Christoph Kähler

Ein Buch mit sieben Siegeln?

Die Bibel verstehen und auslegen

Christoph Kähler, Dr. theol., Jahrgang 1944, studierte Theologie in Jena und Greifswald, war wissenschaftlicher Assistent in Jena, Pfarrer in Leipzig, Dozent und Professor für neutestamentliche Wissenschaft am Theologischen Seminar/​Kirchliche Hochschule Leipzig und an der Theologischen Fakultät in Leipzig, von 2001 bis 2009 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Thüringen bzw. der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, in dieser Zeit auch von 2003 bis 2009 stellvertretender Ratsvorsitzender der EKD. Seit 2010 leitet er den Lenkungsausschuss für die Durchsicht der Lutherbibel, die in einer Überarbeitung zum Reformationsjubiläum 2017 erscheinen soll.

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2016 by Evangelische Verlagsanstalt GmbH · Leipzig

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Das Buch wurde auf alterungsbeständigem Papier gedruckt.

Cover: Kai-Michael Gustmann, Leipzig

Coverfoto: Minuskel 2754: © Bibelmuseum Münster

Layout und Satz: Steffi Glauche, Leipzig

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016

ISBN 978-3-374-04435-1

www.eva-leipzig.de

Vorwort

Jedes Jahr im Advent saßen wir als Kinder abends unter dem selbstgebundenen Kranz und sangen Lieder, die auf Weihnachten hinführten. Zwischen den Liedern lasen meine Eltern täglich zwei Bibelsprüche von einem Papierstern, der dann an den Kranz gehängt wurde. So wurde es nicht nur durch die Kerzen von Sonntag zu Sonntag heller, sondern der Kranz wurde immer mehr geschmückt, bis 24 Sterne rundherum hingen. Auf jedem Stern stand eine Verheißung aus dem Alten Testament und auf der Rückseite eine Erfüllung aus dem Neuen Testament. Das hat sich allen, die dabei waren, tief eingeprägt – lange bevor ich diese Verse in ihrem biblischen Zusammenhang las und verstehen konnte.

Es gehört zu den Enttäuschungen meines Theologiestudiums, dass ich begreifen musste, dass das Alte und das Neue Testament nicht so einfach aufeinander bezogen werden dürfen. Sie stehen nicht als Frage und als Antwort zueinander, sie sind also auch nicht auf Verheißungen und ihre Erfüllung zu reduzieren. Die einzelnen biblischen Schriften haben eine eigene Botschaft und können zunächst für sich danach befragt werden, welche grundlegenden Erfahrungen mit Gott, dem Schöpfer und Erhalter, mit dem Richter und Retter hier ihren Ausdruck gefunden haben. Die verschiedenen Zeugen sprechen in ganz unterschiedlichen Situationen und haben verschiedene Botschaften. So kennen die Psalmen sowohl die verzweifelte Klage als auch die tiefe Dankbarkeit für die erfahrene Hilfe Gottes. Ähnliches wiederholt sich in den Schriften des Neuen Testaments. Wie stark die ersten Gemeinden auf Gottes Eingreifen in die politischen Katastrophen der Zeit warteten, also noch auf Erfüllung hofften, macht die Offenbarung an Johannes deutlich. Meine Lehrer brachten uns bei, auf diese einzelnen Stimmen zu hören und den großen Einheitsformeln zu misstrauen. Das war sicher ein Gewinn, entfremdete mich aber auch von einer schönen Sitte meiner Kinderzeit.

Als ich später mit den Schriften des Neuen Testaments noch vertrauter wurde, ging mir auf, dass oft genug die ersten Christen die Fragenden waren und Antworten für sich im Alten Testament fanden. Eine dieser Fragen war: Warum musste Jesus leiden und sterben, der so überzeugend von Gottes Herrschaft gesprochen hatte und ihre Kraft in seinen Wundern bewies? Die beeindruckenden Lieder vom leidenden Gottesknecht im zweiten Jesajabuch wurde für die Jünger Jesu zur Antwort und sie deuteten damit, was sie erlebt und auch selbst erlitten hatten. Oder sie erinnerten sich an Psalm 22, der mit den Worten beginnt: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« Es gibt viele solcher Erinnerungen, die der frühen Christenheit Klarheit verschafften und zum christlichen Verständnis des Alten Testaments wurden. In diesem Sinne darf man also doch Entsprechungen zwischen alttestamentlichen und neutestamentlichen Texten suchen und zusammenstellen – als eigene Deutung. So verstehe ich inzwischen den guten Sinn des Adventskalenders meiner Kindheit besser. Ähnlich ist es auch mit den Herrnhuter Losungen für jeden Tag: Alttestamentliche Verse werden mit neutestamentlichen für jeden Tag zusammengestellt. Sie können sich ergänzen oder kommentieren. Manchmal treffen sie genau meine Situation, an anderen Tagen gelingt der Zugang zu ihnen nur schwer. Stets aber sind solche Zusammenstellungen Denkanstöße.

Weit darüber hinaus gehen Erlebnisse, in denen wir unsere Erschütterung in den Worten der Bibel fassen konnten. »Gott hilf mir! Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle«, so fand unsere Trauer um nahe Angehörige ihren Ausdruck im Beginn von Psalm 69. Und schon lange vor der Maueröffnung 1989 haben wir Psalm 126 »Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden« immer wieder als Hoffnungsgebet gesprochen.

Viele, die sich schon länger mit biblischen Texten beschäftigen, erleben im Laufe ihres Lebens Ähnliches. Vertraute biblische Texte gehen mit uns mit und füllen sich mit den persönlichen Erfahrungen, wie Psalm 23 »Der Herr ist mein Hirte«. Andere Stellen können fremd werden, Unverständliches kann sich dagegen allmählich erschließen und Kritisches wiederum in einer neuen Perspektive fruchtbar werden. Manches Dunkle lässt sich aber genauer betrachten und erklären. Darum sollen die folgenden Kapitel eine Art Reiseführer bieten, der wichtige Stationen eines Weges beschreibt. Er wird nicht jede Frage klären und jedes kostbare Stück ausführlich beschreiben, wohl aber soll er besonders wichtige Fragen aufnehmen und auf mögliche Antworten hinweisen.

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Vorwort

1 Einleitung

1.1 Mord und Totschlag, Literatur und Leben

1.2 Das verbreitete und dennoch unbekannte Buch

1.3 Die sieben Siegel

2 Die Bibel – das Buch der Bücher?

2.1 Woher kommt das Wort »Bibel«?

2.2 Welche Teile umfasst die christliche Bibel?

2.3 Die griechische Übersetzung des Alten Testaments und die Apokryphen

2.4 Unterschiede zwischen evangelischen und katholischen Bibeln

2.5 Altes und Neues Testament – der Unterschied zum jüdischen Bibelverständnis

3 Die Bibel – Heilige Schrift, Gottes Wort?

3.1 Heilige Schriften

3.2 Die Bibel als Heilige Schrift im Unterschied zum Koran

3.3 Ist die Bibel Wort Gottes?

3.4 Der Missbrauch biblischer Texte – die Versuchungsgeschichte Jesu als Beispiel

3.5 Ein Kompass für das Verstehen der Bibel

4 Wie finde ich mich in der Bibel zurecht?

4.1 Lesen in der Bibel von A–Z?

4.2 Glaubensüberzeugungen in der Bibel am Beispiel der Schöpfungserzählungen

4.3 Lesen und Verstehen: Der Kämmerer aus Äthiopien – ein Beispiel für Bibelerklärung

5 Wie lernt man biblische Texte zu verstehen?

5.1 Wozu brauchen Gemeindeglieder die Hilfe von Bibelexperten?

5.2 Drei Phasen der Textaneignung

5.3 Methoden der Bibelarbeit als Hilfe zum Verstehen

6 Was leistet die Bibelwissenschaft?

6.1 Die Auslegung biblischer Texte in der Bibel selbst

6.2 Wurzeln der Bibelwissenschaft

6.3 Streit um den ursprünglichen Wortlaut der Bibel

6.4 Weitere historisch-kritische Methoden

7 Ein Beispiel für historisch-kritische Bibelauslegung: Das Gleichnis vom verlorenen Silbergroschen

7.1 Wie ist das Gleichnis vom verlorenen Silbergroschen gewachsen?

7.2 Wie sind die drei Stufen zu interpretieren?

7.3 Deutungen des Textes für heutige Leser

8 Die Bibel und ihre Übersetzungen

8.1 Warum gibt es für die eine Bibel so viele Übersetzungen?

8.2 Worin unterscheiden sich Bibelübersetzungen?

8.3 Wozu kirchenamtliche Bibeln?

8.4 Was zeichnet die Lutherbibel aus?

8.5 Ist die Lutherbibel Luthers Bibel?

8.6 Empfehlungen

Editorial zur Reihe

Weitere Bücher

1 Einleitung

1.1 Mord und Totschlag, Literatur und Leben

1928 veranstaltete die illustrierte Modezeitschrift »Die Dame« eine Umfrage unter Schriftstellern und fragte sie nach dem Buch, das bei ihnen den größten Eindruck hinterlassen habe. Die Umfrage wurde in der Beilage mit dem doppeldeutigen Namen »Die losen Blätter« veröffentlicht. Eine einzige Antwort daraus ist bis heute fast sprichwörtlich. Sie stammte von dem skandalumwitterten, jungen und erfolgreichen Autor Bertolt Brecht. »Sie werden lachen: die Bibel«, schrieb Brecht und begründete seine Antwort damit, dass er die Bibel läse als eine »Sammlung von aufregenden Geschichten, Generationskonflikten, Mord und Totschlag, gipfelnd im Hohenlied der Liebe«. Das war natürlich alles andere als ein Glaubensbekenntnis, sondern ein frecher Witz, doch nicht ohne erheblichen Respekt vor diesem Buch und seiner Sprache.

Um echten Mord und Totschlag handelte es sich, wenn Christen und christliche Gemeinden in den Katakomben leben mussten, aber an ihren Bibeln erkannt werden konnten. Da konnten Bücher und mit ihnen die Besitzer vernichtet werden. Das geschah im Römischen Reich bis zum Anfang des vierten Jahrhunderts n. Chr. und danach immer wieder in der Kirchengeschichte. Ein sehr eindrucksvolles Verhältnis zur Bibel hatten etwa die Geheimprotestanten in Österreich, die ihren Glauben nach der katholischen Gegenreformation nur heimlich ausdrücken und leben konnten. Sie feierten an unzugänglichen Stellen evangelischen Gottesdienst und mussten ihre Lutherbibeln 150 Jahre lang immer wieder auf abenteuerliche Weise verstecken. Ob in Hohlräumen im Kuhstall oder unter den Dielen verborgen, durften Bibel und Gesangbuch bei einer Hausdurchsuchung nicht entdeckt werden, denn sonst hätten ihre Besitzer Haus und Hof verloren und wären aus ihrer Heimat vertrieben worden – ein hoher Preis für eine Frömmigkeit, die aus der Bibel lebte.

1.2 Das verbreitete und dennoch unbekannte Buch

Die Bibel lesen Christen und aufgeschlossene Anhänger anderer Religionen, Atheisten wie Brecht und suchende Humanisten. Sie ist Gegenstand der größten Verehrung und der wütendsten Ablehnung. Wer sich mit ihr länger beschäftigt, den lässt sie nicht kalt. Dazu kommt, dass viele Wendungen der deutschen Sprache, Sprichwörter, Geschichten und Vorstellungen aus der Bibel stammen. Ihre Erzählungen, ihre Schilderungen und Merkworte bilden eine fast unerschöpfliche Quelle für den christlichen Glauben und die humanistische Bildung. Neben den Sagen und Geschichten des griechisch-römischen Altertums fanden vor allem die Stoffe der Bibel immer wieder ihren Weg in die Kunst, sowohl in die Musik als auch in Malerei und Literatur. Diese Bedeutung der Bibel, die weit über die Kirchen hinausreicht, wird oft unterschätzt, weil die Herkunft biblischer Geschichten und Symbole heute oft unbekannt ist. Denn viele Menschen in Deutschland wissen zwar noch, was eine Bibel ist. Häufig steht auch noch ein Exemplar im Bücherschrank als Familienerbstück oder als Geschenk. Doch damit ist nicht gesagt, wie oft dieser Band aufgeschlagen und gelesen wird. Das Spektrum reicht von der völligen Unkenntnis, über das gelegentliche Aufschlagen bis zu einer Vertrautheit, die der tägliche Gebrauch schafft.

Es ist ja auch nicht ganz einfach, mit einem inhaltlich so komplexen Buch umzugehen. Die Bibel kann nicht wie ein Roman vom Anfang bis zum Ende durchgelesen werden. Um sich in ihr zurechtzufinden, braucht man eigentlich so etwas wie eine Landkarte oder eine Gebrauchsanleitung. Unvorbereitet und unberaten aber legen viele die Bibel nach den ersten Versuchen wieder zurück und behalten den Eindruck, dieser voluminöse Band sei ein Buch mit sieben Siegeln.

1.3 Die sieben Siegel

Selbst die Redewendung von den sieben Siegeln stammt aus dem Buch der Bücher. Sie findet sich in der Offenbarung an Johannes (5,1  8,1), dem letzten Buch der Bibel. Dort erblickt der Schreiber, der Seher Johannes, eine versiegelte Buchrolle, die offensichtlich einen längeren Text enthält. Diese Rolle darf – wie es heißt – von keinem Menschen geöffnet werden, weil niemand die Vollmacht hat, ihre sieben Siegel zu öffnen.

Nur einer einzigen Gestalt soll das gelingen. Diese aber wird widersprüchlich und rätselhaft beschrieben: einerseits erscheint sie als Löwe aus dem Stamm Juda und andererseits als geschlachtetes Lamm. Diese zwei Beschreibungen verbinden Unvereinbares: Der Löwe gilt als König der Tiere und ist das Symbol der Macht. Das Lamm war dagegen das klassische Opfertier, ist also Sinnbild der absoluten Ohnmacht und des gewaltsamen Todes. Beide Symbole in einer einzigen Figur geben ein Rätsel auf, ja sprechen so etwas wie eine Geheimsprache. Die Lösung ergibt sich aus dem damals verbotenen Glauben an Jesus Christus, der in diesen Bildern ausgedrückt wird. Jesus Christus wird sowohl mit einem Lamm verglichen als auch mit einem Löwen. Das Lamm symbolisiert den gewaltsamen Tod Jesu. Der Löwe steht als Zeichen für die Auferstehung Jesu, also den Sieg über den Tod. Nur einer, der den Tod überwunden hat, ist imstande, die Siegel zu lösen und die Geheimnisse der Welt zu offenbaren, meint der Seher Johannes.

Die Öffnung der sieben Siegel wird in der Offenbarung ausführlich geschildert. Damit beginnt eine Zukunftsschau voller Kriege und Katastrophen, also Erfahrungen, die die christlichen Gemeinden bereits gemacht haben und weiter fürchten müssen. Der Seher meint aber, das gegenwärtige und zukünftige Unheil könne man im Vertrauen auf diesen Herrn getrost überstehen. Der Glaube an den auferstandenen Christus helfe, das Leben und seine Geheimnisse zu »lesen«, zu verstehen und darum auch zu bewältigen.

Das Bild der Buchrolle mit den sieben Siegeln lässt sich auf die ganze Bibel übertragen, weil sie oft genug rätselhafte und geheimnisvolle Texte enthält, die gedeutet werden müssen. Diese Mühe lohnt sich, weil Leserinnen und Leser damit ein Lebens- und Glaubensbuch aufschlagen. Sie werden dabei regelmäßig an ihre eigenen Lebenserfahrungen erinnert und nach dem gefragt werden, was ihnen selbst heilig ist. Sie finden Antworten, die sich im Lauf des Lebens durch neue Erfahrungen erweitern und verändern, ja auch neue Fragen hervorrufen. Das aber hat auch Rückwirkungen auf das Verständnis biblischer Texte, die sich im Laufe des Lebens besser und tiefer erschließen. Dieses Verstehen kann ein unaufhörlicher Prozess zunehmender Erkenntnis sein.

Das Büchlein, das Sie nun in den Händen halten, sammelt eine Reihe von Fragen, die in christlichen Gemeinden und Kirchen immer wieder debattiert und kontrovers beantwortet werden. Es benennt Schwierigkeiten beim Bibellesen und soll Hinweise bieten, die helfen, die Bibel zu erschließen. Erste Informationen, Hinweise auf weiterführende Literatur und nützliche Internetadressen mögen anregen, sich selbst ein Bild zu machen und das Gespräch mit anderen Interessierten zu suchen.

Literaturhinweise

Christoph Dohmen, Die Bibel und ihre Auslegung. München 22003

Jörg Rosenstock/​Roland Rosenstock, Wie lese ich die Bibel? Neugier genügt. Bielefeld 2014

www.bibelwissenschaft.de/​startseite

2 Die Bibel – das Buch der Bücher?

2.1 Woher kommt das Wort »Bibel«?

Zunächst war Byblos der griechische Name einer antiken Hafenstadt im heutigen Libanon. Sie entwickelte sich in der Antike zu einem zentralen Umschlagplatz für Papyrus, aus dem einzelne Blätter und ganze Rollen als Schreibmaterial hergestellt werden konnten. Da die Griechen den Rohstoff für dieses »Papier« aus Byblos bezogen, nannten sie den Stoff zum Beschreiben zunächst nach der Stadt »byblos«, bis schließlich jedes Schriftstück, Urkunden und ganze Bücher einschließlich ihres Inhalts als »biblos« oder »biblion« bezeichnet wurden. Davon wurde der Plural »biblia = Schriften/​Bücher« gebildet und von Juden wie Christen zunehmend für ihre heiligen Schriften reserviert. So gewann »Biblia« allmählich den Sinn »Die Heilige Schrift«. In dieser Bedeutung wanderte das Wort aus dem Griechischen in die lateinische Sprache, aus der dann alle europäischen Sprachen das Lehnwort »Bibel« übernahmen. »Biblia/​das ist/​die gantze Heilige Schrifft Deudsch« hieß darum das Übersetzungswerk, das Martin Luther 1534 zum ersten Mal vollständig veröffentlichte. »Bibel« blieb jahrhundertelang ausschließlich der Name für das wichtigste Buch, die Heilige Schrift der Christen.

Die Liste der Bücher, die zur Bibel gehören, wird oft »Kanon« genannt. Der Begriff stammt ursprünglich aus dem