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Über dieses Buch:

Sie ist ein heißes Stück, aber trotzdem hat Katarina keine Zeit für Liebe, Sex und Zärtlichkeit. Auch die sinnliche Michaela sucht nur deswegen nach einem Mann, weil sie einen erfahrenen Restaurator für ein altes Erbstück braucht. Und der durchtrainierte Kai will nach der Arbeit eigentlich nichts anderes, als schnell mit dem Bus nach Hause fahren. Womit die drei nicht rechnen? Dass sie jemandem begegnen werden, der sie aus dem Gleichgewicht bringt. Der sie neugierig macht auf ein erotisches Abenteuer und ein Verlangen in ihnen entfacht, wie sie es noch nie gespürt haben …

Ebenso zärtliche wie dominante Verführung, prickelnd-tabulose Spiele und atemloses Lesevergnügen: Sechs Novellen und Kurzromane laden Sie ein, den Alltag zu vergessen!

Eine Übersicht über die Autorinnen und Autoren dieses Sammelbandes finden Sie am Ende des eBooks.

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eBook-Neuausgabe Januar 2019

Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

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Copyright © der Lizenzausgabe 2019 venusbooks GmbH, München

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Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design, München, unter Verwendung eines Bildmotivs von shutterstock/Kiselev Andrey Valerevich

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ts)

ISBN 978-3-95885-623-3

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Lola Lindberg (Hrsg.)

Die Lust in deinen Augen sehen

Erotische Geschichten

venusbooks

Katalin Sturm
Ein heißer Job

Die Studentin Katarina erfährt von ihrer Kommilitonin Emmi, dass man sich auch auf leichtere Weise als durch nächtelanges Kellnern sein Studium finanzieren kann. Emmi arbeitet bei einer Agentur, die ganz spezielle Kundenwünsche erfüllt: zum Beispiel als dominante Sekretärin für betuchte Chefs aufzutreten. Katarina ist begeistert. Nach einer gründlichen Einweisung wird sie das erste Mal zu einem Job geschickt. Sie macht ihre Sache gut und hat sogar Spaß daran. Bis sie einen ganz besonderen Kunden kennenlernt, der ihr besonders gewaltig einheizt …

Kapitel 1

Wo zum Geier hatte Emmi schon wieder diese atemberaubend schönen Pumps her? Wenn das keine Manolo Blahniks waren! Katarina Baum folgte ihrer Kommilitonin quer durch die vollbesetzte Mensa. Auf ihrem Tablett standen eine große Schale mit Müsli und ein Tee. Mehrere Köpfe drehten sich nach der Studentin in der engen Jeans und dem ebenso eng anliegenden Shirt um. Auf Katarina achtete kaum jemand.

Und wenn schon!, dachte sie trotzig. Ich habe ja Torsten, was interessieren mich da die Blicke der anderen!

Dass das nur die halbe Wahrheit war, wollte sie sich wieder einmal nicht eingestehen. Torsten war zwar ihr langjähriger Freund, doch wenn sie ehrlich war, begann er sie zu langweilen. Emmi hingegen schien ein aufregenderes Liebesleben zu haben, wenn man diesen Schluss aus ihrem sexy Gang und ihrem Hüftschwung ziehen konnte.

Bevor Emmi sich setzte, warf sie ihr rötlich schimmerndes schulterlanges Haar zurück. Wie eine Welle ergossen sich die Locken über ihren Rücken. Das Licht, das durch die Scheiben der Mensa fiel, zauberte glänzende Reflexe auf die hellen Strähnchen. Einen guten Friseur scheint sie auch zu haben! Und Katarina wusste, was ein guter Friseur in dieser Stadt kostete.

Sie setzte sich auf den freien Platz neben Emmi und begrüßte sie kurz. Beide kannten sich bisher nur vom Sehen, doch das wollte Katarina ändern. Sie musste wissen, wie die Mitstudentin das machte, dass sie alle paar Tage in einem neuen aufsehenerregenden Outfit durch die Uni schwebte und dabei aussah, als wäre sie gerade von einem Model-Fotoshooting zurückgekommen.

Auf Emmis Tablett standen ein großer Salatteller und ein Glas Wasser.

Katarina fasste sich ein Herz und sprach die Schöne an: »Hi, ich hab dich schon öfter hier gesehen, was studierst du denn?«

Emmi schaute die neben ihr sitzende Katarina aus ihren braunen Augen an, in denen die Pupillen so groß waren, dass Katarina sich fragte, ob sie eventuell auf Droge war.

»Medienwissenschaften, viertes Semester.«

Aha. Weiterfragen, bevor sie von jemand anderem in Beschlag genommen wird!

»Wie findest du die Uni hier?«, fragte Katarina weiter.

Emmi sah Katarina eine Weile prüfend an. Wahrscheinlich versuchte sie hinter den tieferen Sinn dieser selten dämlichen Frage zu kommen. »Hmmm, ich kenne keine anderen Unis, deshalb habe ich keinen Vergleich. Wahrscheinlich sind alle irgendwie ähnlich, oder?«

Katarina fühlte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Ein altes Problem von ihr, gegen das sie vergeblich ankämpfte.

»Und was studierst du?«, fragte Emmi zurück.

Na ja, wenigstens blockte sie nicht total ab. Wahrscheinlich anerzogene Höflichkeit. »Ich studiere BWL im sechsten Semester«, antwortete Katarina.

Emmi schob sich eine Gabel mit Rucola in den sorgfältig geschminkten Mund. »Dann hast du es ja bald geschafft«, murmelte sie, nachdem sie gekaut und geschluckt hatte.

Ja, das hatte sie, jedenfalls den Bachelor. Doch dann wollte sie noch den Master dranhängen, und dafür musste sie erst einmal einen Platz bekommen. Doch das brauchte sie Emmi nicht gleich auf die Nase zu binden. Denn eigentlich ging es ihr nur darum, einen persönlichen Kontakt aufzubauen. Warum, wusste sie selber nicht. »Sag mal, hast du einen bestimmten Laden, wo du deine Klamotten einkaufst, oder bestellst du die übers Internet?«, fragte Katarina.

Emmis Blick war jetzt noch befremdeter.

Wofür hielt sie Katarina? Für eine Stalkerin? Katarina beeilte sich, ihre Frage zu erklären. »Du siehst immer so toll aus, ich bewundere deinen Geschmack. Leider geht mir der irgendwie ab. Oder ich habe einfach nicht das nötige Kleingeld.«

Emmi hatte sich eine weitere Portion Blattsalat in den Mund geschoben und kaute schweigend. Sie schien zu überlegen, und Katarina begann, ihr Müsli zu löffeln. Die mit am Tisch sitzenden Studenten waren in angeregte Gespräche vertieft, sodass sie ihrer Konversation sicher keine Aufmerksamkeit schenkten.

Jetzt hob Emmi den Kopf. »Du bist mir auch schon aufgefallen. Hast eine gute Figur. Vielleicht sollten wir mal zusammen was trinken gehen.«

Katarina dachte, sie hätte sich verhört. Emmi, dieses Prachtweib, wollte mit ihr etwas trinken gehen. Schnell beeilte sie sich, ihre Freude darüber zum Ausdruck zu bringen. »Gern, wann passt es dir denn?«

Emmi überlegte. »Wie wäre es mit morgen? In der kleinen italienischen Bar neben dem Fotoladen in der Altstadt; kennst du das?«

Katarina nickte. »Das Dolce far niente, ja, das kenn’ ich.«

»Okay, dann sagen wir gegen zehn?«

Katarina lag zwar normalerweise um diese Zeit schon im Bett, jedenfalls unter der Woche, wenn am nächsten Morgen Vorlesung war, doch das hätte sie hier vor Emmi um keinen Preis zugeben wollen. »Alles klar, ich komme.«

Nachdem sie schweigend ihre Schalen leer gegessen hatten, verabschiedete sich Emmi von ihr und entschwebte mit ihrem Tablett zur Geschirrrückgabe. Wieder folgten ihr unzählige Augen. Sehnsuchtsvoll blickte auch Katarina ihr nach und seufzte. So wollte sie auch gern sein. Ein Vamp, nicht ein Mauerblümchen, das keiner bemerkte. Ob die Freundschaft zu Emmi aus dem hässlichen Entlein einen stolzen Schwan machen würde?

Kapitel 2

Die kleine Bar war bereits voll besetzt, als Katarina – wieder einmal zu früh – durch die Tür trat. Von Emmi war noch nichts zu sehen, vermutlich würde sie, ganz Frau von Welt, zu spät kommen.

Katarina fand noch einen Platz ganz hinten in einer Nische und setzte sich, nachdem sie ihre Jacke an den Garderobenhaken gehängt hatte.

Als der Kellner kam, bestellte sie sich einen Campari Orange. Es dauerte nicht lange, und Emmi trat durch die Tür. Sie schüttelte, wie eine Diva, die auf dem roten Teppich ins Blitzlichtgewitter der Fotografen tritt, ihre Locken und kam auf hohen Absätzen und im kurzen Stretchrock auf sie zu, nachdem sie sich suchend umgeblickt und Katarina in der Ecke entdeckt hatte.

Natürlich hatte Emmi auch hier fast alle Blicke auf sich gezogen.

»Hi«, säuselte sie und schälte sich aus ihrer Jacke.

Ihr Parfüm umwehte Katarinas Nase. Sehr blumig, für ihren Geschmack einen Tick zu süß. Sie stand mehr auf das Herbe, Frauliche. Doch der Duft passte zu Emmi. Ihr Puppengesicht erinnerte eher an eine Schülerin und bildete einen reizvollen Kontrast zu der übersexualisierten Ausstrahlung.

»Wartest du schon lange?«, fragte Emmi.

Katarina schüttelte den Kopf. Im Gegensatz zu Emmi trug sie ihr dunkles Haar in einem schulterlangen Pagenschnitt.

Sofort stand der Kellner vor ihnen, und Emmi bestellte eine Pina Colada.

Wie passend, dachte Katarina. Süß und fruchtig.

»Bekommst du eigentlich BAföG?«, fragte Emmi unvermittelt.

Was für eine Frage! Katarina verneinte.

»Dafür verdienen meine Eltern zu viel. Ich kellnere nebenher. Am Wochenende.«

Emmi nahm einen tiefen Zug von ihrem Getränk, das der Kellner gerade vor sie hingestellt hatte.

Wahrscheinlich hatte Emmi reiche Eltern, die sie unterstützten. Von ihren eigenen Eltern bekam Katarina gerade mal die Miete für ihr Zimmer in einer WG.

Emmi schien nachzudenken. »Und kommst du mit dem Geld hin?«

Katarina machte eine unbestimmte Handbewegung.

»Ich bekomme leider keine Unterstützung von meinen Eltern«, fuhr Emmi fort. »Und kellnern ist mir zu anstrengend, genauso wie irgendein anderer Job.« Wieder zog sie an ihrem Strohhalm. Dabei saugte sie die Wangen nach innen, und die Wangenknochen traten markant hervor.

Fasziniert betrachtete Katarina die Veränderung. Es sah irgendwie sexy aus, wie Emmi die vollen, knallrot geschminkten Lippen schürzte, während sie saugte. »Wie kannst du dir dann solche tollen Klamotten leisten?«, fragte sie schließlich.

Emmi lächelte geheimnisvoll. »Darüber wollte ich mit dir sprechen. Wir könnten nämlich Verstärkung gebrauchen.«

»Wir?«

»Ja, ich arbeite bei einer besonderen Agentur. Einer Art Escortservice. Du weißt, was das ist?«

Katarina war erstaunt über sich selbst, dass sie so wenig geschockt war über Emmis Eröffnung. Als ob sie es irgendwie schon geahnt hätte. »Klar weiß ich das. Und wie läuft das so konkret ab?«

»Unsere Chefin macht die Termine – sie weiß, wann ich grundsätzlich kann –, und wir begleiten dann allein reisende Herren zu verschiedenen Veranstaltungen, ins Theater, auf Kongresse oder zum Essen. Es ist gut bezahlt; wie du siehst, kann man davon leben.«

Katarina runzelte die Stirn, und Emmi schien zu ahnen, welche Frage sie beschäftigte.

»Du willst jetzt bestimmt wissen, ob in diesem Paket auch Sex enthalten ist?«, sagte diese.

Wieder stieg eine heiße Welle in Katarinas Gesicht. Sie nickte beschämt.

»Na ja, das liegt ganz bei dir. Die Chefin vermittelt nur die Begleitung, und das sagt sie den Herren auch. Alles andere ist unsere Sache und wird direkt zwischen uns und den Männern vereinbart.«

»Aber erwarten das die Kerle nicht automatisch, wenn sie dort eine Begleiterin buchen?«, fragte Katarina.

Emmi zuckte mit den Schultern. »Das ist deren Sache. Wenn mir ein Typ unsympathisch ist – und das findest du ziemlich schnell raus –, läuft gar nichts. Manchmal habe ich aber selber Lust drauf, dann gehe ich schon mal mit auf sein Hotelzimmer.«

Emmi schien die Reaktion von Katarina genau zu beobachten. Die war weniger geschockt als unschlüssig. Wollte sie das wirklich durchziehen? Nur um sich ein paar Markenklamotten leisten zu können?

Emmi schien ihre Gedanken zu erraten. »Probier’s doch einfach mal aus. Ganz unverbindlich. Ich hab die Chefin schon gefragt und dich beschrieben. Sie sucht immer Nachwuchs. Für die Stunde Escort bekommst du hundert Euro; natürlich zahlt der Mann alle Spesen, die anfallen. Da kommen an einem Abend schnell ein paar Hunderter zusammen. Und die Männer sind in der Regel keine Dumpfbacken. Sie erwarten von ihrer Begleiterin intelligente Konversation, und das dürfte dir ja nicht schwerfallen, oder?«

Nein, das war sicher nicht das Problem. Katarina hielt sich für eine ausreichend gebildete, kulturell und politisch interessierte Frau, der es ganz sicher nicht schwerfallen würde, Smalltalk zu machen oder über die aktuellen Probleme in der Welt zu reden. Zumindest oberflächlich. Und mehr war von den Herren sicher auch nicht gewünscht. Sollte sie es wirklich wagen? Ihr Leben war nicht gerade aufregend. Tagsüber war sie in der Uni, in Vorlesungen oder in der BIB, abends das Übliche: Kochen, Fernsehen und ab und zu Sex mit ihrem Torsten. Der auch schon aufregender gewesen war. Manchmal kam sie sich vor wie der Teil eines in Ehren ergrauten Ehepaares. Viel Gewohnheit und wenig Neues. Sollte das jetzt für den Rest ihres Lebens so weitergehen? Aber war so eine Agentur das Allheilmittel dagegen?

Emmi hatte sich zurückgelehnt und beobachtete Katarina aufmerksam. Sie schien um deren innere Kämpfe zu wissen; vielleicht hatte sie zu Anfang ähnliche Bedenken und Überlegungen gewälzt. »Na, was sagst du?«

Katarina nahm noch einen kräftigen Schluck von ihrem Getränk und stellte das Glas hart auf den Tisch. »Abgemacht, ich probier’s mal aus!«

Emmi lächelte. »Prima, dann sage ich morgen unserer Chefin Bescheid, und du gibst mir deinen Vorlesungsplan und deine Handynummer, damit wir wissen, wann wir dich einplanen können.« Sie schob ihr eine Visitenkarte über den Tisch. »Darauf stehen meine Kontaktdaten, damit du mich jederzeit telefonisch oder per Mail erreichen kannst. Christine wird sich dann mit dir in Verbindung setzen, und von ihr bekommst du auch die Einsatztermine. Du müsstest ihr dann noch ein paar gute Fotos von dir zumailen, da die Kunden anhand einer Fotodatei auswählen. Porträt und Ganzkörperbild.«

Katarina erstarrte. Ihr Blick musste leicht entsetzt gewesen sein, denn Emmi lachte. »Nein, nein, nicht, was du vielleicht denkst. Kein Aktfoto. Einfach in Klamotten; die Herren wollen halt wissen, wie deine Figur ist. Nicht jeder steht auf Rubensfrauen.« Sie zwinkerte.

Katarina überlegte, ob sie in ihrem Fotospeicher ein paar geeignete Aufnahmen hatte. Vielleicht die vom letzten Spanien-Urlaub, die Torsten gemacht hatte? Da waren ein paar nette dabei gewesen.

Katarina hatte noch so viele Fragen an Emmi. Doch sie traute sich nicht. Wollte nicht dastehen wie die Unschuld vom Lande.

Emmi trank ihren Cocktail aus und winkte einem Kerl zu, der sie schon die ganze Zeit angestarrt hatte. »Sorry, ich muss mich mal bei Ralf blicken lassen, der ist sonst sauer«, sagte sie und legte einen Zehn-Euro-Schein auf den Tisch. »Sei so lieb und bezahl' meinen Drink mit. Wir sehen uns jetzt sicher öfter.«

Sie erhob sich und strich ihr T-Shirt glatt. Was überhaupt nicht nötig gewesen wäre, so eng, wie die Baumwolle über ihrem wohlgeformten Busen spannte. Zwischen dem tief sitzenden Hosenbund und dem Saum des T-Shirts war ein Stück von ihrem makellos gebräunten Bauch zu sehen. Und ein Glitzerstecker im Nabel.

Na toll, dachte Katarina, hoffentlich muss ich mich jetzt nicht auch noch überall piercen! Sie sah Emmi nach, wie die zum Nachbartisch schwebte und dem Typen Küsschen links und rechts gab. Sofort hatte sie die Aufmerksamkeit des ganzen Tisches auf sich gezogen und genoss es sichtlich, im Mittelpunkt zu stehen. Mit weit ausholenden Gesten erzählte sie irgendetwas, und ihr schrilles Lachen, mit dem sie das Erzählte würzte, drang bis zu Katarina. Zu schrill, befand Katarina. Hoffentlich werde ich nicht auch so. Doch jetzt musste sie erst einmal ihre Hausaufgaben machen, wenn sich in ihrem langweiligen Leben etwas ändern sollte. Und das wollte sie unbedingt.

Kapitel 3

Ihr erster Einsatz stand bevor. Der Kunde wünschte, in die Stuttgarter Oper begleitet zu werden. Elektra von Richard Strauss stand auf dem Spielplan. Katarina hatte sich im Internet über die Oper informiert; die dahinterstehende Geschichte kannte sie, da sie schon seit ihrer Jugend die griechische Antike liebte. Es sollte also nichts schiefgehen. Auch ihr Outfit war operntauglich. Ein schimmerndes rotes Etuikleid, das ihre Figur gut zur Geltung brachte, dazu eine schwarze Strumpfhose und High Heels.

Torsten hatte verwundert geschaut, als sie in diesem Aufzug aus dem Badezimmer gekommen war. »Wo gehst du denn hin?«, hatte er gefragt, und Katarina hatte einen Anflug von schlechtem Gewissen gespürt. Was soll’s, hatte sie sich dann eingeredet, es ist ja bloß ein Opernbesuch. Torsten hasste Opern, er war noch nie mit ihr in einem Theater gewesen. So klang es plausibel, als sie ihm erklärte, dass sie mit einer Freundin in die Oper gehe.

Sie zog den Mantel an, schnappte ihre schwarze Clutch und verließ die WG mit einem hingeworfenen »Warte nicht auf mich, es wird bestimmt spät«.

Ihr Kunde erwartete sie ein paar Häuser weiter vor einem Hotel, das sie als Treffpunkt ausgemacht hatten. Katarina hatte sein Foto bereits in der Agentur gesehen, sodass sie Herbert Rosenstein sofort erkannte. Er war etwa Mitte fünfzig, etwas kleiner als sie, mit deutlichem Bauchansatz und schütteren Haaren. Eins wusste sie schon in dem Moment, als sie ihm die Hand zur Begrüßung gab: Mehr als dieser Opernbesuch und danach vielleicht ein Essen würde es mit diesem Mann nicht geben!

Nach der Begrüßung ließ sie sich die Wagentür aufhalten und ließ sich in die tiefen Lederpolster des Mercedes sinken. Während der halbstündigen Fahrt nach Stuttgart redeten sie nicht viel; das Klavierkonzert, das aus der Musikanlage erklang, stimmte sie auf den Abend ein.

Herbert Rosenstein fragte zwischendurch, was sie studiere, wie es ihr gefalle und ob sie den Job bei dem Escortservice schon lange mache. Wahrheitsgemäß antwortete Katarina, dass sie gerade erst angefangen habe.

»Dann ist das ja heute Abend sozusagen Ihr erstes Mal?«, stellte er mehr fest, als dass er fragte.

Katarina mochte die Andeutung nicht, die in der Frage mitschwang. Das alles driftete jetzt schon zu sehr auf eine Ebene, die sie eigentlich vermeiden wollte. Doch Herbert Rosenstein verfolgte das Thema nicht weiter; vielleicht deutete er ihre Einsilbigkeit richtig.

Katarina atmete auf. Die Chefin der Agentur hatte ihr zugesichert, dass sie keinerlei Bedenken haben musste. Man hatte von allen Kunden die Kopien des Personalausweises gemacht, und außerdem war Herbert Rosenstein Stammkunde, und von den Mädchen war noch nie eine Beschwerde gekommen. Katarina begann sich zu entspannen.

Sie gaben ihre Mäntel an der Garderobe ab, und Herbert Rosenstein machte ihr ein Kompliment. »Es ist mir eine Ehre, an der Seite einer so bezaubernden Frau heute Abend die Oper genießen zu dürfen.«

Ein bisschen vorgestrig, fand Katarina, aber irgendwie passte das auch zu dem verschnörkelten plüschigen Ambiente des historischen Gebäudes.

»Wollen wir noch einen Sekt auf dem Balkon trinken, bevor es losgeht?«, fragte ihr Begleiter, und sie stimmte zu. Während sie vom Balkon im ersten Stock aus den Blick auf den Schlossgarten genoss, besorgte Herbert Rosenstein die Getränke. Es entging Katarina nicht, dass sie von den Blicken mancher Männer gestreift wurde. Also war sie wohl doch kein so hässliches Entlein. Gut, wenn man das ab und zu mal spürte.

Herbert Rosenstein reichte ihr ein Glas mit kühlem Sekt und stieß mit ihr an. »Auf einen wundervollen Abend.«

Sie lächelte so liebenswürdig, wie es ihr möglich war. Schließlich konnte er nichts für sein wenig aufregendes Äußeres.

Die Klingel ertönte, und es war Zeit, die Plätze einzunehmen. Katarina trank ihr Glas aus, und Herbert Rosenstein stellte es zusammen mit seinem auf einen der Stehtische. Dann gingen sie hinunter ins Parkett, wo sie in der Mitte der dritten Reihe ihre Plätze hatten.

Während Elektra sich in blutigen Rachegedanken erging und ihre Mutter Klytämnestra, kurz davor, dem Wahnsinn zu verfallen, um Hilfe flehte, während allerhand Theaterblut spritzte, spürte Katarina, wie der Blick ihres Nebensitzers ab und zu über sie glitt. Schätzte er ab, welche Chancen er auf eine Fortsetzung des Abends in seinem Hotelzimmer hatte?

Katarina fühlte sich unbehaglich unter seinem Blick, und sie fragte sich, ob es nicht doch ein Fehler gewesen war, sich auf diesen Job einzulassen. Würde sie es schaffen, Nein zu sagen?

In der Pause führte er sie wieder in den ersten Stock, wo in einer Nische ein paar Lachshäppchen für sie bereitstanden. Wieder gab es Sekt, und Katarina aß mit gutem Appetit. Sie sprachen über die Inszenierung, die Katarina zu blutrünstig und gewalttätig fand.

Herbert Rosenstein pflichtete ihr bei.

Als es das erste Mal klingelte, entschuldigte sich Katarina, um noch einmal auf die Toilette zu gehen und neuen Lippenstift aufzutragen.

Die Blutspur zog sich weiter durch das Stück, und am Ende waren alle tot oder wahnsinnig. Katarina hatte das Gefühl, als würde ihr der Kopf platzen. Sie brauchte dringend frische Luft. Am liebsten wäre sie nach Hause gegangen oder noch mit Torsten ein bisschen durch die Stadt geschlendert. Doch sie war hier nicht zum Vergnügen, sie hatte einen Job zu erledigen. Herbert Rosenstein erinnerte sie auch gleich daran, nachdem er ihre Garderobe geholt und ihr in den Mantel geholfen hatte.

»Sie machen mir doch hoffentlich die Freude, mit mir noch irgendwo eine Kleinigkeit zu essen und ein wenig über das Stück zu plaudern.«

Widerstrebend sagte Katarina zu. Sie gingen durch den Schlosspark, über den Schlossplatz, zu einem Lokal, das Tische draußen hatte. Da es warm war, setzten sie sich an einen davon. Katarina hatte tatsächlich Hunger und bestellte einen großen Salatteller mit Hähnchenbruststreifen. Ihr Begleiter nahm einen Zwiebelrostbraten.

Während sie auf das Essen warteten, tranken sie einen kühlen Rosé und unterhielten sich noch ein bisschen über das Stück.

Das Essen kam, und sie ließen es sich schmecken. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, an dem die Entscheidung über den weiteren Verlauf des Abends näherrückte. Herbert Rosenstein war ihr zwar nicht unsympathisch, sie hatte sogar einen gewissen Humor bei ihm entdeckt, und es tat ihr auch durchaus gut, dass sie ihm zu gefallen schien und dass er sie umwarb, doch sie hatte sich entschieden: Mit ihm würde sie ihre Karriere als Prostituierte nicht anfangen!

»Sie wissen ja, wie das läuft«, sagte er schließlich, nachdem er bezahlt hatte und sie zu seinem Auto gingen. »Und es wundert Sie sicher nicht, dass ich nicht abgeneigt wäre, auch den weiteren Abend zusammen mit Ihnen in etwas«, er suchte nach einem passenden Wort, »intimerer Atmosphäre zu verbringen. Aber ich weiß auch, dass die Entscheidung allein bei Ihnen liegt, und ich will Sie in keiner Weise drängen. Also frage ich ganz einfach und unverbindlich, ob Sie Interesse haben, noch eine Weile mit mir zusammen zu sein.« Er blieb stehen und sah sie abwartend an.

Es fiel Katarina schwer, ihm in die Augen zu schauen. Es war noch nie ihre Stärke gewesen, Nein zu sagen, jemandem einen Wunsch abzuschlagen oder jemanden zu enttäuschen. Doch sie musste es jetzt tun, sonst, das wusste sie, würde sie sich ihr Leben lang dafür verachten.

»Sie sind wirklich ein netter Mann, Herbert«, begann sie, »aber ich möchte doch lieber gleich nach Hause.«

Er nickte verständnisvoll, als hätte er es nicht anders erwartet.

Katarina atmete auf. Im Auto auf der Heimfahrt sprachen sie kaum miteinander.

Er setzte sie wieder vor dem kleinen Hotel in der Nähe ihrer Wohnung ab, stieg aus und öffnete ihr die Tür. Als er ihr die Hand gab und sich für den Abend bedankte, drückte er ihr einen Schein in die Hand. »Vielleicht ein andermal wieder«, sagte er, »dann aber hoffentlich in einem weniger blutrünstigen Stück. Das verdirbt einem ja die Stimmung.« Er lächelte.

Katarina winkte kurz, als er davonfuhr, und ging zu dem Haus, in dem sie wohnte. Als sie das Licht im Treppenhaus einschaltete, betrachtete sie den Schein in ihrer Hand. Es war ein 50-Euro-Schein. Von der Agentur würde sie noch 400 Euro für den Abend bekommen. Kein schlechter Anfang, dachte sie und lief leichtfüßig die Treppe hinauf.

Kapitel 4

Katarinas Aufgabe bei ihrem nächsten Einsatz war es, die Waffen einer Frau einzusetzen und ihre Reize so richtig auszuspielen.

Der Inhaber einer Stahlbaufirma hatte sie engagiert in der Hoffnung, bei einer wichtigen Auftragsverhandlung seinen beinharten Geschäftspartner zu einem größeren Entgegenkommen zu bewegen. Von dem Bauunternehmer hieß es, er habe zahlreiche Affären, und Matthias Römig hoffte darauf, dass Katarina dafür sorgen würde, dass jener nicht so sehr auf die Preise seines Angebotes schauen würde wie auf die Kurven seiner vorgeblichen Assistentin.

Zu diesem Zweck hatte sich Katarina ein dunkelblaues Kostüm zugelegt – das konnte man immer brauchen, hatte sie gedacht –, zu dem sie eine durchsichtige weiße Spitzenbluse trug, ohne BH darunter, und dunkle Strümpfe und High Heels. Statt Kontaktlinsen zu nehmen, hatte sie ihre dunkelrandige Brille aufgesetzt, die ihr einerseits einen distanzierten, andererseits, wie Torsten ihr schon mehrmals versichert hatte, einen absolut erotischen Anstrich verlieh.

Katarina traf sich mit Matthias Römig vor dem Restaurant, in dem die Auftragsverhandlungen bei einem Essen stattfinden sollten. Römig wollte sie vorher noch kurz in die Materie einweisen, damit sie wenigstens wusste, worum es ging. Als sie in ihren Stöckelschuhen auf die Tür des Restaurants zuging, sah sie ihn vor der Tür bereits nervös auf und ab gehen. Schon von Weitem erkannte sie, dass ihr neuer Auftraggeber ein anderes Kaliber war als Herbert Rosenstein, den sie letzte Woche in die Oper begleitet hatte. Groß und gut gebaut, ohne Bauch und mit dichten Haaren.

Er lächelte ihr entgegen und nahm ihre Hand, um einen Kuss daraufzuhauchen. »Was für eine angenehme Überraschung«, begrüßte er sie mit sonorer Stimme. »Wir haben noch Zeit, ein bisschen miteinander zu plaudern, bevor unser Frauenverschlinger kommt.«

Römig lachte, und Katarina spürte, wie ihr ein Schauer über den Rücken perlte. Er hielt ihr die Tür auf und half ihr aus dem Mantel. Dann steuerte er auf eine kleine Nische zu, wo sie sich in tiefe Ledersessel fallen ließen. Ihr war nicht entgangen, wie sein Blick ihre Beine gestreichelt hatte. Lasziv schlug sie das rechte Bein über das linke und zog ihren hochgerutschten Rock etwas nach unten, was allerdings nicht viel half.

Matthias Römig winkte dem Kellner und bestellte, ohne Katarina zu fragen, zwei Prosecco.

Ist er unhöflich oder dominant?, fragte sie sich.

Doch ihr Auftraggeber schien überhaupt nichts dabei zu finden und prostete ihr zu, als die Getränke kamen. »Auf einen erfolgreichen Abend!«

»Worum genau geht es bei diesen Verhandlungen?«, wollte Katarina wissen.

»Die Firma Komplettbau, deren Geschäftsführer nachher kommt, errichtet Einkaufszentren, Großmarkthallen oder Großlager. Wir haben ihnen für ein neues Projekt ein Angebot über Stahlträger und Stahlstützen gemacht. Jetzt geht es darum, die ganze Sache in trockene Tücher zu bringen. Ich habe noch ein kleines bisschen Spielraum bei den Preisen einkalkuliert, aber mehr als drei Prozent möchte ich eigentlich nicht runtergehen. Der Auftragswert beläuft sich auf 130.000 Euro.«

Katarina nickte. »Arbeiten Sie mit Zahlungsplänen?«

Matthias Römig schaute sie überrascht an. »Verstehen Sie was von der Materie?«

Katarina lächelte. »Ich studiere BWL im sechsten Semester.«

Römig schien erfreut. »Na, da habe ich aber ein Glück gehabt, dass ich nicht nur eine so wundervoll aussehende Assistentin erwischt habe, sondern auch noch eine mit Köpfchen.«

Sein Lächeln löste zwischen ihren Schenkeln ein Kribbeln aus, und sie presste sie unwillkürlich zusammen. Fast hätte sie sich an ihrem Sekt verschluckt.

»Nein, normalerweise stellen wir die erste Abschlagsanforderung bei Lieferung der ersten Stützen. Bis das Geld dann allerdings auf unserem Konto ist, dauert es immer ein paar Wochen. Leider. Komplettbau lässt sich auch immer viel Zeit mit dem Zahlen. Von Zahlungsplänen wollten die bis jetzt nichts hören.«

»Gut, dann probieren wir das heute.«

Matthias Römig warf ihr einen skeptischen Blick zu. Doch Katarina war zuversichtlich. Es dauerte nicht lange, da erschien auch Jochen Schweizer, der Bauunternehmer. Ein kleiner Herr mit hoher Stirn und umfangreicher Körpermitte. Seine Äuglein funkelten lüstern hinter den dicken Brillengläsern, als sie über Katarinas Körper wanderten.

Der Kellner führte sie zu ihrem Tisch, der bereits mit steifen Servietten, Gläsern und schwerem Silberbesteck eingedeckt war. Nachdem alle bestellt hatten und auch der Aperitif gekommen war, eröffnete Römig das Arbeitsessen mit einem Trinkspruch. »Möge der Charme meiner Assistentin als guter Stern über dem heutigen Abend schweben.«

Schweizer leckte sich über die wulstigen Lippen, nachdem er seinen Martini in einem Schluck ausgetrunken hatte.

Katarina hatte sich so gesetzt, dass der Bauunternehmer ihre Beine gut sehen konnte. Jetzt schlug sie ein Bein über das andere und fuhr sich ebenfalls mit der Zunge über die rot geschminkten Lippen.

Schweizer zog eine schmale Mappe aus seinem Koffer und nahm einen dicken Packen Papier heraus. »Also, lieber Römig, Ihr Angebot ist ja so weit in Ordnung, aber bei den Preisen müssten Sie mir schon noch ein bisschen entgegenkommen.«

Matthias Römig räusperte sich. Doch bevor er antworten konnte, schaltete sich Katarina ein. »Bevor wir über einen Preisnachlass sprechen, möchte ich mit Ihnen einen Zahlungsplan vereinbaren.«

Der Bauunternehmer sah erstaunt von Katarina zu Römig, der nervös an seiner Krawatte zog.

Katarina holte aus ihrer Handtasche einen Stift und ihr Notizbuch. »Ich schlage Folgendes vor: 30 Prozent Vorauszahlung innerhalb von zehn Tagen nach Vertragsabschluss. Selbstverständlich kann diese Vorauszahlung durch eine Bürgschaft unserer Bank abgesichert werden. Abschlagsanforderungen, die nicht mit der Vorauszahlung verrechnet werden, nach Lieferfortschritt, das heißt, jeweils nach Fertigstellung eines Bauabschnittes. Im Detail können Sie das noch miteinander aushandeln. AZs zahlbar innerhalb von zehn Tagen. Die Schlussrechnung ist zahlbar innerhalb von 30 Tagen. Dabei können wir Ihnen einen Skonto von drei Prozent einräumen.«

Schweizer und Römig sahen sie verblüfft an.

Schweizer räusperte sich. »Na, lieber Freund, da haben Sie sich ja ein ausgeschlafenes Kind ins Haus geholt. Darf man die sich auch mal ausleihen?«

Matthias Römig spielte nervös mit seiner Stoffserviette.

Bevor der antworten konnte, ergriff der Bauunternehmer erneut das Wort. »20 Prozent Vorauszahlung und vier Prozent Abgebot.«

Katarina erwiderte: »Wenn Herr Römig einverstanden ist, würde ich vorschlagen: 25 Prozent Vorauszahlung, zwei Prozent Abgebot und zwei Prozent Skonto innerhalb der genannten Zahlungsfristen.«

Sie blickte ihren Arbeitgeber an, und dieser nickte. Fragend sah sie auf Schweizer, dessen Mundwinkel von einem belustigten Grinsen umspielt wurden. Er zuckte die Schultern und rief den Kellner. »Schampus, mein Lieber, wir haben hier etwas zu feiern!«

Während die Männer über die einzelnen Bauabschnitte verhandelten, nach denen jeweils eine Abschlagszahlung in bestimmter Höhe fällig werden sollte, nahm Katarina die Ergebnisse in einem Verhandlungsprotokoll auf, das beide Geschäftspartner anschließend unterschrieben. Danach stießen sie noch einmal mit Champagner an und bestellten das Essen.

Katarina freute sich, dass sie Matthias Römig zu einem für ihn vorteilhaften Abschluss verholfen hatte. Außerdem genoss sie es, wie sie von den beiden Männern hofiert wurde. Sie übertrafen sich geradezu mit Komplimenten und Aufmerksamkeiten ihr gegenüber.

Als sie sich schließlich voneinander verabschiedeten, begleitete Matthias Römig sie noch zum Taxistand, wo er ihr einen 200-Euro-Schein in die Hand drückte. »Den haben Sie sich mehr als verdient«, bemerkte er verlegen. »Ich würde Sie gern wieder buchen; vielleicht könnten wir uns das nächste Mal bei mir in der Firma treffen«, fügte er hastig hinzu, »ich würde gern mal meine Außenstände mit Ihnen durchgehen. Vielleicht haben Sie ja ein paar Ideen, wie ich schneller an mein Geld komme. Die Zahlungsmoral lässt zurzeit sehr zu wünschen übrig.«

Kapitel 5

Zwei Tage später rief die Agenturchefin Katarina auf dem Handy an. »Du scheinst ja auf diesen Römig einen ungeheuren Eindruck gemacht zu haben.«

Katarina spürte, wie ein wohliges Kribbeln von ihrer Kopfhaut über ihre Wirbelsäule bis hinunter zu den Zehen lief.

»Er will dich schnellstmöglich in seiner Firma sehen. Nach Feierabend. Du sollst dasselbe anziehen wie bei dem Geschäftsessen.«

Wärme durchflutete Katarina.

»Ich hab ihm noch einmal klargemacht«, fuhr die Chefin fort, »dass es sich bei unserer Agentur um einen seriösen Escortservice handelt und nicht um einen Callgirl-Ring. Du weißt, was ich meine.«

Ja, das wusste sie. Und sie verspürte wenig Lust, sich ein paar Scheine mit diesem speziellen Service dazuzuverdienen. Nicht einmal bei Matthias Römig, obwohl das wirklich ein Mann war, bei dem sie schwach werden könnte.

»Also«, schloss die Chefin, »sag mir, wann du Zeit hast, damit ich den Termin festmachen kann.«

Katarina checkte schnell ihren Vorlesungsplan und gab den Donnerstag an. Da war Torsten immer beim Schwimmen, und es würde nicht so auffallen, wenn sie aufgebrezelt die Wohnung verließ.

Am Mittag hatte sie in der Mensa Emmi wiedergesehen, und die hatte ihr diesmal verschwörerisch zugeblinzelt. Wie sollte sie das verstehen?

Wieder trug Emmi einen Fummel, der garantiert aus einer der sündhaft teuren Boutiquen stammte, in die Katarina nie einen Fuß gesetzt hatte. Sie waren immer leer, wenn sie daran vorbeiging und einen Blick durchs Schaufenster warf. Draußen suchte man vergeblich nach Ständern mit heruntergesetzter Ware. Das hatten diese Läden nicht nötig, das passte nicht zu dem edlen Image, das sie sich gern gaben. Würde auch sie bald auch dort einkaufen? Wollte sie das überhaupt? Und um welchen Preis?

Am Abend hatte sie einen Vergleich angestellt zwischen Torsten und Matthias Römig. Und Torsten hatte ziemlich schlecht abgeschnitten. Seit wann ließ er sich zu Hause eigentlich so gehen? Oder, was noch wichtiger war: Ließ sie sich etwa selbst so gehen?

Auf ihre Initiative hin hatten sie wieder einmal miteinander geschlafen. Torsten war erstaunt gewesen, er kannte es nicht, dass Katarina den ersten Schritt tat. Aber verdammt noch mal, sie hatte doch ihre Bedürfnisse! Sie war jung, sollte sie ohne Sex verkümmern? Während er in sie hineinstieß, dachte sie an Matthias Römig, stellte sich mit geschlossenen Augen vor, wie sie es in seinem Büro auf dem Schreibtisch trieben, und sie kam heftiger als jemals zuvor. Jedenfalls bei Torsten. Er war nicht unbedingt ein Meister seines Fachs. Irgendwelche Raffinessen durfte sie bei ihm nicht erwarten. Gesunde Hausmannskost, das war es, was er anzubieten hatte. Doch mittlerweile, so erkannte Katarina, sehnte sie sich nach etwas mehr Haute Cuisine.

Deshalb erwartete sie den Donnerstagabend mit einer gewissen Spannung. Sorgfältig enthaarte und parfümierte sie sich, cremte ihren Körper ausgiebig mit duftender Lotion ein und föhnte sich lange die Haare. Unter ihrer durchsichtigen Bluse trug sie auch diesmal keinen BH. Den brauchte sie auch nicht; ihre Brüste waren zwar nicht groß, doch sehr straff und wohlgeformt. Sie nahm sich vor, Matthias Römig gehörig ins Schwitzen zu bringen.

Nachdem Katarina mit dem Taxi zum Firmensitz gefahren war, rief sie ihn, wie verabredet, auf seinem Handy an und wartete, bis er am Eingang erschien, um sie in die Büroräume zu bringen.

Mit einem Lächeln kam er auf sie zu und begrüßte sie mit Küsschen rechts und links. Er roch gut.

»Ich freue mich, Sie wiederzusehen«, kam es fast verlegen, »bitte folgen Sie mir.«

Sie durchquerten einen großen Empfangsbereich, in dem viele Pflanzen eine Wintergartenatmosphäre verbreiteten. Dann gingen sie durch mehrere Türen, die er mit einem Chip an seinem Schlüsselbund öffnete. Schließlich waren sie in einem Großraumbüro angekommen.

»Hier ist der Arbeitsplatz meiner Mitarbeiter. In erster Linie der Konstrukteure; aber auch die Sekretärinnen sitzen hier. Leider ist meine Sekretärin vor kurzem in Mutterschutz gegangen, und ich habe bis jetzt noch keine Nachfolgerin für sie gefunden. Deshalb sind wir allem etwas ins Hintertreffen geraten; wir schaffen gerade so das Nötigste.«

Katarina sah sich um. Grüne Pflanzen schufen optische Abtrennungen zwischen den einzelnen Arbeitsplätzen; die Schreibtische waren aufgeräumt. Sie mochte zwar keine Großraumbüros, doch schließlich kam es immer darauf an, wie man sich mit den Kollegen verstand.

»Und mit mir wollen Sie heute Ihre Außenstände durchgehen, habe ich das richtig verstanden?«

Matthias Römig schwieg kurz, dann sagte er: »Sie haben so einen kompetenten Eindruck gemacht bei unserem Geschäftsessen, ich würde gern noch etwas von Ihrem Wissen abschöpfen.«

Katarina wusste, dass das nicht alles war. Das konnte er billiger haben, wenn er beim Arbeitsamt oder bei einer Zeitarbeitsfirma anrief. Doch sie wollte ihn mit einer solchen Bemerkung nicht noch weiter verunsichern. Sie würde schon herausfinden, worauf er stand. Das sollte eine ihrer leichteren Übungen sein. Sie stellte ihre Handtasche auf einen Schreibtisch und zog langsam ihre Kostümjacke aus. Dabei achtete sie darauf, dass Römig genau hinsah. Wenn er es noch nicht an jenem Abend bemerkt oder geahnt hatte, so würde er spätestens jetzt bemerken, dass sie unter ihrer Bluse nackt war. Zufrieden registrierte sie, wie sein Mund leicht offen stand und seine Augen an ihren Nippeln hängenblieben wie eine Fliege am Honigbrot. Unter diesem Blick richteten sich die kleinen Biester doch tatsächlich auch noch auf und drückten keck durch den dünnen Stoff, als wollten sie ihn durchstoßen.

Römig atmete hastig aus und schloss den Mund. Als ob er sich gegen eine unsichtbare Macht wehren müsste, drehte er sich um und ging auf seinen Arbeitsplatz zu. Katarina folgte ihm mit wiegenden Hüften. »Ich habe hier bereits eine Liste mit den offenen Posten ausgedruckt«, murmelte Matthias Römig und zeigte auf einen Stapel Papier neben seiner Tastatur. Katarina zog sich den Schreibtischstuhl vom Nachbartisch heran und setzte sich so, dass Römig einen guten Blick auf ihre Beine hatte.

»Na, da wollen wir mal«, sagte sie zweideutig und sie fuhr sich mit der Zunge langsam über die Oberlippe.

Das entging Römig offenbar nicht, denn er hob die Hand zu seinem Krawattenknoten und lockerte ihn. Katarina rollte mit dem Stuhl noch etwas näher an Matthias Römig heran, sodass sie mit ihrem Bein das seine berührte. Er zuckte zusammen, und ihr fuhr es wie ein Stromstoß in den Unterleib. Sie nahm das oberste Blatt und überflog die Liste, um sich mit dem Aufbau vertraut zu machen. Bald schon berührten sich nicht nur ihre Beine, sondern Katarina streifte immer wieder, wie unabsichtlich mit den Fingern seine Hand oder legte ihm die Hand auf den Arm.

»Diesem Kunden müssen Sie unbedingt eine Mahnung schreiben«, verkündete sie. »Wenn er innerhalb der ihm gesetzten Frist von circa zwei Wochen nicht zahlt, die nächste Mahnung mit Androhung von Verzugszinsen, dann noch mal eine Frist und dann die dritte Mahnung mit Androhung des Anwalts. Haben Sie einen Anwalt, mit dem Sie in solchen Dingen zusammenarbeiten?«

Römig schien aus einem tranceartigen Zustand zu erwachen. Katarina musste die Frage wiederholen, damit er wusste, wovon sie gerade gesprochen hatte.

»Ähmmm, ja, haben wir, hmmmm, ja …«, stammelte er.

Irgendwie hatte Katarina das Gefühl, dass ihre Ratschläge hier nicht gerade auf fruchtbaren Boden fielen. »Ihre Sekretärin hat doch sicher so vorbereitete Textbausteine für die einzelnen Mahnungen. Fragen Sie sie doch mal danach, ansonsten kann ich Ihnen natürlich auch gern welche erstellen.« Sie fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und leckte die Schweißtropfen ab, die sich über ihrer Oberlippe gebildet hatten.

Matthias Römig war wie ein Ofen, so eine Hitze strahlte er ab.

»Holen Sie doch mal die Unterlagen von diesem Bauvorhaben hier«, bat Katarina, »ich will mir mal den Vertrag ansehen. Ich bin mir sicher, dass auch hier die festgelegten Zahlungsfristen längst überschritten sind.«

Während Römig zu einem Aktenschrank ging, stand Katarina auf und beugte sich über den Schreibtisch. Ihr Hintern befand sich jetzt genau im Blickfeld von Matthias Römig. Sie hatte den Rock ein Stück nach oben gezogen, sodass er jetzt den Saum ihrer Strümpfe sehen musste. Gespannt wartete sie auf seine Reaktion. Sie hörte, wie er die Tür des Schrankes schloss und wartete darauf, dass er hinter sie trat. Der Teppich schluckte das Geräusch seiner Schritte. Jetzt spürte sie seine Anwesenheit ganz deutlich. Er stand hinter ihr und seine Blicke brannten Löcher in den Stoff ihres Rockes. Wie weit würde er gehen? Sie wackelte leicht mit dem Hintern und beugte sich so weit über den Schreibtisch, dass ihre Brüste die kalte Kunststoffoberfläche streiften und sich die Nippel erneut schmerzhaft aufrichteten. In ihrer Möse pochte es vor Verlangen, dort berührt zu werden. Würde er es wagen?

Katarina hielt den Atem an. Plötzlich spürte sie seine Hand ganz sacht auf ihrem bestrumpften Schenkel. Sie lag dort warm und angenehm, als wartete sie auf ein Signal von ihr, ob es ihr gestattet sei, ihre Wanderung aufzunehmen. Katarina stöhnte leise. War das Einladung genug? Anscheinend, denn die Hand fuhr jetzt ein Stück abwärts Richtung Kniekehle. Falsche Richtung!, wollte Katarina rufen, doch sie beherrschte sich. Die Hand liebkoste ihre Wade, ihre Knöchel und plötzlich gesellte sich zu der Hand noch ein Paar weicher Lippen, die sich durch einen heißen Hauch ankündigten. Katarina erschauerte. Jetzt kam auch die zweite Hand ins Spiel. Ihr rechtes Bein fühlte sich bereits ganz kalt an. Beide Beine wurden dann gestreichelt und geknetet, geküsst und liebkost, dass die Feuchtigkeit nur so in ihr Höschen tropfte. Wann würde er endlich, endlich zum Ziel kommen? Dorthin, wo alles schon weich und weit war und nur auf eine Zunge, auf Finger und Zähne wartete? Nachdem die Rückseite ihrer Beine ausgiebig erkundet war, wagte sich die Hand auf den bloßen Teil ihres Fleisches vor. Der Rock wurde ein Stück nach oben geschoben, Katarina ermutigte ihren Gast durch ein weiteres Stöhnen, sich an ihren geheimsten Orten umzusehen. Das schien er zu tun, denn seine Hände kneteten intensiv ihre Pobacken, die von einem burgunderfarbenen Spitzenslip bedeckt waren, während sie an den Hüften Strapse in derselben Farbe trug.

Um ihm den Zugang zu erleichtern, spreizte sie die Beine etwas mehr, und das Streicheln und Kosen verursachte ihr Gänsehaut. Wie weit wollte sie gehen? Das fragte sie sich jetzt zum ersten Mal, doch sie hatte keine Antwort darauf. Schließlich fasste sie einen Entschluss. Sie drehte sich um, sah auf den erregten Matthias Römig, auf dessen Stirn feine Schweißtropfen standen, stieg aus ihrem Slip und kickte ihn mit der Schuhspitze in den Raum. Dann zog sie den Rock noch ein Stück weiter nach oben und setzte sich auf den Schreibtisch, mitten auf die Listen mit den offenen Posten, während sie die Absätze ihrer High Heels in die Schreibtischunterlage stemmte.

»Mach’s mir! Aber du bleibst angezogen«, befahl sie ihm und legte sich mit dem Oberkörper auf dem Schreibtisch zurück.

Mal sehen, wie er sich anstellt, dachte sie, warum soll ich nicht auch mal bedient werden!

Matthias Römig nahm die Aufforderung als Befehl und begann sich mit langsamen Zungenschlägen an der Innenseite ihrer Schenkel nach oben zu arbeiten. Jetzt war neben ihrem Stöhnen auch seines zu hören, doch Katarina nahm kaum mehr etwas wahr. Sie genoss einfach dieses unverhoffte Geschenk und sehnte sich danach, endlich seine Zunge in ihrer Möse zu spüren. Als er schließlich dort angekommen war, hob sie ihr Becken seinem Mund entgegen, ihr Stöhnen war laut und fordernd. Geschickt umkreiste er mit der Zunge ihre aufgerichtete Knospe, während seine Finger zwischen ihren Lippen tanzten.

Steck sie endlich in mich rein!, dachte Katarina. Oder hatte sie es tatsächlich gesagt? Alles verschwamm, sie sah Lichtpunkte vor ihren Augen tanzen. Wenn er jetzt nicht bald etwas härter ranging, würde sie sich ihre eigene Hand in ihr nasses Loch stecken. Doch Matthias Römig schien ihre Wünsche lesen zu können, denn er nahm nun ihre Klit in den Mund und saugte und knabberte daran, während er ihr erst einen, dann mehrere Finger in die Möse schob, sodass sie ganz ausgefüllt war. Rhythmisch bewegte er seine Hand in ihr, während sich seine Zähne, seine Lippen und seine Zunge abwechselnd ihrer Lustknospe widmeten. Es dauerte nicht lange, und Katarina kam mit einem lauten Schrei.

Der erste Gedanke, der ihr kam, war der an Torsten. Doch es war keineswegs das schlechte Gewissen, das sie quälte. Sie hatte den unrealistischen Wunsch, er möge bei diesem Mann in die Lehre gehen. So eine Zungenfertigkeit, verbunden mit der nötigen Empathie, war ihr tatsächlich noch nie begegnet.

Vielleicht sollte ich jeden Mann, bevor ich ihn in mein Bett lasse, so einen Probelauf absolvieren lassen, überlegte sie, während sie sich langsam aufrichtete. Mit Erstaunen bemerkte sie, dass sie allein im Raum war. Matthias Römig hatte sich diskret zurückgezogen, was sie ihm hoch anrechnete. Vielleicht war er aber auch bloß auf dem Klo, um seinerseits wenigstens ein bisschen von der aufgeheizten Situation zu profitieren. Es sei ihm gegönnt, dachte Katarina großmütig. Sie zog ihren durchgeweichten Slip wieder an und zog ihre verrutschten Klamotten zurecht. Im Spiegel des Bildschirms fuhr sie sich durch ihre Haare und überprüfte ihren Lippenstift.

Ganz Gentleman, räusperte sich Matthias Römig, als er den Raum betrat, um sich anzukündigen. Wie ging man am besten mit einer solchen Situation um? Katarina vermutete, dass so eine Erfahrung für Römig ebenso neu war wie für sie selbst. Sie war nie eine Freundin von One-Night-Stands gewesen. Und jetzt das hier!

Katarina überspielte ihre Unsicherheit mit einem flotten Spruch. »Ich hoffe, Ihre Listen sind jetzt nicht unbrauchbar.«

Er lachte und zeigte dabei seine perfekten Zähne. »Ich kann sie noch mal ausdrucken. Vielleicht behalte ich die hier als Erinnerung an ein außergewöhnliches Erlebnis.«

Katarina nahm ihre Handtasche von dem Schreibtisch, auf den sie sie gestellt hatte. »Ich hoffe, Sie sind jetzt nicht enttäuscht, weil Sie nicht auf Ihre Kosten gekommen sind. Das war alles nicht geplant; ehrlich gesagt bin ich noch nicht allzu lange im Geschäft, ich denke, ich muss noch viel lernen.« Hoffentlich wurde sie jetzt nicht auch noch rot.

Matthias Römig lächelte. »Aber ich bitte Sie, ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals an meinem Schreibtisch so viel Freude geschenkt und empfangen hätte. Das wird für mich ab Morgen ein reiner Motivationskick sein.«

Es gefiel Katarina, wie formvollendet er diese Episode in ein angenehmes Licht tauchte. Jetzt ging er zu einem Schrank, öffnete die Tür und holte eine kleine Handkasse heraus.