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©2021 GALOS, Z J
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt.
ISBN: 9783753414454
Er fiel vom Himmel, ein junger und eigenwilliger Ikarus, der in der Dunkelheit der Unterwelt endete. Als er aufwachte, war seine Welt, einer glücklichen und farbfrohen Üppigkeit, desintegriert. Der Garten der goldenen Äpfel war verschwunden. Er war auf einer kahlen Insel mit Felsvorsprüngen inmitten einem tinten-blauen Meer, wo Wellen mit einem vernichtenden Schwall gegen die Felsen donnerten. Er schlief ein und erwachte im Eingang zu einer Höhle, wo andere auch, in Gewänder eingewickelt, warteten. Niemand sprach. Es wäre zwecklos seine Stimme, gegen den Lärm des stürmischen Meeres und dem heulenden Wind, zu erheben.
Mehrere Neuankömmlinge erschienen. Er setzte sich neben eine Frau mit einem verdeckten Gesicht, nur ihre Augen waren erkennbar. Er betrachtete ihr dunkelbraunes Farbenspiel im harschen Licht. Er spürte ihre flüchtigen Blicke auf seinem Körper, der nur mit einem halb-zerrissenen Kleidungsstück eng umwunden war. Er nickte ihr zu. „Ich bin Pablo“, sagte er. „Ich bin Anna“, sagte sie und nahm seine ausgestreckte Hand entgegen. „Bist du durstig?“ fragte sie. „Ja“ erwiderte er. Sie reichte ihm ein Flakon mit Wasser. Er trank gierig. Als er ihr den Flakon zurückgab berührten sich ihre Finger. Wie durch einen Funken entzündet schoss eine Flamme seinen Arm entlang. Seine Hand zuckte zurück. Sie lächelte. „Ich habe dich viele Male beobachtet“, sagte sie.
„Wo?“
„Beim Zeichnen, Malen und Schreiben.“
„Wo?“
„Im Sanktuarium zu Delphi.“ Seine Augenlieder wurden zu Blei und er konnte sie nicht länger offenhalten.
Als er erwachte war niemand zugegen. Jemand rief ihm, in einer ihm unverständlichen Sprache etwas zu. Er schritt aus der Höhle und erblickte den Fährmann der mit seinen erhobenen Armen winkte. Er musste seine Sonnenbrillen aufsetzen. Jetzt erinnerte er sich dass er diese in einem Diskontgeschäft gekauft hatte. Der Verkäufer erzählte ihm dass diese ursprünglich für Steve Mc Queen modelliert wurden. Wie auch immer, er fand italienisches Design ästhetisch, und so hatte es wohl der Film Star damals auch gefunden.
Der Fährmann verlangte das Fahrtgeld. Er suchte in seiner Tasche und fand eine Münze die er dem großen, sehnigen und sonnengebräunten Mann gab. Dieser warf einen Blick auf die Münze bevor er sie einsteckte. Pablo wunderte sich of vielleicht die freundliche Frau ihm die Münze zusteckte. Wie auch immer, er streckte sich zurück und starrte auf das türkisgrüne Meer das still vor ihm lag. Es schien als würden sie auf einem riesigen See von einer reinen transparent-türkisen Farbe dahintreiben, die sich mit heller und dunkelblauer Farben zu vermischen begann. In einer Entfernung wurde ein gelber und grüner Streifen von Land sichtbar.
An Land angekommen bedankte er sich beim Fährmann und stieg vom Boot in den warmen Sand. Seine Kleider waren getrocknet und er merkte dass er neue Kleider anhatte, aber er konnte sich nicht mehr erinnern wo er sie gewechselt hatte. Während er an die mysteriöse Frau mit den braunen Augen dachte, die sich in sein Herz verankerten, schritt er einem Hügel entgegen, wo eine Stadt dahinter lag. Die Welt drehte sich um ihn, der Himmel rotierte und die Hügel drehten sich .Er fiel erschöpft in den warmen Sand.
Er war ein kleines Kind mit goldenem Haar und mit sonnigem Naturell. Hoch auf einem Heuwagen aufrecht sitzend bewegte sich Großvaters Gefährt zum Hof seines Hauses. Seine Mutter erschien und schrie: „Duck dich mein Kind, schnell, ducke dich!“ Im selben Moment spürte er wie die Wäscheleine sich um seinen Hals spannte und ihn in einem Purzelbaum hinunterschleuderte. Er landete auf seinen Füssen. Seine Knie zitterten. Mama hatte die Wäscheleine, die sich über den Hof spannte, vergessen abzunehmen. Als der Schock verging da er unverletzt geblieben war, lachten alle befreit auf und witzelten über diese ungewöhnliche und unfreiwillige turnerische Leistung: „Mein kleiner Ikarus“, sagte Mama, „aber ich bin hocherfreut dass dir nichts arges zugestoßen ist.“ Sie küsste und umarmte ihn. Nur Großvater schimpfte dass Mama die Wäscheleine vergessen hatte.
Pablo erwachte von einer rastlose Nacht. Sein tiefer Schlaf war schon für einige Zeit durch Alpträume unterbrochen. Seine Freunde hatten das Land verlassen und wenn sie auch noch über erforderliche Mittel verfügten, emigrierten sie nach Australien und Canada. Pablo hatte als unabhängiger Architekt hart gearbeitet um seinen Lebensunterhalt zu erwerben, aber er verspürte wie seine hart erarbeitete Kundenbasis, Monat für Monat, dahinschrumpfte.
Zudem arbeitete er an der Restaurierung seines Hauses in einem der nördlichen Vororte von Johannesburg, und falls er einen erträglichen Agenten finden sollte, würde er sein Haus auf dem Immobilienmarkt anbieten. Aber die bevorstehenden Monate erschienen ihm beschwerlich. Die logistische Planung, einen Platz zu verlassen wo er für eine lange Zeit gelebt hat, war schmerzhaft. Wie auch immer, seine Freunde empfahlen im zu gehen, da es unmöglich wurde in einer Stadt zu überleben, wo die Kriminalität derart zunahm: Täglich gab es bewaffnete Überfälle, viele Carjackings, sogar nachts hörte man Schießereien. Fortwährend Einbruchsdiebstähle und Vergewaltigungen.
Pablo konnte noch sein Haus rechtzeitig restaurieren und er hoffte dass er auch seine Habseligkeiten verkaufen konnte. Aber einige spezielle Möbel und Memorabilien würde er wahrscheinlich mitnehmen. Außerdem würde er seine geliebte Bibliothek unter keinen Umständen zurücklassen. Er verfasste eine Packliste und suchte ein Umzugsunternehmen.
Seine Arbeit als Architekt war interessant und ereignisreich. Er traf viele verschiedene Menschen und konnte mit der Zeit ihre Charaktereigenschaften erkennen. Dies half ihm bei der Verhandlung von Verträgen. Aber die Zeiten wurden äußerst schwierig und die meisten der verbliebenen Klienten wollten einen guten Handel für sich herausschlagen. Nur Carl, ein Bauingenieur und Freund, hatte immer etwas Arbeit und konnte sein Leben aufrechterhalten. Pablo hatte mit Carl an vielen Projekten zusammengearbeitet, aber an einem Projekt war ein Vorarbeiter auf der Baustelle beschäftigt, der ihnen einen Anteil an einem profitablen Geschäft mit Edelsteinen, für eine Investmentsumme, anbot. Die Edelsteine kamen von einem Nachbarland. Pablo lehnte ab und Carl war ganz seiner Meinung.
Pablo lud Carl zum Lunch ein, wo sie über ihre Projekte diskutierten, meistens kleinere Änderungen und Zubauten zu bestehenden Gebäuden. Nun, kürzlich hatte ein Unternehmer ihnen Dr Noah und seine Frau vorgestellt, beide potentielle Klienten. Pablo entwarf eine gut durchdachte und originelle Erweiterung zu ihrer bestehenden modernen Residenz, die bei dem Ärzteehepaar gut ankam. Nun, da Pablos Entwurf drei Bauunternehmen für ein Angebot überreicht wurde, verlor der empfohlene Baumeiste-Entrepreneur durch ein zu hohes Angebot seines Baumeisters. Dr Noah entschied sich für den besten Preis eines kleineren Bauunternehmens, das Carl sehr gut kannte. Auf der Baustelle lernten Carl und Pablo den dunkelhäutigen großgewachsenen Mann kennen, der sich ‚Der Kenianer‘ nannte.
„Danke für die Einladung“, sagte Carl als sie in einem Restaurant in Greenside-Village Platz nahmen. Es war nur ein paar Minuten Fahrtzeit von Pablos Residenz entfernt. Die italienischen Gerichte waren sehr gut präpariert und Pablo kannte Giorgio durch seine Geschäfts-lunches.
„Klare Sache, Carl. Es ist mir ein Vergnügen dich hier in einer angenehmen Atmosphäre, in einem Vorort bekannt für Intellektuelle, die Verantwortlich für die Veränderungen in den sozialen Strukturen waren“.
„Tatsächlich. Ich erinnere mich an Frau First und ihren Freund“.
„Ja, Herr Slovo wurde ihr Ehemann“.
„Du kennst deine Geschichte“. Ein leicht-bitteres Lächeln breitet sich auf Carls Gesicht aus.
„Nicht wirklich. Ich erzähle es dir wie ich es von meinen Freunden gehört habe. Aber nun zu unserem Geschäft“. Pablo lehnte sich etwas vor.
„Was ist letztlich auf unserer Baustelle passiert?“
„Es gibt wenig Fortschritt momentan. Aber Joe wird den Vorarbeiter abziehen“.
„Oh, den sie den Kenianer nennen?“
„Ja“. Carl pausierte. „Lass uns zuerst bestellen, wollen wir?“ Der Ober, ein junger Schwarzer erschien und nahm die Bestellungen auf. In kurzer Zeit brachte er Gläser und eine Flasche Bellingham Riesling, den Carl bevorzugte. Er füllte die Gläser. Die Freunde prosteten sich zu „Gesundheit“. Der Wein schmeckte fruchtig und trocken. „So wie ich es mag“, sagte Carl. „nun zu unserer Baustelle. Der Kenianer wurde von der Polizei mehrere Male über seinen Verbleib verhört. In letzter Zeit kam er nicht mehr zur Arbeit und Joe musste ihn entlassen. Er nahm sein Abfindungsgeld und als er aus der Bauhütte auftauchte verhaftete ihn die Polizei.
„Mit welcher Begründung?“ fragte Pablo.
„Besitz und Verteilung von Drogen“. Carl seufzte. „Joe war mit ihm soweit zufrieden und er fand heraus dass die Drogengeschichte von der Polizei hochgespielt wurde, nur um einen Schraubenschlüssel in den Fortschritt seiner Arbeit zu werfen“.
„Du meinst dass diese gespielte Politik nicht reversiert wurde?“
„In etwa. Aber Frau Noah erfreute sich am Kenianer“. Carl lächelte.
„Oh, du meinst…?“
„Nein ich meine nichts, aber berichte nur was Joe mir auf einer Bauinspektion mitgeteilt hat“. „OK, es wird immer Gespräche über Rassenfragen geben…“
„Natürlich. Diese Cannelloni sind exzellent“, Carls Augen leuchteten auf. Er hob sein Glas. „Gesundheit!“
„Das Beste für dich, Carl. Ich beabsichtige von hier fortzugehen sobald ich mein Haus verkaufe“.
„Nun“, Carl pausierte. „Ich habe vermutet dass dies schon für einige Zeit dein Vorhaben war“.
„Ja, aber ich will noch meine Inspektionen für House Noah zuerst beenden, bevor ich einen Container bestelle“.
„Nimmst du deinen Haushalt mit?“ Carls Gesicht wurde fahl.
„Teilweise, meine Bücher und einige Möbelstücke“. Dann beendeten sie ihre Mahlzeit schweigend. Carl rührte sich. „Ich veranstalte eine Party in meiner Bleibe diesen kommenden Samstag. Bitte komm, willst du?“
„Danke. Natürlich komme ich. Du bist bekannt für den besten Barbecue in Joburg“. Carl lächelte. „Danke. Es ist immer gut dich dabei zu haben! Wir könnten etwas Rugby ansehen und einige Biere vorerst trinken“. Pablo lachte auf, sein Freund würde sich niemals ändern.
Als sie fertig waren zahlte Pablo und sie verließen Giorgios. Sie scherzten als sie zu ihren geparkten Autos gingen.
„Bis Samstag, Carl“. Pablo fuhr die kurze Distanz zu seinem Haus, holte sein Notizbuch und die Notizen von der letzten Baustellenversammlung und fuhr nach Rivonia, zur Baustelle der Noahs.
Die Baustelle war von der Hauptstrasse zugänglich. Als Pablo am Rivonia Shopping Zentrum vorbeifuhr, musste er an der folgenden Straße abbiegen. Bei diesem Eckgrundstück wurden einst die Rivonia Gerichtsverhandlungen abgehalten, wo Nelson Mandela und viele andere für eine Konspiration gegen den Staat schuldig befunden und mit einer langjährigen Haft auf Robben Island verurteilt wurden. Von hier fiel die Straße etwas bergab und wurde zunehmend abfallend. Bei der folgenden Querstraße bog Pablo ab und kam zur Einfahrt der Gruppenhäuser, die mit dem Gedanken für ein sicheres Gemeinschaftsleben in der gut-erhaltenen Grünzone der nördlichen Vorstädte geplant waren, wo auch immer ein größeres Shopping Centre in die Städteplanung integriert war.
Pablo parkte seinen alternden Mercedes in einer Seitenstraße bei Dr Noahs Haus. Die Fassade der Erweiterung war fertiggestellt und das tonnengewölbte Dach saß in einem angenehmen Wiederspruch zu dem Flachdach der bestehenden Residenz. Pablo näherte sich der Erweiterung, prüfte den Grundriss der Schlafzimmer und der Bäder. Er erfreute sich an den runden Felsvorsprüngen, ‚Boulders‘ benannt, die eingeplant wie dunkle Skulpturen in zwei Räumen emporstanden. Er konnte Frau Noah dazu überreden diese in das Habitat zu integrieren. „Letztendlich werden sie die Funktion als ‚pet-rocks‘ – Lieblings Felsen – für die Kinder einnehmen“, sagte er zu ihr und sie lächelte. Sie war mit den meisten seiner Vorschläge einverstanden. Ihr Ehemann war da pragmatischer. Pablo fand diese Erweiterungen als eine spezielle Aufgabe und wollte eine beleuchtete Glasstiege einbauen, die vom Erdgeschoß in das Spielzimmer über der Garage führte und einen Fischteich, der durch einen begehbaren Glasboden in der Passage sichtbar blieb.
Leider war dem Dr Noah, der anfänglich von Pablos Ideen fasziniert war, dies zu romantisch oder einer zu poetischer Natur und er stimmte gegen den Entwurf als nicht notwendige Budgetübertretung. Leider hatte der Bauunternehmer zu viel Profit eingebaut, da er wohl einige seiner Fehler und auch Abänderungen durch den Bauherrn gutmachen wollte. Enttäuscht von der veränderten Attitüde des Bauherrn, der ihm vortäuschte auf seine Ideen von sehr schönen Details einzugehen, um sie wiederum zu verwerfen, schaltet sich Pablos kreative Seite vollkommen ab. Er hatte auch eine Rückendeckung vom Baumeister verloren. Pablo besprach sich mit Frau Dr Noah und beendete seine unvollständige Arbeit, die er mit zwei Gegenspielern als verloren betrachtete. „Wo kein Wille ist, ist auch kein Weg“, erklärte er dem Baumeister, der dagegen war, dass Pablo weiterhin die Baustellenüberwachung über hatte. Aber dies ging von Dr Noah aus.
Bei einem Seminar der ‚Stainless Steel Association‘ wurde sein Entwurf vom Direktor für Design gelobt und in seine Präsentation eingebracht, aber auch das ignorierte Dr Noah und schloss die Tür vor ihm und damit zu einem exzellenten Design der einen Architekturpreis, auch für alle Beteiligten, gewinnen konnte. Pablo verließ die Baustelle Noah.
Die 30 Minuten Fahrt zu seinem Haus verlief ohne Zwischenfälle und die Straßen waren überfüllt mit Lastwägen und Menschen in ihren Automobilen, die es eilig hatten von der Arbeit nach Hause zu gelangen, oder aber, beim Gegenverkehr, die von der Innenstadt zu ihrem nördlich gelegenen Domizil kamen. Überfordert, aber wieder gefasst, gelangte er nach Hause und stoppte sein Auto am Abstellplatz vor seiner Garage, öffnete die hochklappende Garagentür und stellte sein Fahrzeug in die Einzelgarage. Dann schloss er die Tür ab und ging zum Hauseingang um die Ecke, da die Einzelgarage, getrennt vom Haus, etwas später errichtet worden war. Die Arbeiter hatten bereits die Fassade gestrichen und waren mit dem Saubermachen des Gartens beschäftigt.
Pablo schloss die Sicherheitstüre auf und öffnete die hölzerne Eingangstür. Das Wohnzimmer hieß ihn mit der angenehmen Atmosphäre willkommen, vorwiegend in gedämpften weißen Farbtönen gehalten. Er ging in die Küche und füllte Eiswürfel in einen Glaseimer. Dann ging er in seine Bibliothek, füllte Whisky in sein bereitstehendes Glas und gab einige Eiswürfel dazu. Er setzte sich in seine komfortable Couch und nahm einen Schluck. Dann gleich noch einen. Er betrachtete seine Bücher und begann diese auszusortieren. Es verblieb nicht mehr viel Zeit. Wenn jemandem sein Haus gefiel und es gekauft war, musste er baldigst ausziehen. Das war klar. Er hatte ja selbst die Erfahrung gemacht, als er dieses Viktorianische Kleinod von einer Frau kaufte. Sie unterrichtete Englisch und Französisch in einem Gymnasium, das sich in der Nähe befand. Zu dieser Zeit musste er eine unmittelbare Entscheidung fällen. Er war von einem Job gekündigt worden, fand aber sofort einen anderen. Obwohl dieses Haus etwa mehr als zwanzig Minuten von seiner neuen Arbeitsstelle entfernt war, sah er ein gutes Potential in dieser etwas vernachlässigten Immobilie. Er könnte es renovieren und etwas Profit machen, da dieser Vorort nur der eine von zweien war, wo Stadthäuser auf kleineren Grundstücken gebaut waren.
Der Agent für den Verkauf war über seine schnelle Entscheidung verblüfft. Pablo bevorzugte sofort die Privatheit dieses Hauses, das auf einer Seite an eine kleine Anglikanische Kapelle mit einem Kindergarten grenzte, und auf der Gegenseite zu einem ähnlichen Haus mit einem freundlichen Besitzer. Der Vertrag war schnell erledigt und unterschrieben. Er konnte in 14 Tagen einziehen. Sofort nach dem Einziehen begann er das Studio, welches ebenfalls vom Haupthaus getrennt war, einzurichten. Er installierte seinen Arbeitsplatz für seine gegenwärtigen Baustellenprojekte. Es gab aber noch einige, wo er versichert wurde, dass sie bald genehmigt wären. Er kaufte sich einen Computer und einen Drucker. Das Büro, wo er noch angestellt war, gab ihm einen Stahlschrank und einen Aktenschrank, die man abgeben wollte, da dort ebenso renoviert wurde. Er dachte, sollte er seine Arbeit verlieren, dann wollte er sofort auf ein selbstständiges Arbeiten als Architekt, vorbereitet sein. Er beendete seinen Drink und ging in sein Studio, wo er sein Protokoll für seine letzte Baustellenverhandlung prüfen wollte. Jetzt würde er auch noch dazu das letzte Protokoll fertigstellen.
Ein Artikel in der Tageszeitung über die Schauspielerin Juliet Prowse, die in Südafrika aufgewachsen war, erinnerte ihn an Ana. Beide Frauen waren brillante Persönlichkeiten, begabt, liebten das Leben, und teilten dasselbe Schicksal: Noch immer im besten Alter, an einer terminalen Krankheit der Bauchspeicheldrüse zu sterben. Der schrecklichste Krebs von allen, wie Ana ihm sagte, als sie ihr Testergebnis in der Hand hielt. Es traf ihn sehr hart, aber er versuchte ihre Gefühle, so gut wie er nur konnte, zu besänftigen. Sie zu lieben würde für sie wie ein Wundpflaster für die bevorstehenden schwierigen Tagen sein, aber er erinnerte sich noch an die Szene als Ana weinte nachdem sie sich geliebt hatten. Ihre Tränen bildeten ein Rinnsal auf ihren Wangen und tropften auf seinen Körper, erregten ihn, aber verursachten eine große Traurigkeit in ihm.
Er erledigte seine Arbeit, speicherte die Daten von allen seinen Ordnern auf einem äußeren Laufwerk, bevor er alle Ordner löschen würde und den Desktop Computer auf die Werkseinstellung zurücksetzte, zugleich mit dem Drucker. Es war unmöglich alle dieses Software Programme für ein faires Geld zu ersetzen. Außerdem konnte er sofort mit seiner Arbeit weitermachen. Er hatte seine Bücher sortiert und auch den Inhalt seiner Laden. Dies alles würde er dem Unternehmen, welches Versteigerungen von Büromöbel und Haushaltsgüter tätigt, überlassen. In einer Woche würden sie es abholen. Diese Art von Arbeit belastete ihn mehr als die Stunden die er auf Baustellen verbrachte.
Joe sandte ihm eine Nachricht auf seinen Computer. Sie sorgte sich um ihn, seit er sie vor einem Jahr besucht hatte. Sie war eine gute Freundin. Er würde ihre Nachricht beantworten, damit sie über seine Büroauflassung informiert wäre: „Die leeren Packkartone werden morgen geliefert. Ich werde eine intensive Woche mit dem einpacken meiner Habseligkeiten verbringen. Ich spreche mit die noch später“. Er goss sich noch einen Scotch-on-the-rocks in sein Glas, trank in großen Schlucken und ging zu Bett.
Die Auktioniere holten seine Büromöbel. Sein Studio war ausgeräumt. Mittlerweile reinigte er den verfliesten Boden und putzte die Fenster. Laut seinem Agenten sollten am kommenden Wochenende die ersten potentiellen Käufer erscheinen. Freitag räumte er die Küche auf. Carl telefonierte und kam auf Besuch. Er gratulierte Pablo für seine erfolgreiche Sanierung des Hauses, da er es ja über die Jahre, wo sie zusammen arbeiteten, verfolgen konnte.
„Du musst Pause machen, Pablo“, meinte sein Freund.
„Na gut, lass mich noch diese beiden Kartone zu meinem Auto tragen“.
„Ich helfe dir, lass mir eine Box“, sagte Carl und half mit der Box, die mit Bücher zum Verkauf angefüllt war. Er platzierte die Box in den Kofferraum von Pablos Auto.
„Ich muss sie zur Bibliothek beim Shopping Center bringen“.
„Ich kenne es“, sagte Carl. „Werden sie diese auch nehmen?“
„Ja, die Bibliothekarin sagte mir zu, aber ich muss sie alle hinbringen“.
„OK, viel Glück!“
„Danke Carl, ich brauche alles Glück das ich kriegen kann“. Pablo sperrte seine heruntergelassene Garagentor und das benachbarte Sicherheitsgitter zu. Dann gingen sie zu Fuß die Zwölfte Straße zum kleinen Shopping Centre hinauf. Auf einem reduzierten Maßstab erinnerte es an ein typisches Einkaufszentrum von Cotswold, in der Nähe Londons. Der Architekt wollte dies architektonisch in die existierende Struktur in einem harmonisch-gestaltetem ebenerdigen Gebäude, mit einer Anzahl von kleineren Geschäften, derart einbinden, damit die Atmosphäre des Dorfcharakters beibehalten wurde.
Die Stimmung der Teilnehmer bei Dr Noahs letzter Baustellenverhandlung war angespannt. Dr Noahs Vater äußerte sich über die eigenartigen Schuhe, die Joe, der Baumeister, aus praktischen Gründen, anhatte. Joe hatte sein letztes Budget präsentiert, welches durch die zuzüglichen Kosten, entstanden durch zusätzliche Forderungen des Bauherrn, erweitert worden war, wie das Wohnquartier für zwei Bedienstete und ein Weinkeller. Unglücklicherweise wurden die Details für den Übergang der Außenwände zu dem profilierten Metalldach – ein architektonisches Element welches auch technisch wichtig war – von Dr Noah als überflüssig abgetan. Er und Joe waren mit ihrem gemeinsamen Übereinkommen, öfters durch unprofessionelle Entscheidungen, in Pablos Rücken gefallen. Dr Noahs Ehefrau unterstützte Pablo, aber ihr Ehemann handelte energisch und Pablo wurde abgewählt. Es war bedauerlich eine sonst erfolgreiche und interessant gestaltete Baustelle auf diese Weise zu verlassen, aber Pablo spürte, dass Dr Noah kein Honorar mehr für die Bauüberwachung eines Architekten bezahlen wollte. Zweifelsohne hatte auch sein Vater damit etwas zu tun. Enttäuscht, seinen genehmigten Entwurf bis zum Ende nicht durchführen zu können, fuhr Pablo, der sich mit dem Kanzellieren seiner professionellen Arbeit, um sein volles Honorar betrogen fühlte, gleich nach der Verhandlung nach Hause. Das letzte Kapitel in seinem Buch über seine Südafrikanischen Erfahrungen war geschrieben. Sein Freund, Carl, sprach am mobilen Telefon mit ihm und lud ihn zu einem Diner, im griechischen Restaurant in den ‚Firs, in ‚Rosebank‘ ein. „Gleichzeitig möchte ich Dir eine Freundin vorstellen, die meine Bücher macht. Sie ist Griechin und könnte dir vielleicht mit einigen Ratschlägen behilflich sein“.
„Danke Carl, das ist sehr aufmerksam von dir“.
„In Ordnung, weißt du wo das Restaurant sich befindet?“
„Ja, wir waren dort einmal auf einen Drink“.
„Sei einfach pünktlich, OK?“ Carl lachte.
„Ich werde es ganz bestimmt sein“.
Die Fahrt nach Rosebank dauerte nur zehn Minuten. Der sympathische mehrgeschossige Shoppingkomplex war an eine Parkgarage angeschlossen. Durch einen gläsernen Windfang gelangte man direkt zur ersten Geschäftsetage. Rolltreppen vernetzten die Geschosse. Das Restaurant war auf derselben Etage wie das Italienische Restaurant und das bekannte ‚Xclusive Books‘ Geschäft. Pablo betrat das griechische Restaurant, welches eine angenehme Atmosphäre mit einer niederschwelligen Beleuchtung hatte. Die feierfreudige Musik im Hintergrund verriet sogleich die Herkunft des Eigentümers, wenn man das Eingangsschild übersehen hatte. Carl erblickte Pablo, der sich noch mit seinem Sehen nicht an das gedimmte Licht gewöhnt hatte, und begrüßte ihn schon von der Entfernung. „Darf ich dich mit meiner Freundin Helen bekannt machen, die griechischer Herkunft ist?“
„Schön dich zu treffen, Helen“. Pablo nahm ihre Hand und setzte sich dann neben ihr nieder. Carl erhob sein Glas und alle Gäste hoben ihre Gläser. „Ich feiere dieses Zusammensein mit Euch, wie jedes Jahr, aber diesmal etwas früher. Mein Freund, Pablo, wird in kurzer Zeit Afrika hinter sich lassen und nach Europa abreisen. Er war einer meiner Lieblingsarchitekten, der für unser letztes Projekt für Dr Noah verantwortlich war. Er hat mich als seinen Bauingenieur eingesetzt. Prost und gute Gesundheit! Obwohl wir ein etwas auf und ab mit Dr Noah hatten, hat sich der Entwurf und die fast fertiggestellte Erweiterung als hervorragend erwiesen! Herzliche Glückwünsche Pablo!“
„Danke Carl. Ich fühle mich mit diesem Diner sehr geehrt. Bitte schicke mir die Rechnung damit ich diese dem Klienten zur Bezahlung vorlege. Sicherlich hatten wir ein exzellentes Team und zeitweise waren die Umstände sehr herausfordernd. Alles Gute für euch alle! Gesundheit!“ Das Eis war gebrochen und wir unterhielten uns prächtig. Der Wein floss in Strömen. Carl war immer ein exzellenter Gastgeber und die Zusammenarbeit mit ihm eine werte Erfahrung. Für einen Architekten war ein besonderer Bauingenieur, einer der sein Herz für gute Designideen offenhielt. Er hatte die menschliche Größe dass seine strukturellen Ideen, nicht nur vom planenden Architekten absorbiert, sondern stets durch seine positive Mithilfe, in den endgültigen Entwurf sehr leicht integrierbar waren Er kümmerte und sorgte sich um das Gesamtbild der Projekte, da er Architekten und den Prozess um das Entwerfen verstehen konnte.
Spät in der Nacht als alle gegangen waren, saß Pablo mit Carl zusammen und Lud ihn auf ein Abschiedstrunk in einer nahen Bar ein. „Lass mich wissen wie es geht“, meinte er.
„Natürlich werde ich das. Ich habe noch zwei Wochen um auf die Selektion der potentiellen Hauskäufer zu warten“.
„Wenn du etwas brauchst, lass es mich wissen“.
„Ja, werde ich, Carl. Ich sehe dich wieder spätestens in zwei Wochen“.
„Trinken wir noch einen Espresso, bevor wir nach Hause fahren“. Sagte Carl.
„Gute Idee, etwas zu ernüchtern“.
„ja, aber in dieser Gegend ist es nicht gefährlich. Leere Straßen und keine Polizei“. Carl lachte auf.
„In der Tat, aber besser auf sicher gehen als leidtun“.
Während seines Fluges von Joburg via Dubai nach Athen pendelten seine Gedanken zwischen den goldenen Zeiten, die er das letzte Mal genossen hatte, und was ihn nun erwartete. Das letzte Mal feuerte seine Muse seine Vorstellungskraft an. Sein Blut kochte jedes Mal als sie sich trafen. Im Ganzen waren es 21 Tage in Liebe. Und so waren auch seine unmittelbaren Verse darüber.
Seine Zweifel, dass er dieses Mal die Stadt nicht mögen würde, verschwanden bereits als die kurz quietschenden Reifen des Jumbo-Fahrgestells auf die Betonlaufbahn des Athener internationalen Flughafens auf setzten. Er wartete auf sein Gepäck, stapelte es auf einer Handkarre und schob diesen zu einem Taxistand. Sobald der Fahrer an der angegebenen Adresse ankam, sagte er ihm er solle warten, während er mit dem Hausherrn sprechen wollte. Als er in der Halle den Hausherrn, wie ursprünglich vereinbart, nicht antraf, ging er zum Taxi zurück und fragte ihm dass er den Hausherrn für ihn anrufen sollte. Der Sohn des Hausherrn entschuldigte seinen Vater, der erst morgen ab 10:00 Uhr kommen könnte. Pablo war verärgert dass die Kommunikation mit dem Vermieter der Wohnung so beschwerlich war. Nun, Joe hatte diesen Vermieter ursprünglich ausgesucht. Verdammt! Jetzt musste nun ein Zimmer für die Nacht in einem Hotel in der Nähe buchen. Er kannte ein Mittelklasse Hotel wo ihn die Geschäftsleitung kannte. Tatsächlich, die Rezeptionistin erkannte ihn und konnte ihm ein Zimmer zuweisen. Er zahlte das Taxi und brachte sein Gepäck auf sein Zimmer. Nachdem er das Notwendigste ausgepackt hatte, ging er zur Bar im Erdgeschoss und bestellet einen Scotch. Nina, die Rezeptionistin, die auch die Bar bediente, unterhielt sich mit ihm über alte Zeiten mit lustigen Anekdoten über einige Gäste. Besonders amüsant war die Geschichte über eine Frau aus der Schweiz, die glaubte dass sie auf der Fährte war ‚Athenas Gold‘ zu finden, den Schatz, der angeblich unter der Akropolis versteckt war. Als er schläfrig wurde, verließ er die Bar und ging auf sein Zimmer.
Am nächsten Morgen bestellte Nina ein Taxi und er kam rechtzeitig zum nördlichen Teil von Glyfada. Der Vermieter wartete schon vor der Eingangstür zum Wohngebäude. Sein Name war Jack, ein kräftiger Mann, der seine Koffer nahm und sie in den ersten Stock hinauftrug. Er entschuldigte sich dass er gestern wegen eines Familienproblems nicht kommen konnte. Er zeigte Pablo die Wohnung und erklärte die Handhabung der Elektrogeräte. Pablo überzeugte sich das alles funktionierte. Der Kühlschrank und das TV funktionierten beim Einschalten. „OK Jack, scheint alles in Ordnung zu sein“.
„Ja, ich habe alles selbst geprüft“.
„Wo ist das nächste Einkaufszentrum?“
„Ich nehme dich dorthin mit. Du wirst sehen es ist auch zu Fuß nur eine kurze Entfernung“.
„OK, danke!“ Jack nahm Pablo in seinem Auto mit. Der nördliche Teil des Zentrums endete hier. Pablo bedankte sich. Er ging sofort zu einem Kiosk und wollte eine SimKarte für sein mobiles Telefon. Der freundliche Besitzer installierte ihm die Karte. Er rief sofort Jo an. „Willkommen in Glyfada, Pablo!“
„Danke“.
„Wo bist du?“ Sie war enthusiastisch.
„Ich bin in einem Shopping Centre in der Nähe des Hondos Zentrums.
„Oh, aha. Bist du mit deiner Unterkunft zufrieden?“
„Als ein temporärer Unterschlupf ist es in Ordnung“.
„Lass uns morgen treffen, ich hole dich um 11:00 ab“.
„Ja, passt mir. Ich freue mich dich zu sehen“.
„Ich mich auch“. Jo beendete das Gespräch.
Dieser Standort für einen temporären Verbleib war nicht so übel, wenn man die Mieten in diesem vornehmen Vorort vom Süden von Athen in Betracht zieht, in der Nähe von der Riviera Athens mit dem zentralen Teil von Voulagmeni. Pablo erfreute sich an einem Bummel entlang diesem Stadtteil, den er nur von einem kurzen Aufenthalt im Blue Clouds Hotel vor einem Jahr kennengelernt hat. Die meisten Leute sprachen auch Englisch hier, da viele der Bewohner eine höhere Erziehung genossen hatten und erfahrene Reisende waren. Außerdem war bei der Jugend der Trend aufgekommen Englisch zu lernen, im Ausland zu studieren, und viele hatten Verwandte in der USA, außerdem war English die erste Sprache der Kommunikation. Als er von seinem Spaziergang zurückkam, verspürte er Hunger und ging zum Hondos Centre. Er erinnerte sich an ein Café am obersten Stockwerk mit einer Panoramaaussicht über den Yachthafen von Glyfada. Der größte Teil des Erdgeschosses war, mit allen erdenklichen Parfummarken, ein Traum für jede Frau. Viele lokale Frauen und Touristen tummelten sich hier um von Sonderangeboten Gebrauch zu machen.
Im Mittelteil des Erdgeschosses wartete eine Schlange von Besuchern auf einen der zwei Aufzüge. Am obersten Geschoss angekommen musste man durch das Buchgeschäft durchgehen um zum Café-Restaurant zu gelangen. Im Buchgeschäft gab es griechische und englische Bücher, aber auch viele Sprachbücher für Touristen. Man konnte Taschenbücher in Türkisch, Russisch, in slawischen Sprachen, und auch in Chinesisch erwerben.
Bei der Selbstbedienungstheke wurde im ersten Teil ein Tagesmenu angeboten, aber weiter vorwärts auch Kuchen und Kaffee. Pablo verlangte einen Obstkuchen und einen Espresso. Er hatte noch keinen Geschmack für griechischen Kaffee entwickelt, verwendete aber einige griechische Wörter die er von den Bezeichnungen ablas. Die Serviererin lächelte ihn an, als er ein paar Wörter in Griechisch verwendete, und schnitt ihm ein extra großes Stück von einem Mandel-Marillen Kuchen ab. „Efharisto“, bedankte er sich und sie antwortete „Parakalo“. Das waren seine ersten meist verwendeten Wörter für Danke und Bitte, die er schon beim Besuch seiner ‚Griechischen Muse‘ gelernt hatte. Er setzte sich zu einem Fensterplatz, wo er schon mit Ana einen Kaffee getrunken hatte. Sie waren verliebt und Pablo benützte sein unliniertes Taschennotizbuch um Anas Profil zu skizzieren, wann immer er eine Gelegenheit hatte sie zu treffen. Einmal als Ana neugierig über seine Skizzen war und sie ihm das Notizbuch mit einer schnellen Bewegung entwendete, rief sie aus: „Das bin nicht ich!“
„Natürlich nicht“. Erwiderte er. „Es ist keine photographische Reproduktion deines Gesichtes. Es hat deine charakteristischen Gesichtszüge, aber so wie ich sie sehe. Außerdem …“ er pausierte, „…dein Inneres strahlt durch“. Er lächelte. Ana sah ihn mit ihren dunklen Augen an und er verspürte das Feuer ihrer Passion das in sein Wesen einstrahlte. Er lehnte sich zu ihr und küsste sie. Zärtlichkeit war eine ständige Begleiterin zu ihrer ungewöhnlichen und oft stürmischen Beziehung. Pablo war erstaunt wie sein Dasein in ihrer Präsenz zu schmelzen begann, als sie sein Herz in ihren Händen hielt und es sanft streichelte. Ana lächelte und Pablo konnte ihre Gedanken lesen: Pablo der Künstler, der Rilke, den Poeten gelesen hat.
Seine Augen flogen über den Yachthafen wo eine Vielzahl von Booten in geordneter Reihenfolge verankert war. Dies war schon vor Jahren so, als wären die Segelboote nie benützt worden. Die meisten wohlhabenden Griechen konnten sich ein Boot leisten, außerdem gab es eine langbestehende Tradition von Seefahrern. Geschichten über Onassis tauchten in seinem Kopf auf, der seine Freiheit im Mittelmeer auf seiner Luxusyacht ‚Christina‘ genoss. In der Nachmittagssonne glänzte das Meer und die wellenspitzen funkelten wie Diamanten. Das Meer wechselte seine Farbe, jedes Mal wenn ein Boot vorbeisegelte, mit den Sonnenstrahlen in den Segeln eingefangen. Die Palmen bewegten sich wie große Fächer in der aufkommenden Brise.
Etwas aufgewühlt regte er sich, erhob sich spontan und ging zum Aufzug. Der Geschmack von Mandeln war noch auf seinen Lippen. Eine junge Frau stieg hinter ihm in den Lift. Er lächelte sie an. Im Erdgeschoss umgab ihn der Hauch von verschiedenen Parfums das sich anfühlte wie eine Wolke von himmlischen Schönheiten die um eine Umarmung wetteiferten. Er ging durch einen kleinen Park zur Station der Straßenbahn und besorgte sich eine Seniorenkarte. Athen war wirklich sozial generös, da sie den halben Preis für eine Karte, im Vergleich zu allen anderen europäischen Ländern, verlangten. Er holte sein Notizbuch heraus und schrieb seine Eindrücke nieder, als er das erste Mal, nach einem Jahr, in das Stadtzentrum fuhr. Obwohl die Tram ungefähr 40 Minuten dazu benötigte, erfrischte er gleichzeitig seine Erinnerung an die Namen der Stationen auf, wobei viele an einer Orthodoxen Kirche vorbeiführten. Dann natürlich, als die Tram eine scharfe Linkskurve nahm, sah er die Reste der riesigen Säulen, die den Tempel des Olympischen Zeus begrenzten. Sein mobiles Telefon piepste. „Hallo Jo“.
„Wo bist du?“
„In der Tram, komme bald am Syntagma Platz an“.
„Aha, das ist großartig. Erinnere dich dass wir uns treffen wollten“.
„Ja, natürlich. Kannst du in den Plaka kommen? Wir könnten etwas essen gehen“.
„Nun, es ist der siebente…“
„Ja, was heißt das?“
„An ungeraden Tagen ist mir erlaubt in die Stadt zu fahren“.
„OK. Wir können uns in drei Stunden treffen. Ich möchte zur Akropolis hinaufgehen“.
„Aha, ja, dein Lieblingsweg?“ Jo wusste über seine Muse, Ana. Jedoch, er hatte ihr keine Details erzählt, aber sagte ihr dass sie über Ana in seinen publizierten E-Books darüber lesen konnte.
„Wirklich?“
„Ja, wir werden uns später verständigen, Jo, OK?“ Seine Gedanken waren schon bei seinem Aufstieg zur Akropolis.
„Ja, gut, wir werden das“. Jo hängte auf.
Als die Tram bei der Haltestelle zum Olympischen Zeus anlangte, entschied sich Pablo auszusteigen, um die traditionelle Route zu nehmen, die er mit Ana einst gegangen war, wann immer sie sich trafen. Als er sich der Amalias Straße näherte, blickte er zur beeindruckenden Akropolis hinauf. Der Parthenon schien unverändert, im gleichen Glanz als er ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Aber etwas von seiner luziden Eigenschaft, die er erlebte als er mit Ana zusammen ging, war verblasst. Er ging entlang Amalias Straße und bog bei der Büste von Melina in die Dionysion Areopagitou Straße – diesen Namen musste er wiederholt nachlesen, um sich die Schreibweise einzuprägen – und vorbei am großartigen ‚New Acropolis Museum‘, einer exzellenten kontemporären Architektur. Er hatte dieses Weltklasse Museum feinster antiker Artefakte von der Eröffnung an, mehrere Male besucht. Der schmale Pfad der zum Herodes Attikus Theater hinaufführte, lag zu seiner Rechten. Die Holzbank bei der Natursteinwand war noch immer da. Ana hatte mit ihm hier einige Zeit geruht und sie sinnierten über seine Faszination mit der Akropolis. „Ich werde heute nicht hinaufgehen“, sagte sie
„Warum nicht?“ erwiderte er.
„Es ist zu viel für mich“. Er war enttäuscht, aber sie war zumindest hier mit ihm. Er drehte sich zu ihr. „Nun, dann lass uns einen abgelegenen Platz finden, wo ich dich intimer küssen kann“. Ana seufzte und stand auf. „Komm“, sagte sie und nahm seine Hand. Sie ging mit ihm auf die Eingangsterrasse des Herodes Attikus Theaters hinauf, eine kurze Entfernung zum Kartenbüro für die Akropolis. Eine kleine Gruppe von jungen Bäumen bot ihnen eine gute Privatsphäre. Er küsste sie. Sie küsste ich zurück. Er wurde erregt und seine Energie und Virilität sprang auf sie über. She wurde erregt und seufzte als er sie berührte. Durch seine intimen Berührungen erlebte sie ihre Klimax, während er noch immer eine Erektion hatte. Er war zärtlich mit ihr und sie genoss den süßen Augenblick. Er wollte sie und sie wollte ihn. Es begann zu nieseln. Sie hielten inne, und als sie Kleidung arrangierten fühlten sie sich wie zwei junge Liebhaber während ihrer Studentenzeit. Ana bemerkte dies zu ihm zuerst und sie mussten beide lachen. Sie nahm seine Hand. „Komm“. Als er unter den Bäumen hervortrat richtete sich sein Blick aufwärts. Der Giebel des Parthenontempels war sichtbar von hier. „Wunderschön“, sagte er und sie teilte seine Emotion.
Ana beeilte sich plötzlich auf den abfallenden Weg nach Anafiotika. Auf einem kleinen Vorsprung blieb sie stehen. Die Stadt Athen lag ausgebreitet unter Ihnen, eine Agglomeration von weißen Würfeln und Formen, erinnerte ihn an einen Strand mit Kieselsteinen. Etwas weiter hinunter war eine weiße Kapelle, wo sie wieder anhielten. Ana öffnete die Eingangstür. Drinnen betete eine ältere Frau, in schwarz gekleidet, bei der Ikone einer Madonna mit Kind. Ana sah zur kleinen lieblichen Kuppel hinauf. Pablos Gedanken waren mit seiner Liebe zu ihr beschäftigt, die zusammenkamen und ihre Herzen zur kleinen Kuppel aufwärts schweben ließen, wo der Himmel dargestellt war. Er spürte dass Ana Gedanken über ihre Union hatte, die sie in dieser kleinen Kapelle, am Fuß der Akropolis, aktivieren wollte. Als ob sie wünschen würde mit ihm ein Leben lang zusammenzubleiben. Dann nickte ihm Ana zu und sie verließen die Kapelle, mit einem glücklichen Gefühl, gereinigt von negativen Geschehen, mit dem Blick auf vorwärts, in eine großartige Zukunft gerichtet. Poet und Poet, wie sie sagte. Künstler und Künstler, schloss Pablo ab.
Für drei Jahre ging er diesen Weg, sakral für sie. Doch bei seinem letzten Besuch benahm sich Ana anders, beinahe ablehnend. Ihr Treffen war kürzer und sie forderte mehr Privatheit und mehr Zeit für ihre Familie, die sie, wie sie bemerkte, sehr vernachlässigt hätte während der intensiven Jahre mit Pablo. Sie glaubte dass er sie besitzen wollte und sie zu seinem Sexsklaven unterwerfen wollte. Überhaupt doch nicht. Pablo hatte niemals solche Intentionen. Er verehrte ihre Poesie, teilte mit ihr gemeinsame Interessen in Literatur, und unterhielt gute und fruchtbare Diskussionen über die Nobel Laureaten der Dichtkunst. Sie nahm Pablos Hände in ihre, und Pablo umarmte ihr Sein, verschlang sie physisch und verschmolz leidenschaftlich mit ihrer Seele. Fühlte sie dies nicht? Sicherlich musste sie es gefühlt haben, da sie ihn mit ähnlicher Leidenschaft zurückliebte. Aber dann, wie kam es dass sie sich plötzlich verändert hatte?
Pablo bekam ihre Antworten als er sie zum letzten Mal in Athen sah. Sie hatte ihn ermuntert in ihrem Ferienplatz am Meer zu bleiben. Da könnte er schreiben und zeichnen. Dies war eine kreative Zeit für Pablo, und Ana erfreute sich an seiner Poesie die er für sie schrieb. Liebesgedichte, die Pablo als seine besten Poeme bezeichnete. Aber Ana war krank und sie litt. Pablo fühlte als würde er in einen Abgrund von unendlichem Schmerz fallen, und einer plötzlichen Entziehung ihres süßen Zusammenseins. Sie wurde – als seine andere Hälfte – von ihm abgeschnitten, ein zusammengewachsener Zwilling vom Skalpell eines Chirurgen getrennt, und sie war das Opfer für sein weiterleben. Die Zeit damals als er nach Joburg zurückfliegen musste, fühlte es sich für ihn so an, als wäre eine Tonne Ziegel auf ihn gefallen.
Es war September. Als er von ihrer Tochter die Nachricht ihres Todes erhielt, hat es ihm so hart getroffen dass er weinte und schluchzte, als ob der Teil seines Lebens von ihm weggenommen wurde, der ihm seine Welt bedeutete. Seine Emotionen überwältigten ihn erneut, als er zum Aerides Monument hinunterkam. Er ging rechts zu dem Teil der Plaka, wo das kleine Café-Pizzeria und Restaurant situiert war, welches für seinen Stammplatz gewählt hatte.
Er blieb ein paar Mal stehen, als er die leicht gewundene Adrianou Straße entlangging, das seinen natürliche Gestaltung seit der Antike nicht mehr verändert hatte, um zu Atem zu kommen. Als er sich wieder gesammelt hatte, bog er in die Kidathineon Straße ab, die er gut kannte, wo er bei Brettos, der bunt beleuchteten Cocktail bar vorbeiging. Er kam beim Eiscremegeschäft des freundlichen Griechisch-Amerikaners vorbei, der ihm jedes Mal die Neuigkeiten von Stadt und Land bekanntgab. Dann bog er nach rechts in die Farnaki Straße ab, Die Trattoria, die er viele Male besucht hatte, war am Ende der Straße, und grenzte an den Filomousou Eterias Platz. Sein mobiles Telefon rührte sich. „Hallo Pablo“. Es war Jo.
„Wo bist du?“
„Ich bin bei Brettos“.
„Gut. Komm ein bisschen weiter zum Café an der Ecke, sofort rechts in die Farnaki Straße. Ich komme an die Ecke und warte auf dich“.
„OK“. Pablo wartete beim Café und studierte das Menu, welches auf einem Pult am Gehsteig, wie es in der Plaka üblich war, ersichtlich war. Er sah Jo. Sie hatte einen eigenartigen Gang durch einen behinderten Fuß, aber sie bewältigte es gut. Er winkte ihr und sie winkte zurück. Er nahm sie in seine Arme und küsste sie. „Dies ist ein super Platz, Pablo, und ich hatte Glück einen nahen Parkplatz von hier zu finden“.
„OK. Lass uns zur Trattoria gehen, es ist gleich nebenan, siehst du es?“
„Ja, es sieht wie eine echte griechische Taverne aus“.
„Es ist sehr besonders, da sie griechische und italienische Speisen kochen. Du wirst sehen“.
Takis, der kurz-gewachsene Ober ging aufrecht, mit einer leichten rückwärts gebogenen Gang, sah Pablo kommen und begrüßte ihn. Pablo stellte ihm Jo vor. Sie schüttelten sich die Hände und sprachen einige Wörter in Griechisch. Spiros, der Ober der gebückt ging, brachte einen Brotkorb und Pablos Lieblingswein in einer Karaffe. Er begrüßte ihn auf Griechisch, und Pablo grüßte auf Italienisch zurück. Spiros bedankte sich für sein Kommen. „er war längere Zeit in Italien“, sagte Pablo zu einer erstaunten Jo. Pablos Kommentar über die beiden Ober brachte Jo zum Lachen. Das Eis war gebrochen. Sie küssten sich.
Das Essen war hervorragend: Karpathos Ziege, Röstkartoffel und Gemüse. Spiros brachte eine neue Karaffe Wein und sprach wieder Italienisch „Ich wusste nicht wie gut du Athen kennst“, sagte Jo.