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Kartenverzeichnis
Unterwegs mit
Michael Müller
1953 in Ebermannstadt ge­boren. Nach der Ausbildung zum Kfz-Mechaniker zog es ihn für einige Jahre nach Neu­see­land und Ecuador. Dort begeg­ne­te er dem Reise­jour­nalisten Martin Velbinger, mit dem er zu­sammen in Süd­amerika recher­chierte - die Initialzündung für die berufliche Neuorientierung, die 1979 in die Gründung des eigenen Verlags mündete.
Das obere Dourotal bei São João da Pes­queira hatte ich mir vorgenommen - von Numão, einem Bergdorf, sollte es auf alten, halb zugewachsenen Steigen ins Tal gehen, dann ein Stück am Ufer entlang und schließlich wieder bergauf zurück ins Dorf. Von dort dann mit dem Auto zurück ins Hotel, gut 40 km von Numão entfernt. Beim Wandern am Fluss entlang auf einem schottrigen alten Weinbauernweg kommt plötzlich ein Ge­danke: Vielleicht auf dem Rück­weg zum Hotel hier ein Stück auf dem Weg mit dem Auto bis zur Brücke, hinter der die Teerstraße ab­zweigt? Reizvoll, weil sicher die abenteuer­lichere Variante. In der herein­brechenden Däm­merung tas­te ich mich mit dem Auto die Piste ent­lang - Endstation sind zwei Reihen Wein­stöcke, dahinter der Fluss. Der Wa­gen steckt rechts und links zwi­schen den Weinstöcken fest, wen­den ist unmöglich, die steile Piste im Rück­wärts­gang schafft das Auto nicht. Ich mache mich zu Fuß auf den Weg ins nächste Flussdörfchen, in der Dun­kel­heit gar nicht so einfach. Kurz vor Mit­ternacht komme ich an, beruhige zu­nächst einen Hund, der aus einem Ge­höft an einer langen Kette auf mich zu­gesprungen kommt, und danach mich selbst. Dann klopfe ich an meh­rere Haus­türen, zunächst ohne Erfolg. Schließ­lich die Rettung: Ein älteres Ehe­paar öffnet, der Hausherr tele­fo­niert mit einem Ziegen­hirten, der sich mit seinem Pick-up auf den Weg macht und mein Auto auf die Piste zurück­zieht. Ich wende und fahre die Haupt­strecke zurück zum Hotel. Man wird nicht jünger. Aber vielleicht klüger. Beim nächsten Mal ...
Orientiert in Nordportugal
Die Region im Profil
Nordportugal ist ...
Der nördliche Teil Portugals er­streckt sich zwischen dem Rio Douro bei Porto und dem Rio Minho an der spanischen Grenze. Seine Städte sind alt, seine Landschaften grün und seine Weine weltberühmt.
Größte Stadt Nordportugals ist Porto, das es auf knapp 240.000 Einwohner bringt. Von den Römern wurde die Stadt Portus Cale genannt, was so viel wie „Schöner Hafen“ heißt. Unschwer zu erkennen, dass sich daraus die Bezeichnung für das ganze Land abgeleitet hat.
... die Wiege der portugiesischen Nation
Genau genommen steht diese Wiege in der Stadt Guimarães, die im Jahr 1140 zur ersten Hauptstadt Portugals erklärt wurde. Auf dem dortigen Colina Sagra­da, dem „Heiligen Hügel“ der Nation, wacht noch heute ein Standbild des ers­ten portugiesischen Königs Dom Afon­so Henriques über das Land. Und an der Stadtmauer, die die hübsche, von der UNESCO im Jahr 2001 zum Welt­kulturerbe ernannte Altstadt um­gibt, prangt in großen Lettern die frohe Botschaft: „Aqui nasceu Portugal“ - „Hier wurde Po­r­tugal geboren“.
... die Heimat des Portweins
Eigentlich hat der Portwein „dreifaches Heim­recht“ auf nordportugiesischem Boden: im oberen Tal des Rio Douro, wo er angebaut wird; in Vila Nova de Gaia, wo er veredelt und gelagert wird; und in Porto, von wo er seit Jahrhunderten in alle Welt verschifft wird. Als Na­mens­patron für den Wein hat sich schon früh Porto durchgesetzt, das erste Do­kument mit der Bezeichnung „Vinho do Porto“ stammt von 1678. Seit­dem hat die Marke erheblich zum Renommee der Hafenstadt an der Douro-Mündung beigetragen. Und da Vila Nova de Gaia, wo die großen Kellereien angesiedelt sind, nur eine Flussbreite von der Por­tuenser Altstadt entfernt liegt, sind et­wai­ge Namens­streitigkeiten auch in der Zukunft nicht zu erwarten ...
... die grünste Re­gion des Lan­des
Die neben dem Portwein zweite große Weinspezialität Nordportugals heißt Vinho Verde, „grüner Wein“. Der Vinho Verde kommt als Weiß-, Rot- und Roséwein vor, „grün“ wird er aus zwei Gründen genannt: Weil er jung und sprit­zig ist und wegen der üppig grü­nen Natur in seinem An­bau­gebiet. Dessen Kern­zone liegt im noch relativ küs­ten­nahen Bin­nen­land zwi­schen den Flüs­sen Douro und Min­ho, um­fasst also im Grunde den gesam­ten Westteil Nord­por­tu­gals. Hier her­r­schen im Mittel hef­tigere Nie­der­schlä­ge als im Rest des Landes, die Natur ent­fal­tet sich prächtig und die gesamte Region prä­sen­tiert sich wie der grüne Garten der Nation.
Nicht nur dem Namen nach grün ist auch die zugehörige Atlan­tik­küste, die sich ab Porto als Costa Verde bis hinauf zur spanischen Grenze zieht. Sie ist ge­prägt von weiten, gras­be­wach­senen Dü­nen, hinter denen sich breite Pinien­wald­gürtel aus­breiten. Wer por­tu­gie­si­sche Küs­ten­erfahrung bis­her nur an der Algarve gemacht hat, wähnt sich hier in einem anderen Land. Die Nord­por­tugiesen sagen, in einem schöneren ...
... ein ideales Ziel für Jakobspilger
Eine gute Möglichkeit, die Costa Verde kennenzulernen, ist eine Wan­derung auf dem Caminho Português da Costa. Der „Portugiesische Küstenweg“ ist ein Jakobs­weg, der von Porto über Viana do Castelo bis zur spanischen Grenze und von dort weiter bis zum Ziel Santiago di Compostela führt. Wer die gesamte Strecke geht, legt gut 280 km zurück, etwa die Hälfte davon auf portu­gie­sischem Boden. Der Küs­ten­weg ist eine Alternative zum Cam­inho Português Central, der über weite Strecken durchs Landesinnere verläuft. Der Caminho da Costa hält dagegen weitgehend, was sein Name verspricht, kurze Abstecher ins Binnenland sind entweder der To­pografie oder kleinen Lücken in der Infrastruktur geschuldet. Der Küsten­weg hat wie überhaupt der portu­gie­si­sche Jakobsweg in den letzten Jahren Konjunktur, „pilger­auto­bahn­ähnliche“ Verhältnisse wie an­dern­orts auf dem Jakobsweg herr­schen hier aber noch lange nicht.
... massen­touristisch unterentwickelt
Was für den nordportugiesischen Ja­kobs­weg gilt, gilt für die Reise­region Nord­por­tugal insgesamt: Die Touristen­zahlen nehmen seit einigen Jahren ste­tig zu, von massen­tou­ristischen Aus­wüchsen ist die Region aber wei­ter­hin meilenweit entfernt. Aus­geprägter und manchmal schon etwas über­bor­dender Städtetourismus findet einzig in Porto statt, in den übrigen urbanen Zen­tren der Region bleiben die Be­su­che­r­zahlen selbst im Hoch­sommer in aller Regel überschaubar. Ohne­hin sind größere Städte rar in der Region. Weite Teile Nord­portugals sind bis heute länd­lich geprägt, der Touris­mus ist dort vie­lerorts eine Rand­erscheinung ge­blie­ben. Ganz besonders gilt das für die Region Trás-os-Montes im tiefsten Nord­osten des Landes, die bis heute fast archaisch wirkt. Bleibt schließlich noch die Küste. Die hat neben ein paar hüb­schen Badeorten vor allem eines zu bie­ten: endlos lange und breite Sand­strän­de mit viel, viel Platz.
Welterbe, Folklore & Moderne
Erlebnis Kultur
Nordportugal prunkt mit hübschen historischen Städten und einer reichen Folklore­tradition. Die frühesten kulturhistorischen Zeugnisse sind bis zu 30.000 Jahre alte Felszeichnungen.
Bereits zwei nordportugiesische Städte wurden zur Kultur­hauptstadt Europas gekürt: im Jahr 2001 Porto und im Jahr 2011 Guimarães, die als „Wiege der Nation“ bekannte erste Hauptstadt des Landes. Porto hat davon in touristischer Hinsicht nachhaltig profitiert, in Guimarães sind die erhofften Langzeitfolgen dagegen ausgeblieben. Ausländische Touristen verirren sich immer noch selten hierher.
Dreimal UNESCO-Welterbe
Historisches Zentrum von Porto: Vom Ufer des Douro zieht sich Portos Alt­stadt in engen Gassen ter­ras­sen­förmig den Stadthügel hinauf, überragt wird sie vom verspielten Torre dos Clerigos, dem höchsten Kirchturm Por­tu­gals. Zwei­te in den Himmel ragende Land­mar­ke ist die Kathedrale, die von au­ßen wie eine Festung wirkt. Von deren Turm hat man einen prächtigen Blick auf die Uferpromenade mit der Ponte Dom Luís I, einer Art „Eiffelturm in der Hori­zon­talen“. Die Stahlgerippe-Brücke ver­bindet die Portuenser Alt­stadt mit den Portwein­kellereien in Vila Nova de Gaia am anderen Douro-Ufer.
Historisches Zentrum von Guimarães: Die Altstadt von Guimarães, der ersten Hauptstadt Portugals und „Wiege der Nation“, hat sich seit dem 15. Jh. nur un­wesentlich verändert. Ihr Herz ist der Largo da Oliveira mit der Igreja e Colegiada de Nossa Senhora da Oliveira und dem alten Rathaus. In den an­gren­zenden Gässchen stehen dich an dicht die alten Häuser mit ihren granit­stei­ner­nen Vorbauten, den zierlichen Ver­an­den und den hübschen schmie­de­eiser­nen Fenster­gittern. Seit 2019 kann man auf einem Teil der alten Stadt­mauer entlang­spazieren und hat von dort tolle Ausblicke.
Prähistorische Felszeichnungen im Vale do Côa bei Vila Nova: Die „Stein­zeit­ga­le­rie“ an den Ufe­rhängen des Flusses Côa präsentiert einen veritab­len Zoo aus Auerochsen, Pferden, Hir­schen, Stein­böcken usw., aber auch mensch­liche Figu­ren, alles fein säuberlich vor bis zu 30.000 Jahren in den Fels geritzt. Die heute etwas wir­r anmutenden Wer­ke aus sich über­schnei­denden Linien waren ur­sprüng­lich teil­weise kolo­riert. Die dar­ge­stellten Tiere und Menschen waren so ver­mut­lich deut­licher zu un­ter­scheiden.
Folklore: Trachten, Masken und Gesänge
Besonders im Minho wird bis heute sehr tra­di­tionell gefeiert. Musik-, Ge­sangs- sowie Tanz­dar­bie­tungen sind hier im­mer noch wich­tige gem­ein­schafts­bildende öf­fent­liche Ereignisse, die selbst in den klein­sten Ortschaften ihr Publikum fin­den. Ge­feiert wird wie eh und je an fest­lich ge­schmückten Plät­zen, die An­lässe liegen oft in der Hei­ligen­ver­ehrung, haben aber bis­weilen auch vor­christ­liche Wur­zeln. Zur Grund­aus­stat­tung der Feier­ge­meinde zählen immer die alten Trachten und die traditio­nellen Musik­instrumente, allen voran Gitar­ren und Harmoniken. Einer der Höhe­punkte sind die Festas de Nossa Senhora d’Agonia in Viana do Castelo mit einer farbenfrohen Pro­zes­sion zum Meer und anschließendem Feuerwerk.
Archaischer geht es bei den tra­ditio­nellen Dorffesten in Trás-os-Montes zu, wo mit Rasseln und zum Teil mar­tia­lisch anmutenden Masken der Teufel vertrieben wird ... Was es mit diesen furchteinflößenden Masken genau auf sich hat, darüber informiert auch au­ßer­halb der Festsaison das Museu Ibé­rico da Máscara e do Traje in Bragança.
Kunsthandwerk: Töpfer, Sticker, Blechschmiede
Der ganze Norden Portugals ist be­son­ders reich an Kunst­handwerk. Heraus­ragend ist das Töpferhandwerk um Barcelos, besonders in den Töpfer­dörf­chen Galegos São Martinho, Santa Ma­ria und Manhente. Dort werden von den Sprösslingen alter Töpferdynastien regelrechte Kunst­werke hergestellt. Aus Barcelos stammt übrigens auch der berühmte Hahn, der in nahezu allen Souvenirläden Nord­portugals an­ge­boten wird.
Schön sind auch die Stick­ereien, die heute insbesondere in kleinen Läden in Viana do Castelo angeboten werden. Wer sich länger vor Ort aufhält, kann dort sogar Arbeiten in Auftrag geben.
Mittlerweile fast völlig ausgestorben ist das bewundernswerte alte Hand­werk der Blech­schmiede, die früher ganze Haushalte mit nützlichen Gerät­schaften ausgestattet haben. Einen der letzten Übriggebliebenen seiner Zunft findet man „Hinter den Bergen“ in Vila Real - und dazu noch einen sehr freund­lichen und hilfsbereiten.
Zeitgenössische Kunst
Das bedeutendste Museum zeit­genös­sischer Kunst in Nordportugal ist das Museu de Arte Contemporânea de Serralves in Porto. Das moderne Mu­seums­gebäude, in dem eine Samm­lung nationaler und internationaler Ar­beiten vom Ende der 1960er-Jahre bis heute gezeigt wird, ist von einem wun­der­schönen Landschaftspark umgeben. Mitten­drin steht die Casa de Serralves, eine prächtige Art-déco-Villa.
Land & Meer
Erlebnis Natur
Der Norden Portugals gilt als die grünste Region des Landes, selbst die Atlantikküste heißt hier Costa Verde - grüne Küste. Klar, dass Natur- und Aktiv­urlauber hier auf ihre Kosten kommen.
Nach dem kleinen Örtchen Castro Laboreiro auf dem Gebiet des Nationalparks Peneda-Gerês ist eine eigene Hunderasse benannt. Der Cão de Castro Laboreiro hat ein grau-schwarzes bis rötliches Fell und wird traditionell als Hirten- und Wach­hund eingesetzt. Die ein­schlägige Fachliteratur bescheinigt ihm zwar ein insgesamt „freund­liches Wesen“, weist aber auch auf seinen „strengen und ernsten Ausdruck“ hin ...
120 Kilometer Atlantikküste
Wer Wassertemperaturen von lediglich etwa 18 Grad im Sommer nicht scheut, findet an der Costa Verde zwischen Porto und der spanischen Grenze gute Bade­möglichkeiten an schönen, breiten Sand­strän­den hinter gras­be­wach­senen Dünen. Surfer werden am wind- und wel­l­enreichen Atlantik sowieso glück­lich. Alle anderen können an der frischen Meeresluft lange Strand­spaziergänge unter­nehmen, und an vielen Küsten­abschnitten gibt es superge­pflegte Radwege für größere Er­kun­dungs­touren.
Gut in Schuss: der Peneda-Gerês-Nationalpark
Der Gerês, wie der Parque Nacional da Peneda-Gerês vor Ort schlicht genannt wird, ist der einzige Nationalpark des Landes. Entsprechend gehegt und ge­pflegt wird das rund 700 km² große Gebiet, das zum beliebtesten Wander­revier Nordportugals geworden ist. Aber nicht nur Wanderer schätzen die teils über 1500 m hohe Mittel­gebirgs­landschaft. Man kann dort angeln oder reiten gehen und findet auch schöne Bade­mög­lich­keiten, z. B. die kristall­klaren Becken im Rio Homem bei Albergaria.
Der Gerês-Nationalpark ist eines der wenigen Gebiete in Nordportugal, in dem das halbwilde Garrano-Pony lebt. Schätzungsweise 1500 Tiere sind in den Bergen unterwegs, die Rasse ist nachweislich seit mindestens 20.000 Jahren dort heimisch. Gefahr droht ihr durch den Iberischen Wolf, der es besonders auf den Nachwuchs ab­ge­sehen hat. In den hohen Lagen kann man mit etwas Glück auch einen Iberischen Steinbock sichten, die Zie­genart ist dort vor den Wölfen sicherer als in den niedrigeren Lagen.
Unter­künfte ver­schie­dens­ter Kate­go­rien gibt es im Hauptort Gerês. Wem dort zu viel Trubel herrscht, findet auf den Camping­plätzen ein stilles Fleckchen, auch kleine Bungalows kann man dort mieten.
Ab vom Schuss: der Montesinho-Naturpark
Im Parque Natural de Montesinho scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Er liegt in der Region Trás-os-Mon­tes im Nordosten des Landes und damit buchstäblich „hinter den Ber­gen“, wie der Name der Gegend ver­spricht. Aus­gangs­punkt für Aus­flüge ist die Provinz­haupt­stadt Bra­gança, von dort las­sen sich Wander­touren ent­lang früherer Schmug­gler­pfade unter­neh­men, die über die Grenze nach Spa­nien führten. Westlich von Bra­gança liegt das Städtchen Vinhais, wo sich mit der Casa da Vila ein wirklich schön ge­stal­tetes Be­su­cher­zentrum be­fin­det. Von Vinhais führen klei­nere Rund­gänge durch den Naturpark, die auch gut mit Kindern zu machen sind.
Unten am Fluss: Touren am und auf dem Wasser
Besonders reizvoll für Radfahrer sind Touren ent­lang der größeren Flüsse Nord­portugals. Am Rio Minho, dem Grenz­fluss zu Spanien ganz im Norden, und am Rio Lima, der bei Viana do Castelo ins Meer mündet, haben die Touristiker der Region ein dichtes Wege­netz entlang der Flüsse aus­bauen lassen, sogenannte Ecovias. Diese weitgehend flachen und damit überaus be­quemen Radwege werden noch sehr wenig genutzt, man fühlt sich fast ein wenig wie ein Pionier, wenn man auf ihnen unter­wegs ist.
Anders ist das Gelände im Tal des Rio Douro. Bis zu 400 m tief hat sich der Fluss in die Landschaft gegraben, die steilen Hänge reichen meist bis ans Ufer. Für eine Besiedelung ist strom­aufwärts von Pinhão praktisch kein Platz mehr, und das einzige Verkehrs­mittel ist die Eisen­bahn, die in Pocinho Endstation hat. Der Natur­park Parque Natural do Douro umfasst den Oberlauf des Douro auf einer Strecke von 122 km, dieser Fluss­abschnitt bildet qua­si eine natürliche Grenze zu Spa­nien. Hier gibt es eine große Popu­lation von Gänsegeiern, und auch die noch größeren Mönchsgeier leben hier. Auch viele andere Vogel­arten haben in den steilen Felsen der Schlucht ihre Nester gebaut und sind so sicher vor Füchsen, Dachsen und anderen Jägern. Von Miranda do Douro aus werden Boots­touren auf dem Douro angeboten, bei denen man per elek­tro­nisch an­ge­trie­benem Dampfer fast laut­los den Fluss entlang­schippert.
Wandern im Lagoas-Naturpark
Rund um die kleinen Seen Lagoas de Bertiandos bei Ponte de Lima kann man die artenreiche Flora und Fauna eines Sumpfgebietes erkunden. Holz­ste­ge führen durch die üppig grüne Landschaft, unterwegs gibt’s Stände zur Vogelbeobachtung. Wan­derung 2
Unterwegs in Nordportugal
Porto und Umgebung
Die zweitgrößte Stadt des Landes und die größte Nord­portugals liegt ein wenig ober­halb der Mündung des Rio Douro in den Atlantik. Dicht an dicht ziehen sich die Häuser einen steilen Hang hinauf. Am Fluss unten erhebt sich das Wahr­zeichen der Stadt: die Ponte Dom Luis I, die ins Herz der Port­wein­pro­duktion nach Vila Nova de Gaia führt.
Der Futebol Clube do Porto, kurz FC Porto, ist der bedeutendste Fuß­ball­verein der Stadt, die Portuenser würden sagen: des Landes. Tat­säch­lich wurde der Club bislang 28-mal por­tugiesischer Meister, an sich eine gerade­zu Bayern­-München­-mäßige Erfolgsgeschichte - wären da nicht die 37 Meistertitel, die sich die ewige Kon­kurrenz vom Lissabonner Club Benfica ans Revers heften kann.
Wer in Porto unterwegs ist, muss wis­sen: Die Stadt will erklommen werden, es geht rauf und runter, Porto ist kein Spaziergang ... Die Touristen schert das offenkundig wenig; seit etwa 2013, als Billigflieger Porto in ihr Pro­gramm aufgenommen haben, kom­men sie in immer größerer Zahl in die Stadt. Das hat zum Teil skurrile Folgen: So ver­langt die traditionsreiche und wegen ihres Jugendstil-In­te­rieurs wirk­lich sehenswerte Buch­hand­lung Lello seit 2015 Eintritt, um der Besucher­massen Herr zu werden und ihrem Kern­geschäft nachgehen zu können.
Touristische Auswüchse dieser Art auch nur im Entferntesten mit Porto in Verbindung zu bringen, wäre vor ein paar Jahren noch undenkbar gewesen. Traditionell galt Porto mit­samt seinem Einzugsbereich als das betrieb­same öko­no­mische Zent­rum des Landes, das in Sachen Lebens­art das sprich­wört­liche Gegengewicht zur gut 300 km südlicher gelegenen Lan­des­haupt­stadt Lissabon bildete: „O Porto trabalha, Lisboa diverte-se“ - „In Porto wird gearbeitet, in Lissabon vergnügt man sich“. Beson­ders die Textil- und Schuh­in­dus­trie war hier ange­sie­delt, und noch heute gibt es etliche Fab­riken, in denen weiterhin produziert wird. Darüber hinaus hatte Porto - der Stadt­name verpflichtet! - immer den wich­tigsten Han­dels­hafen des Landes. Ein bunter Tupfer auf dessen ansons­ten makellos nüch­terner Bilanz waren die Ex­pe­ditionen der portugiesischen Welt­ent­decker, die von hier aus Kurs auf Afrika und Amerika nahmen, um Monate später reich beladen zurück­zukehren.
Über das rein Ökonomische hinaus­gehendes Renommee hatte die Stadt nur durch den Wein, der ihren Namen trägt. Der Vinho do Porto, dessen Trauben rund 100 km fluss­auf­wärts im Douro-Tal gewonnen wer­den, wur­de seit etwa An­fang des 18. Jh. im gro­ßen Stil von Porto aus in alle Welt ver­schifft. Die Lager­häuser, in de­nen der Wein ab Ende des 18. Jh. auch aus­gebaut wur­de, stan­den allerdings von Beginn an auf der anderen Uferseite des Douro in Vila Nova de Gaia, administrativ eine selbst­ständige Stadt.
Was anschauen?
Cais da Ribeira: Die breit angelegte Uferpromenade unterhalb des Alt­stadt­hügels ist der Dreh- und Angelpunkt für Besucher. Dort kann man flanieren oder es sich in einem der vielen Restau­rants und Cafés mit Außenbestuhlung bequem machen und den Vor­stel­lungen der Straßenkünstler zusehen - von Break­dance bis zu Gesangs­dar­bietungen aller denk­baren Genres wird immer etwas geboten.
Avenida dos Aliados: Die breite Ave­nida mit der imposanten Beaux-Arts-Architektur vom Ende des 19. Jh. ist das Geschäftszentrum des alten Porto. Die meisten der stattlichen Gebäude wurden renoviert und beherbergen heute zum Teil Hotels der Luxusklasse. Am oberen Ende der Avenida lässt das imposante turm­ge­krönte Rathaus seine Muskeln spielen.
Sé do Porto (Kathedrale): Die auf einem Altstadthügel thronende Kathedrale ist ganz aus Granit gebaut wie übrigens praktisch alle Gebäude im Alt­stadt­viertel, das bis zum Fluss hinunter­reicht. Auf der Domplatte mit toller Rundum­sicht steht wie zur Mah­nung ein mächtiger Schandpfahl.
Parque da Fundação de Serralves: Ein toller Ausflug in den Westen der Stadt, den modernen Teil von Porto. Das Museu de Arte Contemporânea in­mitten des großzügigen Parks wurde von dem berühmten Archi­tekten Álvaro Siza Vieira ent­worfen und zeigt den typisch minimalistischen Stil der Portuenser Schule.
Wo baden?
Die ganze Küste nördlich wie südlich der Einmündung des Rio Douro in den Atlantik ist durch lange Sandstrände geprägt. Die Gegend lässt sich her­vor­ragend auf gut gepflegten Radwegen erkunden! Alternative ist die Straßen­bahn, die die Strände bei Foz do Douro im Westen der Stadt ansteuert.
Was essen, was trinken?
Spezialität ist die Francesinha („kleine Fran­zösin“), eine ziemlich aben­teuer­li­che Mischung aus Toast mit ge­räu­cher­ter Wurst, Speck, Beefsteak, einem Spie­gelei und Käse, die (buchstäblich) in To­maten­soße schwimmt. Wem lo­ka­le Spe­zia­litäten prinzipiell eine Her­zens­an­ge­legenheit sind, sollte zu­greifen - wer emotions­loser an die Sache he­ran­geht, sollte eine Alter­native in petto haben ...
Fischesser werden in Matosinhos glück­lich. In dem nur wenige Kilometer westlich gelegenen Örtchen wurde ein ganzer Straßenzug den Fisch­restau­rants überlassen. Die Preise haben in den letzten Jahren angezogen, aber die Qualität stimmt weiterhin.