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ALLES, WAS MAN WISSEN MUSS
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Rugby – Alles, was man wissen muss
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© 2019 by Meyer & Meyer Verlag, Aachen
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9783840313189
eISBN 9783840337116
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www.dersportverlag.de
Vorwort von Jan Lüdeke
Vorwort von Ralf Iwan
1Einleitung
1.1Was ist Rugby?
1.2Kleine Regelkunde
1.2.1Die Spielidee
1.2.2Die Mannschaft
1.2.3Das Spiel beginnt
1.2.4Die Standardsituationen
1.2.5Einige interessante Rugbyregeln
1.2.6Der Schiedsrichter
1.2.7Der Abpfiff
1.2.8Das kleine Rugbyglossar
2Die Entwicklung der Sportart
2.1Die Anfänge
2.2Eventisierung und Kommerzialisierung
2.3Olympia
3Topnationen im Rugby
3.1Traditionell
3.1.1England
3.1.2Irland
3.1.3Schottland
3.1.4Wales
3.1.5Frankreich
3.1.6Neuseeland
3.1.7Australien
3.1.8Südafrika
3.1.9Argentinien
3.2New Kids on the Block
3.2.1USA – die neue Rugbymacht?
3.2.2China
3.2.3Japan
3.2.4Deutschland
4Die internationalen 15er-Ligen
4.1England – Gallagher Premiership
4.2Frankreich – Top 14
4.3Guinness PRO 14
4.4Super 14 Rugby
5Topstars des Sports
5.1Dan Carter
5.2Ritchie McCaw
5.3Mark Ella
5.4Jonah Lomu
5.5Jonny Wilkinson
6Trainer
6.1Clive Woodward, England
6.2Graham Henry, All Blacks
6.3Steve Hansen, All Blacks
6.4Eddie Jones
7Manager und Macher
7.1David Lord
7.2Brett Gosper
8Internationale Rugbyevents
8.1Rugby World Cup
8.1.1Geschichte
8.1.2Spielmodus
8.1.3Bisherige Sieger
8.2Six-Nations-Turnier
8.2.1Geschichte
8.2.2Spielmodus
8.2.3Bisherige Sieger
8.3The Rugby Championship
8.3.1Geschichte
8.3.2Spielmodus
8.3.3Bisherige Sieger
8.4Olympische Spiele
8.4.1Road to Tokio 2020
8.5Rugby World Cup Sevens
8.6Sevens World Series – Turniere rund um den Globus
8.7Hong Kong Sevens – der Klassiker
9Rugby in Deutschland
9.1Historie seit 1900
9.2Zentren in Hannover und Heidelberg
9.3Die Wild Rugby Academy
9.4Der Blick nach vorne
9.5Internationales Spitzenrugby in München: Oktoberfest 7s
10Rugby sportlich: das Training
10.1Sport für jedermann!
10.2Physisches Anforderungsprofil
10.3Wege zum Rugbysport
10.4Training
11Ausblick: Rugby World Cup Japan 2019
12Zukunft des Rugbysports
12.1Neue internationale Formate
World Rugby Nation Championship
12.2Deutschland am Scheideweg
13Nachspielzeit
14Anhang
1Webseiten der Verbände und Medien
2Quellen
3Literatur
4Bildnachweis
Ich erinnere mich noch genau an diesen grauen Tag im Herbst 2007. Als Student schrieb ich nebenbei für den Lokalsport einer Zeitung, die Redaktion hatte mich zum Rugby geschickt, 2. Bundesliga, irgendein Sportfeld im Nordteil des Englischen Gartens in München. Das Spiel lief bereits, ich sah matschverschmierte Kerle, die mit voller Wucht ineinanderrannten, irgendwie versuchten, sich einen Weg durch die gegnerischen Körper zu bahnen. Mein erster Gedanke zu diesem Sport, den ich vorher eigentlich nie wahrgenommen hatte: „Was zur Hölle?“ Ein paar Minuten später hatte ich die Basisregeln verstanden, wenige Wochen später probierte ich es selbst aus, nur einige Monate später war ich selbst einer dieser matschverschmierten Kerle.
Wenn ich heute, 12 Jahre später, sage, dass Rugby mich als Mensch enorm geprägt hat und der Verein, die Mannschaft, meine zweite Familie geworden sind, dann ist das die sehr kurze Zusammenfassung einer Liebesgeschichte.
In Deutschland hat Rugby bis heute das Image eines Sports, bei dem sich Raufbolde die Köpfe einschlagen. Klar, Rugby ist hart, aber eine solche Fairness und so großen Respekt wie in diesem Sport habe ich noch nie erlebt. Allein den Kapitänen ist es vorbehalten, mit dem Schiedsrichter zu sprechen, dessen Entscheidungen werden kommentarlos hingenommen, selbst wenn sie falsch sein mögen. Auf dem Feld versucht man, so hart es nur geht, zu spielen, nach dem Abpfiff zollt man seinem Gegner Respekt, trifft sich mit all den blauen Flecken, die man sich gegenseitig zugefügt hat, auf ein Bier und sinniert darüber, wer wohl das härteste Tackle im Spiel gesetzt hat. Dieses Gefühl, auf dem Feld alles für seine Mitspieler zu geben und genau dasselbe von 14 Männern zurückzubekommen, ist unbeschreiblich (dasselbe gilt natürlich auch für Frauen-Rugby).
Dass die Rugby-WM das drittpopulärste Sportturnier weltweit hinter den Olympischen Spielen und der Fußball-WM ist, oder die Six Nations sportartenübergreifend das Turnier mit dem höchsten Zuschauerschnitt weltweit sind, sagt einiges über die Faszination von Rugby aus. Es wäre nur wünschenswert, dass in Deutschland auch mehr Menschen mit diesem wundervollen Sport in Berührung kommen – egal, ob aktiv oder als Zuschauer. Ich hoffe, dass dieses Buch von Ralf Iwan vielen Interessierten Rugby näherbringen kann. Für den Besuch eines ersten Spiels empfehle ich übrigens einen grauen Herbsttag. Es gibt nichts Schöneres, als ein Rugbyspiel bei Schmuddelwetter.
Jan Lüdeke (als „Stimme des deutschen Rugbys“ bekannt von TV-Übertragungen bei Eurosport, DAZN und Pro7 Maxx sowie als Stadionsprecher der Oktoberfest 7s)
Mit Rugby – in Deutschland weitgehend unbekannt bis Anfang des Jahrtausends – kam ich zum ersten Mal während meines ersten beruflichen Auslandsaufenthalts in Kontakt. Im Jahr 2000 zog ich mit Familie nach Manchester und begann meine Arbeit als Regional Performance Manager für UK Athletics. Zu diesem Zeitpunkt veränderte sich die Sportlandschaft in Großbritannien und UK Athletics, der nationale Spitzenverband in der Leichtathletik für das gesamte Königreich, unterzog sich einer radikalen Umstrukturierung.
Als Teil dieses strategischen Plans wurde eine ganze Reihe ausländischer Trainer, Sportwissenschaftler und Sportmediziner verpflichtet, die der damals verstaubten, britischen Leichtathletik neues Momentum und natürlich bessere Leistungen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften bringen sollten. Obwohl meine Arbeit nach fünf Jahren als Trainer nun mehr mit Managementaufgaben und Administration zu tun hatte, zog es mich neben der Arbeit am Schreibtisch auch wieder auf die Tartanbahn und zum Coaching.
Es dauerte nicht lange, bis ich mit dem Dreispringer Tosin Oke den ersten Athleten in meiner kleinen Trainingsgruppe hatte. Wer jemals den Nordwesten Englands besucht hat, weiß, dass die Wetterverhältnisse, gelinde gesagt, bescheiden sind und es vor allem im Winter kalt und sehr, sehr nass wird … . Die tollen Sportanlagen in Eastlands, mit dem Stadion, in dem heute Manchester City spielt, gab es damals noch nicht und so suchten wir uns im Süden von Manchester ein kommerzielles Fitness- und Sportzentrum, in dem man nicht nur das Krafttraining absolvieren konnte, sondern das sogar über eine ca. 50 m lange Laufbahn verfügte.
Wenige Wochen nach dem Start unseres Trainings im Frühjahr 2001 bekamen wir neue Trainingspartner bei Total Fitness in Wilmslow: die Profimannschaft der Sale Sharks, dem Premiership Rugbyverein aus Manchester. Bis zu diesem Zeitpunkt kannte ich die Sportart nur am Rande, hatte bei unseren Trainingslagern mit den deutschen Stabhochspringern in Südafrika zwar im Fernsehen die Sportart gesehen, aber weder die Regeln verstanden noch Kontakt mit Spielern bekommen.
In Wilmslow trainierten nun Rugbyprofis neben uns und teilten sich mit Tosin den Hantelbereich. Ich gebe zu, dass ich in den ersten Wochen gehörigen Respekt vor den Jungs hatte, denn die etwas ruppige und direkte Art war ich so aus der Leichtathletik nicht gewohnt. Nach wenigen Wochen kam dann der Cheftrainer des Teams auf mich zu und fragte mich, ob ich nicht mit seinen Spielern im Sprint und an der Schnelligkeit arbeiten wolle. Die Spieler wären zwar alle von den Kraftwerten recht gut, aber es fehle noch an Schnelligkeit und Spritzigkeit.
Ich fühlte mich natürlich auf der einen Seite geehrt, dass mich ein Trainer aus einer anderen Sportart anspricht, um neue Impulse im Training bei seinen Sportlern zu setzen. Aber auf der anderen Seite hatte ich zu diesem Zeitpunkt keinerlei Ahnung vom sportlichen Profil der Sportart und wusste nicht, wie ich als Leichtathletiktrainer bei den Hünen ankommen, ja, ernst genommen würde. Da ich immer offen für neue Erfahrungen bin, nahm ich den kleinen Nebenjob an. Ein Grund dafür war sicherlich auch der bewundernde Blick meines Dreispringers Tosin Oke, als mich der Trainer ansprach. Um es gleich vorwegzunehmen. Meine Befürchtungen, nicht bei den Rugbyprofis akzeptiert zu werden, bewahrheiteten sich nicht. Vom ersten Tag war ich von der Disziplin und vom Teamgeist, aber auch vom Trainingseifer der Spieler begeistert. Echte Profis eben, aber nicht im Sinne von Geld zu verdienen mit dem Sport, sondern professionell zu sein, bei dem, was sie machen: Rugby trainieren und spielen. Es folgten spannende Wochen mit den Sale Sharks und einige Einladungen zu Meisterschaftsspielen für mich und meine Familie.
Das alles ist nun 18 Jahre her und ich habe seitdem die Entwicklung des Rugbysports mit Interesse verfolgt, seit der Wiederaufnahme von Rugby in das olympische Programm 2009 dann auch noch stärker mit dem Fokus auf Deutschland.
Mit meinem Buch möchte ich Sportinteressierten einen Einblick geben in eine von Werten geprägte Sportart, die weltweit mehr und mehr Fans gewinnt und Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen begeistert.
Ralf Iwan
Seit den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro erfährt der Rugbysport weltweit einen enormen Boom. Insbesondere das olympische 7er-Rugby ist weltweit auf dem Vormarsch und mehr als 12 Millionen Menschen jeden Alters und Geschlechts in mehr als 120 Ländern spielen das Spiel mit dem „Ei“. Dabei vermittelt die sehr physische, dynamische und spektakuläre Sportart die Werte wie Teamgeist, Fairness, Respekt und Disziplin.
Aber nicht nur die Zahl der Spieler steigt weltweit. Das Medien- und Zuschauerinteresse am Rugby World Cup, der 7er-Rugbyweltmeisterschaft und den World-Series-Turnieren nahm in den vergangenen Jahren beständig zu und so ist der Rugby World-Cup mittlerweile nach den Olympischen Spielen und den Fußballweltmeisterschaften das drittgrößte Sportereignis der Welt.
Auch in Deutschland, wo die Sportart eine Randsportart ist, steigt das Interesse an Rugby stetig und die Mitgliederzahlen der Vereine haben durchweg zweistellige Zuwachsraten. Keine Mannschaftssportart verzeichnete in den vergangenen Jahren einen solchen Zuwachs.
Und einer Umfrage des Weltverbandes World Rugby zufolge, die die renommierte Sport Agentur Nielsen 2018 durchführte, dürfte die Sportart weiterhin wachsen. Nielsen Sport zufolge hat der Sport demnach weltweit fast 800 Millionen Anhänger, während sich mehr als 338 Millionen als wirkliche Fans betrachten. Dies bedeutet, dass jeder neunte Mensch auf dem Planeten sich als Rugbyanhänger betrachtet.
China und die USA mit 33 Millionen Fans, Indien mit 25 Millionen Fans sind die größten Märkte. Die Topnation in Europa ist Frankreich, mit 20 Millionen Fans. Das Gastgeberland des Rugby World Cups 2019, Japan, ist mit 14 Millionen Fans ebenfalls in den Top Ten der Fannationen vertreten.
Die Studie von Nielsen Sport, die in 88 Ländern durchgeführt wurde, spiegelt vor allem ein starkes Wachstum seit den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro wider, als die olympische Variante der Sportart zum ersten Mal seit 1928 wieder ausgetragen wurde. Damit stieg die Anzahl der Fans von 2013 bis 2018 um 24 %! Starke Wachstumsmärkte sind Brasilien, China, Indien, Mexiko und die USA. So haben die einwöchigen Rugby 7er-Weltmeisterschaften 2018 in San Francisco mehr als 100.000 Zuschauer live im Stadion miterlebt.
Überhaupt scheint das olympische 7er-Rugby laut Nielsen Sport der Treiber der positiven Entwicklung der Sportart Rugby zu sein. Schnell, athletisch und übersichtlich ist die Spielvariante und gewinnt so immer mehr Fans. Nach den Olympischen Spielen 2016 stieg die Zahl der Fans um immerhin 16,8 Millionen laut dem Marktforschungsbericht.
Hier noch ein paar Facts aus der Umfrage von Nielsen Sport
Das Durchschnittsalter eines Rugbyfans liegt bei 36 Jahren.
In den neuen Märkten interessieren sich vor allem jüngere Menschen für das Spiel.
36 % der Rugbyfans weltweit sind Frauen oder Mädchen.
In den neuen, aufstrebenden Ländern liegt der entsprechende Wert bei 34 %.
USA, China, Indien, Mexiko, Brasilien und Japan gehören zu den Top Ten der Fannationen.
Teilnehmer heben die Werte des Rugbysports, Spaß und die Gesundheitsvorteile als Hauptanziehungspunkte für das Spiel hervor.
Der Präsident von World Rugby, Bill Beaumont, zeigt sich denn auch hocherfreut über die Entwicklung der Sportart weltweit, vor allem, dass man jüngere Fans auch in nicht traditionellen Rugbyländern anzieht.
Nach all den positiven Zahlen nun aber zum Sport und zum Spiel selbst.
Wer über Rugby spricht, der meint meistens Rugby Union – einen Code der Sportart Rugby. Auch wenn sich dieses Buch mit Rugby Union befasst, ist es aber streng genommen nur die eine Hälfte des Spiels, denn es gibt auch die Spielvariante Rugby League bei der u. a. auch Weltmeisterschaften ausgetragen werden.
Zunächst aber zu Rugby Union. Die Grundidee von Rugby Union ist schnell erzählt: 15 Spieler müssen den Ball von ihrer eigenen Spielhälfte an das andere Ende des Spielfeldes befördern und dort im sogenannten Malfeld ablegen. Für den sogenannten Versuch gibt es fünf Punkte und zwei weitere Punkte, wenn der Ball in Form eines Erhöhungskicks zwischen die zwei 12 Meter hohen Torpfosten gekickt wird. Die Spieler dürfen mit dem Ball laufen, so lange sie wollen, dürfen aber den Ball nur zu einem Mitspieler passen, der hinter ihnen läuft.
Der Gegner kann versuchen, an den Ball zu kommen, indem er den ballführenden Spieler durch ein Tackle zu Boden bringt. Tackles sind in den Spielregeln des Rugbysports sehr klar und genau geregelt. So dürfen Tackles nur unterhalb der Schultern durchgeführt werden. Jedes Tackle am Hals oder der Schulter ist strengstens verboten. Nach einer Spielzeit von 80 Minuten – 40 Minuten je Halbzeit – ist das Spiel zu Ende. Dabei kann es durchaus auch ein Unentschieden geben.
Der zweite angesprochene Code ist Rugby League. Der Unterschied zwischen Rugby Union und Rugby League liegt neben einigen Regelunterschieden auch in der Anzahl der Spieler. Eine Rugby-League-Mannschaft besteht aus 13 Spielern, die gleichzeitig auf dem Feld stehen und spielen. Die Spielidee ist die Gleiche wie beim Rugby-Union-Spiel, wenngleich ein Try – also ein Versuch – lediglich vier Punkte einbringt.
Der Hauptunterschied zwischen den beiden Codes sind die Regeln nach einem Tackle, denn es gibt keine Rucks oder Mauls. Dazu später mehr. Es wird nicht um den Ballbesitz gekämpft, sondern nach sechs erfolgreichen Tackles wechselt der Ballbesitz automatisch. Daher wird häufig nach fünf Tackles gekickt, um die gegnerische Mannschaft in eine möglichst schlechte Startposition bringen. Im Rugby League sind deutlich härtere und höhere Tackles erlaubt als bei Rugby Union. Das Spielfeld beim Rugby League ist deutlich schmaler, wodurch es zu mehr Kontakt zwischen den Spielern kommt.
Zurück zu Rugby Union. Die olympische Variante von Rugby Union ist das 7er-Rugby. Hier spielen sieben Spieler auf jeder Seite, die gleiche Spielidee, die gleiche Spielfeldgröße, aber nur zweimal sieben Minuten Spielzeit. Dadurch, dass die Spieler mehr Platz haben, ist das Spiel natürlich deutlich schneller, mit spektakulären Spielszenen und für den Zuschauer übersichtlicher. Aufgrund der geringen Anzahl der Spieler verlangt das 7er-Rugby den Spielern in kurzer Zeit konditionell eine Menge ab. Dementsprechend ist die Spielzeit des olympischen 7er-Rugbys auf zweimal sieben Minuten begrenzt, mit einer Minute Halbzeitpause. Im Gegensatz zum 15er-Rugby wird das 7er-Rugby in Turnierform ausgetragen.
Wir steigen nun etwas tiefer in die Regeln ein. Das Regelheft des Weltverbandes World Rugby umfasst mehr als 190 Seiten, aber mit den folgenden Regeln kann man ein Spiel schon sehr gut verstehen und Schiedsrichterentscheidungen nachvollziehen.
Bei der 15er-Variante des Rugby Union treten 15 Spieler pro Mannschaft gegeneinander an. Das Spielfeld ist 100 m lang zwischen den Torpfosten beider Teams und 70 m breit.
Der Ball muss von einem Spieler einer Mannschaft im Malfeld (Try Zone) der gegnerischen Mannschaft abgelegt werden. Dabei darf der Spieler den Ball über beliebig weite Strecken tragen, ihn mit der Hand an einen Mitspieler abgeben oder mit dem Fuß nach vorne spielen. Ein Pass mit der Hand darf stets nur exakt seitlich oder nach hinten erfolgen, ansonsten führt der Spieler einen regelwidrigen Forward Pass, einen Vorwurf, aus, der mit einem Scrum geahndet wird.
Der Spieler in Ballbesitz darf festgehalten oder durch ein Tackling zu Boden gebracht werden. Der Ballbesitzer seinerseits kann andere Spieler, die ihn tackeln bzw. tief halten wollen, mit der Hand beiseiteschieben.
Gepunktet wird auf verschiedene Weise: Fünf Punkte bringt ein sogenannter Versuch, das Ablegen des Balls im Malfeld des Gegners (ähnlich dem „Touchdown“ im American Football). Weitere zwei Punkte ist die darauf folgende Erhöhung wert, ein Schuss über die Latte des H-förmigen Tores. Je drei Punkte gibt es für Straftritte nach Regelverstößen und Dropkicks aus dem laufenden Spiel.
Maximal sind 15 Spieler pro Mannschaft auf dem Feld und jedes Team kann bis zu acht Ersatzspieler einsetzen. Die Rückennummern der Stammspieler zeigen ihre Spielpositionen an. Die Nummern 1 bis 8 sind Stürmer (Forwards), die Nummern 9 und 10 sind Half-Backs, die Nummern 11 bis 15 bilden die Hintermannschaft (Backs). Hauptaufgabe der bulligen Stürmer ist die Ballsicherung. Das Angriffsspiel dominieren die flinken, technisch versierten Spieler der Hintermannschaft.
Die Namen der Positionen und ihre Aufgaben im Spiel:
Loose-Head Prop (linker Pfeiler): Spieler links in der ersten Gedränge-Reihe, üblicherweise mit Trikotnummer 1.
Hooker (Hackler): Spieler in der Mitte der ersten Gedrängereihe, üblicherweise mit Trikotnummer 2.
Tight-Head Prop (rechter Pfeiler): Spieler rechts in der ersten Gedrängereihe, üblicherweise mit Trikotnummer 3.
Locks: (Zweite-Reihe-Spieler) Zwei Spieler, die die zweite Reihe bilden und die erste Reihe nach vorne drücken, üblicherweise mit Trikotnummern 4 und 5.
Flanker: Die Nummern 6 und 7 bilden die rechte und linke Flanke des Gedränges, deswegen nennt man sie auch Flügelstürmer.
Number 8: