hinz für den Kreativwettbewerb „So wollen wir Leben!“ erhalten.
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„Ada, mir ist kalt.“
Ada runzelte die Stirn und machte im Kopf einen Strich. Zehn. Zehnmal dieser Satz. Sie hatte sich gesagt, dass sie beim zehnten Mal etwas sagen würde – etwas anderes als: „Mir auch.“ Oh, sie hatte sich sogar ausgemalt, was sie sagen würde. Etwas über Gerechtigkeit und Arbeitsbedingungen. Etwas über Männer und Privilegien. Etwas über – na ja. Es war kalt. Und es war rutschig. Scheiß Schnee.
„Mir auch“, sagte sie.
„Wie viele Häuser haben wir noch?“ Karl war schon drei Jahre ihr Partner für diese ganz besonderen Missionen, aber es hatte immer noch nicht gereicht, die Liste richtig zu lesen. Ada hätte große Lust, Beschwerde einzureichen, aber das war auch ein Risiko. Lieber die Karotte in der Pfote als den Adler auf dem Bau ... oder so.
„Achtzehn, Karl. Achtzehn ganze Häuser, über alle drei Viertel verteilt. Wir müssen uns etwas beeilen, es wird nicht ewig dunkel bleiben.“
Das mit der Sonne war tatsächlich die größte Gefahr. Seit der großen Krisenkonferenz vor vier Jahren hatte Gaia zwar versprochen, den Sonnenaufgang zumindest am Ostersonntag etwas zu verschieben, aber wirklich merkbar war das nicht. Sie hätte doch der Gewerkschaft beitreten sollen, und wenn es sie noch zwei Nüsse mehr gekostet hätte.
Ada blickte auf den Zettel. Familie Meier war als Nächstes dran. Immerhin das war gut. Sie hatten diese Nacht schon sieben oder acht Meiers abgelaufen. Alle das gleiche, zweistöckige Einfamilienhaus mit dem Garten hinten dran. Zwei Autos davor. Die Tür war natürlich gut gesichert, da war kein Durchkommen. Es gab aber immer ein Fenster, was gekippt war. Oft war es das zum Keller. Ihre unerkannte Einstiegsmöglichkeit.
Und auch beim Haus dieser Familie Meier sah Ada das verräterische Kellerfenster.
Von Adas rechter Seite her kam wieder dieses Geräusch, der untrügliche Vorbote für Nummer 11: eine schwer zu beschreibende Mischung aus Stöhnen und Schnaufen. Gott, jetzt würde sie wirklich etwas sagen, sie würde ...
„Julia! Komm schnell her, da draußen ist der Osterhase!“ Die quäkende Stimme schien von oben zu kommen. Ada spitzte blitzschnell ihre langen Löffelohren, wie immer, wenn sie im Dunkeln etwas erkennen wollte. Natürlich ein sinnloser Reflex, der die Stimme nur noch schriller machte. Aus einem Zimmer im zweiten Stock des Hauses schimmerte Licht, das hatte sie immerhin schon gesehen.
„Julia, beeil dich!“
„Was schreist du so herum, Tom? Es ist mitten in der Nacht.“ Das musste Julia gewesen sein. Ebenfalls noch ein Kind.
Ada erkannte endlich die Gefahr. Von Erwachsenen gesehen zu werden, war kein großes Drama. Erwachsene glaubten eher an einen besonders lebendigen Traum oder daran, dass sie versehentlich Drogen genommen hatten, als dass gleich zwei Osterhasen mit hundert Eiern im Gepäck vor ihrer Haustür standen. Das hier aber waren Kinder. Kinder waren etwas anderes. Warum sonst sollten sie nachts kommen?
Sie zog Karl – der wie eigentlich immer nichtsnutzig herumstand – am rechten Ohr. Im Garten standen Gebüsche. Da mussten sie rein, und zwar schnell. Ada hoppelte los und Karl folgte ihr, mehr verwirrt als alarmiert. Sie waren keine Sekunde zu früh, denn gerade in dem Moment, als sie sich hinter den Gebüschen in den Schnee warfen, trat neben die kleine, menschliche Figur im erleuchteten Zimmer eine etwas größere.
„Tom, du nervst. Ich sehe gar nichts und mir ist kalt.“
„Doch, da war der Osterhase! Ich hab ihn genau gesehen. Vielleicht waren es auch zwei. Die sind da zum Gebüsch gehüpft.“ Die kleine Figur, wohl Tom, zeigte auf ihr Versteck.
„Man, du bist manchmal so ein nerviger Bruder. Den Osterhasen gibt es doch gar nicht. Das ist Papa, der versteckt immer die Eier.“
„Das stimmt nicht!“, rief der Junge. „Ich beweise es dir!“
Ada sah, wie er einen langen Stab hervorholte und auf sie richtete. Dann wurde sie geblendet. Der verdammte Junge hatte eine Taschenlampe. Sie hörte, wie Karl und Julia gleichzeitig aufschrien. „Da sind ja tatsächlich zwei Hasen!“, rief Julia. „Und was haben die denn an? Ich dachte, Hasen tragen Fell.“
„Natürlich tragen wir Fell, Mädchen. Aber wenn du die ganze Nacht bei der Kälte Eier austragen sollst, ziehst du auch einen Mantel über“, dachte Ada. Sie mussten hier weg, denn die beiden neugierigen Kinder machten sich auf, zu ihnen nach draußen zu kommen. Und von Karl war keine Hilfe zu erwarten. Er blickte sie einfach nur mit großen, hilflosen Augen an.
Dann hörte sie die Tür vorne aufgehen. Sie hatten zu lange gewartet. Hinter ihnen war der Garten, umgeben von einer dichten, gefrorenen Hecke. Kein Durchkommen. Vor ihnen hörte sie die Kinder um die Ecke des Hauses laufen, ihnen den Fluchtweg abschneidend. Sie waren gefangen.
Angst kroch Adas frierenden Körper hoch. Sie hatte gehört, was mit Hasen geschah, die von den Menschen gefangen wurden. Sie hatte von Käfigen gehört und vergammelten Salatblättern – und natürlich vom Braten. Sie hatte das alles als Nonsens abgetan, aber jetzt, in der eiskalten Nacht, kamen ihr die Gedanken nur zu realistisch vor. Warum hatte sie sich hierfür gemeldet? So gut waren die Zulagen weiß Gott nicht und sie hätte auch nach Italien gekonnt, um nach Füchsen Ausschau zu halten. Gott, warum war sie jetzt nicht in Italien, wo es zwanzig Grad wärmer war?
Da tat Karl etwas Kluges, wahrscheinlich das einzige Mal in den letzten drei Jahren, und natürlich war es ein Versehen. Er zitterte so sehr, dass eines der Eier aus seinem Korb auf ihren Fuß fiel. Es tat weh, als es sie erwischte.
Es tat weh!
Sofort griff Ada in ihren Beutel und nahm eines der Eier. Sie zielte auf die beiden Kinder, die keine zehn Schritte mehr entfernt zu ihnen pirschten. Sie warf – und traf. Das Mädchen heulte auf und hielt sich den Kopf.
„Los Karl! Wirf so hart du kannst! Wir müssen sie verscheuchen.“ Sie hatte mit Widerworten gerechnet, aber Karl griff schon in seinen Beutel und feuerte los. Ei um Ei schossen sie in die Richtung der Kinder, die um die Wette zu kreischen schienen. Gerade als Ada dachte, sie würden sich tatsächlich zurückziehen, begannen die Kinder, sie mit dicken Schneebällen zu bewerfen. Und verdammt – für Kinder zielten sie gut. Schnee zu Ostern. Gott, wie sie das alles hasste. Einige Minuten tobte die seltsame Schlacht, dann realisierte Ada, dass sie keine Eier mehr hatten. Die Kinder näherten sich langsam ihrem ausweglosen Versteck. Sie würden als Braten enden, das war ihr Ende. Gerade als sie zu weinen begann, hörte sie, wie sich die Gartentür öffnete. Ein offensichtlich wütender Mann stürmte heraus.
„Was zur Hölle macht ihr beiden bitte hier draußen? Es ist mitten in der Nacht!“
Die Kinder erstarrten. „Papa, wir haben zwei Osterhasen gefangen. Aber sie bewerfen uns mit Eiern. Hilf uns!“
Der Vater aber war ein Erwachsener. Oh, Ada würde ein Leben lang dankbar sein, dass er ein Erwachsener war. Anstatt hinter ihrem Gebüsch zu gucken, stapfte er auf die Kinder los und zog sie hinter sich her in Richtung der Gartentür. Dabei sah er die Eier auf dem Boden und ihre dreckige Kleidung. Er schimpfte mit ihnen, wie Ada noch nie einen Menschen hatte schimpfen hören. Wie sie nur auf die Idee gekommen seien, nachts mit Eiern herumzuwerfen.
Ja, was für eine blöde Idee.
„Aber Papa“, sagte da noch der Junge, als sie schon an der Tür angekommen waren. „Was ist denn jetzt mit den Osterhasen?“
Der Vater antwortete, während er die Tür ins Schloss fallen ließ: „Bei eurem Verhalten kommt der Osterhase garantiert nicht mehr dieses Jahr!“
Und verdammt, wie recht er damit hatte.
Stefan Süshardt
*
Oh weih, ein Ei!“
„Das gibt’s doch nicht!“
„Das gibt’s ja wohl, wenn ich es dir doch sag’!“
Hase und Huhn starrten auf das kleine Ding,
das sich gar nicht regte.
Nicht rund, nicht eckig, vom Hühnerschiss noch etwas fleckig.
So lag es da, das kleine Wunder.
„Und da ist noch jemand drin?“, fragt der Hase staunend.
„Dürfte ziemlich klein sein, der Geselle.“
„Klein, süß und meins“, gurrte das Huhn stolz mit Blick auf die Pelle.
Der Hase kriegte große Augen, es zuckte eins der langen Ohren.
„Huhn, es ist doch Ostern!“
Er griff danach ganz unverfroren und schob es in sein weiches Fell.
Das Huhn, perplex, gackerte erstürmend auf,
doch der Hase bremste es in seinem Lauf.
„Wir wollen es woanders hüten, dein allererstes Ei“, meint er
mit sanftem Blick
„Damit ihm nichts geschieht am Osterfest.“
Und so bauten die beiden sich ein neues Nest.
Osterhas’ und Osterhuhn mit neuem Leben,
so etwas sollt’s jedes Ostern geben!
Alexandra B. Schopnie lebt mit ihrem Partner in Schleswig-Holstein. Mit einem Studium der Pädaogik und Soziologie ist sie von Natur aus neugierig auf den Menschen, Geschichten und das Leben.
*
In den Tagen vor Ostern ging es immer hoch her in der Hasenwerkstatt. Schließlich mussten für die Kinder jede Menge Ostereier bemalt werden. Alle Hasen hatten Spaß dabei und bepinselten eifrig Ei für Ei. Nur einer, Berti, hatte gar keine Lust dazu. Er fand Ostereier bemalen einfach doof.
Noch bevor die Sonne aufging, klingelte der Wecker im Schlafsaal. Alle Hasen sprangen fröhlich aus dem Bett. Berti dagegen zog sich widerwillig die Bettdecke über den Kopf.
„Los, Berti, komm aus den Federn. Wir haben noch viel zu tun bis Ostern“, riefen seine Kameraden.
„Lasst mich in Ruhe, ich bin müde“, murrte Berti.
„Na komm, es gibt noch viel Arbeit für Osterhasen.“
„Ihr sollt mich in Ruhe lassen!“, gab Berti ärgerlich zurück. „Ich will sowieso kein Osterhase sein.“
„Es ist eine Ehre, ein Osterhase zu sein. Aber stimmt, ist nichts für faule Hasen“, schimpften die Hasen wütend und ließen ihn allein.
„Endlich Ruhe“, dachte Berti und schlief weiter.
Erst als die Sonne in den Schlafsaal schien, kroch Berti aus dem Bett. Er packte seinen Rucksack voll mit Essen und suchte sich ein schönes Plätzchen. Auf dem Hügel, bei der großen Eiche, legte er sich in die Sonne.
„Bei einem so schönen Wetter soll ich in der Werkstatt schuften“, dachte Berti, „da pfeif ich auf die Ehre, ein Osterhase zu sein.“ So faulenzte Berti den ganzen Tag, schlief in der Nacht unterm Sternenhimmel und faulenzte am nächsten Tag weiter.
Erst am späten Nachmittag schlenderte er zum Haus. Der Hunger trieb ihn heim, denn sein Rucksack war leer gegessen. Als er an der Werkstatt vorbeikam, stutzte er. Um diese Zeit war es ungewohnt still. Waren sie etwa schon fertig? Vorsichtig kletterte Berti auf die Bank und lugte durch das Werkstattfenster. Tatsächlich, niemand war da. Doch es standen noch so viele Kisten mit weißen Eiern herum. Berti kratzte sich am Ohr. Hier stimmte etwas nicht. Er lief weiter zum Haus. Kaum hatte er die Tür geöffnet, hörte er schon lautes Husten und Schniefen.
Seine Tante Hilde kam gerade mit einer großen Teekanne aus dem Schlafsaal. „Ah Berti, schön, dass du dich auch einmal blicken lässt? WIR haben hier eine Katastrophe und DU liegst irgendwo faul herum“, schimpfte sie empört.
„Katastrophe? Welche Katastrophe?“, wollte Berti wissen.
„Hörst du es denn nicht? Deine Kameraden sind alle krank und übermorgen ist Ostern. DAS ist die Katastrophe“, jammerte Tante Hilde.
Berti kratzte sich am Ohr, zuckte mit den Schultern und meinte: „Na ja, Katastrophe? Dann gibt es halt dieses Jahr mal keine bunten Ostereier.“
Tante Hilde war entsetzt: „Keine Ostereier! Ostern ohne Ostereier. Berti, du solltest dich schämen. Denk einmal an die traurigen Kinder, wenn keine bunten Ostereier im Nest sind. Du taugst wirklich nicht zum Osterhasen.“
So wütend hatte er seine Tante Hilde noch nie gesehen. „Ich will ja auch gar kein Osterhase sein“, erwiderte Berti beleidigt.
„Das sieht dir ähnlich! Was bist du nur für ein fauler, nichtsnutziger Hase?“, schimpfte seine Tante weiter, als sie zur Küche ging.
Betroffen schlich Berti in den Schlafsaal und legte sich unbemerkt ins Bett. Seine kranken Kameraden lagen dick eingemummt in Wolldecken und mit fiebrig roten Köpfen in ihren Betten. Obwohl er sowieso kein Osterhase sein wollte, ärgerte es Berti doch, was Tante Hilde zu ihm gesagt hatte.
In der Nacht war er plötzlich von weinenden Kindern umringt. Sie hielten ihm anklagend ihre leeren Osternester entgegen. Ein kleines Mädchen stellte sich vor Berti und schaute ihn besonders traurig an: „Heute ist Ostern! Du bist doch ein Osterhase. Warum hast du uns keine Ostereier gebracht?“
Berti wusste nicht, was er sagen sollte. Er wollte nicht zugeben, dass er lieber faul in der Sonne lag, als Ostereier zu bemalen. Das Weinen der Kinder wurde immer lauter: „Warum? Warum?“, schrien sie. Berti hielt sich die Ohren zu. Er wollte nur noch weglaufen, doch er konnte nicht. Seine Beine waren wie festgewachsen.
Erschrocken wachte Berti auf und schaute sich im Schlafsaal um. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. „Dem Himmel sei Dank, es war nur ein Traum“, stellte Berti erleichtert fest. Er legte sich wieder hin, doch er konnte nicht mehr einschlafen. Kaum schloss er seine Augen, sah er das Mädchen vor sich mit ihrem leeren Osternest. Ihr Blick war der traurigste Blick, den Berti je gesehen hatte. Das konnte er nicht ertragen. Berti wälzte sich hin und her. Schließlich stand er auf und schlich leise aus dem Schlafsaal.
Am nächsten Morgen ging es allen Hasen schon viel besser. Die Hausmedizin von Tante Hilde hatte wahre Wunder vollbracht. Noch etwas schwach auf ihren Beinen machten sich die Hasen auf zur Werkstatt. Als sie die Tür öffneten, blieben sie wie angewurzelt stehen. Die Hasen dachten, sie träumen. In der Ecke reihten sich, ordentlich aufgestapelt, Kisten mit vielen bunten Ostereiern. Nur noch zwei Schachteln mit weißen Eiern warteten darauf, bemalt zu werden. Zu ihrer Überraschung lag Berti auf dem Werkstatttisch und schlief. Er war von oben bis unten mit bunter Farbe bespritzt.
„Berti? Das kann doch nicht wahr sein. Hat etwa unser fauler Berti Ostereier bemalt?“, riefen die Hasen.
Berti blinzelte verschlafen auf seine Kameraden. „Ihr seid ja wieder gesund“, freute er sich.
„Ja, Tante Hildes Hausmedizin schmeckt zwar scheußlich, wirkt aber Wunder“, antworteten die Hasen. „Aber sag mal, warst du das? Wie hast du das bloß geschafft?“
Berti hopste vom Tisch und grinste stolz: „Ja, das war ich! Ich habe eine neue Maltechnik erfunden. Damit sind die Eier ruck zuck farbig und es macht viel mehr Spaß. Ich zeige es euch.“ Berti legte eine Reihe weiße Eier nebeneinander auf den Tisch. Dann nahm er den Pinsel, tauchte ihn in blaue Farbe, holte aus und spritzte mit Schwung die Farbe über die Eier. Genauso machte er es mit roter und gelber Farbe. So wurden aus den weißen Eiern im Nu bunt gesprenkelte Ostereier.
Die Hasen jubelten: „Das ist genial! Berti, du bist ja ein Genie. Wir müssen nur noch die letzten Eier bemalen und dann können wir die Ostereier verteilen. Das schaffen wir locker bis morgen.“
Plötzlich stand Tante Hilde in der Werkstatt und fragte staunend: „Was ist denn hier passiert?“
„Du wirst es nicht glauben, Tante Hilde, das alles hat unser fauler Berti gemacht. Er hat Ostern gerettet“, lobten die Hasen. Berti kratzte sich verlegen am Ohr. Sein Gesicht war ganz rot angelaufen.
Tante Hilde freute sich: „Na, da schau her. Nun ist aus unseren faulen Berti doch noch ein Osterhase geworden.“
Michaela Kapsalis, Garching/Alz, schreibt gerne Kurzgeschichten und Lyrik. Sie hat bereits in verschiedenen Anthologien veröffentlicht.
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Ich kleines blaues Glockenblümchen stehe hier vor einem Haus.
Eines Morgens, früh im Frühling, kommen viele Kinder raus.
Denn vor Kurzem hat ein Hase bunte Eier hier versteckt.
Ein kleiner kecker Hase
mit langem Ohr und zuckender Nase.
Tage zuvor hat er sich ins Zeug gelegt.
Eier bunt bemalt, mit Herzen und Sternchen,
und danach den Boden gefegt.
Davor war er bei den Hühnern im Stall.
Dort hat er die Eier her.
Denn die Hühner freuen sich über seinen Besuch immer sehr.
Nun seh’ ich, kleines Glockenblümchen,
Häschens Werk voll Freude zu.
Denn die Kinder finden vor dem Finden keine Ruh.
Zora, 14 Jahre aus Tübingen, Deutschland.
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