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Dr. Dietrich Volkmer

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Sämtliche Bilder sowie das Titelbild entstammen dem Buch „Erzählungen und Personen des Alten Testaments“, Parthas-Verlag, 2004

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Herstellung und Verlag

BoD Books on Demand GmbH

Norderstedt

Printed in Germany

ISBN 978-3-7386-7581-8

Inhalt

Vorwort

Es sind dieselben Buchstaben, sieht man einmal von dem grossen B und dem Leerzeichen ab, in der gleichen Reihenfolge und doch haben sie eine gänzlich andere Bedeutung. Hinzu kommt natürlich noch eine andere Betonung. Das erstere wird auf beiden Wortteilen betont, das zweite nur auf der ersten Silbe.

Hiobs Botschaft und Hiobsbotschaft.

Beide ergeben einen Sinn.

Die geläufigste und am meisten gebräuchliche Variante ist sicher die zweite. Das verbindet man mit dem Wort Hiob.

Sie wird häufig verwandt, wenn es sich um eine Meldung handelt, die alles andere als positiv ist und dem Adressaten etwas Unheilvolles verspricht.

Das Merkwürdige an solchen Äusserungen ist jedoch, das sie meistens in die Welt gesetzt werden ohne im Geringsten über die Herkunft Bescheid zu wissen.

Aber diese ausgefallene Wortkombination ist hinsichtlich des Wissens um ihre Herkunft wahrlich nicht allein.

Sie als Leser wissen natürlich, dass es sich dabei eine biblische Quelle handelt, manch einer wird sogar noch das Alte Testament angeben können.

Nun mag man sagen, muss man überhaupt über das Alte Testament noch Bescheid wissen?

Nun ja, eine Gegenfrage sei erlaubt, wie schaut es denn überhaupt mit dem Neuen Testament und der christlichen Religion aus?

Wir nehmen gern die Feiertage in Kauf, den ersten und womöglich den zweiten Feiertag, obwohl man ihn nicht zwingend benötigte, aber er ist nun mal gewerkschaftlich sanktioniertes Allgemeingut geworden.

Aber fragt man auf einer beliebigen Strasse in Deutschland, fremde Religionen einmal ausgenommen, was der Bedeutungsinhalt von Weihnachten ist, so wird man darauf sicherlich oder hoffentlich noch eine Antwort erhalten, die über Knecht Ruprecht, Nikolaus und Geschenke hinausgeht.

Bei den anderen grossen christlichen Feiertagen wie Ostern und besonders Pfingsten wird es da schon etwas kritischer. Beim Osterfest zumindest sollte die Erklärung nicht am Osterhasen kleben bleiben.

Und Pfingsten?

Da ist derjenige gut dran, der sein Smartphone dabei hat und schnell bei Google oder Wikipedia nachschauen kann.

Aber ich will keine religiöse Schelte in einer immer säkularer werdenden Welt anbringen.

Es geht in diesem Buch um eine Person des Alten Testaments namens Hiob – oder wie er im Hebräischen heisst: Ijob. Wenn ich richtig informiert bin, hat Luther in seiner Bibelübersetzung aus dem Wort Ijob das deutsche Hiob gemacht.

Es stellt für einen Autor immer einen gewissen Reiz dar, wenn zwei Möglichkeiten der Interpretation fast gleicher Wortkombinationen bestehen.

Hiobs Botschaft bietet natürlich viel mehr an Interpretationen, denn das Buch Hiob besteht ja nicht nur aus der Hiobsbotschaft. Wäre letzteres der Fall, würde man das gesamte Buch auf ein einziges Kapitel reduzieren.

Steigen wir also ein in eine fast uralte Geschichte und schauen uns an, was sie uns zu bieten hat.

Vor dem eigentlichen Einstieg noch einige Erklärungen.

Ich bin weder Theologe noch Religionswissenschaftler noch habe ich ein Studium des Hebräischen oder Altgriechischem absolviert sondern ein ganz normal am Thema Religion interessierter Mitmensch.

Erwarten Sie also nicht tiefsinnigste Schürfungen sondern mehr eine interessierte Betrachtung an einem interessanten Thema. Daher geht es nicht um eine hochtheologische Abhandlung, sondern mehr um ein Betrachtung für jeden, der dem Thema Religion zugewandt ist oder den Glauben an die Bibel (noch) nicht verloren hat.

Zudem hat gerade das Buch Hiob für mich eine besondere Bedeutung.

Vor einigen Jahren hielt ich auf einer grossen Tagung neben meiner Aufgabe als Tagungsleiter einen Vortrag zum Thema Hiob, den ich mit farbigen Overhead-Folien unterstrich. Im Auditorium sass auch einer meiner Homöopathie-Lehrer, Dr. Willibald Gawlik.

Dr. Gawlik war ein besonderer Lehrer. Seine Vorträge sind mir noch immer in lebhafter Erinnerung, denn wie kein zweiter vermochte er Homöopathie so lebhaft, plastisch und farbig vermitteln, dass dem Zuhörer die Bilder in bester Erinnerung blieben. Und das erscheint mir sehr wichtig und besser, als blosses Pauken von Symptom-Komplexen oder das manchmal seelenlose Repertorisieren am Computer.

Wenn er auf einer Tagung als Referent geladen war, dann füllten sich vor seinem Vortrag die Hörsäle, um sich danach wieder leicht zu leeren – nicht immer einfach für einen Folge-Redner.

Nach meinem Vortrag kam er auf mich zu und fragte mich, wie ich denn meine Folien gestalte. So etwas hätte er noch nie gesehen.

Am Nachmittag kam sein Vortrag. Wie gewohnt mit viel Verve und viel Engagement. Während seiner Rede hielt er plötzlich inne und bat mich zu ihm nach vorn zu kommen. Mein Vortrag habe ihm so gut gefallen, dass er sich bei mir mit einem kleinen Geschenk bedanken möchte.

Er überreichte mir einen Rosenkranz aus Hiobstränen mit einem Kruzifix, die ich noch heute als einen Schatz bewahre.

Man nennt sie auch Christustränen, Mosestränen oder Marientränen.

Die Pflanze ist eine uralte Maisverwandte aus Ostasien. Aus der weiblichen Blüte entwickelt sich nach der Bestäubung eine kirschkerngrosse, porzellanartige harte Perle, die man für Ketten und Rosenkränze verwendet.

Diese vielfältigen Erinnerungen stimulierten mich, dem Thema Hiob ein Buch zu widmen, in dem ich meine Ansichten zu Hiob zu Papier bringen kann.

Vielleicht noch ein wichtiger Satz zum Verständnis des folgenden: Die Übersetzungen des Alten Testaments sind je nach Übersetzer sehr unterschiedlich. Ich habe mir daher die Freiheit genommen, aus den sieben verschiedenen Bibeln, die mir zur Verfügung standen, diejenige Übersetzung auszuwählen, die meinem Verständnis am nächsten kam.

Es ist nicht immer einfach, sich in die Gedanken eines so alten Werkes einzufädeln, daher möge der Kundige des Alten Testamentes mir die eine oder andere Interpretation, die von seinem Verständnis abweicht, nachsehen.

Wie ich feststellen musste, tun sich auch die Experten mit so mancher Übersetzung und Deutung alles andere als leicht.

Bad Soden, im Juli 2012

Neu gestaltet: Januar 2015

Ich hoffe, dass mir nach mehrmaliger Durchsicht kein Fehler mehr unentdeckt geblieben ist.

Hiobsbotschaft und Menetekel

In unserer Sprache sind beide Begriffe häufig anzutreffen, wobei ersteres in der zusammengesetzten Form gemeint ist.

Ebenso wie bereits im Vorwort angeführt, ist den meisten Anwendern auch die Herkunft des Wortes Menetekel nicht bekannt.

Es entstammt dem Buch Daniel des Alten Testaments.

Da es ein Paradebeispiel für eine Hiobsbotschaft ist, soll es etwas ausführlicher beschrieben werden.

Die Geschichte handelt in Babylon, einer Stadt, die im Altertum mit solchen Begriffen wie Sündenpfuhl und Leichtlebigkeit in Verbindung gebracht wird. Für die Israeliten ist es ohnehin ein mit traumatischen Empfindungen verknüpftes Wort, da es sie an die babylonische Gefangenschaft erinnert.

Dort herrschte dereinst der König Belsazar. Er gab ein Fest für tausend seiner Fürsten und bediente sich in deren Gegenwart ausgeprägt am Wein. Als ihm der Wein zu Kopf stieg, befahl er seinen Dienern, man solle ihm die goldenen und silbernen Gefässe holen, die sein Vater Nebukadnezar aus dem Tempel in Jerusalem entwendet hatte. Der König, seine Fürsten, Gemahlinnen und Konkubinen sollten aus diesen für die Juden heiligen Gefässen trinken. Man brachte sie und die ganze Gesellschaft trank aus ihnen.

Sie tranken und rühmten dabei weinselig ihre heidnischen Götter aus Gold, Silber, Bronze, Eisen, Stein und Holz.

Plötzlich erschienen an der weissen Wand des Palastes die Finger einer menschlichen Hand und schrieben einige Worte an die Wand. Der König konnte die Hand beim Schreiben sehen.

Er erbleichte, er zitterte und seine Knie schlotterten. Er wollte wissen, was diese geheimnisvolle Schrift bedeutete, denn er ahnte irgendein Unheil.

So liess er die Weisen Babylons, die Beschwörer und Astrologen kommen.

„Wer diese Schrift lesen und sie deuten kann,“ so sprach er zu ihnen, „der soll mit Purpur gekleidet werden und eine goldene Kette um den Hals tragen“.

Jedoch niemand vermochte die Schrift zu lesen.

Der König ängstigte sich, da betrat die Königin den Saal und verwies auf Daniel, der Erleuchtung, Wissen und Einsicht in die Weisheit der Götter besitze und einer der Gefangenen sei, die sein Vater aus Juda herbrachte.

Man rief ihn.

Daniel versprach, ihm die Schrift zu deuten, begann aber mit Vorhaltungen.

„Der höchste Gott gab deinem Vater Nebukadnezar, o König, seine Herrschaft, seine Macht, seinen Ruhm und seine Würde und wegen seiner gottgegebenen Macht zitterten vor ihm alle Völker. Er tötete die Menschen und liess sie am Leben, erhob und erniedrigte, wie es ihm gefiel. Als er hochmütig, anmassend und halsstarrig wurde, verlor er seinen königlichen Thron und wurde aus der menschlichen Gesellschaft verstossen. Sein Verstand sank ab zu dem eines Tieres, er lebte bei den Wildeseln und weidete das Gras ab wie die Ochsen, sein Körper wurde nass unter dem Tau des Himmels, bis er am Ende erkannte, dass der höchste Gott der Herr ist über das Reich der Menschen. Du, sein Sohn Belsazar, wusstest dies alles und hast dein Herz nicht bezwungen. Du hast dich in deinem Stolz gegen den Herrn des Himmels erhoben. Die Gefässe seines Tempels hast du herholen lassen und ihr habt aus ihnen getrunken. Du hast deine Götter gerühmt, die weder sehen noch hören noch wissen, und hast nicht den Gott gepriesen, von dem du deinen Atem hast und vor dem du alle deine Wege zu verantworten hast. Darum sandte er dir diese Hand und sie schrieb diese Schrift. So lautet sie: „Mene mene tekel upharsin“.

Und dies ist die Deutung:

Mene – Gott hat die Tage deines Königtums zusammengezählt und ihr Ende bestimmt.

Tekel – Du bist auf der Waage gewogen und zu leicht befunden

Upharsin – Dein Königreich ist zerrissen und den Medern und Persern gegeben.

Da gab Belsazar wie versprochen den Befehl, Daniel in Purpur zu kleiden, ihm eine goldene Kette umzuhängen und es wurde ausgerufen, er sei der dritte Mann in der Rangordnung des Reiches.

In derselben Nacht aber wurde Belsazar, der König der Babylonier, umgebracht.

Wer ist Hiob und wo lebt er?

Hiob lebte im Lande Uz. In der Bibel finden wir keinen Hinweis darauf, wo dieses Land oder diese Region liegt. Eines scheint sicher zu sein: Sie liegt nicht im Land der Israeliten.

Weiterhin wissen wir nicht, ob es überhaupt ein Land dieses Namens gegeben hat. Handelt es sich daher mehr um eine erfundene Landschaft, in die der Autor des Werkes mit seiner Phantasie die Geschichte gelegt hat?

Es ist manchmal tröstlich, dass es noch Geheimnisse gibt, die der alles aufdeckenden oder aufdecken wollenden und damit entmythologisierenden Wissenschaft verborgen bleiben. Sonst wäre es durchaus vorstellbar, dass sich Neugierige aufmachen würden, um das Land Uz akribisch auf der Landkarte einzukreisen.

Ähnliches gibt es bereits beim biblischen Paradies das Alten Testaments. Hinsichtlich dieses „Gebietes“ (ich muss das Wort mangels anderer Bezeichnungsmöglichkeiten in Parenthese setzen) hat es ebenfalls bereits einige Recherchen gegeben.

Dabei gibt es keinen festzumachenden geografischen Ort auf dieser Welt, in dem das Paradies gelegen hat, denn das Paradies ist kein Ort, sondern ein Zustand, in dem der Mensch in der Einheit mit Gott lebte.

Nur unverbesserliche Sozialisten und Kommunisten leben noch immer in dem Wahn, etwas Ähnliches hier auf Erden schaffen zu können. Die bislang gescheiterten Versuche, auch in unserem Land, sollten doch den unveränderlich verbohrten Gemütern Anlass zum Nach- und Umdenken zu geben, im besten Fall zur Einsicht.

Eine andere Suchaktion findet noch immer auf dem Berg Ararat statt, wobei man glaubt oder hofft, hier die Reste der Arche Noah zu finden. Die Bibel gibt an, dass Noah hier nach der Sintflut gelandet oder gestrandet sei, nachdem die Taube mit dem Olivenzweig im Schnabel das Ende des Grossen Wassers erahnen liess.

Auch dass dürfte eine vergebliche Suche darstellen, der Berg Ararat stellt wohl nur ein Symbol dar, dass eine Errettung aus der Flut und ein Weiterleben der Menschen bedeutete.

Denn in den Mythen und Sagen der Völker des Vorderen Orients taucht immer wieder der Hinweis auf eine grosse Wasserflut auf.

Der Name Sintflut entstammt dem Begriff Sündflut und ist wohl in der Vorstellung der Altvorderen als göttliche Strafaktion zu interpretieren.

Der Mensch hat gesündigt und muss infolgedessen leiden, als Strafe quasi.

Er bezeichnet vor allem im christlichen Verständnis den unvollkommenen Zustand des Menschen, der von Gott getrennt ist.

Die erste Trennung erfolgte, wie in der Schöpfungsgeschichte dargestellt, durch den Sündenfall, in dem sich Adam und Eva über die Gebote Gottes hinwegsetzten und dadurch aus der Einheit mit Gott in die Zweiheit, in die Polarität gestürzt wurden.

Nun zum Lande Uz: