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Liebe, Wein und heiße Küsse erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

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© 2005 by Eileen Wilks
Originaltitel: „Entangled“
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARA
Band 260 - 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Brigitte Marliani-Hörnlein

Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 06/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733747053

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

 

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PROLOG

Niemand erwartete eine voll besetzte Kirche. Um halb zwölf an einem regnerischen Mittwochmittag waren die meisten Einwohner von Crawley, Nebraska, bei der Arbeit. Doch die Postfrau war gekommen, und auch das Apothekerehepaar und der Banker mit seiner Frau saßen auf ihren gewohnten Plätzen. Viele Farmerfamilien waren vertreten, da die Familien der Braut und des Bräutigams Farmer waren.

Und natürlich hatten auch die Mortimer-Zwillinge in der gewohnten Kirchenbank Platz genommen – sechste Reihe von vorn im Hauptschiff. Flora und Dora hatten seit fünfundfünfzig Jahren keine Hochzeit in dieser Kirche verpasst. Ein bisschen Regen konnte ihre Begeisterung nicht dämpfen.

„Sieht der junge Spencer nicht edel aus?“, flüsterte Flora.

Ihre Schwester schnaubte verächtlich. „Edel ist, wer edel handelt. Du kannst mir nicht erzählen, dass dieser Kerl dort auf seine Braut warten würde, wenn sie nicht …“

Die Postfrau drehte sich um und warf ihnen einen tadelnden Blick zu.

„Sieh mich nicht so an, Emmaline Bradley“, sagte Dora. „Francis spielt noch ‚Rock of Ages‘. Und solange dieses Lied gespielt wird, können wir auch reden.“

Flora zupfte Dora am Ärmel. „Sieh nur. Spencers Vater nimmt Platz“, flüsterte sie. „Er scheint nicht besonders glücklich über die Hochzeit zu sein.“

Dora rümpfte die Nase. „Frederick Ashton war nicht mehr glücklich, seit er abgestillt wurde. Der Mann ist schrecklich launisch. Ich weiß nicht, was Pastor Brown sich dabei gedacht hat, ihn zum Diakon zu machen.“

Lucy Johnson, die auf der anderen Seite von Flora saß, beugte sich näher. „Zumindest hat Frederick dafür gesorgt, dass sein Sohn die arme Sally heiratet.“

Flora nickte zustimmend. „Arme Sally. Ich kann verstehen, dass sie der Versuchung erlegen ist. Dieser junge Ashton ist so … so …“

„Attraktiv“, warf Dora ein. „Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Frederick Sally damit einen Gefallen getan hat.“

„Oh, Spencer ist einfach jung“, sagte Lucy. „Er führt vielleicht ein etwas wildes Leben, aber das hat mein Charlie auch getan, bevor wir geheiratet haben. Und jetzt sind wir schon zweiundvierzig Jahre zusammen.“

Emmaline Bradley drehte sich erneut um. „Pst!“

Flora errötete, Lucy kniff die Lippen zusammen, und Dora bemerkte den Rüffel gar nicht. Mit gerunzelter Stirn blickte sie zu Frederick Ashton, der drei Reihen vor ihnen saß. Es hieß, der Mann habe seine Söhne sehr streng erzogen. Er war groß, korpulent und dominant – der Typ Mann, der gern sagte: „Wer an der Rute spart, verzieht das Kind.“ Dora war sicher, dass weder Spencer noch sein Bruder David verzogen worden waren.

Francis spielte die ersten Takte von Wagners Hochzeitsmarsch. Treulich geführt …

Am Eingang der Kirche presste Sally Barnett die Hand auf ihren leicht gewölbten Bauch. Das Hochzeitskleid aus Seide fühlte sich kühl auf der Haut an.

„Hast du Schmetterlinge im Bauch, Schatz?“, fragte ihr Vater.

Eher Übelkeit. Aber Daddy wirkte so besorgt … sicher hatte Mom recht. Spencer würde ein ruhigeres Leben führen, wenn das Baby erst einmal da war. Sie lächelte. „Ich bin nervös“, flüsterte sie.

Er tätschelte ihre Hand. „Das ist normal. Es geht los, Schatz.“

Zusammen traten sie vor und schritten im Takt der Musik langsam durch den Mittelgang zu Spencer, der vor dem Altar wartete. Sallys Kleid raschelte, und ihr Herz pochte heftig. Sie hielt den Brautstrauß fest umklammert. Ein Wunder, dass sie ihn nicht zerdrückte.

Spencer sah in seinem Smoking wundervoll aus. Wen interessierte es, dass das Kleidungsstück nur geliehen war? Immer wieder hatte Sally ihm versichert, dass es egal war … bloß ihm war es nicht egal. Er war scharf auf Besitz, auf die äußeren Zeichen des Erfolgs. Sie verstand, warum er dieser fixen Idee folgte. Sein Leben lang hatte er seine Mutter jammern hören, dass sie so wenig Geld hatten, und wie viel besser es ihnen ginge, wenn sein Vater die Farm schon vor Jahren verkauft hätte. So war er in dem Glauben aufgewachsen, Glück sei von Dingen abhängig und nicht von Menschen.

Ich werde ihm zeigen, dass es nicht so ist, schwor sie sich, als ihr Vater sie ihrem Bräutigam gab und zurücktrat. Sie würde ihm eine gute Frau sein und dafür sorgen, dass er diesen Tag niemals bereute.

Ihr Herz machte einen Satz, als Spencer ihre Hand ergriff, wie immer, wenn er sie berührte. Er liebte sie nicht. Jedenfalls nicht so tief, wie sie ihn liebte. Aber sie würde geduldig sein. Sie würde ihn lehren, sie zu lieben.

Sie vergaß ihre Übelkeit und lauschte strahlend den Worten des Priesters. Ihr attraktiver Bräutigam stand groß und aufrecht neben ihr.

Spencer sah Sally an. Wie albern sie lächelt, dachte er. Glaubt, ich sei ihr in die Falle gegangen. Die blöde Kuh war heulend zu ihrem Vater gerannt, als sie herausfand, dass sie schwanger war, und der wiederum war zu seinem alten Herrn gegangen … Kalter Schweiß lief Spencer den Rücken hinunter.

„Wollen Sie, Spencer Winston Ashton, diese Frau zu Ihrer rechtmäßig angetrauten Frau nehmen?“, fragte der Priester. „Sie lieben und ehren …“

Frederick Ashton war der einzige Mensch auf der Welt, den Spencer fürchtete. Und egal, wie viele Lippenbekenntnisse Frederick auf die Bibel abgab, sein wahrer Gott war seine Stellung in der Gemeinde. Und er hatte klar zu verstehen gegeben, dass er nicht zulassen würde, dass Spencer einen Schatten darauf warf.

„… in guten und in schlechten Tagen …“

Okay, dachte er, Sally hat gewonnen. Aber sie wird den Sieg nicht lange genießen können. Er war zu größeren Dingen bestimmt. Er hatte es immer gewusst.

„… bis der Tod euch scheidet?“

„Ja“, sagte Spencer feierlich. Irgendwie, irgendwann würde er einen Weg finden, aus dieser trostlosen Stadt zu verschwinden, hinaus in die weite Welt, die auf ihn wartete.

1. KAPITEL

Napa Valley, Kalifornien. Vierunddreißig Jahre später.

Dixie verließ den Highway. Ihre Nervosität wuchs mit jeder Minute, die sie ihrem Ziel näher kam. Aus dem Radio dröhnte „Cowboys from Hell“ von der Metal-Band Pantera.

Am meisten habe ich das Licht vermisst, dachte sie, als sie ihren Toyota auf die schmale Landstraße lenkte. In New York waren die Jahreszeiten klar voneinander abgegrenzt. Sie hatte ihre Freude daran gehabt, wie der Winter mit einem Schlag den Herbst vertrieb. In Kalifornien war das anders. Hier gingen die Jahreszeiten sanft ineinander über. Wie bei pastellfarbenen Wasserfarben, die ineinander verliefen, nicht schwarz-weiß wie bei Kohlezeichnungen.

Aber das Licht … das Januarlicht im Valley hatte nicht die Energie, die Lebenskraft wie das Licht im Sommer, und doch tauchte es Baumstämme und Häuser, Straßen und die Erde in weiche Farben.

Sie freute sich darauf, dieses Licht zu malen. Und nur deshalb bin ich hier, rief sie sich in Erinnerung. Sie hatte einen Auftrag zu erledigen. Wenn sie dabei noch einige böse Geister vertreiben konnte, dann war es schön und gut. Diese dummen Spukgestalten verfolgten sie, seit sie nach Kalifornien zurückgekehrt war. Es war an der Zeit, sich ihnen zu stellen. Das Leben ging weiter.

Der Bogen über dem Eingang war hoch und weit, ein elegantes schmiedeeisernes Kunstwerk mit Nachbildungen der nach dem Eigentümer benannten Weinreben.

Sie war da. Dixie holte tief Luft und bog in die Auffahrt ein, die zu dem Weingut The Vines führte.

Das Haus lag direkt vor ihr. Sie hielt sich links und steuerte die Weinkellerei an. Das große zweigeschossige Gebäude mit einem Dach, das aussah wie der Hut eines chinesischen Bauern, beherbergte außerdem die Büros und die Verkaufs- und Verkostungsräume. Sie fuhr auf den Parkplatz, stellte den Motor aus und blieb einen Moment sitzen, um die Veränderungen in sich aufzunehmen … und die Dinge, die gleich geblieben waren.

Dann nahm sie ihren Hut und ihre Tasche, sah nach Hulk und öffnete die Wagentür.

Die Luft roch nach Erde und Trauben. Diese Düfte weckten alte Erinnerungen in ihr.

Keine traurigen Erinnerungen. Laute, fröhliche, manchmal ärgerliche, aber keine traurigen. Deshalb war es auch so schwierig. Sie holte tief Luft und schritt voran.

„Dixie!“ Eine schlanke junge Frau in einem cremefarbenen Anzug trat auf die Veranda. Sie eilte die Treppe hinunter. Ihre Haare waren zweifelsohne zu Beginn des Tages zu einem eleganten Knoten im Nacken gesteckt worden. Doch im Laufe des Vormittags hatten sich die ersten Strähnen selbstständig gemacht. „Du kommst spät. Hattest du viel Verkehr? Was hast du vergessen? Wo ist deine Katze?“

Lachend umarmte Dixie ihre Freundin. „Der Verkehr war schrecklich, und was ich vergessen habe, weiß ich erst, wenn ich etwas nicht finde. Hulk schläft hinten im Wagen in seiner Box. Mensch, und du siehst klasse aus!“ Dixie trat einen Schritt zurück und betrachtete Mercedes von oben bis unten. „Schlank wie eh und je – die New Yorker wären begeistert – und dann deine Haare! Ich liebe diese wuscheligen Strähnen. Dein Outfit ist allerdings etwas langweilig.“

„Nicht jeder kann sich wie eine Künstlerin kleiden.“ Mercedes schüttelte den Kopf. „Ich käme überhaupt nicht auf die Idee, so etwas wie du anzuziehen.“

„Gefällt es dir? Ich nenne es Strand-Look.“ Dixie hatte sich heute Morgen mindestens fünfmal umgezogen und sich schließlich für eine gelbe Caprihose und ein passendes Top entschieden. Dazu trug sie ein buntes Hawaiihemd statt einer Jacke. Stil der Fünfzigerjahre, obwohl die überdimensionierte Sonnenbrille und der Strohhut besser in die Sechziger passten. Aber Dixie nahm das nicht so genau.

Mercedes lachte und ging auf das Haus zu. „Dir steht dieser Retrostil. Du siehst total schick aus.“

„Für dich ist das die falsche Ära“, sagte Dixie und lief neben Mercedes her. „Mein Körper passt zu den Vierziger- oder Fünfzigerjahren. Zu dir würde die avantgardistische Mode der Zwanzigerjahre passen. Du könntest der ‚Flapper-Generation‘ angehören. Die moderne junge Frau von damals, die einen neuen Modestil entwickelt hat.“

„Ganz bestimmt nicht.“

„Doch, du trägst ein Button-Down-Hemd zu diesem Anzug, Merry. Du brauchst Beratung.“

Mercedes hielt die Hand hoch. Halb lachend, halb alarmiert. „Oh nein, kommt überhaupt nicht infrage. Du wirst mich nicht beraten. Danach steht mir im Moment nicht der Sinn.“

„Hmm.“ Dixie trat auf die Veranda und schaute sich um. Vor elf Jahren war dies ein kleineres, weniger stilvolles Gebäude gewesen. „Hier hat jemand verdammt gute Arbeit geleistet. Der Anbau ist perfekt integriert. Und jetzt möchte ich deinen Bereich sehen.“

„Wenn du den Verkaufs- und Verkostungsraum meinst, dann hier entlang. Wir planen eine Neugestaltung. Es war Jillians Idee.“

Dixie legte den Kopf zur Seite, als sie eintrat. Seltsamerweise war Mercedes angespannt. Dabei hätte sie eigentlich nervös sein müssen. „Das gefällt mir außerordentlich gut.“ Sie nahm den Hut ab und schob die Brille auf den Kopf. Interessiert blickte sie sich um.

Viel Holz, dezente Beleuchtung, eine wundervolle Aussicht … ansprechend, ja, aber dem Raum fehlte ein charakteristisches Profil. Er war weder rustikal noch modern. „Wie habt ihr euch die Neugestaltung vorgestellt?“

„Noch ist nichts entschieden, aber wir wollen uns dem Stil unserer Werbekampagne anpassen.“ Die Anspannung in Mercedes ließ nicht nach. „Die Büros sind oben. Eli ist draußen in den Weinbergen, deshalb bringe ich dich zu Cole.“ Sie steuerte auf die Tür am anderen Ende des Raumes zu.

Dixie rührte sich nicht.

„Dixie?“ Mercedes blieb in der offenen Tür stehen und blickte stirnrunzelnd über die Schulter. „Kommst du?“

„Erst sagst du mir, warum du so nervös bist.“

„Ich weiß nicht, was du meinst.“

„Du bist plötzlich so höflich“, beobachtete Dixie. „Das ist immer ein schlechtes Zeichen. Was ist los? Ist Cole sauer, weil du mich engagiert hast, die Illustrationen zu machen?“ Als sie Mercedes’ schuldbewussten Gesichtsausdruck sah, rief sie aus: „Er weiß es doch, oder? Mercedes?“

„Nicht … direkt.“

Dixie schloss die Augen. Das durfte doch nicht wahr sein! „Werde ich gefeuert, bevor ich überhaupt angefangen habe?“

„Das kann er nicht machen“, versicherte Mercedes ihr. „Wir haben schließlich einen Vertrag. Er und Eli haben mir die Befugnis gegeben, dich zu engagieren. Okay, sie wussten nicht, dass du es bist, aber ich habe ihnen gesagt, wo deine Arbeiten überall erschienen sind, und das hat gereicht, dass sie dich unbedingt haben wollten.“

„Ganz schön riskant“, murmelte Dixie und öffnete die Augen. „Was hast du dir dabei gedacht?“

„Dass Louret Winery dich für die neue Kampagne braucht. Du bist die Beste.“

„Dem widerspreche ich nicht“, sagte Dixie. Sie gehörte nicht zu den Menschen, die ihr Licht unter den Scheffel stellten. „Aber das erklärt nicht dein Schweigen.“

„Hast du eine Ahnung, wie es ist, die beiden älteren Brüder als Chefs zu haben?“, fragte Mercedes. „Ich wollte keine Zeit mit Diskussionen mit Cole verschwenden. Komm schon, Dixie. Ich weiß, dass es eine blöde Situation ist, aber dich haut doch so schnell nichts um, oder?“

Nein, das nicht, aber sie hatte Angst. „Ich bin auf Coles Gesicht gespannt, wenn ich in sein Büro komme.“

Mercedes lachte erleichtert. „Darauf freue ich mich auch schon. Und dann tauche ich unter.“

„Na, klasse. Du kannst einem wirklich Mut machen.“

Hinter dem Verkostungsraum befanden sich ein Flur mit mehreren Türen, die zur eigentlichen Kellerei führten, und eine Treppe hinauf zu den Büros. Nicht gerade luxuriös, dachte Dixie, als sie hinter Mercedes die Stufen hinaufstieg, aber auch nicht nur funktionell. Es schien, als florierte das Weingut.

Elf Jahre waren schon eine lange Zeit. Wovor hatte sie eigentlich Angst?

Dass er sie hasste.

Sie legte eine Hand auf ihren Bauch. Cole war ein temperamentvoller Mann. Entweder heiß oder kalt, lauwarm gab es bei ihm nicht … obwohl die meisten Menschen das nicht erkannten. Sie wurden von seinem bestechenden Äußeren getäuscht.

Cole ist wirklich ein verdammt attraktiver Mann, dachte sie.

Zumindest war er es damals gewesen. Vielleicht war er inzwischen dick geworden. Mercedes hatte nichts gesagt, aber Dixie hatte sie auch nicht gerade ermuntert, über ihren Bruder zu sprechen. „He, Merry“, sagte sie, als sie die oberste Stufe erreichten. „Hat dein Bruder zugenommen?“

Mercedes sah sie verwirrt an. „Eigentlich nicht. Warum?“

„Ach, schon gut.“ Wie auch immer die Sache ausging, eines würde sie trösten: Cole hätte sie nicht vergessen. Sie griff in ihre Tasche. „Sobald du dich aus dem Staub gemacht hast, kannst du Hulk aus dem Wagen holen und in mein Zimmer bringen.“

Mercedes nahm die Schlüssel. Sie lächelte und umarmte Dixie impulsiv. „Ich freue mich, dass du wieder nach Kalifornien gezogen bist. Zwar ist der Anlass nicht schön, aber ich bin glücklich, dass du wieder in der Nähe bist.“

„Ich auch. So, und jetzt auf in die Höhle des Löwen.“

„Er wird dich schon nicht fressen.“ Mercedes öffnete die Tür. „Cole, unsere Künstlerin ist da. Da Shannon krank ist, muss ich sofort zurück in den Verkaufsraum. Ich dachte, du könntest sie herumführen.“

„Gern“, sagte er mit seiner sanften Baritonstimme. „Sobald ich …“ Er verstummte, als Dixie hinter Mercedes hervortrat.

Er hat sich nicht verändert, war ihr erster Gedanke. Nein – falsch.

Cole war immer noch schlank. Seine braunen Haare waren kurz geschnitten, um die Locken zu bändigen. Er hatte anliegende kleine Ohren, eine große Nase und markante Augenbrauen. Doch das Gesicht, das vor elf Jahren fast zu attraktiv gewesen war, hatte kleine Fältchen bekommen. Der erste Lack war ab.

Und die Art, wie er mit offenem Mund dastand. Das war völlig neu. Es gefiel ihr.

Dixie lächelte und bemerkte kaum, dass sich die Tür hinter Mercedes schloss. „Hallo, Cole.“

Cole setzte ein professionelles Lächeln auf. „Willkommen auf The Vines. Wie ich schon sagte, führe ich dich gern herum … sobald ich meine kleine Schwester umgebracht habe.“

Dixie lachte auf. „Und ich habe schon gedacht, du würdest kalt und geschäftsmäßig darüber hinweggehen.“

„Nein, ich weiß doch, was du von geschäftsmäßigem Benehmen hältst. Ich werde versuchen, es zu vermeiden.“ Er betrachtete sie abschätzend von oben bis unten, fast schon beleidigend. „Es lag schon immer in deiner Natur, zu spät zu kommen, aber elf Jahre sind ein bisschen übertrieben. Selbst für dich.“

Sie schüttelte den Kopf. „Du wirst mich nicht durcheinanderbringen.“

„Ich kann es zumindest versuchen.“

Zeit, das Thema zu ändern, entschied sie und blickte sich im Büro um, das penibel aufgeräumt war, bis auf den großen dunklen Schreibtisch. Ein gefleckter Hundekopf lugte um die Ecke dieses Schreibtisches und sah Dixie aus braunen Augen hoffnungsvoll an. „Oh!“ Sie bückte sich lächelnd. „Wer ist das?“

„Tilly. Sie lässt sich nicht von dir streicheln.“

„Nein?“ Sie streckte die Hand aus, damit der Hund daran schnüffeln konnte – und das Tier verzog sich wieder hinter dem Schreibtisch. „Sie ist ängstlich, oder?“

„Ja. Außerdem neurotisch und nicht besonders helle“, sagte er und kraulte das Tier, das Dixie nicht mehr sehen konnte. „Tilly hat Angst vor Stürmen, anderen Hunden, Vögeln, unbekannten Menschen, lauten Stimmen und so weiter.“

Dixie ging um den Schreibtisch herum, damit sie den Hund sehen konnte. „Ist sie ein Dalmatiner-Mischling?“

„Ein bisschen Dalmatiner, ein bisschen Windhund, meint der Tierarzt, und vielleicht hat sie noch Straßenköterblut. Ich habe sie vor einem Jahr am Rand des Highways gefunden.“

„Wie hast du es geschafft, sie mitzunehmen, wenn sie vor jedem Angst hat?“

Amüsiert lächelnd blickte er auf Tilly hinunter. „Sie schien auf mich gewartet zu haben. Ich habe angehalten, die Tür geöffnet, und sie ist in den Wagen gesprungen.“

Dixie schüttelte den Kopf. „Sie ist tatsächlich weiblich.“

„Aber eigentlich nicht mein Typ.“ Sein schiefes Lächeln hatte sich nicht geändert – der eine Mundwinkel heruntergezogen, der andere nach oben, als wollte Cole sich nicht festlegen. „Okay, Tilly, das reicht. Platz.“ Erstaunlicherweise legte der Hund sich hin. „Willst du dich nicht setzen?“

Dixie setzte sich auf den Stuhl vor dem unordentlichen Schreibtisch.

So weit, so gut. Das Ziehen in der Magengegend hängt mit der Vergangenheit zusammen, redete sie sich ein, eine Reaktion auf unvergessene Leidenschaft. Es hatte nichts mit dem Mann zu tun, dem sie jetzt gegenübersaß. „Du hast auf Louret Wines wahre Wunder vollbracht.“

„Für die Wunder ist Eli zuständig. Mein Ressort sind die Finanzen. Wie ist es dir in den letzten Jahren ergangen? Du siehst blendend aus.“

„In meinem Leben gab es die üblichen Höhen und Tiefen. Und bei dir?“

„Viel Arbeit. Du hast dir einen guten Namen gemacht. Gratuliere.“

Sie lachte. „Ehrlich gesagt hatte ich mir das Wiedersehen mit dir ganz anders vorgestellt. Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich mir dieses Treffen ausgemalt habe! Und jetzt tauschen wir nach ein paar schnellen Spitzen höfliche Komplimente aus.“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Du bist enttäuscht.“

„Nein. Ja, vielleicht ein bisschen.“ Sie verdrehte die Augen. „Ich möchte von dir nicht so kühl behandelt werden, wie du normalerweise die Menschen abfertigst, die du nicht magst. Du kannst kälter sein als ein eisiger Nordwind.“

Etwas blitzte in seinen Augen auf, doch sein Lächeln war ungezwungen. „Inzwischen habe ich mich zu einem warmherzigen, liebenswerten Mann entwickelt. Ich bin gereift.“

Sie musste lächeln. „Das glaube ich erst, wenn ich es sehe.“

„Warum nicht? Du wirst ja einige Tage hier sein.“

„Ja, und meine Nase in alles stecken. Das ist meine Art zu arbeiten.“

„Hmm.“ Er lehnte sich zurück. „Du bist mit Maxwell und Rockwell verglichen worden – zwar ein anderer Stil, aber genauso anerkannt. Ich frage mich, wie wir uns eine so bedeutende Künstlerin leisten können.“

Er hatte ihre Karriere verfolgt. Damit hatte Dixie nicht gerechnet. „Hast du den Vertrag nicht gelesen?“, fragte sie erstaunt.

„Aus irgendeinem Grund wollte Mercedes alles selbst machen“, erwiderte er trocken.

„Nun, ihr kauft die Reproduktionsrechte für meine Bilder, aber nicht die Bilder selbst. Sie würden euch wesentlich mehr kosten.“ Sie hatte vor, Mercedes eins aus Freundschaft zu schenken, aber nicht zu verkaufen.

„Du machst es also für Mercedes nicht umsonst?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Nein.“

Schließlich stand er auf. „Soll ich dich jetzt herumführen?“

„Gern.“

Cole stieg hinter Dixie die Treppe hinab. Sein Blick fiel von oben auf ihren Kopf. Ihre Haare hatten ihn schon immer fasziniert. Schmutziges Blond, hatte sie es genannt. Oder straßenköterblond. Sandfarben, fand er. In vielen verschiedenen Schattierungen fiel es fein und glatt hinunter, wie Sand, der aus einer geöffneten Hand rieselte.

„Mercedes hat dir sicherlich schon einen allgemeinen Überblick über das gegeben, was wir suchen“, sagte er, als sie den kleinen Flur am Ende der Treppe erreichten. „Wir planen eine Serie von kunstvoll gestalteten Anzeigen in einigen gehobenen Magazinen, keine Hightech-Anzeigen oder Massenproduktion. Sie sollen das zeigen, was die Qualität unseres Weines ausmacht: traditionelle, handwerkliche Herstellung.

„Ja, das hat sie mir gesagt. Sie hat auch angedeutet, dass du es ihr bei einigen Aspekten des Konzepts nicht leicht gemacht hast.“

„Aber du siehst ja, wer gewonnen hat. Du bist hier, obwohl wir Winter haben – nicht gerade die beste Zeit für Bilder vom Weingut.“

„Aber ich male nicht das Weingut, sondern die Menschen.“

„Das hat sie erwähnt, aber ich weiß nicht, wie wir mit einem Bild von Eli, der die Trauben liebkost, Wein verkaufen können.“

„Mercedes hat außerdem gesagt, dass du ihr nicht zuhörst.“ Dixie schüttelte den Kopf. Ihre Haare schwangen bei der Bewegung leicht hin und her. „Es gibt Tausende von guten Weinen. Eurer ist möglicherweise sogar der Beste, aber wie zeigst du das in einem Bild?“

„Wein, Trauben, die Reben selbst – das alles sind starke Bilder. Ein guter Künstler könnte sie unvergesslich machen.“

Sie hob die Augenbrauen. „Ich könnte dir ein Bild von Trauben malen, das einem Abstinenzler die Tränen in die Augen treibt, weil er das verpasst. Aber fast jeder Mensch hat schon wunderschöne Bilder von Trauben gesehen. Ein weiteres, egal, wie gut es gemacht ist, würde nicht unbedingt zeigen, was an Louret so einzigartig ist. Die Anzeigen sollten nicht für Wein begeistern, sondern für das Weingut Louret.“

„Ich kenne mich im Marketing aus“, sagte er trocken. „Aber warum Bilder von Menschen?“ Er hatte Mercedes’ Gründe gehört – und sie waren gut, ansonsten wäre er auf die Idee nicht eingegangen. Jetzt wollte er Dixies Version hören.

„Bei einem kleinen Weingut geht es um die Menschen. Du hast dich mit einem Pinot Noir und Merlot etabliert. Dein Cabernet Sauvignon gewinnt regelmäßig Preise. Diese Rotweine entstehen aus deinen Trauben, sie wachsen auf deinem Boden, im Unterschied zu dem neuen Chardonnay. Die Leute sollen erkennen, dass sie nicht nur eine außergewöhnliche Traube erhalten, wenn sie eine Flasche Louret-Wein kaufen. Sie bekommen Elis Nase und ein Schlückchen vom Erbe deiner Mutter.“

Er hob anerkennend die Augenbrauen. „Du hast gute Vorarbeit geleistet.“

„Ja, ich verbringe viel Zeit mit Nachforschungen, bevor ich mit der eigentlichen Arbeit beginne. Ich male schnell, aber zuvor lasse ich mir Zeit bei der Recherche.“

„Das klingt alles sehr kommerziell“, stellte er fest. „Was ist aus der Künstlerin Dixie geworden?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Der Kunstmarkt ist sehr begrenzt. Wenn du nicht dem angesagten Strom folgst, dann leistest du keine ‚bedeutsame Arbeit‘ – was im Klartext heißt, Teil des Dialogs zwischen Künstlern, anderen Künstlern und Kunstkritikern zu sein.“

„Du hast dieses avantgardistische Zeug gemocht.“

„Tue ich immer noch. Aber ich will nicht selbst in dem Strom mitschwimmen. Ich habe mich der darstellenden Kunst verschrieben – was nicht ganz so verwerflich ist wie die kommerzielle Kunst. Die ich natürlich auch brauche.“ Sie lachte. „Ein Ausbilder hat mir einmal gesagt, dass ich die Seele einer Illustratorin habe. Er meinte es nicht als Kompliment.“

„Einigen Menschen sollte man das Lehren verbieten.“

„Nein, er hatte recht. Sicher, ich finde, dass auch Rembrandt ein hervorragender Illustrator war.“ Sie grinste. „Falsche Bescheidenheit ist mir noch nie vorgeworfen worden.“

Nein, Bescheidenheit ist nicht deine Tugend, dachte er amüsiert. Schade, dass er gerade diesen Wesenszug so attraktiv fand. „Aber besteht nicht die Gefahr, dass du deine Kreativität dem kommerziellen Erfolg opferst?“

„Ich bin in der glücklichen Lage, mir meine Jobs mittlerweile aussuchen zu können. So kann ich künstlerisch tätig sein und muss keinen Auftrag annehmen, der mich nicht reizt.“

Und doch hatte sie diesen Job angenommen … und für weniger Geld als gewöhnlich, so vermutete er. Einer Freundin zum Gefallen? „Reizt dich das Thema Wein?“

Sie sah ihn nachdenklich an. „Machst du jetzt den Rundgang mit mir oder nicht?“

„Auf jeden Fall.“ Er öffnete die nächstgelegene Tür. „Dies ist der Abfüllraum. Randy kümmert sich hier um alles.“

Dixie hatte sich nicht sehr verändert. Sie hatte immer noch einen Körper, der einen Mann verrückt machen konnte. Und ihr Lächeln zeigte, dass sie es wusste. Nach wie vor hatte sie diese magische Wirkung auf Menschen, Männer und Frauen zugleich. Die nächste Stunde beobachtete Cole, wie sie jeden, den sie kennenlernte, in ihren Bann zog.

Randy erlag ihrem Charme sofort, aber er war jung und liebte es zu flirten. Bei Russ, dem Vorarbeiter auf dem Weingut, war es auch kein Wunder – er war zwar älter, aber immerhin ein Mann. Eine echte Herausforderung bot Mrs. McKillup. Doch selbst die verschrobene alte Buchhalterin war gegen Dixies Ausstrahlung nicht immun und lächelte doch tatsächlich. Normalerweise tat sie das nur, wenn sie so etwas Wichtiges wie ein neues Tabellenkalkulationsprogramm bekam.

Es machte Cole nichts aus. Das redete er sich jedenfalls ein, als er beobachtete, wie Dixie Russ um den kleinen Finger wickelte. Er war nicht eifersüchtig. Überhaupt nicht.

Mit jeder weiteren Vorstellung wurde ihm leichter ums Herz. Inzwischen war er wirklich über sie hinweg. Er konnte im Hintergrund stehen und beobachten, wie sie flirtete, er konnte ihren Körper bewundern und ihr angenehmes Lachen genießen, ohne dass ihm alte Erinnerungen hochkamen.

Vielleicht würde er seine Schwester doch nicht umbringen.

„Es ist faszinierend zu beobachten, wie du die Menschen umgarnst“, sagte er, als sie weitergingen.

„Oh, ich habe vor langer Zeit herausgefunden, dass das Leben einfacher ist, wenn man die Menschen mag. Man verschwendet nicht so viel wertvolle Energie. Außerdem ist es interessanter.“

Das, so erkannte er, war die Ursache für ihren Charme. Dixie gab den Menschen das Gefühl, sie zu mögen. Gerade das war zwischen ihnen vielleicht falsch gelaufen – es hatte zu viele Dinge gegeben, die sie an ihm nicht wirklich gemocht hatte.

„Bei manchen Menschen ist es nicht einfach, sie zu mögen.“

„Stimmt. Und bei manchen lohnt sich die Anstrengung auch gar nicht, aber das weiß man erst, wenn man es versucht hat.“ Sie öffnete die Tür zum Verkaufsraum. „Ich hole jetzt besser die restlichen Sachen aus meinem Wagen. Allerdings weiß ich nicht, wohin damit.“

„Meine Mutter hat dich in dem ehemaligen Kutscherhaus untergebracht. Du erinnerst dich noch sicher daran.“

Dixie blieb in der Tür stehen und warf ihm einen Blick über die Schulter zu. Sie war blass geworden. „Ja“, sagte sie nach einem Moment. „Ja, das tue ich.“

Das Kutscherhaus lag etwas entfernt vom Haupthaus – nicht weit, aber weit genug, um Privatsphäre zu bieten. In jenem Sommer vor vielen Jahren hatte Cole noch in dem Haupthaus gewohnt; Dixie war zu ihrer Mutter gezogen, während sie einen Job suchte. Eines Tages hatte sie Mercedes besucht.

In der Nacht waren Cole und sie ein Paar geworden. Sie trafen sich oft im Kutscherhaus. Liebten sich dort.

Sie schüttelte leicht den Kopf und verzog die Lippen zu einem Lächeln, das aber ihre Augen nicht erreichte. Er konnte ihre Gefühle nicht entschlüsseln. „Hilfst du mir beim Ausladen, oder musst du weiterarbeiten? Aber ich warne dich – ich reise nie mit leichtem Gepäck.“

„Kein Problem. Ich liebe es, für Frauen meine Muskeln spielen zu lassen.“

Sie betrachtete ihn von Kopf bis Fuß. „Hast du ein Tanktop? Muskulöse Männer in einem Tanktop finde ich total sexy.“

Ihm wurde heiß. Kein Wunder. Sie liebte es immer noch, Männer zu provozieren. „Pass auf, Dixie. Du spielst mit dem Feuer“, sagte er leise.

Sie lachte, und er beließ es für den Moment dabei. Später aber … Dixie war keine Frau für eine längere Liebesbeziehung. Er wusste es, und er wusste auch, warum. Aber ein kurzes Abenteuer …

„Auf zum Muskeltraining“, sagte er leichthin und überließ es ihr, zu entscheiden, welche Art von Muskeltraining er im Sinn hatte.

2. KAPITEL

„Du fährst einen Geländewagen?“

Dixie ignorierte Coles amüsierten Gesichtsausdruck. Sie öffnete die Fahrertür. „Willst du nun mit mir fahren, oder möchtest du lieber zu Fuß zum Kutscherhaus gehen?“

Er kletterte in den Wagen und sah sich um. „Ich hätte mir bei dir einen Ferrari vorstellen können. Oder einen Sprit sparenden Kleinwagen mit einem Sticker darauf ‚Heute schon einen Baum umarmt?‘. Aber ein Geländewagen?“ Er schüttelte grinsend den Kopf. „Der passt eher zu den Müttern von kleinen Fußballern.“

„Was hast du gegen Fußballermütter?“ Sie gab etwas zu viel Gas. „Ich arbeite viel vor Ort. Deshalb brauchte ich einen Wagen, in dem ich meine ganzen Utensilien verstauen kann. Und natürlich auch Hulk. Außerdem ist dies der sparsamste Geländewagen, den es auf dem Markt gibt.“ Warum verteidigte sie sich überhaupt? „Was für ein Auto fährst du? Einen nagelneuen BMW oder Mercedes?“

„Einen fünf Jahre alten Jeep Grand Cherokee, acht Zylinder, Standardausstattung“, antwortete er umgehend.

„Einen Geländewagen.“

„Ja.“

Sie sah ihn an – und beide brachen in Gelächter aus. „Waren wir früher wirklich so oberflächlich?“, fragte sie. „Wenn ich an die ganzen Diskussionen über Autos denke. Als seien sie wichtig.“ Sie schüttelte den Kopf bei der Erinnerung daran.

„Ich war nicht oberflächlich. Ich war einfach dumm.“

Dumm nicht, dachte sie. Besessen vielleicht. Ganz sicher ehrgeizig. Fest entschlossen, es besser zu machen als sein Vater, der ihn verlassen hatte, und zu beweisen, dass er und seine Familie Spencer Ashton nicht brauchten. Dixie hatte Verständnis dafür gehabt. Sie konnte nur nicht damit leben.

Das Kutscherhaus lag nicht weit entfernt vom Haupthaus in östlicher Richtung. Doch um mit dem Wagen dorthin zu gelangen, musste sie einen Umweg durch die Weinberge und einen Olivenhain fahren. Selbst im Januar sahen die Bäume malerisch aus mit ihren knorrigen Ästen und graugrünen Blättern. Die Salbei- und Süßholzpflanzen darunter waren grün.

Im Sommer ist der Hain noch schöner, erinnerte Dixie sich. Umgeben von vielen Reihen üppiger Weinreben. Aber vielleicht war es ebenso gut, dass sie im Januar hier war.

„Warum fährst du einen Geländewagen?“, fragte sie, als sie vor dem kleine Stuckgebäude hielten. „Du musst doch nicht so oft größere Dinge befördern.“

„Nicht mehr, nein. Doch eine Zeit lang musste ich es. Ich habe vor ein paar Jahren eine kleine Hütte gekauft und daran gearbeitet.“

„Ein renovierungsbedürftiges Haus?“, fragte sie überrascht. Der Cole, den sie kannte, hatte immer nur das Neueste und Beste gewollt.

„Das ist noch reichlich untertrieben.“ Er öffnete die Tür.

Sie stieg aus. „Wie würdest du es denn ausdrücken?“

„Jetzt ist das Haus recht hübsch geworden. Als ich es gekauft habe, war es unbewohnbar. Ich wollte das Land und die Aussicht, und ursprünglich hatte ich vor, die Hütte abzureißen und ein tolles neues Haus zu bauen. Irgendwann wurde ich aber süchtig nach Elektrowerkzeug. Die Hütte bot eine gute Entschuldigung dafür. Muss das wirklich alles ins Haus?“ Er deutete auf das viele Gepäck im Kofferraum.

Sie lachte. „Ich habe dich gewarnt.“

„Das hast du.“

Dixie nahm den kleineren Koffer und die Tasche mit den Farben.

Cole griff nach dem zweiten Koffer und der riesigen Rolle unbehandelter Leinwand. Damit war der Kofferraum aber noch längst nicht leer.

Die Tür zum Kutscherhaus war unverschlossen. Dixie stieß sie auf und setzte einen Fuß ins Haus.

Nichts hatte sich verändert. Angefangen bei dem Pinienholz bis hin zu den weißen Gardinen und den einfachen Möbeln, alles war wie vor elf Jahren.

Cole stieß sie an. „Geh weiter. Das ist verdammt schwer. Bist du sicher, dass du da nicht eine Leiche eingerollt hast?“

„Ganz sicher. Das Blut würde die Leinwand ruinieren.“

„Dann müssen es deine Hanteln sein. Geh weiter, Dixie.“

Sie bewegte sich vorwärts und blieb neben dem abgenutzten Ledersofa stehen. Vor elf Jahren hatten sie sich auf dieser Couch geliebt. „Das ist dieselbe Navajo-Decke auf der Couch wie damals, oder?“ Ein bisschen verschlissen, aber die Farben waren noch immer wunderschön. Verträumt fuhr sie mit der Hand darüber.

„Du hattest sie dir umgewickelt. Ich kann mich genau an den Anblick erinnern.“

Sie ließ die Hand auf der Decke liegen und sah Cole an – die Vergangenheit verschmolz mit der Gegenwart und brachte Dixie völlig durcheinander. Ihr Verstand setzte aus, ihr Herz pochte laut.

In diesem Moment wollte sie ihn haben. Unbedingt.

Elf struppige Kilo rissen sie abrupt aus ihren Fantasien.

Cole machte große Augen. „Was zum Teufel …“

„Darf ich dir Hulk vorstellen?“ Danke, Hulk, dachte sie und bückte sich, um ihn aufzuheben. Er legte sich über ihre Schulter, während sie über das graue Fell strich. Hulk liebte Aufmerksamkeit.

„Täusche ich mich, oder ist das ein Kater?“

„Soll es sein.“

„Ich glaube, ich sollte meiner Mutter Bescheid sagen.“

„Sie reagiert doch nicht allergisch auf Katzenhaare, oder? Mercedes hat gesagt, dass ich Hulk ruhig mitbringen kann. Ich nehme ihn überall mit hin.“

„Das ist schon in Ordnung. Ich glaube nur nicht, dass sie mit so einem riesigen Tier gerechnet hat.“ Er betrachtete den Kater. „Gott sei Dank gibt es keine kleinen Kinder in der Nachbarschaft.“

„Sehr witzig. Hulk ist zwar groß, aber ganz lieb. Er liebt jeden, auch Kinder.“

„Als Nachtisch?“

„Was hast du gegen meinen Kater?“

„Tilly.“

„Das sollte kein Problem sein. Wenn es sein muss, klettert er auf einen Baum, aber so schnell lässt er sich nicht einschüchtern.“

„Aber Tilly. Sie ist sehr ängstlich.“

Dixie verzog das Gesicht. „Ich werde versuchen, ihn im Haus zu behalten.“ Sie setzte Hulk auf die Couch. Er warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu und sprang hinunter. Die Katzenehre verlangte es, dass er nicht blieb, wo er hingesetzt wurde. Auch wenn er es noch so gern wollte.

Sie mussten noch dreimal gehen, bis der Wagen endlich ausgeräumt war. Dixie schaffte es, nicht ihren Erinnerungen nachzuhängen, doch als sie fertig waren, hoffte sie inständig, dass Cole sie jetzt allein lassen würde. Ihre Gefühle waren total durcheinander. Sie musste erst wieder zur Ruhe kommen.

Cole dagegen wollte offensichtlich bleiben und sich mit ihr unterhalten, was wieder typisch für ihre Gegensätzlichkeit war. „Merkwürdiges Kissen“, sagte er und deutete auf das Zafu, das sie auf den Boden gelegt hatte. „Da kommen mir die tollsten Ideen.“

„Das brauche ich für meine Sitzungen.“ Als er sie fragend ansah, fügte sie hinzu. „Meditation, Cole. Hast du schon einmal von Meditation gehört? Das ist ein Meditationskissen.“

„Ach so.“

„Läufst du noch regelmäßig?“

„Zwei- oder dreimal die Woche.“

„Siehst du, das ist deine Methode, dich psychisch zu entspannen. Ich meditiere.“

Er lachte. „Nein, nein …“, sagte er und hielt die Hand hoch. „Jetzt schnauz mich nicht gleich an. Ich musste nur lachen, weil ich mir eigentlich hätte denken können, dass du lieber sitzt als rennst.“

Sie musste grinsen. „Ich sehe einfach keinen Sinn darin zu schwitzen.“ Obwohl sich das Ergebnis seiner körperlichen Plackerei sehen lassen konnte. Cole war mit fünfunddreißig noch genauso schlank wie mit vierundzwanzig.

Zumindest hatte es den Anschein. Ob er auch ohne Oberhemd und Anzughose … Denk nicht daran, ermahnte sie sich.

Er lehnte sich gegen die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. „Bietest du mir etwas zu trinken an, nachdem ich mich für dich so angestrengt habe?“

„Du hast kein Tanktop angezogen“, erwiderte sie und stellte ihren Laptop auf den Tisch. „Außerdem habe ich noch nichts eingekauft.“

„Meine Mutter hat sicherlich dafür gesorgt, dass der Kühlschrank und die Speisekammer mit dem Notwendigsten bestückt sind.“ Er neigte den Kopf. „Nervös, Dixie?“

„Natürlich nicht.“ Gott würde ihr diese Lüge verzeihen. „Aber ich muss auspacken. Musst du gar nicht bei der Arbeit sein?“

„Ich leiste mir neuerdings schon einmal ein paar freie Minuten. Also, warum bist du hier?“

Sie blinzelte. „Hast du Gedächtnisprobleme?“

„Du kannst dir deine Aufträge aussuchen. Du hast Louret gewählt. Ich möchte wissen, warum?“

„Erstens bezahlst du mich gut. Zweitens hat Mercedes mich gebeten, den Auftrag anzunehmen. Und drittens … es war zwar eine ganz angenehme Angewohnheit, deine Existenz einfach zu ignorieren, aber jetzt, wo ich wieder in Kalifornien lebe, ist das meiner Freundschaft mit deiner Schwester im Weg.“

„Dann bist du also wegen mir hier.“ Er ging auf sie zu.

„Jetzt bist du wieder auf dem Egotrip.“

„Dann nennen wir es eben unerledigtes Geschäft.“

Er stand zu nah, doch auf keinen Fall wollte sie zurückweichen. „Teilweise.“

„Gut.“ Er beugte sich noch näher vor und küsste sie.

Im ersten Moment war Dixie so geschockt, dass sie stillhielt. Lange genug, um sich von ihrer Begierde überrollen zu lassen. In nächsten Moment aber reagierte sie instinktiv.

Sie schubste ihn weg. Kraftvoll.

Er stolperte einen Schritt zurück, fiel über Hulk und landete auf dem Po.

Dixie brach in Lachen aus.

Zu ihrer Überraschung lachte er auch. „Eigentlich sollte der Kuss dich umhauen. Nicht mich. Dein verteufelter Kater …“

„Hoffentlich hast du ihm nicht wehgetan.“ Sie sah zu Hulk, der auf der Couch saß und sein zerzaustes Fell leckte. Offensichtlich war ihm nichts passiert.

„Das ist ja toll. Du machst dir Gedanken um deine Katze und nicht um mich.“

„Du bist größer.“

„Aber nicht viel.“ Er grinste jedoch, als er sich aufrappelte.

Sie zog die Augenbrauen hoch. „Du hast dich verändert.“

„Ich bin keine vierundzwanzig mehr.“ Er lächelte immer noch, doch seine Augen sandten eine andere Botschaft aus. Eine, die ihr mehr zusetzte als der flüchtige Kuss. „Und damit du es weißt … was wir vor elf Jahren miteinander hatten, ist eine alte Geschichte. Das Buch ist geschlossen. Aber das hält uns nicht davon ab, ein neues aufzuschlagen.“

„Danke, kein Interesse.“ Ihr Körper vielleicht, aber Ihr Körper hatte nichts zu sagen.

„Aber ich. Hast du eigentlich immer noch das Tattoo?“

„Geh jetzt, Cole.“

„Ich muss für ein paar Tage verreisen, aber wenn ich zurück bin, werde ich herausfinden, ob du es noch hast.“ Damit drehte er sich um und verließ das Haus.

Die unterschiedlichsten Emotionen tobten in Dixie. Sie biss sich auf die Lippe. Eine Sekunde lang hatte sie es wieder geschmeckt, Salz und Kaffee und die geheimnisvolle Mischung, die Cole pur war.

Der erste Kuss, nachdem sie ihn vor elf Jahren verlassen hatte.

Sie sollte sich in Acht nehmen.

Der innere Tumult beruhigte sich langsam, und eine friedliche Stille ohne Nostalgie breitete sich in ihr aus. Sie hatte den Job angenommen, um Mercedes einen Gefallen zu tun, und weil sie mit einigen Geistern fertig werden musste. Aber Neugier hatte auch eine große Rolle gespielt.

Es schien, als würden die nächsten zwei Wochen alles andere als langweilig.

Am frühen Morgen des folgenden Montags schlenderte Dixie den kurvigen Weg vor dem Anwesen entlang auf der Suche nach ihrem grauen Ungeheuer. Hulk war ausgerissen. Seit ihrer Ankunft war ihm dies mindestens einmal pro Tag gelungen.

Im Grunde war es egal. Cole war auf Geschäftsreise und hatte Tilly mitgenommen. Doch ein Unwetter braute sich zusammen, und es war kalt.

„Hulk!“, rief sie. „Du wirst doch nicht gern nass. Komm ins Haus.“ Er war nirgendwo zu sehen.

Eigentlich konnte es ihr nur recht sein, dass Cole abgereist war. Außerdem täte sie gut daran, sich immer wieder in Erinnerung zu rufen, wo er die Prioritäten setzte. Doch vieles, was vielleicht gut für sie war, war nicht unbedingt das, was sie wollte. Und verdammt, wenn ein Mann verkündete, dass er die Absicht hatte, sich das Tattoo einer Frau anzusehen, dann sollte er wenigstens lange genug bleiben, bis sie ihm eine Abfuhr erteilen konnte.

Komisch, in wie vielen Dingen wir uns ähneln, dachte Dixie. Die meisten Menschen nahmen ihre Tiere nicht mit auf Geschäftsreise. Bei anderen Dingen wiederum waren sie wie Feuer und Wasser.

Vielleicht war Tilly auch nur bei ihm, weil es sich gar nicht um eine richtige Geschäftsreise handelte.

Nein. Sie schüttelte den Kopf. Cole hatte Fehler – viele Fehler sogar. Aber er spielte fair. Keine Lügen, keine Tricks. Außerdem konnte sie sich nicht vorstellen, dass seine Mutter für ihn log.

Dixie lächelte. Sie mochte Caroline Ashton Sheppard, auch wenn sie der Grund für Coles manchmal etwas seltsames Frauenbild war. Wäre Caroline einige Tausend Meilen weiter südöstlich geboren, wäre sie eine aufregende Südstaatenschönheit gewesen – sanftmütig, mit leiser Stimme und mit einem angeborenen Sinn für Stil und einem eisernen Willen.

Sie mochte auch Coles Stiefvater. Lucas Sheppard war einer dieser bodenständigen Männer, die Zynikern, wie sie eine war, als Mahnung dienten, dass nicht alle Männer Proleten, kleine Jungs oder Idioten waren.

Noch etwas, was Cole und ich gemeinsam haben, dachte sie. Vaterprobleme.

Sicher, seine gingen tiefer. Dixies Vater war nicht freiwillig gegangen. Er war gestorben, wogegen Coles Vater die Familie wegen einer anderen Frau verlassen hatte. Cole hatte ihr nicht davon erzählt, denn er sprach nicht über persönliche Dinge. Mercedes hatte es getan. Als Cole acht Jahre alt gewesen war, hatte Spencer Ashton seine Sekretärin geheiratet und dabei Coles Mutter auch noch um den größten Teil ihres Erbes gebracht. Um seine Kinder hatte er sich nie wieder gekümmert.

Hulk war nirgendwo zu sehen. Dixie rief erneut nach ihm, erwartete jedoch keine Antwort. Irgendwann würde der Kater von selbst wieder auftauchen. Spätestens, wenn er Hunger hatte.

Sie kehrte um und lief zum Kutscherhaus zurück. Selbst im Winter war es schön, durch den Weingarten zu spazieren.

Sicher, der Winter war hier anders als in New York. Sogar im Januar konnte man draußen herumlaufen, ohne sich warm anziehen zu müssen.

Was sie zum Thema Kleidung führte. Sie besaß eine Wintergarderobe, die sie nicht …

Wer war das? Dixie blieb stehen und runzelte die Stirn. Vor dem Haus stand ein Mann. Er gehört nicht zu den Arbeitern, dachte sie, obwohl er ebenso wie sie gekleidet war. Jeans und kariertes Hemd. Aber die Angestellten hatte sie alle kennengelernt, oder?

Vielleicht nicht. An diesen hätte sie sich bestimmt erinnert – groß und kraftstrotzend. Trotzdem kam er ihr irgendwie bekannt vor … fasziniert näherte sie sich ihm.

„Hallo“, sagte sie. „Suchen Sie jemanden?“

„Nein, eigentlich nicht. Ich bin nur neugierig.“

„Dieses Weingut liebt neugierige Menschen“, versicherte sie ihm, „aber nicht vor zehn Uhr. Erst dann wird der Verkostungsraum geöffnet. Dies hier ist Privatgelände.“ Sie neigte den Kopf zur Seite. „Sie kommen mir bekannt vor.“

„Ich glaube nicht, dass wir uns schon einmal begegnet sind“, entgegnete er höflich. „Sind Sie eine der Eigentümerinnen? Eine, hm, Ashton?“

„Nein, nur eine Freundin und vorübergehende Mitarbeiterin. Es ist die Kopfform“, sagte sie, erfreut über ihre Feststellung. „Und die Ohren. Wenn ich Ihren Schädel in eine Reihe mit Coles und Elis stellen könnte, würde ich wetten, dass der Hinterkopf und das Jochbein identisch sind.“

Er wirkte leicht alarmiert. „Ich hoffe, Sie haben nicht vor, das auszuprobieren. Sind Sie Ärztin? Oder Anthropologin?“

Sie lachte. „Weder noch. Malerin. Sie sind nicht zufällig der seit Langem vermisste Cousin der Ashtons?“

Er schüttelte den Kopf und betrachtete sie noch einen Moment. Ein feines Lächeln umspielte seinen Mund, etwas Unlesbares lag in seinem Blick. „Ich gehe jetzt besser, da dies Privatgelände ist. War nett, Sie kennengelernt zu haben.“

Cole hatte vier frustrierende Tage in Sacramento verbracht. Teils war der Frust geschäftlich bedingt, größtenteils jedoch durch seine Unfähigkeit, seine Gedanken in den Griff zu bekommen.

Dixie hatte The Vines am Freitagnachmittag für das ganze Wochenende verlassen. Was natürlich ihr gutes Recht war. Doch Cole fragte sich immer wieder, mit wem sie das Wochenende verbrachte. Eine Frau wie Dixie war nur allein, wenn sie allein sein wollte.

Um zwei Uhr an diesem Morgen, allein in seinem Hotelzimmer, hatte er gegen Erinnerungen angekämpft und an seinem Verstand gezweifelt. Warum um alles in der Welt dachte er überhaupt daran, sich wieder mit ihr einzulassen?

Sicher, er fühlte sich zu ihr hingezogen. Welchem Mann ginge das nicht so, vor allem, wenn er wusste, wie leidenschaftlich sie sein konnte. Ja, er war heiß auf sie, aber er hatte sich schon einmal die Finger verbrannt. Außerdem war er eigentlich längst aus dem Alter heraus, in dem man von seinem Geschlechtstrieb regiert wurde.

Ich brauche keinen Liebeskummer oder all die Scherereien, die damit zusammenhängen, dachte er, kurz bevor er endlich einschlief.

Deshalb ärgerte es ihn, als er bei seiner Rückkehr zum Weingut merkte, dass er sich tatsächlich darauf freute, Dixie wiederzusehen. Er nahm seine Aktentasche, öffnete die Tür des Jeeps und stieg aus.

Eli wartete auf ihn. „Wie ist es gelaufen?“

„Viel Gerede, wenig Taten.“ Er öffnete die Heckklappe, und Tilly sprang hinaus, schnüffelte höflich an Elis Hand und trottete dann zum Gebüsch vor dem Verkostungsraum.

„Alle stimmen mir zu, dass wir eine bessere Koordination zwischen den verschiedenen Anbaugenossenschaften brauchen“, sagte Cole. Er öffnete seine Aktentasche und zog einen Stapel Papiere heraus. „Ganz schlimm sieht es in Sacramento aus. Niemand ist bereit, die Aufgabe zu übernehmen, eine Koordinierungsgruppe aufzubauen.“