Die Spiele des Apuleius
Ergänzungsband zum Ancient-Fantasy-Roman MORITEX
Stefan Breuer

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Die MORITEX-Reihe:
Band I - Das Erz der Götter
Band II - Die Töchter der Zeit
Die Spiele des Apuleius (Ergänzungsband)
„Denn, um es endlich auf einmal herauszusagen, der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“
(Publius Versicolor Naso)
Vorwort
„Und was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Abend?“, fragte der Diener, satt und zufrieden.
„Wir warten“, brummte der Schmied.
„Langweiliger Geselle“, stichelte Trimalchio. „Apuleius, mein neuer Freund! Komm, erzähl uns eine Geschichte!“
Apuleius stand nicht der Sinn nach Geschichtenerzählen, und er schüttelte den Kopf. „Nicht heute Abend. Ich werde mich lieber noch ein wenig umsehen. Vielleicht finde ich einen Ort, wo ich meine Talente gewinnbringend verwenden kann.“
Trimalchio lachte. „Ein Spieler bleibt immer ein Spieler!“
„Warum nicht? Vielleicht kann ich unsere Reisekasse ein wenig auffüllen.“
„Ich bin sicher, der Händler hat genug Sesterzen und Denare für uns alle in seinem Beutel“, brummte der Schmied.
„Sesterzen und Denare sicher, aber ein wenig lokales Kleingeld wäre womöglich etwas unauffälliger, vor allem wenn wir uns morgen von der Stadt weg ins Landesinnere aufmachen“, warf Apuleius ein. Der Gedanke war ihm gerade erst gekommen, aber er schien ihm einleuchtend. Tuskische Münzen galten im ganzen Reich, aber für die kleinen Geldgeschäfte des täglichen Bedarfs bediente man sich überall lokaler Münzprägungen der unterschiedlichsten Art. Und fiel damit weniger auf.
„Dann such‘ dir einen Geldwechsler“, brummte der Schmied.
„Willst du mich beleidigen?“
„Ein Geldwechsler wird leichter zu finden sein als ein armer Irrer, dem du mit deinen Taschenspielertricks das Geld abnehmen kannst.“
„Taschenspielertricks?“
„Nicht?“
„Hältst du mich für einen Hütchenspieler?“
„So was in der Richtung, ja.“
„Dann liegst du falsch. Ich verstecke keine Murmeln unter Bechern oder in meinen Händen und lasse raten, wo sie sind.“
„Sondern?“
„Ich spiele Spiele! Richtige Spiele. Weiß du überhaupt, was das ist?“
Der Schmied schwieg, und Trimalchio grinste.
„Ein Spielbrett, Spielsteine, Würfel – und vor allem Regeln! Ein richtiges Spiel, das ist Kunst, Mathematik, Philosophie …“.
„Unser Freund spielt keine Spiele, er ernstet sie“, lachte Trimalchio.
„Und wo willst du diese – Kunst – heute Abend ausüben? In der Akademie der Philosophen von Qart-Hadash? Gibt’s die überhaupt?“ Das strenge Gesicht des Schmieds verzog sich zu einem Grinsen.
„Nein“, erwiderte Apuleius kühl. „Spiel ist auch Vergnügen, daher findet man die meisten Spieler dort, wo man auch andere Arten von Vergnügungen sucht.“
„Die Kunst zieht ein ins Freudenhaus!“, lachte Trimalchio.
„Ich war zwar lange nicht mehr in einem solchen Haus …“, warf der Schmied ein.
„Das glaub‘ ich gern“, grummelte Apuleius.
„… aber soweit ich mich erinnere, gehört es zum Geschäftsmodell dieser Häuser, dass man mit weniger Geld hinausgeht, als man mit hineingenommen hat!“
„Das zeigt nur, dass du bei dem Niveau dieser Etablissements nie über die billigen Hurenhäuser hinausgekommen bist. Man nennt sie nicht umsonst Freudenhäuser, und für anspruchsvollere Menschen als dich gibt es durchaus verschiedene Formen der Freuden, die sich zu noch größeren Vergnügungen miteinander kombinieren lassen. Eine willige nackte Schönheit ist sicherlich eine Freude für sich, ein guter Wein eine andere, ein spannendes Spiel eine weitere – nun denke dir alle drei in gelungener Kombination vereint!“
„Du willst also mit einer besoffenen Hure zocken?“
„Ich geb’s auf!“ Apuleius hob seufzend die Hände und stand auf.
◆◆◆
Apuleius, Spieler, Geschichtenerzähler und Lebenskünstler, ist eine der Hauptfiguren in dem zweibändigen Ancient-Fantasy-Roman „Moritex“ (Band I: Das Erz der Götter / Band II: Die Töchter der Zeit). Zu Beginn der Geschichte lebt Apuleius in Tuska, der Hauptstadt des kaiserlichen Reiches. Er wohnt in einem Bordell, wo er sich gegen Kost und Logis als Spieler (und als Geschichtenerzähler) für die zahlenden Gäste zur Verfügung stellt.