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BEN BAUHAUS
Killerverse
Ein Johnny Thiebeck Thriller
Ich klingelte bei einem der Nachbarn, weil ich nicht das Risiko eingehen wollte, über die Gegensprechanlage mit ihm reden zu müssen. Ich behauptete, wichtige Dokumente in den Briefkasten werfen zu wollen. Die meisten Menschen dachten sofort an Vorladungen, Mahnungen und Ähnliches und stellten lieber keine Fragen, aus Sorge, dass ihnen die Antworten nicht gefallen könnten. Auch diesmal erhielt ich schnellen Einlass.
Oben drückte ich auf Hegerts Klingelknopf, schlug die Kapuze meiner Jacke hoch und drehte mich von der Tür weg. Hinter mir hörte ich, wie die Tür aufging.
Ich drehte mich um, hob die Linke mit den Pizzakartons und die Rechte mit dem Sixpack und sagte fröhlich: »Überraschung!«
Arne Hegert starrte mich an.
Ich schob mich an ihm vorbei in die Wohnung. »Männerabend. Du hast noch nicht gegessen, oder?« Ich hatte mir ausgerechnet, dass er noch nicht besonders lange zu Hause sein konnte, und hoffte, ihn zu erwischen, bevor er womöglich wieder aus dem Haus ging. Kino, Freunde treffen, Sport – was wusste ich, was Hegert so für Hobbys hatte. So gut kannten wir uns nicht.
Er arbeitete beim ED, dem Erkennungsdienst im Morddezernat, und wir hatten damals ein rein kollegiales Verhältnis miteinander gehabt. Tatsächlich konnte es sogar ganz gut sein, dass Hegert gar nicht unglücklich darüber war, dass Densch meinen Job übernommen hatte. Vermutlich kam der akkurate Hegert mit der Bürokratenmentalität von Densch besser klar als mit meiner etwas unorthodoxen Arbeitsweise. Hegert hatte mir bei Gorlaff bereits unter die Arme gegriffen und mir interne Ermittlungsergebnisse besorgt. Damals hatte ich ihn aber noch davon überzeugen können, dass ich eigentlich bloß Jana helfen wollte. Das würde diesmal etwas schwieriger werden.
»Komm doch rein«, sagte er benommen und schloss die Tür.
Ich sah mich um. Ich war noch nie bei ihm zu Hause gewesen. Er wohnte oben in einem zweistöckigen Haus mit nur vier Mietparteien in Friedenau. Die Wohnung besaß etwas von einem Loft: Das große Wohnzimmer beinhaltete eine kleine Küche, beziehungsweise mehr eine Kochnische. Eine schmale Wendeltreppe führte nach oben. Bodentiefe Fenster zeigten direkt auf den im Dunkeln liegenden Garten, in dem weiße Glaskugeln einen Weg aus Waschbetonplatten beleuchteten. Vermutlich wohnten in den anderen Appartements ebenfalls ausschließlich ledige Männer im besten Alter, die alle bis spätabends arbeiteten und den Garten niemals nutzten, außer vielleicht, um ihre Mountainbikes alle paar Wochen aus dem Keller zu holen und zu putzen.
»Wie geht’s dir?«
»Äh, gut.« Er starrte mich immer noch an und traute sich nicht zu fragen, was zum Teufel ich von ihm wollte.
Erneut hob ich den rechten Arm. »Das Bier ist kalt. Budweiser. Die Pizza noch heiß. Na gut, sagen wir lauwarm. Wo essen wir?«
Hegert deutete auf die Couchecke unter der Wendeltreppe mit einem breiten Sofa, zwei Sesseln sowie einem Couchtisch und einem riesigen LCD-Fernseher. Offenbar gab es keinen Esstisch in der Wohnung. Ich setzte mich, riss den Sixpack auf, poppte zwei Kronkorken und reichte ihm ein Bier. Als er nicht reagierte, stellte ich die Flasche einfach ab.
Mein Handy klingelte. »Entschuldigung«, sagte ich zu Hegert und zog es aus der Hose.
Er nickte bloß.
Es war Stehrs.
»Hast du was für mich?«
»Mehr oder weniger.«
»Okay, schieß los.«
»Als Erstes: Dinzmann ist kein Rumäne.«
»Spaßvogel. Wer hätte das gedacht …«
»Und eine Schwester hat er auch nicht. Auch keine rumänische.«
»Gut, auch keine echte Überraschung. Ulli hat sich nach Strich und Faden verarschen lassen.«
»Was?«
»Vergiss es. Nicht wichtig. Hast du einen Wohnort von dem Penner?«
»Tut mir leid. Seine letzte gemeldete Adresse ist offenbar reine Fiktion. Die hat er zum letzten Mal vor einem Jahr benutzt, um Stütze abzugreifen. Momentan scheint er ohne festen Wohnsitz.«
»Gibt’s noch weitere Möglichkeiten, ihn ausfindig zu machen?«
»Sicher. Das könnte aber eine Weile dauern. Und … es ist ziemlich aufwendig.« Er räusperte sich, weil es ihm offenbar unangenehm war, das Thema anzusprechen.
»Hey, kein Ding. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass du das umsonst machst.«
»So meinte ich das auch nicht, Johnny, also, was ich sagen wollte …«
»Schon gut, Kai, schon gut. Ist mir klar. Aber vielleicht habe ich demnächst einen gut bezahlten Job. Ich kümmere mich um deine Ausfälle. Finde das Sackgesicht einfach für mich, in Ordnung?«
Er zögerte. Sagte schließlich: »Also gut. Ich grabe weiter und schreibe meine Stunden auf. Und sobald ich was weiß, melde ich mich.«
Wir verabschiedeten uns voneinander, und ich steckte das Handy wieder weg. »Entschuldigung. Salami oder Schinken?«
Hegert nahm sich einen Karton, ohne den Inhalt zu prüfen. Schließlich schaffte er es, mich zu fragen: »Warum bist du hier, Thiebeck?«
»Steffen Rasmus.«
»Das ist nicht dein Ernst, oder? Du kreuzt hier abends auf, machst einen auf Kumpel und willst mich zu einem aktuellen Fall ausquetschen? Du hast doch nicht mehr alle Latten am Zaun.« Er warf den Pizzakarton auf den Couchtisch, starrte kurz auf das Bier, das ich ihm aufgemacht hatte, und griff dann mit verärgertem Gesichtsausdruck danach. Nachdem er einen langen Schluck genommen hatte, ließ er sich mit einem Seufzer zurück in die Kissen fallen. »Du bist ein Penner, Thiebeck. Aber das weißt du selber, oder?« Er klang schon wieder halb besänftigt.
Das war das Gute an Arne Hegert – er grollte einem nicht besonders lange.
Ich grinste.
Eine ganze Weile saßen wir einfach nur da, tranken Bier und schauten uns an oder in den Raum. Als wären wir wirklich Kumpels, die sich einfach nichts zu sagen hätten.
Ich lehnte mich vor. »In Ordnung. Arne, ich brauche Hilfe.«
Er verzog das Gesicht. »Schon klar. Sonst wärst du wohl kaum hier. Aber ich kann dir zu dem Fall nichts sagen. Das könnte mich meinen Job kosten. Warum interessierst du dich überhaupt dafür? Was geht dich Steffen Rasmus an?«
Ich antwortete nicht sofort. Tatsächlich war ich mir bis zu diesem Moment nicht sicher gewesen, warum ich der kleinen Herzog helfen wollte. Eine mögliche Antwort wäre, dass ich im Grunde meines Herzens ein netter Typ bin. Aber das wäre gelogen. Die Wahrheit war, dass ich immer gegen den Strom schwimmen musste. Wie ein Lachs.
Henni zu helfen war dämlich. Weil ich dafür einen gut bezahlten Job aufgeben würde, weil ich Gefahr lief, meine Freundschaft zu Jana zu torpedieren, und weil ich mir jede Menge Ärger einhandeln würde. Nicht zuletzt mit Densch, wenn er davon erfuhr. Ich musste grinsen. Vielleicht war Densch auch der einzige Grund, warum ich das hier machen musste.
Hegert sah mich immer noch fragend an.
Kurz überlegte ich, ob ich ihn ins Vertrauen ziehen konnte. Ob ich ihm erzählen durfte, dass Henni Herzog hinter der ganzen Geschichte steckte. Er war eine ehrliche Haut und würde offene Karten ganz sicher zu schätzen wissen. Aber tat ich ihm damit einen Gefallen? Immerhin begegnete er Henni tagtäglich auf der Arbeit und würde sein Wissen um ihre Untersuchungen geheim halten müssen. Ich entschied, dass ich das weder Hegert zumuten noch das Risiko eingehen wollte, dass er sich Jana gegenüber verplapperte.
»Ist was Persönliches. Ich kann dazu nichts rausfinden, ist alles wasserdicht versiegelt. Was ist da los?«
Er nickte. »Großer Shut-Down. Aber vergiss es, Thiebeck, von mir erfährst du nichts.«
Er schien es ernst zu meinen.
Frustriert verzog ich das Gesicht. »Hör zu, du hast den ganzen Kram doch sicher hier auf dem Rechner. Oder kannst online an die Datenbank? Du könntest eine Runde um den Block gehen, den schönen Garten bewundern oder eine längere Sitzung auf dem Lokus machen. Wenn ich in der Zeit über irgendwas stolpere, das ich nicht hätte sehen sollen, ist das doch nicht deine Schuld, Arne.«
Er lächelte leicht herablassend und schüttelte den Kopf. »Nein, diesmal nicht.«
Ich atmete tief ein, ging in Gedanken meine Optionen durch. Schließlich zuckte ich mit den Schultern und griff nach dem Bier. »In Ordnung. War einen Versuch wert. Trinken wir.«
Wir stießen an. Und ich grübelte darüber nach, woher ich an die Informationen für die kleine Henni Herzog kommen sollte.
Zu Hause stellte ich mich erst unter eine kochend heiße Dusche und überlegte anschließend, ob ich Tamina anrufen sollte. In der Nacht zuvor hatte ich bei ihr geschlafen, und wir würden uns erst in ein paar Tagen wiedersehen, aber wir hatten uns angewöhnt, zwischendurch Kontakt per Telefon oder SMS zu halten. Tamina und ich führten eine merkwürdige Art von Nicht-Beziehung.
Damals, als sich der Staub um den Fall Lammert langsam gelegt und ich mitten in den Trümmern meines bisherigen Lebens gestanden hatte, hatte ich sie kennengelernt. Wir hatten etwas angefangen, von dem ich keine Ahnung gehabt hatte, was es war. Irgendwann war mir alles zu viel geworden – die Nähe, die Abhängigkeit, die Verletzlichkeit –, obwohl Tamina keine besonders hohen Ansprüche stellte. Sie wollte nie, dass ich sie offiziell als meine Freundin vorstellte, bestand nicht darauf, mit zu meinen Eltern zu kommen oder gemeinsam Urlaub zu machen. Sie war damit zufrieden, einfach nur Zeit mit mir zu verbringen. Aber selbst das war mir zu viel geworden. Also hatte ich sie auf Distanz gehalten und damit furchtbar verletzt. Nach knapp einem halben Jahr war mir dann aufgegangen, was für ein dämlicher Idiot ich gewesen war. Was ich kaputtgemacht hatte. Und gerade als wir uns wieder annäherten, war Pieter Gorlaff aufgetaucht. Aber sie hatte sich nicht abschrecken lassen und war bei mir geblieben.
Im Moment hatte ich allerdings das Gefühl, derjenige zu sein, der mehr wollte. So verbrachten wir Zeit miteinander, stellten uns gegenseitig keine Fragen, auf die wir die Antworten nicht hören wollten, und versuchten, nicht wieder alles kaputtzumachen.
Kurz entschlossen schnappte ich mir mein Handy, tippte eine SMS und schickte sie an Tamina: Können wir uns sehen? Heute abend?
Ich musste bloß ein paar Minuten warten, bis ich ihre Antwort erhielt: Heute ist schlecht. Bin spät zu Hause. Morgen?
Meine Antwort: Okay.
Nachdenklich starrte ich auf den nächtlichen Wedding vor meinem Fenster. Betrachtete meine Wohnung, in der ich schon seit so vielen Jahren lebte. Alleine, seit Kassandra ausgezogen war. In letzter Zeit hatte ich öfter darüber nachgedacht, wie es wohl wäre, hier mit Tamina zu leben. Oder auch in ihrer luftigen, esoterischen und Feng-Shui-bereinigten Wohnung.
Tamina aß wenig Fleisch, gab Yoga-Kurse und stand morgens mit dem Sonnengruß auf. Sie trank Tees, die alle unterschiedliche Auswirkungen auf Psyche und Seele haben sollten, und glaubte an den Kosmos. Alles Dinge, die meilenweit von mir entfernt waren. Aber irgendwie passte es, weil sie kein Missionar war und nicht auf Dogmen stand. Aber würde es auch immer noch passen, wenn wir uns täglich sahen?
Mit einem Seufzer stand ich auf, um meine Sportsachen zu packen.
Boxer, die nach dem Training einen trinken gehen, und türkische Geldverleiher ergeben keine gute Mischung. Deswegen beobachtete ich Mustafa und Kemal misstrauisch aus dem Augenwinkel, als sie meine Stammkneipe betraten, und fragte mich kurz, was die Kerle hier zu suchen hatten. Schmolli war gerade dabei, seine alte Geschichte der beiden Tramper zu erzählen, die ich bereits Dutzende Male gehört hatte. Als ich bemerkte, wie einer der Geldverleiher sich weit über die Theke lehnte und der andere Anstalten machte, dahinter zu treten, stand ich auf. Mir war klar, dass Ava, die Barfrau, normalerweise gut klarkam, aber es gab da so ein paar Fasern in mir, die nicht zuließen, dass ich bei solchen Dingen still saß. Macho-Gene nannte Jana, meine ehemalige Kollegin vom Berliner Morddezernat, diesen Hang.
»Alles in Ordnung?«, wollte ich von Ava wissen, während ich neben Kemal trat. Ich hatte die beiden Türken vor vielen Jahren im aktiven Dienst kennengelernt, als ihr Onkel von einem seiner eigenen Leute umgelegt worden war. Daraufhin hatten sie das Business übernommen, und seitdem waren wir uns ein paarmal über den Weg gelaufen.
Beide trugen grüne Bomberjacken, Designerjeans und teure Schuhe, aber während Kemals Haare kurz geschoren waren, hatte Mustafa seine zu einem glänzenden kleinen Zopf geflochten. Passend dazu zierte sein Gesicht ein Bleistiftschnurrbart, während Kemal Dreitagebart wie ich trug.
»Johnny Thiebeck! Lange nicht mehr gesehen, Mann.« Kemal, der immer noch auf der Theke lehnte, wandte sich mir zu, während Mustafa nur den Oberkörper etwas zur Seite drehte, um mir minimal Platz zu machen.
Mein Sweater schabte gegen die Fallschirmseide seiner Jacke.
»Wir sind auf der Suche nach Wenzel. Boxt bei dir im Club, richtig?«
Während Kemal mit mir sprach, schaute mich Mustafa von der Seite her an und schob sich einen Streifen Kaugummi in den Mund. Ulli Wenzel saß keine zehn Meter hinter mir an unserem Tisch, zusammen mit fünf anderen von unseren Boxern. Wir kamen nach dem Training oft hierher, um im Molly & Korn noch einen Absacker zu trinken. Die Kneipe war ursprünglich eine typische Weddinger Eckkneipe gewesen, die sich in den letzten Jahren etwas gemausert hatte: jüngeres Publikum, ein paar hippe Filmplakate an den Wänden und eine durch eine befreundete Grafikdesignerin leicht überarbeitete Getränkekarte, die durchaus auch den einen oder anderen offenen Wein oder Augustiner hell umfasste. Die Besitzerin hatte zwei jüngere Barfrauen eingestellt, beide mit genau der richtigen Mischung aus Emo, Punk und Tarantino, und seitdem lief der Laden einigermaßen. Ich mochte die Musik und das Bier, sodass ich manchmal sogar ohne meine Boxer-Bezugsgruppe hierherkam. Meine Wohnung befand sich bloß zwei Ecken weiter.
Die beiden Türken schauten mich wachsam an, und ich fragte mich, warum sie nicht an mir vorbeistiefelten und sich Ulli direkt vornahmen. Ohne das Gesicht zu verziehen, drehte ich mich langsam um, als hätten sie mich gerade erst wieder daran erinnert, mit wem ich dort am Tisch mein Bier trank. Und auf einmal verstand ich, warum sich die beiden mit mir unterhielten. Von Ulli war keine Spur zu sehen. Bloß sein halb volles Glas Bier stand noch dort, zwischen Timmos und meinem Platz.
»Ulli?«, fragte ich gedehnt und drehte mich wieder zurück.
Mustafa hatte sich aufgerichtet und stand jetzt so dicht neben mir, dass man die aufgepimpte und neu laminierte Getränkekarte zwischen uns hätte schieben können, ohne dass sie heruntergefallen wäre.
Seine aggressive Haltung beeindruckte mich nicht. Ich war knapp über zwei Meter groß, wog fast hundertzehn Kilo und boxte mehrmals die Woche. Selbst ohne meine körperliche Überlegenheit hätte mich meine jahrelange Ausbildung sowohl beim MEK als auch beim LKA ganz entspannt gelassen. Ich wusste, dass die beiden Jungs davon lebten, dass ihre Kunden Angst vor ihnen hatten. Vermutlich war das auch der Grund, warum Ullis Bier jetzt verwaist dastand. Offenbar hatte er die Türken gleich beim Reinkommen bemerkt.
»Was wollt ihr von ihm?«
Mustafa fuhr sich an die Nase – eine Geste, die ich von Koksern kannte, die in diesem Fall aber möglicherweise eine reine Übersprunghandlung war. Ich schätzte die beiden nicht als Liner ein, dafür waren sie zu sportlich und zu ehrgeizig. Aber gerade bei Schnee konnte man mit einer solchen Einschätzung natürlich ordentlich danebenliegen.
»Geld«, lachte Kemal. »Thiebeck, was denkst du, was wir von dem wollen? Er hat sich Kohle geliehen, und wir wollen sichergehen, dass ihm klar ist, wann Zahltag ist.«
»Wie viel Geld?«
»Das geht dich einen feuchten Scheißdreck an. Nimm’s mir nicht übel, Thiebeck, ich will kein Beef mit dir, aber unsere Geschäfte müssen wir echt nicht mit dir besprechen. Frag deinen Kumpel, vielleicht erzählt er dir was.«
Die naheliegende Frage, wofür zum Teufel sich Ulli Geld von diesen Haien geliehen hatte, verkniff ich mir. Darauf würde ich wohl ebenfalls keine Antwort erhalten.
»Der war heute nicht beim Training. Hat ’ne fette Grippe.«
Kemal nickte, als wollte er sagen, dass er mir kein Wort glaubte. »Wenn du ihn siehst, grüß ihn schön. Und erinnere ihn daran, dass er noch genau eine Woche hat.«
Die beiden verabschiedeten sich höflich von Ava, als hätten sie ihr nur einen Freundschaftsbesuch abgestattet, warfen erst mir und dann unserer Truppe hinten am Tisch einen letzten Blick zu und verließen die Kneipe.
Nachdem ich ihnen noch einen Moment lang hinterhergestarrt hatte, riss mich Ava aus meinen Gedanken. »Wer waren die Kerle?«
»Der Beweis, dass Ulli sich das letzte bisschen Hirn längst weggesoffen hat«, sagte ich und ging an unserem Tisch vorbei auf die Toiletten zu. Ich warf einen schnellen Blick in das Männerklo, aber dort waren die Kabinen leer und das winzige, verschmierte Fenster zum Hof unversehrt. Also schaute ich vorsichtig bei den Frauen rein. Ich konnte niemanden sehen und schob mich langsam in den Raum, dessen mintgrüne Kacheln an den Wänden von mehreren Schichten Aufklebern und dicken Filzstifttags bedeckt waren. Auch hier gab es nur ein kleines Fenster aus dickem Sicherheitsglas, durch das sich Ulli niemals hätte durchschieben können. Langsam drückte ich die Türen eine nach der anderen auf, bis ich Ulli in der Hocke auf einer Toilette sitzen sah.
»Hey«, sagte er und verzog unglücklich das Gesicht.
»Sie sind weg.« Ich machte einen Schritt zur Seite und hielt ihm die Tür auf, während er herabstieg und sich an mir vorbeischob.
Am Waschbecken wusch er sich die Hände, als wäre er tatsächlich bloß kurz auf dem Klo gewesen.
Ich stand hinter ihm und beobachtete seinen gesenkten Kopf. »Was wollten die Penner von dir, Ulli?«
»Was meinst du?« Er drehte sich nicht um, sondern stellte den Wasserhahn ab und riss geräuschvoll Papierhandtücher aus dem Automaten.
»Wieso haben die beiden dich gesucht? Die meinten, du schuldest ihnen Geld.«
Ohne zu antworten, trocknete er sich die Hände und zog weitere Tücher heraus. Endlich warf er die Reste in den Papierkorb und machte Anstalten, den Raum zu verlassen. Ich stand ihm im Weg. Zwang ihn auf diese Weise, zu mir aufzusehen.
»Wie viel Geld hast du dir von ihnen geliehen?«
Ulli starrte mich an. Er war fast zehn Jahre jünger als ich, Anfang dreißig, und trainierte seit drei Jahren im Gym. Anfangs war ich ihm aus dem Weg gegangen, weil er mich genervt hatte. Mit seinem Tick, immer durch die Nase zu lachen, mit seinen lahmen Witzen und seiner schwerfälligen Art. Bei Ulli dauerte es immer etwas länger, bis der Groschen fiel. Aber irgendwann, bei einem gemeinsamen Trainingswochenende in Rostock, hatte ich meine Meinung geändert. Ich hatte seine offene und ehrliche Art zu schätzen gelernt, und mir hatte imponiert, wie Ulli sich immer für andere einsetzte. Er war stets der Erste, der für andere in die Bresche sprang. Wenn einer von den Jungs sonntags früh einen Umzug plante, war Ulli derjenige, der nicht nur Brötchen für alle mitbrachte, sondern auch mit zum Autoverleih fuhr, um die Pritsche zu holen. Wenn einer Krach mit der Freundin hatte, war klar, dass er bei Ulli auf der Couch pennen konnte – wochenlang, wenn es sein musste. Ulli würde niemals jemanden rauswerfen.
Er tat mir immer noch leid wegen seiner ungeschickten Art und weil er nie irgendwas zu raffen schien. Und weil er sich immer noch wunderte, dass mit den Mädels nichts lief. Dabei gab es sogar ein paar, die ihn ganz niedlich fanden und an den Kampfabenden auftauchten, um Groupie zu spielen. Aber Ulli begriff eben nichts. Nicht mal, wenn so eine richtig scharf auf ihn war.
»Fünfzigtausend.«
»Heilige Scheiße! Wofür?«
Verlegen sah er auf den schmutzigen Boden und murmelte etwas, das ich nicht verstand.
»Was?«
»Attila hat mich darum gebeten.«
»Nicht dein Ernst! Attila, der Hurenkönig?«
Attila Dinzmann, einer der größten Versager im Kiez, der sich selbst aber für einen sagenhaft gefährlichen Gangster hielt, der kurz vor dem Durchbruch stand. Ein echter wise guy.
Ulli schüttelte vehement den Kopf, sodass seine dünnen blonden Locken wackelten. »Nein, nicht für ihn. Für seine Schwester.« Jetzt sah er zu mir auf, die Augen aufgerissen, als würde er mich anflehen, ihm zu glauben. »Die ist Rumänin und hat keine Krankenversicherung, aber die braucht dringend eine OP. Mann, Johannes, die kann das nicht zahlen. Hast du eine Ahnung, wie teuer so was in Deutschland ist? Das weiß man gar nicht, wenn immer alles die Kasse übernimmt. Das geht in die Zehntausende, woher soll die denn die Kohle nehmen? Die darf hier nicht mal arbeiten.«
Ich ließ ihn reden, bis ihm irgendwann der Dampf ausging. »Wieso sollte Attila eine rumänische Schwester haben?«
»Der ist halber Rumäne. Wusste ich auch nicht. Sie ist vor ein paar Monaten zu ihm nach Deutschland gekommen und sucht seitdem Arbeit. Aber dann ist sie krank geworden, ist irgendeine seltene Form von Schwindsucht oder so. Jedenfalls muss sie dringend operiert werden, und selber kann sie das Geld nicht auftreiben.« Wieder dieser eindringliche Blick. »Und Attila kann sich von den Zwillingen keine Kohle leihen, die würden ihm nicht mal Kleingeld für den Bus geben.«
Ich nickte. Der Teil zumindest ergab Sinn. Die Zwillinge, wie die beiden Cousins allgemein genannt wurden, weil sie überall immer nur im Doppelpack auftauchten, waren Geschäftsleute. In Attila zu investieren wäre eine denkbar schlechte Businessentscheidung gewesen.
»Warum du? Ich meine, warum hat er dich gefragt?«
Weil Ulli der einzige Depp ist, der Attila noch auf den Leim geht, beantwortete ich mir selbst die Frage.
»Es ist nicht so, dass er mich hängen lässt. Ich habe noch eine ganze Woche Zeit, die Kohle zurückzuzahlen, und Attila hat gesagt, er treibt das Geld auf. Ganz sicher.«
»Wie? Woher zum Teufel soll der arme Schlucker plötzlich genug Kohle haben, um die Zwillinge zu bezahlen? Ich meine, ich will gar nicht wissen, wie viel Zinsen die Kerle nehmen. Hat er einen ugandischen Ölprinzen aufgetan, der sein Vermögen mit ihm teilen will?«
Ulli schüttelte erneut die Locken und räusperte sich. Er setzte zum Sprechen an, stockte, versuchte es erneut. »Attila hat da … ein Ding am Laufen.«
»Ein Ding?«
»Ja. Keine Ahnung, was. Aber er will das Geld für seine Schwester besorgen, das wollte er von Anfang an. Er brauchte nur etwas Zeit. Die OP musste schnell gehen, sonst stirbt sie. Deswegen habe ich ausgeholfen. Sobald das Ding über die Bühne ist, bezahlt er die Zwillinge. Und ich bin raus aus der Sache.«
»Du bist ein dummes Arschloch, Ulli.« Ich stieß die Klotür hinter mir zu, ohne darauf zu achten, ob er mir folgte oder nicht.
»Trouble?«
Schmolli hatte darauf bestanden, mich nach Hause zu begleiten und eine Station später in die Bahn zu steigen. Seine zugemüllte Familienkarre musste er stehen lassen, wenn wir noch etwas trinken gingen, sonst riss ihm seine Frau den Kopf ab. Er lief neben mir her Richtung Westhafen.
»Die beiden Türken vorhin im Molly, was wollten die? Waren die auf der Suche nach dir?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Ulli?«
Ich nickte. Schmolli war über die Jahre so etwas wie die rechte Hand unseres Coachs geworden, der vorderste Schlittenhund, der sich darum kümmerte, dass der Rest von uns in der Spur lief. Ich vergaß ab und an, wie wenig ihm entging.
»Das sind Geldverleiher. Ich kenne die von früher. Ulli hat sich eine Stange Kohle geliehen.«
»Scheiße. Kredithaie? Wofür braucht der Geld?« Er kickte eine leere Red-Bull-Dose über das Pflaster.
In der feuchten Frühlingsnacht klang das Geräusch merkwürdig laut. Es waren nicht mehr viele Menschen auf den Straßen unterwegs, die meisten von ihnen heimkehrende Nachtschwärmer wie wir.
Schmolli war auch so ein Gutherziger. Vermutlich hätte einer von uns mit einer kranken Schwester auch ihn um die Kohle bitten können. Er hätte einen Kredit auf sein Haus in Reinickendorf aufgenommen, seiner Frau nichts gesagt und ausgeholfen. Allerdings war Schmolli im Gegensatz zu Ulli ein Fuchs – der hätte niemals einem Arsch wie Attila die Kohle gegeben, und schon gar nicht für eine eingebildete rumänische Schwester. Ich schnaubte. Attila wusste vermutlich noch nicht mal, wie die Hauptstadt von Rumänien hieß.
»Ulli ist irgendwie so einer, der immer Ärger am Hacken hat, oder?«, sagte Schmolli mit einem leisen Lachen.
Ich starrte geradeaus und erwiderte nichts. Die Scheißschwester ist nicht mein Problem. Die Zwillinge sind nicht mein Problem. Die Kohle ist nicht mein Problem. Und was sie mit ihm machen, wenn Attila nicht mehr auftaucht, ist erst recht nicht mein Problem. Soll der Penner selber sehen, wie er den Karren aus dem Dreck zieht.
Ich merkte, wie sich meine Kiefermuskeln verspannten.
»Alter, ich hau in’ Sack. Sehen wir uns morgen im Gym?« Schmolli hatte angehalten.
»Ich weiß noch nicht. Wahrscheinlich schon.«
Wir umarmten uns, und ich sah zu, wie Schmolli langsam zum Eingang der U-Bahn ging, bevor ich die letzten paar hundert Meter zu meiner Wohnung lief.
Ich ignorierte die junge Frau, die auf der kleinen Treppe vor meiner Haustür saß, bis sie aufstand und sich mir in den Weg stellte.
»Sind Sie Johannes Thiebeck?«
Mir schossen mehrere schlaue, aber unhöfliche Antworten auf diese Frage durch den Kopf. Eine clevere, aber höfliche fiel mir nicht ein. Also sagte ich einfach: »Ja.«
»Mein Name ist Henni Herzog. Ich muss dringend mit Ihnen sprechen.«
Ich schätzte sie auf gerade mal Anfang zwanzig. Sie besaß schulterlange, glatte Haare mit einem Pony. Trotzdem fuhr sie sich nervös durch das Gesicht, um ein paar Seitensträhnen hinters Ohr zu klemmen. Sie besaß eine offene Ausstrahlung, war vielleicht eine Spur zu niedlich, um auf Anhieb ernst genommen zu werden, mit einer kleinen Stupsnase, aber einem entschlossenen Zug um den Mund herum. Am Hals bemerkte ich Gänsehaut, und ich überlegte, wie lange sie hier bereits gesessen haben mochte. Tagsüber machte der Frühling bereits oft wärmeren Temperaturen Platz, aber abends und nachts wurde es immer noch empfindlich kalt. Sie trug bloß eine dünne Softshelljacke, dazu Cargopants und ein Paar ausgetragener Sneaker. Möglicherweise hatte sie bereits eine ganze Weile auf mich gewartet, seit dem Nachmittag war ich nicht mehr zu Hause gewesen.
Unwillig betrachtete ich die Kleine, die auf der ersten Stufe stand und die ich trotzdem noch um ein ganzes Stück überragte. Sie versperrte mir den Zugang zur Tür. Wenn ich an ihr vorbeiwollte, musste ich sie beiseite schieben.
Zwei Fragen stritten in meinem Kopf, aber ich stellte keine von beiden. Ich fragte nicht: Worum geht es denn?, weil es mich nicht die Bohne interessierte, und auch nicht: Hat das nicht Zeit bis morgen?, weil ich die Antwort schon kannte. Wenn es hätte warten können, hätte sie sich längst nach Hause getrollt.
Sie kam meinen Überlegungen zuvor. »Bitte, Herr Thiebeck. Es ist wichtig. Geben Sie mir bloß einen kurzen Augenblick. Danach bin ich sofort wieder weg.«
»Also gut, einen Fahrstuhlpitch«, brummte ich. Kurz überlegte ich, ob ich sie zwingen sollte, gleich draußen mit der Story rauszurücken, damit ich sie erst gar nicht in der Wohnung hatte, aber als sie ein erneuter Schauder erfasste, bekam ich Mitleid. Mit einem Nicken in Richtung Tür gab ich ihr zu verstehen, aus dem Weg zu treten. Das tat sie bloß zögerlich, als traute sie mir zu, plötzlich durch den Türspalt zu springen und im Haus zu verschwinden.
Schweigend folgte sie mir die Stufen hoch in meine Wohnung. Dort setzten wir uns in die Küche. Das weiche Licht der tief hängenden Tischlampe umhüllte sie wie der Schein eines Lagerfeuers, an dem sie sich wärmen konnte.
»Willkommen in meinem Büro. Tee? Kaffee? Brühe?«
»Einen Tee, bitte.« Sie schaute sich neugierig um. »Schönes Büro.«
Offiziell arbeitete ich seit meinem Rausschmiss bei der Kripo vor drei Jahren als selbstständiger Sicherheitsberater. Da konnten Kunden normalerweise ein ordentliches Büro erwarten. Die Wahrheit war allerdings, dass ich die meiste Arbeit für die Firma eines alten Kollegen machte und weder ein eigenes Büro noch sonst etwas besaß, das man als Selbstständiger gemeinhin zum Arbeiten brauchte.
Den Job machte ich nur, um mich über Wasser zu halten. Weil ich nichts anderes konnte. Hier mit der Herzog in meiner Küche zu sitzen machte mir einmal mehr klar, dass ich diesen Job nur als eine Art Warteschleife angenommen hatte. Damals, als mich Manfred Richards das erste Mal gebeten hatte, für ihn zu arbeiten, war ich noch fest davon ausgegangen, dass sich die Vorwürfe gegen mich zerstreuen würden. Dass meine Disziplinarmaßnahmen fallen gelassen und sich die Punkte der Staatsanwaltschaft als haltlos erweisen würden. Den Totschlag hatten sie mir tatsächlich nicht nachweisen können, aber meine Karriere beim LKA war trotzdem beendet gewesen. Und die Arbeit, die mich übergangsweise über Wasser hatte halten sollen, war längst mein einziger Broterwerb geworden. Sie wurde gut bezahlt, machte mir aber keinen Spaß. Also arbeitete ich so wenig, wie ich mir leisten konnte.
Nachdem ich vor ein paar Monaten geholfen hatte, einen Mörder zu fassen, hatte man mir angedeutet, dass es eventuell die Möglichkeit gäbe, mich wieder in den aktiven Dienst aufzunehmen. Seitdem hatte ich eine Reihe schlafloser Nächte wegen genau dieser Frage verbracht: Wollte ich wieder Bulle sein? Was würde ich ansonsten für den Rest meines Lebens tun?
»Geht das Fenster nach Süden? Ist bestimmt jede Menge Licht hier drin, wenn die Sonne scheint.«
Ich bot ihr verschiedene Wohlfühltees an, die meine Freundin Tamina im Lauf der Zeit angeschleppt hatte, aber Henni Herzog schien so abgelenkt, dass ich ihr schließlich den erstbesten aufgoss: Roiboos-Vanille. Dann stellte ich den Backofen an, um ihn vorzuheizen, und nahm mir ein Bier aus dem Kühlschrank. Mit einem Küchenmesser ließ ich den Kronkorken auf die Anrichte hüpfen und nahm einen langen, tiefen Zug.
Als ich schließlich die Teetasse auf den Tisch stellte und mich Henni gegenübersetzte, schürzte sie die Lippen. Sie konzentrierte sich kurz, als hätte sie wirklich nur die Länge einer Fahrstuhlfahrt, um ihr Anliegen vorzubringen. Dann sagte sie: »Ich möchte, dass Sie in einem Mordfall ermitteln.«
»Tut mir leid, ich bin kein Privatdetektiv.« Und kein Kommissar mehr, fügte eine Stimme in meinem Kopf mit leicht bitterem Unterton hinzu. »Ich fürchte, da müssen Sie sich jemand anders suchen. Meine Arbeit umfasst das Erstellen und Überprüfen von Sicherheitskonzepten. Wenn Sie irgendwo ein Firmengelände haben, um das ich mich kümmern soll, können Sie gerne wiederkommen.«
Sie ließ sich durch meine unfreundliche Antwort nicht entmutigen. Im Gegenteil, sie schien mit einer solchen Reaktion gerechnet zu haben. »Jana hält große Stücke auf Sie.«
Ich hatte gerade die Flasche für einen weiteren Schluck angehoben und hielt verdutzt inne. Damit hatte ich nicht gerechnet.
Mit dem Handrücken wischte ich mir einen Tropfen Bier vom Kinn und fragte betont gelassen: »Jana Kleidermann? Woher kennen Sie die?«
Jana war jahrelang meine Kollegin beim Berliner LKA 1 gewesen, der Abteilung für Delikte am Menschen – dem Morddezernat. Bis ich eine Menge Mist gebaut hatte und ein Verdächtiger in einem Serienmord nach einer Misshandlung durch mich vom Balkon seiner Villa gestürzt und dabei zu Tode gekommen war. Bevor ich aus dem Polizeidienst entlassen worden, meine Beziehung in die Brüche gegangen war und ich dringend eine Therapie gebraucht hätte. Stattdessen hatte ich mich auf das Boxen konzentriert.
Henni Herzog zündete die nächste Bombe. »Sie ist meine Vorgesetzte.«
Bloß gut, dass ich noch nicht zu einem neuen Schluck angesetzt hatte. »Nicht Ihr Ernst. Sie arbeiten bei der Kripo?«
Sie nickte. »Ich bin die Assistentin von Frau Kleidermann und Herrn Densch.«
Densch! Der geleckte Bürokratenspießer mit dem Stock im Arsch, der jetzt meinen Posten innehatte. Janas neuer Partner. Der so wenig Instinkt besaß, dass ihm der Fall Pieter Gorlaff fast um die Ohren geflogen wäre. Dieser Fall, der mich Freunde und Bekannte gekostet hatte, weil Gorlaff sie umgebracht hatte, und mir nach wie vor Albträume bescherte. Gorlaff, der meine Mutter getötet hatte.
Ich musste an meinen Vater denken, und an das Haus und den Garten. Und den Pflaumenbaum. Von dort aus konnte ich ihr Fenster sehen. Das Zimmer, in das Gorlaff eingedrungen war, um sie umzubringen. Weil ich mich seiner Meinung nach nicht an die Regeln gehalten hatte.
Betont ruhig trank ich aus der Flasche. »Gibt’s den Kunzi noch? Zu meiner Zeit wurde uns keine zweite Assistenzstelle bewilligt.«
Henni Herzog lächelte. »Ich bin auch erst seit ein paar Monaten beim LKA. Vorher war ich beim Raubdezernat.«
»Vielleicht haben die endlich gemerkt, dass Densch jede Hilfe braucht, die er kriegen kann.«
Sie ging nicht auf meine Stichelei ein. Aber wenn ihr Jana tatsächlich etwas über mich erzählt hatte, würden sie meine Gefühle bezüglich des Mannes aus Hannover nicht überraschen.
»Jana hat Sie jedenfalls nicht hergeschickt. Das Letzte, was sie will, ist, dass Tarzan Thiebeck in einem ihrer Fälle ermittelt.«
Ihr Gesicht wurde von einer feinen Röte überzogen. »Nein, Jana weiß nicht, dass ich hier bin.«
Ich lehnte mich nach vorn, plötzlich aufmerksam. Vielleicht interessierte mich ihr Fall doch mehr, als ich ursprünglich gedacht hatte. »Worum genau geht es?«
»Um einen Mord, mit dem meine Schwester Marlene möglicherweise etwas zu tun hat.«
»Inwiefern zu tun hat?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nicht so, sie ist nicht verdächtig. Aber sie kennt das Opfer. Es ist ein alter Freund von ihr, der Betreiber eines kleinen Reisebüros in Kreuzberg.«
»Und?«
»Seit dem Tod von Steffen ist sie irgendwie … komisch. Ich weiß auch nicht, ich mache mir Sorgen.«
»Wie weit sind die Ermittlungen?«
»Das weiß ich nicht. Jana und Mirko halten mich da raus. Sobald sie erfahren haben, dass Marlene meine Schwester ist, haben sie mich quasi vollständig davon abgeschottet.«
»Klar. Mögliche Befangenheit.«
»Ach, das ist doch Blödsinn. Meine Schwester ist doch keine Verdächtige! Sie kannte Steffen, das ist aber auch alles. Einen Kommissar würde man deshalb nie wegen Befangenheit abziehen.« Angriffslustig funkelte sie mich an, und ich musste ihr insgeheim recht geben. Vermutlich praktizierten Jana und Densch so eine Art Welpenschutz.
»Und der Fall, mit dem ich mich stattdessen befassen soll, ist auch nicht gerade etwas für Zartbesaitete.« Sie hielt inne, weil ihr auffiel, dass sie dabei war, Interna auszuplaudern. Interna, deretwegen sie nicht gekommen war. »Jedenfalls mache ich mir Gedanken um Marlene und habe ein ungutes Gefühl bei der Sache. Sie will nicht darüber reden.«
»Warum schauen Sie nicht einfach in die Akten? Ich meine, so wie ich Jana und selbst diesen Pedanten Densch kenne, sollte es kein Problem sein, im Kommissariat an die Unterlagen zu kommen. Einfacher jedenfalls für Sie als für mich. Ich bin dort eine persona non grata.«
Zerknirscht sah sie mich bloß an und sagte nichts.
»Verstehe. Ihnen ist es lieber, ich riskiere meinen Hals statt Sie Ihren.« Unwillig betrachtete ich sie einen Augenblick lang, während sie auf ihre Teetasse starrte und keinen Widerspruch einlegte.
»Haben Sie Geschwister?«, fragte sie unvermittelt.
»Ich hatte. Einen Bruder.«
Sie zögerte. »Das tut mir leid. Er ist gestorben?«
Ich trank einen Schluck Bier und schüttelte den Kopf. »Nein. Es ist kompliziert.«
Sie schien zu verstehen, dass sie besser nicht weiter in mich dringen sollte, und wechselte das Thema. »Ich meine, es ist ja nicht so, als müsste ich einfach in die Unterlagen schauen und wüsste dann, was Sache ist. Jana und Mirko ermitteln beide in dem Fall und sind bisher keinen Schritt weiter. So eingebildet bin ich nicht, dass ich denke, ich müsste nur mit den Fingern schnippen und wüsste, was Sache ist.« Herausfordernd sah sie mich an. »Aber als ich damals zur Abteilung 1 kam, da hatten sich die Wogen um den Fall Gorlaff noch kein Stück gelegt. Und das seit dem Sommer! Die haben immer wieder davon geredet, und von dem beeindruckenden Johannes Thiebeck.«
»Dem gefallenen Engel.«
Sie grinste. »Na ja, Engel hat Sie jetzt explizit niemand genannt, gefallen stimmt allerdings wohl. Aber es sind sich alle darin einig, dass Sie den Fall im Alleingang gelöst haben. Dass es ohne Ihr Eingreifen noch zu viel mehr Toten gekommen wäre. Jeder, der mir davon erzählt hat, war voll des Lobes.«
»Selbst Densch, nehme ich an«, sagte ich und stand auf, um eine Pizza aus der Truhe zu holen und in den Ofen zu schieben.
»Ja, ohne Scheiß, selbst der. Jana hat mir von Ihren Schwierigkeiten mit ihm erzählt, und ich kann mir vorstellen, dass Sie und er nicht gerade gut zusammenpassen. Dass er jetzt auf Ihrem Posten sitzt …«
Ich hatte mich zu ihr umgedreht, und sie kam ins Stocken. Aber ich konnte sie nicht richtig verunsichern. Das gefiel mir.
»Jedenfalls hat selbst Mirko mehrfach ziemlich deutlich gesagt, dass er großen Respekt davor hat, wie Sie das alles aufgedröselt haben. Trotz …«
… des Todes meiner Mutter.
Ich setzte mich wieder mit grimmiger Miene an den Tisch, obwohl ich zugeben musste, dass Densch sich nach Abschluss des Falles ziemlich fair verhalten hatte. Für so einen Idioten wie ihn. Er hatte sogar angeboten, sich dafür einzusetzen, dass ich wieder zurück zum LKA kommen könnte. Als was, hatte er allerdings offen gelassen – immerhin blockierte er im Moment meinen Posten.
»Helfen Sie mir?«
Ich wusste, dass ich sie einfach vor die Tür setzen sollte. Jana würde mir den Kopf abreißen, wenn ich nicht bloß in einem ihrer Fälle herumpfuschen, sondern das auch noch im Auftrag ihrer eigenen Assistentin tun würde. Allerdings hatte sie mir in all den Jahren auch nicht die Freundschaft gekündigt, obwohl ich mich oft genug wie ein waschechter Thiebeck verhalten hatte, wie sie es zu nennen pflegte.
»Ich weiß noch nicht. Gerade habe ich ein Angebot für einen Job, der richtig Asche bringt. Der Haken daran: Ich muss mich zum Affen machen. Darauf habe ich eigentlich keinen Bock. Aber ich weiß auch nicht genau, ob ich Lust habe, Jana und Densch in die Suppe zu spucken. Ich sag’s Ihnen morgen. Wollen Sie Pizza?«
Die kleine Herzog schien sich damit zufriedenzugeben, dass sie an diesem Tag keine Antwort mehr von mir erhalten würde. Ich rechnete es ihr hoch an, dass sie nicht weiterbohrte und versuchte, mich zu überreden.
Dass sie tatsächlich fast die Hälfte meiner Pizza aß, mit den Fingern, und sich dazu sogar noch ein Bier reichen ließ, verschaffte ihr weitere Bonuspunkte. Aber auch wenn ich sie sympathisch fand, wusste ich, dass die Wahl zwischen dem Job, der jede Menge Kohle, und einem Gefallen, der mir ordentlich Ärger mit Jana einbringen würde, nicht ernsthaft schwierig war. Ich brachte es bloß nicht übers Herz, ihr das jetzt schon zu sagen.
Als sie endlich ging, sah sie kurz so aus, als würde sie mich umarmen wollen. Ich hatte sie gezwungen, sich per Handy ein Taxi zu rufen, und sah dann zu, wie sie langsam die Treppe hinunterstieg. Als sie ein letztes Mal hochsah, hob ich kurz die Hand, dann schloss ich die Tür.
Am nächsten Morgen griff ich mir beim Frühstück mein Handy und rief Kai Stehrs an. Stehrs arbeitete ebenfalls ab und an für Richards, aber während ich mich aktiv dagegen wehrte, die ganz dreckigen und offensichtlich schäbigen Jobs anzunehmen, schien Stehrs in ihnen aufzugehen. Er liebte das Image des zerknitterten Privatdetektivs, der seine Moral genau wie seinen Stolz und seinen Trenchcoat einfach an der Garderobe abgab.
»Johnny. Was liegt an, Bruder?«
»Hey, Mann. Kannst du mir einen Gefallen tun? Ich brauche Infos über eine ganz besondere Kakerlake.«
»Isses was Persönliches?«
Ich zögerte. Gegenüber Kai Stehrs spielte es keine Rolle, ob ich Ullis Probleme als persönlich oder nicht betrachtete. Nicht mein Scheißproblem, hatte ich am Abend zuvor gesagt.
»Ja. Was Persönliches«, antwortete ich. Mein Tonfall sprach offenbar Bände, denn Stehrs bohrte nicht nach.
»Okay, sag an, wer ist der unglückliche Mistkerl?«
»Ich schick dir gleich eine SMS mit dem, was ich von ihm habe. Gib mir alles, was du auftreiben kannst, in Ordnung? Am besten mit einer Adresse, wo ich ihn finde.«
»Geht klar, Bruder.«
Nachdem ich aufgelegt hatte, schickte ich die SMS ab. Ich konnte nicht genau sagen, was ich mir davon versprach. Dass Attila Dinzmann kein Rumäne war, wusste ich. Dass er keine Schwester hatte, konnte ich mir denken. Und dass er nicht vorhatte, Ulli das Geld zurückzuzahlen, dafür brauchte ich keinen Ermittler. Mit einem Seufzer wollte ich das Handy gerade auf den Tisch werfen, als ich zögerte – dann eine weitere Nummer heraussuchte und dem Freizeichen lauschte.
»Hey. Von dir habe ich schon eine Weile nichts mehr gehört. Wie geht’s dir?«, begrüßte mich Jana Kleidermann fröhlich.
Seit ich wieder komplett fit war, hatten wir uns etwas aus den Augen verloren. Die Ermittlungen im Fall Gorlaff, die mich in den Augen der Staatsanwaltschaft und des LKA rehabilitiert hatten, waren auch dafür verantwortlich gewesen, dass ich über eine Woche im Krankenhaus verbracht hatte. Dort hatte mich Jana fast jeden Tag besucht und war in den Wochen danach immer wieder mit mir am Hafen spazieren gegangen. Erst in kleinen Schritten, dann zügiger. Zum Schluss hatten wir uns sogar zum Joggen verabredet. Anschließend war ich zum leichten Training und schließlich zum Sparring übergegangen. Einen echten Kampf zu bestreiten hatte ich mich bisher nicht getraut. Ich wusste, dass meine Rippen verheilt und so belastbar wie vorher waren, aber ich bekam das Gefühl des Versehrten, des Angeknacksten, einfach nicht aus meiner Birne raus.
»Wann hast du heute Dienstschluss? Können wir uns treffen?«
Sie wurde sofort ernst. »Klar. Ist irgendwas passiert?«
»Ich muss was mit dir besprechen. Paar Sachen durchspinnen.«
»Kein Problem. Wollen wir zusammen essen gehen? Burger?«
Ich grinste. Manche Dinge würden sich vermutlich nie ändern. Seitdem ich wieder mehr Zeit mit Tamina, meiner Gefährtin, wie sie es ausdrückte, verbrachte, aß ich deutlich weniger Fleisch. Aber für Jana würde ich immer Thiebeck das Tier, eine Mischung aus King Kong und Neandertaler, bleiben. Wenn wir früher während des Dienstes oder danach zusammen essen gewesen waren, hatte es meistens Burger geregnet.
Wir verabredeten uns für den frühen Abend in einem Burgerladen in Kreuzberg, und ich legte auf. In ihrer Stimme hatte ich Neugier hören können, aber sie hatte der Versuchung widerstanden, mich schon am Telefon zu löchern. Weil sie genau wusste, dass ich mauern würde. Und ich nahm mir vor, bei unserem Treffen zu ignorieren, dass Jana etwas mit Hennis Fall zu tun hatte. Wenn ich sie aushorchte, würde sie mir das nie verzeihen. Dafür war mir ihre Freundschaft zu wichtig. Außerdem brauchte ich dringend einen Rat, was ich mit meiner unmittelbaren Zukunft anfangen sollte.
Ich verdrängte den Gedanken an das bevorstehende Treffen und setzte mich an den Rechner. Tippte Steffen Rasmus in das Suchfenster meines Browsers und fügte Kreuzberg Reisebüro hinzu.
Die ersten paar Treffer bezogen sich entweder direkt auf seinen Laden Up and Away oder Bewertungen und Kommentare dazu. Dann fand ich mehrere Einträge über einen Mord in einem Reisebüro, bei dem der Eigentümer S. Rasmus ums Leben gekommen war. Die Umstände seien ungeklärt, die Polizei hielt sich bedeckt. Offenbar hatte sich ein Einbrecher vor vier Tagen Zutritt zum Geschäft verschafft und den Inhaber dort überrascht. Der Artikel ging weiter auf die seit Kurzem in bestimmten Bezirken Berlins gesteigerte Brutalität bei Überfällen ein und versuchte, den Vorfall mit mehreren Messerstechereien rund um das Kottbusser Tor in Verbindung zu bringen. Natürlich völliger Unsinn, solange die Presse nicht mehr wusste. Im Netz fand ich keinen einzigen Hinweis darauf, wie Rasmus gestorben war. Das allein war bereits interessant, weil es bedeutete, dass das LKA den Deckel draufhielt. Warum wohl?
Nachdem ich noch eine halbe Stunde lang versucht hatte, Informationen zu dem Fall zu finden, klappte ich den Laptop frustriert zu. Aus irgendeinem Grund hatten Jana und Densch entschieden, den Fall in Quarantäne zu stecken. Das ließ ein Vorhaben, ihnen dazwischenzufunken, noch weniger ratsam erscheinen. Jana würde mir wirklich böse sein, wenn sie das herausfand.
»Warum willst du den Job nicht annehmen?« Jana dippte eine ihrer Pommes in die Erdnusssauce und biss ein Stück ab.
»Weil ich keinen Bock habe, in so einer Villa zu hocken und den Leibdiener zu spielen. Thiebeck, fahren Sie den Jaguar vor. Den blauen, den schwarzen hatten wir gestern schon.« Ich hatte meine Stimme verstellt, und Jana musste lachen.
»Wie gut ist das Angebot?«
»Keine Ahnung. Ich habe es mir noch nicht angesehen.«
Zwei Tage zuvor hatte ich Besuch von einer kleinen adretten Businessmaus erhalten, die versucht hatte, mich als Leibwächter für ihren Boss anzuheuern. Irgendwer hatte ihm böse Briefe geschrieben, und nun fühlte er sich akut bedroht.
Jana wischte sich die Hand an der Jeans ab und streckte sie mir entgegen. »Zeig.«
Ich holte den Umschlag aus der Tasche. Sah zu, wie sie die Lasche zurückschlug und mehrere Blatt Papier, zusammengehalten mit einer Büroklammer, herausholte. Aufmerksam studierte sie den Inhalt. »Du hast dir nicht mal die Zahlen angesehen? Das Honorar?«
Ich schüttelte den Kopf und biss von meinem Burger ab.
»Das ist viel Geld, Johannes. Ich meine, richtig viel. Schau bei Gelegenheit mal rein. Könnte sich lohnen.«
Ich schob mir ein paar Fritten in den Mund, kaute. »Das ist doch Mist. Ich will so was nicht.«
»Dann komm zurück zu uns. Du hast das Angebot damals gehört. Sie vergessen die Geschichte mit Lammert, und du kannst wieder in den aktiven Dienst. Wieder eine Marke tragen, Johannes. Das ist es doch, was du eigentlich willst, oder? Warum dich dieser ganze Sicherheitskram so nervt, warum du sofort biestig wirst, sobald es um das Thema geht. Du hast keinen Bock drauf, weil es nicht das Richtige für dich ist. Weil es nicht das LKA ist.« Sie zuckte mit den Schultern. »Also komm zurück.«
»Als was denn? Wie genau soll das laufen?«
»Als Kommissar. Je nachdem, wo sie eine Stelle für dich haben.«
»Genau, je nachdem. Wo wird denn diese Stelle sein, hier in Berlin?«
Sie sah auf den Teller, ordnete die Pommes mit der Gabel und wollte mir nicht antworten.
»Du weißt genauso gut wie ich, dass ich nicht automatisch hierbleibe. Ich müsste mich bundesweit zur Verfügung stellen. Und wo würde ich dann landen? In Bielefeld? In Paderborn? Oder in irgendeinem bayrischen Kaff? Das kannst und willst du dir nicht ernsthaft vorstellen, oder?«
»Du müsstest ja nicht unbedingt sofort wieder zur Abteilung 1. Ich meine, du hast früher ja auch schon andere Sachen gemacht. Später ergibt sich vielleicht eine Gelegenheit …«
»Was denn? Zur Sitte vielleicht?«, unterbrach ich sie barsch. »Damit ich mich in so einen geilen alten Sack verwandeln kann, der den jungen Huren auf den Arsch starrt?«
Sie grinste. »Ein alter Sack bist du doch längst.«
»Das ist doch Scheiße, Jana. Du weißt genau wie ich, dass es keine Abteilung außer unserer gibt, wo ich das Gefühl hätte, echten Dienst zu tun. Mal davon abgesehen, dass sie mir vermutlich überall ordentlich Zunder geben würden. Thiebeck darf wieder Dienst tun … bei den Kleindiebstählen. Entlaufene Katzen vom Baum holen. Nein danke.«
»Du könntest bei uns Innendienst machen.«
»Klar. Das wäre natürlich auch eine tolle Alternative. Genau mein Ding.«
»Mann, Johannes, es ist nicht meine Schuld, dass auf deinem Stuhl jetzt der Mirko sitzt. Falls der nicht plötzlich Bock hat, zurück nach Hannover zu gehen oder sich mit Mitte vierzig frühpensionieren lässt, ja, ist dein Platz wohl weg.«
Ich funkelte sie böse an. »Aber meine Schuld ist es, oder was?«