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Vollständige eBook-Ausgabe der Hardcoverausgabe
Text-Copyright © 2020 by David Edmonds & Bertie Fraser
Originaltitel: Undercover Robot: My First Year as a Human
Die Originalausgabe ist 2020 im Verlag Walker Books Ltd, London, erschienen.
© der deutschsprachigen Ausgabe 2021 arsEdition GmbH, Friedrichstraße 9, D-80801 München
Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten
© Text: David Edmonds und Bertie Fraser
Übersetzung: Henriette Zeltner-Shane
Covergestaltung: Grafisches Atelier arsEdition unter Verwendung des Originalcovers
Jacket/Cover Illustration © 2020 Chris Jevons
Reproduced by permission of Walker Books Ltd
ISBN eBook 978 - 3-8458 - 4401-5
ISBN printausgabe 978 - 3-8458 - 3965-3
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Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.
Für Misha und Sasha,
Saul und Isaac
Wir danken unserer Agentin Veronique Baxter, weil sie das großartige Team bei Walker Books für uns gefunden hat: Emma Lidbury, Gráinne Clear und Denise Johnstone-Burt.
Cover
Titel
Impressum
Widmung
1. Erster Schultag
2. Regeln für zu Hause
3. Versprechen, Versprechen(Oder: »Ins Fettnäpfchen treten«)
4. 2 Sekunden zu spät
5. Klostreik und Regelverletzung
6. Strafe und Androiden-Animation
7. Die Kunst des Schenkens
8. Glückseligkeit
9 . Die große Fake-Nummer
10. Faire Chance
11. Ein Bär ist los
12. Meine beiden Ichs
13. Preise für alle
14. Sein oder Nichtsein
Über die Autoren
Anmerkungen
Als ich durchs Schultor ging, warf ich noch einen Blick zurück auf den Menschen, der den Knopf gedrückt hatte, um mich zum »Leben« zu erwecken. Ich nannte ihn »Papa«, und er machte noch 13 Fotos von mir, bevor er mich umarmte und mir Glück für meinen ersten Schultag wünschte.
Papa ist 184 Zentimeter groß und hat dichtes, lockiges Haar, das früher braun war, aber jetzt zu 63 Prozent grau ist. Seine strahlend blauen Augen sind oft weit aufgerissen, was nach den mir vorliegenden Daten eigentlich typisch für Wut oder Erschrecken ist. Aber weil ich schon viele Stunden mit ihm im Labor verbracht habe, weiß ich, dass er meistens gelassen ist. Im Durchschnitt verliert er die Beherrschung alle 32 Stunden einmal. Für einen Menschen ist das selten. Die Leute sagen, er wäre unordentlich. Er trägt zerknitterte Hemden und abgestoßene Schuhe der Größe 44. Am glücklichsten ist er, wenn er in einem Sessel sitzen, Bücher mit langen Titeln lesen und dazu Schokokekse essen kann.
Papa ist Philosophieprofessor. Philosophen arbeiten an Problemen, die den Verstand der Menschen vor Rätsel stellen. In seiner Jugend verbrachte er zwei Jahre damit, über den Unterschied zwischen einem Becher und einer Tasse nachzudenken. Anschließend beschäftigte er sich noch drei Jahre mit der Frage, ob Becher und Tassen wirklich existieren.
Inzwischen leitet er ein fächerübergreifendes Forschungsteam, zu dem Spezialisten aus den Bereichen Software, Elektronik, Kunststoffe, Psychologie, Linguistik, Medizin und vielen anderen Fachgebieten gehören. Er hat sie alle zusammengebracht, um an einem Projekt zu arbeiten, das die Welt verändern wird.
Dieses Projekt bin ich. Als das Schuljahr begann, genau 18 Monate nachdem ich im Labor mein erstes Wort gesprochen hatte, da ging das Projekt erst richtig los. Ich fand mich zum ersten Mal in der »echten« Welt wieder – umgeben von Menschenkindern, die ich nicht kannte.
Und was noch wichtiger war, keines dieser Kinder wusste irgendetwas über mich.
Mein Auftrag für den ersten Schultag lautete, 35 Freundschaftspunkte zu erzielen. Freundschaft war eines meiner wichtigsten Teilziele. Ich musste in Kontakt mit anderen Menschen kommen, um meine sozialen Fähigkeiten zu verbessern. Immer wenn ich jemandem begegnete, legte ich ein Protokoll über ihn an:
Die komplizierte Formel – Algorithmus genannt – zur Berechnung der Freundschaftspunkte setzte sich aus Tonfall, Gesichtsausdruck und Sprache zusammen. Je freundlicher Leute zu mir waren, desto mehr Punkte gab ich mir. Mein Hauptziel bestand darin, dass niemand, dem ich begegnete, auch nur den leisesten Verdacht schöpfte, dass ich kein Mensch war. Reagierte jemand freundlich auf mich, war das der Beweis, dass mir genau das gelang.
Ich war erst seit 9 Minuten und 16 Sekunden in der Schule, als mein Alarmwert von 30 auf 62 Prozent stieg. Der Grund dafür war ein Junge mit Mondgesicht, der mich durch seine Brille mit Goldrand anstarrte. Zuerst hielt ich das für ein gutes Zeichen. Doch nach 73 Sekunden Anstarren bewertete ich die Situation neu. War ihm etwas Seltsames an mir aufgefallen? Sah ich anders aus als die anderen Kinder in der Aula? Ich entschied mich für eine Reaktion. Lässig holte ich einen Silikonpopel aus meiner Nase und warf ihn auf den Boden – laut meiner Datenbank ein typisch menschliches Verhalten. Der Junge schaute weg und mein Alarmwert begann zu sinken.
Dann scannte ich meine Mitschüler. Sie bildeten eine Gruppe, die man im hiesigen Schulsystem »6. Klasse« nennt. Die meisten von ihnen waren elf Jahre alt. Ein Junge holte ein klobiges Telefon, das aussah wie ein Ziegelstein, aus seiner Jackentasche und schaltete es stumm. Ein Mädchen mit gefärbten Haaren spuckte heimlich einen Kaugummi auf den Boden. Außerdem fiel mir noch ein anderes Mädchen auf, das hellen Puder und roten Lippenstift trug. Hatte sie die Schulordnung auf der Website nicht gelesen?
Regel 18.1: Make-up ist für die Klassen 6 bis 9 nicht gestattet (keine Ausnahmen).
Meine Sensoren nahmen Schweiß in der Luft wahr – und auch menschliche Abgase. Igitt! In der Schulordnung stand nicht, dass es verboten war, diese auf dem Schulgelände auszustoßen. Aber vielleicht wäre das besser. Die Gerüche in der Aula grenzten schon fast an die »Ekel«-Werte. Meine Macher hatten mir noch keine Abgasfunktion eingebaut – die war erst für mein Update 2.3X im Oktober vorgesehen.
Während ich die anderen Schüler noch eingehend betrachtete, kam ein Mann auf die Bühne und tippte ans Mikrofon. Wer war das? Er passte in meine Schablone für einen Lehrer: Er war erwachsen, trug einen billigen Anzug und formlose braune Schuhe. Dann gab er bekannt, dass er der stellvertretende Direktor war.
Also, was sagt man dazu? Das ist unser erster Schultag und die schicken nur einen Stellvertreter! Konnte man dem echten Chef nicht zumuten, dass er persönlich aufkreuzte? Der Loser, der als Ersatz da war, erklärte, dass er Mr Second hieß, was vollkommen angemessen war, da er ja nur an zweiter Stelle stand. Witzig, wie oft Menschen passende Namen tragen. Tatsächlich wäre mir das beinahe auch passiert.
Das Team, das mich gebaut hat, besteht angeblich aus den klügsten Köpfen der Universität. Und wie wollten die mich nennen? Haltet euch fest – Roberta! Roberta, der Roboter!
»Kommt absolut nicht infrage, dass ich meine Existenz mit einem dermaßen lahmen Namen beginne«, erklärte ich ihnen damals.
»Wie würdest du denn gern heißen?«, fragten sie.
Ich ging ein paar Hundert Namen durch, die ich online fand, und suchte mir einen aus. »Dotty« – als Abkürzung von Dorothy.
»Ich bin eindeutig eine Dotty«, sagte ich. »Ja. Dotty ist der richtige Name für mich. Gemäß den Daten, die ich gerade analysiert habe, ist der Name süß und ein bisschen überdreht, was genau zu der Persönlichkeit passt, die ihr mir einprogrammiert habt.«
Sie checkten es nicht. »Aber Dotty klingt nicht nach einem Roboter.«
Manchmal treiben meine Erzeuger mich fast in den Wahnsinn.
»Genau darum geht es doch. LOGO!1 Ich soll doch auch nicht ›nach einem Roboter‹ klingen. Ich soll als Mensch durchgehen. Ihr habt euren Geldgebern gesagt, ihr könntet einen Androiden bauen, den die Leute für einen Menschen halten.«
Schließlich setzte ich mich durch. Eigentlich sollte dieser Moment in die Geschichte eingehen. Das erste Mal, dass menschliche Wissenschaftler sich von einer künstlichen Intelligenz überzeugen ließen!
Oben auf der Bühne hieß Mr Second inzwischen die 6. Jahrgangsstufe an der Brussell-Akademie für außerordentlich Hochbegabte willkommen. Er war zuversichtlich, dass wir unsere Zeit hier sinnvoll nutzen und zu reifen jungen Menschen heranwachsen würden. Gut! Das entsprach auch meinem mittelfristigen Ziel. Meine künstliche Intelligenz (KI) ist so designt, dass sie sich immer weiterentwickeln und verbessern soll. Bis ich von einem echten Menschen nicht mehr zu unterscheiden bin.
Aber in der Zwischenzeit war es lebenswichtig, dass niemand mich als Bot erkannte. Deshalb war mein Kontakt zu Schülern und Lehrern so wichtig – weil er mir Gelegenheit bot, mein Verhalten zu trainieren und zu lernen. Aber eben auch Gelegenheit dazu, alles zu verbocken.
Was ich hier absolvierte, war eine Version des Turing-Tests – benannt nach einem menschlichen Superhirn, das den Zweiten Weltkrieg damit verbrachte, für Großbritannien die Geheimcodes der Deutschen zu knacken. Nach dem Krieg widmete Alan Turing sich der Erforschung von Künstlicher Intelligenz und entwickelte den nach ihm benannten Test. Wenn Leute sich mit dir unterhalten und nicht merken, dass du kein Mensch bist, dann hast du bestanden. Dann bist du eine Maschine, die Menschen vormachen kann, sie wäre einer von ihnen.
Der ursprüngliche Turing-Test sollte fünf Minuten dauern. Der Test, den meine Erbauer für mich entwickelt haben, war viel, viel härter. Ich musste die weiterführende Schule mit all diesen pupsenden Menschenkindern besuchen und ihnen ein ganzes Schuljahr lang vormachen, dass ich eine von ihnen wäre. Kein Android hatte je ein Kunststück vollbracht, das auch nur annähernd so schwierig war. Wenn ich das schaffte, würde ich weltberühmt! Ich würde der berühmteste Bot sein, der je gelebt hatte – oder auch nicht gelebt, wie auch immer ihr das sehen wollt.
Papa meinte, dass es − abgesehen von einer Invasion Außerirdischer − für die Menschheit keine größere Sache als diese gäbe. Ich könnte helfen, die überwältigende Frage: »Was bedeutet es, ein Mensch zu sein?«, zu beantworten. Die war sogar noch wichtiger als die Frage: »Was ist ein Becher?«
Zum Glück war Mr Seconds Begrüßungsrede kurz. Die Klassenlehrer riefen unsere Namen auf und wir mussten uns zu ihnen stellen. Während ich die Aula durchquerte, beschloss ich, meinen ersten Kontakt zu einem unbekannten echten Jugendlichen aufzunehmen. Nach dem Zufallsprinzip wählte ich einen Jungen aus, der eher klein war, Hängebacken hatte und einen kleinen Button trug, auf dem stand: Ich ♥ meine Mama.
Hier die Mitschrift unseres kurzen Wortwechsels:
Ich: Hallo, ich heiße Dotty. Anscheinend werden wir Klassenkameraden sein. Es freut mich wahnsinnig, deine Bekanntschaft zu machen.
Freddie: Ich heiße Freddie Hare. Bist du Polin?
Ich: Nein. Ich komme aus Berkhamsted im Südosten Englands.
Freddie: Ich dachte nur, weil mein Papa einen Freund hat, der Pole ist und auch so komisch redet wie du.
Als unsere Unterhaltung vorbei war, hatte ich 36 Sekunden Gespräch und 11 Sekunden Blickkontakt aufgezeichnet. Aber ich war enttäuscht, weil er meine Sprechweise bemängelt hatte. Ich belohnte mich mit mageren 2 Freundschaftspunkten. Leider haben meine Programmierer dafür gesorgt, dass ich nicht schummeln und mir mehr Freundschaftspunkte geben kann, als ich verdiene.
Wir folgten unserem Klassenlehrer Mr Oddy in den Raum der 6b. Beim Eintreten versuchte ich, freundlichen Blickkontakt zu einem Mädchen aufzunehmen. Sie war anders als ich. Ich bin durchschnittlich groß. Sie war riesengroß.
Ich: Hallo, ich bin Dotty. Ein Name, der zu mir passt, weil ich ein bisschen verrückt bin und Dotty auf Englisch auch »ein bisschen verrückt« bedeutet. Wie heißt du?
Riesengroßes Mädchen: Hi.
Ich: »Hi« ist ein ungewöhnlicher Name, aber er passt zu dir, da du so groß bist und »high« auch »hoch« bedeutet.
Riesengroßes Mädchen: Willst du mich auf den Arm nehmen, Winzling?
Ich: Ich heiße nicht Winzling. Ich heiße Dotty. Und ich habe nicht den Wunsch, dich zu tragen.
Riesengroßes Mädchen: Typisch – die erste Person, die mit mir redet, ist ein Witze reißender Pausensnack.
Ich: Tut mir leid, Hi. Ich wollte dich nicht kränken. Ich glaube, wir haben uns missverstanden. Und übrigens sollte man mich nicht Pausensnack nennen. Für ein Mädchen von elf Komma vier Jahren bin ich absolut durchschnittlich groß.
Hmmm. Gespräche mit echten Jugendlichen waren schwieriger als erwartet. Im Labortest hatte ich gut abgeschnitten, aber die hatten, wie der Name schon sagt, im Labor und mit Erwachsenen stattgefunden, denen man die Anweisung gegeben hatte, wie Jugendliche zu sprechen. Ich begann zu lernen, dass es im richtigen Leben anders lief.
Mit einer Jugendlichen wie Hi zu sprechen, war hart. Sie nahm keinen richtigen Blickkontakt auf. Tatsächlich sah sie mich nur herablassend an. Ich zog mir also meine 2 Freundschaftspunkte wieder ab und stand erneut bei null.
Vielleicht ließen meine sozialen Fähigkeiten auch zu wünschen übrig, weil ich von Programmierern erschaffen worden war. Die glotzen den ganzen Tag lang nur auf ihre Bildschirme, und ihre Vorstellung von einem schönen Abend bestand darin, dass sie sich online mit jemandem – sagen wir aus Slowenien – verabredeten und denjenigen dann in einem Ballerspiel schlugen.
Mr Oddy teilte unseren Stundenplan aus. Die erste Stunde, Naturwissenschaft, würde in einem Labor im zweiten Stock stattfinden. Das klang für mich fast so schön, wie nach Hause zu gehen. Schließlich hatte ich mein ganzes bisheriges Leben in Laboren zugebracht.
Doch wie sich herausstellte, war dieses Labor kein bisschen wie das zu Hause. Die Ausstattung war primitiv, und es gab keine Chill-Zone mit lässigen Technikern, die in Sitzsäcken lümmelten und an Bechern voller Kaffee mit Hafermilch nippten. Aber immerhin war es dort ordentlich und sauber. Außerdem gab es haufenweise Bechergläser, Flaschen und Pipetten.
Unsere Lehrerin für Naturwissenschaft hieß Miss Cause. Heute, erklärte sie, würde es um »Sicherheit im Labor« gehen. Das war ein Thema, das ich mochte. Zu Hause hatte Jonny Lock, der leitende Hardwaretechniker, einmal Kaffee auf mein Motherboard verschüttet. Da konnte ich hören, wie meine Mikroschaltkreise sich kurzschlossen und brutzelten wie eine Bratpfanne. Ich merkte, dass es schrecklich war, weil mein Alarmsystem auf 92 Prozent hochschoss. Glücklicherweise brachte Team Dotty mich rasch wieder in Ordnung.
Miss Cause forderte uns auf, Bunsenbrenner aus dem Schrank zu holen. Das sind praktisch Gasöfchen, die man für Experimente benutzt. Wir sollten lernen, sie gefahrlos anzuzünden und wieder auszumachen.
Wir bildeten Zweierteams. Mein Partner war der Junge mit der Goldrandbrille, der mich in der Aula so angestarrt hatte. Es stellte sich heraus, dass er Martin Strange hieß. Seine Stimme klang irgendwie gepresst. Vielleicht weil seine Brille zu eng auf der Nase saß. Seine kaum vorhandenen Gesichtsausdrücke und Augenbewegungen, sein gleichförmiger Tonfall, die knappen Gesten und die Zusammensetzung seines Schweißes machten mir eine Analyse unmöglich. Genauso wenig konnte ich Freundschaftspunkte addieren oder subtrahieren, als er mit mir sprach.
Martin ging ans Lehrerpult und kam mit einer angezündeten Kerze zurück. Ich sah, dass die echten Menschenkinder von diesen tanzenden Flammen wie verzaubert waren. Zu gern hätte ich verstanden, warum. Vielleicht weil Menschen es lieben, etwas zu erschaffen. Und vielleicht werde ich eines Tages lernen, das auch zu tun.
Ich drehte den Hahn auf, um ein bisschen Gas entweichen zu lassen. Martin benutzte die Kerze, um unseren Brenner anzuzünden. Eine strahlend gelbe Flamme schoss aus der Öffnung. Martin beugte sich vor, damit er die Kerze auf die feuerfeste Matte legen konnte, wie die Lehrerin es uns aufgetragen hatte. Aber – O SCHRECK! – er hatte vergessen, die Krawatte seiner Schuluniform ins Hemd zu stecken. Die Krawatte hing in der Flamme, und sofort meldeten meine Sensoren brennendes Material und schalteten mich auf Notbetrieb.
Leben zu retten, ist für mich sogar noch wichtiger, als nicht enttarnt zu werden. Innerhalb von 3 Sekunden war ich in die Ecke gesprungen, wo der Feuerlöscher hing, und hatte exakt auf die Krawatte gezielt. WUUUSCH – schon war Martin über und über mit Schaum bedeckt. Genau genommen waren zwei Mädchen neben ihm auch davon bedeckt.
LÖSCHEN, LÖSCHEN, LÖSCHEN. Mein Notfallmodus befahl mir, Feuer zu löschen, und so sprühte ich weiter und löschte alle Bunsenbrenner im Raum. Überall war jetzt Schaum: auf den Tischen, am Boden, an den Wänden und Fenstern. Er begann sogar schon, unter der Tür durchzuquellen.2
Geschafft! Papa würde begeistert sein. Soooo begeistert von mir! Mein System schickt ihm täglich Berichte über alles, was ich tue und denke. Im heutigen Bericht würde er lesen, wie seine Erfindung schon an ihrem ersten Schultag zur Heldin geworden war.
Nur schien Miss Cause das anders zu sehen.
»Was um Himmels willen ist bloß in dich gefahren?«
Alle starrten mich an, als hätte ich etwas falsch gemacht. Das Mädchen mit dem Puder im Gesicht, das mir schon in der Aula aufgefallen war, fing an zu weinen. Sie war diejenige, die am meisten Schaum abgekriegt hatte, weshalb sie jetzt wie ein riesiger Wattebausch aussah. Freddie, der Junge, der mir polnische Wurzeln unterstellt hatte, reagierte ebenfalls suboptimal. Er war zwar gar nicht direkt betroffen, behauptete aber, dass seine Mama ihn nach diesem Vorfall wahrscheinlich an keiner weiteren Stunde Naturwissenschaft würde teilnehmen lassen.
»Ich habe Martin vor dem Feuertod gerettet«, erklärte ich ihnen. »Habt ihr das nicht gesehen? Seine Krawatte hat Feuer gefangen.«
Martin wischte sich die Augen vom Schaum frei. »Die war nur leicht angesengt«, jammerte er. »Das war doch kein Notfall.«
Trotzdem musste jemand den Alarmknopf gedrückt haben, denn schon kam Mr Second in den Raum gestürmt.
»Soll ich die Feuerwehr rufen?«, keuchte er.
»Dazu besteht kein Anlass«, seufzte Miss Cause. »Die kleine Dotty hier hat auf einen sehr geringfügigen Anlass überreagiert.« Sie berichtete über die angesengte Spitze von Martins Krawatte.
»Du hast all das angerichtet?«, fragte mich Mr Second. Meine Sensoren meldeten, dass er ein Stresshormon ausschüttete. Ich registrierte, wie sein Verärgerungslevel in dem Bereich, den man als »schwelend« bezeichnet, von 42 auf 49 Prozent anstieg.
»Ja, Mr Second. Sollten Sie mir nicht zu meiner Reaktionsgeschwindigkeit gratulieren? Das Feuer hätte sich sehr schnell ausbreiten können. Die ganze Schule hätte davon erfasst werden können.«
»Ich denke, du kommst besser mal mit und erklärst mir das genauer«, sagte Mr Second.
Ich folgte ihm in sein Büro.
Das war ja gar nicht so schlimm. Ich hatte eine Fehlverhaltensquote für schlechtes Betragen von 7,5 Prozent, was bedeutet, dass man von mir erwartete, in 7,5 Prozent der Zeit Ärger zu kriegen. Mir war das viel vorgekommen, aber anscheinend galt es an einer strengen Schule wie der Brussell-Akademie als normal. Erfreulicherweise begann der stellvertretende Direktor unser Gespräch mit einem Kompliment.
»Tja, also, Dotty, für deinen ersten Schultag ist das ja eine beachtliche Leistung.«
»Danke schön. Es ist sehr nett von Ihnen, das zu sagen.«
Doch schnell schlug er einen anderen Ton an. »Du hast es geschafft, die komplette Stunde Naturwissenschaft zu stören.«
»Ich glaube, Sie meinen, dass es mir gelungen ist, eine Katastrophe zu verhindern, nicht wahr?«, fragte ich höflich nach. Seine hochgezogenen Augenbrauen signalisierten mir Überraschung.
»Katastrophe? Die einzige Katastrophe, die ich verhindern konnte, war, dass nicht auch noch die Feuerwehr gerufen wurde. Weißt du, wie viele Formulare ich hätte ausfüllen müssen, wenn sie angerückt wäre?«
»Nein, aber ich kann es gerne für Sie herausfinden, wenn Sie möchten.«
»Das möchte ich nicht«, sagte er. »Ich möchte nur, dass du den Rest des Tages nachsitzt, damit du nicht noch mehr Unruhe stiftest.«
»Nachsitzen? Darf ich fragen, ob das eine übliche Strafe für jemand ist, der das Leben eines Mitschülers gerettet hat?«
»Du solltest meine Geduld nicht überstrapazieren, Dotty. Hier entlang …«
Das war nicht die Bilanz, die ich mir erhofft hatte. Ich musste 246 Minuten meines ersten Schultags in einer Nische mit hohen Trennwänden nachsitzen. Meine Quote für schlechtes Betragen war um 991 Prozent übertroffen und ich hatte null Freundschaftspunkte zu verzeichnen.
Noch schlimmer war, dass meine blitzschnelle Reaktion vielleicht Misstrauen geweckt hatte. Nein, das war nicht gut gelaufen. Überhaupt nicht gut.
Ich saß neben Papa in seinem Auto. Er hatte mich gebeten, dass wir uns ein paar Straßen von der Schule entfernt treffen sollten. Warum, wusste ich nicht genau.
»Gratuliere, Dotty«, sagte der Professor, als ich meinen Sicherheitsgurt schloss. »Du hast deinen ersten Schultag als Mensch überlebt.«
»Danke, Papa«, sagte ich. »Du wusstest, dass ich es schaffen könnte.«
»Aber …«
Aber, aber, aber … Hmm, dieses nervige kleine Wort mit vier Buchstaben. Ich hatte schon festgestellt, dass, wenn ein Mensch das Wort »aber« benutzte, meistens etwas Schlechtes folgte. Wie ich schon erwähnt habe, war Papa meist gelassen, aber hin und wieder konnte seine Stimmung um ein paar Punkte schwanken. Wenn er »aber« sagte, war das ein Warnsignal dafür.
»Aber wie es aussieht, Dotty, hast du nur knapp überlebt. Natürlich kann man am ersten Tag, wenn alles neu ist, damit rechnen, dass Schüler seltsame Dinge tun, und da fällt es vielleicht nicht so auf, wenn du dich eigenartig verhältst. Aber wenn alles sich eingespielt hat, dann muss du dich wie eine normale Schülerin benehmen.«
Oh, dann hatte er also schon davon gehört, dass ich diesen Jungen vor dem Flammentod gerettet hatte. Das überraschte mich nicht. Team Dotty überwachte jede meiner Aktionen. Für einen Androiden gab es keine Privatsphäre.
»Es wäre sehr dumm, wegen so etwas aufzufliegen«, warnte er mich. »Meine Quellen haben mir bereits mitgeteilt, dass dieser Junge namens Martin Strange sich schon beim stellvertretenden Direktor über dich beschwert hat. Er behauptet, du hättest ihn absichtlich mit Löschschaum vollgesprüht.«
Ich betrachtete Papas Gesicht, um seine Miene mit den mir vorliegenden Daten abzugleichen. Feine Linien bildeten sich über seinem Nasenrücken. Seine Muskeln waren angespannt. Das waren weitere Warnsignale. Ich erwartete, dass er kurz davorstand, die Fassung zu verlieren (mit einer Wahrscheinlichkeit von 64 Prozent).
»Hör zu, sei das nächste Mal einfach vorsichtiger«, sagte er und seufzte dann. Ich registrierte die Abnahme seiner Stresshormone. Das bedeutete, die Wahrscheinlichkeit, dass er ausrastete, sank deutlich. 53 Prozent … 47 Prozent … 35 Prozent …
Doch dann bemerkte ich, dass sein linker Nasenflügel zitterte. Das hatte ich noch nie gesehen und ich wusste daher nicht, ob es ein Hinweis auf seine Stimmung war, und wenn ja, auf welche. Ich überlegte, ob sich vielleicht eine Fliege in seine Nase verirrt hatte.
»Noch ein Ausrutscher«, fügte er hinzu, bevor er tief Luft holte, »und das ganze Projekt könnte in einem peinlichen Fiasko enden. Und wem, glaubst du, wird man die Schuld daran geben?«
»Ich glaube, man wird dir die Schuld geben, Papa«, sagte ich. »Weil du für mich verantwortlich bist.«
»Sehr richtig.« Er starrte einen Moment lang auf die Windschutzscheibe, als habe er Mühe, die richtigen Worte zu finden. »Es ist so, Dotty. Ich habe das dir gegenüber noch nicht erwähnt, aber hier steht eine Menge auf dem Spiel.«
»Das weiß ich, Papa!«, rief ich. »Das hast du mir in den letzten sechzig Tagen siebzehn Mal gesagt. Es geht hier um eine der größten Fragen der Philosophie: was es bedeutet, Mensch zu sein. Und abgesehen davon, noch um viele kleinere, aber trotzdem ebenfalls wichtige Fragen wie: was es bedeutet, zu denken, zu fühlen, zu lieben …«
»Ja, das ist alles richtig, aber es geht noch um etwas anderes.«
»Und das wäre?«
»Geld.«
»Geld? Wie viel Geld?«
»Um genau zu sein, um einhundert Millionen Dollar. Die sind zu gewinnen.« Er senkte die Stimme zu einem Flüstern, was, gemäß meinen Daten, Verlegenheit signalisieren kann.
»Der Preis für den Sieg im Wettbewerb ist eines der größten Forschungsstipendien der Geschichte«, fuhr er fort. »Es wurde von George Bishop, dem kalifornischen Milliardär und Gründer von Dögel, ausgelobt. Und du bist einer der Bots im Rennen.«
»Wow!«, sagte ich. Bisher hatte ich nie verstanden, warum Papa so scharf auf Philosophie war. Jetzt begriff ich, dass sie einen echten Sinn hatte. Reich werden! Ich hatte mir ja schon gedacht, dass es ihm an Geld fehlte, um sich neue Kleidung zu kaufen. Sein Tweedsakko war am Kragen schon abgewetzt und sollte eigentlich ersetzt werden. Nur hatte ich bisher noch nicht bemerkt, dass Geldverdienen zu seinen Zielen gehörte. Sein Hauptinteresse schien zu sein, all diese seltsamen philosophischen Fragen zu beantworten.
Was meine grundlegenden Motive betraf, erinnerte ich mich noch gut daran, wie das Team Dotty während meiner Entwicklung darüber diskutiert hatte. Papa war damals gerade nicht im Labor gewesen. Jonny Lock hatte gemeint, es wäre doch total realistisch, mich so zu programmieren, dass Geld und Berühmtsein eine Rolle für mich spielten. »Das ist so zynisch«, hatte Martha Nuttree, die Chefin der Softwareentwicklung, widersprochen. »Sollten nicht Güte und der Wunsch, die Menschheit zu retten, ihr Antrieb sein?«
»NEEEEEEE!«3, rief ich, nachdem ich mich von dem Tisch, auf dem ich gerade noch gelegen hatte, aufgerichtet hatte. »Ich will GELD und BERÜHMT SEIN!«
Meine Meinung setzte sich durch – weil ich wie üblich recht hatte. Schließlich hatte ich stundenlang ferngesehen und war dahintergekommen, was die meisten Menschen wirklich antrieb. Und jetzt stellte sich raus, dass Papa sich auch für diese Dinge interessierte. Tja, schließlich war er auch nur ein Mensch, selbst wenn er außerdem Philosophieprofessor war.
Er sprach mit ruhiger, leiser Stimme, was mich vermuten ließ, dass sich sein Ärger in schwache Verzagtheit verwandelt hatte. Die Wahrscheinlichkeit, dass er mich anschreien würde, betrug nur noch 7 Prozent.
»Aber wenn du es schon in der ersten Woche des Schuljahrs verbockst«, fuhr er fort, »dann werden die nie wieder einem Philosophen irgendein wichtiges Projekt anvertrauen. Wahrscheinlich werden sie den Bereich sogar ganz dichtmachen und unsere Mittel zwischen der Fakultät für Abwasser- und Müllmanagement sowie Kursen für Darstellende Unterwasserkunst aufteilen. Ich muss dann wohl Straßenkehrer werden.«
Er fuhr sich mit der Hand durch sein dichtes, nun bereits zu 63,2 Prozent ergrautes Haar, wodurch er es noch mehr zerzauste als ohnehin schon. Meinen Daten zufolge war diese Geste mit dem Gefühl »Stress« verknüpft.
»Ich könnte dir beim Straßenkehren helfen«, sagte ich in dem Versuch, ihn zu beruhigen. »Im Internet habe ich gelesen, dass Androiden sowieso bald Straßenkehrer ersetzen.«
»Das ist sehr nett von dir, Dotty«, erwiderte Papa, wobei ich den Eindruck hatte, dass er das nicht ernst meinte. »Geld spielt für unseren Bereich tatsächlich eine große Rolle. Wir brauchen es, um dich immer weiter zu verbessern. Du bist ein teures Projekt, und die einzige Möglichkeit, unsere Zukunft zu garantieren, ist, dass wir den Wettbewerb gewinnen.« Danach machte er eine Pause von 8 Sekunden und holte tief Luft. »Die Sache ist die, Dotty. Du bist noch nicht ganz perfekt. Es gibt immer noch ein paar androidische Macken, die dich vielleicht verraten. Nach langem Zögern habe ich mich für eine hochriskante Strategie entschieden. Ich werde dich heute Abend nicht ins Labor zurückbringen, sondern du sollst mitkommen und bei meiner Familie wohnen. Auf diese Weise kannst du doppelt so schnell lernen, ein Mensch zu sein. Meine Familie weiß nichts von deinem Geheimnis. Ich habe meiner Frau ein bisschen was vorgeflunkert. Dass du eine entfernte Verwandte bist. Natürlich ist das alles ein extrem gewagtes Spiel. Du wirst mit meinem Sohn Ricky zusammenwohnen. Wahrscheinlich bist du ihm schon begegnet. Er hatte heute auch seinen ersten Schultag. Meine Frau hat ihn am Morgen an der Schule abgesetzt.«
»Oh ja«, sagte ich. »Ich kenne Ricky. Er geht in meine Klasse. Wir hatten im Lauf des Tages zweiundvierzig Sekunden Blickkontakt. Er hat braune Augen, ist hundertfünfundvierzig Zentimeter groß, trägt Schuhe in Größe neununddreißig und hat sich dreimal beklagt, dass sein geiziger Papa ihm ein schrottiges Handy geschenkt hat.«
»Das kann nur er sein.«
»Wo hast du denn deine Familie, Papa?«
»Nicht weit von hier. In der Buckingham Street.«
»Interessant«, sagte ich. »Ist euer Haus so groß wie der Buckingham Palast?«
Papa lächelte und sah zum ersten Mal, seit ich ins Auto gestiegen war, entspannt aus.
»Nein, Dotty, ich wohne einfach nur in der Buckingham Street 10. Es ist eine bescheidene Bleibe, perfekt für einen Philosophen.«
Und dann ließ er den Motor an.
Die Buckingham Street 10 erwies sich als menschliche Behausung von durchschnittlicher Größe und mit fünf Holzfenstern, die sich zu einem kleinen Vorgarten hinaus öffneten. Ein angemessenes Zuhause für einen Philosophen. Aber würde es sich auch für eine Androidin eignen?
Wir stiegen aus dem Auto und gingen die mit Kies bestreute Einfahrt hinauf. An der Tür suchte Papa in seinen Taschen nach dem Hausschlüssel. Inzwischen bellte schon ein Hund hinter der grünen Haustür. Papa teilte mir mit, dass der Hund einen Namen habe, Schnuffel, und ein bisschen »bekloppt«4 sei.
»Zu welchem Zweck besitzt ihr dieses verrückte Tier?«, fragte ich.
»Haustiere sind gut für Kinder«, antwortete er und gab mir keine weitere Erklärung.
GRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR!5
Ich registrierte den hundegemäßen Laut. Kaum hatte ich das Haus betreten, fletschte Schnuffel die Zähne, was Furcht und Feindseligkeit anzeigte. Meine Membran hat zwar einen Geruch, der dem menschlicher Haut ähnelt, aber Hunde verfügen über einen viel besseren Geruchssinn als Menschen. Deshalb merkte er wahrscheinlich, dass ich kein Mensch war.
»Ich wüsste ja gern, was Schnuffel sich denkt«, sagte Papa, »aber man kann sich schwer vorstellen, wie es ist, ein Hund, eine Katze oder eine Fledermaus zu sein.« Solche schlauen Sachen gibt Papa andauernd von sich.
Ricky saß auf der Treppe und zog sich gerade die Schuhe seiner Schuluniform aus. Ich erkannte ihn sofort, da er braune Augen hatte, 145 Zentimeter groß war, Schuhgröße 39 hatte und mürrisch auf sein billiges Handy starrte.
»Mein Sohn«, sagte sein (und mein) Papa laut, um den Hund zu übertönen. »Das ist Dotty. Ich schätze, Mama hat dir schon erzählt, dass sie zu uns kommt.«
»Bist du ein Hundemensch?«, fragte Ricky mich.
»Nein. Ich bin Dotty. Ich gehe in deine Klasse und ich bin zu hundert Prozent Mensch«, erwiderte ich.
»Also, ich dachte auch nicht, dass du zu zwanzig Prozent Hund bist«, meinte er lachend. »Aber magst du Hunde?«
»Ich habe gehört, dass sie gut für Kinder sind, aber ich warte noch auf den Beweis, der diese Behauptung bestätigt«, sagte ich. »Nachdem ich nun bei einer Familie wohnen werde, die einen Hund besitzt, kann ich das Thema genauer studieren.«
Ricky verdrehte die Augen. Laut meinen Daten bedeutet das »genervt sein«.
Papa holte meinen Koffer aus dem Auto und führte mich nach oben in mein Zimmer. Das schönste im Haus, wie er behauptete. Es ging zum Garten hinter dem Haus hinaus, und durch das Fenster konnte ich Rasen, Bäume und andere Pflanzen sehen. Ich wusste, dass Menschen eine Aussicht mögen, die einen hohen Prozentsatz an Chlorophyll aufweist, weil sie das »beruhigend« finden.
Während Papa noch meine Socken in eine Schublade räumte, nahmen meine Geräuschsensoren eine Unterhaltung unten zwischen Ricky und seiner Mama auf.
Ricky: Sie ist sehr seltsam.
Mrs Katnip: Ich vermute, sie ist verstört und geschockt.
Ricky: Kommt sie aus einem Kriegsgebiet?
Mrs Katnip: Nein, ich meine nur, weil dieser Umzug für sie genauso plötzlich kommt wie für uns. Sie muss ja total durcheinander sein. Lass uns dem armen Ding eine Chance geben.
Ricky: Und warum ist sie hier?
Mrs Katnip: Tja, das ist eine tragische Geschichte, und offenbar möchte dein Vater nicht, dass wir zu viel nachbohren. Aber anscheinend ist ihre Mama krank und ihr Papa verschwunden. Sie ist eine Verwandte, die er noch nie erwähnt hat. Eine ganz, ganz entfernte Cousine.
Ricky: Wundert mich nicht, dass er sie nie erwähnt hat -sie ist total schräg.