Janine Achilles
&
Katharina Mosel
Paragrafen und Prosecco
Justitia und das wahre Leben
Copyright: © 2016: Janine Achilles & Katharina Mosel
www.achillesundmosel.de
Lektorat: Erik Kinting / www.buchlektorat.net
Satz: Erik Kinting
Umschlag: SpreebergCommunications
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
978-3-7345-2925-2 (Paperback)
978-3-7345-2926-9 (Hardcover)
978-3-7345-3565-9 (e-Book)
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1.
Es regnete, wie so oft in Hamburg. In 14 Tagen war Heiligabend und von Schnee keine Spur. Als ob der Regen nicht schon genug wäre, peitschte der Wind die Nässe auch noch in eine horizontale Richtung. Regentropfen klatschten ans Fenster und liefen von dort in breiten Schlieren nach unten. Alles in allem herrschte ein Wetter, welches eigentlich dazu einlud, es sich mit einem guten Buch und einem Glas Rotwein auf der Couch gemütlich zu machen.
Karla stand seufzend vor ihrem Kleiderschrank, der nur noch zur Hälfte mit Klamotten gefüllt war, die andere Hälfte befand sich bereits auf ihrem Futonbett – Hosen, Röcke und Blusen wild durcheinander auf einem großen Haufen. Wie so oft konnte sie sich nicht entscheiden, was sie anziehen sollte. Genau genommen hatte sie auch nichts Vernünftiges. Sie besaß zwar Jeans und einige Blazer in verschiedenen Farben, eine Jeans wäre heute Abend aber nicht das Richtige. Sie ging immerhin zur Weihnachtsfeier einer renommierten Anwaltskanzlei in der Stadt. Vielleicht sollte sie ihr dunkles Examenskostüm anziehen? Das war zwar eher sommerlich, erschien ihr für den Anlass aber noch am geeignetsten. Schließlich konnte sie nicht in ihrem vom Flohmarkt erstandenen indischen Wollrock in der Kanzlei auflaufen. Dann lieber frieren. Fahrrad fahren konnte man bei diesem Wetter vergessen, ein Taxi wollte sie sich nicht leisten und die U-Bahn Haltestelle war schließlich nicht so weit entfernt. Immerhin hatte sie noch keinen neuen Job in Aussicht und die Aushilfstätigkeit in der Anwaltskanzlei Kaspa würde mit Ablauf dieses Jahres enden.
Karla sah auf ihre Armbanduhr: 19.30 Uhr! Wenn sie noch weiter vor dem Schrank meditieren würde, käme sie zu spät. Das Examenskostüm also.
Sie zog eine dunkle, etwas dickere Strumpfhose an, schlüpfte in den engen dunkelgrauen Rock und die zum Kostüm gehörende weiße kurzärmelige Bluse. Beides befand sich glücklicherweise zusammen auf einem Bügel ganz hinten im Schrank. Wo war die dazugehörende Jacke bloß hingekommen? Karla geriet kurz in Panik, bis ihr einfiel, dass sie die Jacke neulich noch im Büro angehabt hatte. Weg konnte sie also nicht sein. Hektisch durchsuchte sie den Kleiderhaufen auf ihrem Bett und fand die Jacke schließlich unter einem anderen Blazer. Jetzt fehlten nur noch die dazu passenden Schuhe.
Sie starrte auf die überschaubare Anzahl ihrer Schuhe, die auf dem Boden des Schrankes aufgereiht waren. Warum hatte sie nicht auf ihre Mutter gehört, die ihr noch vor zwei Wochen Stiefel kaufen wollte, damit sie endlich einmal ordentliche Schuhe hätte, in denen ihre Füße warmgehalten werden würden? Karla hatte das Ansinnen ihrer Mutter zurückgewiesen und sie stattdessen überredet, ihr als Weihnachtsgeschenk einen Buchgutschein zu kaufen. Falsche Entscheidung, wie so oft. Vermutlich würde sie sich in ihrem einzigen Paar Pumps auf dem Weg ins Büro den Tod holen. Wie machten das die Frauen in New York? Die trugen auf dem Weg zur Arbeit Sportschuhe und in der Hand einen Beutel mit ihren Büroschuhen. Das hatte sie vor einiger Zeit beim Friseur in der Instyle gelesen und noch gedacht, dass das ja besonders dämlich sei. Egal. So würde sie es heute auch machen. Sie musste nur darauf achten, in der Kanzlei schnell in der Damentoilette zu verschwinden, um dort den Schuhtausch vorzunehmen.
Karla zog ihre Joggingschuhe an. Das sah zusammen mit dem Kostüm zwar merkwürdig aus, für das kurze Stück würde es aber gehen. Bei dem Wetter hatten die Menschen hoffentlich etwas anderes zu tun, als anderen auf die Schuhe zu starren. Sie packte ihre Pumps in einen Stoffbeutel und verstaute alles in ihrer großen Handtasche. Dann hüllte sie sich in ihren farbenfroh bestickten Wintermantel, wickelte sich einen bunten selbst gestrickten Schal um den Hals, ergriff ihren neben dem Schrank stehenden Regenschirm und ließ die Tür ihres kleinen Einzimmerappartements ins Schloss fallen. Gott sei Dank war die nächste U-Bahn Station nur 200 Meter entfernt.
Draußen angekommen versuchte sie den Schirm aufzuspannen. Eine Sturmböe erwischte ihn von der falschen Seite und mit einem knackenden Geräusch brachen mehrere Speichen.
»So ein Mist! Das hat mir gerade noch gefehlt.« Sie schleuderte die Überreste des Schirms voller Wut auf den Bürgersteig.
Der Wind klatschte ihr einen kalten Regenschauer ins Gesicht. Karla spürte, wie ihr das Wasser in die Augen lief. Ihr Make-up würde sie in der Damentoilette also auch auffrischen müssen. Nicht, dass sie sich viel schminken würde, sie besaß gerade einmal einen Kajalstift, Wimperntusche, Puder und einen Lippenstift, aber zur Feier des Tages hatte sie von allem Gebrauch gemacht. Um ihre Frisur musste sie sich immerhin keine Sorgen machen. Ihre dunkelbraunen Haare hatten einen praktischen Kurzhaarschnitt, der sich mit den Fingern wieder in Form bringen ließ.
Mit einer Hand versuchte sie ihren Schal um den Kopf zu wickeln, während sie im Laufschritt zur U-Bahn-Haltestelle lief. Natürlich fuhr ihr die U3 direkt vor der Nase weg, die nächste würde erst in zehn Minuten kommen. Damit käme sie etwas zu spät, was hoffentlich nicht auffallen würde.
Karla war 28 Jahre alt und seit ein paar Monaten stolze Rechtsanwältin. Sie hatte die letzte Station ihres Referendariats vor der großen juristischen Staatsprüfung in der Kanzlei Kaspa absolviert. Als Rechtsreferendarin musste man während der Ausbildung unter anderem beim Gericht, der Staatsanwaltschaft, einer Behörde und in einer Anwaltskanzlei arbeiten.
Karla hatte Jura studiert, weil sie den Menschen helfen wollte. Schon als Kind war sie bei Auseinandersetzungen immer auf der Seite der Schwächeren gewesen. Folgerichtig arbeitete Karla während ihres Studiums im AStA mit, engagierte sich in der Frauenbewegung, gab Studentinnen rechtliche Tipps in der Anwendung des Anti-Diskriminierungsgesetzes und jobbte nebenbei im Frauenberatungszentrum in Hamburg. Dort half sie insbesondere Frauen mit Migrationshintergrund bei den notwendigen Behördengängen. Während ihres Referendariats hatte sie ein halbes Jahr beim Amtsgericht Hamburg-Mitte verbracht, wo sie es mit den juristischen Grundfällen des täglichen Lebens zu tun bekam. Ihr Ausbilder, der kurz vor der Pensionierung stand und keine Lust mehr auf den täglichen juristischen Kleinkram hatte, ließ ihr zunächst freie Hand. Karla wühlte sich durch den normalen Wahnsinn von unbedacht abgeschlossenen Handyverträgen, fehlerhaften eBay-Käufen, Schadensersatzforderungen aufgrund mangelhafter Ware und ähnlichem Alltagskram. Sie nahm sich viel Zeit für jeden einzelnen Fall und schrieb sorgsam begründete Urteilsentwürfe. Das bescherte dem Richter mehr Arbeit, weil er sich in die Sachen hineindenken musste. Der Abschluss von Vergleichen war beliebter, die konnten direkt im Termin abgeschlossen werden. Karla beendete die Station mit einem guten Zeugnis und der Gewissheit, dass der Richterberuf für sie nicht infrage käme. Verwaltung war nicht ihr Ding, sie wollte den direkten Kontakt zu den Menschen.
Die U-Bahn kam endlich und Karla stieg seufzend ein. Es war brechend voll. Genervte durchnässte Menschen, bepackt mit Tüten voller Weihnachtsgeschenken, standen dicht gedrängt aneinander.
Karla zwängte sich zwischen eine dicke Frau, die ein großes Paket trug, und einen älteren Herrn, der seinen Regenschirm wie eine Waffe vor sich hielt. Vielleicht wollte er auf diese Art und Weise einen gewissen Abstand herstellen. Glücklicherweise musste sie nur wenige Stationen fahren.
Als sie am Jungfernstieg ankam, war es schon nach 20 Uhr und es goss immer noch in Strömen. Sie versuchte sich unter den Dächern der Läden vor dem Regen zu schützen, was ihr aber nur unzureichend gelang.
Endlich erreichte sie das Gebäude am Neuen Wall, wo sich im ersten Stock die Kanzlei Kaspa befand. Geschafft. Jetzt musste sie nur noch versuchen, sich möglichst unbemerkt zur Damentoilette zu schleichen, damit sie sich dort einigermaßen wieder herrichten konnte.
2.
Ida stand im lichtdurchfluteten Empfangsbereich der Kanzlei Kaspa ließ ihren Blick über die Bilder schweifen, die anlässlich der Weihnachtsfeier für Mandanten dort ausgestellt waren. Sie schlenderte langsam zu einem großen Bild, in dem die Farbe Lila, zusammen mit Türkis, relativ gleichmäßig über die Fläche verteilt war. Was soll mir dieses Bild sagen?, fragte sie sich selber etwas gelangweilt und schaute sich unauffällig um. Alle Anwesenden waren elegant, wenn nicht sogar festlich gekleidet. Die Herren fast ausnahmslos in anthrazitfarbenen Anzügen, die Frauen in ebenfalls dunkel gehaltenen Kostümen oder Kleidern. Sie selbst bildete in ihrem steinfarbenen Jil-Sander-Kostüm keine Ausnahme. Von ihrem Ehemann Alex, der vor kurzem Partner dieser altehrwürdigen Kanzlei geworden war, wusste sie, dass die Bilder von der Ehefrau eines Großmandanten der Kanzlei stammten; sie selbst fand sie grauenvoll. Auch die Getränke, die bisher gereicht wurden – diverse Mineralwässer, Säfte und als Konzession an die Jahreszeit der obligatorische Glühwein, der in der Teeküche ausgeschenkt wurde –waren nur bedingt geeignet, um ihre Stimmung zu heben. Es mangelte eindeutig an Prosecco oder Wein, um die ausgestellten Werke wenigstens mit Humor betrachten zu können. Man hätte nach ihrer Auffassung dazu allerdings mehrere Gläser benötigt.
Als eine ziemlich durchnässte junge Frau mit kurzen dunklen regennassen Haaren in einem offenen, bunt bestickten Mantel durch die Eingangstür kam, und zügigen Schrittes auf Turnschuhen in Richtung Toiletten stapfte, war Idas Interesse geweckt. Sie drehte sich von dem Bild weg und beobachtete die Tür zum Damen-WC.
Nur Minuten später kam die etwas zurecht gemachtere Frau, diesmal auf stilvollen Sommerpumps, in einem dunkelgrauen Kostüm wieder heraus. Schal und Mantel trug sie über dem Arm.
Die Frau bemerkte den fragenden Blick von Ida und bewegte sich unbeholfen auf sie zu. Offensichtlich war sie das Gehen auf den Absätzen nicht gewohnt. »Hallo«, sagte sie freundlich und zeigte auf das Bild, vor dem Ida stand. »Finden Sie nicht auch, dass sich der Künstler damit der absoluten Entropie asymptotisch angenähert hat?«
Ida war höchst verblüfft und konnte sich nur mühsam beherrschen, nicht laut prustend loszulachen. Der Spruch war uralt, wenig bekannt aber einfach genial. Ein glatter Humor-Beweis.
Plötzlich erkannte sie die eher notdürftig getrocknete Frau. »Entschuldigung, bist du nicht die Karla? Wir kennen uns aus dem Studium, BGB-Seminar, erster Stock im Rechtshaus … wobei ich allerdings eher auf den Treppenstufen gesessen und Kaffee getrunken habe, als in der Bibliothek zu lernen. Was hat dich denn hierher verschlagen?« Sie drückte Karla kurz.
»Oh, Ida! Ich hab dich gar nicht erkannt. Du siehst so … erwachsener aus … ähm, ja …«, stammelte sie, fing sich aber wieder, als sie Idas belustigten Blick sah. »Ich jobbe hier als Vertretung für Frau Schönfeldt, die gerade ihre Elternzeit nimmt. Und du?«
»Erwachsener?« Ida zog die Augenbrauen fragend hoch. »Ja, das mag angehen, als Mutter muss man das wohl auch sein. Ich bin mit Alex Johannsen verheiratet, er ist hier einer der Partner.«
»Oh, meinen Glückwunsch! Wie alt ist euer Kind denn?«
Ida strahlte. »Cedric ist fünf Jahre alt. Alex hat mir erzählt, dass Frau Schönfeldt sich ein halbes Jahr für ihr Kind freigenommen hat. Dein Name ist natürlich gefallen, aber irgendwie habe ich gar nicht geschaltet, dass du mit Frau Martini gemeint sein könntest. Ich verbinde dich immer mit dem AStA und dem Frauenberatungszentrum. Da hast du doch immer gejobbt, nicht wahr? Was hat dich denn aufseiten des Kapitals verschlagen?«
»Im FBZ bin ich weiterhin beratend tätig. Dass du dich daran noch erinnerst …« Karla schüttelte energisch den Kopf. »Ich war hier in der Anwaltsstation, da ich wissen wollte, wie es in so einer Wirtschaftskanzlei tatsächlich zugeht. Kurz vor dem Abschluss hat Frau Schönfeldt mich gefragt, ob ich sie während ihrer Elternzeit vertreten könne. Das war ein tolles Angebot!«
»Ja super! So ein Angebot hätte ich auch sofort wahrgenommen.« Ida schaute sich ein wenig um. »Und was passiert, wenn die Schönfeldt zurückkehrt?«
Karla seufzte. »Da das zum Jahreswechsel der Fall sein wird, bin ich schon auf Jobsuche. Kennst du nicht eine Kanzlei, die jemanden wie mich sucht?«
»Leider nein. Wollen die dich denn hier nicht übernehmen?«
»Nein, das Angebot war von vornherein zeitlich begrenzt. Außerdem ist eine solche Wirtschaftskanzlei auf Dauer nicht so mein Ding.« Nun blickte Karla ein wenig betreten.
»Wieso nicht? Wolltest du nicht immer als Anwältin arbeiten?« fragte Ida nach.
»Ja, aber nicht so. Du bekommst nur die Sachen, die dein Chef nicht machen will, und hast keine Entscheidungsbefugnisse. Bei Gericht lassen sie dich nicht auftreten, damit du keine Erfahrungen sammeln kannst und nicht die Gefahr besteht, dass der Mandant dich besser findet als den Senior. – Oh!« Karla verzog ihr Gesicht zu einem gequälten Grinsen. »Jetzt habe ich zu viel gesagt! Und dann auch noch mit der Ehefrau eines Partners. Das nennt man, glaube ich, direkt ins Aus geschossen!«
Ida, die sich das erste Mal an diesem Abend amüsierte, lachte laut los: »Karla, du warst schon immer so erfrischend ehrlich! Du triffst den Nagel auf den Kopf!«
In diesem Moment näherte sich den beiden ein großer, sportlich aussehender schwarzhaariger Mann in einem eleganten, dunklen Nadelstreifenanzug mit dunkelblauer Seidenkrawatte, im Schlepptau ein älteres Ehepaar. Alle drei hatten ein gefülltes Sektglas in der Hand. Er blieb vor den beiden Frauen stehen und begrüßte Ida mit einer kurzen Umarmung.
»Hallo Ida! Ich habe dich ja ewig nicht mehr gesehen.« Danach schüttelte er Karla die Hand und drehte sich zu dem Paar, das hinter ihm stehen geblieben war. »Darf ich vorstellen, das sind Frau Fritzo-Kühn und ihr Ehemann, Herr Kühn. Beide sind unserer Kanzlei schon lange treu verbunden. Wir haben es Frau Fritzo-Kühn zu verdanken, dass unsere Räumlichkeiten heute so verschönert sind. Die Bilder stammen aus ihrer Hand. Das ist Frau Johannsen, die Ehefrau meines Kollegen Alexander Johannsen«, er nickte in Idas Richtung, »und das ist Frau Rechtsanwältin Karla Martini, die hier zurzeit unsere Frau Schönfeldt in der Babypause vertritt.«
Ida und Karla schüttelten die Hände des Ehepaares. Der Mann war sehr formell mit einem dunklen Anzug bekleidet, die Frau trug ein weites buntes Seidenkleid, über ihre Schultern hatte sie ein großes lilafarbenes Tuch.
Ida sah auf die gefüllten Gläser und blickte den Anwalt an: »Wo gibt es denn dieses schöne Getränk? An mir sind bislang immer nur Gläser mit Mineralwasser und Säften vorbeigezogen. Verrätst du mir deine Quelle, lieber Benedikt? Dann hole ich Karla und mir auch ein Glas.«
»Das schöne Getränk ist ein Prosecco aus der Toskana. Ich wusste übrigens gar nicht, dass ihr beiden euch kennt, das müsst ihr mir beide gleich noch erzählen. Zuerst kümmere ich mich aber darum, dass ihr auch ein Glas bekommt. Wenn die Herrschaften mich einen Moment entschuldigen würden.« Er drehte sich um und verschwand in der Menge.
Ida lächelte dem Ehepaar zu, während Karla noch fieberhaft überlegte, was sie angemessen Höfliches über die Bilder sagen könnte, da sie den Spruch von eben nun wirklich nicht wiederholen konnte.
Da legte Ida schon los. »Ich weiß ja, dass Mineralwasser im Moment sehr in ist und es gibt hier heute sogar die Auswahl zwischen verschiedenen Wässern, zum Feiern macht ein Glas Prosecco aber immer mehr Laune, meinen Sie nicht auch?« Sie schaute dabei Frau Fritzo-Kühn unschuldig an.
Diese hatte gerade ihr Sektglas angesetzt und schickte sich an, einen Schluck zu nehmen. Alle hielten kurz inne. So richtig damenhaft war das als Entree nicht gewesen, aber es schien, als hätte Ida die richtigen Worte gefunden. Frau Fritzo-Kühn sah sie nun genauer an und es war ihr anzusehen, dass sie ihre Heiterkeit nur mühsam verbergen konnte. Vielleicht würde es doch noch ein lustiger Abend werden.
Auch Herr Kühn kam in Wallung. »Ich mache mir aus diesem Blubbergetränk gar nichts. Ein schönes Pils wäre mir viel lieber. Aber auf den Vernissagen gibt es immer nur Prosecco und Wasser. Prosecco, ich kann das Wort schon nicht mehr hören. Früher gab es Bier und dazu einen Klaren, das war viel ehrlicher.«
Seine Frau hatte sich wieder gefangen und stupste ihn mit der freien Hand leicht in die Seite. »Aber Walter, das meinst du doch nicht im Ernst. Meine Bilder kann man doch nicht mit einem Glas Bier in der Hand betrachten, das wäre despektierlich.«
Herr Kühn blickte zu Boden und schwieg.
Ida vermutete, dass er als langjähriger Partner der Dame wahrscheinlich genau wusste, wann er besser schweigen sollte. »Ich glaube ja …«, begann sie, da schob sich von hinten eine Hand mit einem Tablett in ihr Blickfeld, auf dem mehrere gefüllte Sektgläser standen.
Das Tablett wurde von einer jungen Frau mit einer weißen Schürze gehalten, die zu dem Cateringservice gehörte, der für die Bewirtung des heutigen Abends zuständig war. Hinter ihr stand Benedikt und grinste breit. Karla, die immer noch ihren Mantel unter dem Arm hatte, stellte ihre Tasche schnell auf dem Boden ab und nahm sich ein Glas.
Ida ergriff ebenfalls eins und lächelte dabei Herrn Kühn an: »Vielen Dank, Benedikt, für deine gute Tat. Habt ihr eigentlich auch Bier?«
Herr Kühn lachte schallend los, während seine Frau ihr leeres Glas gegen ein volles umtauschte. Er lächelte den Anwalt an: »Frau Johannsen ist bezaubernd in ihrer erfrischend direkten Art. Ich habe nur angedeutet, dass ich ein anständiges Bier jedem Schaumwein vorziehe, aber zu Ehren der Bilder meiner Frau stoße ich sehr gerne mit Ihnen allen an.« Er blickte auffordernd in die Runde: »Na dann Prost, auf die Künstlerin und ihre Werke.«
Ida hätte gerne noch weiter alleine mit Karla geplaudert, das war hier aber nicht der richtige Ort dafür. Vielleicht konnte man sich später noch zusammensetzen, wenn nicht mehr so viele Leute da waren. Ganz in Gedanken verpasste sie den Anfang von Karlas nächsten Worten und hörte nur noch: »… Ida und ich kennen uns schon aus Studentenzeiten, hatten uns aber etwas aus den Augen verloren. Um so schöner ist das Wiedersehen!«
»Ach wie nett«, flötete Frau Fritzo-Kühn, »die Studienzeit … Ich habe auch immer noch Kontakt zu meinen Kommilitonen von damals, nicht wahr, Walter?« Sie prostete ihrem Mann zu.
Dieser schaute seiner Frau für einen Moment, der Ida sehr lang vorkam, in die Augen. »Ja, Liebes, leider. Deine brotlosen Weltverbessererfreunde.«
Karla, die gerade einen Schluck Prosecco im Mund hatte, verschluckte sich und begann zu husten.
Ida fing an, ihr beherzt auf den Rücken zu klopfen, während Frau Fritzo-Kühn ihren Mann mit durchdringender Stimme tadelte: »Walter, nun sieh doch, was du wieder angestellt hast. Die arme Frau Martini!«
Ida spürte, dass sie gleich einen Lachanfall bekommen würde. Sie hob die Tasche von Karla auf, wobei sie aufpassen musste, dass ihr das Glas nicht auf den Boden fiel. Danach fasste sie Karla am Ellenbogen und führte sie von der kleinen Gruppe weg. »Entschuldigen Sie uns bitte kurz, wir sehen uns sicher gleich noch«, lächelte sie in die Runde und lotste Karla gleichzeitig in Richtung Toiletten. Karla, immer noch hustend, schaute Ida fragend an.
Als sie vor der Damentoilette stehen blieben, atmete Ida erleichtert auf und stellte Karlas Tasche wieder ab. »Perfektes Timing, meine Liebe. Hättest du dich nicht verschluckt, hätten wir uns zu ihren Bildern äußern müssen und das wäre mir echt schwergefallen.«
Karla musste lachen und fing erneut an zu husten.
Als sie sich wieder beruhigt hatte, antwortete sie: »Das ist Gedankenübertragung. Ich hab mir auch schon die ganze Zeit überlegt, was ich Nettes zu den Bildern sagen soll. Außerdem würde ich lieber mit dir klönen. Wie geht’s dir so? Arbeitest du auch?« Sie trank den letzten Rest aus ihrem Glas.
»Leider nein, aber ich würde gerne wieder. Ich habe ja schon vor ein paar Jahren das Examen gemacht und war unmittelbar danach als Schwangerschaftsvertretung in einer Kanzlei in Eppendorf. Dann bin ich selber schwanger geworden und habe mich nach der Geburt erst einmal um Cedric gekümmert. Alex hat gleich nach dem Examen angefangen hier zu arbeiten. Er ist zeitlich sehr stark eingebunden, sodass ich gefühlt alleinerziehend bin. Inzwischen habe ich vom zu Hause bleiben aber echt die Nase voll!« Ida redete nun lauter. »Bei aller Liebe, diese Sitzungen am Spielplatz an den Nachmittagen mit anderen Müttern sind der reine Horror! Wenn man dort erwähnt, dass man wieder arbeiten möchte, wird man von den eigenen Geschlechtsgenossinnen als Verräterin angesehen.« Ida schnitt eine Grimasse und säuselte mit Fistelstimme: »Das würde ich meinem Finn-Nikolas aber nicht zumuten wollen, dass er dann von anderen, als von seiner Mami erzogen wird … Da möchte man der Betreffenden am liebsten den Sandkuchen von Kimberley-Jana in den Mund stopfen, und zwar inklusive Förmchen! Ich habe schließlich nicht so lange studiert, um jetzt zwanzig Jahre darauf zu warten, dass das Kind endlich auszieht! Dann will mich keiner mehr haben. Kind aus dem Haus, keinen Job und ob der Mann dann noch da ist, ist wohl auch eher zweifelhaft. Oh Gott! Jetzt rede ich mich hier in Rage, statt angemessen über die wunderbare Ausstellung dieser großartigen Kanzlei zu sprechen, und zwar möglichst mit den Großmandanten, um deren Beziehung zur Kanzlei zu festigen. Das gibt wieder Minuspunkte in der Ehemann-Bewertungsskala.« Ida wechselte erneut ihren Gesichtsausdruck und raunzte mit tiefer Stimme und hochgezogenen Augenbrauen: »Gott, Ida, ich verlange ja wirklich nicht viel von dir. Einmal kommen und ein bisschen repräsentieren! Du weißt, wie wichtig das ist, und die Seniorpartner erwarten das auch! Andere Frauen würden das liebend gern tun, um ihren Mann bei der Karriere zu unterstützen. Und was ist auch schon dabei? Ein bisschen Small Talk, that’s all.« Idas Stimme fand die normale Tonlage wieder: »Ups … I did it again. Entschuldige, ich wollte nicht schimpfen, es ist nur manchmal so frustrierend.«
Ida schaute Karla an, die nun einen eher betretenen Gesichtsausdruck hatte. Da musste Ida grinsen. »Ach, in Wahrheit ist es halb so wild. Hör mal, Karla, ich würde gerne weiter mit dir plaudern, aber zumindest ich muss ein wenig offiziell auftreten. Alex sucht mich bestimmt schon, um mich mit einigen seiner Mandanten bekannt zu machen. Aber in circa zwei Stunden bin ich damit durch und dann könnten wir uns hier am Eingang treffen und uns verdrücken. Unser Wiedersehen muss gefeiert werden. Ich lade dich auf einen Prosecco ins Rosi ein. Lust?«
Karla nickte. »Perfekt. Schließlich sollte ich mich hier auch umhören, um Möglichkeiten für eine weitere Anstellung als Anwältin auszuloten.«
Ida, deren Laune sich durch die unverhoffte Begegnung mit Karla erheblich gebessert hatte, machte sich auf die Suche nach ihrem Mann. Sie wollte ihm erzählen, dass er heute Abend alleine nach Hause fahren müsse. Danach würde sie, großmütig wie sie sich auf einmal fühlte, die Künstlerin für ihre Bilder loben.
3.
Zwei Stunden später trafen sich Ida und Karla am Empfangstresen wieder. Die meisten Gäste waren bereits gegangen, es waren nur noch ein paar kleinere Grüppchen in den einzelnen Büros anwesend. »Uff!«, seufzte Ida, die bereits einen eleganten schwarzen Kaschmirmantel über ihrem modernen Kostüm trug, »jetzt reicht es aber mit dem Repräsentieren.« Sie stützte sich auf den Tresen und lächelte Karla an: »Wir haben Glück. Alex muss länger bleiben, weil ein neuer Mandant noch etwas mit ihm besprechen möchte. Cedric ist versorgt, meine Schwiegermutter hat ihn zu sich geholt. Also haben wir freie Bahn für die Rosi und Alex muss keine maulende Ehefrau auf dem Nachhauseweg befürchten. Ach, ich denke immer nur an mich. Wie sieht es denn bei dir aus? Wartet dein Freund auf dich?«
Karla stütze sich ebenfalls auf den Tresen. Ihre Füße schmerzten in den Schuhen und sie hatte das Gefühl, dass sie keinen weiteren Schritt in diesen Dingern laufen könne. »Ich bin zurzeit solo und zu allem bereit. Vorher muss ich mir aber dringend andere Schuhe anziehen. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, wenn ich mit Sportschuhen mitkomme. Gib mir ein paar Minuten, dann können wir gehen.« Sie verschwand in der Toilette und kam kurz darauf in Mantel und Joggingschuhen wieder heraus. Ida hakte Karla unter.
Als sie aus dem Gebäude traten, hatte der Regen aufgehört. So erreichten sie das Café e Enoteca Rosi trockenen Fußes.
In dem Café war es trotz des fortgeschrittenen Abends recht voll. Ida sah sich um und zog Karla zielstrebig zu einem kleinen freien Ecktisch. Ohne sie zu fragen, bestellte sie sogleich eine Flasche Prosecco, wobei sie den Markennamen Goiosa eher befehlend Richtung Tresen rief. So etwas hätte sich Karla nie getraut, ihr wäre so ein Benehmen peinlich. Aber Idas Auftreten hatte Erfolg. Karla hatte gerade ihren immer noch sehr feuchten Mantel über die Stuhllehne gehängt, da eilte auch schon ein Kellner mit einer Flasche in einem Eiskübel herbei, zusammen mit zwei Gläsern und einer Schale mit Nüssen. Er stellte alles auf den Tisch, öffnete gekonnt die Flasche und schenkte ein. Ida, die den ganzen Vorgang beobachtet hatte, bedankte sich.
Der Mann lächelte ihr zu: »Prego Ida, kommt der Herr Alex auch noch dazu?«
»Danke Georgio, leider nein, aber das ist meine Freundin Karla. Wir beide feiern heute unser Wiedersehen.«
»Ah, multo bene, Cara, ich muss jetzt wieder, heute Abend ist viel los.« Er entschwand in Richtung Tresen.
»Wow«, meinte Karla, die insgeheim wirklich beeindruckt war, »Du bist hier wohl Stammgast?«
»Nein, nein«, schmunzelte Ida, »Alex ist viel häufiger hier und hat Georgio schon des Öfteren mal geholfen. Ihm gehört der Laden hier. Das ist der Anwaltsgattinnenbonus.«
Sie prosteten sich zu und tranken einen Schluck.
Karla schaute sich um. Sie war zwar schon oft an dem Laden vorbeigegangen, drinnen war sie aber noch nie gewesen. Die Einrichtung machte einen gediegenen Eindruck, die Farbgestaltung in Cremetönen schaffte zusammen mit dem mächtigen Holztresen inmitten des Raumes eine gemütliche Atmosphäre. Um den Tresen herum befanden sich Barstühle, so weit Karla das in dem herrschenden Gedränge beurteilen konnte. Im Raum verteilt standen verschieden große Tische und an den Wänden hing ein durchgängiges Lichtband mit bunten Fotos.
Sie fragte sich gerade, ob diese Bilder ausgetauscht werden könnten, als Ida ihre Betrachtungen unterbrach: »Nun erzähl aber mal, was dir künftig so vorschwebt. Ich glaube nicht, dass du vom Typ her in eine Wirtschaftskanzlei passt. Ich sehe dich aber auch nicht als Angestellte. Eigentlich musst du dich selbstständig machen. Das wäre doch auch toll. Stell dir mal das Schild vor: Kanzlei Martini und Partner, das klingt doch souverän!« Ida nippte erneut an ihrem Glas und schaute Karla dabei unvermittelt an.
»Naja«, meinte Karla, die sich inzwischen entspannt hatte, »eigentlich weiß ich das auch, aber wie soll das denn konkret funktionieren? Was ist mit den Finanzen? Ich sehe schon die Gesichter der Banker vor mir, wenn ich mit meiner Urkunde vom frisch bestandenen Staatsexamen und ohne Sicherheiten um ein Darlehen bitte.« Sie zupfte an ihrer Serviette und drehte die Ecken spiralförmig auf. Über dieses Thema hatte sie schon häufig nachgedacht, zu einer Lösung war sie bislang aber nicht gekommen.
»Nun«, erwiderte Ida forsch, »wenn du, entschuldige bitte, mit besticktem Mantel und Joggingschuhen auftauchst, wahrscheinlich schon. Mit einem schicken Kostüm und den richtigen Schuhen, zusammen mit einem fundierten Business-Plan, auf weißem Büttenpapier ausgedruckt, könnte es aber funktionieren. Es gibt doch diese Existenzgründer-Darlehen! Außerdem kenne ich durch Alex ein paar wichtige Leute in der Bankerszene, mit denen müsste man vorher sprechen. Deinen Auftritt dort könnten wir zusammen trainieren, das würde mir Spaß machen! Und um deine Zeugnisse müssen wir uns wohl keine Sorgen machen. Ich gehe davon aus, dass die hervorragend sind. Von der Kanzlei Kaspa kriegst du noch ein super Referenzschreiben und die Finanzierung ist gebongt!« Ida hatte sich inzwischen für dieses Thema richtig erwärmt, sie sah Karla auffordernd an.
Karla teilte den Optimismus von Ida nicht. Sie schaute auf die inzwischen zerknüllte Serviette zwischen ihren Fingern. »So einfach ist das nicht! Woher sollen zum Beispiel die Mandate kommen? Ich habe nur mittellose Klientinnen, die zum Frauenberatungszentrum gehen, um sich dort Rat zu holen, wenn sie sich von ihrem Ehemann trennen wollen oder es schon gemacht haben. Die sind meistens so klamm, dass man sich nicht traut, ihnen überhaupt etwas in Rechnung zu stellen.« Sie nahm das Glas und trank einen weiteren Schluck Prosecco.
Ida lehnte sich mit einem ernsten Gesichtsausdruck in ihrem Stuhl zurück. »Da müssen wir halt eine Strategie entwickeln. Du hast doch alle Möglichkeiten der Welt! Du bist aufgrund deiner Jobberei im FBZ schon im Familienrecht spezialisiert. Darüber hinaus bist du zeitlich völlig ungebunden. Ich möchte nur Teilzeit arbeiten, da ich auch noch ausreichend Zeit mit meinem Sohn verbringen will – und solche Teilzeitstellen bekommst du als Anwältin nicht.«
Karla war erleichtert, dass sie nicht mehr der Mittelpunkt des Gesprächs war. Sie beugte sich nach vorne: »Und was ist mit deinem Mann? Kann der dir als Partner im Büro nicht eine Stelle verschaffen?«
Ida lachte. »Gott bewahre, mit Alex möchte ich nicht in einem Büro arbeiten. Davon abgesehen, bietet diese ach so fortschrittliche Kanzlei keine Teilzeitstellen an. Deswegen wird auch deine Frau Schönfeldt wieder Vollzeit arbeiten müssen. O-Ton ist: Die Mandanten erwarten jederzeitige Erreichbarkeit!«
»So ein Quatsch. Gerade heute mit der Möglichkeit der Weiterleitung von Anrufen auf das Handy und der Vernetzung aller Daten mit dem privaten PC oder einem Laptop, kann man doch völlig unproblematisch jederzeit erreichbar sein, wenn man das möchte.« Karlas Hände wedelten nun in der Luft herum.
»Das denke ich auch!«, rief Ida aus und griff zu ihrem Glas. »Und da Cedric mit seinen fünf Jahren alt genug ist und ohne Probleme über eine Tagesmutter betreut werden könnte, würde ich auch gerne wieder loslegen. Sonst bin ich zu lange draußen. Dann nimmt mich überhaupt keiner mehr.«
»Du könntest doch in den öffentlichen Dienst gehen, als Verwaltungsbeamtin oder gar Richterin. Die bieten ja gezwungenermaßen Teilzeitstellen an.«
»Mit meinem grandiosen Notendurchschnitt haben die bestimmt nur auf mich gewartet. Nein, Spaß beiseite, ich wollte schon immer Rechtsanwältin werden.« Nun fing Ida an, mit ihrer Serviette zu spielen.
»Ich wollte auch immer Anwältin werden«, seufzte Karla, »aber selbst für eine Vollzeitstelle bekommst du als Frau kaum eine Anstellung. Auch wenn das keiner konkret ausspricht, könnte es ja theoretisch passieren, dass du schwanger wirst. Und wozu Frauen nehmen, wenn es so viele männliche Kandidaten gibt? Aber du hast natürlich recht: Vielleicht sollten wir uns unseren Traum erfüllen und uns beide selbstständig machen.«
Ida blickte auf und sah Karla auf einmal ganz intensiv an. »Weißt du was? Das sollten wir, und zwar – tadaaa! – wir beide zusammen! Du könntest voll und ich halbtags arbeiten, das wäre doch perfekt. Am Vormittag würde ich Ceddie zu einer Tagesmutter bringen und im Notfall könnte auch meine Schwiegermutter mal einspringen, wenn wir beide nachmittags Termine hätten. Wow. Was meinst du?« Ida hielt ihr Glas fest umklammert und schaute Karla fragend an.
Diese war einen Moment sprachlos. Das hörte sich zu einfach an. War das eine Laune von Ida oder ernst gemeint? »Du meinst, wir beide zusammen? Kanzlei M & J? Ich meine, naja, also … das klingt eigentlich echt gut … und es wäre auch sehr schön … Ja meinst du das denn wirklich?«, stotterte Karla, die immer noch nicht wusste, wie ihr geschah. Hatte sie schon zu viel Prosecco getrunken?
»Na klar! Eine Ida-Idee! Großartig! Was für ein Tag! Das muss begossen werden!«, rief Ida und schenkte Karla und sich erneut ein.
Mit Schwung beförderte sie die Flasche danach zurück in den Eiskübel. Sie erhob ihr Glas zu Karla und sie stießen an.
»Auf den Beginn einer wunderbaren Zusammenarbeit«, rief Ida, »ich kann alles schon deutlich vor meinem inneren Auge sehen. An diesen Abend werden wir uns noch häufig erinnern!«
4.
Karla schlug die Augen auf. Ihr erster Blick fiel auf den kleinen Wecker auf dem Boden neben ihrem Bett. 9 Uhr, sie schoss hoch. Die plötzliche Bewegung rächte sich sofort, ihr Kopf fuhr Achterbahn. Sekunden später – ein paar Gehirnzellen arbeiteten wohl doch schon – wurde ihr bewusst, dass heute Samstag war. Sie musste nicht ins Büro. Seufzend fiel sie zurück, zog sich die Bettdecke über den Kopf und war sofort wieder eingeschlafen.
Zum zweiten Male geweckt wurde sie an diesem Tage, als neben ihr das Telefon klingelte. Inzwischen war es 13 Uhr, wie sie mit einem erneuten Blick auf den Wecker feststellte.
Karla meldete sich verschlafen: »Martini?«
»Hallo Karla, Du klingst ja, als ob die Weihnachtsfeier gestern ein voller Erfolg gewesen ist. Hat es mit dir und Benedikt endlich geklappt?«
»Susi!« Karla räusperte sich, ihr Hals fühlte sich wie ein Reibeisen an. »Jetzt bist du aber total durchgeknallt, Benedikt Rosen ist doch mein Chef!«
Am anderen Ende der Leitung lachte ihre Freundin Susi laut auf. »Ja und? Du bist doch nicht minderjährig? Immerhin hast du mir doch schon mal erzählt, dass er gut aussieht. Obwohl ich zugebe, dass es etwas komisch ist, dass er mit Mitte dreißig immer noch bei seiner Mutter wohnt.«
Karla suchte nach der Wasserflasche, die stets in Reichweite des Bettes stand. Dabei murmelte sie vor sich hin. So richtig fit war sie noch nicht.
Susi plapperte derweil fröhlich weiter: »Was hat dich denn dann so spät ins Bett gebracht? Die gute Stimmung bei der Bürofeier kann es ja kaum gewesen sein, oder war der Glühwein etwa mit Schuss?«
»Woher weißt du, dass es Glühwein gab?« Karla kämpfte mit ihrer Bettdecke, als sie versuchte, ganz vorsichtig aufzustehen. Ihr Kopf fühlte sich an, als würde er separat vom Körper Schlangenlinien fahren.
»Du hattest es mir erzählt, schon vergessen? Die Kisten mit den Glühweinflaschen, die neben den diversen Mineralwässern in der Teeküche lagerten. Du hast doch nicht etwa Glühwein getrunken?«
»Natürlich nicht, du weißt doch, dass ich allergisch auf Nelken reagiere. Weißt du, wen ich auf der Feier getroffen habe? Ida! Erinnerst du dich noch an sie? Wir waren hinterher noch etwas trinken.«
»Ida, na klar erinnere ich mich. Muss ja mehr als ein Glas Rotwein gewesen sein, so wie du dich anhörst. Was macht sie da? Arbeitet sie auch als Anwältin?«
»Es war Prosecco. Susi, ich kann im Moment noch nicht sprechen. Können wir uns nicht später auf einen Kaffee treffen? Dann erzähl ich dir alles. Wie wäre es in deinem Café, so gegen sechzehn Uhr?«
»Wenn es wenigstens mein Café wäre. Na gut, ich muss da heute Abend sowieso arbeiten. Okay, also um siebzehn Uhr im Keks. Schlaf dich aus, meine Süße, tschau.«
Karla warf ihr Handy in die Ecke. Nachdem sie die halbe Wasserflasche ausgetrunken und gefühlte 30 Minuten geduscht hatte, fühlte sie sich etwas besser.
Sie legte sich erneut aufs Bett und ließ den gestrigen Abend Revue passieren. Es war nicht bei der einen Flasche Prosecco geblieben, zum Schluss hatten Ida und sie sogar Grappa getrunken. Wann genau war sie eigentlich nach Hause gekommen? Das musste so gegen drei Uhr morgens gewesen sein. Ida hatte ein Taxi bestellt und Karla vor ihrer Wohnung abgesetzt.
Irgendwann im Verlauf des Abends hatte Ida die Idee gehabt, zusammen eine Anwaltskanzlei zu gründen. Mit jedem weiteren Schluck Alkohol war diese Vorstellung immer verlockender geworden. Warum eigentlich nicht? Was sollte überhaupt schiefgehen? Sie würden interessante Fälle lösen, den Menschen aus all ihren Schwierigkeiten heraushelfen und nebenbei noch Kohle scheffeln ohne Ende. Als sie weit nach Mitternacht auseinandergegangen waren, hatten sie mental den Grundstein für ihre gemeinsame Kanzlei praktisch schon gelegt. Was für Zukunftsaussichten!
Heute, bei Tageslicht betrachtet, sah die Sache schon weitaus schwieriger aus. Sie war seit einem halben Jahr Rechtsanwältin und besaß noch 1.000,- Euro auf einem Festgeldkonto, ihr Girokonto wies ein Guthaben von rund 300,- Euro auf. Das Dezembergehalt der Kanzlei war die einzige Zahlung, die noch auf ihrem Konto eingehen würde, danach war erst einmal Schluss mit regelmäßigen Geldeingängen. Geldausgänge waren dagegen vorprogrammiert. Sie musste dringend einen Job finden. Und doch: die Idee, von Anfang an etwas Eigenes aufzubauen, selber entscheiden zu können, mit welchen Menschen man zusammenarbeiten wollte und mit welchen nicht, hatte auch im nüchternen Zustand etwas Verlockendes.
Sie seufzte und schloss erneut die Augen. Wie schön wäre es, endlich einmal eigene Prioritäten zu setzen nach fast fünfjährigem Studium und dreijähriger Referendariatsausbildung. Schließlich war für sie nie ein anderer Beruf, als der einer Rechtsanwältin, in Betracht gekommen.
Karla Martini und Partner. Der Floh, den Ida ihr in den Kopf gesetzt hatte, hüpfte beharrlich in ihren Gedanken herum. Wie viel Kapital man wohl für den Anfang benötigte? Wie groß müsste das Büro sein und in welchem Stadtteil sollte es liegen? Am liebsten mitten in der Stadt. Sie war eine begeisterte Hamburgerin, diese Begeisterung endete jedoch an den Grenzen zu den Außenbezirken. Wenn schon eine Kanzlei, dann in der Innenstadt – in Eppendorf oder Harvestehude. Auch Eimsbüttel konnte sie sich gut vorstellen.
Mitten in der Überlegung, welchen Schreibtisch sie für ihr Zimmer wählen würde – ein schlichter Tisch auf Stelzen oder doch lieber das Chefzimmer aus Ebenholz – schlief sie erneut ein.
Pünktlich um 17 Uhr betrat Karla das Café Keks am Eppendorfer Baum. Sie entdeckte ihre Freundin Susi, eine große, etwas füllige Frau mit leuchtenden blauen Augen, die an der Theke in ein Gespräch mit einer Kollegin vertieft war.
Sie umarmte sie kurz und stellte sich neben sie. »Schon wieder ein Thekenplatz, eigentlich hatte ich mir heute Morgen vorgenommen, Kneipen ein paar Wochen nur noch aus der Ferne zu betrachten.« Karla nickte der Kollegin von Susi, die sie vom Sehen kannte, zur Begrüßung kurz zu. »Ich hätte gerne einen doppelten Espresso und ein großes Glas Wasser.«
Susi, die im Gegensatz zu Karla einen sehr frischen Eindruck machte, lachte sie an: »Oh-oh, die Folgen des gestrigen Abends sind immer noch nicht ausgeheilt. Komm, lass uns gleich in eine ruhige Ecke gehen. Ich mache dir nur eben den Espresso.«
Sie nahm zwei Gläser aus dem Regal hinter ihr und holte eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. Als der Espresso durchgelaufen war, lud sie alles auf ein Tablett und ging zu einem kleinen Tisch in der Ecke, auf dem sich ein Reserviert-Schild befand. Karla folgte Susi und ließ sich mit einem Seufzer auf den Stuhl fallen. Sie fühlte sich nach wie vor nicht fit und sehnte sich nach ihrem Bett. Vielleicht würde der Espresso helfen. Sie griff nach der Tasse und nahm einen kleinen Schluck.
»Was für ein Glück, dass heute Samstag ist und ich erst am Montag wieder in der Kanzlei erscheinen muss. Ich bin überhaupt nichts mehr gewöhnt. Kein Wunder, nach diesem ganzen Examensstress. Und dann habe ich ja sofort weitergemacht. Ich brauche Urlaub, am liebsten irgendwo, wo es schön warm ist.
Susi griff über den Tisch nach ihrer Hand. »Hast du im Lotto gewonnen oder hast du gestern Abend ein lukratives Jobangebot erhalten? Du wolltest dich doch auf der Weihnachtsfeier nach einem neuen Arbeitgeber umsehen. Anwälte waren doch wahrscheinlich genug da, oder?«
»Ja, wie Sand am Meer, die waren mir aber alle nicht so sympathisch. Du weißt schon, alle im dunklen Anzug mit gediegener Krawatte, ununterbrochen von ihren großen Erfolgen bei Gericht erzählend. Karla veränderte ihren Tonfall und brummte: »Also gestern war ich mit dem Geschäftsführer der ABC-GmbH beim Landgericht. Was sich der Richter XY dort wieder geleistet hat! Der hat noch nie einen Blick ins Bürgerliche Gesetzbuch geworfen und wahrscheinlich seine Examina gewonnen. Und sein Beisitzer Richter Z hat die ganze Zeit nur geschlafen, ein Wunder, dass er rechtzeitig zur Beratungspause der Kammer aufgewacht ist. Wenn ich nicht die Sache mehr oder weniger in die Hand genommen hätte, hätte mein Mandant alt ausgesehen. Der Kollege auf der anderen Seite konnte mir nicht das Wasser reichen. Bla, bla, bla … Das möchte sich kein Mensch den ganzen Tag anhören, ich jedenfalls nicht.«
Susi lachte und schob ihr zurzeit weißblondes glattes Haar mit beiden Händen hinter die Ohren: »Du kannst natürlich stattdessen, wie ich, abends im Café arbeiten und tagsüber die Diktate deines Chefs abtippen. Den ganzen Examensstress hättest du dir dann aber sparen können. Hier im Café legen sie mehr Wert darauf, dass du die Espressomaschine bedienen kannst und die Getränke nicht über die Gäste schüttest.« Sie sah Karla verschmitzt an.
»Haha guter Scherz. Ach, es muss doch noch etwas anderes geben außer der schlecht bezahlten Arbeit für die Frauen und der gut bezahlten Arbeit für die Wirtschaftsfraktion.« Karla trank den restlichen Espresso.
»Du könntest ja in einer Feld-, Wald- und Wiesenkanzlei mit richtigen Menschen arbeiten.«
»Ja klar, aber du weißt auch, dass Allgemeinanwälte froh sind, wenn sie so einigermaßen über die Runden kommen. Die stellen niemanden ein. Manche fahren sogar nebenbei Taxi oder haben irgendwelche anderen Nebenjobs, damit sie die Miete bezahlen können. Viele haben Wohnzimmerkanzleien und bearbeiten ihre Fälle am Küchentisch. Das will ich auf gar keinen Fall. Außerdem kommt man kaum noch ohne Spezialisierung aus.« Karla hatte sich inzwischen in Rage geredet, der Espresso schien zu wirken: »Es gibt einfach zu viele Juristen und alle die, die keinen Job in der Justiz finden, werden Anwalt. Es gibt eine regelrechte Anwaltsschwemme und die Kollegen überbieten sich schon in Preisnachlässen bei den Gebühren. Man kann inzwischen sogar bei eBay eine Beratung beim Anwalt ersteigern, ab fünf Euro geht’s los. Über die Qualität einer solchen Beratung möchte ich gar nicht nachdenken.«
Susi nickte. Karla und sie hatten schon oft über dieses Thema gesprochen. »Das weiß ich doch alles. Dann mach dich doch selbstständig. Da bist du deine eigene Herrin!«
»Das hat mir Ida gestern auch vorgeschlagen.
»Ach ja, du hast ja gestern Ida wiedergetroffen. Erzähl doch mal, was sie so macht.
Karla ließ ihren Blick durch den Raum wandern, bevor sie antwortete. »Ida hat sich nicht verändert. Sie hat nach dem zweiten Examen kurz als Anwältin gearbeitet, dann Alex Johannsen geheiratet und einen Sohn bekommen. Der ist noch relativ klein und Ida kümmert sich den ganzen Tag um ihn. Ihr Mann ist Partner in der Kanzlei, in der ich zurzeit noch arbeite und deshalb war sie gestern Abend auch da. Schick hat sie ausgesehen. Immer noch schlank mit blondem Pagenkopf. Es ist schon komisch, dass wir uns nicht früher begegnet sind.«
»Aha, wieder so eine gut ausgebildete Frau, die Hausfrau und Mutter ist und ihrem Mann den Rücken frei hält. Da hat sie ja eine gute Partie gemacht. Als Partner in der Kanzlei verdient ihr Mann bestimmt einen Haufen Schotter und sie kann es ausgeben. Auch nicht schlecht. So würde ich auch gerne leben.« Susi blickte über Karla hinweg in die Ferne. Ihre Augen bekamen einen träumerischen Ausdruck. Beide Frauen waren schon seit der Schulzeit befreundet und Karla kannte Susis Wunschtraum, der in der Hochzeit mit einem vermögenden Mann bestand.
Trotzdem konnte sie es nicht lassen, ihrer Freundin den Marsch zu blasen: »Das meinst du doch nicht im Ernst oder? Das ist doch die totale Abhängigkeit von einem Mann. Dafür haben unsere Schwestern in den Siebzigerjahren aber nicht gekämpft! Ida ist übrigens nicht so wie du denkst. Sie möchte gerne wieder als Anwältin arbeiten, allerdings nur in Teilzeit.«
»Also ich wäre damit zufrieden, die Kinder meines Mannes großzuziehen und ihm den Haushalt zu führen. Ich könnte mich ja nebenbei ehrenamtlich engagieren, das würde mir bestimmt Spaß machen. So ein männliches Exemplar würde ich gerne mal kennenlernen. Wenn du deinen Chef Benedikt nicht willst, stell ihn mir doch mal vor. Ich könnte dich doch im Büro besuchen …« Susi malte mit ihrem Zeigefinger kleine Ringe auf den Tisch.
»Vergiss das direkt wieder. Ich werde diesen Blödsinn nicht unterstützen, auch wenn du meine beste Freundin bist. Außerdem lernst du doch genügend Männer kennen, viel mehr als ich. Leider fällst du immer nur auf Typen rein, die dich ausnutzen. Ich sage nur Bert!«
Bert war der letzte Freund von Susi gewesen. Er war ein brotloser Schauspieler, Typ Til Schweiger, gut aussehend und charmant, der immer dann zuverlässig bei ihrer Freundin auftauchte, wenn er gerade pleite war. Susi, die ein gutes Herz hatte, nahm ihn immer wieder auf. Kaum hatte er ein neues Engagement, zog er von dannen – mit dem Versprechen wiederzukommen, wenn ihm der große Durchbruch gelungen sei. Das passierte natürlich nie und Karla war diejenige, die Susis Tränen trocknen musste, wenn es wieder so weit war. Beim letzten Mal hatte sie ihr geschworen, dass es mit Bert endgültig zu Ende sei. Karla wünschte ihr einen zuverlässigen liebevollen Freund, der sie um ihrer selbst lieben sollte. Und was wünschte sich Susi? Offenbar einen reichen Typen zum Heiraten.
Wie immer versuchte Susi sofort vom heiklen Thema Bert abzulenken: »Lass Bert aus dem Spiel! Wir waren bei Ida. Vielleicht könntest du mich trotzdem zur nächsten Kanzleifeier mitnehmen, damit ich mir die Anzugträger mal anschaue. Man kann ja nie wissen.«
»Der Zug ist abgefahren. Du weißt doch, dass ich nur noch bis Ende des Monats in diesem Büro arbeite und danach arbeitslos bin. Aber was ich eigentlich erzählen wollte: Ida hat mir gestern den Vorschlag gemacht, dass sie und ich gemeinsam eine Kanzlei gründen sollten. Sie kennt über ihren Mann genügend Banker, die uns bei der Finanzierung behilflich sein könnten.«
Ein Strahlen ging über Susis Gesicht. »Das hört sich doch super an! Ich hab Ida zwar lange nicht mehr gesehen, glaube aber, dass man mit ihr gut klarkommen kann. Außerdem hat sie bestimmt über ihren Mann gute Beziehungen und das ist total wichtig.«
Karla zögerte: »Naja, gestern Abend klang die Idee toll, vielleicht lag es auch am Alkohol. Wir haben uns sogar schon viele Details ausgemalt: wo das Büro sein könnte, am liebsten natürlich gerichtsnah, also in der Nähe des Sievekingplatzes. Dann könnten wir zu Fuß zum Gericht gehen.«
»Ja, stimmt, aber leider findet man dort nicht so einfach Räume.« Susi sah auf ihre Armbanduhr. »Du, ich muss jetzt Geld verdienen, aber die Idee ist wirklich gut. Sprich doch noch mal mit Ida, wenn ihr beide nüchtern seid, und erzähl mir dann, was daraus geworden ist, okay? Tschüss meine Süße.« Sie stand auf, beugte sich über den Tisch zu Karla und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Dann verschwand sie zur Theke.
Karla blickte versunken in ihr Wasserglas. Zusammen mit einer netten Kollegin eine eigene Anwaltspraxis zu eröffnen war genau das, was sie sich in ihren Träumen immer vorgestellt hatte. Die Frage war nur, ob dieser Traum auch Wirklichkeit werden konnte.
Sie seufzte und trank einen Schluck Wasser. Erst einmal abwarten, ob Ida sich bei ihr melden würde.