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Alternative Streitbeilegung (Online-Streitbeilegung und Verbraucherschlichtungsstelle)
Die Europäische Kommission hat eine Plattform zur Online-Streitbeilegung eingerichtet, die unter folgendem Link abgerufen werden kann: www.ec.europa.eu/consumers/odr. Wolters Kluwer ist nicht bereit und nicht verpflichtet, an Streitbeilegungsverfahren vor einer Verbraucherschlichtungsstelle teilzunehmen.

Inhaltsübersicht

1   Ob an der Haustür, per Telefon oder im Internet: Die Betrüger lauern überall

2   Anlagebetrug: Gutgläubige Sparer verlieren jährlich zweistellige Milliardenbeträge

2.1   Die Grenzen unseriöser Beratung sind fließend

2.2   Utopische Renditeversprechen wecken die Gier

2.3   Waren- und Finanzterminkontrakte: In der Beliebtheitsskala der Betrüger ganz oben angesiedelt

2.4   Die vorbörsliche Platzierung von Aktien in Zeiten boomender Börsen

2.5   Mit wertlosen Aktien (»Penny Stocks«) auf Opfersuche

2.6   Weitere Methoden von Anlagebetrügern

2.7   So erkennen Sie Anlagebetrüger

3   Betrugsmaschen im Internet

3.1   Der Einsatz von Scareware

3.2   Erpresserische E-Mails

3.3   Opfer von Phishing

3.4   Sextortion: Videoaufnahmen im Chat

3.5   Der Romance Scam

3.6   Der Betrug über Fake Shops

3.7   Kauf gefälschter Markenwaren

3.8   Betrug bei Internetauktionen

3.9   Unseriöse Maklerangebote

3.10   Falsche Kreditvermittler

3.11   Betrug beim Medikamentenkauf im Internet

3.12   Der Kauf von Nahrungsergänzungsmitteln im Internet

3.13   Betrug beim Handel mit Oldtimern

3.14   Der Betrug mit Abofallen

3.15   Eintrag in einem Onlinebranchenbuch

3.16   Der CEO-Fraud

3.17   Fake-Gewinnspiele

3.18   Die Tiermasche

3.19   Allgemeine Tipps und Hinweise zum Schutz vor Betrug

4   Betrugsmethoden in Ihrem persönlichen Umfeld

4.1   Der Enkeltrick

4.2   Falsche Amtsträger

4.3   Betrug an der Haustür

4.4   Notfall- oder Zetteltrick und Co.

4.5   Falsche und unseriöse Handwerker

4.6   Tricksereien mit dem Notdienst

4.7   Falsche Teppichhändler

4.8   Betteleien und Spendensammler

4.9   Kaffeefahrten

4.10   Dubiose Angebote zur Heimarbeit

5   Betrugsmethoden per Telefon und Brief

5.1   Gewinnversprechen am Telefon

5.2   Gedrängt zum »Ja-Sagen«

5.3   Der Inkassobetrug

5.4   Einladung zur Gewinnübergabe/Gewinnanspruch sichern

6   Betrugsmethoden im öffentlichen Raum

6.1   Trickdiebstahl

6.2   Der Abschluss von Zeitschriften- oder Zeitungsabonnements

6.3   Betrug am Bankautomaten

6.4   Der Betrug mit Falschgeld

6.5   Der Betrug mit Kunstgegenständen und Antiquitäten

6.6   Der Betrug mit Übernachtungsgutscheinen

7   Rechtliche Möglichkeiten der Strafverfolgung, Schadensbegrenzung und Schadenswiedergutmachung

7.1   Rechtliche Einordung der Tat

7.2   Zivilrechtliche Einordung der Taten

7.3   Die Verfolgung der Ansprüche

7.4   Die Möglichkeiten des Strafrechts

7.5   Die Möglichkeiten des Zivilrechts

7.6   Den Täter ermitteln

7.7   Zivilrechtliche Durchsetzungsmöglichkeiten

Vorsicht Falle! - So schützen Sie sich vor Abzocke und Betrug

1   Ob an der Haustür, per Telefon oder im Internet: Die Betrüger lauern überall

Es gibt viele Methoden, wie dubiose Personen und Gauner anderen Menschen das Geld aus der Tasche ziehen oder sie gar bestehlen. In den letzten Jahren haben sich Tricksereien ausgebildet, die vorher kaum bekannt waren. Dazu gehören in Deutschland der Enkeltrick, aber auch Betrüger, die sich als Polizisten ausgeben, oder Handwerker, die für ihre Leistungen weit überteuerte Rechnungen ausstellen.

Zwar warnen die Polizei sowie Verbraucherzentralen regelmäßig flächendeckend im gesamten Bundesgebiet vor den Betrugsmaschen. Doch immer wieder tappen die Opfer in die Falle. Dabei können ihnen enorme Schäden entstehen. So riefen z.B. bei einer Seniorin falsche Polizisten an und wollten Geldscheine auf ihre Echtheit überprüfen. Sie übergab den vermeintlichen Polizisten 100.000,– € zur Überprüfung. Das Geld war natürlich weg.

Doch woran liegt es, dass diesen straffälligen Gesellen so schwer das Handwerk zu legen ist? Viele Kriminelle haben sich auf bestimmte Maschen und Zielgruppen wie z.B. ältere Menschen spezialisiert und dafür spezielle Ansprachen entwickelt. Beispielsweise leben in Häusern aus den 60er- oder 70er-Jahren heutzutage meistens Senioren. Dann ist dieses Gebiet interessant für die »Seniorenbetrüger«.

Die konkreten Vorgehensweisen sind dann sehr unterschiedlich. Manch übler Geselle wirft Handzettel in die Briefkästen ein für Garten- oder Haushaltshilfen und schleicht sich so in das Vertrauen der Alten. Andere Methoden wie der Enkeltrick sind noch gezielter. Sicher ist: Bei Älteren gibt es meist etwas zu holen, wenn sie über Wohneigentum verfügen.

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Tipp: Wichtig ist es, vorbeugende Maßnahmen zu treffen. Beispielsweise sollten Senioren keine hohen Bargeldsummen im Haus aufbewahren und sich von ihren Verwandten im bargeldlosen Bezahlen an Kassen schulen oder unterstützen lassen.

Im Seniorenbereich helfen eindringliche Warnungen vor Betrügern durch Polizei und Medien nur eingeschränkt. Zum einen können manche Ältere nur noch schlecht lesen und bestellen die Tageszeitung ab. Zum anderen kommen zunehmende Verständnisschwierigkeiten beim Erfassen solcher Meldungen hinzu. Doch reicht das als Erklärung für das leichtsinnige Verhalten der Senioren aus?

Die Wissenschaftlerin Elizabeth Castle veröffentlichte dazu einen Artikel in einem US-Forschungsmagazin und beschäftigte sich mit den Ursachen für das häufige Fehlverhalten der Senioren. Älteren Menschen fehlt der Instinkt für dubiose Maschen. Denn sie halten Menschen für vertrauenswürdiger als Jüngere. Eine Hirnregion, die anterior insula (Inselrinde), funktioniert nicht mehr richtig und setzt oft das Frühwarnsystem außer Kraft.

Dies ist völlig unabhängig von der Intelligenz der älteren Person. Das Bauchgefühl, das bei jüngeren Menschen funktioniert, ist bei Älteren nur noch schwach ausgeprägt. Das führt dann fatalerweise dazu, dass sich Ältere leichter durch Gauner überrumpeln lassen, die meist sehr gezielt diese Schwäche ausnutzen.

Ein anderer wichtiger Aspekt ist die Vereinsamung. Ehepartner und gute Freunde sind bereits verstorben. Plötzlich hat der Senior am Telefon oder vor der Haustür einen freundlichen Gesprächspartner. Da ihm das Bauchgefühl abhandengekommen ist, fällt der Betroffene so leichter auf betrügerische Maschen herein.

Die starke Präsenz des Themas in der Öffentlichkeit und das gesteigerte Bewusstsein für die eigene Gefährdung führen dazu, dass bei vielen Senioren die Angst ein bedeutender Bestandteil des Lebens geworden ist. Dieser Zustand kann sich negativ auf die gesamte Lebensgestaltung auswirken: Die persönliche Selbstständigkeit wird minimiert, zeitgleich findet ein Rückzug von der Außenwelt statt.

Um solchen Entwicklungen entgegenzuwirken, bietet die Polizei im Rahmen der Präventionsarbeit vielerorts Informationsveranstaltungen und Vorträge rund um das Thema »Seniorensicherheit« an. In aller Regel geht es dabei inhaltlich um Ratschläge und Tipps, die älteren Menschen das Erkennen von Tricks und den richtigen Umgang mit aufdringlichen oder unseriösen Zeitgenossen an der Haustür erleichtern sollen. Darüber hinaus versuchen Mitarbeiter der Polizei immer wieder, bei der Gestaltung von Präventionsmaßnahmen für ältere Menschen unkonventionelle Wege zu gehen.

Ein erfolgreiches Beispiel dazu kommt aus Berlin. Im Stadtteil Charlottenburg hatten es die Polizeibeamten immer wieder mit Trickbetrügern zu tun. Weil Trickbetrug in vielen Fällen durch das Verhalten der Opfer begünstigt wird, überlegte sich eine Gruppe von zehn Polizisten im Jahr 2003, wie man ältere Menschen bereits im Vorfeld für die Gefahr durch Betrüger sensibilisieren könnte.

Die Idee: Eine Veranstaltung, die Inhalte nicht nur in reiner Informationsform, sondern vor allem über spielerische und unterhaltende Elemente vermittelt. Geboren war das Präventionstheater, in dem Polizisten als Laienschauspieler agieren und auf amüsante Art und Weise die verschiedenen Vorgehensweisen von Betrügern darstellen. Inzwischen gibt es diese Art des Präventionstheaters in vielen deutschen Städten. Informieren darüber können Sie sich bei der Polizei oder den Seniorenbeiräten von Städten oder Kreisen.

Dabei gibt es auch eine gewisse Grauzone zwischen noch ehrlich und schon kriminell. Das zeigt das Beispiel Dachdecker. Diese können beispielsweise bei einer Tätigkeit in Ihrer Nähe auch einen Schaden an Ihrem Dach feststellen und Sie darauf aufmerksam machen. Das ist völlig in Ordnung. Schlimm wird es, wenn der Dachdecker Sie zu überrumpeln versucht und sofort loslegen möchte. Womöglich wird durch unsachgemäße Ausführung noch mehr Schaden angerichtet. Diese Vorgehensweise wird in der Praxis »Dachhai« genannt. Auch dabei wird die menschliche Gutgläubigkeit ausgenutzt.

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Tipp: Grundsätzlich sollten Sie nie eine sofortige Reparatur in Auftrag geben. Vielmehr werden seriöse Anbieter einen Kostenvoranschlag einreichen und nicht auf sofortiges Handeln drängen.

Aber natürlich sind nicht nur ältere Menschen Ziel von Betrügern. Auch im Internet tummeln sich viele schwarze Schafe, die es auf unterschiedliche Zielgruppen abgesehen haben.

Eine perfide Masche ist das sogenannte Romance Scam, bei dem Abzocker vor allem Frauen dazu bringen, ihnen Geld zu überweisen, nachdem sie über einen längeren Zeitraum eine vermeintliche Liebesbeziehung online eingehen. Gearbeitet wird auch mit Erpressung oder mit gefälschten Internetshops, in denen gegen Vorkasse angebliche Schnäppchen angeboten werden, die oftmals nur virtuell existieren oder von minderer Qualität sind.

Auch Unternehmen können zum Opfer von Onlinebetrug werden. Dabei setzen die Täter beispielsweise auf einen hektischen Arbeitsalltag und Unaufmerksamkeit. Diese ist häufig die Ursache dafür, dass man auf Betrugsmaschen im Internet hereinfällt, denn mal ehrlich: Wer liest sich z.B. das Kleingedruckte wirklich immer genau durch?

Auch Schadsoftware kann großen Schaden anrichten, vom Ausspionieren persönlicher Daten über Beschädigung des Computers bis hin zum Identitätsdiebstahl. Solche Schadsoftware ist nicht immer leicht zu erkennen. Aber es gibt Möglichkeiten, sich zu schützen oder zumindest das Risiko zu minimieren.

Immer noch großer Beliebtheit erfreut sich der Betrug per Telefon. Da wird mit Gewinnen gelockt oder der Angerufene wird geschickt dazu gebracht, das Wort »ja« zu sagen, um damit später vorzugeben, er habe einem Vertrag zugestimmt.

Selbst im Urlaub ist man nicht sicher vor betrügerischen Maschen. So wird beispielsweise gern mit falschen Gewinnversprechen gelockt, die einzig zum Ziel haben, dem Opfer beispielsweise einen Timesharing-Vertrag aufzudrängen.

Wurde man selbst Opfer eines Betrugs, gibt das deutsche Recht einem durchaus Möglichkeiten an die Hand, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Auch wenn es in vielen Fällen nicht möglich ist, die Täter zu stellen, weil sie beispielsweise aus dem Nicht-EU-Ausland agieren, sollte man alle Möglichkeiten der juristischen Verfolgung solcher Straftaten ausschöpfen. Und sei es nur, um weitere Taten zu verhindern.

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Tipp: Viele Betrugsmaschen lassen sich mit einem gesunden Misstrauen vermeiden. Dennoch gibt es einiges, was Sie zusätzlich tun können, um sich zu schützen. Aber auch wenn Sie alle Sicherheitsmaßnahmen beachten, bietet dies keinen hundertprozentigen Schutz vor Betrügern. Eine gute Portion Skepsis und Menschenverstand verringert jedoch deutlich das Risiko, selbst zum Opfer zu werden.