Liebe Freunde des unterhaltsamen Horrorfilms,
wir melden uns zurück. Obwohl wir eigentlich gar nicht weg waren.
Ehrlich. Okay, vielleicht ein kleines bisschen. Aber auch nur, weil
es letztes Jahr kein Jahrbuch von Horrormagazin.de gab. Trotzdem
haben wir weitergemacht, ganz gleich ob Irritation, Konjugation
oder Prokrastination. Eine verrückte Zeit. Aber wem erzählen wir
das. Wichtig ist eigentlich nur, dass wir wieder tief in unserer
Kiste der Filmkritiken gekramt haben. Das Ergebnis sind 25 Filme,
die man entweder anschauen oder vergessen sollte. Einen
entsprechenden Hinweis haben wir jeweils als kleine Hilfe unter dem
Punkt "Das Urteil" angebracht.
Der Name unseres diesjährigen Kompendiums setzt sich aus dem
spannenden Horrorthriller „Quiet Comes the Dawn“, der schrägen
Zombie-Komödie „Zombieworld – Welcome to the ultimate Zombie Party“
und dem wunderbaren Mystery-Streifen „We Have Always Lived In The
Castle“ zusammen. Herausgekommen ist eine kleine aber feine
Kollektion, wie sie in Corona-Zeiten nicht besser klingen könnte:
„Quiet Party In The Castle“. Viel Spaß damit!
Möglich gemacht haben dieses E-Book ein paar ganz besondere
Menschen. Nämlich unser Redaktionsteam von Horrormagazin.de - es
bestand 2019/2020 aus Andreas Harms (Martin Riggs), Michael Derbort
(Angus Sc.), Michael Hahn (Rick Deckard), Constantin Jacob (Cotton
Weary), Walter Truck (Alptruck) und mir (Ash Williams).
Herzliche Grüße
Janko Sebök
Mitgründer und Herausgeber
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Rob Zombie schickt seine Mördergang ein drittes Mal in die
Blutspur.
Totgesagte leben länger. Der berühmt berüchtigte Firefly-Psychopathen-Clan geht wieder auf Mördertour. Rob Zombie liefert nach 14 Jahren eine gelungene, wenn auch unnötige Fortsetzung seiner Meilensteine "Haus der 1000 Leichen" und "The Devil’s Rejects".
Wer hätte das gedacht? Die letzten Mitglieder der psychopathischen
Firefly-Sippe, Otis (Bill Moseley), Captain Spaulding (Sid Haig)
und Baby (Sherri Moon Zombie), haben den Kugelhagel der Polizei am
Ende von "The Devil’s Rejects" überlebt. Die drei schmoren seitdem
im Knast.
Von Läuterung ist jedoch keine Spur. Im Gegenteil, vor allem Baby ist seither deutlich durchgeknallter. Vorzeitige Bewährung? Abgelehnt. Bei einem Arbeitseinsatz außerhalb der Gefängnismauern gelingt Otis dank seines Halbbruders Winslow auch bekannt als "Midnight Wolfman" (Richard Brake) nach zehn Jahren die Flucht. Klar, dass die beiden auch Baby rausholen wollen.
Das Traurige gleich vorweg: Aufgrund seiner schlechten
gesundheitlichen Verfassung konnte Sid Haig nicht wie eigentlich
geplant eine der Hauptrollen in "3 From Hell" übernehmen. Auf den
sympathischen Killerclown müssen seine Fans leider verzichten. Für
einen kurzen Auftritt hat es aber gereicht und der Charakter wird
"gebührend" verabschiedet. (Sid Haig ist schließlich am 21.
September im Alter von 80 Jahren verstorben.) Regisseur und Autor
Rob Zombie war gezwungen, kurzfristig zu improvisieren und hat den
Otis-Halbbruder Winslow Foxworth Coltrane aus dem Hut gezaubert,
gespielt von Richard Brake.
Das funktioniert tatsächlich gut. Brake – der bereits in Zombies
"Halloween 2" und "31" spielte – reiht sich mühelos und überzeugend
in den durchgeknallten Psycho-Reigen ein. Daneben spielt Bill
Moseley Familienoberhaupt Otis gewohnt furios. Zombies Ehefrau
Sherri Moon dagegen ist der Schwachpunkt des Trios. Ihre im
Vergleich zu den Vorgänger-Filmen noch einmal deutlich gesteigerte
Verrücktheit ist meist einfach nur anstrengend und nervt
schnell.
Wie immer bei Zombies Charakteren gilt: Es gibt kein gut oder böse,
nur verschiedene Stufen von böse. Jede Figur ist mehr oder weniger
kaputt und getrieben. Die Schauspielerei bewegt sich hart an der
Grenze zur Parodie. Leider fehlt es den "3 From Hell" an einem
passenden Gegenspieler, wie es ihn in "The Devil’s Rejects" in Form
des großartigen William Forsythe als Sheriff Wydell gab. Kultstar
Dee Wallace als Gefängniswärterin und Jeff Daniel Phillips als ihr
Boss machen ihre Sache zwar gut, verschwinden aber auch schnell
wieder aus der Handlung.
Die hat nicht viel zu bieten und ist sehr episodenhaft, ein
richtiger Spannungsbogen fehlt. Auch das Ende, das an Sam
Peckinpahs "The Wild Bunch" erinnert, ist ziemlich
spannungsarm.
Inszenatorisch knüpft "3 From Hell" direkt an "The Devil's Rejects"
an. Vom übernatürlichen, kruden Horror, den es noch in "Haus der
1000 Leichen" gab, ist auch hier keine Spur. Die Bilder sind rau,
dreckig und grobkörnig. Sie erscheinen fast dokumentarisch,
eingestreute TV-Nachrichten verstärken diesen Eindruck zusätzlich.
Daneben gibt es Zombie-typische Verfremdungseffekte wie Standbilder
oder Zeitlupen. Obwohl der Film eigentlich in den 80ern spielt,
haben Zombie und sein Team einen überzeugenden 70er-Look
erschaffen. Dennoch lässt der Regisseur wie bei all seinen Filmen
einiges an handwerklicher Qualität vermissen. Vieles ist zu
verwackelt und unübersichtlich. Zudem kommen die Bluteffekte oft
aus dem Computer, was ihnen viel von ihrer Wirkung nimmt.
Insgesamt ist "3 From Hell" ein Film, der vor allem Fans der Reihe gefallen wird. Wer den menschenverachtenden Gräueltaten der Fireflys bisher nichts abgewinnen konnte, wird seine Meinung hier nicht ändern. Wirklich nötig war der Nachklapp nach dem gelungenen Ende von "The Devil's Rejects" aber eigentlich nicht.
"3 From Hell" ist völlig zu recht ab 18 Jahren freigegeben. Wie schon sein Vorgänger ist der Film zynisch, menschenverachtend und äußerst brutal. Laut Studiocanal läuft in Deutschland die R-rated-Version, zumindest in den USA soll es fürs Heimkino auch eine Unrated-Fassung geben. Der Film erscheint am 21. November 2019 auf DVD und Blu-ray.
Durchaus würdige (aber eigentlich unnötige) Fortsetzung mit
einigen Schwächen.
4 von 5 Sterne (Rick Deckard)
Regie: Rob Zombie
Jahr: 2019
Land: USA
Verleih: Studiocanal
https://www.horrormagazin.de/filmdatenbank/three-from-hell/
Glück dem, der seinen Kopf verliert.
Der Besuch der alten Dame: Eine Geistershow nimmt sich dem Fluch der toten Lilith Ratchet an und lässt die Verstorbene auferstehen. Die blutigen Konsequenzen lassen nicht lange auf sich warten.
Alice und ihre Freundin Lauren entdecken in einem Esoterikladen
einen geheimnisvollen Schrumpfkopf, den sie vorsichtshalber klauen.
So richtig wissen sie jedoch nicht, was sie damit anfangen sollen
und bringen das gute Stück dem Paranormal-Experten Hunter Perry.
Die Geschichte von Lilith Ratchet, die einst als frustrierte
Ehefrau ihren Mann beim Fremdgehen erwischte und dafür selbst
geköpft wurde, begeistert Perry. Um die Klickrate seiner Webshow zu
steigern, will er den Fluch der Lilith Ratchet live während einer
Party beschwören.
Ernst nimmt das Spiel niemand – ein Fehler. Denn schon bald geistert die alte Lady mit Gichtfingern und in gut gekleideter Robe durch die Stadt. Nachdem die ersten Leichen auftauchen, wird allen Beteiligten bewusst, dass der Poltergeist einen blutigen Plan verfolgt. Nur das Köpfen einer anderen Person kann das grauenhafte Treiben stoppen. Freiwillig melden will sich allerdings niemand.
Es gibt B-Filme, die machen Spaß, weil sie so sind, wie sie sind.
Allerdings hatte Regisseur Eddie Lengyel offensichtlich nicht
einmal diesen Anspruch an seine kleine Schauermär. Dem Drehbuch
kann man dabei nicht unbedingt einen Vorwurf machen. Die recht
simple Story folgt zwar dem klassischen Muster und bedient alle
Regeln, ist dabei aber zumindest stringent. Ein alter Fluch, naive
Jugendliche und eine rachsüchtige Lady, die nicht aufhört zu
morden, bis sämtliches Blut vergossen ist. Eine Storyline, die
schon öfters verfilmt wurde, aber nicht zwangsläufig schlecht sein
muss.
Denn der wahre Horror entsteht durch die Inszenierung. Wäre der
Spuk mit einer Prise Selbstironie versehen, hätte sich "American
Poltergeist" für ein lustiges Trinkspiel geeignet. In jeder Szene,
in der die Schauspieler eigentlich in Wut, Trauer oder Angst
ausbrechen und in Tränen aufgelöst sein sollten, fehlt es nämlich
an: Tränen! Ob es an der mangelhaften Qualität des Personals liegt
oder an harten Budgetkürzungen, ist nicht überliefert. Tatsache
ist, dass die Qualen der Hauptdarsteller in ihrem Spiel sich direkt
auf den Zuschauer übertragen – und das nicht im positiven
Sinne.
Gleiches gilt auch für die Dame Ratchet, die als titelgebende Figur schon auf dem Cover die Marschrichtung vorgibt. Mit erhobenen Krallenhänden und gespitzten Zähnen wandelt sie durch Flure, Kellerräume und Badezimmer und bleibt dabei stumm, mechanisch und keineswegs gruselig. Mehr Charakterstärke lässt sich in dem ruhelosen Geist nicht ausmachen.
Der Film kommt in ungekürzter Version ins Heimkino und ist mit einer FSK-Freigabe ab 16 Jahren versehen. Blut und Schockeffekte wurden bei der Inszenierung offensichtlich vergessen, was die FSK etwas überhöht wirken lässt.
Hier werden Zuschauer und Figuren gleichermaßen verflucht:
Diesem Poltergeist fehlt es an jeglicher
Grundausbildung.
1 von 5 Sterne (Cotton Weary)
Regie: Eddie Lengyel
Jahr: 2018
Land: USA
Verleih: Lighthouse Entertainment
https://www.horrormagazin.de/filmdatenbank/american-poltergeist-the-curse-of-lilith-ratchet/
Trend verpasst: Schick im Strick ist längst aus der Mode.