Allgemeiner Hinweis:
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit haben wir uns entschlossen, durchgängig die männliche (neutrale) Anredeform zu nutzen, die selbstverständlich die weibliche mit einschließt.
Das vorliegende Buch wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder der Autor noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch vorgestellten Informationen resultieren, Haftung übernehmen.
ALLES, WAS MAN WISSEN MUSS
REGELN
TAKTIKEN
HINTERGRÜNDE
Bildnachweis
Cover: © dpa picture alliance
Bilder Innenteil: S. 44, 46, 48, 50, 52, 54, 56, 58, 60, 62, 64:
Wikimedia Commons
Layout: Annika Naas
Satz: ZeroSoft
Lektorat: Dr. Irmgard Jaeger
Baseball – Alles, was man wissen muss
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© 2019 by Meyer & Meyer Verlag, Aachen
Auckland, Beirut, Dubai, Hägendorf, Hongkong, Indianapolis, Kairo, Kapstadt, Manila, Maidenhead, Neu-Delhi, Singapur, Sydney, Teheran, Wien
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9783840313172
eISBN 978-384033-710-9
E-Mail: verlag@m-m-sports.com
www.dersportverlag.de
1Einleitung
2Was wird denn da gespielt?
2.1Die Grundlagen in aller Kürze
2.1.1Das Spielfeld und die Strikezone
2.1.2Das Duell Pitcher gegen Batter
2.1.3Die Aufgabe der Offensive: Runs erzielen
2.1.4Die Aufgabe der Defensive: Outs erzeugen
2.1.5Innings und Spieldauer
2.2Wir schauen gemeinsam ein Spiel
3Die Geschichte des Baseballsports
3.1Mythen und Fakten zur Entstehung des Spiels
3.2Die Dead-Ball-Ära und der Black-Sox-Skandal
3.3Der Ball lebt wieder
3.4Integration und Expansion
3.5Das Zeitalter des Homeruns und die Rolle leistungsfördernder Substanzen
4Die 10 größten Baseballspieler aller Zeiten
4.1Cy Young
4.2Ty Cobb
4.3Walter Johnson
4.4Babe Ruth
4.5Ted Williams
4.6Jackie Robinson
4.7Willie Mays
4.8Hank Aaron
4.9Barry Bonds
4.10Mike Trout
4.11Bonus: Max Kepler – der deutsche Major Leaguer
5Die Major League Baseball (MLB)
5.1Struktur der Liga und Ablauf der Saison
5.2Die Minor Leagues
5.3Was verdient ein MLB-Spieler?
5.4Spielerverpflichtungen und -transfers
5.4.1Die Draft
5.4.2Die Rule-5-Draft
5.4.3Die Free Agency
5.4.4Die internationale Free Agency
5.4.5Das internationale Prospect-Signing
5.4.6Der Trade
5.4.7Der Waiver
5.4.8Die Minor-League-Option
5.4.9Die Designation for Assignment
5.4.10Der Release
6Taktiken und Techniken
6.1Pitching
6.1.1Mehr als nur Werfen: Die Pitches
6.1.2Die Auswahl der Pitches
6.1.3Vom Starter bis zum Closer
6.2Batting
6.2.1Die Schlagreihenfolge
6.2.2Der Batting Approach
6.3Baserunning
6.4Fielding
6.4.1Die Feldpositionen
6.4.2Taktiken und Variationen in der Defense
6.5Die ungeschriebenen Regeln des Spiels
7Die wichtigsten Baseballstatistiken
7.1Die Rolle von Statistiken im Baseball
7.2Pitchingstatistiken
7.3Offensivstatistiken
7.4Statistiken über das Feldspiel
7.5Wins Above Replacement (WAR)
7.6Der Blick in die Glaskugel
8Baseball in Deutschland und in aller Welt
8.1Baseball in Deutschland
8.2Baseball in anderen Ländern
8.2.1Japan
8.2.2Südkorea
8.2.3Die Karibik
8.2.4Niederlande
8.2.5Italien
8.2.6Australien
8.3Baseball auf internationaler Ebene
8.3.1Weltmeisterschaften: Vom World Cup zum World Baseball Classic
8.3.2Baseball bei Olympia
8.3.3Europa- und sonstige Kontinentalmeisterschaften
9Wie und wo kann man Baseball verfolgen?
9.1Tipps für den Stadionbesuch in den USA
9.1.1Tickets
9.1.2Anreise
9.1.3Im Ballpark vor dem Spiel
9.1.4Während des Spiels
9.1.5Nach dem Spiel
9.2Auf zum lokalen Baseballklub!
9.3Übertragungen im Fernsehen und im Internet
9.4Interessante Websites
9.4.1Englischsprachige Seiten
9.4.2Deutschsprachige Seiten
9.5Fantasybaseball
9.5.1Die Verteilung der Spieler
9.5.2Die Wahl der Kategorien und Positionen
9.5.3Der Spielmodus
9.5.4Langfristig oder immer wieder neu?
9.5.5Ein paar grundlegende Strategien
9.5.6Mitspieler finden
Anhang
1Das Baseballwörterbuch
2Literaturverzeichnis
Einen Baseball mit einem Schläger zu treffen, ist die schwierigste Aufgabe im Sport überhaupt. So lautet jedenfalls eine verbreitete Behauptung und sie ist wohl nicht allzu weit hergeholt. Innerhalb von weniger als einer halben Sekunde gilt es für den Schlagmann zu beurteilen, ob und wo genau ein heranfliegender Ball in der Strikezone ankommen wird, sich für oder gegen einen Schwungversuch zu entscheiden und diesen schließlich so präzise auszuführen, dass der Ball ins Feld fliegt und dort nicht sofort von einem Gegenspieler gefangen oder aufgenommen werden kann. Wo sonst außer im Baseball wird man mit Recht als Spitzensportler angesehen, wenn einem von 10 Versuchen drei gelingen?
Natürlich lässt sich eine Aussage darüber, ob Baseball die schwierigste aller Sportarten ist, kaum seriös belegen – Eishockeyspieler, Kampfsportler und einige andere Athleten hätten in dieser Diskussion sicher ebenfalls gute Argumente auf ihrer Seite. Was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass für mich persönlich Baseball der schönste und spannendste Sport der Welt ist; dass ich dankbar bin, ihn vor einigen Jahren durch Zufall für mich entdeckt zu haben; und dass ich hoffe, die Begeisterung für diesen wunderbaren Sport mithilfe dieses Buchs weitergeben zu können.
Auf dem Weg dahin gilt es zuallererst, mit ein paar unschönen Vorurteilen aufzuräumen. Damit diese im weiteren Verlauf des Buchs nicht zwischen uns stehen, widme ich mich ihnen gleich hier in der Einleitung:
„Baseball ist statisch.“ Das mag auf den ersten Blick so wirken, gerade wenn man es mit Mannschaftssportarten wie Fußball, Handball, Basketball oder Eishockey vergleicht, bei denen sich die Spieler – und mit ihnen das gesamte Spiel – ständig von einer Seite zur anderen bewegen. Tatsächlich ist in Baseball weitaus mehr Bewegung, als es zuerst aussieht. Jeder Spieler hat bei jedem Spielzug seine Aufgabe und seine Laufwege. Baseball ist nicht statisch, sondern geordnet. Gleichzeitig ist es ein sehr vielseitiger, ganzheitlich fordernder Sport: Neben der eingangs erwähnten enormen Hand-Auge-Koordinationsleistung, überhaupt den Ball zu treffen, muss man im Baseball auch schnell rennen, sicher fangen, weit und gezielt werfen können und gedanklich jederzeit auf der Höhe des Geschehens sein.
„Baseball ist langatmig.“ Auch das ist ein Eindruck, der sich schnell verflüchtigt, sobald man sich näher mit dem Baseballsport auseinandersetzt. Formal hat man es drei Stunden lang zwar immer wieder mit der gleichen Grundsituation, dem Duell zwischen Batter und Pitcher, zu tun. Die dahinter liegende Spannung ist jedoch so intensiv, dass es für einen Fußballfan am besten mit einem ständigen Elfmeterschießen vergleichbar ist.
In einer Hinsicht ist der Begriff „langatmig“ durchaus angebracht: Um beim Baseball erfolgreich zu sein, kommt es ganz stark darauf an, einen langen Atem zu haben. Das gilt in körperlicher Hinsicht, denn man muss seinen Körper stundenlang über diverse Phasen der Be- und Entlastung in der Lage halten, punktgenau sportliche Höchstleistungen abzurufen; und es gilt in mentaler Hinsicht, denn Unkonzentriertheiten werden im Baseball gnadenlos bestraft und für alle Zeiten dokumentiert, gleichgültig, ob man gerade erst den Platz betreten hat oder gegen Ende eines Doubleheaders schon seit sechseinhalb Stunden im Einsatz ist.
„Baseball ist kompliziert.“ Das Grundprinzip dieser Sportart ist kinderleicht und jeder, der in der Schule schon mal Brennball gespielt hat, wird es sofort verstehen. Zugegeben, der Teufel steckt im Detail und einige Regeln und Abläufe durchschaut man nicht unbedingt sofort, wenn man zum ersten Mal beim Zappen bei einem Baseballspiel hängen geblieben oder aus welchen Gründen auch immer in ein Baseballstadion geraten ist. Aber dafür gibt es ja dieses Buch.
Das Buch richtet sich zum einen an komplette Neulinge und soll deren grundlegende Fragen beantworten.
Worum geht es beim Baseball überhaupt?
Wie ist der Ablauf einer Saison, wie der Kader eines Teams organisiert?
Welche Positionen gibt es, welche taktischen Überlegungen prägen das Spiel?
Was bedeuten die vielen Zahlen, die einem während einer Übertragung um die Ohren fliegen?
Es sollen mit diesem Buch aber auch die Leserinnen und Leser auf ihre Kosten kommen, die schon ein Grundwissen über Baseball mitbringen und dieses vertiefen möchten. Wenn es mir gelingt, dass jeder, der dieses Buch liest, in jedem Unterkapitel mindestens eine Sache dazulernt oder auf etwas aufmerksam wird, das er vorher noch nicht bewusst wahrgenommen hatte, dann bin ich ein zufriedener Autor.
Die Major League Baseball (MLB) ist mit Abstand die wichtigste Baseballliga der Welt, einerlei, ob man bei dieser Einstufung nach Spielniveau, Zuschauerzahlen, Spielergehältern oder generierter Aufmerksamkeit in den Medien geht. Es ist damit geradezu zwangsläufig, dass die MLB in einem Einführungsbuch über Baseball einen gewissen Schwerpunkt bildet. Doch Baseball ist ein Sport mit weltweiter Verbreitung, der in mehreren Ländern professionell und in fast allen anderen – zum Beispiel in Deutschland – als Amateursport gespielt wird. Auch das werde ich angemessen würdigen.
Bei den grundlegenden Beschreibungen des Spiels sowie in den Taktik- und Statistikkapiteln habe ich mich bemüht, diese so weit wie möglich allgemeingültig anzulegen, wenngleich die von mir angeführten Beispiele sich meistens auf die MLB beziehen werden.
Ein ausführliches Baseballwörterbuch ganz am Ende rundet das Buch ab. Auf diese Weise ist es mir zum einen möglich, den Lesefluss im Hauptteil nicht durch zu viele technische und begriffliche Erklärungen unterbrechen zu müssen. Zum anderen stehen diese Erklärungen aber jederzeit zur Verfügung und können sowohl während als auch nach dem Durchlesen der Hauptkapitel als kleines Nachschlagewerk genutzt werden.
Baseball ist ein ganz einfaches Spiel: Man schlägt einen Ball mit einem Schläger und rennt auf einer quadratischen Strecke. Wer nach rund 110 m wieder da ankommt, wo er losgelaufen ist, erhält einen Punkt, den sogenannten Run. Wer die meisten Runs erzielt, gewinnt.
Wenn man in die Details geht, wird es natürlich ein bisschen komplizierter. Insbesondere die Anwesenheit eines gegnerischen Teams erschwert die Sache ganz erheblich. Das hat Baseball mit anderen Mannschaftssportarten gemeinsam. In vielen Eigenschaften ist Baseball allerdings anders als die meisten Mannschaftssportarten:
Auf dem Spielfeld hat nicht jede Mannschaft ihre eigene Seite. Stattdessen spielt man abwechselnd und immer in dieselbe Richtung.
Nur ein Teil des Feldes – das Infield – hat eine vorgegebene Form und fest geregelte Maße. Der andere Teil – das Outfield – ist auf jedem Baseballplatz unterschiedlich groß und unterschiedlich geformt und obendrein oft asymmetrisch.
Spielzüge finden nicht nur im Feld, sondern auch jenseits der Auslinien statt.
Obwohl Teams von je neun aktiven Spielern gegeneinander antreten, stehen sie nie alle gleichzeitig auf dem Feld; im Mittelpunkt des Geschehens steht über weite Strecken des Spiels ein 1:1-Duell.
Nicht das angreifende, sondern das verteidigende Team ist in Ballbesitz.
Punkte werden dementsprechend nicht durch den Ball erzielt, sondern ausschließlich durch die Spieler.
Das Baseballspiel ist zeitlich nicht begrenzt.
Es gibt – von seltenen Ausnahmen abgesehen – keine Unentschieden.
Das alles trägt dazu bei, dass Baseball für uns überwiegend mit Fußball aufgewachsene Europäer etwas weniger intuitiv nachvollziehbar ist als zum Beispiel Handball, Basketball, (Eis-)Hockey, Football oder Rugby. Aber es lohnt sich, das bisschen Zeit zu investieren, um sich in dieses spannende und vielschichtige Spiel hineinzudenken. Die folgenden Seiten sollen dabei eine Hilfe sein.
Das Spielfeld besteht aus zwei Teilen, dem Infield und dem Outfield. Beides zusammen bildet das Fair Territory, also den Bereich, in dem der Ball regulär ins Spiel gebracht werden kann.
Die Maße des Infields sind verbindlich vorgegeben. Es hat die Form einer Raute, genauer gesagt, die eines auf der Spitze stehenden Quadrats – in Baseballsprache nennt man es den Diamond. Die untere Spitze des Diamonds ist die 17 Zoll (43,18 cm) breite Homeplate, der Dreh- und Angelpunkt des Spiels. Von dort wird der Ball geschlagen und dorthin muss man zurückkehren, um einen Run zu erzielen. Auf dem Weg muss man entgegen dem Uhrzeigersinn jede der drei Bases berühren, die die anderen drei Ecken des Diamonds markieren. Die Seitenlängen des Diamonds betragen 90 Fuß (27,43 m). In der Mitte des Infields befindet sich der Mound, ein 10 Zoll (25 cm) hoher Hügel, von dem der Pitcher den Ball wirft.
Auf dem Mound ist die Pitcher‘s Plate platziert, umgangssprachlich Rubber genannt. Vom Rubber bis zur Homeplate sind es genau 60 Fuß und sechs Inches (18,44 m). Das ist die Entfernung, aus der der Pitcher mit einem schnellen und gezielten Wurf die Strikezone treffen soll. Die Strikezone hat die Breite der Homeplate und ist in ihrer Höhe vom jeweiligen Schlagmann (Batter) abhängig: Sie beginnt unter seinen Knien und endet auf Höhe der Mitte seines Oberkörpers. Der Batter selbst steht in einer Kreidebox neben der Homeplate – links davon (aus Sicht des Catchers), wenn er Rechtshänder ist, als Linkshänder rechts davon.
Im Gegensatz zum Infield ist das Outfield in seinen Ausmaßen nicht fest geregelt. Es wird rechts und links begrenzt durch die Foullinien, welche aus der Verlängerung der Strecken zwischen Homeplate und First Base bzw. Third Base entstehen. Am Ende jeder Foullinie steht der Foulpost, eine hohe Stange, die die Beurteilung erleichtert, ob ein weiter Schlag das Feld im Fair Territory überquert hat oder nicht. Die Entfernung zwischen der Homeplate und den Foulposts beträgt in den Ballparks der MLB zwischen 302 und 355 Fuß (92 bis 108 m). Es ist nicht ungewöhnlich, dass in einem Ballpark das Rightfield (das Outfield hinter der ersten Base) und das Leftfield (das Outfield hinter der dritten Base) unterschiedlich groß sind.
Die tiefste Stelle des Feldes befindet sich in der Regel im Centerfield, also in der Mitte des Outfields. In der MLB variiert die Tiefe des Centerfields von 395 bis 420 Fuß (120 bis 128 m). Die Grenze des Outfields bildet ein Zaun oder eine Mauer. Die Höhe dieser Begrenzung ist ebenfalls nicht festgelegt. Oft wird eine besonders kurze Felddimension eines Ballparks durch ein entsprechend höheres Grenzbauwerk kompensiert. Das berühmteste Beispiel dafür ist die Green Monster genannte Mauer im Leftfield von Fenway Park in Boston. Aufgrund der Unterschiede zwischen den Spielfeldern und Ballparks gibt es oft Ground Rules, also Regeln, die speziell auf die Eigenheiten des jeweiligen Stadions zugeschnitten sind.
Der Kern des Spiels besteht darin, dass ein Spieler des verteidigenden Teams – der Pitcher – den Ball wirft und ein Schlagmann des angreifenden Teams – der Batter – versucht, den Ball mit seinem Schläger zu treffen. Dafür hat der Batter drei Versuche, genannt Strikes. Nach drei Strikes ist der Batter aus, der Pitcher hat das Duell per Strikeout gewonnen.
Der Pitcher hat seinerseits nur eine begrenzte Anzahl von Versuchen, dem Batter ein paar ordentliche Würfe anzubieten. Ein ordentlicher Wurf in diesem Sinne liegt vor, wenn der Ball in der Strikezone ankommt. Kommt der Ball außerhalb der Zone an und versucht der Batter auch nicht, danach zu schwingen, so wird dem Pitcher ein Fehlwurf angerechnet. Nach vier Fehlwürfen, sogenannten Balls, gewinnt automatisch der Batter das Duell und darf auf die erste Base vorrücken. Diesen Vorgang nennt man Base on Balls oder kurz: Walk.
Die Entscheidung über Strikes und Balls trifft der hinter der Homeplate stehende Umpire (Schiedsrichter). Wenn der Batter nach dem Ball schwingt und nicht trifft, ist es in jedem Fall ein Strike. Schwingt er nicht, muss der Umpire beurteilen, ob der Ball die Strikezone durchquert hat oder nicht. Neben Balls und Strikes gibt es noch den Foulball. Das bedeutet, dass der Batter den Ball trifft, dieser aber nicht ins Fair Territory, sondern nach hinten oder zur Seite fliegt. Ein Foulball zählt als erster oder zweiter Strike, führt aber nicht zum Strikeout.
Das Duell zwischen Pitcher und Batter kann dadurch theoretisch unendlich lange dauern. Das bislang längste Duell in einem MLB-Spiel lieferten sich am 22. April 2018 der Pitcher Jaime Barria von den Los Angeles Angels und der Batter Brandon Belt von den San Francisco Giants. Erst nach 21 Pitches brachte Belt damals den Ball ins Spiel – allerdings so schwach, dass der Verteidigung ein leichtes Aus gelang.
Die Verteidigung, bestehend aus den im Feld verteilten Spielern des gegnerischen Teams, kommt nur in rund zwei Dritteln der Fälle ins Spiel. Die restlichen Duelle klären Pitcher und Batter unter sich – sie enden mit einem Strikeout, einem Walk oder einem Homerun und lassen den Feldspielern somit keine Möglichkeit des Eingreifens.
Der Homerun ist das Beste, was dem Batter passieren kann. Er schlägt den Ball so fest und weit, dass dieser über das gesamte Feld hinweg sowie über den Zaun aus diesem hinaus fliegt. In dem Fall darf der Batter ungehindert über alle Bases und die Homeplate laufen und einen Run erzielen. Besser noch: Wenn es vor dem Batter schon weitere Angreifer auf eine der Bases geschafft hatten, kommen auch sie alle über die Homeplate. Einen Homerun, bei dem alle drei Bases besetzt waren und somit vier Runs auf einen Schlag erzielt werden, nennt man einen Grand Slam.
Homeruns sind die sicherste und spektakulärste Methode, um Runs zu erzielen, aber sie sind bei Weitem nicht die einzige. Lange Zeit in der Geschichte des Baseballs waren Homeruns eher eine Ausnahme; erst seit 1994 kommt im Durchschnitt regelmäßig etwas mehr als ein Homerun pro Spiel und Mannschaft vor. Die klassische und immer noch häufigste Art des Runscorings besteht darin, erst mal auf eine Base zu kommen und dann schrittweise vorzurücken, während die Mitspieler am Schlag sind.
Auf Base kommt man üblicherweise auf eine von drei Arten: per Walk, per Hit by Pitch oder per Basehit. Den Walk habe ich oben bereits erklärt. Ein Hit by Pitch bedeutet, dass der Batter automatisch auf die erste Base darf, weil der Pitcher ihn mit dem Ball am Körper getroffen hat; die Konsequenz ist also die Gleiche wie beim Walk.
Ein Batter, der mit seinem Schläger den Ball getroffen und ins Spielfeld befördert hat, übernimmt eine neue Rolle: Er wird zum Runner. Sein erstes Ziel besteht darin, die erste Base schneller zu erreichen, als die verteidigende Mannschaft es schafft, den Ball dorthin zu bringen. Wenn ihm das gelingt, hat er einen Basehit erzielt. Sofern die Spielsituation es erlaubt, kann der Runner gleich zur nächsten Base weiterrennen. Das tut er auf eigenes Risiko, denn zwischen den Bases ist er Freiwild und kann von der Abwehr leicht ausgemacht werden, sofern diese den Ball unter Kontrolle hat. Je nachdem, ob man es bei einem Hit bis zur ersten, zweiten oder dritten Base schafft, spricht man von einem Single, Double oder Triple.
In seltenen Fällen gelingt es sogar, den ganzen Weg um die Bases bis zur Homeplate zurückzulegen, ohne dass der Ball über den Zaun geschlagen wurde. Für einen solchen Inside-the-Park-Homerun muss man in der Regel sehr schnell sein und zusätzlich das Glück haben, dass der Ball im hintersten Eck des Feldes landet und am besten noch unberechenbar aufspringt.
Nachdem der Runner auf einer Base stehen geblieben ist, kommt der nächste Batter an den Schlag und der Runner lauert auf die Chance, weiter vorzurücken. Die Gelegenheit dazu hat er vor allem, wenn einer seiner Mitspieler den Ball ins Spiel bringt. Aber auch ohne dies kann er Fehler und Unaufmerksamkeiten der Defensive nutzen, um voranzukommen. Außerdem darf der Runner immer dann ungehindert eine Base weiterlaufen, wenn er seine aktuelle Base freimachen muss, weil durch einen Walk oder Hit by Pitch ein Runner nachrückt. Denn auf einer Base darf nie mehr als ein Runner stehen.
Natürlich wünscht man sich als angreifendes Team, einen Batter nach dem anderen auf Base zu bekommen, dabei immer wieder Runs über die Homeplate zu bringen und zwischendurch auch den einen oder anderen Homerun zu schlagen. In der Realität ist das leichter gesagt, als getan. Deshalb ist es oft nötig, sich taktischer Maßnahmen zu bedienen, die darauf ausgerichtet sind, um mit allen Mitteln wenigstens einen einzigen Run zu erzielen.
Zu diesen Mitteln gehört zum Beispiel der Bunt: Der Batter lässt den Ball locker vom Schläger abtropfen, was vorhandenen Runnern die Zeit verschaffen soll, eine Base weiterzukommen, auch wenn es für den Batter selbst meistens zum Aus führt.
Eine Technik mit ähnlichem Ziel ist der Sacrifice Fly: Man schlägt den Ball hoch ins Outfield und muss davon ausgehen, dass der Ball aus der Luft zum Flyout (siehe unten) gefangen wird. Aber einem Runner auf der dritten Base ermöglicht das Manöver in der Regel, von dort zur Homeplate zu laufen und den erhofften Run zu holen. Dieser Spielzug setzt voraus, dass die Offensivmannschaft zuvor weniger als zwei Outs auf dem Konto hat. Mehr über Offensivtaktiken gibt es in den Kap. 6.2 und 6.3 zu lesen.
Im Baseball ist im Gegensatz zu den meisten anderen Ballsportarten nicht die angreifende, sondern die verteidigende Mannschaft in Ballbesitz. Mit dem Ball werden keine Punkte erzielt, sondern Outs. Outs sind überlebenswichtig, denn es gibt keine Möglichkeit, den Schlagdurchgang des Gegners zu beenden, außer durch das Erzielen von drei Outs.
Es gibt diverse Arten, auf die ein Out bewerkstelligt werden kann. Zu den wichtigsten Methoden gehören die folgenden:
Das Strikeout: Dem Pitcher gelingt es, gegen einen Batter drei Strikes zu werfen. Damit ist dieser aus. Ausnahme: Wenn der Ball beim dritten Strike vom Catcher nicht gefangen wird und die erste Base unbesetzt ist oder es bereits zwei Outs gab, darf der Batter versuchen, die erste Base zu erreichen.
Das Flyout: Wird ein geschlagener Ball direkt aus der Luft gefangen, so ist der Batter aus und etwaige Baserunner müssen zu der Base zurückkehren, die sie vor dem Schlag besetzt hatten. Ein Flyout kann sowohl im Fair Territory als auch im Foul Territory erzielt werden.
Das Forceout: Wenn der Ball die erste Base vor dem Batter erreicht und ein Abwehrspieler diese Base berührt, während er den Ball in der Hand oder im Handschuh hat, so ist der Batter aus. Diese Regel gilt analog an jeder Base, die ein Runner erreichen muss. Steht ein Runner an der ersten Base, so muss er beim nächsten Schlag eines Mitspielers zwingend weiter zur zweiten Base, weil er die erste Base für diesen freimachen muss. Daher ist in dem Fall auch an der zweiten Base ein Forceout möglich. Das Gleiche gilt auch an der dritten Base und an der Homeplate, sofern alle vorherigen Bases besetzt sind. Wenn nach einem Flyout der Runner zur Ursprungsbase zurücklaufen muss und das nicht schnell genug schafft, ist an dieser Base ein Forceout möglich. Sofern die Abwehr schnell Kontrolle über den Ball bekommt, kann sie in solchen Situationen zwei Outs in einem Spielzug erzielen, ein sogenanntes Double Play. Die häufigste Art des Double Plays besteht darin, dass der Ball zuerst an die zweite Base und von dort direkt weiter zur ersten Base geworfen wird.
Das Tagout: Jeder Spieler, der keinen Kontakt zu einer Base hat, kann durch Berühren (Taggen) mit dem Ball in der Hand oder im Handschuh ausgemacht werden. Es gibt zwei Ausnahmen: Bei einem Walk oder sonstigem „angeordneten“ Vorrücken ist kein Taggen möglich; wenn man die erste Base überrennt und anschließend direkt zu ihr zurückkehrt, kann man ebenfalls nicht getagt werden.
Die Offensivspieler treten gemäß einer festgelegten Reihenfolge nacheinander gegen den Pitcher an. Das geht so lange, bis die Defensivmannschaft drei Outs erzielt hat. Mit dem dritten Out wechselt das Angriffsrecht.
Ein Baseballspiel hat keine feste Spieldauer. Stattdessen ist die Zahl der Innings festgelegt, die zu absolvieren sind. Ein Inning besteht aus je einem Schlagdurchgang pro Team. In den Profi- und hohen Amateurligen von der Bundesliga bis zur MLB dauert ein Spiel in der Regel neun Innings. In jedem Inning ist zuerst die Auswärtsmannschaft am Schlag. Die neun Spieler dieser Mannschaft treten nacheinander gegen den gegnerischen Pitcher an.
Das geht so lange, bis die andere Mannschaft drei Outs erzielt hat. Damit wechselt das Angriffsrecht zum anderen Team und es beginnt das zweite Halbinning. Man spricht bei den beiden Halbinnings auch von der oberen und unteren Hälfte des Innings. Das kommt daher, dass bei der Punkteanzeige (siehe Kap. 2.2) stets das Auswärtsteam oben steht und das Heimteam unten.
Es wird immer so lange gespielt, bis der Sieger feststeht. Das heißt zum Beispiel, wenn nach achteinhalb Innings die Heimmannschaft vorne liegt und das letzte Halbinning somit nichts mehr am Ausgang des Spiels ändern kann, außer das Ergebnis nach oben zu treiben, dann wird dieses Halbinning nicht mehr gespielt. Gelingt es der Heimmannschaft, während des letzten Innings in Führung zu gehen, endet das Spiel ebenfalls sofort. Andererseits werden, wenn es nach neun Innings unentschieden steht, so lange Extrainnings angehängt, bis ein Sieger gefunden ist.
Ein zügig durchgeführtes Baseballspiel kann nach rund zwei Stunden beendet sein, üblich sind eher drei Stunden. Dadurch, dass es normalerweise keine Unentschieden gibt (Ausnahmen sind möglich, wenn es zu wetter- oder dunkelheitsbedingten Abbrüchen kommt), können Spiele auch mal sehr viel länger dauern. Das längste MLB-Spiel aller Zeiten fand 1984 zwischen den Milwaukee Brewers und den Chicago White Sox statt und dauerte acht Stunden und sechs Minuten. Die White Sox gewannen damals nach 25 Innings mit 7:6.
In einigen Ligen gibt es spezielle Regeln, die die Spieldauer beeinflussen können. In der japanischen Profiliga werden reguläre Saisonspiele nach spätestens 12 Innings beendet und zur Not mit einem Unentschieden gewertet. Im Jugend- und Amateurbereich werden Extrainnings mit automatischen Runnern auf der ersten und/oder zweiten Base begonnen, um zu einer schnelleren Entscheidung zu kommen. Zudem gibt es in den meisten Ligen – aber nicht in der MLB – sogenannte Mercy Rules. Diese legen fest, dass bei einer hohen Führung von zum Beispiel 10 oder 15 Runs Abstand nach einer bestimmten Zahl von Innings aufgehört wird. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass sehr einseitige Partien unnötig in die Länge gezogen werden.
Man kann einen Sport bis zu einem gewissen Grad abstrakt beschreiben, wie ich es auf den vorangegangenen Seiten versucht habe. Am meisten lernt man aber doch, indem man einfach mal ein Spiel ansieht und sich das Geschehen auf dem Platz von jemandem erklären lässt. Genau das habe ich in diesem Kapitel vor. Man kann es natürlich auch einfach so lesen, aber ich möchte ausdrücklich dazu einladen, parallel zum Lesen das betreffende Spiel mit mir zusammen anzuschauen.
Die MLB stellt dankenswerterweise viele Partien aus beendeten Spielzeiten kostenlos auf YouTube® zur Verfügung. Ein solche Partie habe ich ausgewählt und dabei darauf geachtet, dass sie ein möglichst abwechslungsreiches erstes Inning bietet. Es handelt sich um das zweite Spiel der American League Championship Series (ALCS) 2018 zwischen den Boston Red Sox und den Houston Astros. Man findet es im offiziellen YouTube®-Kanal der MLB unter https://youtu.be/SWB_uB8Pu5A. Wir reden hier über den Abschnitt ab Spielbeginn bei Minute 6:00 bis zum Ende des ersten Innings bei Minute 35:10 des Videos.
Da es ein Heimspiel der Boston Red Sox ist, haben die Houston Astros das erste Schlagrecht. Ihre Spieler treten in der Reihenfolge an, die vom Manager des Teams vor dem Spiel festgelegt und bekannt gegeben wurde. Ganz oben auf der Liste steht George Springer, der somit als Erster in die Batter’s Box tritt – von der Homeplate aus gesehen in die linke, weil er Rechtshänder ist. Derweil haben die Red Sox in dieser oberen Hälfte des Innings die Aufgabe, Punkte zu verhindern. Ihr Starting Pitcher David Price steht auf dem Mound, Catcher Christian Vazquez kauert hinter der Homeplate, die restlichen sieben Spieler haben ihre jeweiligen Positionen im Feld eingenommen.
Der erste Pitch geht links an der Strikezone vorbei, Springer versucht auch nicht, danach zu schwingen. Daher entscheidet der hinter dem Catcher stehende Umpire auf Ball. Man sieht das daran, dass er keine große Gestik ausübt. Den Unterschied dazu sehen wir beim zweiten Pitch, denn dieser geht klar durch die Strikezone und somit zeigt der Umpire einen Strike an, indem er nach rechts zeigt und etwas schreit. Dieser Schrei hört sich übrigens bei jedem Umpire etwas anders an und hat meistens nur ganz entfernte Ähnlichkeit mit dem Wort „Strike“.
Für die Zuschauer gibt es im TV-Bild einige eingeblendete visuelle Hilfen. Das weiße Rechteck stellt die Strikezone des Schlagmanns dar, von den Knien bis knapp über den Gürtel. Der kleine Punkt und die Zahl, die kurz nach dem Einschlagen des Balls im Handschuh des Catchers angezeigt wird, gibt die genaue Verortung des Pitches in der Strikezone und die Geschwindigkeit des Wurfs in Meilen pro Stunde an. Bei Prices drittem Pitch schwingt Springer zum ersten Mal den Schläger. Er trifft den Ball, der relativ kurz und hoch ins Feld fliegt. So eine Flugbahn wird als Pop-up bezeichnet und ist meistens leichte Beute für die Abwehr. So auch in diesem Fall, in dem der First Baseman den Ball locker aus der Luft pflückt. Das ist das erste Out und Springer kehrt zurück in den Dugout.
Nach einer kurzen Rückblende zu einem früheren Spiel geht es weiter mit dem zweiten Batter der Astros: José Altuve, ebenfalls ein Rechtshänder. Der erste Pitch ist wieder ein Ball links an der Strikezone vorbei. Der zweite Pitch geht zwar ebenfalls an der Strikezone vorbei, aber dieses Mal versucht Altuve, danach zu schwingen. Ein verfehlter Schwung ist in jedem Fall ein Strike. Nach dem dritten Pitch schwingt Altuve erneut und dieses Mal trifft er, doch der Ball fliegt nach hinten weg. Es ist somit ein Foulball und wird in diesem Fall als Strike behandelt. Der Count, also quasi der Spielstand zwischen dem Pitcher und dem Batter, ist nun 1:2. Das heißt, es gab in diesem Duell bisher einen Ball und zwei Strikes. 1:2 ist ein vorteilhafter Count für den Pitcher, denn er braucht nur noch einen Strike für ein Strikeout, kann sich aber andererseits noch mehrere Balls erlauben.
Beim nächsten Pitch schlägt Altuve erneut einen Foulball. Da ein Foulball nur dann als Strike zählt, wenn es nicht der dritte wäre, wird dieser nicht gezählt. Der Count bleibt bei 1:2. Die nächsten beiden Pitches verfehlen die Strikezone, es sind Balls und der Count lautet nun 3:2. Das nennt man auch einen Full Count, weil keine weiteren Balls oder Strikes mehr hineinpassen, sondern unweigerlich entweder zum Walk oder zum Strikeout führen. In dem Fall wird es ein Walk, denn Altuve beweist ein gutes Auge und sieht, dass der Ball zu tief ankommt. Der Umpire entscheidet zum vierten Mal auf Ball, daher darf Altuve ungehindert die erste Base einnehmen.
Alex Bregman ist der dritte Batter der Astros. David Price muss nun immer auch den Baserunner im Auge haben, denn Altuve ist ein schneller Spieler und könnte durchaus versuchen, eine Base zu stehlen, wenn der Pitcher und der Catcher mal nicht aufpassen. Von Basestealing spricht man, wenn ein Runner ohne Aktion des Schlagmanns oder einen Fehler der Defensivmannschaft eine Base vorrückt. Dazu muss er schnell und gut getimt losrennen und geht ein hohes Risiko ein, ausgemacht zu werden.
Price beginnt das Duell mit einem Strike. Der zweite Pitch ist außerhalb der Strikezone, aber Bregman zuckt mit dem Schläger. Nun muss der Umpire an der ersten Base beurteilen, ob Bregman mehr als zur Hälfte durchgeschwungen hat. In dem Fall wäre es ein Strike, aber der Umpire signalisiert, dass Bregman rechtzeitig zurückgezogen hat und es somit ein Ball war. Der nächste Pitch ist genau an der Grenze der Strikezone, der Umpire entscheidet auf Ball. Das hätte man auch anders sehen können, aber er hat das letzte Wort.
Es folgen ein Foulball sowie ein weiterer Ball, sodass sich erneut ein Full Count ergibt. Der folgende Pitch verfehlt die Strikezone deutlich, auch Bregman hat somit einen Walk herausgeholt. Weil er auf die erste Base rückt, rückt Altuve automatisch auf die zweite Base vor. Die Spielsituation, die man auch anhand der Einblendung oben links im Video nachvollziehen kann, ist nun also, dass ein Spieler aus ist und sich zwei Baserunner im Spiel befinden. Ein ordentlicher Schlag ins Feld könnte bereits den ersten Run nach Hause bringen.
Nächster Schlagmann ist Yulieski Gurriel. Für ihn läuft es nicht besonders gut: Er lässt zuerst einen Strike durch, dann schwingt er nach einem hohen Pitch und verfehlt ihn. Im Count liegt der Batter nun schon 0:2 zurück und als der dritte Pitch gerade noch in der Strikezone landet, entscheidet der Umpire korrekt, dass dies der dritte Strike war und Price somit ein Strikeout gegen Gurriel gelungen ist. Das ist das zweite Aus in diesem Halbinning.
Tyler White ist die Nummer fünf in Houstons Lineup. Auch White lässt den ersten Pitch durch. Strike eins. Nach dem zweiten schwingt er, streift ihn aber nur mit dem Schläger und der Ball landet auf seinem Fuß. Foulball und somit Strike zwei. Auch beim dritten Pitch schwingt White, doch dieses Mal verfehlt er den Ball ganz. Strike drei und somit Strikeout. Das war das dritte Aus, damit ist der erste Schlagdurchgang der Astros beendet. Sie haben zwar zwei Spieler auf die Bases gebracht, aber keinem von ihnen ist es gelungen, den vollständigen Weg über alle Bases bis zur Homeplate zurückzulegen. Daher endet die obere Hälfte des ersten Innings ohne zählbaren Erfolg. In die Spielstatistik gehen die zwei Baserunner als Left on Base, auf den Bases zurückgelassen, ein.
Nach zwei Minuten Pause geht es weiter mit der unteren Hälfte des ersten Innings. Die Rollen sind nun genau andersherum: Die Red Sox lassen ihre Schlagleute antreten, während die Astros für das Pitching und die Abwehr im Feld verantwortlich sind. Der Starting Pitcher der Astros für dieses Spiel ist Gerrit Cole.
Mookie Betts tritt als erster Schlagmann für die Red Sox an. Er lässt die ersten vier Pitches passieren: einen Strike und drei Balls. Der Count lautet somit 3:1. Das ist ein vorteilhafter Count für den Batter, denn er kann sich beim Warten auf einen gut schlagbaren Pitch gefahrlos mindestens einen weiteren Wurf ansehen; der Pitcher hingegen ist nun gezwungen, in die Strikezone zu werfen, wenn er keinen Walk riskieren will.
Tatsächlich wirft Cole einen relativ riskanten Pitch auf den Rand der Strikezone. Betts schwingt danach und trifft den Ball so gut, dass dieser in hohem Bogen ins Outfield fliegt. Wäre der Schlag ein paar Meter länger gewesen, wäre es ein Homerun und Betts hätte ungehindert die Bases umrunden können. Wäre der Ball hingegen etwas kürzer geflogen, hätte der Verteidiger ihn aus der Luft gefangen und Betts wäre aus. Da der Ball aber die Mauer trifft, befindet er sich im Spiel. Betts darf weiterrennen und erreicht problemlos die zweite Base. Der Feldspieler, der den Ball aufgenommen hat, hat die Situation richtig eingeschätzt und den Ball sofort in Richtung dritte Base geworfen, um ein weiteres Vorrücken des Runners zu verhindern. Dies war der erste Basehit des Spiels, genauer gesagt, ein Double.