WELTEN
DER
ANTIKE
Michael Scott
Eine
Geschichte
von Ost
und West
Aus dem Englischen von Susanne Held
Klett-Cotta
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Klett-Cotta
www.klett-cotta.de
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel »Ancient Worlds. An Epic History of East and West« im Verlag Hutchinson, Penguin Random House, London, 2016
© 2016 by Michael Scott
Für die deutsche Ausgabe
© 2018 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung
Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart
Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten
Cover: Rothfos & Gabler, Hamburg
Unter Verwendung eines Fotos von © Ms Lat 463 Fol. 75 v–76r Map of the World with the Twelve Winds (vellum), Ptolemy (Claudius Ptolemaeus of Alexandria)(c. 90–168)(after)/Biblioteca Estense, Modena, Emilia-Romagna, Italy/Bridgeman Images
Datenkonvertierung: C.H.Beck.Media.Solutions, Nördlingen
Printausgabe: ISBN 978-3-608-98125-4
E-Book: ISBN 978-3-608-11027-2
Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
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Einleitung
Die Welt der Antike – eine oder mehrere Welten?
»Antike Welten« als Thema der Geschichtsschreibung
Teil I
Politik in einer Achsenzeit
Zeittafel
Hinführung
Kapitel 1
Die athenische Demokratie und der Wunsch nach Ermächtigung des Volkes
Kleisthenes, der Reformer?
Solon, der Gesetzgeber?
Tyrannenherrschaft
Eine neue Welt entsteht
Geschichtsschreibung der Antike
Die Formulierung der Geschichte von den Ursprüngen der Republik
Kapitel 2
Rom, die Republik und die perfekte Regierung
Gute Könige, schlechte Könige
Feuertaufe
Eine funktionierende Republik entsteht
Antworten von jenseits des Meers
Jeder an seinem Platz
Kapitel 3
China, Konfuzius und die Suche nach dem gerechten Herrscher
Die Aufzeichnungen der alten chinesischen Geschichte und ihre Helden
Abstieg und Hoffnungen auf einen Neuanfang
Entstehung eines Weisen
Globale politische Ansätze in der Antike
Rivalen auf dem Feld der Ideen
Bilanz
Teil II
Welt im Wandel – und im Krieg
Zeittafel
Hinführung
Kapitel 4
Der Aufstieg Einer neuen Generation
Widerstand gegen Rom im Westen
Ein labiles Zentrum
Ein neues Imperium im Osten
Kapitel 5
Aufbau von Netzwerken
Aufbau von Allianzen im Mittelmeerraum
Die Verbindung von Welten unter einem einzigen Führer in Asien und China
Kapitel 6
Imperien im Osten und im Westen
Verteidigung der Grenzen
Herrschaft über den Mittelmeerraum
Bilanz
Teil III
Religiöser Wandel in einer vernetzten Welt
Zeittafel
Hinführung
Kapitel 7
Religiöse Erneuerung – von innen und von außen
Religiöse Erneuerung von innen
Religiöse Erneuerung von außen
Kapitel 8
Durchsetzung, Vermischung und Gestaltung von Religionen
Altem wird Neues gewaltsam übergestülpt
Eine Mischung aus Alt und Neu
Eine Form für das Neue aus dem Alten
Kapitel 9
Religion und Herrschaft
Eine Religion, zwei Herrscher
Viele Religionen, ein Herrscher
Viele Religionen, viele Herrscher
Bilanz
Schluss
Tafelteil
Anhang
Anmerkungen
Auswahlbibliographie zu vertiefender Lektüre
Liste der Karten
Liste der Abbildungen
Abbildungsnachweis
Namensregister
Dank
Für Alice und unsere Tochter Ella
Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, doch nicht eure Gedanken.
Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Körpern eine Wohnstatt geben, doch nicht ihren Seelen,
Denn ihre Seelen wohnen im Hause von morgen,
das ihr nicht zu betreten vermögt,
nicht einmal in euren Träumen.
Khalil Gibran, Der Prophet (Von den Kindern)
Die Ameisen hatten die Größe von Füchsen, und sie gruben Tunnel in die Erde, wie Maulwürfe. Die Erde, die sie ausgruben, türmte sich in hohen Haufen auf der Erdoberfläche. Es hieß, für Menschen sei es gefährlich, diese Erdhäufen direkt anzuschauen, waren sie doch mit Gold vermischt – dem besten und reinsten Gold der Welt, das unter der gleißenden Sonne einen tödlichen Glanz verströmte. Die dort lebenden Menschen konnten jedoch nicht davon abgebracht werden, das Gold für sich selbst zu begehren.
Sie bestiegen Fuhrwerke, vor die sie ihre schnellsten Pferde spannten, und kamen um die Mittagszeit – während die Ameisen damit beschäftigt waren, tief unter der Erde zu graben –, um so viel wie möglich von dem Erde-Gold-Gemisch wegzuschaffen. Sie mussten sich schnell und leise bewegen, weil sonst die Ameisen etwas merkten und dann an die Oberfläche zurückschwärmten, um die Diebe anzugreifen und zu verfolgen. Die Menschen warfen ihnen – in der Hoffnung, die Ameisen in ihrer Jagd aufzuhalten – Fleischstücke hin, doch ließen sich nicht alle dieser schlauen Insekten ablenken. Einige stürzten sich auf die Menschen und ihre Fuhrwerke und kämpften bis zum Tod …1
Willkommen in Indien – und zwar in jenem Indien, das ein Grieche namens Megasthenes(1) an der Schwelle des 3. Jahrhunderts v. Chr. schilderte.2 Megasthenes malt das lebendige Bild einer Welt voller bemerkenswerter Kreaturen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Die nach Gold grabenden, Menschen tötenden Ameisen, so seine Erklärung, würden sich den menschlichen Dieben gegenüber so aggressiv verhalten, weil sie den Wert des Goldes kannten und lieber ihr Leben dahingeben würden, als sich von ihrem Gold zu trennen.3 Megasthenes berichtet, in anderen Teilen Indiens treffe man auf Tiger, die doppelt so groß seien wie Löwen; auf Affen, größer als die größten Hunde; auf geflügelte Skorpione und fliegende Schlangen, deren Urin auf der Haut des Menschen Blasen und Verwesungserscheinungen hervorrufe. Andere Schlangen seien so riesig, dass sie Hirsche und Stiere am Stück verschlingen könnten; und es gebe Hunde, deren Kiefer stark genug seien, um Löwen festzuhalten.4 All diese Tiere überrage noch der indische Elefant, größer auch als die Elefanten in Afrika; und sein Gegenstück im Meer sei der Wal, der seinerseits den indischen Elefanten an Größe um das Fünffache übertreffe.
Das Interesse von Megasthenes(2) war nicht auf Tiere beschränkt: Sein Indien war auch von exotischen Menschen bevölkert. Er berichtet von winzigen Menschen und von solchen, die groß wie Riesen seien; von nasenlosen Menschen, von anderen ohne Mund, die sich mittels Inhalation ernährten und durch zu penetrante Gerüche umgebracht werden könnten; von Männern, deren – jeweils achtzehige – Füße nach hinten zeigten; von Männern mit Hundekopf, die sich bellend unterhielten.5
Bei dem Text des Megasthenes(3) handelt es sich durchaus nicht um das Elaborat eines in der Nachmittagssonne Athens oder Spartas vor sich hin träumenden griechischen Müßiggängers. Wir haben hier vielmehr den ersten Augenzeugenbericht eines Mannes aus dem Westen vor uns, der die Ebenen Indiens am Ganges aufgesucht hat.6 Und während sein Text nur in Fragmenten auf uns gekommen ist, die von späteren Autoren in ihre eigenen Texte aufgenommen wurden (Autoren, die – durchaus nachvollziehbar – häufig die Wahrheit seines Berichts in Frage stellten), so behält er für unser Verständnis des antiken Indien seine zentrale Bedeutung, bietet er doch eine eingehende Analyse vom Funktionieren der indischen Gesellschaft im Vergleich mit seiner eigenen.7 Megasthenes war ja schließlich nicht irgendein Reisender, den es zufällig nach Indien verschlagen hatte. Er war vielmehr der erste offizielle griechische Gesandte am königlichen Hof in der Stadt Pataliputra (dem heutigen Patna), von dem aus damals ein Großteil des nördlichen Indien beherrscht wurde. Bei den Griechen hatte der dortige Herrscher den Namen König Sandrocottus; in der indischen Geschichte ist er besser bekannt als Chandragupta(1) Maurya, Begründer einer der großen Dynastien Indiens.
Megasthenes(4) war mit dieser Aufgabe von Seleukos Nikator(1) (dem »Sieger«) betraut worden, der ehemals General Alexanders(1) des Großen gewesen war und später Herrscher über das Reich der Seleukiden wurde, das sich von der Küste Kleinasiens am Mittelmeer bis über das heutige Afghanistan tief hinein nach Zentralasien erstreckte und dann hinunter über den Hindukusch in das nordwestliche antike Indien (jetzt Pakistan). Von seiner privilegierten Ausgangslage aus liefert uns Megasthenes einen höchst informativen Einblick in die Prachtentfaltung am Hofe von Chandragupta(2) im Vergleich mit den Verhältnissen an den Höfen der Herrscher im Westen.
Er informiert uns, dass Pataliputra an der Stelle erbaut war, an der die großen Flüsse Ganges und Erannoboas aufeinandertrafen, und dass diese Ortschaft als Parallelogramm angelegt war: Ihre mit 570 Wachtürmen bestückten Palisadenmauern waren durchbrochen von 64 Toren. Ringsherum zog sich ein tiefer Graben, der nicht nur zur Verteidigung, sondern auch als praktische Auffangmöglichkeit für die Abwässer der Stadt diente (der Gestank muss, vor allem in den wärmeren Monaten, für das Geruchsempfinden von Besuchern der Stadt eine Zumutung gewesen sein). Doch der Glanz im Innern des Königspalastes, so Megasthenes(5), übertraf bei weitem denjenigen der großen persischen Paläste von Susa oder Ekbatana in Kleinasien, die bislang für die Griechen den Gipfel luxuriöser Extravaganz dargestellt hatten. In den königlichen Parkanlagen tummelten sich zahlreiche zahme Pfauen und Fasane; es gab schattige Haine und immergrüne Bäume. Dem König folgte ein Schwarm von Papageien, die über ihm dahinflogen; und riesige, künstlich angelegte Seen, in denen es von Fischen nur so wimmelte, dienten ausschließlich den Vergnügungen des Königs und seines Sohnes.8
Megasthenes(6) schildert sogar, wie König Chandragupta(3) einen Großteil seines Tages verbrachte: Während er über Rechtsfragen zu Gericht saß, wurde er fortwährend mit hölzernen Rollen massiert, um sein Blut flüssig und seine Muskeln locker zu halten. Wenn er sich nicht in einer Sitzung befand, dann vollzog er Opferhandlungen, oder er jagte. Die Jagden führte er in seinen eigenen Parks durch (wobei er von einer Plattform aus mit Pfeilen schoss) oder draußen in der Wildnis auf dem Rücken seines Lieblingselefanten. Alles, was er tat, wirkte sich auf sein Volk aus – wenn er seine Haare wusch, wurde von der Bevölkerung von Pataliputra ein großes Fest gefeiert. Der König verkörperte nämlich die Macht seiner königlichen Stadt: Traditionellerweise, so Megasthenes, übernahmen die indischen Herrscher den Namen ihrer Stadt als Bestandteil ihres königlichen Titels. Chandragupta(4) war Pataliputra, ebenso wie Pataliputra Chandragupta(5) war.9
Die lokale Bevölkerung, so Megasthenes(7), war überwiegend groß gewachsen und von stattlicher Haltung – Eigenschaften, die er der fruchtbaren Bodenbeschaffenheit zuschrieb. Überrascht berichtet er von dem Umstand, dass jeder frei zu sein schien, es offenbar keine Sklaven gab – eine damals für den Westen unbekannte Gesellschaftsverfassung. Recht und Gesetz, so Megasthenes, würden auf recht schlichte Art aufrechterhalten: Keiner könne schreiben, es werde also alles aus dem Gedächtnis wiedergegeben, und wenn jemand nachgewiesenermaßen falsches Zeugnis ablegte, würden ihm Hände und Füße abgehackt. Wer eine andere Person verstümmelte, würde entsprechend seiner Untat bestraft werden, und es würden ihm die Hände abgehackt. Beraube jemand einen Künstler seines Auges oder seiner Hand, sei er des Todes. Und Megasthenes berichtet erstaunt, dies habe eine Gesellschaft zur Folge, in der es, im Unterschied zu seiner eigenen, fast keine Diebstähle gab.10
Natürlich wollte Megasthenes(8) wissen, wie es dazu kommen konnte, dass diese sehr andere Welt entstanden war. Zur Erklärung zog er indische Legenden heran, die die Geburt der dortigen Gesellschaft mit den griechischen Göttern des Mittelmeerraums in Verbindung brachten. Und er klärt uns auf, Dionysos(1) sei früher einmal mit seinem Heer in Indien eingedrungen, habe sich dort niedergelassen, und die Inder die Herstellung von Wein, den Städtebau sowie den Aufbau von Recht und Gesetz gelehrt.11 Fünfzehn Generationen später kam denselben Legenden zufolge der griechische Held Herakles(1) bei den Indern zur Welt und gründete Pataliputra.12 Man gewinnt den Eindruck, Indien und Griechenland seien durchaus keine grundverschiedenen Welten, sondern stünden im Gegenteil seit frühesten Zeiten in direktem Kontakt und hätten gemeinsame Götter, Traditionen und Gepflogenheiten.
Über den Autor Megasthenes(9) wissen wir nur wenig.13 Eine bahnbrechende Gestalt war er nicht. Die ersten Bücher über andere Teile Indiens waren bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. verfasst worden, und zwar für die persischen Könige, die über jene Region geherrscht hatten, die jetzt unter seleukidischer Herrschaft stand, und auf welche die Bezeichnung »Inder« für das Volk zurückging, das im Bereich des Flusses Indus lebte (ein Name, den die Griechen dann später auf die Bewohner von ganz Indien übertrugen).14 Im Gespräch war Indien bei den Griechen seit dem 5. Jahrhundert v. Chr., der Epoche des »Vaters der Geschichtsschreibung« Herodot(1) (der ebenfalls die Geschichte von den nach Gold grabenden Ameisen gehört hatte). Im darauffolgenden Jahrhundert wussten griechische Ärzte um indische Heilmittel zur Behandlung von Augen- und Zahnkrankheiten, sogar gegen Mundgeruch, und arbeiteten auch mit diesen Arzneien.15
Vor der Zeit des Megasthenes(10) hatte jedoch noch keiner Kenntnis von der tatsächlichen Ausdehnung Indiens oder auch von der Erstreckung der weiteren Welt, in der man lebte. Als Alexander(2) der Große in den 330er- bis 320er-Jahren v. Chr. alles eroberte, was auf seinem Weg von Griechenland zu den Ufern des Indus lag, da rechneten er und seine Gefährten damit, bis ans Ende der Welt zu gelangen. Stattdessen stand jedoch am Ende nur die Frage, wie viel weiter die Erde sich wohl noch erstrecken mochte.16 Es ist ein Beleg für eine ganz außerordentliche Ausweitung der Horizonte, dass sich nur dreißig Jahre später Megasthenes als griechischer Gesandter bei der indischen Dynastie aufhielt, die über den größeren Teil dieses gewaltigen Gebietes herrschte.
Dabei hatte der Hof von Pataliputra durchaus bereits fundierte Erfahrungen mit ausländischen Repräsentanten.17 Megasthenes(11) berichtet, es gebe in der Regierung von Chandragupta(6) eine ganze Abteilung, die für die in Indien lebenden Ausländer zuständig sei und deren Aufgabe darin bestehe, dafür zu sorgen, dass den Fremden kein Unrecht geschehe; jeden nachdrücklich zurechtzuweisen, der sie übervorteilte; sich um sie im Krankheitsfall zu kümmern und sicherzustellen, dass sie nach ihrem Tod angemessen bestattet würden.18
Nicht nur in Indien wurden damals die Grenzen der Welt ausgeweitet.19 Zeitgenossen des Megasthenes(12) wurden ausgesandt, um andere Gesellschaften an den Grenzen der bekannten Welt zu untersuchen, und auch ihre Berichte sind uns in Fragmenten erhalten. Ein Mann namens Patrokles(1) umsegelte das Kaspische Meer; ein anderer, Demodamas(1), erkundete Zentralasien.20 Wir wissen, dass der Nachfolger des Megasthenes als seleukidischer Botschafter am Hofe von Chandragupta(7) ein gewisser Deimachos(1) war, der ebenfalls Bericht erstattete über das, was er dort beobachtete.
Und der Informationsfluss bewegte sich auch nicht nur in Richtung des wissbegierigen Westens. Zwei Jahrhunderte nach Megasthenes(13) wurde ein griechischer König namens Menander(1), der über ein Königreich im Gebiet des alten Nordindien herrschte (und dessen Machtbereich sich möglicherweise bis zur königlichen Hauptstadt Pataliputra erstreckte), zur Hauptfigur eines schriftlich festgehaltenen Dialogs mit einem indischen buddhistischen Mönch namens Nagasena(1).21 Dieses Frage- und Antwortgespräch zwischen König und Mönch wurde in den folgenden Jahrhunderten ein wichtiger buddhistischer Text (einige Spezialisten halten es sogar für eines der brillantesten Werke indischer Prosa), und es verbreitete sich weit über Indien hinaus. Wir kennen diesen Text überhaupt nur deshalb, weil er in die burmesischen und chinesischen Kanones buddhistischer Literatur aufgenommen wurde.22 Die in Nordindien gestellten Fragen eines griechischen Königs hatten offenbar tatsächlich einen sehr weit ausgreifenden Kreis von Lesern.
Die Geschichte des Megasthenes(14) wirft eine Frage auf, die jeden angeht, der sich für Geschichte ganz allgemein und insbesondere für die Geschichte der Antike interessiert. Wann – in der Schule, an der Universität oder in den Medien – erfahren wir je etwas über die Vernetztheit der Geschichte? Wo gibt es Kurse, Lehrpläne, Studienordnungen und Bücher, in denen derartige Interaktionen zwischen Kulturen in den Perioden der Alten – oder auch der Neueren – Geschichte thematisiert werden? Sehr vieles von dem, was wir uns als Gegenstand unserer Geschichtsstudien vornehmen, ist in strikte disziplinäre, zeitliche, geographische oder thematische Grenzen eingeschlossen, und das bedeutet, dass das Wissen über unsere Vergangenheit in klar voneinander geschiedenen Räumen erforscht, beschrieben und gelehrt wird, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben und in welche die ineinander verzahnten Welten, die von Männern wie Megasthenes, Deimachos(2), Patrokles(2) und Demodamas(2) erlebt und beschrieben wurden, einfach nicht passen.23
Wir haben dieses abgegrenzte, aufgespaltene Bild der Geschichte schon so weitgehend internalisiert, dass wir, sogar wenn wir nur einen Teil der Vergangenheit studieren, meinen, wir würden faktisch die gesamte Vergangenheit studieren. In meinem Forschungsbereich der Studien über das antike Griechenland und Rom gibt es zahlreiche Bücher, deren Titel mit der Wendung »… in der antiken Welt« enden.24 Schaut man jedoch genauer hin, dann stellt man fest: Tatsächlich gemeint ist damit nur die griechisch-römische Welt um das Mittelmeer herum, um das die Griechen und Römer sich scharten wie Frösche um einen Teich. »Die antike Welt« ist ein allgemein anerkannter Oberbegriff für einen engen Bereich menschlicher Interaktion, der sich um lediglich ein Meer herum abspielte: Unsere selbst gezogenen Grenzen haben uns fälschlich dazu verlockt, einen Teil für das Ganze zu halten.
Natürlich haben einige Wissenschaftler der Alten Geschichte versucht, über den Tellerrand hinauszuschauen – allerdings nur mit begrenztem Erfolg.25 Trotz Braudels(1) bahnbrechenden Schriften über die Vernetztheit des Mittelmeerbeckens sind seinem Versuch, den Mittelmeerraum als eine »Einheit« in eine größere, globale Perspektive einzubinden, nur wenige gefolgt.26 Diejenigen, die es doch taten und damit den dezidiert europäischen Charakter der griechischen und römischen Vorfahren in Frage stellten, stießen auf kühle, entschiedene Ablehnung.27 Stattdessen fanden komparative, Brücken schlagende Studien zu Zivilisationen der Antike (vor allem zwischen Griechenland, Rom und China) ihrerseits wieder in abgetrennten Bereichen statt, so etwa zu den Themen Verkehr und Reisen,28 zum Vergleich von Reichsstrukturen und staatlichen Machtordnungen,29 zur Einstellung zu Krieg und Frieden30 und (bei weitem am ergiebigsten) auf dem Feld literarischer, philosophischer, rechtsgeschichtlicher, musikalischer und wissenschaftlicher Unternehmungen und Entdeckungen.31
Auf jeden unbefangenen Beobachter muss ein derart verengter Blickwinkel bizarr wirken, wenn wir auf die Zeugnisse von Männern wie Megasthenes(15) verweisen, der sich in einer größeren Welt bewegte, die er und seine Zeitgenossen als fundamental mit der eigenen Welt verknüpft erfuhren (in diesem speziellen Fall verknüpft durch gemeinsame Götter und Helden). Dass es am Hof von Chandragupta(8) sogar eine Abteilung gab, die keine andere Aufgabe hatte, als sich um Besucher aus dem Ausland zu kümmern, sollte uns drastisch vor Augen führen, wie wenig unser genau abgegrenzter Zugriff auf die Alte Geschichte der Realität unserer Vergangenheit gerecht zu werden vermag.
Natürlich sind an diesem Zustand nicht nur diejenigen schuld, die sich mit dem Studium der Griechen und Römer beschäftigen. Wir haben fundierte Kenntnisse von antiken Zivilisationen in China, in Zentralasien, in Indien und andernorts. All diese Kulturen wurden an Schulen und Universitäten eifrig studiert und in immer dickeren gelehrten Bänden dargestellt. Doch in allen Bereichen haben sich die Gelehrten fast ausschließlich auf ihre spezielle Zivilisation beschränkt, als ob jede einzelne eine »Welt der Antike« wäre, die man isoliert betrachten kann.32 An den Universitätsinstituten weltweit forschen und schreiben Heerscharen von Historikern über ihre jeweiligen Welten, ohne die Notwendigkeit zu empfinden, ihren Blick über den Tellerrand hinaus auf den größeren Kontext unterschiedlicher Zivilisationen zu erweitern, auf die Menschen, die damals gleichzeitig auf der Erde lebten und atmeten. Das gilt selbst dann noch, wenn die Bezüge so unmissverständlich vor Augen liegen wie im Fall des Megasthenes(16).33 Wir, die wir im 21. Jahrhundert leben, bilden eine globale Gemeinschaft.34 Und ironischerweise geben wir uns gleichzeitig damit zufrieden, unsere Geschichte so darzustellen, als habe sie sich in unverbundenen, voneinander abgeschotteten Abteilungen abgespielt.35 Wäre es nicht an der Zeit, eine umfassendere Geschichte zu erzählen – nicht diejenige einer monolithischen »Welt der Antike«, sondern vielmehr die Geschichte vieler und unterschiedlicher Welten der Antike?
Für mich gibt es zwei entscheidende Argumente für die Notwendigkeit, über die Welten der Antike im Plural nachzudenken und nicht mehr so sehr über irgendeine einzelne antike Welt. Erstens ist die Geschichte des Megasthenes(17) lediglich ein Strang in einem zusammenhängenden Gewebe von Verbindungen und Interaktionen, das die Menschen der Antike miteinander in Kontakt brachte. Neuere Darstellungen des Handels in der Antike zeigen uns, dass im 1. Jahrhundert n. Chr. von den Männern und Frauen der Oberschicht Roms und Karthagos chinesische Seide getragen wurde. Römische Händler waren zu Schiff bis ins südliche Arabien und ins tamilische Indien unterwegs, und angeblich flossen – als Bezahlung für kostbare Gewürze, Weihrauch und andere Luxusgüter – jährlich 50 Millionen Sesterzen aus römischen Kassen nach Indien. Auch Rom trieb Exporthandel: Es wurden kunstvoll gearbeitete Glaswaren ausgeführt, Silber und Gold, außerdem Edelsteine, deren Wert (ebenso wie den Genuss indischer Gewürze) der chinesische Han-Kaiser durchaus zu schätzen wusste.36 Und mit dem Transport dieser Waren und den Menschen, die diesen Transport besorgten, war eine Fülle an Ideen, Wissens- und Glaubensinhalten unterwegs, die jede Faser dieser antiken Zivilisationen vom Mittelmeer bis nach China und darüber hinaus verändern sollte.
Noch wichtiger ist allerdings heute, im 21. Jahrhundert, wo wir uns wiederum in den Turbulenzen eines Zeitalters der Globalisierung befinden und China bereits konkrete Pläne entwickelt hat, eine neue Seidenstraße zu bauen, die Ost und West durch Handel miteinander verbinden soll – noch wichtiger ist für uns die Vergegenwärtigung der Erkenntnis, dass wir uns nicht das erste Mal in einer solchen Situation befinden. Während zu Beginn des 1. Jahrtausends n. Chr. auf den Routen vom Mittelmeer nach China und in umgekehrter Richtung Waren reisten, bemühten sich antike Historiker des Mittelmeerraums wie etwa Diodorus Siculus(1) (der erste Autor, der die Texte von Megasthenes(18) über Indien zitierte), Strabon(1) und andere um eine neue Art von »Universalgeschichte«, mit welcher sie die Gesamtheit der ihnen bekannten Welt in den Blick nehmen wollten.37 Insofern ermöglicht uns das Studium unserer ferneren Vergangenheit nicht nur den Zugang zu einer Welt der Verschränkungen und der globalen Verbundenheit, sondern es bietet uns in den Unbilden unseres eigenen globalen Zeitalters ein Beispiel, wie die Menschheit in der Vergangenheit auf Vernetztheit reagiert, wie sie darüber gedacht hat, und hilft uns so, mit den Gefahren und Chancen, mit denen wir heute konfrontiert sind, besser umzugehen.38
Mit diesem Buch möchte ich an ein Zeitalter eines sich herausbildenden Welt-Bewusstseins in unserer Vergangenheit erinnern, das auf vielfältige Weise die Lage widerspiegelt, in der wir uns heute befinden. Dabei geht es nicht um die Waren, die transportiert wurden, sondern um die Beziehungen, die sich innerhalb von und zwischen menschlichen Gemeinschaften entwickelten, sowie um die Beziehungen zwischen den Welten der Menschen und jenen der Götter. Der in den Blick genommene Zeitraum umfasst die Jahrhunderte zwischen dem 6. Jahrhundert v. Chr. und dem Beginn des 5. Jahrhunderts n. Chr.
Innerhalb dieser Zeitspanne konzentriere ich mich auf drei spezifische »Momente«. Der erste Teil befasst sich mit dem 6. Jahrhundert v. Chr. und hier mit der auf dem Gebiet der Politik ausgehandelten Beziehung der Menschen untereinander. Der zweite Teil thematisiert das 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. und untersucht die Beziehungen, die zwischen einzelnen antiken Gemeinwesen durch Kriegsführung entstanden. Der dritte Teil schließlich handelt vom 4. Jahrhundert n. Chr. und richtet die Aufmerksamkeit auf die Beziehungen, die sich – durch Übernahme, Anpassung und Innovation auf dem Sektor religiösen Glaubens – damals entwickelten. Jeder Hauptteil geht von einem Ereignis aus, das für die sich entwickelnden Beziehungen entscheidend war und außerdem eine zentrale Rolle in den herkömmlichen Annalen der westlichen Alten Geschichte spielte, die nach wie vor so entscheidend vom Studium der Griechen und Römer dominiert sind: Das wesentliche Ereignis für Teil I ist das Jahr 508 v. Chr. und die Erfindung der Demokratie in Athen; für Teil II das Jahr 218 v. Chr., als der Karthager Hannibal(1) mit seinen Elefanten die Alpen überquerte und in Italien einmarschierte; für Teil III das Jahr 312 n. Chr., als der römische Kaiser Konstantin(1) den Sieg in der Schlacht an der Milvischen Brücke davontrug und so den Weg für seine Übernahme des gesamten römischen Imperiums ebnete – und letztlich für den Aufstieg des Christentums als offizieller Religion der römischen Welt.
Ich habe mich für diese drei historischen Ereignisse nicht nur deshalb entschieden, weil in jener Zeit wichtige Dinge im Mittelmeerraum geschahen; was sie vielmehr so bemerkenswert macht, ist der Umstand, dass sich ähnliche Entwicklungen in den Beziehungen der Menschen zueinander damals auch in Zivilisationen vollzogen, die zwischen dem Mittelmeer und China lagen. Und diese drei Momente und die in ihnen sich offenbarenden Beziehungsentwicklungen markieren darüber hinaus Etappen einer zunehmenden Vernetzung in einer globalisierten Welt in der Antike. Ausgehend von weit auseinanderliegenden Weltteilen, in denen man sich im 6. Jahrhundert v. Chr. offenbar gleichzeitig mit ähnlichen Fragestellungen auseinandersetzte, werden wir sehen, wie Individuen (im 3./2. Jahrhundert v. Chr.) zunehmend Entscheidungen zu treffen hatten, die sich auf immer ausgedehntere Interaktionssphären bezogen, und wie die entstehenden Beziehungen zwischen einzelnen »Welten« ihrerseits eine tiefgreifende Wirkung auf die Verbreitung von Ideen hatten und auf die Art und Weise, wie sich die Beziehungen des Menschen zu dieser und der jenseitigen Welt im 4. Jahrhundert n. Chr. entwickelten. Wir werden dabei außerdem beobachten können, wie die voranschreitende Globalisierung und die mit ihr einhergehenden Auseinandersetzungen innerhalb zwischenmenschlicher Beziehungen, die von dieser Entwicklung entfacht, ermöglicht und beeinflusst wurden, ihrerseits die Art und Weise veränderten, wie in den unterschiedlichen Gesellschaften der Antike über die Errungenschaften, Institutionen und Glaubensinhalte der eigenen Vergangenheit nachgedacht wurde.
In Teil I untersuchen wir, wie sich in Athen die Demokratie als eine revolutionäre Regierungsform entwickelte, und zwar zeitgleich zur Entstehung einer republikanischen Verfassung in Rom und zeitgleich zur Blütezeit des Einflusses von Konfuzius(1) in China, der eine eigene politische Philosophie aus der Frage heraus entwickelte, wie eine Gesellschaft verfasst sein sollte und wie der Umgang der Menschen untereinander aussehen sollte; und der versuchte, die politisch Verantwortlichen von seinen Ideen zu überzeugen. Konfuzius wusste nichts über die damaligen Entwicklungen im Mittelmeerraum; Rom und Athen jedoch waren eng miteinander verbunden. (Wir werden sehen, dass Rom sogar für kurze Zeit bei Athen in die politische Schule ging.) An allen drei Schauplätzen war der Wunsch nach einer politischen Veränderung offenbar durch eine ähnliche Konstellation von Umständen motiviert. Allerdings wurde jeweils eine sehr verschiedene politische Lösung gefunden, entsprechend der jeweils besonderen kulturellen Landschaft und der derzeitigen Geschehnisse. In jedem Fall handelte es sich jedoch um folgenschwere Lösungen.
In Teil II werden wir »vom Krieg singen«, dem großen Erschaffer und Zerstörer von Welten. Während der Karthager Hannibal(2) mit Elefanten die Alpen überquerte, um Rom die Vorherrschaft über das Mittelmeer streitig zu machen, mühten sich in Kleinasien Herrscher nach Kräften darum, die Unversehrtheit ihrer Reiche vor Angriffen von allen Seiten aufrechtzuerhalten; in Zentralasien entstanden in blutigen Kämpfen neue Königreiche; und in China bemühte sich der erste Kaiser (jener Mann, der mit einer Leibwache aus Terrakottakriegern beerdigt werden sollte) erbittert um die gewaltsame Vereinigung des chinesischen Volkes gegen die aus dem Norden und Westen herandrängenden Nomadenvölker. Roms republikanische Verfassung wurde ihrer härtesten Belastungsprobe ausgesetzt, während es in China ganz so aussah, als sollten die Ideen des Konfuzius(2) aus der Erinnerung der Menschen gänzlich verschwinden. Die glorreichen Tage der Athener Demokratie waren mittlerweile auch nichts weiter als eben eine Erinnerung. Damals lag das Schicksal der antiken Welt in der Hand einer kleinen Gruppe junger Krieger und Herrscher, die ihr Leben dafür einsetzten, die Grenzen ihrer jeweiligen Reiche und die Beziehungen zwischen den Gemeinschaften neu zu definieren, deren Herrschaft sie anstrebten. Allerdings waren ihre Entscheidungen immer öfter von den Ereignissen in entfernteren Regionen beeinflusst, denn die antike Welt zwischen dem Mittelmeerraum und China wurde immer öfter vernetzt – bis schließlich in den 140er-Jahren v. Chr. die Geschichte dieser gesamten Welt ein für allemal zusammengeschweißt wurde.
In Teil III beobachten wir, wie religiöser Wandel und religiöse Erneuerung über diese mittlerweile verbundene antike Welt hinwegfegen: Der Mensch begann, seine Beziehung zum Göttlichen neu zu überdenken. Das Christentum entwickelte sich im römischen Mittelmeerraum und in einigen Ausläufern Kleinasiens zur offiziell anerkannten Religion; unter der in Indien herrschenden Gupta-Dynastie wurde der hinduistische Kult fundamental umgestaltet; und der Buddhismus breitete sich nach China aus und erlangte dort den Status einer offiziellen Religion. In einigen Fällen handelte es sich um neue Glaubensrichtungen, die einzelne Bevölkerungsgruppen über das produktive Netz wechselseitiger Beziehungen erreicht hatten, welches die antike Welt miteinander verband. Andere Glaubensrichtungen hatten sich innerhalb ihrer jeweiligen Geltungsbereiche über lange Zeiträume hinweg entwickelt. Alle aber wirkten und entwickelten sich in Reichen zwischen dem Mittelmeerraum und China unter der Herrschaft einzelner Machthaber, Könige oder Kaiser. Und aufgrund der Bemühungen dieser Herrscher, ihre Reiche zu stabilisieren, zu konsolidieren und innerhalb der mittlerweile zusammenhängenden Welt auszuweiten, wurden diese Religionen, ihre Gläubigen und Hierarchien sowie die von ihnen inspirierte Kunst und Architektur wie im Feuer eines Schmelztiegels umgeformt. Sie erhielten in ihrer jeweiligen Gesellschaft einen neuen Stellenwert, und das jeweils immer in aufschlussreichen Bezügen zur Macht.
Im Geiste des Megasthenes(19) hoffe ich, dass dieses Buch die Augen für antike Welten öffnet: wie sie funktionierten, sich entwickelten, miteinander in Beziehung traten; und wie sie dazu beitrugen, unsere heutige Welt zu formen.39 Schönheit, Verschiedenartigkeit und Herrlichkeit finden sich in dieser Geschichte neben Gewalt, Gier und Niedertracht. Ich bin jedoch überzeugt: Die Darstellung dieser Geschichte vom Standpunkt unserer heutigen globalisierten Welt aus wird unser Bewusstsein dafür vertiefen, wie viel wir der wechselseitigen Interaktion verdanken und schon immer verdankt haben.
Teil I
776 v. Chr.: Die ersten Olympischen Spiele.
771 v. Chr.: Beginn der Zhou-Dynastie (und der Periode der »Frühlings- und Herbstannalen«) in China.
753 v. Chr.: Gründung Roms.
594 v. Chr.: Solon(1) wird zum Archon von Athen ernannt und legt sein Reformwerk vor; im Staat Lu in China wird ein Landbesteuerungssystem eingeführt.
575 v. Chr.: Servius(1) Tullius wird König von Rom.
560 v. Chr.: Peisistratos(1) stürmt die Akropolis und lässt sich zum Tyrannen von Athen ausrufen, wird aber abgesetzt.
556 v. Chr.: Peisistratos(2) wird, unterstützt von Megakles(1), zum zweiten Mal Tyrann.
551 v. Chr.: Konfuzius(3) kommt im Staat Lu im nordöstlichen China zur Welt.
546 v. Chr.: Peisistratos(3) setzt sich ein drittes Mal als Tyrann von Athen durch.
534 v. Chr.: Lucius Tarquinius Superbus(1) wird König von Rom.
520 v. Chr.: Kleomenes I. wird König von Sparta.
517 v. Chr.: Politische Krise in Lu: Herzog Ding(1) und Konfuzius(4) werden aus dem Staat Lu verbannt und suchen Exil im Staat Qi.
514 v. Chr.: Hipparchos(1), Ko-Tyrann von Athen, wird von Harmodios(1) und Aristogeiton(1) getötet.
510 v. Chr.: Hippias(1), Ko-Tyrann von Athen, wird in einem von Kleomenes(1) unterstützten Volksaufstand gestürzt.
510–509 v. Chr.: Der »Raub der Lukrezia(1)« hat die Vertreibung des Tarquinius(2) und die Geburt der römischen Republik zur Folge.
509 v. Chr.: Schlacht bei der Silva Arsia um die Zukunft Roms.
509 v. Chr.: Herzog Ding(2) und Konfuzius(5) kehren in den Staat Lu zurück.
508 v. Chr.: Der etruskische König Lars Porsenna(1) scheitert bei seinem Versuch, Rom zurückzuerobern; Horatius Cocles(1) verteidigt erfolgreich die Stadt.
508–507 v. Chr.: Der Tyrannenanwärter Isagoras(1) wird aus Athen vertrieben; unter Kleisthenes(1) werden demokratische Reformen eingeführt.
501 v. Chr.: Konfuzius(6) empfängt unter Herzog Ding(3) sein erstes Regierungsamt.
497–495 v. Chr.: Konfuzius(7) und seine Schüler verlassen Lu, nachdem Herzog Ding(4) von mächtigen Familien aus Lu 80 Mädchen als Geschenk angenommen hat. Für Konfuzius beginnt die zweite Periode des Exils.
496 v. Chr.: Schlacht am Regillus-See; der römische Konsul Aulus Postumius vertreibt Tarquinius(3).
494–493 v. Chr.: Erstmals werden in Rom zwei »Volkstribunen« gewählt.
490 v. Chr.: Schlacht von Marathon; Dareios I., König der Perser, wird von den Athenern besiegt.
487 v. Chr.: Das athenische Archontat wird durch Los bestimmt.
487–485 v. Chr.: Konfuzius(8) kehrt in den Staat Lu zurück.
486 v. Chr.: Xerxes I. folgt Dareios I. als Großkönig von Persien nach.
481 v. Chr.: Ende der »Frühlings-und-Herbstannalen«-Periode in China.
480 v. Chr.: Schlacht bei den Thermopylen, kostspieliger Sieg des Xerxes(1) über die Spartaner.
480 v. Chr.: Schlacht von Salamis; die griechische Flotte besiegt die Armada des Xerxes(2).
479 v. Chr.: Schlacht von Plataiai; die persischen Streitkräfte werden endgültig von den Griechen besiegt.
479 v. Chr.: Tod des Konfuzius(9).
475 v. Chr.: Beginn der »Zeit der Streitenden Reiche« in China.
454 v. Chr.: Eine römische Gesandtschaft besucht Athen, um die demokratischen Strukturen zu studieren. Die Vermögenskasse des Attischen Seebundes wird von Delos nach Athen gebracht.
451 v. Chr.: Die ersten Dezemvirn kommen in Rom an die Macht. Sie befinden über die Erkenntnisse, die die römische Gesandtschaft aus Athen mitgebracht hat, und überarbeiten die Verfassung.
450 v. Chr.: Eine zweite Gruppe Dezemvirn wird gewählt, um die Beratungen fortzusetzen, sie weigern sich allerdings, die Macht wieder abzugeben.
449 v. Chr.: Aufstand der Römer gegen die Dezemvirn; Schaffung des Zwölftafelgesetzes.
447 v. Chr.: Die Athener beginnen mit dem Bau des Parthenon.