MITGLIED DER DEUTSCHEN ISLAMKONFERENZ

Bis 2009 wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass ich einmal eine Moschee gründen könnte. Der Gedanke, es zu tun, ist dann über mehrere Jahre ganz allmählich in mir gewachsen, wobei einer der ersten und wichtigsten Auslöser meine Teilnahme an der Deutschen Islamkonferenz (DIK) war.

Von 2006 bis 2009 war ich Mitglied dieser Konferenz, die auf Initiative von Wolfgang Schäuble, dem damaligen Bundesinnenminister, damals gerade ins Leben gerufen worden war. Oberstes Ziel war es, die Integration der Muslime in Deutschland zu fördern, indem der Staat in einen institutionalisierten Dialog mit ihnen trat. Man lud Musliminnen und Muslime – mehrheitlich sunnitischer Ausrichtung – ein und brachte sie dazu, miteinander und mit Regierungsvertretern zu diskutieren, um gemeinsame Lösungen für gesellschaftliche und religiöse Probleme in Deutschland zu finden. Themen waren zum Beispiel das Kopftuch, die Notwendigkeit der Anerkennung der deutschen Verfassung durch die Migranten und die Forderung, dass Imame in Deutschland ausgebildet werden sollten.

Als Mitglieder für das Plenum wurden auf Regierungsseite fünfzehn Vertreter von Bund, Ländern und Kommunen ausgewählt, auf Seiten der Muslime je ein Vertreter der fünf großen muslimischen Verbände, mehrheitlich türkisch dominiert, sowie zehn Einzelpersonen aus verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens, wie Kunst, Kultur oder Wirtschaft. Eine dieser Einzelpersonen muslimischen Glaubens, neben Navid Kermani, Necla Kelek oder Feridun Zaimoglu, war ich. Man hatte mich eingeladen, weil ich als Rechtsanwältin und Frauenrechtlerin dafür bekannt war, mich besonders für die Rechte muslimischer Frauen einzusetzen.

Die Gesandten der Verbände verbrachten viel Zeit damit, sich über uns Einzelpersonen auszulassen, weil wir ihrer Ansicht nach keine rechtmäßigen Repräsentanten des Islam seien, schließlich äußerten wir uns in der Öffentlichkeit angeblich immer nur kritisch über unsere Religion. Zudem vertraten wir ihrer Ansicht nach weder eine Gemeinde, noch sei erkennbar, für wen, außer uns selbst, wir unsere Stimme erheben könnten. Selbstverständlich hielten wir Unabhängigen mit unserer Kritik an den konservativen Verbänden ebenfalls nicht hinter dem Berg. So machten wir deutlich, dass überhaupt nur 15 Prozent aller Muslime in Deutschland in den Verbänden organisiert waren und auch kaum mehr deren Moscheen besuchten.

Neben den jährlichen Plenumssitzungen, in denen nur grobe Leitlinien besprochen wurden, gab es Arbeitsgruppen, die sich sehr viel detaillierter mit verschiedenen kontroversen Themen befassten und sich alle zwei Monate trafen. Ich war sowohl Mitglied des Plenums als auch einer Arbeitsgruppe zu »Religionsfragen im deutschen Verfassungsverständnis«. Die beiden anderen Arbeitsgruppen befassten sich mit der Werteordnung des Grundgesetzes sowie dem Beitrag, den Medien und Wirtschaft für eine bessere Integration leisten könnten.

Eines der wichtigsten Ziele meiner AG war, eine Basis für die Einführung des neuen Schulfachs »Islamischer Religionsunterricht« in deutscher Sprache zu schaffen. Als Erfolg ist daher zu bewerten, dass wir 2008 ein entsprechendes rechtliches Grundlagenpapier vorlegen konnten. Umgesetzt werden musste das dann in den einzelnen Bundesländern, die ja die Bildungshoheit innehaben.


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