Gunvor Sramek

100
Jahre

PING
PONG

Eine Familie zwischen Österreich und Dänemark

Zum Geleit

Gunvor Sramek hat mit diesem Buch eine hundertjährige Familiengeschichte zwischen Österreich und Dänemark lebendig gemacht. Entstanden ist so ein besonders Stück Zeitgeschichte, das nicht zuletzt die wechselvolle Geschichte Europas im 20. Jahrhundert eindrücklich wiederspiegelt. Die umfangreiche Erzählung ist das Ergebnis von dem Interesse an Geschichte, das Gunvor Sramek schon lange begleitet. Ein weiteres Ergebnis dieser Leidenschaft wird in der Sammlung Frauennachlässe am Institut für Geschichte der Universität Wien aufbewahrt: Der schriftliche Nachlass ihrer Großmutter Mathilde Hanzel-Hübner (geb. 1884), den sie auch liebevoll „Großmutti-Museum“ nennt.

Zustande gekommen ist das folgendermaßen: Für eine Ausstellung zum Thema „70 Jahre Frauenwahlrecht in Österreich“ hat 1989 eine Gruppe junger Historikerinnen um Universitätsprofessorin Edith Saurer einen Aufruf gestartet: Gesucht wurden Selbstzeugnisse von Frauen, die 1919 erstmals die Möglichkeit hatten, zu wählen. Gemeinsam mit ihrem Cousin Ewald Pangratz hat Gunvor Sramek auf diesen Aufruf geantwortet – und Selbstzeugnisse von der Großmutter sowie auch von ihrer Mutter Ruthilt Lemche (geb. Hanzel, geb. 1911) und ihrer Tante Dietgart Pangratz (geb. Hanzel, geb. 1914) übergeben. Diese Schätze sind seit damals in der Sammlung Frauennachlässe mit den Bestandsnummern 1 und 2 registriert und wurden dabei über den Zeitraum von mehr als 25 Jahren auch immer wieder durch Nachreichungen ergänzt. Auf diese Weise wurden Tagebücher, Ausweise, Schul- und Universitätszeugnisse, Fotografien, kleine Gegenstände und vor allem abertausende Briefe für die Forschung zugänglich gemacht.

Mathilde Hanzel-Hübner war berufstätig, sie war Mutter und die erste Frau, die an der Technischen Universität Wien inskribieren konnte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielte sie eine prominente Rolle in der sogenannten Ersten Bürgerlichen Frauenbewegung und – wie später auch ihre Tochter Ruthilt Lemche – in der Friedensbewegung. Das alles belegen ihre schriftlichen Hinterlassenschaften. Dokumentiert werden hier aber auch die Lebensläufe von Mathilde Hanzel-Hübners vier Schwestern Berta, Olga, Alla und Mimi Hübner – sowie die Geschichte ihrer Mutter Agnes Hübner (geb. von

Coulon, geb. 1845).

Insgesamt liegen damit Zeugnisse von mehreren Generationen couragierter Frauen vor. Sie haben sich mit den gesellschaftlichen Verhältnissen ihrer jeweiligen Zeit auseinandergesetzt, waren zum Teil politisch engagiert – und dabei sicherlich alles, nur niemals bequem. Ihre Aufzeichnungen belegen den Alltag, die Neugierde und den großen Mut, den jede dieser Frauen hatte. Entsprechend wurden sie auch schon mit vielen verschiedenen wissenschaftliche Fragestellungen ausgewertet oder in Ausstellungen gezeigt.

Mit dem vorliegenden Buch wird die spannende Geschichte dieser Familie nun weitererzählt. Es findet sicherlich großes Interesse, das ich ihm und seiner Autorin hiermit auch von Herzen wünsche!

Dr.in Li Gerhalter

für die Sammlung Frauennachlässe am Institut für Geschichte der Universität Wien

Foto: Willi Sramek

Das Foto stammt von 1966. Rechts im Bild Mathilde Hanzel, meine Großmutter. In der Mitte, meine Mutter Ruthilt Lemche. Links ich, Gunvor Sramek mit unserer ersten Tochter Margit am Schoß.

Nach dem ersten Weltkrieg schickte Mathilde ihre beiden Töchter als "Wiener Kinder" nach Dänemark. Ihre Tochter, die Österreicherin Ruthilt heiratete später Karsten, einen Dänen. Ihre Tochter, die Dänin Gunvor heiratete Willi, einen Wiener. Ihre Tochter, die Österreicherin Margit heiratete Per, einen Dänen. Diese PING PONG Bewegung zwischen den beiden Ländern ist vielleicht noch nicht zu Ende, - wer weiß ?

Gunvor Sramek lebt in Wien. Sie ist diplomierte VTI Validationslehrerin und Masterin nach Naomi Fell. Langjährige Erfahrung in der Begleitung behinderter und demenzkranker Menschen. Angehörigenarbeit in Gruppen, Einzelberatung, Seminartätigkeit und Lehrgangsleitungen für autorisierte Validationsausbildungen. Prüfungskommissionsvorsitzende bei Validationsprüfungen. Hauptberuflich als Validationslehrerin in Österreich tätig.

Danksagung:

Ich möchte mich ganz herzlich bei meiner Lektorin Frau Regina Erben-Hartig für das Korrekturlesen und die vielen praktischen Tipps und Hilfestellungen bedanken.