cover

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.d-nb.de abrufbar.

Impressum:

© 2014 Bernd Sternal

Herausgeber: Verlag Sternal Media

Lektorat: Dr. Detlef Schünemann

Gestaltung und Satz: Sternal Media, Gernrode

www.sternal-media.de

www.harz-urlaub.de

Rekonstruktionszeichnungen: Wolfgang Braun

Titelzeichnung: Schloss Wolfenbüttel, Maria Krusch, Wolfgang Braun

weitere Zeichnungen, Karten & Grafiken: Detlef Schünemann, Bernd Sternal, Heike Heindorf, Maria Krusch, Lisa Berg

1. Auflage November 2014

ISBN: 978-3-7386-6591-8

Herstellung und Verlag:

Books on Demand GmbH, Norderstedt

Inhalt

Danksagung

Am 13.06.2007 habe ich meinen ersten Burgentext geschrieben, inzwischen sind über 7 Jahre vergangen. Seit 2010 ist jährlich ein Band „Burgen und Schlösser der Harzregion“ erschienen – der 5. Band ist nun der letzte. Insgesamt habe ich die Geschichte von 239 Burgen und Schlössern auf über 850 Buchseiten vorgestellt. Hunderte Grafiken, Zeichnungen, Stiche und Grundrisse illustrieren die Bücher und geben eine Vorstellung vom einstigen Aussehen dieser alten Wehrbauten, von denen heute oftmals nur noch Ruinen, Burgplätze oder Wallanlagen erhalten sind.

Viele Menschen haben mich bei diesem Projekt unterstützt. Alle hier zu nennen würde diesen Rahmen sprengen. Dennoch möchte ich einigen Unterstützern hiermit meinen Dank aussprechen: Ohne die vielen wundervollen Rekonstruktions-Zeichnungen von Wolfgang Braun hätten diese Bücher viel von ihrem Charme eingebüßt. Dr. Detlef Schünemann hat als ausgewiesener Burgenkenner wesentlich dazu beigetragen, dass meine Texte ergänzt und abgerundet wurden. Auf Grund des Einsatzes von Detlef und Marianne Schünemann konnten eine ganze Reihe Burgruinen und Wallanlagen erstmals vermessen und, unter Überprüfung älterer Beschreibungen, hier vorgestellt werden.

Durch die dankenswerte Unterstützung der Genannten sowie vieler Ungenannter ist ein Werk entstanden, das hoffentlich Burgenfreunden, Geschichtsinteressierten aber auch kulturhistorisch interessierten Wanderern noch lange Freude bereiten wird.

Bernd Sternal              im September 2014

Einführung

In meinen vorherigen Bänden habe über Burgentypen, Burgenbau, Burgbesatzung und anderes mehr berichtet. In diesem Band möchte ich nun einige Ausführungen über die einzelnen Teile einer Burg machen.

Der Wall: Er ist bei unseren heimischen Burgen fast stets eine einfache dicke Mauer ohne Erdhinterschüttung. Es kann sich dabei um Trockenmauern aus Steinklötzen handeln oder wie bei den meisten sächsischen Volks- und Fluchtburgen um eine Holz-Erde-Mauer, die Dicken zwischen 3 und 17 m aufweisen können. Es ist also eine Mauer oder ein Wall! Wie aber soll man dieses Bauwerk nennen? Wir verstehen heute unter einem Wall einen Erdbau mit rundlichem Rücken ohne irgendeine Konstruktion aus Stein oder Holz, unter Mauer hingegen einen steil aufgehenden Steinbau. Bei Ausgrabungen findet man allerdings in Wällen dennoch Trockenmauer-Reste oder Pfostenlöcher senkrechter Pfähle – mitunter beides zusammen. Aber weder Wall noch Mauer sind Begriffe der deutschen Sprache, beide kommen aus dem Lateinischen: „vallum“ war die aus Erde mit Holz abgesteifte römische Landwehr, „murus“ der Steinbau. War es keine Wehr aus Holz-Erde oder Stein, sondern eine aus dichten Sträuchern oder Dornenpflanzen, wie sie in Sachsen häufiger vorkam, so wurde diese Hecke oder Hagen genannt.

Die Berme: So heißt die ebene Fläche zwischen Wall und Graben. Würde sie nicht eine Art Bindeglied zwischen Wall und Graben sein, so stünde der Wall direkt am Graben, würde diesen eindrücken und selbst abrutschen. Diese Konsequenz hatten auch schon die Germanen beim Bau ihrer altgermanischen Volksburgen erkannt. War die Berme anfangs recht schmal – etwa 1 - 2 m – so änderte sich dies beim Bau der „kleinen Rundwälle“ – der Fluchtburgen – grundlegend. Die Erbauer rechneten wohl mit Angriffen mittels Wurfmaschinen und verbreiterten ihre Wehren erheblich. Es wurden nicht nur doppelte, sondern zum Teil auch dreifache Graben-Wall-Systeme angelegt, auch die Bermen wurden enorm verbreitert – zum Teil auf 3 - 7 m. Dies brachte Entfernung zum Feind und auch mehr Standsicherheit für die Wälle. Auch sind die Bermen teilweise auf 1 - 2 m aufgeschüttet worden, zudem wurden die Wälle mit schmalen Durchgängen versehen. Es sollte wohl eine erhöhte Position für die Verteidiger geschaffen werden. Diese Wehrbau-Strategie setzte sich bis weit ins Mittelalter fort, die Gräben wurden zum Teil sehr breit und tief.

Der Graben: Die Burggräben nahmen ursprünglich eine untergeordnete Rolle ein. Die Burganlagen wurden strategisch auf exponierten, erhabenen Standorten errichtet, die allein schon durch ihre Lage Schutz boten. Für den Burgaufgang musste ein Konstrukt aus holzverkleidetem Aufwurf errichtet werden, den man wohl aus einem Graben gewonnen haben wird, der auch noch zusätzlichen Schutz bot. Ursprünglich hatten diese Gräben bei den Germanen einen rundlichen Querschnitt; die Römer nutzten dann den raffinierten Spitzgraben. Diese Spitzgräben waren etwa 3m tief und hatten einen Böschungswinkel von 45 Grad. Sie waren eine Menschenfalle – hinein kommt man leicht – das Erklimmen der Böschung mit Kriegsausrüstung war aber sehr beschwerlich, wenn nicht fast unmöglich. Bei den germanischen Volks- und den sächsischen Fluchtburgen waren diese Spitzgräben jedoch weitgehend unbekannt.

Im flachen Land ging man, wenn kein Wasserzufluss vorhanden war, bewusst recht tief, bis in die grundwasserführenden Schichten. Auch war auf diese Weise ein Wassergraben zu erlangen. Das schützende Element Wasser spielte im Mittelalter im flachen Land eine bedeutende Rolle; Höfe, Burgen und Schlösser wurden durch Wassergräben geschützt.

Das Tor: Die ursprünglichen neolithischen oder altgermanischen Volksburgen hatten zum Teil zahlreiche Tore. Die Begründung dafür ist wohl darin zu suchen, dass die großen Fluchtburgen viel Volk in kurzer Zeit aufnehmen mussten. Bei den Höhenburgen war dies logischerweise nicht möglich; dort musste man zumeist mit nur einem Zugang auskommen. Dieses Tor wurde dann durch eine Vorburg, Schanzen oder andere Wehranlagen geschützt. Wenn es die Gegebenheiten zuließen, wurde das Tor in der Weise angelegt, dass der Feind sich mit seiner ungeschützten rechten Seite nähern musste. Die Torzufahrt war zumeist eine Erdbrücke aus gewachsenem Boden; Aufschüttungen vermied man, weil sie den ständigen Belastungen durch Wagen, Pferde und Vieh nicht gewachsen waren. Bei späteren mittelalterlichen Burgen zog man dann den Graben vor dem Tor durch und legte eine Zugbrücke an.

Das Tor oder die Tore selbst, im Hauptwall hinter dem Graben, können sehr verschieden ausgebildet sein. Bei den Höhenburgen sind sie in der Regel den Geländegegebenheiten angepasst, wobei Zangentore wohl in der Mehrzahl sind. Die Königshöfe hatten dagegen meistens zwei Tore.

Die Türme: Sie haben sich bei den germanischen und sächsischen Volksburgen bisher in der Harzregion wohl noch nicht nachweisen lassen. Wenn es sie denn gab, so waren sie wohl mehr ein Ausguck, der aus einer Holzkonstruktion errichtet wurde. Auch ist mir nicht bekannt, dass sie in den Schriften der antiken Chronisten je erwähnt wurden. Bei den nachfolgenden Königshöfen kamen dann bereits Türme nach römischem Muster vor. Auch die kleinen Rundwälle verzichten anscheinend noch auf Türme, sich anlehnend an germanische und sächsische Tradition.

Wohl erst mit der Burgenbauordnung von König Heinrich I. wurden in den entstandenen Königsburgen, die später zu Dynastenburgen wurden, Türme errichtet. Es entwickelten sich dann im Mittelalter verschiedene Turmarten in den unterschiedlichsten Baukonstruktionen: z.B. Wehrtürme, Belagerungstürme, Glockentürme und Wohntürme. Im Verlauf des 12. Jahrhunderts kamen dann die sogenannten Bergfriede auf, unbewohnte Haupttürme, die als Wehrtürme dienten und fortan das Erscheinungsbild der mittelalterlichen Burg prägten.

Die Mardellen: Tacitus berichtet in seiner Germania, dass die Germanen die Gewohnheit hatten, ihre Wohnungen in die Erde einzutiefen – damit säßen sie im Sommer kühl und im Winter warm. Allerdings wurden in germanischen und sächsischen Volks- und Fluchtburgen keine eingetieften Behausungen gefunden. Tacitus wurde da wohl Falsches zugetragen. Es könnten Völker gemeint gewesen sein, die weiter westlich siedelten, Franken beispielsweise. Und diese brachten diese Wohnweise dann mit nach Sachsen. Denn erst in den Königshöfen und dann in den Dynastenburgen sind diese eingetieften Hausunterteile zu finden. In den germanischen Volksburgen und den sächsischen Fluchtburgen waren die Wohnungen ausschließlich als Pfostenhäuser ausgeführt. Dann jedoch, im Mittelalter, findet man zunehmend eingetiefte Häuser, die einen Keller besaßen. Nach deren Einsturz bilden sich Kuhlen, die als Mardellen bezeichnet werden.

Die Burgmauer: Sie ist das augenscheinlichste Befestigungselement einer Burg, aufgekommen ist diese in Sachsen aber erst im Hochmittelalter. Zuvor bildeten, wie schon dargelegt, Wallanlagen die äußere Befestigung einer Burg. Für die Burgmauern entwickelten sich im Laufe der Zeit die verschiedensten Konstruktionsformen, so unterscheidet man z.B. Ringmauern, Mantelmauern, Schildmauern und Zwingermauern. Das Mauerwerk richtete sich ursprünglich nach dem regionalen Vorkommen natürlicher Steine. Später kam auch Mauerwerk aus Ziegelsteinen zum Einsatz. Als Mauer bezeichnet man ein massives, freistehendes, flaches Bauwerk, bei dem die Höhe stets größer ist als die Dicke. Ursprünglich waren die Mauern in Sachsen Gewichtsmauern, das heißt, sie wurden ohne den Einsatz von Mörtel errichtet; ihren Stand und ihren Wehrcharakter erhielt diese Trockenmauer allein durch ihren Verbund und ihr gewaltiges Gewicht. Später kam dann Mörtel, also Bindemittel für die Steine, zum Einsatz, was die Stabilität erhöhte, wodurch die Dicke der Mauern reduziert werden konnte. Die untere Begrenzung einer Mauer wird Sohle oder Fundament, die obere indes Krone genannt. Burgmauern sind oftmals mit Wehrbauten kombiniert: Mauerabdeckungen, Zinnen und Türme, Wehrgänge und vielem mehr.

Um die doch im Verhältnis zu anderen Regionen etwas abweichende kulturelle Entwicklung im sächsischen Kernland besser zu verstehen, muss man die Bevölkerungsentwicklung in dieser Region kennen. Das heutige Bundesland Sachsen-Anhalt und explizit das Land zwischen Saale und Elbe wird gegenwärtig von der Wissenschaft als Wiege Europas angesehen, wie das Fachmagazin „Science“ schreibt. Bereits in der Jungsteinzeit (5500 - 2000 v.Chr.) erwies sich dieses Land als Schmelztiegel der europäischen Völker. Sensationelles Fazit dieser bisher weltweit größten Studie der Bioarchäomie: „Alles was heute für das Erbgut der europäischen Bevölkerung typisch ist, geht zurück auf diese Region. Der Genpool des Kontinents hat sich seither kaum verändert“, sagte Prof. Dr. Kurt W. Alt von der Universität Mainz, Chef der interdisziplinären Forschungsgruppe. In diesem vierjährigen Forschungsprojekt, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der National Geographic Society gefördert wurde, wurden 450 prähistorische Skelette aus Sachsen-Anhalt untersucht, die aus 25 Ausgrabungsstätten stammen. Die Forscher extrahierten alte DNA aus Knochen und Zähnen und analysierten die mitochondriale DNA. Diese wird von der Mutter auf deren Nachkommen vererbt und erlaubt damit die Rekonstruktion der mütter lichen Abstammungslinie. Die genetischen Ergebnisse zeigen, dass während der Jungsteinzeit in Zentraleuropa vier wesentliche Migrationsereignisse stattfanden, die deutlich zur genetischen Vielfalt Europas beigetragen haben. Diese Erkenntnis erklärt auch die kulturelle Vielfalt, besonders in der Nordharzregion und hat sicherlich auch entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Wehr- und Befestigungsbauten in dieser Region gehabt, deren Vielfalt bisher oftmals Rätsel aufgab.

Bernd Sternal         im September 2014

Burg Bodenhausen

Burg und Dorf Bodenhausen haben kaum Spuren hinterlassen; von der Burganlage zeugen nur noch die mächtigen Burggräben, das Dorf selbst ist schon lange wüst. Die Wüstungen von Burg und Dorf liegen am Westrande des Reinhäuser Waldes, 9 km südsüdöstlich von Göttingen. Die letzten baulichen Reste des Dorfes, die Ruine der Kirche, wurden im Jahr 1810 abgebrochen.

Etwa 300 Meter vom ehemaligen Dorf entfernt führt vom Waldrand, auf dem rechten Ufer des Reinbaches, ein Weg auf eine flache dreieckige Erhebung von etwa 7m Höhe und 150 m Umfang. Dies ist das Areal der Burg Bodenhausen. Im Westen, Süden und Osten war die Burg durch einen Burggraben geschützt, der zum Teil tief in den anliegenden Bundsandstein geschlagen ist. Nach Norden sichert ein Steilhang die Anlage, wo auch ihre Spitze lag. Vorgeschobene Bollwerke scheinen die Ecken der Burg besonders geschützt haben, die angepasst an den Burghügel eine dreieckige Form hatte. Noch zu erkennen sind wohl die Reste des Bergfrieds in Form eines kleinen Hügels. Eine Zugbrücke schützte vermutlich das im Osten befindliche Burgtor.

Diese Burganlage war der Stammsitz der Herren von Bodenhausen. Als erster Vertreter seines Geschlechtes wurde im Jahr 1101 Ardimarus de Bodenhusen bezeugt. Vielleicht waren sowohl die Herren von Bodenhausen, als auch die Herren von Hanstein Zweige des rheinischen Geschlechtes von Saulheim. Alle drei Adelsgeschlechter führen nämlich drei Mondsicheln im Wappen. Angeblich kamen zwei Vertreter der Saulheimer mit einem Mainzer Bischof in das Eichsfeld; der eine erhielt den Hanstein, der andere Bodenhausen.

Abbildung aus Wikipedia (gemeinfrei)

Die welfischen Herzöge belehnten, urkundlich belegt, erstmals im Jahr 1318 die Herren von Bodenhausen mit der Schutzherrschaft über das Dorf Bodenhausen. Es wird angenommen, dass zu jener Zeit die Burg Bodenhausen errichtet wurde. Seit 1428 wurden die Bodenhausener von den Herren von der Plesse mit dem Dorf Bodenhausen, sowie 2 Hufen Land daselbst, belehnt.

Im Jahr 1396 geriet Günter von Bodenhausen in eine Fehde mit der Stadt Göttingen, in deren Ergebnis die Burg im Frühjahr zerstört wurde. Im Jahr 1400 geriet der Kurfürst von Mainz mit dem Landgrafen von Hessen in Streit und begann gegen diesen zu rüsten. Dafür verbündete er sich unter anderem mit den Herren von Bodenhausen. Diese nahmen zu ihrer eigenen Sicherheit die zerstörte Burg Bodenhausen vom Mainzer Kurfürsten zu Lehen. Noch im Jahr 1400 begann der Kurfürst an der südlich gelegenen Anhöhe mit dem Wiederaufbau der Burg. Mehrfach versuchten in der Folge die Mainzer Kurfürsten mit den Herren von Bodenhausen die Burg wieder aufzubauen und als Bollwerk gegen die Landgrafen und die welfischen Herzöge zu etablieren. Alle Versuche scheiterten jedoch, durch Übergriffe und Verwüstungen wurde die Burg nie fertiggestellt.

Im 16. Jahrhundert führten die Herren von Bodenhausen Prozesse vor dem Reichskammergericht mit dem Ziel, von den welfischen Herzögen die Genehmigung zum Wiederaufbau zu erhalten. Diese Prozesse zogen sich bis zum Ende des 17.Jahrhunderts hin. Im Jahr 1692 wurde dann ein Grenzvertrag zwischen den Mainzer Kurfürsten und den welfischen Herzögen geschlossen, in dem Bodenhausen an die Welfen fiel – damit war die endgültige Entscheidung zu Ungunsten der Herren von Bodenhausen gefallen. Nachdem das Dorf Bodenhausen bereits ab 1365 wüst geworden war, traf das gleiche Schicksal dann auch die Burg. Die Bodenhausener gaben ihren alten Stammsitz auf und zogen nach Niedergandern um, wo sie mit Zustimmung von Herzog Erich eine neue Burg errichteten.

Burg Frauenstein bei Barbis

Es ist ein exponierter Dolomitfelsen, der zwischen Scharzfeld und Bad Lauterberg liegt und Frauensteinklippe genannt wird.

Burg Frauenstein neben Burg Scharzfels um 1653
Stich von Matthäus Merian (eigenes Archiv)

Es wird angenommen, dass der aufragende Frauenstein schon in vor- und frühgeschichtlicher Zeit als fester Platz genutzt wurde. Nur etwa 250 m nordöstlich der Burg Scharzfels gelegen, muss diese Felsklippe für die Burg von strategischer Bedeutung gewesen sein. Mit dem Besitz und der Befestigung des Frauensteins war die Burg Scharzfels von Norden her komplett zu kontrollieren.

Wann die Burg Frauenstein erbaut wurde ist nicht überliefert – befestigt wird der Dolomitfelsen wohl schon seit dem 10. Jahrhundert sein, als die Burg Scharzfels (siehe Burgen und Schlösser Band 1) errichtet wurde. Es gibt die Vermutung, dass Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel die Burg Frauenstein Ende des 16., Anfang des 17. Jahrhundert ausbauen ließ. Der Herzog war im Jahr 1596 durch Erbschaft an den Scharzfels gekommen und sein Interesse am Festungsbau ist in seiner Festungsbauordnung von 1599 dokumentiert.

Frauenstein – Ausschnitt aus dem Stich von M. Merian 1653 (eigenes Archiv)

Wir wissen, dass die Burg Scharzfels während des Dreißigjährigen Krieges, im Jahr 1627, zur Garnison wurde und in diesem Zusammenhang eine starke Befestigung erhielt. In jenen Jahren dürfte auch der Frauenstein eine tiefgreifende Veränderung erfahren haben; seine Kuppe wurde auf einer Grundfläche von 25 x 30m zur Festung ausgebaut. Diesen verheerenden Krieg, mit all seinem Leid, den Hungersnöten und Seuchen, überstand die Burg Frauenstein anscheinend ohne größere Schäden.

Während des Siebenjährigen Krieges wurden Scharzfels und Frauenstein von den Franzosen belagert. Es heißt, durch Verrat wurde der Frauenstein mit-samt der Schanze „Schandenburg“ im Jahr 1761 den Franzosen in die Hände gespielt, die diesen dann als Stützpunkt nutzten. Doch noch im selben Jahr zogen die Franzosen ab und zerstörten den Frauenstein wie auch die Burg Scharzfels.

Für die Burg wurden die Dolomitklippen als natürlicher Kern genutzt. Ein Steilabfall nach Südosten sowie ein flaches Vorfeld gaben die Bedingungen vor. Dem etwa 25 x 30 m messenden Bergkegel ist zum Steilhang hin eine Terrasse vorgelagert. Nordwestlich sichert ein Graben mit Vorwall die Burg; zwei weitere Gräben folgen. Südöstlich, vor dem Steilhang, sind noch Kellergewölbe aufzufinden. Ein wohl 1627 hinzugefügter äußerer Befestigungsring weist eine gemauerte Bastion im Nordosten sowie zwei stark verwischte Bastionen im Nordwesten und Südosten auf.

Schloss Kalbsrieth

Kalbsrieth ist eine Gemeinde im thüringischen Kyffhäuserkreis und liegt an der Mündung der Helme in die Unstrut. Die Gemeinde ist Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Mittelzentrum Artern; zu ihr gehört der Ortsteil Ritteburg, der als mutmaßlicher Schauplatz der Ungarn-Schlacht bei Riade im Jahre 933 angesehen wird.

Kalbsrieth war im Jahr 1426 Bestandteil der Pfalzgrafschaft Sachsen bzw. des aus ihr hervorgegangenen Amtes Allstedt. Dieses wurde 1423 kursächsisch (ernestinisch), kam 1547 an die albertinische Kurlinie und ging 1554 zurück an die Ernestiner. 1369 - 1496 wurde das Amt an die Herren von Querfurt und 1526 - 1575 an die Grafen von Mansfeld weiter verlehnt und zeitweilig an die Grafen zu Stolberg verpfändet.

Schloss Kalbsrieth, Grafik nach Postkarte von 1929